Sprachwahrnehmung in der frühen Kindheit. 10. Sitzung am Anja van Kampen

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Transkript:

Sprachwahrnehmung in der frühen Kindheit 10. Sitzung am 22.06.2010 Anja van Kampen Anja van Kampen Sprachwahrnehmung in der frühen Kindheit SoSe 2010 1

Struktur der Sitzung Wiederholung statistische Hinweisreize Kookurrenzen auf Wortebene: Referat Höhle /Weissenborn Überleitung zum Thema wortübergreifende Abhängigkeiten

Zusammenfassung Prosodie Prosodic bootstrapping: Kinder nutzen prosodische Informationen, um syntaktische Struktur zu erlernen Grundlage: bestehende Korrelation von Prosodie und Syntax Kinder sind besonders sensibel für prosodische Information im Input Kinder postulieren eine Prosodie-Syntax-Korrelation Anja van Kampen Sprachwahrnehmung in der frühen Kindheit SoSe 2010 3

Aber prosodische Struktur bildet syntaktische Struktur nicht 1:1 ab Jusczyk(1998): dividingandconquering des linguistischen Inputs Prosod. Hinweise werden zur ersten Strukturierung des Lautstroms genutzt Für weitere Schritte müssen Kinder andere Evidenzquellen nutzen Segmentale und segmental-sequentielle Hinweise 4

Segmentale und segmental-sequentielle Hinweise Segmentale und sequentielle Informationen spiegeln sich nicht in ihrem prosodischen Muster wider Lassen sich demzufolge nicht in low-pass gefilterten Material finden Anja van Kampen Sprachwahrnehmung in der frühen Kindheit SoSe 2010 5

Segmentale und segmental-sequentielle Hinweise Segmentale Informationen: zeigen sich lokal an bestimmten Positionen, wie Laute bzw. Lautverbindungen Sequentielle Informationen: geben an, welche Segmente zusammen mit anderen Segmenten auftreten können, wie wahrscheinlich und wie häufig dies ist, z.b. phonotaktische Hinweise und statistische Regularitäten Anja van Kampen Sprachwahrnehmung in der frühen Kindheit SoSe 2010 6

Statistisches Lernen statistisches Lernen = Lernen über Vorkommenshäufigkeitenvon (sprachlichen) Einheiten (kontextfrei) Distributionelle Informationen bzw. Analyse: Häufigkeit des Auftretens und Verteilung bestimmter Informationen in einem Kontext Übergangswahrscheinlichkeiten Frage: Statistisches Lernen als Mittel zur Segmentierung des Sprachstroms in linguistische relevante Einheiten, wie z.b. Wörter? 7

Übergangswahrscheinlichkeiten Häufigkeit des Aufeinanderfolgens zweier Elemente Niedrige vs. hohe Häufigkeit (bzw. Wahrscheinlichkeit) Hohe Wahrscheinlichkeit innerhalb von Wörtern (ba-by; bacon; ba-sic) Niedrige Wahrscheinlichkeit zwischen Wörtern (bay#too; bay#sit) Anja van Kampen Sprachwahrnehmung in der frühen Kindheit SoSe 2010 8

Übergangswahrscheinlichkeiten Übergangswahrscheinlichkeiten sind immer im Input und in jeder Sprache vorhanden Warum nicht Kookurrenz von Silben als Grundlage? der#hund hochfrequente Silbenpaar Frequenz ist jedoch niedrig, wenn Frequenz von der berücksichtigt wird ( der > der Hund ) 9

Übergangswahrscheinlichkeiten Stellt die Übergangswahrscheinlichkeit von Silben einen möglichen Cuezum Erkennen von Wortgrenzen dar? Untersuchung von Erwachsenen Untersuchungen Kinder Vokalharmonie im Türkischen 10

Übergangswahrscheinlichkeiten Berechnung der Übergangswahrscheinlichkeit: Häufigkeit des Paares XY Häufigkeit von X Häufigkeit von bay.bi vs. Häufigkeit von bay#too Häufigkeit von bay Häufigkeit von bay

