Martin Holzapfel. Frühe Maingeschichte Archäologie am Fluss

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Transkript:

Martin Holzapfel Frühe Maingeschichte Archäologie am Fluss Über die Fluss-Geschichte des Mains und die Entwicklung des Maintales sind zahlreiche wissenschaftliche Publikationen erschienen. Sehr umfassend synthetisiert Geyer (2002) in seinem Buch Geologie von Unterfranken und angrenzender Regionen die Geschichte des Mains in seinem geologischen Umfeld. Für einen breiten Leserkreis angelegt ist der Exkursionsführer Geyer & Schmidt-Kaler (2009). Beide Veröffentlichungen haben zahlreiche, sehr eingängige Abbildungen und zitieren viele weiterführende Arbeiten. Dem ist für einen Überblick der Entwicklung des Maintals und einer Darstellung der geologischen Verhältnisse im Detail nichts hinzuzufügen, sondern lediglich eine Kurzfassung zu erstellen. An dieser Stelle Herrn Prof. Dr. Gerd Geyer herzlichen Dank für zahlreiche mündliche Auskünfte und die Überlassung einer Reihe von Abbildungen. In jüngster Zeit streift Baier (2011) die Thematik in seiner Arbeit Rekonstruktion der Quartärbasis und der Paläotäler im Untergrund von Nürnberg. Daneben untersucht Hofbauer (2003), Hofbauer (2007), Hofbauer (2011) und Hofbauer (2012) die Flussgeschichte von Aisch, Regnitz, Rednitz und Rezat, die von der Geschichte des Mains nicht zu trennen ist.

10 Martin Holzapfel Von den ersten rekonstruierbaren Anfängen des Mains bis zu seinem heutigen Landschaftsbild lässt sich eine spannende und vielgestaltige Geschichte erahnen. Erahnen deshalb, weil längst nicht alle Details geklärt und natürlich laufend neue Befunde ergänzend geklärt werden müssen. Z. T. werden diese sehr widersprüchlich diskutiert (Lüttig 1997). Im Detail ist manches Gegenstand zukünftiger Forschungsarbeiten. Natürlich verbleibt letztlich, wie bei allen historischen Fragestellungen, eine gewisse Unschärfe, die nur die Phantasie des Betrachters füllen kann. Abb. 1: Geologisches Blockbild (unmaßstäblich) mit dem heutigen Verlauf des Mains. Die Entwicklung des Mains ist ohne eine Betrachtung der geologischen Großereignisse Mitteleuropas nicht verständlich. Dazu gehört das Auffüllen des Germanischen Beckens mit postvaristischen (paläozoischen, mesozoischen und känozoischen) Sedimenten, deren Verkippung nach Osten (Abb. 1 und 2), die Alpenhebung mit einem Rückgang des Molassemeeres (zwischen Alpen und schwäbischer Jura-Stufe), das Einsinken des Oberrheingrabens und insbesondere auch der Niederhessischen Senke (als heutiges Vorfluter-Niveau des Mains). Diese Vorgänge bewirken Verlagerungen verschiedener Flussläufe wie der Donau, der Altmühl, der

Frühe Maingeschichte Archäologie am Fluss 11 Wörnitz, der Rezat, der Regnitz und des Urmains. Durch die Verlagerung der Wasserscheiden erfolgt sogar in einigen Flüssen eine Umkehr in der Strömungsrichtung. Auch der Meteoriten-Impakt im Nördlinger Ries hinterließ seine Spuren in der Entwicklung des Mains! Mancher Talabschnitt des heutigen Mains gehörte ursprünglich wohl zu einem anderen Fluss-System. Das Zusammenwachsen verschiedener Vorläufer-Flussläufe ist eine Erklärungsmöglichkeit für die Entstehung des charakteristischen Main-Dreiecks und -Vierecks. Die Vorzugsrichtungen einzelner Talabschnitte werden durch z. T. alt angelegte, teilweise in jüngster Zeit (re)aktivierte tektonische Bewegungen, Verstellungen und Schwächezonen im Gebirgsverband des Deckgebirge gesteuert. Stand das heutige Flussbett in groben Zügen fest, beeinflussten die Eiszeiten und Interglaziale die Ausformung der Täler und die Ausprägung der Talhänge in den verschiedenen Gesteinsformationen in entscheidendem Maße (pleistozäne Fließerden, selten Erosion). Auch heute noch finden Abtragungs- und Umlagerungsvorgänge statt. Permanente Abtragung steht dabei episodisch auftretenden größeren Massenverlagerungen wie Bergstürzen (Geyer 2002) gegenüber (Abb. 3). Abb. 2: In seinem Verlauf von Osten (Quelle im kristallinen Grundgebirge des Ochsenkopfes) nach Westen durchströmt der Main die nach Osten einfallenden Schichten des Ger manischen Beckens.

