Jungebermast: Mastleistung, Schlachtleistung und Wirtschaftlichkeit in der kommerziellen Schweinehaltung *

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Transkript:

Züchtungskunde, 86, (5/6) S. 390 399, 2014, ISSN 0044-5401 Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart Original Article Jungebermast: Mastleistung, Schlachtleistung und Wirtschaftlichkeit in der kommerziellen Schweinehaltung * Mechthild Freitag 1, G. Freisfeld 2, B. Walgern 3, U. Meierfrankenfeld 2 und M. Ziron 1 Zusammenfassung Um die Praktikabilität der Ebermast für landwirtschaftliche Betriebe unter Praxisbedingungen zu prüfen, wurden insgesamt 1339 Topigs 20 Sauen und Eber in zwei Durchgängen (DG) gemästet. Sauen (S) und Eber1 (E1) erhielten eine um 2 5% geringere Aminosäureausstattung als die DLG Empfehlungen 2010 für Eber, Eber2 (E2) ein um 9% (Anfangsmast) und 15% (Mittel- und Endmast) erhöhtes Aminogramm bei gleichem Protein- und Energieniveau. Mastleistung: In den Tageszunahmen waren im DG1 beide Ebergruppen (E), im DG2 die E1 den S überlegen (p < 0,05). Im Vergleich zu S war der Futteraufwand/kg Zuwachs bei den E2 in beiden, bei den E1 im DG2 geringer (p < 0,05). Die Verluste waren bei den E höher als bei den S. Schlachtleistung und Wirtschaftlichkeit: In beiden DG waren Speck- und Fleischmaß bei den E geringer und Muskelfleischanteil im Bauch höher, die Indexpunkte jedoch nur bei E2 (p < 0,05). Die höchsten Erlöse nach Abzug der Futterkosten erzielten E1, gefolgt von E2 und S. *) Schlüsselwörter: Jungebermast, Protein, Aminosäuren, Mastleistung, Schlachtleistung, Verluste, Wirtschaftlichkeit Summary Boar fattening: fattening performance, carcass quality, and profitability in commercial pig husbandry To test the practicability of boar fattening for commercial farms 1339 Topigs 20 sows (S) and boars (B) were fattened in two periods (P). Feed for sows and boars1 (B1) contained 2 5% less amino acids than DLG 2010 recommendations for boars, feed for boars2 (B2) was amino acid enriched by 9% (starter) and 15% (grower and finisher). Fattening performance: Compared to S weight gain was improved in P1 in both B groups, in P2 in group B1 (p < 0.05). Feed consumption per kg live weight gain was reduced for B2 in both P, for B1 only in P2 (p < 0.05). Animal losses were higher in B than in S. Carcass quality and profitability: In both P thickness of back fat and of m. longissimus was re- * Die Autoren danken der Rentenbank für finanzielle Unterstützung 1 Fachhochschule Südwestfalen, Fachbereich Agrarwirtschaft, Lübecker Ring 2, 59494 Soest, E-Mail: freitag.mechthild@fh-swf.de 2 Erzeugerring Westfalen, Am Dorn 10, 48308 Senden 3 AGRAVIS Raiffeisen AG, Industrieweg 110, 48155 Münster

Jungebermast: Mastleistung, Schlachtleistung und Wirtschaftlichkeit 391 duced in B and belly lean meat percentage enhanced. Index points were only enhanced in B2 (p < 0.05). Profitability was highest in B1, followed by B2 and S in both P. Keywords: Boar fattening, protein, amino acids, fattening performance, carcass quality, animal losses, profitability 1 Einleitung Als Alternative zur Kastration von Eberferkeln bietet sich die Mast männlicher Schweine an. Bei entsprechendem Nährstoffangebot erreichen Eber auch zum Ende der Mast noch eine hohe Wachstumsleistung (Weis et al., 2004; Quiniou et al., 2010; Schulze Langenhorst et al., 2010), so dass die in einigen Untersuchungen beobachteten zu Mastbeginn geringeren Tageszunahmen