KUB 2012.04 Presseinformation Florian Pumhösl Räumliche Sequenz 26 10 2012-20 01 2013 Pressekonferenz Mittwoch, 24. Oktober 2012, 12 Uhr Die Ausstellungen können vor der Pressekonferenz ab 11 Uhr besichtigt werden. Eröffnung Donnerstag, 25. Oktober 2012, 19 Uhr Seite 1 12
Wie kaum einem anderen österreichischen Künstler seiner Generation ist es dem 41-jährigen, in Wien lebenden Florian Pumhösl gelungen, derart stringent und überzeugend eine eigenständige abstrakte Formen- und Bildsprache zu entwickeln. Diese besitzt bei aller Strenge ihrer Ausdrucksform eine beeindruckende Vielfalt an aktuellen Referenzen sowie ein ungeheures visuelles Potenzial. Seine internationale Karriere begann schon in jungem Alter, denn als Florian Pumhösl 1993 an der legendären Gruppenausstellung Backstage im Hamburger Kunstverein zusammen mit Dorit Margreiter und Mathias Poledna teilnahm, war er gerade einmal 22 Jahre alt. Der von weiteren Freunden symbolisch unterstützte Beitrag des Künstlertrios sah vor, dass für die Laufzeit der Ausstellung alle Türschlösser der Institution ausgebaut werden sollten und somit das Ausstellungshaus im realen wie im metaphorischen Sinn seine Zugänglichkeit öffnete. Wenngleich heute, fast 20 Jahre später, die hier noch sehr deutlich ausformulierte Reflexion über die Mechanismen des Kunstsystems und seiner Institutionen im Werk von Pumhösl verborgener erscheinen, besitzt die Auseinandersetzung mit dem konkreten Ausstellungsraum sowie seinen institutionellen Gegebenheiten nach wie vor eine außerordentlich große Bedeutung für ihn. Davon konnte man sich zuletzt in seiner großen Einzelausstellung im MUMOK Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien Anfang 2011 überzeugen, in der Pumhösl durch einen architektonischen Parcours exemplarisch den strahlend hellen Galerieraum, den sogenannten White Cube, in einen Dialog zur Blackbox der Filmvorführung setzte. Zusätzlich zu einer Vielzahl von Solopräsentationen in öffentlichen Museen und Kunsthallen, unter anderem in Köln, Genf und Amsterdam, wurde er in den letzten zehn Jahren zu vielen wichtigen Großveranstaltungen der Kunst, wie beispielsweise den Biennalen von São Paulo und Venedig sowie 2007 zur Teilnahme an der documenta 12, eingeladen. Bekannt ist Florian Pumhösl für seine breit gefächerte Arbeit, die Filme, Installationen, Objekte und Glasmalerei umfasst, in denen er eine äußerste Reduzierung in der Wahl seines künstlerischen Ausdrucks walten lässt und dennoch in dieser Kargheit eine nachhaltige Präsenz erzeugt. In den letzten Jahren entstanden in diesem Zusammenhang häufig Serien, wie beispielsweise Bewegliche Bühne, für die er Glasplatten in verschiedene Formen schneiden ließ und diese, einer Aufführung ähnlich, auf jeweils vier Trägerplatten in variierenden Konstellationen präsentierte. Seite 2 12
Ein weiterer Bilderzyklus trägt den Titel Diminution und besteht aus dünnen, rückseitig bemalten Glasplatten von neun jeweils 2- bis 6-teiligen Elementen, mit denen Pumhösl sich unter anderem auf die Dada-Köpfe von Hans Richter (1918) bezieht. Diese vorrangige Beschäftigung mit historischem Formenvokabular und spezifischen inhaltlichen Fragestellungen der Moderne ist charakteristisch für Florian Pumhösl. Häufig interessiert ihn in dem Zusammenhang nicht nur die genealogische Herleitung einer Form, sondern auch deren soziale und politische Verortung. Seinen Projekten gehen in der Regel lange und aufwendige