Passionskonzert zum Karfreitag Michael Nuber, Klavier Pfarrer Karl-Herrmann Sigel liest die Passionsgeschichte

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Transkript:

Passionskonzert zum Karfreitag Michael Nuber, Klavier Pfarrer Karl-Herrmann Sigel liest die Passionsgeschichte Fr., 18.4. 2014 19 Uhr Brücke - Schwäbisch Gmünd-West, Eutighoferstr.23 Programm Franz Liszt aus Années de Pelerinage : Troisième année Aux cyprès de la Villa d'este (II) / Thrénodie (Die Zypressen der Villa d'este *(II)) (1877) Les jeux d'eaux à la Villa d'este (Die Wasserspiele der Villa d'este*) (1877) Sursum corda / Erhebet eure Herzen (1877) Via crucis (1878/79) Einleitung: Vexilla Regis ("O Crux, Ave!") Station I. Jesus wird zum Tode verdammt Station II. Jesus trägt sein Kreuz Station III. Jesus fällt zum ersten Mal Station IV. Jesus begegnet seiner heiligen Mutter Station V. Simon von Kyrene hilft Jesus das Kreuz tragen Station VI. Sancta Veronica ("O Haupt voll Blut und Wunden") Station VII. Jesus fällt zum zweiten Mal Station VIII. Die Frauen von Jerusalem ("Nolite flere super me, sed super vos ipos et super filios vestros") Station IX. Jesus fällt zum dritten Mal Station X. Jesus wird entkleidet Station XI. Jesus wird ans Kreuz geschlagen ("Crucifige") Station XII. Jesus stirbt am Kreuze ("Eli, Eli, lamma Sabacthani") Station XIII. Jesus wird vom Kreuz genommen Station XIV. Jesus wird ins Grab gelegt ("Ave Crux, spes unica")

Franz Liszt (1811-86) geb. in Raiding (Ungarn) als Sohn deutschstämmiger Eltern. Erster Klavierunterricht beim Vater. Nach Konzerterfolgen des neunjährigen Wunderkinds in Ödenburg und Preßburg Bewilligung eines Ausbildungsstipendiums durch versch. ungarische Grafen für 6 Jahre. 1821 mit der Familie nach Wien. Dort Unterricht bei Carl Czerny und Antonio Salieri. 1823 mit der Familie nach Paris, Kompositionsunterricht bei Ferdinando Paer und Anton Reicha. Die Ideale der franz. Romantik prägen seine Persönlichkeit. Balsac, Bellini, Berlioz, Cherubini, Chopin, Dumas, Delacroix, Heine, Hugo, Lamartine, Meyerbeer, und Rosini zählen zu seinen Freunden. 1824-27 triumphale Konzerterfolge in ganz Europa. Unter dem Eindruck von Paganinis erstem Auftreten in Paris (1831) arbeitet Liszt an der Weiterentwicklung und Vervollkommnung technischer und ausdrucksmäßiger Möglichkeiten virtuoser Klaviermusik. 1835-44 lebt Liszt mit der Gräfin Marie d agoult (3 Kinder, u.a. Cosima, die spätere Gattin von H. v.bülow und R.Wagner). 1848 Hofkapellmeister in Weimar, lebt dort mit der Fürstin Carolyne von Sayn-Wittgenstein auf der Altenburg. In dieser Zeit Schwerpunkt der Kompositionen bei Orchesterwerken, außerdem dirigiert er zahlreiche Uraufführungen zeitgenössischer Komponisten (u.a. Berlioz, Schumann, Wagner). 1861 gibt er dieses Amt auf und lebt nun abwechselnd in Rom, Budapest und Weimar. In Rom empfängt Liszt 1865 die vier niederen Weihen und wird Abbé. Geistliche Werke und Oratorien entstehen (Legende von der hl. Elisabeth, Christus) 1871 in Budapest königlich ungarischer Hofrat, 1875 Präsident der neugegründeten Musikakademie. In Weimar unterrichtet er einen immer größer werdenden Schülerkreis. In den letzten Jahren reges Reiseleben (Schweiz, Italien, England). Stirbt 1886 während der Festspiele in Bayreuth. Im Vordergrund seines Schaffens steht die Formung programmatischer Ideen. Außermusikalische Anregungen aus den Bereichen der Bildenden Kunst, der Literatur oder des persönlichen Erlebens werden unmittelbar musikalisch nachgebildet. Besondere Bedeutung kommen der klanglichen und deklamatorischen Durchgestaltung zu. Charakteristisch sind die Vorliebe für improvisatorische Ungebundenheit und die Vermeidung traditioneller Periodisierung, Kadenzierung und symmetrischer Formgebung. Angesichts stets gegenwärtiger motivischer Arbeit, fantasievoller Veränderung und Umdeutung des thematischen Materials erübrigen sich die klassischen Durchführungsteile. Zukunftsweisende Neuerungen in der Harmonik (übermäßiger Dreiklang, Quartenakkord) und chromatische Satztechnik wirken noch im Im- und Expressionismus nach. Im klaviertechnischen Bereich werden die Möglichkeiten des modernen Konzertflügels (extreme Baß- und Diskantlagen, Repetitionstechnik, äußerste Nutzung dynamischer und pedalischer Wirkungen, orchestrale Fülle) voll ausgeschöpft.

