Test & Technik Vollverstärker



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Transkript:

Test & Technik Vollverstärker 136 stereoplay 4/2008

Spitzenleistung Bei diesen Boliden aus Europa, Japan und den USA durften die Entwickler endlich mal wieder richtig aus dem Vollen schöpfen und schufen drei der besten Verstärker der Welt. Test: Holger Biermann, Johannes Maier Fotos: Julian Bauer Natürlich durfte bei dieser illustren Runde ein McIntosh nicht fehlen. Die Amerikaner bauen seit über 60 Jahren Vollverstärker, nach denen sich HiFi-Fans geradezu verzehren. Ebenfalls zwingend war der derzeit größte Luxman-Amp. Die Japaner waren in den 80ern die angesagteste Verstärkerschmiede. Dass sie nichts verlernt haben, zeigt der L 509u unter seinem Deckel: Einen solchen Innenaufbau haben wir selbst in dieser Klasse höchst selten gesehen. Komplettiert wird das Trio durch einen Neuling, den GamuT, der aber auch nicht gänzlich unbeleckt ist: Der DI 150 wurde in den USA von Absolute Sound zum Vollverstärker des Jahres gekürt. f McIntosh MA 7000 AC 8200 Euro Luxman L 509u 8000 Euro GamuT DI 150 9200 Euro stereoplay 4/2008 137

Test & Technik Vollverstärker Ein Nordlicht lässt die Puppen tanzen Schöne Front hin oder her: Dem GamuT-Chef Lars Goller, der zunächst als Boxen-Entwickler reüssierte, kam es beim DI 150 weniger auf Schicki-Micki als auf echte technische Werte an. Nicht nur mit dem Preis von stolzen 9200 Euro, sondern auch mit seinen zwei echten symmetrischen Eingängen, deren Minuspole hinter der Rückplatte nicht etwa verschämt zur Masse, sondern zu vollwertigen Schaltungskreisen führen, zeigt der DI 150 von GamuT, in welcher Anlagen-Klasse er spielen will. Dank koaxialer sowie symmetrischer Pre-Outs nimmt er eben dort auch die Rolle einer edlen Vorstufe ein. Wenn es sein muss, hilft er auch bei Surround aus. Dafür gibt es neben den konventionellen Cinch-Eingängen einen namens HTH, über den die von einer Decoder-Vorstufe angelieferten Signale am Lautstärke-Potentiometer vorbeigeführt werden können. Das Innenleben des Dänen verrät auch mit der hemds- ärmeligen Verschraubung der Anschlussdrähte mit den Hauptelkos jede Menge Handarbeit. Und mit dem durchgehenden Doppel-Mono-Aufbau Großzügigkeit. Dabei kaufte GamuT die insgesamt vier großkalibrigen Energiespeicher mit insgesamt 64 000 Mikrofarad beim renommierten schwedischen Hersteller Rifa ein. Die gigantischen, in Kunststoff vergossenen Netztrafos stammen vom Spezialisten Toroid. Die Auslegung der Ausgangsstufen schlägt dem Fass schließlich den Boden aus. Der DI 150 besitzt pro Kanal zwei mehr oder minder konventionelle Trans istor-gegentaktschaltungen, die in Brückenanordnung schon eine Box ernähren könnten. Beim DI 150 treiben diese aber erst mal zwei mit Schraubanschlüssen bewehrte Industrie- Großtransistoren namens APT 20 M 19 an. Denen bescheinigt das Datenblatt eine Strom-Spitzenbelastbarkeit von sage und schreibe 448 Ampere; ein Pärchen dieser Halbleiter knetet ergo auch den allerhalsstarrigsten Schallwandler weich. In der Praxis stimmt weich nur in sofern, als sich der DI 150 an beliebigen Boxen jegliche Schärfe verkneift. Ansonsten hat GamuT den erzkräftigen Verstärker, der selbst bei brachialsten Pegeln in der Spur bleibt wie auf Schienen, nicht nur auf Musik konsumieren, sondern auf umfassende, direkte Hörerlebnisse getrimmt. Mit Phono hat der GamuT nichts am Hut. Dafür bietet er externen Endstufen nicht nur Cinch- sondern auch XLR- Anschlüsse an. Die urgewaltigen Höchststrom-Endtransistoren sitzen auf den Kühlrippen-Seiten jeweils ganz vorne und ganz hinten. 138 stereoplay 4/2008

