Vorlesung: Einführung in die Politik der Entwicklungen



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Transkript:

Vorlesung: Einführung in die Politik der Entwicklungen 1. Einheit Grundlagen I Albert Kraler Lehrbeauftragter IE & ipw, Universität Wien; wissenschaftlicher Migarbeiter, Research & Documentation: International Centre for Migration Policy Development (ICMPD), Wien 1

Inhalt der Vorlesung 1. Organisatorisches: Vortragende, Leistungserfordernisse, Webseite, Reader 2. Gegenstand der Vorlesung: Politik der Entwicklung/ Entwicklungspolitik 3. Vorlesungsplan 4. Zur Definition der Disziplin: Was ist Politikwissenschaft? 5. Zur Organisation der Disziplin: Fächer der Politikwissenschaft, Subdisiziplinen, interdisziplinäre Felder und Arealwissenschaften 6. Zu den Herangehensweisen der Politikwissenschaft: Was ist (warum ist) vs. was soll sein (warum soll etwas sein) 7. Zur Geschichte der Politikwissenschaft, zur Geschichte der Beschäftigung mit Politik 8. Erkenntnisinteresse und Rolle der Politikwissenschaft 2

1. Organisatorisches Vortragende/ LV- LeiterInnen VorlesungsleiterInnen: Albert Kraler und Ilker Ataç (IE, ipw) Weitere Vortragende: Ulrich Brand und Petra Purkarthofer (ipw) Tutorin: Belinda Kazeem Kontakt: im Anschluss an die Vorlesung, per e-mail, für Organisatorisches: Belinda Kazeem Vorlesungsformat Vortrag + Basistexte Reader: Sammlung aller Basistexte (in Kopie), erhältlich ab 2. Einheit 3

1. Organisatorisches - Fortsetzung Vorlesungswebseite http://politikwissenschaft.univie.ac.at/index.php?id=24 033 Allgemeine Informationen zum Inhalt der Vorlesung Vorlesungsübersicht + Literaturhinweise (wird im Laufe des Semesters ergänzt) Hinweise auf relevante Bibliotheken und Recherechetools Intranet : passwordgeschützter Bereich, weiterführende Literatur in elektronischem Format Achtung: Reader wird NICHT auf der Webseite zur Verfügung gestellt! 4

1. Organisatorisches - Fortsetzung Leistungserfordernisse Schriftliche Prüfung + Essay Schriftliche Prüfung: 1. Termin: 26. Juni 2008 Prüfungsgrundlage: Reader Vortrag Essay: 2500-3000 Zeichen, ohne Leerzeichen, ca. 2 Seiten zu einem/ zu mehreren Basistexten, Aufgabenstellung zum Essay wird in der 2. Einheit/ auf der Vorlesungswebseite bekannt gegeben PS in Kombination mit Vo kann parallel zur Vo oder nach Absolvierung der Vo belegt werden, soll aber nicht vor der Vo absolviert werden 5

2. Gegenstand und Ziel der Vorlesung: Politik der Entwicklung vs. Entwicklungspolitik Breite Einführung in Politikwissenschaft/ politikwissenschaftliche Zugänge Mitberücksichtigung globaler, entwicklungsrelevanter Zusammenhänge i.e. Formen von Staatlichkeit im globalen Rahmen, kritische Erarbeitung von Konzepten (wie universell sind Begriffe wie Staat, Governance, etc.), wie sehr sind theoretische Zugänge von ihrem Enstehungskontext beeinflussst, wie sehr können diese auf andere Kontexte (z.b. periphere Staaten ) übertragen werden? Fokus auf Grundbegriffe, Kernkonzepte, methodische und theoretische Zugänge und ausgewählte Aspekte von Politik(wissenschaft) 6

2. Gegenstand und Ziel der Vorlesung: Politik der Entwicklung vs. Entwicklungspolitik (Fortsetzung) Entwicklungspolitik = ein spezifisches Politikfeld mit einem spezifischen Ziel Ziel: mittels gezielter Maßnahmen (= Politiken ) Entwicklungsprozesse zu unterstützen/ in Gang zu bringen, wobei Entwicklung je nach Ideologien/ Vorstellungen über Gesellschaft definiert wird (historisch variabel) Entwicklungspolitik ist wie andere Politikfelder in einen bestimmten institutionellen Feld verankert, wird von bestimmten Akteuren getragen, die historisch variable Ziele/Interessen vertreten Es geht, außer in den letzten Vorlesungseinheiten NICHT um Entwicklungspolitik im engeren Sinn Politik der Entwicklung: breiterer Fokus, auf Verständnis von politischen Prozessen und Strukturen, die relevant für Entwicklung sind Fragestellungen der Vorlesung insgesamt Wie kann Politik verstanden werden? Wie können politische Institutionen, Dynamiken politischer Entscheidungsprozesse, Handlungen politischer Akteure verstanden werden? Welche methodischen/ theoretischen Zugänge gibt es, politische Prozesse zu analysieren?