Was ist das doch für eine widerliche Notwendigkeit in dem Virtuosenberufe - dieses unausgestzte Wiederkäuen derselben Sachen! Wie oft habe ich nicht die Erlkönig -Stute bestiegen! So schrieb Liszt 1868, 20 Jahre nach dem Abdanken des Königs der Pianisten. Dieser Schritt ist einzigartig in der Musikgeschichte: ein gefeierter, sagenhaft erfolgreicher Virtuose bricht auf dem Gipfel seines Ruhmes seine Karriere plötzlich ab und nimmt sie nie wieder auf. Sicherlich wurde er das Leben eines reisenden Pianisten leid - nicht zuletzt wegen der obligatorischen Wiederholungen ein und derselben Bravourstücke. Hinzu kommen Gründe rein künstlerischer Natur. Schon lange hegte er schöpferische Ambitionen, die sich im Strudel des Virtuosenlebens kaum realisieren ließen. Nachdem ihm in früher Jugend die Beschäftigung mit der Bibel von den Eltern aus Sorge um die Pianistenkarriere verboten wurde, erwog Liszt mehrmals in seinem Leben den Eintritt in ein Priesterseminar. Liszt äußerte sich im Alter darüber: Wäre es nicht um die Musik gegangen, so hätte ich mich völlig der Kirche geweiht und wäre Franziskaner geworden. Liszt wählte den Mittelweg und nahm 1865 die niederen Weihen und komponierte unzählige Werke für die Kirche. Liszts Spätwerk: Er hatte in seinem Leben alles vermocht, alles bekommen, als Mensch (sogar die niederen Weihen eines Priesters!) wie als Künstler, alles erreicht, was für damalige Begriffe erreichbar zu sein schien, als komponierender Pianist alle Herrscherhäuser und Salons des alten Europas besucht, alle Opernarien seiner Kollegen verwurstet, alle Frauen in Entzückung versetzt, als Mentor selbstlos jeden gefördert, der begabt war, und vorallem: dem Klavier kompositions- wie interpretationstechnisch alle Geheimnisse entlockt, die dieses sonderbare Möbelstück in sich birgt - - und nun sitzt dieser alte Mann vor dem Flügel und fängt an, unbekannte Klänge zu ertasten. Er komponiert nicht mehr, um andere in Begeisterung und Raserei zu versetzen, auch nicht für sich selbst - er muß niemandem mehr irgendetwas beweisen. Er komponiert einfach nur noch Musik, völlig vergeistigt, der Tonartbindung so müde wie des eigenen Lebens. Er sucht keine Verleger für diese Musik, und kein Verleger interessiert sich dafür, einige der späten Stücke werden erst Mitte des 20.Jahrhunderts veröffentlicht. Wenn diese Musik auf Schönberg, Skrjabin, Busoni, Bartok und andere vorausweist, auf das Denken in und das Komponieren mit Intervallstrukturen, so ist die Bezugnahme auf Liszt möglicherweise ein Akt der Intuition. Man müßte nachprüfen, was die genannten Komponisten von seinen späten Stücken gekannt haben. Auf jeden Fall belegt Liszt mit einigen dieser Werke, daß er die Atonalität nicht nur als theoretische Möglichkeit vor Augen hatte. Zu Années de Pelerinage 3: Wie Sie wissen, trage ich tiefe Trauer im Herzen; sie muß hie und da in Noten ertönend ausbrechen. Dieser Satz aus einem Brief Liszts von 1883 ist geeignet, die asketische Sprache der letzten Klavierwerke zu deuten. In diesen Meditationen über religiöse Gegenstände, über Tod und Einsamkeit, Entsagung und erinnerungsvollen Traum erprobt der Improvisator frei von allem äußeren Wirkungswillen neue tonale Möglichkeiten. Viele seiner Kompositionen

