43. Bayerisches Wirtschaftsgespräch mit Manfred Weber

Ähnliche Dokumente
Europa weiß-blau Netzwerktreffen zum politischen Jahresauftakt

Starkes Bayern starkes Europa Zukunft der EU Eigenverantwortung der Mitgliedstaaten. EU wettbewerbsfähig und schlank

Tag der Bayerischen Wirtschaft Festliches Abendessen. Begrüßung. Alfred Gaffal

Starkes Bayern starkes Europa Deutschlands Rolle in der Europäischen Union

Montag, um 18:40 Uhr

Europa weiß-blau: Wirtschaftstreff

Parlamentarischer Abend Zukunft der Europäischen Sozialpolitik

Tag der Bayerischen Wirtschaft Bayerische Leistungsschau und bayerische Schmankerl

Parlamentarischer Abend: Die Bedeutung der deutschen Wirtschaft in Europa

Starkes Bayern starkes Europa. Brexit Gefahr für Europas Wirtschaft?

Eröffnungsrede Starke Wissenschaft starke Wirtschaft

Umfrage Beteiligungsportal Europadialog. 10. November 2018

Roman Herzog Forschungspreis Soziale Marktwirtschaft

Deutschland hat Zukunft Umwelt und Wirtschaft Forderungen an die Umweltpolitik

Dialog International Bayern Iran: Eine Verbindung mit Zukunft

36. Bayerisches Wirtschaftsgespräch mit Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister der Finanzen

Münchner Seminare Vortrag Prof. Hans-Werner Sinn. Begrüßung. Alfred Gaffal

38. Bayerisches Wirtschaftsgespräch mit Greg Hands, Minister of State for International Trade & Investment

Spitzengespräch mit der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern

4. Deutsch-amerikanischer Datenschutztag

Dialog International Investitionspartnerschaft mit Afrika

Europa weiß-blau Politischer Jahresauftakt der vbw im Brüssel

Europa weiß-blau Politischer Jahresauftakt der vbw im Brüssel

Mittwoch, 17. Mai 2017 um 17:00 Uhr

100 Jahre Freistaat Bayern Starkes Agrarland Starkes Industrieland

Vorsprung Bayern 10 Forderungen an die bayerische Umweltpolitik

Roman Herzog Forschungspreis Soziale Marktwirtschaft

BREXIT Mathias Dubbert, DIHK

Politischer Dialog Brüssel EU-Überregulierung am Beispiel der Entsenderichtlinie

Kooperationsveranstaltung mit HSS Soziale Marktwirtschaft im digitalen Wandel

41. Bayerisches Wirtschaftsgespräch mit Ministerpräsident Markus Söder

Kongress des Zukunftsrats der Bayerischen Wirtschaft Was Bayern morgen braucht

39. Bayerisches Wirtschaftsgespräch mit Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel

DhZ Generationentalk Rente. Begrüßung. Bertram Brossardt

Parlamentarischer Abend Robotik. Begrüßung und Einführung. Bertram Brossardt

Begrüssung von Regierungschef Adrian Hasler anlässlich des. Europatages in Vaduz. 60 Jahre Römische Verträge. Vaduz, 12.

Politischer Dialog Brüssel Vernetzte Fahrzeuge und Datentransfer

37. Wirtschaftsvolontariat Grußwort. Bertram Brossardt

Deutschland hat Zukunft Rohstoffversorgung langfristig sichern

Die Europa-App CDU/CSU4EU

Plenarrede Abgeordneter Dr. Martin Huber

Absolventenfeier der Hochschule der Bayerischen Wirtschaft (HDBW)

Vorsprung Bayern Bayerische Automobilindustrie im Wandel

Veranstaltung zur Vergabe der Deutschlandstipendien an der TU München

Deutschland hat Zukunft Soziale Sicherung demografische Herausforderung

70. Geburtstag Dr. Otto Wiesheu. Gratulation und Laudatio. Alfred Gaffal

Dienstag, um 18:00 Uhr

Bretonische Wirtschaftsdelegation Dialog International

Spitzengespräch vbw Katholische Kirche Bayern

Dialog International: Eröffnung der vbw Repräsentanz in Teheran

Mitglieder der Europäischen Union

Ordnungspolitische Grundsätze für das digitale Zeitalter

Deutschland hat Zukunft Steuerpolitik gerecht, für Wachstum und Chancen

Donnerstag, 9. März 2017 um 13:00 Uhr

Dialog International - Besuch des französischen Unternehmerverbandes MEDEF

Europapolitik. Fragen und Antworten

sehr geehrter Herr Benkler, sehr geehrte Damen und Herren,

EUROPA DU UND. Anteil der EU-Bevölkerung an der Weltbevölkerung 2015 (2060: 4%)