Das jedenfalls war der Eindruck, den der GamuT schon bei den ersten Takten Musik vermittelte. Zum Beispiel bei dem zeitlos überragend klingenden Limehouse Blues des Federnde Leichtigkeit und brachiale Kraft Jazz At The Pawnshop, den die Hörtester wegen des bevorstehenden stereoplay-jubiläums im Mai ausgegraben hatten. Die Live-Atmosphäre dieser Aufnahme ist einmalig. Hier spielt nicht nur die Musik eine Rolle, sondern auch all die vielen kleinen und großen Nebengeräusche. Der GamuT schaffte es völlig stressfrei, jede Einzelheit präzise aufzufächern, sie Technik Mit fetzigen FETs Bis zu den Punkten x gleicht der GamuT einem Brückenverstärker, der mit zwei symmetrisch aufgestellten Gegentakt-Transistor-Pärchen zwei heiße Ausgangspole offeriert. Statt einer Box treiben sie aber im DI 150 zwei riesige Industrie- Feldeffekt-Transistoren an. Ihre vom Stromkanal isolierten Lenkelektroden brauchen zwar prinzipiell nicht sehr viel Energie, wohl aber doch sehr stabile Treiber, weil von einer Auslenkung zur anderen eine hohe Eingangskapazität umgeladen werden muss. Das GamuT-Prinzip leuchtet ein. regelrecht atmen zu lassen. Aber auch die federnde Leichtigkeit, mit der er die Bass-Saiten schnalzen oder die Becken ausklingen ließ, war unerhört. Dabei agierte der Däne im Bass und Grundton absolut präzise und schlackenfrei was in den Stimmlagen zunächst etwas nüchtern, aber keineswegs distanziert klang. Denn bei wirklich bassintensiven Stücken wie dem Tuva Rap ( Titel-CD 5/07) zeigte der Däne die Vorzüge dieser Abstimmung: Mit solcher Wucht und zugleich GamuT-Ausgangsstufe Zwei Amps feuern zwei FETs an, die einen gemeinsamen heißen Ausgangspol besitzen. Pfeil: Hochstrom-FET Microsemi APT 20 M 19. solcher Durchhörbarkeit hatten die Tester die Bassdrums bislang nur ganz selten gehört. Dass er auch bei Pegelorgien nie die Übersicht verlor, rundete das Bild endgültig ab: Mit dem DI 150 gelang GamuT eine Welt- Spitzenleistung.

Test & Technik Vollverstärker Dichtestmögliche Packung edelster Einzelteile: Luxman L 509u. Neben vielfältiger sinnvoller Ausstattung bringt der Japaner auch einen Mode - Schalter mit, der über die Positionen Stereo, Mono, nur rechts oder nur links sofortige Betriebskontrollen erlaubt. Goldene Essenz aus Jahrzehnten Erfahrung Wie es sich für einen Lux schon vor einem Vierteljahrhundert gehörte, tritt auch der L 509u mit Komplettausstattung an: So etwa mit einem ordentlichen Phonoteil, das nicht nur Moving-Magnet-Tonabnehmern dient, sondern sich sogar für die leiseren und dafür im Frequenzgang unkritischeren Moving-Coil-Systeme sensibilisieren lässt. Klangregler gehören ebenso zum Inventar wie eine Tape-Monitor-Schleife für Hinterband-Aufnahmekontrolle. Selbstredend nimmt der L 509u über XLR-Kontakter auch symmetrische Ankömmlinge an. Dank Eingangs-ICs mit gleichartigen Steuerelektroden für Plus und Minus bleibt die Balance auf dem Anschlusskabel bestehen. Damit gelingt bei der Umformung der Musik- Gegentakt- zu Einpol-Signalen eine umso bessere Unterdrückung von etwaigen gleichtaktigen Einstreuungen. Auf jeden Fall dürfen sich die Musikschwingungen nach dem Passieren der Goldkontakt- Kapselrelais der Eingangswahl auf eine selten vornehme Lautstärke-Einstellung freuen, die wohl das edelste Potentiometer dieser Galaxis übernimmt, das ganz große und ganz teure Alps- Potentiometer mit Massivmessing-Korpus. Sodann müssen sie im weiteren Verlauf nicht etwa eine Naturklang gefährdende Überalles-Gegenkopplung fürchten. Um sie zu vermeiden, hat sich Luxman jeweils für die Ein- und die Ausgangsstufe kurzzügige Korrekturschleifen ausgedacht, die nicht das gesamte Signal zurückführen, sondern dabei ermitteln Extra-Verstärker die Differenz zwischen Ist und Soll nur mit den den Signalabweichungen arbeiten. Um Leistung müssen sie ebenfalls nicht bangen: Ein Kawentsmann von Netztrafo und eine ganze Reihe dicker Speicherelkos halten die sechs auf massiven Kühlkörpern sitzenden Endtransistoren jedes Kanals bestimmt gut im Futter. Treiber, Vorstufe und Kontrollelektronik greifen auf eigene Trafowicklungen zurück. Alles gut, alles beruhigend, schließlich darf sich der HiFi- Fan noch an feinen Spezereien erfreuen: Etwa an der Tatsache, dass Luxman die Platinen- Technik Gegenkopplung auf luxuriöse Art Der Lux führt das Ausgangssignal nicht direkt auf den Eingang, sondern auf einen Extrakreis zurück, der aus dem Vergleich mit dem Input eine Differenz ermittelt. Mit dieser Stellgröße regelt er die Parameter seiner Hauptverstärkerstufen nach. Im Eingang schreiten die Signale über goldene Brücken. Das Potentiometer aller Potentiometer befindet sich oben links. Die seitlich angeordneten Endstufen werden aus jeweils eigenen n Elko-Paaren gespeist. 140 stereoplay 4/2008

