Wege aus der Jugendarbeitslosigkeit Freiheitliche Lehrlingsoffensive Die Wirtschaftskrise zeitigt bereits massive Auswirkungen auf den österreichischen Arbeitsmarkt. Die jüngsten Arbeitslosenzahlen belegen, dass Jugendliche überdurchschnittlich betroffen sind. Dieser vorhersehbaren Entwicklung wurde bisher in keiner Weise begegnet, und auch aktuell befindet sich die Diskussion zwischen den Regierungsparteien in der Phase allgemeiner Bekenntnisse, ohne dass konkrete Maßnahmen beschlossen und umgesetzt werden. Während kranke Banken praktisch über Nacht gerettet werden, sind die akuten Probleme unserer Jugend auf dem Arbeitsmarkt offenbar kein Grund zu besonderer Eile. Eine verheerende Entwicklung ist vor allem auf dem Lehrstellenmarkt sichtbar. Der ehemalige Regierungsbeauftragte der Bundesregierung Egon Blum mahnt bereits in seinem Abschlußbericht zum Dezember 2008 und fordert die Politik auf, dringend Lösungen für das erneut wachsende Problem zu finden. Obwohl 2008 die Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf den Arbeitsmarkt noch nicht spürbar waren, ist die Zahl der Lehrlinge im 1. Lehrjahr gegenüber dem Vorjahr um 911 oder 2,2% zurückgegangen. Die Zahl der vergeblich nach einem Lehrplatz suchenden Jugendlichen beträgt Ende Februar 2009 knapp 5000. Die Signale der Bundesregierung zuletzt gingen in die völlig falsche Richtung: Zum einen wurde der Blum-Bonus I als finanzielle Förderung für Betriebe Mitte 2008 wieder eingestellt. Andererseits wurde auch der Schöpfer dieses Bonus, Egon Blum, mit Ende 2008 nach fünfjähriger Amtszeit als Regierungsbeauftragter für Lehrlinge in Pension geschickt und diese Position bis heute nicht nachgesetzt.
Maßnahmenpaket für mehr Lehrstellen Es ist zu erwarten, dass 2009 für angehende Lehrlinge ein düsteres Jahr wird. Immer mehr Betriebe müssen Mitarbeiter entlassen und werden im schwachen wirtschaftlichen Umfeld erst recht keine neuen Lehrstellen anbieten. Der Staat ist daher in der Pflicht, den jungen Menschen beizustehen und endlich das Versprechen von der Ausbildungsgarantie für Jugendliche einzulösen Die Freiheitlichen fordern daher ein Maßnahmenpaket für Lehrlinge in Österreich mit folgenden konkreten Schritten: 1000 neue Lehrstellen im öffentlichen Dienst Der Staat lobt sich selbst gerne als einen der größten Lehrherren. Tatsächlich ist sein Beitrag in der Lehrlingsausbildung aber weit unterdurchschnittlich. Im öffentlichen Dienst sind derzeit nur knapp 1000 Lehrlinge beschäftigt. Das sind nur 0,7 % der insgesamt ca. 133.000 Bundesbediensteten. Im Vergleich dazu macht der Anteil der Lehrlinge an den unselbständig Beschäftigten österreichweit aber 4% aus. Eine Verdopplung der Lehrstellen im öffentlichen Dienst ist daher ein Gebot der Stunde. Für die Bezahlung der Lehrlingsentschädigungen ist ein übergeordnetes Sonderbudget einzurichten, sodass jene Stellen, die mehr Ausbildungsplätze schaffen, auch überdurchschnittlich davon profitieren. Der Privatwirtschaft ist angesichts der Wirtschaftskrise die fast alleinige Last der Lehrlingsausbildung nicht zuzumuten. Der Staat muss einspringen und für die Wirtschaft Fachkräfte ausbilden, die diese bei einer anspringenden Konjunktur auch dringend benötigen werden. Faire Entlohnung in den überbetrieblichen Ausbildungszentren Als Kompensation für fehlende Lehrstellen bestehen überbetriebliche Ausbildungszentren (ÜAZ). Während in manchen Bundesländern (zb Niederösterreich) noch freie Plätze bestehen, sind die ÜAZ in andern Bundesländern (zb Salzburg) randvoll. Die Zahl der Plätze muss daher an die regionalen Bedürfnisse angepasst und - wo nötig - erhöht werden. Um die Jugendlichen zu einer stärkeren Nutzung der Zentren zu bewegen, muss dort allerdings auch die volle Lehrlingsentschädigung bezahlt werden. Derzeit bekommen die Lehrlinge dort nur
ein besseres Taschengeld ( 240 monatlich). Für viele Jugendliche ist daher die Versuchung groß, sich gänzlich gegen eine Lehre zu entscheiden. Ausbau der Förderung von Betriebe, die Lehrstellen schaffen Gerade in Zeiten der Wirtschaftskrise muss das Engagement von Betrieben in der Lehrlingsausbildung stärker honoriert werden. Der Mitte 2008 abgeschaffte Blum- Bonus I soll daher umgehend wieder eingeführt werden. Dadurch werden Betriebe mit monatlich 400 gefördert, die zusätzlich zu bereits bestehenden noch neue Lehrstellen anbieten. Die Abschaffung des Blum-Bonus I hat sofort zu einem Rückgang von Lehrlingen im 1. Lehrjahr geführt. Zwang zur Lehrlings-Ausbildung bei Beschäftigung ausländischer Fachkräfte Immer mehr Unternehmen begreifen den Arbeitsmarkt als grenzelosen Selbstbedienungsladen und greifen bei fehlendem Angebot in Österreich auf ausländische Facharbeiter zurück. Bei allem Verständnis für akute Bedürfnisse der Betriebe müssen sie sich an der Verbesserung des Arbeitskräfte-Angebots auch selbst beteiligen. Für jeweils 5 ausländische Fachkräfte muss daher von den Betrieben 1 Lehrstelle für den jeweiligen Beruf angeboten werden. Andernfalls ist ein Beitrag in der Höhe der vollen Lehrlingsentschädigung in einen Ausbildungsfonds zu leisten. Sofortige Nachbesetzung des Lehrlings-Beauftragten der Bundesregierung Die drohende Verschlechterung am Lehrstellenmarkt lässt es völlig widersinnig erscheinen, dass die Regierung die Amtsperiode des Regierungsbeauftragten Egon Blum Ende 2008 auslaufen hat lassen, ohne diese Position umgehend nach zu besetzen. Die Fülle der notwendigen Maßnahmen bedarf jedenfalls eines fachkundigen Koordinators. In Anbetracht der Kompetenz und der beachtlichen Erfolge sollte auch der neue Regierungsbeauftragte Egon Blum heißen.