Buongiorno Antonio, Bonjour Jean-Claude, Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete,

Am 25.Mai 2014: Europawahlen und Oberbürgermeisterwahl in Braunschweig

Informationen aus dem Institut der deutschen Wirtschaft Köln

Deutschland hat Zukunft Neue Entwicklungen im Datenschutzrecht

Tag der Deutschen Papierindustrie

Unternehmer-Frühstück Mittelstandsunion

Kamingespräch mit Studenten der Hochschule der Bayerischen Wirtschaft für angewandte Wissenschaften (HDBW) ggmbh

Starkes Bayern, starkes Europa Die Zukunft der NATO und der Europäischen Sicherheitspolitik. Eine zeitgemäße Sicherheitspolitik für Europa

Die EU - Vorteile und Nachteile

Österreich und die Europäische Union. Eine Erfolgsgeschichte mit Zukunft

Rede von Bernd Westphal, MdB am 17. Mai 2018 im Deutschen Bundestag

NATIONALER BERICHT DEUTSCHLAND

Kernbotschaften. Sperrfrist: 7. November 2011, Uhr Es gilt das gesprochene Wort.

Vorsprung Bayern 5. Medienkongress Medienbranche und Industrie vernetzen

Deutschland hat Zukunft Bundesverkehrswegeplan 2030 neue Wachstumschancen

Rede Dr. Reinhold Festge Präsident des VDMA anlässlich der PK zur Vorstellung der VDMA/ McKinsey Studie Zukunftsperspektive deutscher Maschinenbau

VI Internationale Politik und globale Fragen Beitrag 17. Deutschland und die Weltwirtschaft Warenströme und Handelspartner VORANSICHT

Iran Chancen für die bayerische Wirtschaft

Es gilt das gesprochene Wort. - Anrede -

Business Lunch zur ICT-Richtlinie. Tischrede. Bertram Brossardt

M+E-Industrie bleibt Exportbranche Nummer eins

Dualissimo Prämierung von fünf Top-AbsolventInnen des dualen Studiums in Bayern

Deutschland hat Zukunft Künstliche Intelligenz und Sicherheit: Wie autonom werden Maschinen handeln?

Zehn Argumente für Europa

Deutschland hat Zukunft Klimaziele 2030

Deutscher Bundestag - Ulrike Bahr, MdB Platz der Republik Berlin

Exportmotor für die Autoindustrie

Vernissage INSM Karikaturenausstellung Ludwig Erhard gestern, heute, morgen

BULLETIN DER BUNDESREGIERUNG

Die Europäische Union

Deutschland hat Zukunft Qualitätsmanagement an Hochschulen

Frank Piplat BBE Europa-Newsletter 1/2014. Diesmal geht's um mehr. Europawahl 2014: Eine Chance für das europäische bürgerschaftliche Engagement

Donnerstag, 6. April 2017 um 18:30 Uhr hbw Haus der Bayerischen Wirtschaft, ConferenceArea, Europasaal Max-Joseph-Straße 5, München

STAND: Europawahlkampf 2004 SPD. Das Wichtige tun. Redaktion: Dietmar Bergmann, Manuel Güll (Europakampa 01/04)

Deutschland hat Zukunft Klimaschutz beginnt zu Hause Smarte Lösungen im Gebäudesektor

Parlamentarischer Abend Migration und Arbeitsmarktintegration eine Zwischenbilanz

15 Jahre Lehrer in der Wirtschaft. Grußwort. Bertram Brossardt

Projektbesuch Studienerfolg internationaler Studierender

Bayerische Staatskanzlei

Round Table: Familienunternehmer zur Reform der Erbschaftsteuer. Rahmenposition einer Reform der Erbschaftsteuer

Unser Europa von morgen. Erklärung der Jungen Union NRW zur Europawahl Beschluss zum 49. JU NRW-Tag am 29. März in Paderborn

Transkript:

43. Bayerisches Wirtschaftsgespräch mit Manfred Weber Montag, 18.03.2019, um 19:00 Uhr hbw Haus der Bayerischen Wirtschaft, ConferenceArea, Europasaal Max-Joseph-Straße 5, 80333 München Begrüßung Alfred Gaffal Präsident vbw Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. Es gilt das gesprochene Wort.

