Kormoran (Phalacrocorax carbo)

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Transkript:

Bundesamt für Wasserwirtschaft Ökologische Station Waldviertel Kormoran (Phalacrocorax carbo) Fallbeispiele aus der Praxis: Karpfenteiche und Flussrevier Thaya Günther Gratzl Diese Präsentation ist urheberrechtlich geschützt und darf nur, auch auszugsweise, mit Genehmigung der Ökologischen Station Waldviertel verwendet werden.

1. Fallbeispiel - Fluss

Seit einigen Jahren halten sich unregelmäßig etwa von Ende November bis Ende Februar 50-100 Stück, selten bis 150 Stück Kormorane im oberen Thayatal eher kurzfristig auf. Meist aufgeteilt in mehrere kleinere Gruppen zu 20 bis 50 Tiere.

KG Karlstein Beispiel Flussrevier: Thaya I/24a

20.03.2013 08:16 Uhr: Kormorane jagend im Nahbereich Unterwerkskanales beobachtet. der Mündung 42 des 01.04.2013 09:55 Uhr: ca. 140 Kormorane beim Überflug des Revierabschnittes gezählt. 03.04.2013 08:29 Uhr: ca. 100 Kormorane jagend im Staubereich der Riedmühle beobachtet. Es wurden tagsüber mehrere kleinere Gruppen oberhalb und unterhalb der Wehranlage beobachtet.

Ab 01. April 2013 - Massive Kormoraneinflüge Foto: Reinhard Bentz Am 15. März 2013 endete die Ausnahme der NÖ Kormoran- und Graureiherverordnung (Ende der Schußzeit). Mit Beginn der Schonzeit stiegen die Kormoranzahlen dann auf über 200 Stück an.

03.04.2013: Unmittelbar nach der ersten Kormoranattacke wurden einige tote und teils schwer verletzte Fische gefunden, darunter 8 Nasen (Chondrostoma nasus) mit 38-46 cm TL.

03.04.2013: Nach den ersten Kormoranattacken im unterhalb liegenden Kleinkraftwerk Riedmühle - einige tote und teils schwer verletzte Fische am Feinrechen. Großteils waren Brachsen (Abramis brama), Nasen (Chondrostoma nasus), Hechte (Esox lucius), Karpfen (Cyprinus carpio) und Aitel (Squalius cephalus) betroffen. 04.04.2013 07:12 Uhr: Meldung vom Kleinkraftwerk Riedmühle, dass sich innerhalb weniger Minuten der Rechenräumer zweimal eingeschaltet hat Ursache: andriftende tote und teils schwer verletzte Fische.

04.04.2013: Die dritte automatische Räumung gestoppt und die andriftenden Fische gezählt: 15 Stück Brachsen (Abramis brama) a 20-30 cm TL 7 Stück Nasen (Chondrostoma nasus) a 35-45 cm TL 1 Stück Hecht (Esox lucius) a 55 cm TL 2 Stück Karpfen (Cyprinus carpio) a 30 + 45 cm TL 9 Stück Aitel (Squalius cephalus) a 25-40 cm TL wurde

Foto: Günther Gratzl

Foto: Günther Gratzl Foto: Günther Gratzl Foto: Günther Gratzl Foto: Günther Gratzl

04.04.2013: Während der Auszählung der toten und verletzten Fische wurden in der Strömung des Werkskanal etwa 150-200 Fische unterschiedlicher Arten bemerkt. Die Fische flüchteten panikartig in Schwärmen aus dem Stauraum in den Werkskanal des Kleinkraftwerkes. Der Betreiber reduzierte in den Folgetagen den Durchfluss der Turbine um den geschwächten Fischen das Ausschwimmen ins Oberwasser zu erleichtern.