Dank Pre-Out und Main-In, die sich per Front-Schalter überbrücken lassen, lässt sich der Lux ad hoc auch als Vor- oder Endverstärker einsetzen. Beim Berühren des Phasen-Sensors (rechts) glimmt ein Lämpchen, wenn die Netzpole vertauscht werden sollen. bahnen des L 509u vergoldete. Oder ganz einfach daran, dass die beiden in db geeichten Anzeigeinstrumente auf der Front so schön im Takt der Musik vor sich hin zuckeln. Was sie im Hörtest auch ausgiebig taten. Der Luxman liebt es klanglich saftig, schöpft gern und locker aus dem Vollen. Der Verstärker mit dem superben Innenaufbau ließ sich bei fordernden Bassattacken von seinen beiden Gegnern nicht die Butter vom Brot nehmen. Satter als der GamuT und präziser als der McIntosh hämmerte er die Beats des Tuva Rap via Thiel CS 3.7 in den stereoplay-hörraum. Das gelang sogar viel teureren Vor/Endverstärker- Kombis kaum überzeugender. Im Präsenzbereich allerdings erlaubte er sich eine kleine Nachlässigkeit: Die Stimme von Marianne Mellnäs ( Julsang ) wirkte wunderschön rund und geschlossen, war aber nach oben raus nicht völlig frei, nicht ganz so ungezwungen und direkt wie bei dem GamuT und dem McIntosh. Phantastisch aber, wie der Lux dann nach ganz oben hinaus zu strahlen vermochte, wie er quasi frisch polierte Schlagzeugbecken ewig lang ausklingen ließ. Toll, wie er bei Jazz At The Pawnshop nicht nur die Musik, sondern auch die begeisterte Stimmung in dem Jazzkeller reanimierte. Alles wie im richtigen Leben: Ein größeres Kompliment kann ein Verstärker nicht kriegen.