kompensiert werden können und über den gesamten Mastverlauf betrachtet mit denjenigen der Kastraten vergleichbar sind (Kallweit et al., 1999; Quiniou et al., 2010; Schulze Langenhorst et al., 2010) oder sogar darüber liegen (Neupert et al., 1995). Der Körperansatz besteht im Vergleich zu Kastraten zu einem höheren Anteil aus Protein (Claus, 1993), was einen höheren Aminosäure- (AS) Gehalt im Futter erfordert (Susenbeth, 2012). Zahlreiche Untersuchungen haben sich in den letzten Jahren mit der Ermittlung der optimalen AS-Versorgung beschäftigt. Ziel der vorliegenden Untersuchung war die Überprüfung der Praktikabilität der Ebermast für landwirtschaftliche Betriebe unter Praxisbedingungen. 2 Material und Methoden Die Untersuchung wurde in den Jahren 2011/12 auf einem landwirtschaftlichen Betrieb durchgeführt. Insgesamt gingen in zwei Durchgängen (DG) 1339 Schweine der Genetik Topigs 20 in den Versuch ein (DG1: 716, DG2: 623 Tiere). Alle Tiere eines DG stammten aus einem Erzeugerbetrieb und einer Wurfwoche und wurden zu Versuchsbeginn gechipt. Die Aufstallung erfolgte getrennt geschlechtlich (9 15 Tiere/Bucht, Vollspalten), die Fütterung Sensor gesteuert ad libitum mit zwei Buchten pro Futterventil. Der Versuch erstreckte sich über die Mastperiode ab 32 kg im DG1 und 25 kg im DG2, mit Zwischenwiegungen bei 45 und 80 kg. Gefüttert wurde in drei Phasen: Vormast (VM) bis 45 kg, Mittelmast (MM) bis 80 kg und Endmast (EM) bis 110 kg (letzte Wiegung mit ca. 90 Masttagen). Sauen (S) und Eber1 (E1) erhielten jeweils das gleiche Futter mit einer AS-Ausstattung geringfügig unterhalb der DLG 2010 Empfehlungen für Ebermast, Eber2 (E2) eine Ration mit dem gleichen Energie- und Rohproteingehalt bei erhöhtem Aminogramm. Der Energiegehalt aller Futter war in der MM und EM um 3% höher als die DLG Empfehlungen. Die Inhaltsstoffe der Futter aus 71 73% Getreide (Weizen, Gerste, Triticale, Roggen ab MM), 17 18% Soja- und Rapsextraktionsschrot, 5 7% Weizenkleber und 1,2 1,6% Pflanzenöl sind in Tabelle 1 dargestellt. Damit waren die AS-Gehalte für S und E1 um 2 5% geringer als die DLG Empfehlungen 2010 für Eber, für E2 waren sie in der VM um 9%, in der Mittel- und Endmast um 15% höher. Datenerhebung und Auswertung Die Tageszunahmen (TZ) wurden durch Einzeltierwiegung von mindestens 60 Tieren pro Gruppe ermittelt, die Futtereffizienz durch Gruppenwiegungen aller Tiere an einem Futterventil und anhand des Futterverbrauchs zwischen den Wiegezeitpunkten. Der Futterverbrauch zwischen der letzten Wiegung und der Schlachtung wurde anhand des

392 Mechthild Freitag, G. Freisfeld, B. Walgern, U. Meierfrankenfeld und M. Ziron Tab. 1. Berechnete Futterinhaltsstoffe für die Tiergruppen Calculated Nutritional values in experimental feeds Sauen/Eber1 Eber2 VM MM EM VM MM EM MJME/kg 13,5 13,4 13,4 13,5 13,4 13,4 XP g/kg 175 170 165 175 170 165 Lys g/kg 11,5 10,5 9,5 13,0 12,5 11,5 Meth + Cys g/kg 6,5 6,0 5,5 7,3 7,1 6,2 Thre g/kg 7,8 7,1 6,5 8,9 8,5 7,8 Tryp g/kg 2,2 2,0 1,8 2,5 2,4 2,2 Lys/MJME g 0,86 0,78 0,71 0,98 0,93 0,86 VM, MM, EM: Vor-, Mittel-, Endmast Schlachkörpergewichts (Annahme: 78,5% Ausschlachtung) und der durchschnittlichen Futterverwertung der jeweiligen Gruppe in der Endmast geschätzt. Die Schlachtung erfolgte gewichtsabhängig mit 110 120 kg Körpergewicht. Die Schlachtkörperqualität wurde mittels Auto FOM ermittelt und die Geruchsbelastung wie im Schlachtbetrieb der Fa. Tönnies Lebensmittel GmbH & Co. KG, Rheda-Wiedenbrück, üblich unmittelbar nach der Schlachtung humansensorisch durch Erhitzen einer Fettprobe (N.N., 2011). Die Datenauswertung erfolgte als Varianzanalyse mit LSD-Test mittels SPSS (IBM SPSS Statistic, Version 21). Bei Gewichtsentwicklung und Tageszunahmen wurden die wiederholten Messungen am gleichen Tier berücksichtigt und die Bucht als Zufallsfaktor. Bei der Auswertung der Schlachtkörperqualität wurde das Schlachtkörpergewicht als Kovariate einbezogen. 