Mehrere Wochen nach den Kormoraneinfällen im Mai und Juni wurden immer noch verendete Fische mit sichtbaren Kormorantypischen Verletzungen aufgefunden. Besonders bitter, der hohe Anteil der Leitfischart Nase mit vorwiegend laichreifen Individuen. Es entsteht der Eindruck, dass nur adulte Individuen gefressen bzw. verletzt werden (kleinere Exemplare werden leichter geschluckt, größere sind schwer verschlingbar).

23.04.2013 Foto: Reinhard Bentz Foto: Reinhard Bentz

Probleme für die Fließgewässerreviere: In Panik versetzte Fische zeigen eine verminderte Fluchtreaktion und sind daher leichte Beute für andere Fischfresser (Fischotter, Reiher etc.) Unmittelbarer Fraßschaden (gefressene Fischbiomasse) Folgeschäden durch zum Teil schwere Verletzungen (Verpilzungen, zunehmender Parasitenbefall etc.) Laichentfall (geringeres Laich- und somit auch geringeres Brutaufkommen)

Probleme für die Fließgewässerreviere: Entfall der möglichen Entnahme fangreifer Fische durch Angler Folglich Rückgang beim Lizenzverkauf Druck zu vermehrtem Besatz - zusätzliche Besatzkosten Unerwünschte Entwicklung zu befürchten sinkende Bereitschaft seitens der Fischerei in ökolog. Maßnahmen zu investieren

Aktuelle Entwicklung: Auswertung der Fangstatistik 2013: Beim Hecht Einbruch der Ausfänge um etwa 40 % (bei den fangfähigen, mittleren Größen ca. 55-70 cm) Ursache: Bei den Kormoranattacken im März/April 2013 wurden hauptsächlich Hechte mit rund 40-57 cm geschädigt.

2. Fallbeispiel - Fischteiche Teichkette am Romaubach KG s Eggern + Reinberg-Heidenreichstein Teich Medenice Gemeinde Chlum u Třeboně, Okres Jindřichův Hradec (Bezirk Neuhaus)

Teichkette am Romaubach KG s Eggern + Reinberg-Heidenreichstein (4 Teiche mit 0,4 bis 2,3 ha) Eigene Beobachtungen vom 15.11.2005 13 Kormorane einige Tage anwesend

Foto: Günther Gratzl

Karpfensetzlinge flüchten panikartig ins Schilf. Foto: Günther Gratzl Foto: Günther Gratzl

In den Folgetagen vermehrt Fraßreste durch Fischotter. Foto: Günther Gratzl

Teich Medenice Gemeinde Chlum u Třeboně, Okres Jindřichův Hradec (Bezirk Neuhaus) Beobachtungen und Fotos vom 03. + 05. April 2013.

Foto: Schlosser Markus

Verletzungsraten durch Kormorane liegen bei 10 bis >50 %. Abhängig von Größenklasse der Teiche und Fische. Foto: Schlosser Markus

Aufzucht von Speisemaränen mittlerweile fast unmöglich. Foto: Teichwirtschaft Kinsky

Probleme für die Teichwirtschaft: Die in Panik versetzten Fische zeigen eine verminderte Fluchtreaktion uns sind daher leichte Beute für andere Fischfresser (Fischotter, Reiher etc.). Unmittelbarer Fraßschaden (Gefressene Fischbiomasse). Folgeschäden durch zum Teil (Verpilzungen, Parasiten etc.). schwere Zuwachsverlust durch die Folgeschäden. Verletzungen

Probleme für die Teichwirtschaft: Weiters werden die Fische durch täglich mehrmalige Jagdattacken so gestresst bzw. in ihrer Kondition geschwächt, dass sie selbst nach Wochen noch darunter leiden und letztlich verenden. Durch fischfressende Tiere an Besatzfischen verursachte Fraßschäden, Konditionsschwächen oder Folgeschäden bewirken häufig Kundenbeschwerden oder manchmal auch Kundenverluste im Bereich des Besatzfischmarktes.

Ökologische Station Waldviertel Danke für Eure Aufmerksamkeit! Günther Gratzl, 33, 3943 Schrems Tel.: 02853/78207 - www.baw.at