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Transkript:

Überparteiliche Fraueninitiative Berlin Stadt der Frauen e.v. Marienburger Str. 6 10405 Berlin Das Sichtbarmachen von Frauen und ihren gesellschaftlichen Leistungen und von Auswirkungen gesellschaftlicher Entwicklungen auf Frauen im Berliner Beitrag zum Humboldt Forum Ausgangspunkt unseres Engagements war die Auswertung unserer Befragung zur Ausstellung Berlin Stadt der Frauen 2016 und die darin enthaltenen Vorschläge der Besucherinnen und Besucher, Frauen und ihre Leistungen künftig in der kulturellen Stadtentwicklung angemessen sichtbar zu machen - z.b. im Berliner Beitrag zum Humboldt Forum. Die Auswertung der Ausstellung, unser Schreiben an den Chefkurator des Landes Berlin für den Berliner Beitrag im Humboldt Forum, Herrn Paul Spies, und die Antwort darauf sind auf unserer Website zu finden. Wir haben unsere Nachfragen auch im politischen Raum bekannt gemacht, so ging etwa eine Kopie unseres Schreibens an Paul Spies an den zuständigen Kultursenator. Im Juni gab es eine Kleine Anfrage der beiden Abgeordneten Regina Kittler und Ines Schmidt (DIE LINKE) zu Frauenperspektiven im Berliner Beitrag zum Humboldt Forum. Das 2016 von Paul Spies vorgestellte Rahmenkonzept des Berliner Beitrags zum Humboldt Forum legt großen Wert auf Partizipation; die Einbeziehung der Zivilgesellschaft ist gewünscht. Wir haben beschlossen, das Konzept beim Wort zu nehmen und baten in zwei Schreiben an unsere Mitglieder und unser Netzwerk um Vorschläge, insbesondere zum zeitlichen Schwerpunkt des Berliner Beitrags (19. und 20 Jahrhundert). Allen Einsenderinnen sei an dieser Stelle noch einmal herzlich gedankt. Wir fassen in diesem Papier die Antworten zusammen, verweisen aber auch punktuell auf Voten aus der Ausstellungsauswertung hin. Dabei ist zu bedenken, dass Sichtbarmachen und Anerkennung der Leistungen und Perspektiven von Frauen in der Vergangenheit so nachhaltig vernachlässigt wurden, dass die hier zusammengefassten Hinweise und Vorschläge natürlich nicht vollständig sein können, sondern nur einen Beitrag zu einer Offensive des Sichtbarmachens der Frauen in der kulturellen Stadtentwicklung darstellen, der ergänzt und fortgeführt werden muss. Wir sehen im Rahmenkonzept des Berliner Beitrags mit seinem Ansatz der Einbeziehung der Zivilgesellschaft und der Rückkoppelung von Ergebnissen in den öffentlichen Raum eine Möglichkeit, das Sichtbarmachen der Leistungen von Frauen als kontinuierlichen Prozess zu etablieren. Die Voraussetzungen und Bedingungen der Einbeziehung der Zivilgesellschaft in den Ausstellungsprozess müssten allerdings von den Verantwortlichen transparent definiert werden. 1

1. Einige grundsätzliche Fragen, die uns erreichten 1.1 In der Antwort auf die zitierte Kleine Anfrage durch den Kultursenator heißt es: Die Differenzkonstruktionen race und class sind für die Erarbeitung der Berlin Ausstellung ebenso wichtig wie der Genderaspekt und werden als Analysekategorien für das Verständnis gesellschaftlicher Prozesse zusammengedacht. In Bezug auf diese Antwort wird die Befürchtung geäußert, dass im Zusammendenken dieser drei Aspekte der Geschlechteraspekt in den Hintergrund und in die Nachrangigkeit gerät und Race und Class dominieren es wäre nicht das erste Mal. Wie wird also die Gewichtung von Race, Class und Gender im Berliner Beitrag gestaltet? Es wurde auch daraufhin gewiesen, dass der Begriff Frau(en) in der aktuellen Gender- und Querpolitischen Debatte zu verschwinden drohe. Auch in den Fragebögen zur Ausstellung Berlin Stadt der Frauen hatten übrigens einige (wenige) Besucher*innen die Kategorie Mann/Frau mit Hinweis auf die Irrelevanz der Geschlechterrollen nicht ausgefüllt. 