Pfarrkirche Mils Maler-, Restaurier- und Vergolderarbeiten in der Sakristei Am Südhang des Inntales liegt in Mils, zwischen Ober- und Unterdorf und von einem Friedhof umgeben, die Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt. Es handelt sich dabei um eine schlichte spätbarocke, aber im Innenraum bereits klassizistische Dorfkirche, die 1792 neu erbaut werden musste, da der ältere spätgotische Bau 1791 einem Dorfbrand zum Opfer fiel. An den gotischen Bau erinnern heute noch die nordseitig gelegenen Dreieckslisenen und der Sockel. An den Dorfbrand erinnert überdies eine an der Westseite des Turms angebrachte Gedenktafel an Kaspar Tschugg, der beim Versuch das Feuer zu löschen ums Leben kam. Wie andere Kirchen auch birgt die Milser Pfarrkirche ihre ganz speziellen Besonderheiten. Zum einen ist dies das Deckengewölbe, das eigentlich kein echtes Gewölbe ist, sondern eine relativ flach konstruierte Holzkonstruktion auf der Putz und Malereien aufgebracht sind. Die Deckenfresken sind bezeichnet mit Rudolf Margreiter, 1907. Zum anderen sind es die prunkvollen Altäre, die aus der Regelhauskirche in Innsbruck stammen sollen und um 1667 entstanden sind. Sie erscheinen im Vergleich zum Kircheninnenraum eigentlich etwas zu groß. Südseitig am Langhaus befindet sich der Turm mit rundbogigen Schallfenstern sowie Zwiebelhaube mit Laterne. Auch vom Friedhof aus gelangt man durch den Turm in die im Eck zwischen Turm und Chor gelegene Sakristei. Diese Sakristei zeigte, was die Architekturoberflächen betrifft, ein höchst inhomogenes Erscheinungsbild. Beim Mauerwerk selbst handelt es sich um ein der Erbauungszeit entsprechendes Bruchsteinmauerwerk. Die Putzoberflächen bestehen in überwiegendem Maße aus kalkgebundenen Systemen, sind jedoch zum Teil großflächig durchzogen von artfremden Materialien, wie Zementmörteln und vereinzelt sogar von so genannten Thermoputzen. Der Farbschichtenaufbau ist bis auf zwei Schlusssysteme kalkgebunden und bis 1
Ansicht der Ostwand bei Beginn der Arbeiten auf den Putzuntergrund in Grau- und Weißtönen gehalten. Die letzte vollständige Fassung bestand aus Weiß und Ockertönen auf der Bindemittelbasis von faserarmiertem Weißzement. Dieses Farbsystem ist heute noch im Handel unter den Markenbezeichnungen Silmalin oder Fixit erhältlich und ist ein rein mineralisches Produkt, das gegebenenfalls auch mit organischen Bindemitteln ergänzt werden kann. An der Nordwand und Teilen der Ostwand des Raumes befand sich ein 2
Ansicht der Decke nach Fertigstellung zitronengelbes, und stark mit organischen Bindemitteln angereichertes Farbsystem. Die Herausforderung bestand primär darin, diesen inhomogenen Untergrund so zu bearbeiten, dass ein originalgetreuer, dem Bauwerk entsprechender, Kalkanstrich wieder zur Anwendung kommen konnte. Dazu mussten organische Farbsysteme großflächig entfernt werden und sämtliche Oberflächen, einschließlich des Stucks, einer mechanischen Reinigung unterzogen werden. Die Übergänge zu sämtlichen Neuputzzonen mussten mit direkt gelöschtem Kalkmörtel nachgearbeitet werden. Insbesondere an der Ostwand war auf die Gestaltung der Übergänge besonderes Augenmerk zu legen, da zu den vorhandenen Unebenheiten auch noch Streiflicht durch die Fenstern eintritt. Ältere Zementputzplomben wurden belassen sofern sie keinen störenden Einfluss auf die originalen Kalkputze hatten. Der so hergerichtete Untergrund erhielt eine Grundierung mit einer gesättigten Kalkhydratlösung worauf ein viermaliger Kalkanstrich in Weiß- und Grautönen folgte. Bei einer Raumhöhe von 4,25 Metern kommt dies durchaus einer gewissen Herausforderung gleich, zumal auch der Deckenstuck entsprechend farblich abzusetzen war. An der Ostwand befindet sich darüber hinaus eine massive versperrbare Eisentür, ähnlich einem Safe, die farblich passend gefasst worden ist. In der Mitte dieser Metalltüre ist eine kleine Rosette angebracht, die mit einer Ölvergoldung etwas hervorgehoben werden konnte. Insgesamt bildet die Sakristei einen verhältnismäßig großen, sakralen Raum, der durch die neue geschlossene, klassische Farbhülle einen guten Rahmen für die dort befindlichen Möbel und Gegenstände gibt. 3
Die Analyse des Schichtenaufbaus bildete eine Grundlage für die weitere Gestaltung in Farbe und Material. Historisch gesehen kamen bis auf die jüngeren Fassungen ausschließlich Kalkvarianten zum Einsatz. Die Erstellung einer weiteren Schichtentreppe bestätigte das Resultat von vorhin. 4
An der Ostwand ist nach Enfernung des Mobilars eine massive, versperrbare Metalltüre entdeckt worden. In der Mitte befindet sich eine kleine Rosette, die repariert und mit einer Ölvergoldung versehen werden konnte. Ausführung einer Ölvergoldung auf Metall mit 23-karätigem Blattgold auf 12 Stunden Mixtion. Auftraggeber: Pfarre Mils Ausführungszeitraum: 28.4. bis 14.5.2008 Text und Fotos: Günther Follmann, Maler und Restaurator in Mils 2008-05-15 5