Jahresbericht 2018 des Niedersächsischen Landesrechnungshofs

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Transkript:

Jahresbericht 2018 des Niedersächsischen Landesrechnungshofs Bemerkungen und Denkschrift zur Haushaltsrechnung des Landes Niedersachsen für das Haushaltsjahr 2016

Jahresbericht 2018 Seite: 184 31. Förderung des ökologischen Landbaus nicht ordnungsgemäß? Das Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz förderte den ökologischen Landbau losgelöst von Kriterien und Vorgaben: Es erließ keine Förderrichtlinie, sondern Kriterien und Bedingungen für die Förderung, an die es sich selbst jedoch nicht hielt. Dabei missachtete es das Zuwendungsrecht sowie das öffentliche Vergaberecht. Auch einige Zuwendungsempfänger verstießen gegen das Vergaberecht, ohne dass das Ministerium dies beanstandete. Ausgangssituation Das Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz fördert seit dem Jahr 2002 den ökologischen Landbau durch Zuwendungen. Der LRH prüfte die Verwendung der Haushaltsmittel von rd. 1,6 Mio. im Jahr 2014 sowie von jeweils rd. 1,7 Mio. für die Jahre 2015 und 2016. Bewilligungsbehörde Entgegen der Organisationsgrundsätze führte das Ministerium die Zuwendungssachbearbeitung selbst durch. Es setzte hierfür im Sachgebiet Ökologischer Landbau anteilig zwei Tarifbeschäftigte ein. Ministerien sollen sich auf gesetzgeberische und allgemein lenkende Aufgaben sowie auf Aufsicht, Planung und Erfolgskontrolle beschränken. 301 Die Zuständigkeit für den Ablauf eines Bewilligungsverfahrens ist grundsätzlich dem nachgeordneten Bereich zu übertragen. Die Ministerien dürfen ausnahmsweise Zuwendungen dann selbst bewilligen, wenn eine landeseinheitliche Entscheidungs- und Vergabepraxis nicht durch eine Koordinierung der Tätigkeit nachgeordneter Behörden sichergestellt werden kann. Das Gleiche gilt, wenn die Koordinierungstätigkeit oder der Aufwand für die 301 13 Gemeinsame Geschäftsordnung der Landesregierung und der Ministerien in Niedersachsen.

Jahresbericht 2018 Seite: 185 Weitergabe von notwendigen Informationen in keinem Verhältnis zum Arbeitsaufwand bei einer Bewilligung durch das Ministerium selbst steht. 302 Der LRH sieht keine Gründe, die bei der Förderung des ökologischen Landbaus eine Abweichung von diesem Grundsatz rechtfertigen. Mit Übertragung auf eine nachgeordnete Behörde könnten zudem die Personalkosten reduziert werden, zumal das Ministerium u. a. einen Tarifbeschäftigten nach TV-L 15 einsetzte. In nachgeordneten Behörden obliegt die Bearbeitung von Zuwendungsverfahren üblicherweise Bediensteten der Besoldungsgruppe A 9 bis A 11. Kriterien und Bedingungen für die Förderung Zuwendungsrichtlinien sind in der Regel für alle Zuwendungsbereiche zu erlassen. 303 Anstelle von Zuwendungsrichtlinien erließ das Ministerium in den Jahren 2010 und 2015 Kriterien und Bedingungen über die Gewährung von Zuwendungen für die Förderung von nicht investiven Projekten im Bereich von landwirtschaftlichen Qualitätserzeugnissen aus ökologischem Landbau nach VO (EG) Nr. 834/2007 [ ]. 304 Die Kriterien und Bedingungen sahen bis Anfang des Jahres 2017 nur einen einzigen Zuwendungsempfänger, eine GmbH, vor. Entgegen dem Wortlaut gewährte das Ministerium in den Jahren 2014 bis 2016 in 27 Fällen Zuwendungen an andere Zuwendungsempfänger als die GmbH. Aus Sicht des LRH ist weder nachvollziehbar, warum das Ministerium zunächst andere Bewerber als die GmbH von einer Förderung ausschließen wollte, noch warum es später doch zahlreiche weitere Zuwendungsempfänger förderte. Auch von der eigenen Vorgabe zur Finanzierungsart wich das Ministerium ab: In den Jahren 2014 bis 2016 gewährte das Ministerium neben 47 Vollfinanzierun- 302 Nr. 4.8.2 der Anlage 1 des Runderlasses der Staatskanzlei vom 01.12.2011 (Nds. MBl. S. 907). 303 Siehe Fußnote 302, Nr. 1. 304 Erlass des Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz - 107.2-60203/7 - vom 01.07.2010; Erlass des Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz - 104-60203/7 - vom 09.02.2015.