1 Begrüßung Unser heutiger Gesprächsgast könnte schon bald den wohl wichtigsten Posten der EU übernehmen. Als Spitzenkandidat der Europäischen Volkspartei hat Manfred Weber gute Chancen, Präsident der EU-Kommission zu werden. Er wäre nach Walter Hallstein der zweite Deutsche in diesem Amt und der erste Bayer! Dafür wünschen wir ihm viel Erfolg! Und zwar nicht nur wegen seines wirtschaftspolitischen Sachverstandes. Manfred Weber steht wie kaum ein anderer für unsere gemeinsamen europäischen Werte! Er versteht es, Brücken zu bauen.

2 Ihm trauen wir zu, die Gräben in der EU zu überwinden. Sehr geehrter Herr Weber, lieber Manfred, schön, dass Du in der heißen Phase des Wahlkampfes bei uns bist! Meine Damen und Herren, in den kommenden Wochen und Monaten werden die Weichen für die Zukunft der EU gestellt: Am 26. Mail findet die Europawahl statt. Zudem werden bis Ende des Jahres fast alle Spitzenpositionen der EU neu besetzt. Dieser tiefgreifende Wechsel geschieht in einer Zeit, in der Extreme und Populisten Europaskepsis schüren und die EU schwächen wollen. Hier müssen wir gemeinsam dagegenhalten!

3 Und zwar, indem wir die großen Vorteile der Europäischen Union für alle sichtbar herausstellen. 1. Die EU hat uns über 70 Jahre Frieden gebracht. Gerade in einer Zeit, in der kriegerische Auseinandersetzungen weltweit wieder auf dem Vormarsch sind, ist das keine Selbstverständlichkeit. 2. Der einheitliche Binnenmarkt hat den wirtschaftlichen Austausch zwischen den EU-Ländern enorm angetrieben und Wohlstand gebracht Deutschland und Bayern profitieren davon in ganz besonderer Weise. 3. Die EU bringt Reisefreiheit in Europa, die jeder Bürger wie selbstverständlich nutzt. 4. Wir profitieren in der EU von einer einheitlichen Währung, die das Reisen und den wirtschaftlichen Austausch enorm vereinfacht.

4 5. Die EU ist eine Werteunion: Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Meinungs- und Pressefreiheit sind die Grundpfeiler unserer Überzeugungen. Weltweit sind diese Werte immer stärker bedroht. Die EU als Ganzes kann sie viel besser verteidigen als jedes einzelne Land. 6. Hinzu kommt: Nur als EU können wir in einer Welt, in der sich die Kräfteverhältnisse immer mehr verschieben, unsere wirtschaftlichen und politischen Interessen wahren. 500 Millionen Menschen haben mehr Gewicht als 80 Millionen. Die vbw wird die Wochen bis zu Europawahl noch stärker nutzen, um diese Vorteile einer breiten Öffentlichkeit nahezubringen!

5 Meine Damen und Herren, die aktuellen Entwicklungen beim Brexit zeigen, dass es nicht so einfach ist, der EU den Rücken zu kehren. Die Situation ist weiterhin hochgradig verfahren. Wir sind überzeugt, dass der Austritt den Briten am Ende mehr schaden wird als der EU. Trotzdem ist Bayern besonders betroffen. Großbritannien ist für den Freistaat das fünftwichtigste Exportland. Die Ausfuhren in das Vereinigte Königreich summierten sich 2018 auf 12,8 Milliarden Euro. Das waren 6,7 Prozent der Gesamtexporte Bayerns. Wir haben keine Glaskugel und wissen nicht, wie das Ganze ausgeht.

6 Wir wissen aber, dass ein harter Brexit für die bayerische Wirtschaft die denkbar schlechteste Lösung wäre. Meine Damen und Herren, wir sind überzeugte Europäer. Die EU muss sich aber weiterentwickeln und sie muss die richtigen Schwerpunkte setzen. Europa muss stark aber schlank sein! Nur so erreichen wir Stabilität! Wir sagen ja zur Solidarität aber nicht, wenn sie auf Kosten der Solidität geht. So ist die Sozialpolitik Sache der Mitgliedsstaaten dort ist sie auch richtig verortet. Historisch gewachsene, höchst unterschiedliche Sozialsysteme mit einer Vielzahl an einzelstaatlichen Regelungen

7 dürfen nicht über einen Kamm geschert werden. Abzulehnen ist deshalb auch eine europäische Arbeitslosenversicherung. Es ist schlichtweg unmöglich, die strukturellen Unterschiede der nationalen Arbeitsmärkte zu beseitigen. Die EU muss noch stärker darauf achten, welche bürokratischen Mehrbelastungen sie bei den Unternehmen verursacht. Zwei aktuelle Beispiele zeigen, wie es nicht laufen sollte. Zum einen die EU Datenschutz- Grundverordnung. Von der Idee her ist sie richtig, in der Umsetzung ist man aber weit übers Ziel hinausgeschossen! Besonders die Informations- und Dokumentationspflichten sorgen für großen Aufwand, ohne ein Mehr an Datenschutz zu bringen.