Übergangswahrscheinlichkeiten andere Hypothese: Statistik der gemeinsam auftretenden Lautpaare keine Berücksichtigung der individuellen Frequenzen von Lauten z.b. the#dog

Saffran, J.R., Newport, E.L. & Aslin, R.N. (1996) Word segmentation: The role of distributional cues

Experiment 1 Material künstliche Sprache 4 Konsonanten (p,t,b,d) und 3 Vokale (a,i,u) 12 Silbenkombinationen 6 dreisilbige Wörter (babupu, bupada, dutaba, patubi, pidabu, tutibu) Verkettung der Wörter zu einem Sprachstrom ohne Pausen 4536 Silben 3x 7 Minuten-Abschnitte, jeweils 5 Minuten Pause Probanden 24 Student/innen

Experiment 1 Testphase 12 Proband/innen hatten die Wahl zwischen Wörtern der künstlichen Sprache und nonwords 12 Proband/innen hatten die Wahl zwischen Wörtern der Sprache und part-words (2. und 3. Silbe waren Teil eines Wortes, erste Silbe gehörte nicht dazu) jeweils 2 items(word vs. non-/partword)

Experiment 1, Ergebnisse Nonwordtest: 27,2 von 36 76% Part-wordtest: 22,3 von 36 65% Rolle der Übergangswahrscheinlichkeiten? Wörter mit höheren Übergangswahrscheinlichkeiten wurden eher erkannt Probanden lernten Wortenden zuerst

Experiment 2 Wie wirken sich zusätzliche Hinweisreize auf die Erkennung von Wortgrenzen aus? Material Dreisilbige Wörter mupana, nutama, patumi, pinamu, timupu, tumimu Kritische Items: Dehnung der Vokale einer Silbe um 100ms. Dehnung in der ersten Silbe (3 Wörter) Dehnung in der letzten Silbe (3 Wörter) Kontrollitems: 6 dreisilbige Wörter ohne Dehnung der Vokale

Experiment 2, Ergebnisse Ergebnis initial lengthening: 21.9 von 36 61% final lengthening: 29 von 36 80% nolengthening: 23,4 von 36 65% distributionelle Hinweisreize und Dehnung der dritten Silbe effektiver als distributionelle Hinweisreize allein

Zusammenfassung Erwachsene können Worteinheiten in einem unsegmentierten, künstlichen Lautstrom schnell erkennen distributionelle Hinweisreize spielen eine wichtige Rolle bei der anfänglichen Wortsegmentierung von Sprachlernern somit auch bei Kleinkindern

Übergangswahrscheinlichkeiten Frage: Welche Hinweisreize nutzen Kleinkinder zuerst? Prosodische oder distributionelle? 20

Die Nutzung distributioneller Hinweisreize durch Kinder 4 Pseudowörter dapiku; tilado; buropi; pagotu Wurden in der Fam.phaseohne Pausen und ohne Betonung 8 Monate alten Kindern vorgespielt dapikutiladoburopipagotu In der Testphase hörten die Kinder entweder 2 dieser Wörter oder aber 2 Kombinationen dreier Silben, die vorher nicht gemeinsam aufgetreten sind, z.b. tupiro, golabu 8 Monate alte Kinder schauten länger zu den nonwords als zu den words, Neuigkeitseffekt (Saffran, Aslin, Newport, 1996). 21

Statistisches Lernen Offene Frage: Ist Output des statistischen Lernens ein Wort, d.h. nehmen Kinder an, dass die erkannte Einheit ein Wort ist? 22

Statistisches Lernen Saffran et al., 2001 8 Monate alte Kinder Fam.phase: Silbenstrom Gr. A: pabiku, tibudo, golatu, daropi Gr. B: tudaro, pigola, bikuti, budopa 23

Statistisches Lernen Saffran et al., 2001 Testphase: word/part word in Sätzen und nonsense Sätzen Gr. A: I likemypabiku(word) Gr. B: I likemypabiku(part-word) Gr. A: You play with tudaro(part-word) Gr. B: Youplaywithtudaro(word) Gr. A: Zyfikenypabiku(word) Gr. B: Zyfikenypabiku(part-word) Gr. A: Foo dray miff tudaro(part-word) Gr. B: Foo draymifftudaro(word) 24