Recherchen voraus, die ihn in Länder wie Japan, Tansania oder, wie jüngst, in die finnisch-russische Landschaft Karelien führen. Im Kunsthaus Bregenz wird Florian Pumhösl ausschließlich eine neue, speziell für diesen Anlass entstandene Serie vorstellen, die er dem Ausstellungstitel gemäß als Räumliche Sequenz präsentiert. Hierbei handelt es sich um Gipstafeln in drei unterschiedlichen Größen, die jeweils zu Trios zusammengefasst werden. Die Anordnung innerhalb jeder Dreiergruppe beginnt mit dem kleinsten und endet mit dem größten Format. In der obersten Etage ist diese Reihung umgekehrt. Die insgesamt aus 15 Sujets bestehende 45-teilige Serie mit dem Untertitel Cliché orientiert sich in ihrer Progression an den legendären Emaille-Bildern des Bauhaus-Künstlers László Moholy- Nagy. Im Gegensatz zu den sogenannten Telefonbildern von Moholy-Nagy, die er von einer darauf spezialisierten Firma realisieren ließ, delegiert Pumhösl die formalen Setzungen auf seinen Tafeln nicht, sondern führt sie selbst mit einem Cliché-Stempel aus. Das verwendete Stempelverfahren lässt sich bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts zurückverfolgen, als erstmals industrielle Druckformen entwickelt wurden, die ähnlich einem Stempel funktionierten. Ein besonderes Merkmal dieser speziellen Formen, die im Französischen»cliché«auf Deutsch Schablone oder Klischee genannt werden, war ihre mehrfache Verwendungsmöglichkeit. Zu seiner speziell für Bregenz entstandenen Serie äußert Pumhösl:»Für diese Arbeiten habe ich Tafeln aus Gips, einem mineralischen, homogenen Material herstellen lassen, auf die ich Farbe mit einem Cliché stemple. Das transparente Cliché ermöglicht es, den Bildträger auf der Sichtseite zu gestalten. Mir erscheint die Vorstellung wichtig, dass ein abstraktes Bild von vornherein eine Reproduktion (durchaus auch von etwas Ideellem) ist und dass seine Eigenschaften das auch nachvollziehen lassen.«seite 3 12
Nicht weniger von Bedeutung als ihr Herstellungsverfahren mithilfe von Clichés sind die formalen Setzungen der indigoblauen Farbe, die die Gipsplatten rhythmisieren. Mit dem Wissen um das Interesse Pumhösls an frühen Webmustern, beispielsweise aus Lateinamerika, und deren Rezeption durch Künstlerinnen und Künstler der Moderne eröffnen sie ein diskursives Feld, das sowohl außereuropäische Einflüsse, die Bedeutung von Design als auch Bezüge zur Serialität in der Kunst vereint. Letzteres wird auch durch die Wiederholung einzelner Linienmuster innerhalb einer Dreiergruppe und deren weiterer potenzieller Vervielfältigung unter Verwendung des Cliché- Stempels deutlich. Darüber hinaus verweisen die Linienkonstellationen auf den einzelnen Tafeln mit ihren musikalischen Deutungsmöglichkeiten auf einen zentralen Aspekt der historischen Abstraktion. Und auch die Positionierung der Tafeln im Raum, ihre von Pumhösl festgelegten Abstände zueinander und die Freiflächen zwischen ihnen sind vergleichbar mit einer zeitbezogenen Sequenz und lassen in diesem Sinne an eine Partitur denken. Seite 4 12