8 Ein zweites Thema ist die A1- Bescheinigung bei Entsendungen ins europäische Ausland. Das erzeugt in unseren Mitgliedsunternehmen nicht nur große Aufregung, sondern in Teilen sogar regelrechte Wut. Es kann nicht sein, dass eine A1- Bescheinigung bei jeder Geschäftsreise ins Ausland selbst bei Tagestrips nötig ist. Lieber Manfred, wir wissen, dass hier vor allem die Mitgliedsstaaten gefordert sind, die Regeln praxisgerecht anzuwenden. Dennoch müssen wir auch auf europäischer Ebene die Rahmenbedingungen so ändern, dass bei Geschäftsreisen, die bis zu einer Woche dauern, keine A1-Bescheinigung erforderlich ist. Hier bitten wir um Deine Unterstützung!

9 In der Steuerpolitik ist es Aufgabe der EU, ihre Strategie konsequent auf Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit auszurichten! Oberste Priorität muss es sein, den EU- Binnenmarkt zu stärken. Dazu muss Brüssel zunächst die Mehrwert- und Körperschaftsteuer harmonisieren. In der Klimapolitik dürfen wir nicht überdrehen. Europa alleine kann das Klima nicht retten. Es nützt nichts, wenn wir uns abmühen, andere Länder aber nicht mitmachen und die CO2-Emissionen weltweit steigen. Wenn die EU trotzdem die Rolle des Musterschülers einnimmt, schadet sie unserem Standort. Wir müssen uns in Europa auf CO2-Werte verständigen, die realistisch und im vorgegebenen Zeitraum auch umsetzbar sind!

10 Europäische Alleingänge haben letztlich nur eine Wirkung: Sie schwächen die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft. Meine Damen und Herren, in einigen Bereichen brauchen wir aber mehr Europa. Etwa in der Handelspolitik. Im gärenden Handelskonflikt mit den USA muss Europa mit einer Stimme sprechen und auf Deeskalation setzen. Deutsche Autos gefährden weder amerikanische Arbeitsplätze, noch die nationale Sicherheit der Vereinigten Staaten. Im Gegenteil: Deutsche Automobilhersteller sind Amerikas größte Auto-Exporteure. Hinzu kommt: Allein bayerische Unternehmen sorgen für fast 530.000 Jobs in den USA! Es ist jetzt notwendig, dass alle

11 Beteiligten an den Verhandlungstisch kommen. Dafür müssen sich die Mitgliedstaaten endlich auf ein Verhandlungsmandat für die Europäische Kommission einigen! Ziel muss das weltweite Absenken von Zöllen sein. Zudem unterstützen wir die stärkere Zusammenarbeit der EU in der Asyl-, Außen- und Sicherheitspolitik. Dadurch können Synergien geschaffen und Kosten gespart werden. Eine europäische Verteidigungsunion ist längst überfällig! Als vbw begrüßen wir zudem den wiedergewonnenen Stellenwert der Industrie in der europäischen Politik. Ziel der Europäischen Kommission ist es, den industriellen Wertschöpfungsanteil zu erhöhen.

12 Das ist sinnvoll! Wir brauchen eine starke Industrie, überall in Europa. Eine Schwächung der deutschen Industrie kann demzufolge nicht im Interesse Europas liegen. Die Debatte über den deutschen Handelsüberschuss ist absurd. Die anderen Länder in der EU profitieren von der starken deutschen Industrie. Einfach deshalb, weil sie viele Vorleistungen aus anderen EU-Ländern importiert. In einer wissenschaftlichen Studie haben wir nachgewiesen, dass die Nachfrage der deutschen Industrie nach Vorleistungen und Investitionsgütern deutlich über 3 Millionen Jobs in den EU-Ländern sichert. Meine Damen und Herren, die Europawahl in zwei Monaten entscheidet über die Zukunft der EU. Wir müssen gemeinsam dafür eintreten, dass Europa geeint und stabil bleibt!

13 Wir müssen den Menschen klarmachen, dass wir die EU mehr denn je brauchen. Die EU ist die Lösung für die Zukunft, nicht das Problem! Ich freue mich jetzt auf die Ausführungen des EVP-Spitzenkandidaten. Manfred, Du hast das Wort!