Statistisches Lernen Saffran et al., 2001, Ergebnisse Satzbedingung: sign. Unterschied zwischen word und ;part word Nonsense-Bedingung: kein Unterschied; Tendenz für part word Unterschied zwischen Satz- und nonsense- Bedingung, da 8 Monate alte Kinder bereits sensitiv für ihre Muttersprache sind Wenn keine Unterschiede zwischen Bedingungen da wären, dann könnten Kinder in Fam.phasenur auf Silben allgemein geachtet haben (Wo wäre dann das Wissen, welches die Kinder bereits haben?) 25

Voruntersuchungen distributionelle Hinweisreize und Prosodie Kollidierende distributionelle und prosodische Hinweisreize Die Auftretenswahrscheinlichkeitvon Silbenfolgen korrelierte mit trochäischer Akzentstruktur (kein Konflikt) oder jambischer Akzentstruktur (Konflikt) Amerikanische Kinder: 7 Monate alte ignorierten die prosodische Struktur und verließen sich auf Distribution in beiden Bedingungen wurde segmentiert 9 Monate alte verließen sich auf prosodische Informationen nur in trochäischer Bedingung wurde segmentiert (Thiessen & Saffran 2003) 26

Untersuchung statistischer Hinweisreize: Vokalharmonie Vokalharmonie im Türkischen ist ein natürlicher Hinweisreiz auf die Zusammengehörigkeit von Silben bzw. fehlende Vokalharmonie ist ein zuverlässiger Hinweis auf Wortgrenzen. 2 Gruppen von Vokalen: a, o, u, ı (hintere) e, i, ö, ü (vordere) Innerhalb eines Wortes nur Vokale einer Gruppe Bei der SuffigierungAnpassung des Suffixvokalsnach vokalharmonischen Kriterien

Untersuchung statistischer Hinweisreize: Vokalharmonie Zusammenfassung der Untersuchungen: 1. Türkische, aber nicht deutsche Kinder bevorzugten vokalharmonische Pseudowörter gegenüber nicht vokalharmonischen (letinnvs. rivar). Deutsche Kinder bevorzugten weder vokalharmonische noch nicht harmonische Pseudowörter Das Wissen um Vokalharmonie scheint nicht angeboren, sondern durch den sprachlichen Input erworben zu sein

Untersuchung statistischer Hinweisreize: Vokalharmonie Experiment 2: Familiarisierung: 2-Silber (vokalharmonisch) mit Vorsilbe (zum 2- Silber harmonisch oder nicht) di-pütemm da-pütemm Familiarisierung mit Texten Test: Überprüfung, ob 2-Silber aus dem 3-Silber segmentiert wurde, in Abhängigkeit vom Vokalharmonie Ergebnis: Fehlende Vokalharmonie zwischen Vorsilbe und 2- Silber führte zur Segmentierung (sign. längere Orientierungszeiten als zu 2-Silbern, die vorher mit harmonischer Vorsilbe präsentiert worden waren).

Statistisches Lernen relevant für Wortsegmentierung Kategorisierung nicht sprachspezifisch (Saffran et al. 1999) Statistisches Lernen auch bei Tonsequenzen nicht spezies-spezifisch (Hauser et al. 2001) Primaten zeigen ebenfalls eine Sensitivität für statistische Eigenschaften eines akustischen Lautstroms 30

Spracherwerb und statistisches Lernen statistisches Lernen auch im motorischen visuellen Bereich Motorische Sequenzen: Abfolge von Punkten auf Monitor bestimmte Punktfolgen häufiger als andere erwachsene Probanden sollten die dem Punkt zugeordnete Taste drücken Ergebnis: je vorhersehbarer ein bestimmter Punkt war, desto schneller die Reaktionszeit 31