KUB Billboards Michael Part und Florian Pumhösl 15 10 2012 20 01 2013 Seestraße Bregenz Das für die Ausstellung charakteristische Prinzip der Serialität erstreckt sich mit den Billboards auch über den Stadtraum. Dabei reflektiert die in Zusammenarbeit zwischen Michael Part und Florian Pumhösl entstandene 6-teilige Serie den Einfluss fotografischer Grundprinzipien auf das abstrakte Bild. Die Billboards werden in diesem Fall als Originale definiert, in denen das fotografische Verfahren der Cyanotypie zum Einsatz kam. Bei diesem sogenannten Eisenblaudruckverfahren wird ein Trägermaterial belichtet, das mit einer auf Eisen basierenden lichtempfindlichen Chemikalie beschichtet wurde und dadurch einen charakteristischen Blauton annimmt. Die quadratischen Textilien mit einer Seitenlänge von je 3,3 Metern wurden über eine Dauer von mehreren Tagen einem Lichteinfall ausgesetzt, wobei die unterschiedlichen Wettersituationen letztlich das Bild erzeugten. Somit geben die Flächen das wieder, was das Bild gewissermaßen selbst sah. Seite 5 12
KUB Kunstvermittlung Highlights Diskurs Künstlerfrühstück + Gespräch Freitag, 26. Oktober, 11 Uhr Eine besondere Gelegenheit, den Künstler persönlich kennenzulernen und mehr über seine Ausstellung zu erfahren, bietet sich beim Künstlerfrühstück. Im Anschluss (ca. 12 Uhr) findet ein Gespräch zwischen Florian Pumhösl und dem Linguisten Martin Prinzhorn (Wien) statt. Der Unkostenbeitrag (inklusive Frühstück, Eintritt und Gespräch) beträgt 15, EUR. Um telefonische Anmeldung wird gebeten: +43-5574-485 94-415 Einfach gesagt Kunst heute: Vortrag Winfried Nußbaummüller Donnerstag, 22. November, 18 Uhr In seinem Vortrag erläutert Winfried Nußbaummüller am Beispiel von vergangenen Ausstellungen im Kunsthaus Bregenz Tendenzen der zeitgenössischen Kunst. Neu-gier und Offenheit sind für eine spannende Auseinandersetzung wichtiger als Vorkenntnisse. Beitrag: 10, EUR. Anmeldung bei der VHS Bregenz unter: +43-5574-525 240 Dialogführung Robert Fabach und Kirsten Helfrich Donnerstag, 6. Dezember, 19 Uhr Karl-Heinz Ströhle und Yilmaz Dziewior Donnerstag, 10. Januar 2013, 19 Uhr In offenen Dialogführungen wird zur Kunst, zum KUB allgemein sowie zu aktuellen Fragen Stellung bezogen. Antonella Rupp Atelierbesuch bei Vorarlberger Architekten und Architektinnen Dienstag, 15. Januar 2013, 17 Uhr Besucht wird dieses Mal das Architekturbüro von Antonella Rupp. Zu den erfolgreich realisierten Projekten der Architektin mit italienischen Wurzeln zählen zahlreiche Privatresidenzen sowie Innenausbauten und Möblierungen. Treffpunkt im Büro: Bregenzerstraße 43, Bregenz. Seite 6 12
KUB Publikation Florian Pumhösl Räumliche Sequenz Die Publikation zu Florian Pumhösl präsentiert nicht nur die im Kunsthaus Bregenz gezeigte neue Werkserie, sie erstellt darüber hinaus ein Verzeichnis aller seiner Ausstellungen seit 1993. Der 1971 in Wien geborene und medienübergreifend arbeitende Pumhösl versteht die Ausstellung als sein wichtigstes Medium, entsprechend werden die Arbeiten in der Publikation im Ausstellungszusammenhang chronologisch, mit Abbildungen, Daten und zum Teil erläuternden Werktexten vorgestellt. In ihren Essays setzen sich die amerikanische Kunsthistorikerin Juli Carson und der in Berlin lebende André Rottmann beide verfolgen seit vielen Jahren das Schaffen Pumhösls kenntnisreich mit seiner Arbeit, seinen theoretischen Überlegungen, seinem Formenvokabular und seinen Techniken auseinander. Yilmaz Dziewior konzentriert sich in seinem Beitrag auf die Ausstellung in Bregenz und stellt ihre konzeptuellen Hintergründe vor. Florian Pumhösl Räumliche Sequenz Arbeiten in Ausstellungen 1993 2012 Herausgegeben von Yilmaz Dziewior Gestaltung: Yvonne Quirmbach, Berlin Essays von Juli Carson, Yilmaz Dziewior, André Rottmann Deutsch Englisch Ca. 380 Seiten 18 x 23 cm Hardcover Erscheinungstermin: Dezember 2012 52, EUR KUB Online-Shop www.kunsthaus-bregenz.at Seite 7 12