Jahresbericht 2018 Seite: 186 gen auch eine Festbetragsfinanzierung und 13 Anteilsfinanzierungen. Die Kriterien und Bedingungen ( ) sahen als einzige Finanzierungsart eine Vollfinanzierung vor. Eine Vollfinanzierung darf ausnahmsweise bewilligt werden, wenn die Erfüllung des Zwecks nur bei Übernahme sämtlicher zuwendungsfähiger Ausgaben durch das Land möglich ist. 305 Aus Sicht des LRH reichten die Begründungen des Ministeriums wie Ohne die Landesförderung wären die Maßnahmen des Projekts derzeit nicht umsetzbar oder Eigenmittel zur Umsetzung der Maßnahme sind nicht vorhanden nicht, um eine Vollfinanzierung zu substanziieren. Fehlende Erfolgskontrollen und häufige Anschlussförderungen Bei sieben Projekten stellte der LRH fest, dass das Ministerium keine Erfolgskontrolle durchführte. Bei der Prüfung des Verwendungsnachweises hat die Bewilligungsstelle zu prüfen, ob der mit der Zuwendung beabsichtigte Zweck erreicht worden ist. Dabei ist - soweit in Betracht kommend - eine Erfolgskontrolle durchzuführen. 306 Das Ministerium beschränkte sich in seinen Vermerken beispielsweise auf Aussagen, dass keine Beanstandungen zu erheben seien bzw. der Zuwendungszweck erreicht sei. Nach Ansicht des LRH genügt dies nicht, um nachzuweisen, dass die Förderung für die Zielerreichung ursächlich und wirtschaftlich war. Allgemeine politische Zielsetzungen können eine Erfolgskontrolle im Sinne von 44 LHO nicht ersetzen. Das Ministerium förderte in den Jahren 2014 bis 2016 insgesamt 33 Projekte einer GmbH. Bei ca. einem Drittel der Projekte kam es zu Anschlussförderungen, obwohl fortgesetzte Förderungen nur ausnahmsweise zulässig sind 307. Beispielsweise richtete die GmbH seit dem Jahr 2007 jährlich eine Veranstaltungsreihe zum Ökolandbau aus. Auch führte sie Projekte wie Netzwerke und Öffentlichkeitsarbeit durch und anschließend Netzwerke und Öffentlichkeitsarbeit 2. Die vom Ministerium in den Zuwendungsbescheiden geforderten Tätigkeiten waren teilweise identisch. Die GmbH stellte für diese Projekte in der Regel kein zusätzliches Personal ein. Zudem blieb offen, warum diese Ziele nicht bereits mit dem 305 Verwaltungsvorschrift Nr. 2.4 zu 44 LHO. 306 Verwaltungsvorschrift Nr. 11.1.3 zu 44 LHO. 307 Krämer/Schmidt: Zuwendungsrecht, Zuwendungspraxis, Kapitel C III, Rdnr. 19.