Spracherwerb und statistisches Lernen visuelle Sequenzen 3 Monate alte Kinder unterscheiden vorhersehbare und nicht vorhersehbare Abfolgen (Schachbrettmuster, Streifen, Karos, grünes Dreieck und blaues Kreuz) Kinder lernen also häufige Korrelationen 32

Spracherwerb und statistisches Lernen statistisches Lernen erfolgt ohne dass dem Lernenden das Prinzip bekannt ist keine Rückmeldung über Richtigkeit der Hypothesen implizites Lernen 33

Spracherwerb und statistisches Lernen Hat aber auch Beschränkungen Input enthält viele Informationen welche ist relevant? betrifft nur adjazentephoneme und Silben (Newport & Aslin 2004) 34

Mustererkennung Referat: Höhle & Weissenborn(2000)

NEUES THEMA: Wortübergreifende Abhängigkeiten

Wortübergreifende Abhängigkeiten Fragestellung bisher: Werden Informationen (prosodischer, phonotaktischer, allophonischerund statistischer Art), die direkt benachbarte Silben oder Phoneme betreffen, von Kleinkindern erkannt und für den Einstieg in den Spracherwerb verwendet? Wie sieht es mit statistischen/distributionellen Informationen aus, die Einheiten betreffen, die durch mehrere Elemente im Satz voneinander getrennt werden?

Wortübergreifende Abhängigkeiten I: Santelmann& Jusczyk(1998) 5 Experimente mit englischen Kindern 15-18 Monate alt Verbflexion: is... V-ingmit unterschiedlich langen dazwischen liegenden Silben Exp.1: Abhängigkeit is und ing(grandma is singing) Hypothese: Kinder erkennen Kookurrenz von is und -ing

Wortübergreifende Abhängigkeiten I Probanden: 24 Amerikanische Kinder, 18 Monate Stimuli: Textpassagen, in denen is+ -ing vorkam, Atthebakery, everybodyisbakingbread. can+ -ing vorkam, Atthebakery, everybodycanbakingbread. > ungrammatisch) Design: Preference Headturn Procedure Übungsdurchläufe, aber keine Familiarisierung

Wortübergreifende Abhängigkeiten I Ergebnisse: signifikant längere Orientierungszeit für natürliche (=grammatische) Stimuli

Wortübergreifende Abhängigkeiten I Exp. 2: gleiches Experiment mit 24 Kindern, 15 Monate alt Ergebnis: 16 der 24 Kinder sahen länger zu den grammatischen Stimuli insgesamt aber nicht signifikant

Wortübergreifende Abhängigkeiten I Exp.3: Einfluss von Arbeitsgedächtnis Methode: 24 Amerikanische Kinder im Alter von 18 Monaten Stimuli wie in Exp.1 und 2, aber mit 4-silbigen Adverbien zwischen Auxiliar und -ing natürlich: At the bakery, everybody is effectively baking bread unnatürlich: At the bakery, everybody can effectively baking bread. Ergebnis: nur 10 der 24 Kinder sahen länger zu natürlichen Stimuli insgesamt kein sign. Effekt

Wortübergreifende Abhängigkeiten I Vielleicht 5 Silben zu lang (Adverb + Verbstamm)? Exp. 4: kürzeres Adverb always, often 24 Kinder, 18 Monate Stimuli natürlich: At the bakery, everybody is often baking bread unnatürlich: ;At the bakery, everybody can often baking bread. Ergebnisse: signifikanter Unterschied zwischen natürlichen und unnatürlichen Stimuli Kinder erkennen Abhängigkeiten über 3 Silben (Adv. + Verbstamm)

Wortübergreifende Abhängigkeiten I Erkennen Kinder Abhängigkeiten über 4 Silben? Exp:5 24 18 Monate alte Kinder Stimuli: natürlich: At the bakery, everybody is quite often baking bread. unnatürlich: At the bakery, everybody can quite often baking bread. Design: wie bei Exp. 1-4