3. Vorlesungsplan Einheit 1 6. März Albert Kraler: Einführung/ Grundlagen I Einheit 2 13. März Ilker Ataç: Grundlagen II Was ist Politik Einheit 3 Einheit 4 Einheit 5 Einheit 6 3. April Ilker Ataç: Theorien und Methoden I 10. April Ilker Ataç: Theorien und Methoden II 17. April Albert Kraler: Macht, Machtverständnis, Herrschaft 24. April Ilker Ataç: Staat I: Staatsbegriffe, Staatstheorie Einheit 7 8. Mai Ulrich Brand: Global Governance I Einheit 8 Einheit 9 15. Mai Ulrich Brand: Global Governance II 29. Mai Albert Kraler: Staat II: Peripherer Staat, prekäre Staatlichkeit Einheit 10 5. Juni Petra Purkarthofer: Geschlechterpolitik Einheit 11 Einheit 12 Einheit 13 12. Juni Ulrich Brand: Ressourcen- und Umweltpolitik 19. Juni Albert Kraler: Migrationspolitik 26. Juni 1. Prüfungstermin 8

4. Was ist Politikwissenschaft? Politikwissenschaft: Beschäftigt sich mit Politik Was ist Politik (im Detail Einheit 2) Häufig: beschränkt auf Beschäftigung mit staatlichem Handeln (enger Politikbegriff), Nähe zu juristischen, staatswissenschaftlichen Ansätzen Trias: Polity, Politics, Policy [in deutschsprachiger Politikwissenschaft] Polity = Verfasstheit politischer Gemeinwesen (Strukturund Institutionenaspekt) Politics = Politischer Prozess (Aushandlungsprozesse, Entscheidungsfindungsprozesse, politische Auseinandersetzungen, politische Dynamiken) Policy = Politische Maßnahmen/ Maßnahmenbündel/ Programme, Politiken in einem Politikfeld 9

4. Was ist Politikwissenschaft (Fortsetzung) Arbeitsdefinition Politik ist: Constrained use of social power (Goodin/ Klingemann 1996) Zahlreiche andere, alternative Definitionen: Systemtheorie (David Easton, später Niklas Luhmann, Richard Münch und andere) Easton: Politisches System als Mechanismus autoritativer Entscheidungssetzung (Policies). Wie können Setzungen (Outputs) des politischen Systems verstanden werden? Inputs Politisches System (Black Box) Outputs

4. Was ist Politikwissenschaft (Fortsetzung) Luhmann: Politik als gesellschaftliches, autonomes Subsystem, Mechanismus autoritativer Entscheidungsfindung, Rational Choice: Politik als rationale Entscheidungsfindung (Abwägen von Optionen), Politik löst gesellschaftliche Koordinierungs- und Kooperationsprobleme, stark von einem ökonomischen Menschenbild geprägt (Homo Oeconomicus) Neoinstitutionalismus: Politik stark von historisch gewachsenen Institutionen geprägt ( Pfadabhängigkeiten / Path Dependency), Insgesamt: Wie Politikwissenschaft definiert wird, ist sehr stark durch je verschiedenen disziplinären Kanon sowie Art und Weise der Institutionalisierung bestimmt Gleichzeitig: Fragmentierung der Disziplin, zunehmend thematische und interdisziplinäre Orientierung

5. Organisation der Disziplin: Interne Spezialisierungen Politische Theorie Häufig gleichgesetzt mit politischer Philosophie, da Theoriebildung an sich Bestandteil jeder sozialwissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Politik ist/ Sozialwissenschaft ist nie theorielos, in dem Sinne, dass auch sehr deskriptive, empirizistische Untersuchungen auf bestimmten Annahmen, Hypothesen etc. beruhen Theoriearbeit im engeren Sinn ist jedoch explizit darauf ausgerichtet, Erklärungen zu formulieren und Annahmen, Hypothesen etc. explizit zu machen 12

5. Organisation der Disziplin: Interne Spezialisierungen (Fortsetzung) Theorie: Versuch Beobachtungen in einen strukturierten, logischen Zusammenhang zu bringen Verstehenskette: verschiedene Ereignisse werden theoretisch verknüpft. Zeitloses, überprüfbares Verallgemeinern Politische Theorie in der (heute) institutionalisierten Form (d.h. wie sie an Politikwissenschaftsinstitutionen gelehrt wird) umfasst Geschichte politische Ideen Politische Philosophie Normative Fragestellung: was soll sein bzw. warum soll etwas etwas sein/ nicht sein Nähe zu Rechtswissenschaften Wissenschaftstheorie/-geschichte: Theorie/ Geschichte der Auseinandersetzung mit Politik