Test & Technik Vollverstärker Never change a winning dream Um ein Viertel schwerer, etwas höher und nun mit dicken Griffen, sieht der MA 7000 AC seinem kleinen Bruder MA 6900 AC (1/04) sehr ähnlich. Technisch gab es ein Leistungs-Plus und einen Schaltungs-Feinschliff. McIntosh ist die Traditionsschmiede schlechthin: Seit über 60 Jahren folgen die Amerikaner den gleichen optischen wie konstruktiven Vorstellungen. Beim MA 7000 AC für 8200 Euro sind also keine grundlegenden Änderungen zu erwarten. Mit Sicherheit reizten sie aber das Prinzip großer Transistor noch weiter aus. Eine Selbstverständlichkeit bei den Entwicklern aus Binghampton im Staate New York: Symmetrie nicht nur als Anschlussoption bei den Eingängen oder beim Pre-Out. Sie ziehen das doppelgleisige Prinzip vielmehr über alle Verstärkerstufen hinweg konsequent durch. So besitzt jeder Kanal Ausstattung Vollverstärker System-/Fernbedienung Hochpegeleingänge/symm. Phono MM/MC Tape-Ausgänge Pre-out/Main-in Prozessor-Ein/Ausgang Monitorschalter Aufnahmewahlschalter Klangregler/abschaltbar Muting Boxenausgänge A+B/schaltbar Kopfhörerausgang Netzbuchsen geschaltet/ungeschaltet Volles Besteck: Neben Phonobuchsen sowie symmetrischen Ein- und Ausgängen offeriert der Mac auch zahlreiche Fernschalt-Anschlüsse. zwei eigenständige, mit je sechs Endtransistoren bestückte Endstufen. Ihre gegentaktigen Musik-Kräfte vereinen sich erst in einem kunstvoll gewickelten Autoformer, während es Einstreuungen schlecht ergeht: Weil GamuT DI 150 / 4/2 1 2(Cinch + XLR)/ Luxman L 509u 5/2 / 1 1/ (via Front schaltbar) / / sie an den jeweiligen Anzapfungen gleichtaktig ankommen, sieht der Übertrager die Spannungsdifferenz Null, ergo nichts, was er weiterzugeben hat. Deutsche Techniker werden die Autoformer als Spartrafos McIntosh MA 7000 AC / 6/2 / 1 2(Cinch + XLR)/ 5-Band-Eq./ bezeichnen, weil sie statt einer Ein- und Ausgangsspule nur eine einzige besitzen. Was aber im Falle des MA 7000 AC, der keine galvanische Gleichspannungs-Entkopplung braucht (im Gegensatz zu Röhren), zu einer besonders innigen, verlustfreien Umsetzung führt. Und zwar je nach der mittleren Impedanz der anzuschließenden Boxen wahlweise auf die Werte zwei, vier oder acht Ohm. Mit dem einen Vorteil, dass der MA 7000 AC sowohl Strom- als auch Spannungssauger-Boxen gleichermaßen bedienen kann. Und dem anderen, dass die Endtransistoren in allen Fällen in der Nähe ihres besonders klangfreundlichen Lieblings-Arbeitspunkts bleiben dürfen. Mit 1150 Watt Dauerbelastbarkeit des Netztrafos und summa summarum 108 000 Mikrofarad Elko-Speicherkapazität stellt die probate Halbleiter- Ernährung weniger denn je ein Thema dar. Umso genussvoller darf der HiFi-Fan an die anderen zahlreichen anderen Vorzüge denken, etwa an den sanft wirkenden Übersteuerungsschutz, an die via Glasfaser beleuchteten Wattinstrumente oder an den 5-Band-Equalizer, den er 142 stereoplay 4/2008

via Mittenrastung der einzelnen Knöpfe aus dem Signalweg nehmen kann. Der Equalizer ist in erstaunlich vielen Fällen praktisch, im Hörtest aber musste er zwecks Vergleichbarkeit außen vor bleiben. Auch ohne begeisterte der MA 7000 AC in jeder Beziehung. Von Beginn an spürte man seine unbändige Kraft. Die Bassdrums des Tuva Rap (Titel-CD 5/07) standen wirklichkeitsgetreu im Raum, die Felle besaßen die originale Federkaft, der Hohlraum antwortete mit dem korrekten kten Druck und Volumen. Bei orchestraler Musik baute der MA 7000 AC ckend große und vor allem tiefe beeindru- Bühnen, die selbst gewaltigen Klangkörpern den gebüh- renden Raum boten. Der Hörtest-Klassi-siker Julsang geriet zu einem bewegenden Moment; Marianne Mellnäs sang mit genau richtigem Timbre und gelöst-natürlicher Artikulation. Selbst der Auf jedem Kühlkörper stehen Endtransistoren Spalier und treiben über Autoformer genannte Übertrager (rechts und links außen) die Boxen an. Die sagenhaft geringen Verzerrungen des MA 7000 AC lassen darauf schließen, dass McIntosh die Halbleiter peinlichst genau selektiert.