Margarete Klein-Pfeuffer Truppen des Kaisers Augustus an der Spitze des Maindreiecks: Das Römerlager von Marktbreit Römer in Marktbreit? Es war eine archäologische Sensation als 1985 durch die Luftbildarchäologie auf dem Kapellenberg in Marktbreit ein großes Römerlager (Abb. 1) entdeckt wurde. Durch Zufall hatte der Luftbildarchäologe Otto Brasch beim Überfliegen des Geländes zwischen Main- und Breitbachtal anhand von Bewuchsmerkmalen in Kornfeldern parallele Grabenstrukturen einer mächtigen Befestigungsanlage erkannt. Der damals zuständige Leiter des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege in Würzburg, Ludwig Wamser, traute sich auch in seinem ersten Vorbericht noch nicht von einem Römerlager zu sprechen, sondern formulierte vorsichtig, es könnte sich um eine spätkeltische Befestigungsanlage oppidumartigen Charakters handeln. Niemand hatte damit gerechnet, dass sich so weit östlich der Rheingrenze ein römisches Legionslager befunden haben könnte. Es gab keinerlei historische Überlieferung, wann und zu welchem Zweck das riesige, 37 ha umschließende Lager gebaut worden ist. Während man in Norddeutschland durch die Berichte über Arminius und die an der Lippe schon lange entdeckten Legionslager (Haltern, Oberaden etc.) (Abb. 2) gut unterrichtet

142 Margarete Klein-Pfeuffer war, bedachte man nicht, dass ja auch das Land zwischen Main und Donau zum freien Germanien gehörte. Auch hier gab es Kämpfe zwischen Römern und Germanen. In den Jahren 1986 bis 1992 wurde das neu entdeckte Lager mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege in Würzburg archäologisch untersucht. Wegen der großen Ausdehnung des Lagers war es nicht möglich die ganze Fläche auszugraben. Immerhin (Abb. 3) konnten in mehreren Grabungskampagnen der Zentralbereich im Inneren des Lagers mit Praetorium und Principia (Beitragstitel) durch den Spaten erforscht werden, außerdem im Randbereich ein Speichergebäude (Fabrica) sowie mehrere Kopfbauten der Centurionen bei den Mannschaftsbaracken. Weiterhin wurden Teile der Umwehrung mit doppeltem vorgelagertem Grabensystem sowie das Südtor (Porta decumana) und das Nordosttor (Porta principalis dextra) freigelegt. Nebenbei wurden im Bereich der Principia die Hausgrundrisse eines hallstattzeitlichen Dorfes entdeckt und nicht weit dahinter in der Via quintana eine schnurkeramische Hockerbestattung aufgefunden. Die restliche Fläche des Römerlagers wurde mit Hilfe der sog. geophysikalischen Methode untersucht. Im Marktbreiter Lager wurden hierfür alle 50 cm die Magnetverhältnisse im Boden bestimmt. Überall, wo die natürlichen Bodenschichten verletzt worden sind, liegen veränderte Werte vor. In ein Gitternetz von jeweils 20 x 20 m eingetragen ergibt sich ein Plan, auf dem im Zentrum des Lagers dichtere und im äußeren Bereich geringere Bebauungsspuren in groben Zügen zu erkennen sind. Die magnetische Prospektion ergab auch, dass im Zentrum des Römerlagers bereits ein kleineres Vorgängerlager von 9 ha Größe bestanden hatte, dessen diagonaler Grabenverlauf sich bei den Ausgrabungen im Bereich der Principia und des Praetoriums verfolgen ließ.