3 Ergebnisse Mastleistung Mit durchschnittlich 918 g TZ im DG1 und 952 g im DG2 lagen die Mastleistungen für Feldversuche auf einem hohen Niveau. Insgesamt war die Gewichtsentwicklung der E1 in beiden Durchgängen den S überlegen (p < 0,05; Tab. 2). Für die E2 traf dies nur im DG1 zu. Die Ebergruppen unterschieden sich im DG1 nur geringfügig, im DG2 jedoch signifikant (p < 0,05) zugunsten der E1. Die höchsten TZ erzielten die E1 dabei in beiden Durchgängen in der VM, die geringsten in der EM. Bei den E2 war keine Systematik in der Gewichtsentwicklung zu erkennen (Tab. 3). Die Futteraufnahme der E war in beiden DG in allen Mastabschnitten trotz der höheren Wachstumsleistungen tendenziell bzw. signifikant geringer als die der Sauen (Tab. 4). Daher musste bei den E in beiden Durchgängen weniger Futter pro kg Zuwachs aufgewendet werden (Tab. 5). Die Differenzen waren im DG2 für beide E signifikant. Im DG1 waren nur die E2 den Sauen überlegen (p < 0,05).

Jungebermast: Mastleistung, Schlachtleistung und Wirtschaftlichkeit 393 Tab. 2. Gewichtsentwicklung (kg) im Mastverlauf ( x ± s) Weight gain (kg) during the fattening period ( x ± s) DG1 Aufstallung Beginn Beginn Versuchsende DG2 MM EM S (64) 32,2 ± 3,2 a 45,7 ± 5,1 a 83,8 ± 6,8 a 108,7 ± 8,3 a E1 (60) 31,5 ± 2,7 a 46,9 ± 4,5 a 86,9 ± 13,2 b 115,6 ± 0,5 b E2 (61) 32,0 ± 3,9 a 45,2 ± 5,4 a 87,5 ± 7,9 b 116,6 ± 9,8 b S (60) 25,4 ± 4,1 a 45,8 ± 3,2 a 79,7 ± 4,3 a 108,7 ± 6,5 a E1 (60) 26,2 ± 3,5 a 48,1 ± 4,3 b 82,3 ± 5,2 b 113,6 ± 7,8 b E2 (60) 25,6 ± 6,7 a 45,8 ± 3,9 a 79,5 ± 3,9 a 109,2 ± 7,1 a a,b in einer Spalte und einem Durchgang: p < 0,05 (): Anzahl Tiere MM, EM: Mittel-, Endmast; DG1, DG2: Durchgang 1 bzw. 2; S: Sauen, E1: Eber mit Kontrollfutter, E2: Eber mit erhöhtem Aminogramm Tab. 3. Entwicklung der Tageszunahmen (g; x ± s) Daily weight gain (g) during fattening ( x ± s) DG1/DG2 VM MM EM gesamt S (64) 851 ± 288 a 904 ± 122 a 802 ± 132 a 859 ± 77 a E1 (60) 975 ± 333 b 947 ± 343 ab 934 ± 490 b 944 ± 104 b E2 (61) 826 ± 239 a 1008 ± 107 b 937 ± 135 b 951 ± 84 b S (60) 973 ± 108 a 968 ± 86 a 852 ± 56 a 936 ± 67 a E1 (60) 1042 ± 116 b 978 ± 93 a 925 ± 65 b 983 ± 79 b E2 (60) 962 ± 94 a 964 ± 113 a 871 ± 61 a 938 ± 74 a a,b in einer Spalte und einem DG: p < 0,05 (): Anzahl Tiere DG1, DG2: Durchgang 1 bzw. 2; VM, MM, EM: Vor-, Mittel-, Endmast; S: Sauen, E1: Eber mit Kontrollfutter, E2: Eber mit erhöhtem Aminogramm Tierverluste Im DG1 traten in allen Mastphasen, hauptsächlich jedoch in der Mittelmast, Verluste auf (Tab. 6). Diese waren mit 3,34% höher als betriebsüblich, verursacht durch Haemophilus parasuis. Auffällig waren die mit 3,77% hohen Verluste bei den Ebern (Sauen: 2,35%), wobei erhöhte Aggressivität weder optisch durch Verletzungen noch durch Videobeobachtung einzelner Buchten zu erkennen war. Im DG2 waren die Verluste gering. In beiden DG traten ab der Ausstallung der ersten Tiere bei den in den Buchten verbleibenden Schweinen keine Verluste mehr auf.