Test & Technik Vollverstärker Hintergrundchor übte eine Kraft aus, die die Hörer unweigerlich in die Aufnahme sog. Dabei ging der Amerikaner keineswegs mit der hohen Transparenz und Durchzeichnung des GammuT zu Werke. Nein, der Mac steht für eine ganz eigene Ruhe im Klangbild. Wo der Luxman manchmal in den Stimmlagen etwas beengt wirkte und der GammuT ein bisschen zu impulsiv daherkam, spielte der Mac auf unnachahmliche Weise warm und minimal zurückhaltend, ohne dabei Details zu verwischen. Wollte man den stereoplay-kriterien das Attribut angenehm zufügen, so würde der Mac hier Höchstwertungen einfahren. Der MA 7000 AC klingt wie viele Macs vor ihm, nämlich satt, mächtig, klangfarbenstark. Einziger Unterschied: Er macht seine Sache noch besser als alle Mac-Verstärker vor ihm. FAZIT Holger Biermann Redaktionsleiter GamuT DI 150 9200 Euro (Herstellerangabe) Vertrieb: Adagio, Wiesbaden Telefon: 0611/5900728 www.gamutaudio.com Auslandsvertretungen siehe Internet Maße: B: 43 x H: 15,5 x T: 44,6 cm Gewicht: 31 kg Messwerte Frequenzgänge 6dB 3dB 0dB -3dB -6dB -9dB -12dB 10Hz 100Hz 1kBHz 10kHz 100kHz Ausgewogen mit extrem geringer Lastabhängigkeit, kein Phonoteil Klirr-Analyse (k2 bis k5 vs. Leistung) 0 db -20 db -40 db -60 db -80 db -100 db -120 db 0,01w 0,1w 1w 10w 100w 1kW Schön gleichmäßig verlaufende Klirrkomponenten mit nicht ganz perfektem Leistungswechselverhalten stereoplay LeistungsproÞl 269W 342W 461W 559W 577/698W Sehr hohes Musik-Leistungsniveau bis knapp 700 Watt an 2 Ohm Sinusleistung (k=1%), an 8/ 244/404 W Rauschabstand Line 94 db Phono - Verbrauch Standby/Betrieb -/101 W Luxman L 509u 8000 Euro (Herstellerangabe) Vertrieb: TCG, Nordhorn Telefon: 05921/7884927 www.www.luxman-audio.de Auslandsvertretungen siehe Internet Maße: B: 46,7 x H: 17,9 x T: 42,8 cm Gewicht: 27,5 kg Messwerte Frequenzgänge 6dB 3dB 0dB -3dB -6dB -9dB -12dB 10Hz 100Hz 1kBHz 10kHz 100kHz Sehr ausgewogen mit minimaler Lastabhängigkeit; Phono MM brillanzbetont Klirr-Analyse (k2 bis k5 vs. Leistung) 0 db -20 db -40 db -60 db -80 db -100 db -120 db 0,01w 0,1w 1w 10w 100w 1kW Sehr gleichmäßig verlaufende Klirrkomponenten mit tadellosem Leistungswechselverhalten stereoplay LeistungsproÞl 165W 205W 268W 319W 370W Hohes und sehr stabiles Musik- Leistungsniveau bis 370 Watt an 2 Ohm Sinusleistung (k=1%), an 8/ 152/245 W Rauschabstand Line 93 db Phono-MM-Normsystem/MC 79/70 db Verbrauch Standby/Betrieb -/77 W McIntosh MA 7000 AC 8200 Euro (Herstellerangabe) Vertrieb: Audio Components Telefon: 040/2785860 www.audio-components.de Auslandsvertretungen siehe Internet Maße: B:44,5 x H: 24 x T: 44,5 cm Gewicht: 44,3 kg Messwerte Frequenzgänge (8-Ohm-Klemme) 6dB 3dB 0dB -3dB -6dB -9dB -12dB 10Hz 100Hz 1kBHz 10kHz 100kHz Sehr ausgewogen mit leichter Lastabhängigkeit; gutes Phonoteil Klirr-Analyse (k2 bis k5 vs. Leistung) 0 db -20 db -40 db -60 db -80 db -100 db -120 db 0,01w 0,1w 1w 10w 100w 1kW Sehr geringe und gleichmäßig verlaufende Klirrkomponenten mit tadellosem Leistungswechselverhalten stereoplay LeistungsproÞl K8 343W 455W 519/596W 351/655W 192/318W Sehr hohes Musikleistungsniveau bis 655 Watt an 3 Ohm Sinusleistung (k=1%), an 8/, 8-Ohm-Klemme 335/477 W Rauschabstand Line 92 db Phono-MM-Normsystem 78 db Verbrauch Standby/Betrieb 1,1/58 W Luxman feiert ein beachtliches Comeback in der Oberklasse: Aus dem Stand katapultierte sich der L 509u in die Riege der besten Verstärker der Welt. Der vollmundige McIntosh MA 7000 AC und der impulsiv-feinsinnige GammuT DI 150 aber musizierten noch einen Hauch besser. Sie übernehmen jetzt gemeinsam trotz der recht unterschiedlichen Spielweise das stereoplay- Referenzamt bei den Transistor-Vollverstärkern. Bewertung Klang (max. 70 Punkte) 58 Punkte 0 10 20 30 40 50 60 70 Messwerte 9 Praxis 8 Wertigkeit 9 Ausnahmeverstärker aus Dänemark, der insbesondere Dynamikfans aus der Seele spricht. Mit Hochkultur- Feinaußösung gepaarter, unfassbar impulsiver und direkter Klang. Ohne Phono-Sektion. stereoplay Testurteil Klang Absolute Spitzenkl. Gesamturteil Preis/Leistung 58 Punkte 84 Punkte Bewertung Klang (max. 70 Punkte) 57 Punkte 0 10 20 30 40 50 60 70 Messwerte 9 Praxis 9 Wertigkeit 10 Mit edelsten Bauteilen wie geschleckt konstruierter und inklusive (ausreichendem) Phono MM und MC bestens ausgestatteter Edel-Japaner. Supersatt-energische und obenraus strahlende Wiedergabe. stereoplay Testurteil Klang Absolute Spitzenkl. Gesamturteil Preis/Leistung 57 Punkte 85 Punkte Bewertung Klang (max. 70 Punkte) 58 Punkte 0 10 20 30 40 50 60 70 Messwerte 9 Praxis 9 Wertigkeit 10 Liebevollst aufgebauter Amerikaner klassischen Mac-Zuschnitts. Indem er völlig locker, stressfrei und geradezu unendlich sauber agiert, bleibt er auch musikalisch auf der Linie. Brauchbare Phono-MM-Sektion. stereoplay Testurteil Klang Absolute Spitzenkl. Gesamturteil Preis/Leistung 58 Punkte 86 Punkte 144 stereoplay 4/2008