Jahresbericht 2018 Seite: 187 Vorgängerprojekt erreicht worden waren bzw. welchen neuen Zwecken das Anschlussprojekt dienen sollte. Der LRH hatte bereits im Jahr 2006 empfohlen, die als Projektförderung ausgestaltete institutionelle Förderung dieser GmbH einzustellen. 308 In seiner Stellungnahme legte das Ministerium dar, dass es nicht in allen Fällen möglich gewesen sei, messbare Ziele bzw. Erfolgskriterien festzulegen. Zudem bedürfe der Aufbau von Netzwerken und Wertschöpfungsketten, der Aufbau und die Ausweitung bestimmter Produktionssysteme oder die Umstellung auf ökologischen Landbau einer zum Teil längeren Vorlaufzeit. Der LRH bleibt bei seiner Auffassung, dass nur eine haushaltsrechtlich fundierte Erfolgskontrolle die notwendigen Informationen liefern kann, ob die Ziele erreicht wurden und die Förderung fortgeführt werden soll. Sofern offen ist, ob die Maßnahmen für die Zielerreichung ursächlich waren, sollte von Anschlussförderungen abgesehen werden. Aufträge statt Zuwendungen Das Ministerium vergab Zuwendungen, obwohl es sich um Aufträge handelte: Eine Körperschaft des öffentlichen Rechts berechnete für das Ministerium finanzielle Nachteile des Ökolandbaus. Zuvor hatte sie ein entsprechendes Angebot einschließlich Umsatzsteuer abgegeben. Nach Auffassung des LRH handelte es sich um einen Leistungsaustausch zu marktüblichen Preisen. Gleichwohl bewilligte das Ministerium hierfür eine Zuwendung. Eine GmbH und ein Verein führten für das Ministerium sogenannte SWOT- Analysen 309 zu neun Produktgruppen durch. In den Zuwendungsbescheiden definierte das Ministerium die Arbeitsschritte und Inhalte der zu erstellenden 308 Jahresbericht 2006, S. 145 Fehlsteuerung der Förderung einer Gesellschaft. 309 Instrument der strategischen Planung; Strengths (Stärken), Weaknesses (Schwächen), Opportunities (Chancen) und Threats (Bedrohungen).

Jahresbericht 2018 Seite: 188 Gutachten. Aus Sicht des LRH ging es dem Ministerium in erster Linie darum, eine Marktübersicht zu erhalten. Eine Gesellschaft organisierte einen Messeauftritt. Sie erhielt dafür eine Zuwendung des Ministeriums. Für dieselben Messestände erhielt die Gesellschaft auch Mittel aus einem Dienstleistungsvertrag mit dem Land. Nach Ansicht des LRH wäre der Messeauftritt ebenfalls über den Dienstleistungsvertrag zu beauftragen gewesen. Gegenüber der Vergabe von Aufträgen sind Zuwendungen nach 23 LHO nur als nachrangige Hilfe zulässig. Das Ministerium hatte daher kein Wahlrecht. Es hätte anstelle der Zuwendungen gegenseitige Verträge schließen und dabei das öffentliche Vergaberecht beachten müssen. Mängel bei Einzelprojekten Der LRH stellte zudem u. a. folgende Verstöße fest: Eine als Verein geführte Berufsvertretung beauftragte ihren stellvertretenden Vorsitzenden ohne Ausschreibung mit dem Projektmanagement, obwohl der Auftragswert für die Projektleitung laut dem Finanzierungsplan mit insgesamt rd. 67.000 oberhalb der Wertgrenze für eine beschränkte Ausschreibung lag. Eine Gesellschaft nahm mit Kenntnis des Ministeriums bei Messeauftritten auch Unternehmen aus anderen Bundesländern unter das Dach des Gemeinschaftsstands für Niedersachsen auf. Dem Zuwendungszweck zufolge sollten sich dort niedersächsische Unternehmen präsentieren. Dieselbe Gesellschaft beauftragte über mehrere Jahre denselben Werkvertragsnehmer damit, Messeauftritte zu organisieren. Der letzte schriftliche Vertrag resultierte aus dem Jahr 2010. Gleichwohl erhöhte die Gesellschaft für die Jahre 2015 und 2016 das Honorar. Einen Stundennachweis hatte der Werkvertragsnehmer nicht zu führen. Es war zudem nicht nachvollziehbar, welche Tätigkeiten des Werkvertragsnehmers auf das Projekt, welche auf den Dienstleistungsvertrag der Gesellschaft mit dem Land und welche auf Tätigkeiten für