dieser Zeit erschienen erst lange nach dem Tod und waren nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Die Titel der Stücke sind wie in den ersten beiden Heften zum Teil scheinbar Reiseerinnerungen hier sind sie aber nur Auslöser für seine musikalischreligiösen Meditationen, die wie Improvisationen wirken und an den Rand der Tonalität führen, manchmal sogar leicht darüberhinaus. Liszt: Via Crucis Liszt war immer ein gläubiger, für Mystik empfänglicher Katholik, nicht erst, als er 1865 in Rom zum Abbé geweiht wurde. Als Dreiundzwanzigjähriger schrieb er bereits einen Essay Über eine zukünftige Kirchenmusik, seine letzten drei Lebensjahrzehnte widmete er fast ausschließlich der geistlichen Musik. In seinen Schriften wehrte er sich entschieden gegen die rückwärtsgewandten Tendenzen des Cäcilianismus, der sein Vorbild im Palestrina-Stil fand. Mit seiner Orchestermusik stand er für die Zukunftsmusik, auch seine geistliche Musik sollte der Zukunft zugewandt sein. Überraschenderweise bezieht er in seinem Alterswerk Via crucis alte Stile (gregorianischen und protestantischen Choral) ein und mischt mit sparsamen Mitteln, wenigen Noten, jeder Virtuosität fern einen ganz eigenen Stil, der in seiner Kargheit in der Spätromantik durchaus avantgardistisch ist. Von seinen Zeitgenossen wurde das Werk so wenig verstanden, daß es erst fünfzig Jahre nach seiner Vollendung am Karfreitag 1929 in Budapest zur Uraufführung kam. Auch alle Versuche, seinen Verleger Pustet in Regensburg zur Veröffentlichung zu bewegen waren vergeblich, obwohl Liszt auf ein Honorar verzichten wollte, da ihm die Sache offenbar sehr am Herzen lag und er sich sogar um die graphische Gestaltung der Ausgabe kümmern wollte, für die er sich ausdrücklich Albrecht Dürers Holzschnitte der Passion wünschte. Das 1878/79 in Rom und Budapest entstandene Werk ist in vieler Hinsicht einzigartig. Spielt der Kreuzweg für die Gläubigen auch eine große Rolle (darf doch in keiner katholischen Kirche eine bildliche oder figürliche Darstellung des Kreuzweges fehlen), so hat er, anders als der biblische Passionsbericht, keine musikalischen Umsetzungen gefunden. Liszt ist der erste und wohl einzige Komponist, der eine vokale Fassung des Kreuzweges geschaffen hat. Die Texte stellte er selber aus verschiedenen Quellen zusammen: aus gregorianischen Chorälen, den Evangelien, dem Stabat Mater und protestantischen Chorälen. Der Choral O Haupt voll Blut und Wunden klingt, als habe Liszt ihn unverändert aus Bachs Matthäus-Passion übernommen. Überraschenderweise stammt aber keine einzige Note von Bach: Liszt war ein großer musikalischer Verwandlungskünstler. Für manche Kreuzwegstationen verwendet er gar keinen Text und läßt nur das Instrument sprechen. Es sind nicht nur viele musikalische Stile und Textschichten, die Liszt verwendet. Alte Kirchentonarten stehen neben der Zigeunertonleiter des gebürtigen Ungarn. Er mischt deutsche und lateinische Texten ebenso wie instrumentale und vokale Teile. Schließlich überläßt er den Interpreten auch noch die Entscheidung, ob sie den Gesang chorisch oder solistisch ausführen, ob die Begleitung von der Orgel, vom Klavier oder vom Harmonium übernommen wird, und läßt sogar eine rein instrumentale Aufführung zu. Das gesamte Werk entzieht sich einer eindeutigen Festlegung. Ist es Begleitmusik zu einer Kreuzwegandacht im Kolosseum in Rom, wie Liszt es in seinem Vorwort skizziert? Ist es die Beschreibung einer solchen