KUB Künstleredition Florian Pumhösl Gauze Panel Aufgrund der Werk- und Produktionsnähe zu den Künstlern und Künstlerinnen entstehen exklusiv für das Kunsthaus Bregenz spezielle Editionen. Florian Pumhösls Edition für das Kunsthaus Bregenz ist das Fotogramm eines Baumwoll-Gazegewebes. Bereits früher bezog sich Pumhösl auf den»fotografischen Charakter«von gewebten Strukturen wie etwa die Gazegewebe der präkolumbianischen Kulturen Perus, die für ihn aufgrund ihrer seriellen Muster und Farbgebung als eine der Initiationen moderner Abstraktion einen wichtigen Stellenwert besitzen. Fotogramm auf Silbergelatinepapier Ca. 60 x 50 cm Limitierte Auflage von 10 Exemplaren + 3 A. P. Nummeriert und signiert 1.800, EUR Inklusive 10% MwSt., zuzüglich Versand und Verpackungskosten Kontakt: Caroline Schneider c.schneider@kunsthaus-bregenz.at Telefon: +43-5574-485 94-444 Seite 8 12
Florian Pumhösl Kurzbiographie Florian Pumhösl, 1971 in Wien geboren, lebt und arbeitet in Wien. Jüngste Ausstellungen sind unter anderem: Mathias Poledna Florian Pumhösl, Raven Row, London; 678, Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien (MUMOK), Wien; Florian Pumhösl, Krobath, Wien (alle 2011); Diminution, Galerie Daniel Buchholz, Berlin (2010); Bewegliche Bühne, Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf (2010); Florian Pumhösl, Lisson Gallery, London (2008); Florian Pumhösl, Galerie Daniel Buchholz, Köln (2007); documenta 12, Kassel (2007); 27. Biennale von São Paulo, São Paulo (2006); Florian Pumhösl. Animated Map, Neue Kunst Halle St. Gallen, St. Gallen (2005 2006); Florian Pumhösl, House of Art, Ceské Budejovice (2005). Seite 9 12
Werke in der Ausstellung 1. bis 3. OG Cliché 1-15, 2012 15 3-teilige Bildgruppen Formate: 36,6 x 25,6 x 2 cm, 73,4 x 51,4 x 2 cm, 146,5 x 102,5 x 2 cm Stempeldruck mit Ölfarbe auf keramischem Gips Treppenaufgang vom 2. zum 3. OG Michael Part und Florian Pumhösl 15 10 2012 20 01 2013 Das große Leinwandbild ist Teil der für die KUB Billboards realisierten Serie mit dem Titel 15 10 2012 20 01 2013. Bei dieser Serie wird das für die Ausstellung charakteristische Prinzip der Serialität auch in den Stadtraum überführt. Darüber hinaus reflektiert die in Zusammenarbeit zwischen Michael Part und Florian Pumhösl entstandene Arbeit den Einfluss fotografischer Grundprinzipien auf das abstrakte Bild. Seite 10 12
Partner und Sponsoren Das Kunsthaus Bregenz bedankt sich bei seinen Partnern für die großzügige finanzielle Unterstützung und das damit verbundene kulturelle Engagement. Seite 11 12
Ausstellungsort Veranstalter Kunsthaus Bregenz Direktor Yilmaz Dziewior Kaufmännischer Geschäftsführer Werner Döring Kurator Rudolf Sagmeister Kuratorin KUB Arena Eva Birkenstock Kommunikation Birgit Albers DW -413 b.albers@kunsthaus-bregenz.at Pressefotos per download www.kunsthaus-bregenz.at Kunstvermittlung Kirsten Helfrich DW -417 k.helfrich@kunsthaus-bregenz.at Publikationen Editionen Katrin Wiethege DW -411 k.wiethege@kunsthaus-bregenz.at Verkauf Editionen Caroline Schneider DW -444 c.schneider@kunsthaus-bregenz.at Öffnungszeiten Dienstag bis Sonntag 10-18 Uhr Donnerstag 10-21 Uhr 26.10.2012, 10 18 Uhr 01.11.12, 10 21 Uhr 08.12.12, 10 18 Uhr 24. und 25.12.12 geschlossen 26.12.12, 10 18 Uhr 31.12.12, 10 14 Uhr 01.01.13, 14 18 Uhr 06.01.13, 10 18 Uhr Seite 12 12