394 Mechthild Freitag, G. Freisfeld, B. Walgern, U. Meierfrankenfeld und M. Ziron Tab. 4. Futteraufnahme pro Tag (kg; x ± s) Daily feed intake (kg; x ± s) DG1/DG2 VM MM EM gesamt S (9) 2,0 ± 0,3 a 2,7 ± 0,2 a 2,9 ± 0,2 a 2,6 ± 0,2 a E1 (10) 1,8 ± 0,3 b 2,5 ± 0,3 a 2,7 ± 0,3 b 2,4 ± 0,3 b E2 (9) 1,7 ± 0,1 b 2,5 ± 0,2 a 2,8 ± 0,3 ab 2,5 ± 0,2 ab S (10) 1,8 ± 0,6 a 2,4 ± 0,2 a 2,8 ± 0,2 a 2,4 ± 0,2 a E1 (7) 1,6 ± 0,2 b 2,2 ± 0,2 b 2,6 ± 0,3 b 2,2 ± 0,2 b E2 (7) 1,5 ± 0,1 b 2,1 ± 0,1 b 2,5 ± 0,2 b 2,1 ± 0,1 b a,b in einer Spalte und einem DG: p < 0,05 () Anzahl Ventile DG1, DG2: Durchgang 1 bzw. 2; VM, MM, EM: Vor-, Mittel-, Endmast; S: Sauen, E1: Eber mit Kontrollfutter, E2: Eber mit erhöhtem Aminogramm Tab. 5. Futteraufwand (kg) pro kg Zuwachs ( x ± s) Feed intake (kg) per kg weight gain ( x ± s) DG1/DG2 VM MM EM gesamt S (9) 2,35 ± 0,25 a 2,76 ± 0,23 a 3,61 ± 0,43 a 2,98 ± 0,24 a E1 (10) 2,22 ± 0,35 a 2,59 ± 0,21 ab 3,32 ± 0,58 a 2,85 ± 0,28 ab E2 (9) 2,16 ± 0,24 a 2,48 ± 0,28 b 3,29 ± 0,33 a 2,73 ± 0,25 b S (10) 1,89 ± 0,24 a 2,52 ± 0,39 a 3,39 ± 0,57 a 2,65 ± 0,35 a E1 (7) 1,59 ± 0,21 b 2,18 ± 0,30 b 2,86 ± 0,13 b 2,27 ± 0,20 b E2 (7) 1,58 ± 0,16 b 2,20 ± 0,15 b 2,85 ± 0,22 b 2,28 ± 0,16 b a,b in einer Spalte und einem DG: p < 0,05 (): Anzahl Ventile DG1, DG2: Durchgang 1 bzw. 2; VM, MM, EM: Vor-, Mittel-, Endmast; S: Sauen, E1: Eber mit Kontrollfutter, E2: Eber mit erhöhtem Aminogramm Tab. 6. Tierverluste (%) im Verlauf der Mast Animal losses (%) during the fattening period AM MM EM S E1 E2 S E1 E2 S E1 E2 DG1 0,9 1,1 0 1,4 3,1 2,9 0 0,8 0,4 DG2 0 0 0 1,2 1,2 1,5 0,2 0 0 DG1, DG2: Durchgang 1 bzw. 2; VM, MM, EM: Vor-, Mittel-, Endmast; S: Sauen, E1: Eber mit Kontrollfutter, E2: Eber mit erhöhtem Aminogramm

Jungebermast: Mastleistung, Schlachtleistung und Wirtschaftlichkeit 395 Schlachtleistung Im DG1 wurden 788, im DG2 434 Tiere ausgewertet. Das mittlere Schlachtgewicht betrug 99 bzw. 96 kg, wobei die Gewichte zwischen den E signifikant differierten. Daher erfolgte eine Korrektur auf das Schlachtgewicht. In der Schlachtkörperbewertung zeigten sich nur geringe Differenzen zwischen den Gruppen (Tab. 7). Die E hatten in beiden Durchgängen ein geringeres Speck- und Fleischmaß, höhere Muskelfleischanteile im Bauch sowie einen höheren Anteil Schulter am Schlachtkörper. Die Differenzen resultierten in beiden DG in höheren Indexpunkten (p < 0,05) für die E2. Geruchsbelastung Von den 448 Ebern des DG1 wurden insgesamt 24 Tiere als geruchsbelastet ausgewiesen. Das entspricht 5,4% der gelieferten Eber. Die Geruchsauffälligkeiten waren über die Schlachttermine relativ gleichmäßig verteilt (Termin 1: 5,5%; Termin 2: 4,3%, Termin 3: 5,6%). Somit war kein Effekt der Mastdauer bzw. des Alters zu erkennen. Die geruchsbelasteten Tiere erzielten nominal höhere TZ und wiesen ein um 2 kg höheres Schlachtkörpergewicht auf als der Durchschnitt der E. Im DG2 wurden Geruchsabweichungen nicht ausgewiesen. Tab. 7. Schlachtkörperbewertung nach Auto-FOM ( x ± s) Carcass quality determined by Auto-FOM ( x ± s) S E1 E2 DG1 n = 334 n = 206 n = 248 DG2 n = 162 n = 109 n = 163 Schlachtkörper kg 98,6 ± 6,3 a 98,5 ± 7,0 a 99,8 ± 5,9 b Speckmaß mm 16,1 ± 3,0 a 14,6 ± 3,1 b 14,6 ± 2,3 b Fleischmaß mm 67,5 ± 5,1 a 65,9 ± 4,8 b 65,6 ± 4,7 b MFA Bauch % 52,4 ± 4,5 a 53,2 ± 4,6 b 53,4 ± 3,5 b Schinken % 18,8 ± 1,3 18,9 ± 1,1 18,9 ± 0,9 Lachs % 7,1 ± 0,5 7,0 ± 0,5 7,0 ± 0,4 Schulter % 8,1 ± 0,4 a 8,2 ± 0,4 b 8,2 ± 0,4 b Indexpunkte/kg 0,987 ± 0,06 a 0,992 ± 0,06 ab 0,999 ± 0,04 b Schlachtkörper kg 97,6 ± 5,0 a 95,8 ± 4,7 b 94,8 ± 6,9 b Speckmaß mm 14,1 ± 2,6 a 12,4 ± 1,6 b 12,1 ± 1,7 b Fleischmaß mm 64,2 ± 4,1 a 62,1 ± 4,7 b 62,0 ± 4,2 b MFA Bauch % 58,1 ± 3,8 a 59,6 ± 2,4 b 60,2 ± 2,8 b Schinken % 19,3 ± 1,0 19,4 ± 0,7 19,5 ± 0,8 Lachs % 7,6 ± 0,4 ab 7,6 ± 0,4 a 7,7 ± 0,3 b Schulter % 9,4 ± 0,4 a 9,6 ± 0,2 b 9,6 ± 0,2 b Indexpunkte/kg 0,980 ± 0,07 a 1,004 ± 0,08 ab 1,022 ± 0,08 b a,b in einer Zeile und einem DG: p < 0,05; DG1, DG2: Durchgang 1 bzw. 2; S: Sauen, E1: Eber mit Kontrollfutter, E2: Eber mit erhöhtem Aminogramm

396 Mechthild Freitag, G. Freisfeld, B. Walgern, U. Meierfrankenfeld und M. Ziron Wirtschaftlichkeit: Überschuss über die Futterkosten Da die AS-Konzentration des Sauenfutters nicht den Empfehlungen der DLG (2010) für Sauen entsprach, wurden die S nicht mit den E verglichen. Die eingesetzten Futter für die beiden Ebergruppen unterschieden sich nur im AS-Gehalt. Dadurch verteuerten sich die Futtermischungen der E2 pro 100 kg um 1,05 in der VM, 1,25 in der MM und 0,95 in der EM. Bis zum Versuchsende (127 kg Lebendmasse) erhöhten sich die Futterkosten im DG1 für die E2 um 4,91 und aufgrund der geringeren Futteraufnahme im DG2 bis 122 kg Lebendmasse um 1,37. Pro kg Zuwachs ergab sich im DG1 eine Futterkostendifferenz von 5,8% und im DG2 von 3,1%. Trotz der nominal höheren Indexpunkte pro kg Schlachtkörpergewicht waren in beiden DG die Überschüsse über die Futterkosten bei den E2 geringer, und zwar um 2,9% bzw. 0,8% (Tab. 8). 4 Diskussion Mast- und Schlachtleistung Die TZ lagen in beiden DG für kommerzielle Schweinemastbetriebe trotz der Erkrankung im DG1 auf einem hohen Niveau. In beiden DG hatten die E1 in der AM, der EM und in der gesamten Mast höhere TZ als die S (p < 0,05), während dies für E2 nur im DG1 und auch nicht in der AM zutraf. Die beiden Ebergruppen differierten nicht signifikant, d.h. die höhere AS-Ausstattung konnte die Mastleistung nicht verbessern. Damit war ein AS-Gehalt entsprechend der Empfehlungen DLG 2010 für hohe Leitungen ausreichend. In beiden DG waren die TZ der Eber in der VM und MM höher als in der EM. Dies widerspricht Ergebnissen anderer Autoren (Schulze Langenhorst et al., 2010; Kraft et al., 2012; Lindermayer et al., 2012; Müller, 2012; Tab. 9) und unterstreicht die Bedeutung einer ausreichenden Energiekonzentration bei geringer Futteraufnahme. Offensichtlich ist ein Lysingehalt von mehr als 0,86 g/mjme in der VM nicht erforderlich, möglicherweise