Wortübergreifende Abhängigkeiten I Ergebnis: kein signifikanter Unterschied 13 der 24 Kinder sahen länger zu natürlichen Stimuli Interpretation: Kinder können diskontinuierliche Abhängigkeiten erkennen aber nur in relativ kleiner Domäne von 3 Silben (zweisilbiges Adverb und Verbstamm)

Wortübergreifende Abhängigkeiten I Schlussfolgerung: 18 Monate alte Kinder können grammatische Abhängigkeiten erkennen aber nur in begrenzter Domäne Distanzen länger als 3 Silben überfordern ihr Arbeitsgedächtnis

Wortübergreifende Abhängigkeiten II Santelmann, L., Jusczyk, P. W., & Huber, M. (2003). Infants' Attention toaffixes. In D. M. Houston & A. Seidl& G. Hollich& E. K. Johnson & A.M. Jusczyk(Eds.), JusczykLab Final Report: www.http://hincapie.psych.purdue.edu/jusczyk/pdf/affix.pdf Untersuchungsgegenstand: Sensitivität der Kinder für wiederkehrende Segmente über Einzelwörter hinweg. Experiment 1: HTP, 2 Arten von Listen mit 2silbigen Pseudowörtern 1. eine nonsense-silbe (innerhalb der Liste unterschiedlich) + das immer gleiche Suffix, z.b. -ful, -ish 2. zwei immer unterschiedliche nonsense-silben 9 Monate alte Kinder

Wortübergreifende Abhängigkeiten II Ergebnisse Experiment 1: Die Kinder machen keinenunterschied in den Orientierungszeiten zu den Listen! Erklärung 1: Kinder zu jung Erklärung 2: Silben unbetont Erklärung 3: vielleicht wird eher auf initialeals auf finale Silben geachtet?

Wortübergreifende Abhängigkeiten II Experiment 2: Wiederum 2 Arten von Wortlisten, aber jetzt 1 x immer gleiches, unbetontes Präfix, z.b. pro-, con-+ betonte zweite nonsense-silbe 1 x zwei immer unterschiedliche nonsense-silben, Betonung auf 2. Silbe

Wortübergreifende Abhängigkeiten II Ergebnis Experiment 2: Deutlich längere Orientierungszeiten zu den Listen mit gleichbleibendem Präfix als zu den Listen mit unterschiedlichen ersten Silben Im Alter von 9 Monaten Sensitivität für gleiche Präfixe aber nicht für gleiche Suffixe.

Wortübergreifende Abhängigkeiten II Hypothese: Im Alter von 14, aber noch nicht im Alter von 9 Monaten verwenden Kinder Mehrwortäußerungen. Mit 9 Monaten gibt es generell noch keine Evidenz für das Verständnis von morphosyntaktischen Informationen Sind evtl. 14 Monate alte Kinder in der Lage, Wortlisten mit gleichen und unterschiedlichen Suffixen bzw. wortfinalen Silben zu unterscheiden. Experiment 3 HTP, 14 Monate alte, gleiches Design wie Experiment 1

Wortübergreifende Abhängigkeiten II Mit 18 Monaten gibt es eine Präferenz für gemeinsam auftretendes is und ing bei englischen Kindern Vielleicht in diesem Alter bzw. sogar noch später auch Sensitivität für gleiche Suffixe? Gleiches Experiment mit 20 Monate alten Kindern (Experiment 4)

Wortübergreifende Abhängigkeiten II Ergebnisse Experiment 4 Wieder keinsignifikanter Effekt, d.h., noch keine signifikante Unterscheidungsfähigkeit zwischen Listen mit gleichen Suffixen und unterschiedlichen finalen Silben. ABER: leicht geänderte Richtung eines nicht signifikanten Effekts

Wortübergreifende Abhängigkeiten II Experiment 2-Silber mit gleichen Suffixen 2-Silber mit unterschiedlichen finalen Silben 9 Mon. Präfixe 9.12 s 7.95 s 9 Mon. Suffixe 8.74 s 8.92 s 14 Mon. Suffixe 8.26 s 7.83 s 20 Mon. Suffixe 7.45 s 7.06 s

Referat Fr. Schweitzer; Konkordanzmorphologie