ZEMA Zentrale Melde- und Auswertestelle für Störfälle und Störungen in verfahrenstechnischen Anlagen

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Transkript:

TÜV-Süddeutschland Immissionsschutz und Störfallvorsorge 6. November 2002, München Auswertungen von Störfällen und Betriebsstörungen nach Störfall-Verordnung Hans-Joachim Uth Umweltbundesamt ZEMA Zentrale Melde- und Auswertestelle für Störfälle und Störungen in verfahrenstechnischen Anlagen

Warum Unfallauswertung?

Was kann gelernt werden? die Entwicklung der Sicherheitstechnik, bzw. -organisation

Was kann gelernt werden? die Entwicklung der Sicherheitstechnik, bzw. -organisation das Verhalten technischer Systeme

Was kann gelernt werden? die Entwicklung der Sicherheitstechnik, bzw. -organisation das Verhalten technischer Systeme das Verhältnis von Mensch - Technik.

Zwei Fragestellungen :

Zwei Fragestellungen : Auswertung des Einzelfalls

Zwei Fragestellungen : Auswertung des Einzelfalls Auswertung der Gesamtheit

Zwei Antworten :

Zwei Antworten : Auswertung des Einzelfalls liefert Erkenntnisse z.b. über : Umgang chemischen Stoffen (LPG, Chlor) Umgang mit konkreten Verfahrensweisen Umgang mit konstruktiven Einheiten in der Anlage

Zwei Antworten : Auswertung der Gesamtheit liefert Erkenntnisse z.b. über : Orientierung der Kräfte zur Störfallprophylaxe, Entwicklung grundlegender Sicherheitskonzepte, Unterstützung politisch-regulatorischer Entscheidungen

Facit?

Facit : Die systematische Auswertung von Ereignissen setzt deren Erfassung voraus.

Facit : Die systematische Auswertung von Ereignissen setzt deren Erfassung voraus. Dazu sind eine große Anzahl von Erfassungs- /Berichtssystemen geschaffen worden.

Zentrale Störfallmelde und -Auswertestelle (ZEMA) am UBA

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Meldetatbestände nach StörfallV Störfälle i.s. Anhang VI Teil 1 Nr I Beinaheereignisse i.s. Anhang VI Teil 1 Nr II Potentielle Störfälle i.s. Anhang VI Teil 1 Nr III

Empfehlung der SFK (28. Sitzung am 3./4. November 1998) Sicherheitstechnische Bedeutsamkeit ist zu vermuten bei: 1. neue Erkenntnisse über: Stoffeigenschaften Materialeigenschaften, Auslegung und Fertigung von Anlagenteilen Funktionsweisen von Komponenten und Systemen Versagen von technischen und organisatorischen Systemen 2. Erfahrungen zur Wirksamkeit der Störfallbegrenzung bei: Störungserkennung und Lagebeurteilung Rettungs- und Abwehrreaktionen technische Begrenzungsmaßnahmen Kommunikation Dekontamination Die Entscheidung über den einschlägigen»wert«eines Ereignisses setzt im Allgemeinen eine systematische Untersuchung im Rahmen des Sicherheitsmanagementsystems des Betreibers voraus.

Aufgaben der ZEMA Erfassung, Auswertung und Weiterleitung der Störfall- Meldungen; Berichte über Störfälle in SEVESO-Betrieben; Auswertung von internationalen Störfällen; Herausgabe von Jahresberichten; Informationsaustausch mit anderen Störfallauswertestellen ( ECE, OECD, EPA ); Erstellung von Auswertungen und Sondergutachten.

Melde- und Informationsfluß bei Eintritt von Ereignissen nach Störfall-Verordnung Ereignis Betreiber zuständige Aufsichtsbehörde Sachverständige Umweltministerium des Landes Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) Zentrale Melde- und Auswertestelle für Ereignisse nach Störfall-Verordnung (ZEMA) im Umweltbundesamt Datenaustausch-Major Accident Report System Information internationale Organisationen alle Umweltministerien der Länder Arbeitsschutzbehörden der Länder Länderausschuß für Immissionsschutz (LAI) Länderausschuß für Arbeitsschutz und Sicherheitstechnik (LASI) Kommission der Europäischen Union ZEMA-Berichte interessierte (Fach-) Öffentlichkeit Bild 1: Informationsflußdiagramm für Ereignisse nach Störfall-VO

EREIGNIS Betreiber Betreiber Betreiber Betreiber Betreiber Betreiber Betreiber Erfassen und Auswerten von Ereignissen, Erstellen der anonymisierten Kurzinformation Meldestellen der Bundesländer ZEMA Meldestellen der Berufsgenossenschaften Informationssammelstellen der Industrieverbände (DECHEMA u. a.) andere Auswertung der Kurzinformationen, Erarbeitung von Vorschlägen zur Beschlußfassung durch die SFK Unterausschuß "Ereignisauswertung" zur Beratung der SFK Wahrnehmung des Auftrags nach 51a des BImSchG S T Ö R F A L L -K O M M I S S I O N Informationsvermittlung Öffentlichkeit Fachöffentlichkeit

Datenbestand der ZEMA n = 376 (Stand: 8/2002) Berichtsz eitraum Gesamtanzahl Störfälle Betriebsstörungen 1980-73 29 44 1992 1993 42 20 22 1994 34 12 22 1995 27 6 21 1996 30 8 22 1997 27 11 16 1998 38 16 22 1999 41 14 27 2000 24 11 13 2001 20 13 7 (2002 20 16 4) Summen 376 156 220

Datenqualität (Anteil der Meldungen mit weiterführenden Informationen) 2000 1999 1998 Zeitraum z 1997 1996 1995 1994 1993 0 10 20 30 40 50 60 70 80 Anteil in %

Entwicklung der Meldungen 1991-2000

376 Ereignisse (Stand 2002) Informationen erhältlich über : ZEMA - Jahresberichte ( ab 1993) Anfragen (Recherche) an das Umweltbundesamt (ZEMA) Nachfragen zu Einzelereignissen über Länderbehörden INTERNET Angebot der ZEMA (ab 2000)

Wichtigste Ergebnisse der ZEMA Nichtberücksichtigung von Systemfehlern bei konstruktiver Auslegung von Anlagen; Keine Berücksichtigung von abweichenden Betriebszuständen in Betriebsanweisungen; Unzureichende Stoffkenntnisse; Mangelnde Sachkenntnis z.b. bei Wartungsarbeiten, Routinebetrieb; Nichteinhaltung von Betriebsvorschriften....

Schwerpunkte der Mängel bei 29a- Überprüfungen 2000 (TAA-GS-28) Unvollständige Unterweisung Unvollständige Untersuchung von Stoffen Unzureichende Anlagenkonstruktion, z.b. Brand- und Ex-Schutz, PLT-Einrichtungen Unvollständige oder fehlende Betriebsanweisungen Nichtbeachtung von Vorschriften...

Facit: Die Erkenntnisse und Erfahrungen aus der Unfallauswertung und Überwachung sollten systematisch zusammengeführt werden. Es bedarf besonderer Bemühung das Problem der Nichtbeachtung von Regeln aller Art zu lösen

Weitere Informationen des UBA ZEMA im Internet http://www www.umweltbundesamt.de/.de/zema Anlagensicherheit/Störfallvorsorge im Internet http://www www.umweltbundesamt.de/anlagen