1.2 Wie ist es zu erreichen, dass in einer Ausstellung, die Berlin mit der Welt verknüpfen soll, beim Sichtbarmachen der Leistungen von Frauen nicht nur die herausragenden Leistungen von Elitefrauen, die ganz andere Möglichkeiten hatten, ihre Arbeit bekannt zu machen, angemessen dargestellt werden? Wird beispielsweise der Wiederaufbau Berlins durch Trümmerfrauen gewürdigt? Was wird überhaupt für Ausstellungswert gehalten? Auch die Leistung von Frauen, die sich generell stärker als Männer in Dienst nehmen lassen für den Zusammenhalt der Gesellschaft, für die Sorge-Arbeit? Werden Frauen aus einfachsten Verhältnissen, die wie Pauline Staegemann zusammen mit anderen Herausragendes zur Verbesserung der sozialen Lage der Bevölkerung leistete, bedacht? Erhalten insgesamt die Frauen der Arbeiterbewegung ihren angemessenen Platz? Erhalten Frauen, die an der baulichen Gestaltung der Stadt in Ost und West als Architektinnen und Planerinnen explizit Anteil hatten, einen Ort in der Ausstellung? 1.3 Ist gewährleistet, dass insgesamt auch die Leistungen von Frauen in der DDR - insbesondere am Beispiel der Hauptstadt der DDR - und die Auswirkungen gesellschaftlicher Entwicklungen in der DDR auf Frauen sichtbar gemacht werden? Wird z.b. die für Frauen in der DDR viel fortschrittlichere rechtliche Situation deutlich: Das Recht auf Abtreibung etwa, gleicher Lohn für gleiche Arbeit, kein Bestimmungsrecht der Ehemänner über die Berufstätigkeit ihrer Frauen wie bis 1977 in der Alt-BRD? 2. Vorschläge zu gesellschaftlichen Ereignissen/Bereichen/Bewegungen und Beispiele herausragender Vertreterinnen/Pionierinnen im Berlin des 19. und 20 Jhdt. Berliner Salonkultur: Vertreterinnen z.b. Rahel Varnhagen, Henriette Herz, Caroline v. Humboldt; hingewiesen wird noch auf Susanne Schinkel als Salonbesucherin und spätere Herrin der Berliner Bauakademie Berlin als Filmstadt Schauspielerinnen und Filmemacherinnen: z.b. Marlene Dietrich, gleichsam eine idealtypische Verkörperung der Berlinerinnen der frühen dreißiger Jahre mit Jahrhundertausstrahlung. (Autobiografie Ich bin, Gottseidank, Berlinerin ) Helke Sander (z.b. Film: Die allseits reduzierte Persönlichkeit Redupers, 1978) Cristina Perincioli (Film: Die Macht der Männer ist die Geduld der Frauen, 1978; der Film hatte Einfluss auf die Frauenhausbewegung in anderen Ländern) Berlin als eine Hauptstadt technischer Revolutionen: Pionierinnen z.b. Melli Beese, erste deutsche Motorpilotin, Rekordfliegerin und Flugschulinhaberin (1911), die vor dem ersten Weltkrieg in ihrer Flugzeugwerft in Berlin-Johannisthal eigene Flugzeuge baute (Melli-Beese-Taube) und mit Erfindungen die junge Technologie 2

weiter voranbrachte. Vgl. auch Elly Beinhorn, die in der Ausstellung Berlin Stadt der Frauen gewürdigt wurde Frauen in der Wissenschaft: Frauen werden 1908 in Preußen zum Studium zugelassen. Pionierinnen u.a. Lydia Rabinowitsch-Kempner, Mikrobiologin: die erste Professorin Berlins (1912); Rahel Hirsch: Die 2. Ärztin (nach Helenefriederike Stelzner) in der Geschichte der Berliner Charité und die erste Medizinerin mit Professorentitel im Kaiserreich (1913) Berlin als wichtiger Ausgangspunkt für das Etablieren von Frauen im Berufsbild der Architektur Morgenländische Frauenmission Berliner Beispiel eines evangelischen weltweiten Engagements von Frauen für Frauen (hat natürlich durchaus auch kritisch zu betrachtende Aspekte!). Einige Daten: 1842 gründen 10 Frauen die "Morgenländische Frauenmission" zur Hilfe für unterdrückte Frauen in Indien; 1892 Beginn eines eigenen Ausbildungsseminars (Bibelschule). Durch die Nazi-Herrschaft wurde die Schule 1939 aufgelöst, konnte jedoch 1945 neu eröffnet werden; bis 1969 Ausbildung von Frauen im kirchlichen Dienst für Gemeinden und Schulen in Deutschland sowie in Übersee in Verbindung mit der Ev. Kirche Berlin-Brandenburg. Die deutsche Kolonialpolitik: Notwendigkeit der kritischen Auseinandersetzung auch mit der Rolle der Frauen Berlins Rolle im Etablieren eines Internationalen Weltfrauentages: Berlin war auch hier von Anbeginn maximal international verflochten : Am 8. März 1911 sammelten sich 45.000 Frauen zur Großdemo in Berlin Berlin als Hauptstadt der Ersten und Zweiten Frauenbewegung Einführung