Theoriebildung... Empiriegeleitet Durch genügend Einzelbeobachtungen kann das komplexe Beziehungsgefüge zwischen diesen isolierten Informationen erkannt werden. Empirisches Arbeiten lehnt die Vorwegnahme dieser Beziehungen ab. Methodisches Verfahren: induktiv, d.h., man bewegt sich von den Fakten zur Formulierung von Gesetzesaussagen, die die Fakten beschreiben. Theoriegeleitet Geht von einem Bezugssystem aus und lässt sich im Forschungsprozess von den daraus abgeleiteten Implikationen führen. Methodisches Verfahren: deduktiv, d.h., man geht von einem allgemeinen Grundsatz oder einer "dumpfen Ahnung" aus und sucht nach Evidenz, die den Grundsatz bekräftigen soll.

5. Organisation der Disziplin: Interne Spezialisierungen (Fortsetzung) Politische Theorie (Fortsetzung) Staatstheorie, Demokratietheoriene etc. wenn nicht normativ orientiert, häufig eher den anderen Fächern zuzurechnen Vergleichende Politikwissenschaft (Comparative politics) Analyse politischer Systeme in vergleichender Hinsicht Internationale Beziehungen (International Relations) Historisch relativ eigenständige Entwicklung (sehr praxisnah, starker Einfluss von Praktikern der IB), historisch beruhend auf Annahme von Staaten als primäre Akteure im Internationalen System Heute: stärkere Verflechtung von Vergleichender Politik/ IB/ Regimelehre Die konkrete Verfasstheit von Staaten ist relevant Staaten sind keine monolithischen, rational handelnden Akteure Ebenen nationaler Politik und internationaler Politik vielfach verflochten (Multilevel Governance)

5. Organisation der Disziplin: Interne Spezialisierungen (Fortsetzung) Regimelehre, Lehre vom politischen System Fokus auf Dynamiken/ Strukturen eines bestimmten pol. Systems, Theorie: verschiedene Zugänge: historisch, systemtheoretisch... Politikfeldforschung (Policy Analysis) Thematisch orientiert, bildet aber auch ein spezifischen Forschungsansatz Es könnten zahlreiche andere Fächer/ Subdisziplinen unterschieden werden, was als Fach gilt stark abhängig von jeweiliger Institutionalisierung der Subdisziplin

5. Interdisziplinarität, Arealwissenschaften Nähe, auch historisch, zu Rechtswissenschaften, Geschichtswisenschaften und Volkswirtschaftslehre Methodische Befruchtungungen durch Soziologie (quantitative und qualitative Methoden) und Sozialanthropologie (qual. Meth.) Historische Grenzziehungen zwischen scheinbar universellen, dem allgemeinen gewidmete Sozialwissenschaften (Politikwissenschaft, Soziologie und Geographie) und Sozialwissenschaften, die eher das Besondere untersuchten (insbesondere Ethnologie, später Arealwissenschaften) (siehe Wallerstein 2003, Dogan 1996) 17

6. Herangehensweisen 3 Arten von Beschreibungen - Reine Deskription (allerdings Fiktion), ohne Erklärungsansatz, typologisch, klassifikatorisch; Frage: Was ist? - Erklärung (Explikation): Frage: Warum ist etwas wie es ist? - Normative Ansätze: Was soll sein, warum soll etwas sein wie es ist (begründungsorientiert, legitimatorisch) 18

7. Geschichte der Disziplin Vgl. zur Geschichte der Disziplin http://politikwissenschaft.univie.ac.at/fileadmin/user_ upload/inst_politikwiss/kraler/ss08/entwicklung_pol itikwissenschaft.pdf Vgl. zur Geschichte der Untersuchung der Nord- Südbeziehungen in der österr. Politikwissenschaft: Petra Purkarthofer (2004): Zum Stellenwert der Nord-Süd- Beziehungen in der politikwissenschaftlichen Analyse in Österreich. In: Helmut Kramer (Hsg): Demokratie und Kritik 40 Jahre Politikwissenschaft in Österreich 19

8. Erkennntisinteresse Wissenschaft nie interessenslos/ wertfrei Vgl. Max Weber, Kritik der Wertfreiheit Verschiedene Strategien damit umzugehen, dass Sozialwissenschaften nie wertfrei/ interessenslos sind Herrschaftswissen(schaft), Herrschaftstechnologien Vgl. koloniale Politikwissenschaft, z.b. Lord Hailey 1938, An African Survey quasi Handbuch der kolonialen Herrschaft in Afrika Kritische, Emanzipative Ansätze Auftragsforschung vs. eigenformulierte Forschung Zusammenhang: Politischer Kontext, Finanzierungsstrukturen und Wissensproduktion