Veranstaltungsreihe DUH e.v. und Kreis Dithmarschen Neue Leitungen für die Westküste: Stromnetzausbau für die Energiewende in Schleswig-Holstein? Elektromagnetische Felder und gesundheitliche Auswirkungen Johannes Grützner Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume, Schleswig-Holstein Schlichting, 14. Juni 2012 EMF-Felder, Vortrag Schlichting 14.06.2012 1
Inhalt Elektrische und magnetische Felder (NF) Auswirkungen Grenzwerte Schutz und Vorsorge typische Immissionen Vorgehen in Schleswig-Holstein Foto: Ehrlich, UDE EMF-Felder, Vortrag Schlichting 14.06.2012 2
Elektromagnetisches Spektrum Elektrische und magnetische Felder der Elektrizitätsversorgung EMF-Felder, Vortrag Schlichting 14.06.2012 3
Elektrische u. magnetische Felder Quelle: BfS EMF-Felder, Vortrag Schlichting 14.06.2012 4
Wirkungen Nachgewiesene Wirkungen bei Überschreiten von frequenzabhängigen Schwellenwerten: zunächst Beeinträchtigungen/erhebliche Belästigungen (von einfacher Wahrnehmung bis hin zum Schmerzempfinden) bei höheren Expositionen zu unmittelbaren gesundheitlichen Gefahren. biologischer Mechanismus: Stimulation von elektrisch erregbaren Zellen, z.b. Nerven und Muskelzellen EMF-Felder, Vortrag Schlichting 14.06.2012 5
Wirkungen von Feldern => Basisgrenzwert -orientiert sich an den natürlichen Körperstromdichten Nachgewiesene Wirkungen, v.a.: Influenz, Aufladung, Ableitströme (E-Feld) Elektrische Felder und Ströme im Körper (M-Feld) und -an den Schwellenwerten für nachgewiesene gesundheitliche Wirkungen. Basisgrenzwert: 2 ma/m 2 (für felderzeugte Körperstromdichte) (Quelle: www.bfs.de) EMF-Felder, Vortrag Schlichting 14.06.2012 6
Rechtsgrundlagen (1) Grenzwerte nach Verordnung über elektromagnetische Felder 26. BImSchV - 1996 und EU-Ratsempfehlung vom 12. Juli 1999 EMF-Felder, Vortrag Schlichting 14.06.2012 7
Rechtsgrundlagen (2) ( aus Basisgrenzwerten abgeleitete ) Grenzwerte NF ( 3, Satz 1 + Anhang zu 3, 26. BImSchV) : Frequenz (Hz) E (kv/m) B (µt) 16 2/3 10 300 50 5 100 ( 3, Satz 2) Dabei bleiben außer Betracht kurzzeitige Überschreitungen der in Satz 1 angegebenen Werte um nicht mehr als 100 vom Hundert, deren Dauer insgesamt nicht mehr als 5 vom Hundert eines Beurteilungszeitraums von einem Tag ausmacht,. Gesetzliche Grenzwerte schützen vor nachgewiesenen gesundheitlichen Wirkungen. EMF-Felder, Vortrag Schlichting 14.06.2012 8
Offene Fragen Leukämie im Kindesalter (> 0.3 µt) Befunde aus epidemiologische Studien statistischer Zusammenhang nicht durch experimentelle Studien gestützt kein biologisch plausibler Wirkmechanismus bekannt seltene Erkrankung (ca. 4-5 Fälle/ 100.000 Kinder pro Jahr in Deutschland), wenn ursächlich, dann 1% der Fälle erklärbar neurodegenerative Erkrankungen Hinweise aus beruflich hoher Exposition widersprüchliche Untersuchungen, nicht experimentell gestützt kein Wirkungsmechanismus bekannt Quelle: BfS EMF-Felder, Vortrag Schlichting 14.06.2012 9
Lösung der offenen Fragen Berücksichtigung dieser wissenschaftlichen Unsicherheiten durch ein zweistufiges Schutzkonzept 1.Grenzwerte nach Stand von W&T 2.Unterhalb der Grenzwerte: Vorsorge Gegenstand der aktuellen Novellierung der 26. Bundes-Immissionsschutzverordnung + Forschung EMF-Felder, Vortrag Schlichting 14.06.2012 10
Repräsentative Werte magnetischer Flussdichten von Haushaltsgeräten gemessen in Mikrotesla (µt), Gebrauchsabstände in Fettdruck Gerät Magnetische Flussdichte bei Magnetische Flussdichte Magnetische Flussdichte bei drei Zentimetern Abstand bei 30 Zentimetern Abstand 1 Meter Abstand Haarfön 6 bis 2000 0,01 bis 7 0,01 bis 0,3 Rasierapparat 15 bis 1500 0,08 bis 9 0,01 bis 0,3 Bohrmaschine 400 bis 800 2 bis 3,5 0,08 bis 0,2 Staubsauger 200 bis 800 2 bis 20 0,13 bis 2 Leuchtstofflamp 40 bis 400 0,5 bis 2 0,02 bis 0,25 e Mikrowellengerät 73 bis 200 4 bis 8 0,25 bis 0,6 Radio (tragbar) 16 bis 56 1 kleiner als 0,01 Küchenherd 1 bis 50 0,15 bis 0,5 0,01 bis 0,04 Waschmaschine 0,8 bis 50 0,15 bis 3 0,01 bis 0,15 Bügeleisen 8 bis 30 0,12 bis 0,3 0,01 bis 0,03 Geschirrspüler 3,5 bis 20 0,6 bis 3 0,07 bis 0,3 Computer 0,5 bis 30 kleiner als 0,01 Kühlschrank 0,5 bis 1,7 0,01 bis 0,25 kleiner als 0,01 Fernsehgerät (Röhrengerät) 2,5 bis 50 0,04 bis 2 0,01 bis 0,15 Bereits in 30 cm Abstand von den meisten Geräten wird der Wert der Grenzwertempfehlung von 100 µt deutlich unterschritten. (Quelle: Berichte der Strahlenschutzkommission, Heft 7, 1997) EMF-Felder, Vortrag Schlichting 14.06.2012 11