des Frauenwahlrechts 1918 Berlin als Stadt mit einer lebendigen Frauenkulturellen Infrastruktur : z.b. Die Frauenzeitschriften aus den 1970er Jahren; z.b. "Courage", das Frauenmuseum, der Verlag "Aviva"... Berlin als Stadt von Verlegerinnen und Schriftstellerinnen Berlin als Stadt, in der sich Frauen besonders frei fühlen (vgl. Auswertung der Ausstellung Berlin Stadt der Frauen 2016) Berlin als Stadt, in der Homosexualität gleichberechtigt gelebt wird (vgl. z.b. Ausstellung Homosexualität_en, DHM 2015) Beiträge von Migrantinnen / Frauen im Exil als Querschnittsperspektive zu den o.g. Themen 3. Weitere Vorschläge von Frauen, die im Berlin des 19. und 20. Jahrhunderts Herausragendes leisteten/gesellschaftliche und kulturelle Entwicklungen förderten/zur Lebensqualität der Stadt beitrugen (und unter 2. noch nicht genannt wurden) Bettina von Arnim (1785-1859), Schriftstellerin, soziales und politisches Engagement, Einsatz für die Gleichberechtigung von Frauen und Juden Augusta Königin v. Preußen, Deutsche Kaiserin ab 1871 (Augusta von Sachsen- Weimar-Eisenach (1811-1890), Gegnerin der deutschen Einheitskriege und des Krieges gegen Frankreich; Errichtung der Kaiserin-Augusta-Stiftung; Initiatorin von Krankenhausgründungen, die z.t. noch heute bestehen; Austausch mit Florence Nightingale; Unterstützerin der Katholischen Kirche im Kulturkampf, u.a. Pauline Staegemann (1838 1909), Sozialistin und Gewerkschafterin, Mitgründerin der ersten sozialdemokratischen Frauenorganisation des Berliner Arbeiterfrauen und Mädchenverein 3

Minna Cauer (1841-1922), Pädagogin, Vertreterin des radikalen Flügels der bürgerlichen Frauenbewegung, Journalistin Helene Lange (1848-1930), Politikerin, Pädagogin, Frauenrechtlerin Anita Augspurg (1857 1943), Frauenrechtlerin, Juristin, Kämpferin gegen das patriarchale Eherecht, Vertreterin des radikalen Flügels der bürgerlichen Frauenbewegung zusammen mit Lida Gustava Heymann, mit der sie auch an internationalen Frauen-Friedenskonferenzen teilnahm Kaiserin Auguste Viktoria (1858-1921) (Auguste Viktoria von Schleswig-Holstein- Sonderburg-Augustenburg), Protektorate über die Deutsche Rot-Kreuz-Gesellschaft und den Vaterländischen Frauenverein. Schirmherrschaft für die Verbandsgründung der Evangelischen Frauenhilfe 1899; Förderin von Krankenhausgründungen u.a. das Auguste-Viktoria-Klinikum in Berlin-Schöneberg Lily Braun (1865 1916), Schriftstellerin, Sozialdemokratin, Frauenrechtlerin und Journalistin Käthe Kollwitz (1867-1945), Bildhauerin Else Lasker-Schüler (1869-1949), Dichterin Gertrud Bäumer (1873-1954) Frauenrechtlerin und Politikerin Emilie Winkelmann (1875 1943), erste freiberufliche Architektin Deutschlands. Sie erhielt ausnahmsweise eine Zulassung zur TH Hannover, wurde aber nicht zum Staatsexamen zugelassen. In Berlin eröffnete sie ein eigenes Büro. Bauten in Berlin u.a. das Viktoria Studienhaus unter dem Protektorat der Kaiserin Augusta (heute Ottilie-von-Hansemann-Haus); das Leistikowhaus (beide in Charlottenburg) Elisabeth von Knobelsdorff (1877-1959), erste deutsche Diplom-Ingenieurin der Architektur; sie wurde 1912 als erste Frau in den Architekten- Ingenieurverein zu Berlin aufgenommen Lise Meitner (1878-1968), Kernphysikerin Marie Juchacz (1879-1956) Begründerin der Arbeiterwohlfahrt (1919), Kämpferin für die Gleichberechtigung von Frauen, erste Frau, die in einem deutschen Parlament das Wort ergriff Helene Weber (1881-1962), Politikerin des Zentrums und der CDU, eine der Mütter des Grundgesetzes, Engagement im Katholischen Deutschen Frauenbund, Vorsitzende des Müttergenesungswerks Hanna Höch (1889-1978), Malerin, Grafikerin und Collagekünstlerin des Dadaismus Recha Freier (1892-1984), deutsch-jüdische Widerstandskämpferin, Gründerin der Kinder- und Jugend-Alijah am 30. Januar 1933, die Tausenden von Kindern und Jugendlichen bei der Emigration aus Nazi-Deutschland half Elisabeth Schmitz (1893 1977) Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus aus den