Ausbildungs- und Berufsbiografien junger Menschen im Wandel Dr. Tilly Lex Deutsches Jugendinstitut, München



Ähnliche Dokumente
Wege ins Erwachsenen- und Erwerbsleben: Veränderte Bedingungen des Aufwachsens

Dr. Tilly Lex (DJI) Wege ins Ausbildungs- und. Direkteinstiege, Umwege und. AID:A-Befunde. Aufwachsen in Deutschland

Von der Schule in Ausbildung und Arbeit: Übergangswege und Unterstützungsmaßnahmen zur beruflichen Integration von benachteiligten Jugendlichen

Schwerpunktthema Übergänge im Anschluss an den Sekundarbereich I

Bevölkerung mit Migrationshintergrund an der Gesamtbevölkerung 2012

Ausbildung für alle ermöglichen Fachkräfteentwicklung und Zukunftssicherung durch kohärente Förderung am Übergang Schule - Beruf

ZWEITER SÜDDEUTSCHER REALSCHULTAG

Bildungsstand der Bevölkerung

Chancen und Risiken im Übergang von der Schule in den Beruf

Den Anschluss finden Erfahrungen aus den Befragungen an den Berufskollegs und bei den Bildungsträgern Kay Loss (RISP)

Evaluation der Nachbetreuung 2007/2008

Basis (=100%) zusätzlichen Schulabschluss an. Befragungszeitraum:

Abbildung 1: Berufsbildende Schulformen und die Fachhochschulreife trugen wesentlich zum Anstieg der Studienberechtigtenquote bei

Hauswirtschaftlich-sozialpädagogische Schule Albstadt

Bevölkerung nach Schul- und Berufsabschluss

Wie gelingt der Übergang von der Schule in den Beruf?

InteGREATer e.v. Berlin vor Ort

Gesunde Ernährung. Erhebungszeitraum: 12. bis 14. August 2014 statistische Fehlertoleranz: +/- 3 Prozentpunkte

Tagesgeld-Studie. Auswertung der Online-Abschlüsse von Tagesgeldkonten über CHECK24 von 2011 bis 2013 nach Alter und Geschlecht

I. Der Hintergrund Ungleiche Bildungschancen für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund

MIGRATIONSHINTERGRUND

Berufsvorbereitungsjahr (BVJ) Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen (BvB) Berufsausbildung in außerbetriebliche Einrichtungen (BaE)

MigrantInnen in der Berufsvorbereitung: Bildungsaspirationen am Beispiel des Berufsgrundbildungsjahres Hessen

Frank Braun, Nora Gaupp, Tilly Lex, Birgit Reißig, München

Studie Von der Schule in den Beruf

Auszubildenden Befragung 2013

Übersicht: Auszubildende 1 und Leistungsansprüche nach dem SGB II (Stand März 2014)

Berufsvorbereitung mit NORDCHANCE. Jörg Milla, Schloss Waldthausen,

Das Berufsbild des Cottbuser Wirtschaftsingenieurs:

Das Schulsystem in Deutschland (Band 2, Lektion 1)

Familien in Deutschland

Realschule plus Anne-Frank Ludwigshafen Herzlich willkommen zum Informationsabend Weiterführende Schulen

91% der Abiturienten wissen, was sie nach dem Abschluss machen wollen.

Interkulturelle Kompetenz für Bildungspatenschaften Christa Müller-Neumann und Mousa Othman

Aktuelle Fragen des Arbeits-, Sozialversicherungsund Steuerrechts

Da das Übergangssystem eine rasche Integration der Schulabgänger/-innen

Online Banking. Nutzung von Online Banking. Ergebnisse repräsentativer Meinungsumfragen im Auftrag des Bankenverbandes April 2011

Abbildung 1: Hochschulzugangsberechtigung der INGflex-Probanden/-innen (1. Kohorte:

ALEMÃO. Text 1. Lernen, lernen, lernen

Individuelle Lernbegleitung für Jugendliche. Ehrenamtliche geben ihre Kompetenzen weiter

Partizipation, gesellschaftliche Teilhabe und freiwilliges Engagement Jugendlicher und junger Erwachsener

Elternabend zur Beruflichen Orientierung

THÜRINGEN BRAUCHT DICH

Brüssel, 13. Mai 2011 Flash-Eurobarometer zu Jugend in Bewegung

Passgenaue Vermittlung Auszubildender an ausbildungswillige Unternehmen

Zur Situation von Jugendlichen mit Migrationshintergrund bei dem Übergang von der Schule in den Beruf

Name der Ausbildungsstätte. 1. Wenn Sie diese Ausbildung beginnen: Welchen höchsten Schulabschluss haben Sie dann? a) ohne Hauptschulabschluss

Sparen in Deutschland - mit Blick über die Ländergrenzen

!Umfrage!zum!deutschen!Mark!für! Persönlichkeitsdiagnostik!