Maßnahmenpaket für ein besseres Image der Lehre Ungeachtet der aktuellen Lehrstellenknappheit gilt es auch, den Blick in die Zukunft zu richten. Die Zahl der 15jährigen wird in den nächsten Jahren auf Grund der demographischen Entwicklung sukzessive zurückgehen. Der Bedarf der Wirtschaft an ausgebildeten Fachkräften wird jedoch nicht geringer und bei einem sich hoffentlich demnächst einstellenden Wirtschaftsaufschwung wieder stark zunehmen. Wenn dieser Bedarf nicht erneut durch ausländische Arbeitskräfte gedeckt werden soll, muss das Image der Lehre als duale Ausbildung verbessert werden, damit dieses Modell eine starke Position in Konkurrenz mit berufsbildenden Schulen einnehmen kann. Zwar wurde in den letzten Jahren viel Aufwand und Geld in Imagekampagnen gesteckt. In der Realität herrscht jedoch leider oft die Meinung vor, dass die Lehre nur von Jugendlichen eingeschlagen wird, die für eine höhere Ausbildung nicht geeignet erscheinen. Um die duale Ausbildung Lehre aufzuwerten erhebt die FPÖ folgende Forderungen: Übernahme der gesamten Ausbildungskosten durch den Staat Beim Berufsschulbesuch entstehen meist Kosten für die Unterbringung der Lehrlinge im Internat. Diese Kosten muss derzeit der Lehrling von seiner Entschädigung bezahlen. Wenn das nicht reicht, muss er Betrieb mehr als in den sonstigen Monaten zahlen. Somit verdient der Lehrling in den Berufsschulmonaten im schlimmsten Fall gar nichts, während der Betrieb eventuell mehr als sonst zahlen muss, ohne die Leistung des Lehrlings zu bekommen. Diese Situation ist absurd, weshalb der Staat die Unterbringungskosten übernehmen muss. Förderung und Finanzierung von Zusatzqualifikationen Die Möglichkeit der Berufsmatura ist ein wesentliches Element zur Aufwertung der Lehre. Allerdings wirken auch hier die Kosten auf viele Jugendliche abschreckend. In Wien sind dafür etwa mehr als 3000 (ohne Bücher und Skripten) zu bezahlen. Es gibt Förderungen, die aber kompliziert zu beantragen und von Bundesland zu Bundesland verschieden sind. Als Signal für die Unterstützung jener Lehrlinge, die
freiwillig höhere Qualifikationen anstreben, hat auch hier der Staat die gesamten Kosten für Vorbereitungskurse und für die Prüfung selbst zu übernehmen. Darüber hinaus soll eine Führerscheinausbildung samt Prüfung kostenfrei in die Lehre integriert werden, zumal Mobilität im Berufsleben eine wesentliche Voraussetzung ist. Auch Zusatzqualifikationen wie der Europäische Computer- Führerschein sollen angeboten und finanziert werden. Angebot von Auslandspraktika für Lehrlinge Analog zum Auslandssemester für Studenten soll auch Lehrlingen die Möglichkeit gegeben werden, Erfahrung im Ausland zu sammeln. Gerade in international tätigen Konzernen sollte diese Forderung ohne großen Aufwand verwirklicht werden können. Dazu sind Lehrlings-Austauschprogramme (vergleichbar mit dem Angebot für Studenten) auf europäischer Ebene einzurichten. Den Betrieben dürfen dadurch keine zusätzlichen Kosten entstehen. Einführung einer Teilzeit-Lehre für bestimmte Personengruppen Chronisch Kranke, behinderte Menschen oder auch alleinerziehende Mütter müssen ebenfalls Zugang zur Lehre bekommen. Da diese Gruppen meist keine Vollzeit- Tätigkeit ausüben können, soll ein Teilzeit-Modell mit entsprechend längerer Gesamt-Ausbildungsdauer angeboten werden. Dieses Modell steht allerdings nur den genannten Personengruppen zur Verfügung und darf nicht von Unternehmen missbraucht werden, um andere Jugendliche in Teilzeit-Beschäftigungsverhältnisse zu zwingen. Klarerweise ist die Umsetzung der Forderungen mit Kosten verbunden, die zum überwiegenden Teil den Staatshaushalt betreffen. Im Vergleich zu anderen Maßnahmen zur Eindämmung der Wirtschaftskrise handelt es sich hier allerdings um geringen Aufwand mit enormem Nutzen für unsere Jugendlichen. Es ist hoch an der Zeit, die schon seit Jahren versprochene Ausbildungsgarantie endlich in die Tat umzusetzen. Die Zukunft unserer Jugend muss uns etwas wert sein!