Andacht, oder ist es eine Meditation über den Kreuzweg? Ob der Komponist etwa nicht weiß, was er eigentlich will? Dieser Eindruck täuscht. Nur an der Oberfläche ist es ein heterogenes Werk. Es geht Liszt nicht um primär musikalische bildhafte Darstellung, dafür hatte der Tastenzauberer ganz andere Mittel. Ihm geht es um die Meditation über das Leiden Jesu, das Ringen um dem Glauben. Alle heterogenen Mittel, alle sparsamen, bewußt unvirtuosen Töne, die kargen Klänge an den Grenzen der Tonalität wollen nichts anderes bewirken als die Versenkung in die Geheimnisse des Kreuzweges. 42 CDs von Michael Nuber Früchte einer Übereinstimmung Michael Nuber lehnte bis 2005 jegliche Tonaufzeichnungen seines Klavierspiels ab. Seine Einstellung zur Tonkonserve als unvollständiges Medium (siehe S. Celibidaches Ausführungen) war ein Grund dafür, doch entscheidender war eher die Hörerfahrung, dass der wiedergegebene Klang von Aufnahmen auch bei renommierten Schallplattengesellschaften oft die musikalische Aussage zu undifferenziert und pauschal wiedergibt - und somit Wesentliches der Interpretation fehlt. Durch ein gemeinsames musikalischen Projekt mit Joachim Wagner (Beethoven Klavierkonz.Nr.3) wandelte sich Michael Nubers Einstellung, da er in Wagner einen gleichgesinnten Verfechter der musikalischen Wahrheit fand, der bestrebt ist, dies auch aufnahmetechnisch umzusetzen. Die Früchte (CDs) dieser engen synergetischen Zusammenarbeit warten nun darauf, von Ihnen gekauft und gehört zu werden: J.S.Bach, Händel, W.F. Bach, Haydn (2 CDs), Mozart (2 CDs), Beethoven (12 CDs mit allen 32 Sonaten), Schubert (2 CDs), Mendelssohn, Schumann, Chopin (7 CDs!), Liszt (4 CDs, u.a. Sonate h- moll), Brahms, Debussy (2 CDs), Albéniz und vielen anderen. Bestellung: Tel.: 07171 / 61118 oder mail@michael-nuber.de Presse: Adavanul de Cluj (Klausenburg) Dez. 1994: Über Nubers Auftritt beim Mozart- Festival in Klausenburg/Rumänien:... das ungewöhnliche des Festivals wurde erreicht durch die Anwesenheit des deutschen Pianisten Michael Nuber. Von einer ganz außergewöhnlichen Sensibilität, mit seiner extrem expressiven Hand (...) von einer inneren Tiefe, hat Michael Nuber uns À la Chapelle Sixtine und Reminiscenses de Don Juan dargeboten mit dem Pathos und der Bewunderung eines der Welt Entrückten am Rande der Extase. Man möchte den hochbegabten Künstler bald wieder, vielleicht sogar in einem der großen Konzertsäle, wiedersehen. Denn sein Klavierabend war ohne Zweifel ein Ereignis und vermittelte die Bekanntschaft mit einem bisher unbekannten Pianisten, der nicht nur eine ungewöhnliche Persönlichkeit ist, sondern bei einer kontinuierlichen Entwicklung bald zur Pianistenelite zählen könnte.... Man hat bei seinem Spiel immer das Gefühl des Hineinhorchens bei gleichzeitiger kritischer Auseinandersetzung mit der Partitur. Seine Spieltechnik ist nahezu perfekt und