Frauen in der Berufsfeuerwehr

Projekt BASIS Berufliche, ausbildungsbegleitende und soziale Integration junger Strafgefangener

Kundinnen und Kunden. Berufswahltest (BWT) Fit für den Sprung ins Berufsleben?

Fremdsprachen. 1. Untersuchungsziel

SCHULSTRUKTUREN IN DER SEKUNDARSTUFE I UND II

1. Berufsbegleitende Nachqualifizierung zum Berufsabschluß

Bildung und Meisterbrief: Fakten und Entwicklung

Chancen des Systems - Anschlussmöglichkeiten für jeden Schulabschluss

Wissenschaftsjahr Die demografische Chance

Kieferorthopädische Versorgung. Versichertenbefragung 2015

Äquivalenzliste (Stand: )

Studienreform und Soziale Selektion 0

Einstellung. Erinnerung. Kaufimpulse.

Der Ausbildungsvertrag Überblick

Meister statt Master Chancen der dualen Ausbildung

Vorsätze für das Jahr 2015

Individuelles Qualifikationsprofil für

Henrik Lehnhardt IHKs Dillenburg und Wetzlar STEP - Studium und Praxis in Kassel

Befragung von Absolventen und Absolventinnen des OSZ IMT zu ihrem Verbleib vom Juli/August 2013

Ergebnisse der IHK Pfalz

Medikalisierung oder Kompression? Wie die demographische Entwicklung auf die Krankenversicherung wirkt?

HANDELSUMFRAGE 2014 DIE UMFRAGE IM DETAIL! ARBEITSSITUATION DER LEHRLINGE IM HANDEL EINE UMFRAGE DER GPA-DJP JUGEND.

DEUTSCHER PRÄVENTIONSTAG

Was kommt nach der Goethe-Schule-Harburg?

Gesetz zur besseren Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf. 14. Oktober 2014

Umfrage zur Berufsorientierung

Rauchen und Aussiedler: mitgebrachte Risiken oder Anpassung an die deutsche Allgemeinbevölkerung?

Informationsblatt. Deltaprüfung - 58 Abs. 2 Nr. 4 LHG. Beruflich Qualifizierte und Eignungsprüfung - 58 Abs. 2 Nr. 6 LHG

Second-Screen: Hype oder Realität? Quantitative Einordnung eines Medien-Phänomens

Ulrich Krumme. Stand // kvw-beamtenversorgung // KINDERGELD. Rechtslage ab

Realschule plus Anne-Frank Ludwigshafen Herzlich willkommen zum Informationsabend Weiterführende Schulen

Ausbildungsvorbereitung im Verbund. Pro Beruf GmbH, Hannover

Kleinräumige Daten sozialversicherungspflichtig Beschäftigter am Wohnort. Mitdenker ggfs. Mitstreiter gesucht

Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus

Was ist Journalismus? Basis-Stilform: Die Nachricht. Metall. Macht. Medien. Eine Plattform der IG Metall Jugend

FORUM: Produktionsschule als Teil des Schulsystems

Erfahrungen und Wünsche eines Güterichterhandlungs- Kunden

Meinungen zum Nichtraucherschutzgesetz

Bildung für ArbeitnehmerInnen ein Aktionsfeld für BetriebsrätInnen am Beispiel Handel

Codebook Beispieldatensatz Umfragedaten

Sonderpädagogische Förderung für den Förderbereich Lernen an den Berufskollegs in Nordrhein-Westfalen

Kundenbefragung der Stadtbibliothek Werder (Havel)

Bekanntheit von Otto Lilienthal und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt

Testinstruktion BVB-09

Zukunft. Weg. Deine. Dein

Internetnutzung nach Nutzungsart (Teil 1) 1)

TOP 5: Ausbildungsmigration aus EU-Ländern

Bei den Befragten, die aktuell selbstständig sind, sind dies sogar 48,4 %.