sogar negativ, da in der vorliegenden Untersuchung in beiden DG die E mit der höheren AS-Versorgung signifikant schlechtere TZ aufwiesen. Weitere Untersuchungen Tab. 8. Vergleich der Wirtschaftlichkeit der Ebergruppen Profitability of experimental boar groups DG1 DG2 E1 E2 E1 E2 Schlachtgewicht kg 98,54 99,79 95,79 94,83 Indexpunkte/kg 0,992 0,999 1,006 1,022 Indexpunkte/Tier 97,77 99,52 96,37 96,92 Erlös/Schwein* 148,61 151,27 146,53 147,29 Futterkosten ges. 69,79 74,70 65,48 66,85 Überschuss 78,82 76,57 81,05 80,44 a,b in einer Zeile: p < 0,05 *1,52 /Indexpunkt DG1, DG2: Durchgang 1 bzw. 2; E1: Eber mit Kontrollfutter, E2: Eber mit erhöhtem Aminogramm

Jungebermast: Mastleistung, Schlachtleistung und Wirtschaftlichkeit 397 Tab. 9. Überblick über Versuchsergebnisse zur Ebermast Review of experimental results in boar fattening Institution 30 kg 40 kg 70 kg 90 kg TZ AM ø TZ FA/kg Haus Düsse (Schulze Langenhorst et al., 2010) 0,95 0,95 0,95 0,75 0,75 0,71 719 723 737 906 893 901 2,41 2,49 2,46 LFL Bayern (Lindermayer et al., 2012) 0,84 0,92 0,68 0,70 0,58 0,59 680 695 708 701 2,56 2,57 Verbundprojekt Eberfütterung (Müller, 2012) 0,86 1,00 1,12 0,69 0,80 0,90 0,69 0,80 0,90 961 966 958 2,32 2,30 2,32 LSZ Boxberg (Kraft et al., 2012) 0,71 0,87 0,71 0,81 0,64 0,71 0,63 0,51 676 685 718 2,6 2,6 2,6 TZ: Tageszunahmen; AM: Anfangsmast; FA: Futteraufnahme/kg Zuwachs müssen abklären, ob in der EM ein Lysingehalt von 0,71 g/mj ME notwendig ist. In anderen Untersuchungen wurden bereits mit 0,63 g Lysin/MJME in der EM TZ von 953 g erreicht (Kraft et al., 2012). Im Gegensatz zu anderen Untersuchungen (Quiniou et al., 2010), war die FA der E trotz der höheren Tageszunahmen deutlich geringer als die der S. Eine Erhöhung der AS Versorgung für die Eber führte nicht zu einer Steigerung der FA. Auch Lanferdini et al. (2013) konnten durch Erhöhung der AS-Zufuhr keine Verbesserung der FA bzw. des Futteraufwands pro kg Zuwachs erzielen. Die hohen TZ bei geringer FA unterstreichen die hohe Nährstoffeffizienz der Eber. Diese differierte in der vorliegenden Untersuchung deutlich zwischen den DG, vermutlich zurückzuführen auf Futterverluste im DG1. Da um die Tröge herum Futterreste auftraten, wurden diese im DG2 verlängert, so dass jedem Tier 0,33 cm zur Verfügung standen. Im DG2 war der Futteraufwand pro kg Zuwachs geringer als in allen in Tab. 9 aufgeführten früheren Untersuchungen. Schlachtleistung In beiden DG hatten die E ein geringeres Speck- und Fleischmaß als die S bei höheren Schulteranteilen und höherem Muskelfleischanteil im Bauch (p < 0,05). Die Schinkenanteile differierten in beiden DG nicht zwischen den drei Gruppen; der Lachsanteil war nur im DG2 bei den E2 signifikant höher als bei E1. Geringfügige Unterschiede in der Schlachtleistung führten zu höheren Indexpunkten bei den E2 (p < 0,05). Diese konnten jedoch die höheren Futterkosten nicht kompensieren, so dass die E1 wirtschaftlich überlegen waren. Die Unterschiede im Speck- und Fleischmaß zwischen Sauen und Ebern werden nicht in allen Untersuchungen bestätigt. So maßen Quiniou et al. (2010) keine Unterschiede zwischen diesen beiden Geschlechtern. Hier ist möglicherweise ein genetischer Effekt zu verzeichnen ( : Large White Landrasse; Lage White Pi gegenüber Topigs 20 Pi).