erlaubt ihm den Zugang zu den technisch schwierigsten Werken der Klavierliteratur.... Allg. Deutschen Zeitung für Rumänien 14.10.99 RZ: über Chopin zum 150. Todestag: Daß Michael Nuber für die Musik Chopins ein besonderes Gespür entwickeln kann, machte er bereits in zahlreichen Konzerten in den vergangenen Jahren deutlich. So gesehen, war Nuber diesmal voll in seinem Element. Hat er erstmal auf seinem Klavierhocker genauer auf dessen vorderster Kannte, kurz vor dem Abrutschen Platz genommen, so wird er zum Exzentriker oder ist ganz er selbst. Er spielt mit dem gesamten Körper, quasi mit Leib und Seele, formt einzelne Klänge mit der linken Hand in der Luft nach und wird eins mit der Musik. So gelingen ihm Interpretationen, die ihresgleichen suchen. So kann er das Tempo variieren, fast bis zum Stillstand und warten, bis sich der Klang voll entfaltet. Mit der Sonetto 123 del Petrarca von F. Liszt folgte nach der Pause ein Stück feingliedrigster Liebespoesie, die Michael Nuber zartfühlend und stilvoll wiedergab und den Hörer in himmlische Sphären begleitete um sogleich im anschließenden 1. Mephisto-Walzer ( Tanz in der Dorfschenke ) Episode aus Lenaus Faust wieder abzustürzen in sinnlichere Regionen. Mit allen klaviertechnischen Raffinessen von der orchestralen Fülle bis zur Zartheit einzelner Klänge, vibrierende Tonwiederholungen und übers Klavier jagende Arpeggien gab er das Stück wieder und enthüllte jedes Detail, sowie die faustsche Zerrissenheit zwischen der körperlichen und geistigen Welt. Rems-Zeitung Michael Nuber konzertiert sowohl als Solist, als auch als Klavierduo zusammen mit seiner Ehefrau Helga Meffert und in weiteren kammermusikalischen Besetzungen (u.a. mit dem ungarischen Cellisten Kálmán Dobos) regelmäßig seit der Zeit seines Studiums. Weitere Zusammenarbeit mit dem bekannten Moskauer Autor Wjatscheslaw Kuprijanow. Er gibt jährlich über 30 Konzerte - mit etwa 16 verschiedenen Programmen. Sie führten ihn unter anderem nach Rumänien (Bukarest und Mozartfestival in Klausenburg), in die Schweiz und Jahr für Jahr nach Großbritannien. Wiederholt wurde er engagiert von Seiner Königlichen Hoheit, dem Herzog von Württemberg. Teilnahme am Festival Europäische Kirchenmusik in Schwäbisch Gmünd mit einem Liszt-Programm, Engagements bei den Schloßkonzerten in Tettnang, Altshausen, Kunstschloß Hermsdorf/Dresden und Lindach. Schwerpunkte seines umfangreichen Repertoires bilden Bach, Beethoven (alle 32 Klaviersonaten), Schubert, Chopin (Gesamtwerk), Liszt, Skrjabin und Debussy. Seit seinem 16. Lebensjahr widmet sich Michael Nuber auch der Komposition. Seither entstanden außer zahlreichen Klavierwerken einige Sonaten und Albumblätter für Flöte und Klavier, eine Fantasie für Cello und Klavier, ein Trio für Klavier, Flöte und Cello, eine Sonate für 2 Klaviere, ein Duo für Klavier zu 4 Händen (zum 25.-jährigen Jubiläum des Klavierduos Meffert/Nuber) sowie eine viersätzige Fantasie für Klavier als Psychogramm einer jungen Frau, die sich in einer

ernsten Lebenskrise befindet. Michael Nuber ist ein Musik- Entrückter am Klavier und man versteht, wenn man ihm lauscht, wie die vergangenen Fabelgestalten Liszt und Paganini ihr Publikum völlig verzaubern konnten, daß man ihnen sogar nichtirdische Kräfte zugeschrieben hatte. (RZ)