Entscheiden Sie sich...

Transkript:

Forum Wissenschaft und Praxis 2012 Ausbildungs- und Berufsbiografien junger Menschen im Wandel Dr. Tilly Lex Deutsches Jugendinstitut, München

Überblick Die Lebensphase Jugend im Wandel Unsicherheit und Komplexität nehmen zu Beschleunigte, verzögerte und riskante Übergänge: Empirische Befunde Fazit 2

Die Lebensphase Jugend im Wandel Anteile an Jugendlichen zwischen 16 und 20 Jahren im Bildungssystem im Vergleich 1962/2006 80 70 60 50 40 30 erwerbstätig in Ausbildung im Bildungssystem 20 10 0 1962 2006 Quelle: Münchmeier, Richard (2008): Jugend im Spielgel der Jugendforschung. S. 20 3

Die Lebensphase Jugend im Wandel Quelle: Konsortium Bildungsberichterstattung (2006): Bildung in Deutschland., S. 27 4

Die Lebensphase Jugend im Wandel Quelle: Autorengruppe Bildungsberichterstattung (2010): Bildung in Deutschland 2010, S.34 5

Unsicherheit und Komplexität nehmen zu Übergang von der Schule in Ausbildung und Beruf ist eine zentrale Statuspassage Übergangswege haben sich stark ausdifferenziert Verlängerter Schulbesuch spätere Aufnahme einer Ausbildung oder eines Studiums Jugendliche sind mit hohen Anforderungen konfrontiert Bildungszertifikate kanalisieren die Zugänge zum Ausbildungssystem 6

Beschleunigte, verzögerte und riskante Übergänge: Empirische Befunde 7

Übergangsmodell Abgeschlossene Ausbildung Ausbildung Erfolgreicher Ausbildungsabschluss Schritt 3 Direkteinstieg in Ausbildung im selben Jahr des Schulabschlusses Abbruch der Ausbildung Zeitpunkt des Schulabschlusses Schritt 1 Verzögerter Einstieg in Ausbildung Ausbildungslosigkeit Kein Direkteinstieg in Ausbildung Schritt 2 Kein Einstieg in Ausbildung innerhalb von 3 Jahren Zwischenschritte Schritt 1: Direkteinstieg im selben Jahr des Schulabschlusses vs. kein Direkteinstieg Schritt 2: Verzögerter Einstieg in Ausbildung bis drei Jahre nach Schulabschluss vs. kein Einstieg in Ausbildung Schritt 3: Erfolgreiche Beendigung der Ausbildung vs. Abbruch der Ausbildung Quelle: Lex/Zimmermann 2011 8

Direkteinstiege* in Ausbildung in Prozent kein Direkteinstieg Direkteinstieg 70,4 70,0 58,7 41,3 29,6 30,0 Max. Hauptschulabschluss Mittlerer Schulabschluss (Fach-) Quelle: AID:A DJI-Survey 2009: 18- bis 32-Jährige, n= 6.245 * im Jahr des Schulabschlusses 9

Einfluss des es auf den Übergang kein Direkteinstieg Direkteinstieg 64,3 58,1 45,5 74,9 70,8 66,9 69,9 65,5 63,2 68,8 70,0 70,0 35,7 41,9 54,5 25,1 29,2 33,1 30,1 34,5 36,8 31,2 30,0 30,0 Max. Quelle: Hauptschulabschluss AID:A DJI-Survey 2009: 18- Mittlerer bis 32-Jährige, Abschluss n= 6.245 (Fach-) in Berufsausbildung (Fach-) in Studium Quelle: AID:A DJI-Survey 2009: 18- bis 32-Jährige, n= 5.859 * im Jahr des Schulabschlusses 10

Übergangsmodell Abgeschlossene Ausbildung Ausbildung Erfolgreicher Ausbildungsabschluss Schritt 3 Direkteinstieg in Ausbildung im selben Jahr des Schulabschlusses Abbruch der Ausbildung Zeitpunkt des Schulabschlusses Schritt 1 Verzögerter Einstieg in Ausbildung Ausbildungslosigkeit Kein Direkteinstieg in Ausbildung Schritt 2 Kein Einstieg in Ausbildung innerhalb von 3 Jahren Zwischenschritte Schritt 1: Direkteinstieg im selben Jahr des Schulabschlusses vs. kein Direkteinstieg Schritt 2: Verzögerter Einstieg in Ausbildung bis drei Jahre nach Schulabschluss vs. kein Einstieg in Ausbildung Schritt 3: Erfolgreiche Beendigung der Ausbildung vs. Abbruch der Ausbildung Quelle: Lex/Zimmermann 2011 11