Immissionen Magnetfelder 90 80 70 magnetische Flussdichte [µt] 60 50 40 30 20 10 0-50 -45-40 -35-30 -25-20 -15-10 -5 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 (L) senkrechter Abstand von der Trassenmitte [m] (R) Mittelwert_EK Maximum_EK Mittelwert_FL Maximum_FL Magnetische Flussdichten an 380/220 kv Freileitungs- (FL) und Erdkabeltrassen (EK): Maximalwert- und Mittelwert-Querprofile der ausgehend von den aktuellen Messwerten an Messpunkten in 1 m Höhe über dem Erdboden für den maximalen Betriebszustand berechneten magnetischen Flussdichten aller im Rahmen des Vorhabens untersuchten Freileitungs- und Erdkabelkonfigurationen (FL: 15 Konfigurationen, EK: 8 Konfigurationen). Quelle: BfS EMF-Felder, Vortrag Schlichting 14.06.2012 12
Schlussfolgerungen für SH SSK-Empfehlungen 2008: (verabschiedet in der 221. Sitzung der Strahlenschutzkommission am 21./22.02.2008). Die SSK kommt nach Bewertung des aktuellen Wissensstandes zu dem Schluss, dass sich derzeit keine ausreichenden Gründe ergeben, die bestehenden Expositionsgrenzwerte in Frage zu stellen. Aus den vorliegenden Studien lassen sich insbesondere keine belastbaren Kriterien ableiten, die verringerten Vorsorgewerten zugrunde gelegt werden könnten. Angesichts der bestehenden Unsicherheiten entspricht Vorsorgemaßnahmen ergänzen die Grenzwerte im Hinblick auf wissenschaftliche Unsicherheiten und diskutierte, aber nicht nachgewiesene Wirkungen. es jedoch den Grundsätzen des Strahlenschutzes, unnötige Expositionen zu vermeiden bzw. zu minimieren. Empfehlungen Bei Planung, Herstellung und Betrieb von ortsfesten Anlagen zur Energieversorgung sind Maßnahmen zu ergreifen, um Expositionen durch elektrische und magnetische Felder im Rahmen der technischen und wirtschaftlich sinnvollen Möglichkeiten zu minimieren. EMF-Felder, Vortrag Schlichting 14.06.2012 13
SH- Beschleunigungsvereinbarung - Vorsorge Die Netzbetreiber beachten die nachfolgenden Planungsgrundsätze für die Erarbeitung von Trassenalternativen:. 1. weitestgehende Umgehung von Siedlungsbereichen insbesondere Wohngebäuden - mit dem Ziel bei der Herstellung und dem Betrieb von ortsfesten Anlagen zur Energieversorgung die Expositionen durch elektrische und magnetische Felder im Rahmen der rechtlichen, technischen und wirtschaftlich sinnvollen Möglichkeiten zu minimieren, 2. Die Netzbetreiber verpflichten sich, die Menschen vor Ort umfassend über die geplanten Ausbauvorhaben zu informieren. Dazu werden die Netzbetreiber gemeinsam mit den Kreisen im Rahmen der Netzentwicklungsinitiative vor Beginn des förmlichen Verwaltungsverfahrens einen Dialog- und Kommunikationsprozess durchführen.. (Quelle: MWWV SH, http://www.schleswigholstein.de/mwv/de/startseite/downloads/110830_vereinbarung_beschleunigung_netzausbau.html) EMF-Felder, Vortrag Schlichting 14.06.2012 14
Informationen: Link-Liste Internationale Institutionen: WHO ICNIRP www.who.int/peh-emf/en/ www.icnirp.de/ EU- Kommission ec.europa.eu/health/electromagnetic_fields/policy/index_de.htm Nationale Institutionen: BMU Bundesamt für Strahlenschutz Strahlenschutzkommission www.bmu.de/strahlenschutz/ www.bfs.de/de/elektro www.ssk.de/de/ andere EMF-Portal (RWTH Aachen) www.emf-portal.de/_index.php?l=g (Internet-Informationsplattform mit zahlreichen weiteren Links) EMF-Felder, Vortrag Schlichting 14.06.2012 15
Vielen Dank! EMF-Felder, Vortrag Schlichting 14.06.2012 16