Truppen des Kaisers Augustus an der Spitze des Maindreiecks: Das Römerlager von Marktbreit 143 Abb. 1: Blick auf das Marktbreiter Römerlager zwischen dem Main und dem Breitbachtal Abb. 2: Lage des 1985 entdeckten Marktbreiter Römerlagers im Kontext mit den damals bekannten großen augusteischen Truppenlagern: 1: Nijmwegen; 2: Xanten; 3: Holsterhausen; 4: Haltern; 5: Oberaden; 6: Anreppen; 7: Neuss; 8: Köln; 9: Bonn; 10: Rödgen; 11: Mainz; 12: Straßburg; 13: Windisch (Vindonissa); 14: Dangstetten; 15: Augsburg-Oberhausen; halb gefüllte Signatur: Größe nicht gesichert oder kleiner

Markus Mergenthaler Florentiner Goldgulden in Willanzheim Im Jahr 1252 begann man in Florenz mit der Prägung von 3,5 g schweren Goldmünzen, deren Wert sich daran abschätzen lässt, dass eine Goldmünze 240 kleinen Silberdenaren entspricht. Giovanni Villani war ein italienischer Geschichtsschreiber, Kaufmann und Politiker. Er berichtet in seiner Chronik über Florenz Mitte des 14. Jahrhunderts, dass die Herstellung der Münzen auf Anordnung der Händler und schließlich aufgrund des Ratschlusses der Kommune Florenz erfolgte. Was hier in Oberitalien beschlossen wurde, war die erste umfangreiche Goldprägung im christlichen Europa, wo seit der karolingischen Zeit ausschließlich mit Silbergeld gehandelt wurde. Nur wenige Goldminen waren auf dem europäischen Kontinent bekannt. So ist die Herkunft des Goldes, was das reine Material angeht, auf dem afrikanischen Kontinent zu suchen. Bereits in vorchristlicher Zeit wurde das edle Metall in Ägypten und Nubien auf Goldfeldern gesucht. Um 1150 n. Chr. schreibt der arabische Geograph Idrisi (1100 1166) über Nubien: Es gibt in diesem Land Gold- und Silberminen und viele Menschen widmen sich der Suche dieser Metalle. Die Ausbeutung des nubischen Goldes wurde bis zum Ende des 15. Jahrhunderts Abb. 1: Ansicht des Schatzfundes von Willanzheim, Lkr. Kitzingen, Gold, vor 1345

254 Markus Mergenthaler

Florentiner Goldgulden in Willanzheim 255 betrieben. Der Weg des Goldes und anderer Handelswaren wie Elfenbein, wohlriechende Harze oder auch seltene Hölzer verlief über die Hauptverkehrs- und Lebensader der ältesten afrikanischen Hochkulturen, den Nil, bis zur Küste des Mittelmeeres. Italien betrieb bereits im 14. Jahrhundert über das Mittelmeer hinweg mit dem Byzantinischen Kaiserreich, aber auch mit den islamischen Mächten regen Seehandel. Man tauschte Silber, das in Italien in ausreichenden Mengen zur Verfügung stand, gegen Gold. Es ist erstaunlich, dass ausgerechnet Florenz eher mit dem Prägen von goldenen Münzen begann als die Hafenstädte Genua oder Venedig. Die Gründe liegen sicherlich in der enormen Wirtschaftsentwicklung der oberitalienischen Stadt. Händler, die die Erzeugnisse der florentinischen Woll- und Tuchmanufakturen verkauften, erzielten große Kapitalgewinne und das Bankwesen der Stadt erstarkte. Hier liegt wohl die Ursache der Notwendigkeit für die Schaffung eines neuen Goldgeldes und hier gewinnt auch die Wirtschaftsmetropole Florenz Kontur. Im Europa des 14. Jahrhunderts sind nur wenige Städte zu finden, die eine derartige wirtschaftliche Entwicklung erlebten. Die Goldmünzen des Willanzheimer Goldschatzes wurden in Florenz noch weitere 200 Jahre geprägt, ohne das Aussehen großartig zu verändern. Die Großherzöge der Medici versuchten zwar eine neue Goldprägung einzuführen, kehrten jedoch immer wieder zum Prototypen des Mittelalters zurück, der heute als Fiorino d oro, als Goldflore, bezeichnet wird. Der Name erklärt sich aus dem Wappen der Stadt Florenz, das auf die Vorderseiten der Münzen in Form einer kräftig gezierten Lilie geprägt wurde. Auf der Rückseite ist der Stadtpatron Johannes der Täufer zu sehen, links neben seinem Kopf sind auf den Münzen des Willanzheimer Goldfundes immer wieder andere Zeichen zu finden. Diese bezeugen, dass die Münzen unter Aufsicht hergestellt wurden. In Florenz war es üblich, zweimal pro Jahr das Amt über die Aufsicht der Goldmünzherstellung an eine andere Person Abb. 2: Vorderseite der Florentiner Goldgulden mit dem Wappen der Stadt Florenz, Prägung in Form einer kräftig gezierten Lilie