Reihen der Bekennenden Kirche Gertrud Staewen (1894 1987), Sozialarbeiterin und Widerstandskämpferin; in der Weimarer Republik galt ihr soziales Engagement der Arbeiterschaft und verwahrlosten Kindern, im Nationalsozialismus den Verfolgten, vor allem den Juden (und getauften Juden), und nach dem Zweiten Weltkrieg war sie Gefängnisfürsorgerin für Männer in Tegel Elisabeth Selbert (1896-1981), Politikerin, Frauenrechtlerin, Juristin, eine der Mütter des Grundgesetzes Katharina Heinroth (1897-1989), Zoologin, Direktorin des Berliner Zoos von 1945 bis 1956; in der Ausstellung Berlin Stadt der Frauen gewürdigt 4

Anna Seghers (1900 1983), Schriftstellerin Rabbinerin Regina Jonas (geboren1902 in Berlin; gestorben 1944 im KZ Auschwitz- Birkenau) sie war die erste Frau weltweit, die zur Rabbinerin ordiniert wurde Hilde Ephraim (1905-1940), Engagement in der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands und der Roten Hilfe, Widerstandskämpferin, 1940 in der NS- Tötungsanstalt Hartheim ermordet Libertas Schulze-Boysen (1913-1942), Filmkritikerin, Widerstandskämpferin (Mitglied der Roten Kapelle), 1942 in Plötzensee hingerichtet Christa Wolf (1929 2011), Schriftstellerin Irmtraud Morgner (1933 1990), Schriftstellerin Bettina Wegner (geb. 1947), Liedermacherin und Lyrikerin Die Berliner Trümmerfrauen Und nicht zuletzt die Frauen, die in der Ausstellung Berlin Stadt der Frauen gewürdigt und hier noch nicht einbezogen wurden. 4. Die historische Sichtachse Beispiele von Frauen, die in früherer Zeit vieles bewegten/zur gesellschaftlichen und kulturellen Entwicklung in Berlin beitrugen Kurfürstin Elisabeth von Brandenburg (1485-1555): Frühe Unterstützerin der Reformation, die wegen ihres Glaubens fliehen muss Königin Sophie Charlotte (Sophie Charlotte von Hannover 1668 1705), u.a. Förderin der Wissenschaften und der Gründung einer Wissenschaftlichen Akademie zu Berlin Königin Luise v. Preußen (Luise von Mecklenburg-Strelitz (1776-1810) Als Beispiel einer herausragenden Malerin des 18. Jhdt. wurde Dorothea Therbusch (1721-1782) genannt. Frauen hatten damals keinen Zugang zu Kunstakademien, so waren es oft die Familien, die ihren Töchtern privat eine professionelle künstlerische Ausbildung ermöglichten. Da Frauen die offiziellen Wege verwehrt waren wäre es wichtig, Ausbildungszugänge wie diesen sichtbar zu machen: Etwa auf Künstlerfamilien wie die Lisiewskis, Chodowieckis und Tassaert zu weisen. 5. Zuordnung zu den Themenbereichen des Ausstellungskonzepts und Formate Einige der genannten Frauen würden in unterschiedliche Themenbereiche der Ausstellung passen. Marlene Dietrich etwa war nicht nur eine herausragende Filmschauspielerin; sie hatte z.b. über das neue Massenmedium Film das Hosentragen für Frauen international etabliert und ein androgyn-emanzipiertes Frauenbild nicht nur im Film gelebt, sowie eindrucksvoll gegen das Hitler-Regime opponiert usw. In einigen Zuschriften wurden auch Hinweise auf mögliche Formate bzw. zur Organisation der Ausstellung gegeben: Angebote von Salonspaziergängen Erweiterung des Berliner Beitrags durch Bibliothek u. Archiv Zur ständigen Ausstellung jeweils Sonderausstellungen 5

Der Berliner Beitrag weniger als Ausstellungshaus, sondern "Wissenschafts- und Erlebnishaus" (mit dem Hinweis auf die Veranstaltung zum Thema Sprache mit der Londoner Sprachforscherin Dr. Mandana Seyfeddinipur im Juni 2017). Wie schon eingangs betont: Die hier aus Einsendungen unserer Mitglieder und unseres Netzwerks zusammen gestellten Vorschläge sind eine Momentaufnahme, keine vollständige Sammlung. Sie sind Teil einer Offensive des Sichtbarmachens der Leistungen von Frauen, die fortgesetzt werden muss. Wir warten mit Spannung auf Ideen und Ansätze der für den Berliner Beitrag zum Humboldt Forum Verantwortlichen, um dieses Sichtbarmachen umzusetzen. November 2017 Für den Vorstand der Überparteilichen Fraueninitiative Berlin-Stadt der Frauen e.v. Uta Denzin-v. Broich-Oppert Monika Wissel 6