398 Mechthild Freitag, G. Freisfeld, B. Walgern, U. Meierfrankenfeld und M. Ziron In beiden DG war das Fleischmaß der E höher als das der o.g. Kreuzung, während das Speckmaß im DG1 dem der Kreuzungstiere entsprach. Ebenso wird ein ausbleibender Effekt einer erhöhten AS-Versorgung auf die Schlachtleistung von Ebern nicht durch alle Untersuchungen bestätigt. Schulze Langenhorst et al. (2010) erzielten durch eine Anhebung des Energie: Lysin Verhältnisses von 0,71 auf in der EM bei Topigs 20 Pi Ebern nominal höhere Muskelfleisch-, Schinken- und Bauchfleischanteile, jedoch bei insgesamt 40 bzw. 80 g geringeren TZ als in der vorliegenden Untersuchung. Die Erhebung zur Geruchsbelastung erfolgte im DG1 unmittelbar nach der Schlachtung und 5,4% der Eber wurden aussortiert. Damit war die Rate der geruchsbelasteten Tiere etwas höher als erwartet. Nach Angaben des Unternehmens Tönnies werden im Durchschnitt 4,5% der Eber als geruchsbelastet bewertet, wobei die Unterschiede zwischen den Betrieben erheblich sind (N.N., 2011; Eynck, pers. Mitteilung). Möglicherweise ist für die subjektiv empfundene Geruchsbelastung der Skatolgehalt wichtiger als der Androstenongehalt (Möhrlein, 2012). Die Skatolbildung wird wesentlich von Haltungsund Fütterungsbedingungen bestimmt (Weiler und Wesloy, 2012). Wirtschaftlichkeit Aufgrund der im Vergleich zu S hohen Tageszunahmen und des geringen Futteraufwands bei gleicher Schlachtkörperqualität ist die Mast der Eber wirtschaftlich sehr interessant. Eine Erhöhung der AS-Konzentration bringt trotz der nominell höheren Indexpunkte pro kg Schlachtkörpergewicht keinen finanziellen Vorteil. Zu beachten sind jedoch die Verluste, die im DG1 bei beiden E höher waren als bei den S. Diese ergaben sich offensichtlich nicht aufgrund von Rangkämpfen, da weder die optischen Verletzungen (Kratzspuren) zwischen S und E deutlich differierten, noch die per Videoanalyse ermittelten Aggressionen. Verluste traten hauptsächlich in der MM, weniger in der EM und nicht mehr nach Ausstallung der ersten Tiere auf. Sie waren im DG1 wahrscheinlich durch Hämophilius parasuis verursacht. In weiteren Studien bleibt zu untersuchen, ob die von Praktikern beobachtete höhere Anfälligkeit von Ebern für Erkrankungen belegt werden kann. 5Fazit Die vorliegende Untersuchung zeigt, dass mit einem Futter mit von der DLG 2010 für Eber empfohlenem Aminogramm bei erhöhter Energiekonzentration auf kommerziellen Betrieben sehr gute Mastleistungen erzielt werden können, wobei die Mastleistung der Eber die der Sauen übertrifft. Die Schlachtkörperqualität wird durch ein verbessertes Aminogramm nicht so stark beeinflusst, dass dies durch höhere Schlachtkörpererlöse