Jahresbericht 2018 Seite: 189 private Anbieter entfielen. Die Gesellschaft erklärte dem LRH, dass die Abrechnung auf Erfahrungswerten basiere. Das Ministerium richtete im Jahr 2002 einen Beirat zur Förderung des ökologischen Landbaus ein. Die Geschäftsführerin der GmbH rechnete die Aufwandsentschädigungen für ihre Tätigkeit im Beirat über Zuwendungsprojekte der GmbH ab. Das Ministerium hatte diese Verstöße weder festgestellt noch beanstandet. Überplanmäßige Verpflichtungsermächtigung für eine Anschlussförderung Im September 2017 bewilligte das Finanzministerium dem Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz eine überplanmäßige Verpflichtungsermächtigung 310 von insgesamt 125.000. Mit dem Geld sollte ein Folgeprojekt zur Etablierung heimischer Eiweißfuttermittel bezuschusst werden. Das vorhergehende Eiweißpflanzenprojekt mit einer Zuwendungshöhe von rd. 520.000 war bis zum 30.09.2017 befristet. Das Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz hatte seinen Antrag damit begründet, dass es die Nachhaltigkeit des noch laufenden Projekts sichern wolle. Es solle nahtlos ein Anschlussprojekt gefördert werden, mit dem die bisherigen Erkenntnisse ausgeweitet würden. Der LRH beanstandete diese Vorgehensweise gegenüber den beiden Ministerien. Die Kompetenz des Finanzministeriums, Mehrausgaben anstelle des Gesetzgebers zu bewilligen, setzt voraus, dass das Bedürfnis nicht nur unvorhergesehen, sondern auch unabweisbar ist. 311 Bei Zuwendungen fehlt regelmäßig das Tatbestandsmerkmal der Unabweisbarkeit. Unabhängig davon hatte das Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz die Zielerreichung des noch laufenden Projekts mangels Verwendungsnachweis noch nicht prüfen können. 310 38 in Verbindung mit 37 LHO. 311 Siehe Fußnote 310.

Jahresbericht 2018 Seite: 190 Nach Auffassung des Ministeriums haben zum Zeitpunkt der Beantragung der überplanmäßigen Verpflichtungsermächtigung die Voraussetzungen für deren Veranschlagung vorgelegen. Auch ohne Vorlage eines Gesamtverwendungsnachweises habe es über hinreichende Informationen darüber verfügt, dass es im besonderen Landesinteresse läge, diesen langwierigen Prozess nahtlos weiter fördern zu können. Bisher habe es jedoch keine weiteren Schritte unternommen, um die Verpflichtungsermächtigung in Anspruch zu nehmen. 312 Zuwendungen sind freiwillige Leistungen des Landes. Bereits deshalb liegt nach Auffassung des LRH grundsätzlich keine Unabweisbarkeit vor. Nur wenn die Ausgabe ohne Beeinträchtigung schwerwiegender politischer, wirtschaftlicher oder sozialer Staatsinteressen nicht mehr zeitlich aufgeschoben werden kann, hätte für sie ein unabweisbares Bedürfnis bestanden. 313 Vorliegend genügte die Aktenlage aus Sicht des LRH nicht, um ein unabweisbares Bedürfnis zu begründen. Zukünftige Förderung des ökologischen Landbaus Auch die derzeitige Landesregierung plant, den ökologischen Landbau weiter zu fördern. Aus Sicht des LRH bedingt dies, die bisherige Förderung nicht investiver Projekte zunächst einer Erfolgskontrolle zu unterziehen. Zudem wird der Erlass einer Förderrichtlinie für erforderlich gehalten. Das Ministerium sollte zudem die Zuwendungsbearbeitung zukünftig auf eine nachgeordnete Behörde übertragen und sicherstellen, dass das Zuwendungs- und Vergaberecht eingehalten wird. 312 Stand: 13.02.2018. 313 BVerfGE 45, S. 1 (S. 36).