Migrant/innen bleiben häufiger ausbildungslos 77 59 84 64 88 76 verzögerter Einstieg kein Einstieg 23 41 16 36 12 24 kein MH MH kein MH MH kein MH MH max. Hauptschulabschluss Mittlerer Abschluss /FHR Verzögerter Einstieg/kein Einstieg in Ausbildung/Studium nach Art des allgemeinbildenden Schulabschlusses und Herkunft Quelle: AID:A DJI-Survey 2009 Altersgruppe: 18-32-Jährige; alle, die die Schule vor 2008 beendet haben. 12

Übergangsmodell Abgeschlossene Ausbildung Ausbildung Erfolgreicher Ausbildungsabschluss Schritt 3 Direkteinstieg in Ausbildung im selben Jahr des Schulabschlusses Abbruch der Ausbildung Zeitpunkt des Schulabschlusses Schritt 1 Verzögerter Einstieg in Ausbildung Ausbildungslosigkeit Kein Direkteinstieg in Ausbildung Schritt 2 Kein Einstieg in Ausbildung innerhalb von 3 Jahren Zwischenschritte Schritt 1: Direkteinstieg im selben Jahr des Schulabschlusses vs. kein Direkteinstieg Schritt 2: Verzögerter Einstieg in Ausbildung bis drei Jahre nach Schulabschluss vs. kein Einstieg in Ausbildung Schritt 3: Erfolgreiche Beendigung der Ausbildung vs. Abbruch der Ausbildung Quelle: Lex/Zimmermann 2011 13

Nicht erfolgreich abgeschlossene Ausbildungen nach höchstem Schulabschluss und sozialer Herkunft in Prozent Nicht erfolgreich abgeschlossene Ausbildungen 23,5 14,1 14,8 15,6 14,7 11,1 7,8 8,5 8,8 8,9 10,2 4,9 Max. Hauptschulabschluss Mittlerer Abschluss (Fach-) in Berufsausbildung (Fach-) in Studium Quelle: AID:A DJI-Survey 2009: 18- bis 32-Jährige, n= 3.299. 14

Zweitausbildungen nach Bildungsabschluss und sozialer Herkunft in Prozent Beginn einer Zweitausbildung nach abgeschlossener Erstausbildung 48,1 47,1 51,2 18,1 20,7 30,0 22,8 27,7 31,5 Max. Hauptschulabschluss Mittlerer Abschluss (Fach-) mit Berufsausbildung Quelle: AID:A DJI-Survey 2009: 18- bis 32-Jährige, n= 3.299 Quelle: AID:A DJI-Survey 2009: 18- bis 32-Jährige, n= 2.120 15

Fazit: Verzögerer, Beschleuniger, Verlierer Die Bildungsbiografie-Verzögerer aus bildungsstarken familialen Zusammenhängen Die Bildungsbiografie-Beschleuniger aus eher bildungsschwächeren Elternhäusern Die Bildungsbiografie-Verlierer, denen der zügige Übergang in Ausbildung nicht gelingt und die unfreiwillig in prekäre (Überbrückungs-) Stationen gelangen 16

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! 17

Ausgewählte Literatur: Lex, T. / Zimmermann, J. (2011): Wege in Ausbildung. Befunde einer schrittweisen Betrachtung des Übergangsprozesses. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft (ZfE) Heft 4, S. 603-627 Lex, T./ Zimmermann, J. (2012): Zwischen Beschleunigung und Verzögerung. Jugendliche auf ihren Wegen zu Ausbildung und Studium. In: Rauschenbach, T./ Bien, W. (Hrsg.): Aufwachsen in Deutschland. AID:A Der neue DJI-Survey, S.160-176 Lex, T./ Zimmermann, J. (2013): Übergänge von der Schule in Ausbildung und Studium. Erscheint in Jugendpolitik, Heft 1 Lex, T./ Reißig, B./ Zimmermann, J. (2011): Ein guter Start ins Erwerbsleben für alle? Ausbildungsbiographien junger Menschen im Wandel. DJI Online Thema 2011/10. http://www.dji.de/cgi-bin/projekte/output.php?projekt=1114 18