gerechtfertigt werden könnte. Forschungsbedarf besteht hinsichtlich der Höhe der AS-Versorgung in der EM und für Sauen, um ein für beide Geschlechter aus wirtschaftlicher Sicht optimales Futter konzipieren zu können. Literatur Claus, R., (1993): Die unendliche Geschichte der Ebermast. Fleischwirtschaft 73, 449 453. DLG, (2010): Erfolgreiche Schweinefütterung. DLG KOMPAKT, DLG e.v. Frankfurt a.m., SS 80. Kallweit, E., N. Parvizi, F. Klobasa, M. Henning und H. Böhme, (1999): Ebermast mit unterschiedlicher Proteinversorgung. Arch. Tierz. 42, 583 591.

Jungebermast: Mastleistung, Schlachtleistung und Wirtschaftlichkeit 399 Kraft, K., P. Grün und M. Rodehutscord, (2012): Optimierung der Lysinversorgung in der Ebermast. Versuchsbericht des LSZ Boxberg, SS. 3. Lanferdini, E., P.A. Lovatto, R. Melchior, U.A.D. Orlando, M. Ceccantini und E. Poleze, (2013): Feeding surgically castrated, entire male and immunocastrated pigs with different levels of amino acids and energy at constant protein to energy ratio with or without ractopamine. Livest. Sci. 151, 246 251. Lindermayer, H., W. Preißinger, G. Propstmeier und K. Schedle, (2012): Ebermast Fütterungsversuch mit Lysinanhebung und Inulingaben zur Reduzierung des Ebergeruchs (Skatol). Versuchsbericht VPS 28 des Instituts für Tierernährung und Futterwirtschaft, ITE 2 Schweinefütterung, SS. 22. Möhrlein, D., (2012): Ebergeruch (k)ein Problem? Chancen und Risiken der Ebermast aus sensorischer Sicht. Züchtungskunde 84, 427 438. Müller, S., (2012): Wie viel Lysin brauchen Eber? SUS 4, 40 43. Neupert, B., R. Claus, E. Herbert und U. Weiler, (1995): Einfluss von Geschlecht, Fütterung und Lichtprogrammen auf Mastleistung und Schlachtkörperwert sowie die Androstenon- und Skatolbildung beim Schwein. Züchtungskunde 67, 317 331. N.N., (2011): Tönnies prüft mit Heißluftfön. SUS 4, 15 16. Quiniou, N., V. Courboulay, Y. Salaün und P. Chevillon, (2010): Impact of the non castration of male pigs on growth performance and behaviour comparison with barrows and gilts. 61 st annual meeting of the European Association for Animal Production, August 23 rd 27 th, Heraklion, Grete Island, Greece, Session 17 th Symposium: Alternatives to castration in pigs, 1 7. Schulze Langenhorst, Ch., L. Bütfering und F. Adam, (2010): In einem Fütterungsversuch im Landwirtschaftszentrum Haus Düsse ist die Frage der bedarfsgerechten Aminosäureversorgung sowie der optimalen Gestaltung der Mastabschnitte in der Jungebermast geprüft worden. Landwirtschaftszentrum Haus Düsse, Fachbereich Schweinehaltung, Versuchsberichte 2010, SS. 10. Susenbeth, A., (2012): Fütterung in der Ebermast. Kraftfutter 3, 19 23. Weiler, R. und U. Wesloy, (2012): Physiologische Aspekte der Androstenon- und Skatolbildung beim Eber. Züchtungskunde 84, 365 393. Weis, R.N., S.H. Birkett, P.C.H. Morell und C.F.M. de Lange, (2004): Effects of energy intake and body weight on physical and chemical body composition in growing entire male pigs. J. Anim. Sci. 82, 109 212.