Ratgeber So lesen Sie stereoplays Messwerte richtig Starkes Profil Fürs Messlabor ein Mordsaufwand, für Ihre Auswahl einfach: Das Verstärker-Leistungsprofil sollte das Lautsprecher-Bedarfsprofil überdecken. Report: Peter Schüller Bei der Verstärkerleistung verhält es sich wie mit dem Geld: Es beruhigt, viel davon zu besitzen. Indem der MA 7000 AC Leistung satt und zudem drei Ausgänge für eher hoch-, mittel- oder niederohmige Boxen offeriert, erlaubt er völlige Gelassenheit. Wie das Bedarfsprofil einer besonders niederimpedanten wie watthungrigen Box zeigt, bleiben unter der Vorgabe von 100 Dezibel Schalldruck (Originaldynamik) bei jeder Anschlussoption noch genügend Reserven. Der HiFiist nimmt trotzdem den 4-Ohm-Anschluss, weil hier die Abstände zwischen der in der Praxis gebrauchten und der maximal möglichen Leistung am gleichmäßigsten sind. Nun darf er davon ausgehen, dass der Verstärker am allerwenigsten gestresst wird und die Transistoren in der Nähe ihrer günstigsten Arbeitspunkte bleiben. Auch ein Ausflug in die klanglich kritischen roten Balkenabschnitte findet sicher nicht statt. Das sind Bereiche, wo der McIntosh nur noch mehr oder minder rein ohmsche Widerstände toleriert, während er bei Phasenverschiebungen die Leistung limitiert. Das Boxen-bedingte zeitliche Auseinanderdriften von Strom und Spannung birgt dann ebenfalls keine Gefahr. Musikleistung des McIntosh MA 7000 AC stereoplay LeistungsproÞl 8 Ω 343W 455W 519/596W 351/655W 192/318W stereoplay LeistungsproÞl 4 Ω 221W 280W 387W 471W 557/602W stereoplay LeistungsproÞl 2 Ω 127W 164W 227W 290W 389W Leistungsbedarf eines Lautsprechers stereoplay BedarfsproÞl Musikleistungs-Testsignal 43W 58W 87W 116W - Die Leistungsprofile, ermittelt an den drei für unterschiedliche Impedanzen ausgelegten Ausgängen, zeigen deutlich, dass der 8-Ohm- Anschluss sich für Lautsprecher mit niederohmiger komplexer Last weniger eignet. Für Lautsprecher gilt: Die jeweiligen Balken sollten nie länger sein als die des Verstärkers. Zeitlicher Verlauf des Shaped Burst -Testsignals zur Bestimmung der Musikleistung.