Nachfrageorientiert statt angebotsbasiert



Ähnliche Dokumente
Kompetenzzentrum E-Learning. Lehren und Lernen mit Neuen Medien

Wege zur Patientensicherheit - Fragebogen zum Lernzielkatalog für Kompetenzen in der Patientensicherheit

Arten und Formen der Weiterbildung

Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.v. Fünf-Punkte-Plan Lebenslanges Lernen Eine Initiative der Fachgruppe Aus- und Weiterbildung

Umfrage. Didaktischer Kommentar. Lernplattform

Evaluationsordnung der Hochschule für öffentliche Verwaltung Rheinland-Pfalz

Test zur Bereitschaft für die Cloud

Personalentwicklung im Berliner Mittelstand. Darstellung der Studienergebnisse Berlin,

Angewandte Informatik

Neue Medien in der Erwachsenenbildung

WM³ Weiterbildung Mittelhessen

Urheberrecht in der Schule Was Lehrer, Eltern, Schüler, Medienzentren und Schulbehörden vom Urheberrecht wissen sollten

ERGEBNISBERICHT DER LEHRVERANSTALTUNGS- EVALUATION. Software-Qualitätsmanagement. Sommersemester 2014 Dozent/Dozentin: Gräbe

Wir schenken Freiheit - das Späterzahlungsmodell der praxishochschule. Der Umgekehrte Generationenvertrag - Erst studieren. Später zahlen.

Tag des Datenschutzes

Bachelor of Science Wirtschaftsinformatik. Wirtschaftsinformatik. Bachelor of Science

Geyer & Weinig: Service Level Management in neuer Qualität.

Empfehlung des Hauptausschusses des Bundesinstituts für Berufsbildung zur Kooperation der Lernorte

Lehr-,, Lern- und Studieninnovation durch elearning und Learning Management am Bildungsstandort Saarland

Ulmer Universitäts-Trainingscamp. 1. bis 24. September 2015

Streamingserver - Aufzeichnung einer Lehrveranstaltung Ablauf

Die Zukunft der Zukunftsforschung im Deutschen Management: eine Delphi Studie

Lehre und Studium professionell evaluieren: Wie viel Wissenschaft braucht die Evaluation? Universität Potsdam,

Gut vernetzt mit pflege.net der Homepage des Netzwerks

[Customer Service by KCS.net] KEEPING CUSTOMERS SUCCESSFUL

Bei der Tagung werden die Aspekte der DLRL aus verschiedenen Perspektiven dargestellt. Ich habe mich für die Betrachtung der Chancen entschieden,

Antrag an den Lehrförderungsfonds

Lehrer: Einschreibemethoden

Haben Sie über elektronisches Schließfachmanagement nachgedacht? Ein Schließfach ist ohne ein solides Schloss nicht komplett.

Kompetenzorientierter Unterrichtsentwurf zum ersten Lernbaustein des E Learning Moduls: Erstellen einer Broschüre zum Thema,,Allergie

1. Kurse auswählen. 2. Teilnehmer/-Innen nennen. 3. Login-Daten erhalten und Training starten. 3 Schritte zum persönlichen Training:

Ein wesentlicher Ausdruck von Unternehmertum. auch das Ungewöhnliche zu denken und es zu verwirklichen.

Leitfaden für stationäre Weiterbilder

Unser Leitbild Neue Gesellschaft Niederrhein e.v./ Bildungswerk Stenden

Stand 15. Oktober Fragen und Antworten

EvaSys-Export (Stand )

TRAINING & LEARNING. So werden Sie von SELECTEAM unterstützt

Professor Dr. Klaus Landfried Präsident der Hochschulrektorenkonferenz. Voraussetzungen, Chancen und Grenzen virtuellen Studierens

Lineargleichungssysteme: Additions-/ Subtraktionsverfahren

Teil 2 Management virtueller Kooperation

an die Hochschule und ihre Studierenden. Er gibt auch inhaltlich eine Linie vor: Um ihr gerecht zu werden, muss sie innovative Studiengänge anbieten.

1) Was sind die Ziele des Europäischen Wirtschaftsführerscheins, EBC*L? 4) Von wem wurde der EBC*L initiiert und von wem wird er betrieben?

«PERFEKTION IST NICHT DANN ERREICHT, WENN ES NICHTS MEHR HINZUZUFÜGEN GIBT, SONDERN DANN, WENN MAN NICHTS MEHR WEGLASSEN KANN.»

Organisatorische Maßnahmen und Instrumente zur nachhaltigen Verankerung von E-Learning. an einer Präsenzhochschule

Gewerke übergreifend gestalten. Gebäude-System-Designer.

E-Learning-Projektabschlussbericht

sehr geehrte Vertreter kooperierender Wissenschaftseinrichtungen,

Mein Leitbild. Dr. Christian Husek

Sicher und kompetent in in die die IKT-Zukunft

Weiterbildungen 2014/15

rewe-nachwuchsförderung e.v.

Vertriebsmitarbeiter (m/w) für einen IT-Dienstleister im Raum Düsseldorf

L10N-Manager 3. Netzwerktreffen der Hochschulübersetzer/i nnen Mannheim 10. Mai 2016

Pflegende Angehörige Online Ihre Plattform im Internet

Um klar zu sehen, genügt oft ein Wechsel der Blickrichtung. Antoine de Saint-Exupery. Das Beratungsteam. Iris Güniker + Silke Schoenheit

E-Sourcing einfach, effizient und erfolgreich

Staatssekretär Dr. Günther Horzetzky

Jetzt neu: Online Reporting Schritt für Schritt durch das Online Reporting (OLR) Online Liedmeldung

1. Was sind Aufgaben? Aufgaben einrichten Ansicht für die Teilnehmer/innen... 3

Unser Unternehmen examio ist auf der Erfolgsspur - auch weil wir uns in unseren Kompetenzen perfekt ergänzen.

Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation

Herausforderung: Schreiben wissenschaftlicher Texte im Studium

Vielfältige Möglichkeiten des Berufseinstiegs. Chancen für geringqualifizierte

Modalitäten der LSF-Belegung für die Lehrveranstaltungen

Lassen Sie sich entdecken!

PC-Anwendungen in der Erwachsenenbildung

Symposium Forschendes Lernen im kulturellen Bereich Möglichkeiten und Herausforderungen im Kontext von Schule 23. und 24. September 2010 in Berlin

Lehramt für Sonderpädagogik (Anschluss an den Bachelor rehabilitationswissenschaftliches Profil)

Informationen für Förderer

Konzeption & Umsetzung eines länderübergreifenden IKZM - Prozesses

Was sind Jahres- und Zielvereinbarungsgespräche?

Bereich METIS (Texte im Internet) Zählmarkenrecherche

offene Netzwerke. In diesem Sinn wird auch interkulturelle Kompetenz eher als Prozess denn als Lernziel verstanden.

Stud.IP ist die Online-Plattform, die allen Angehörigen der Universität Oldenburg zur Unterstützung von Studium und Lehre zur Verfügung steht.

Abkommen. zwischen. der Regierung der Bundesrepublik Deutschland. und. der Regierung der Russischen Föderation. über. und

Richtlinien für ein Tutorenprogramm an den Hamburger Hochschulen vom 19. März 1974 i. d. F. vom 7. Oktober 1977

Die Unternehmensstrategie Die Ziele der nächsten Jahre

Das NEUE Leistungspaket der Sozialversicherung. Mehr Zahngesundheit für Kinder und Jugendliche bis zum 18. Lebensjahr. Fragen und Antworten

Anleitung zum neuen Überaumbuchungssystem der Hochschule für Musik und Tanz Köln

HPCV-Studie: Hospizliche Begleitung

Zwischenbericht der UAG NEGS- Fortschreibung

Betreuung durch HIGHEST über den gesamten Prozessablauf. 5. Überführung des Ideenpapiers in BP-Entwurf. 3. Erstellung des Ideenpapiers. 1.

Marketingmaßnahmen effektiv gestalten

EINE UNI FÜR ALLE. Universität Luzern, Montag, 5. Mai Uhr

Ziele und Vorhaben für die Schuljahre 2014/15 bis 2016/17. Gemeinsam leben Stärkung der Persönlichkeit und Förderung der sozialen Kompetenzen

BIBLIOTHEKSSERVICES IM STUDIUM

1 Ziel der Evaluation. (3) Alle Mitglieder und Angehörige der DHPol haben das Recht und die Pflicht, bei der Evaluation aktiv mitzuwirken.

Content Management System mit INTREXX 2002.

Der Weiterbildungs- Markt Auffälligkeiten und Tendenzen. Klaus Meisel

Kurzanleitung. Zuordnung eines Moodle-Kurses in TUMonline

Die Zukunft des beruflichen Lernens in Ausbildung und Hochschule

WSO de. <work-system-organisation im Internet> Allgemeine Information

Bewerbungsformular für das Förderprogramm Teamwork gefragt! Beteiligung von Personen aus anderen Kulturen in der Gemeinde

Geld Verdienen im Internet leicht gemacht

Allensbach: Das Elterngeld im Urteil der jungen Eltern

Aufbau schulischer edu-ict-teams

Hilfe für körperbehinderte Kinder und junge Erwachsene in Vietnam.

P H I U S. Strategieentwicklung in Wissenschaft und Forschung

Transkript:

spezialisierten Team verbracht hat, eine hinreichend solide Wissensbasis für das Fachgebiet, die ihn dienstfähig sein lässt? Läge dann in letzter Konsequenz dem Behandlungsfehler in der Dienstsituation ein Organisationsversagen zugrunde, da keine umfassende Weiterbildung erfolgte? Mit Einführung des CCC gelang es hingegen, durch Effizienzsteigerung in der ärztlichen Versorgungsstruktur Freiräume zu schaffen. Diese Freiräume sind den Assistenzärzten durchaus zugutegekommen; neue Freiräume ermöglichten die Realisierung einer strukturierten Rotation in den Funktionsabteilungen. Außerdem hat das System geholfen, eine Freistellung von Oberärzten für wissenschaftliche Tätigkeiten nach dem Rotationsprinzip zu realisieren. Waren vor Einführung des CCC nur 1,5 Mitarbeiter in Forschung und Lehre aktiv, so konnten nach Einführung des CCC durchschnittlich drei Mitarbeiter für Forschung und Lehre eingesetzt werden. Hier konnten also die gewonnenen Freiräume tatsächlich zur Attraktivitätssteigerung der beruflichen Tätigkeit und Aus- und Weiterbildung genutzt werden. Das CCC ist eine neues und erfolgreich realisierbares Prinzip ärztlicher Versorgungsstruktur im Krankenhaus, das im Gegensatz zum Stationsarztprinzip einen der Erlösoptimierung im DRG-System kongruenten Anreiz setzt zur zügigen und effizienten Gestaltung des Prozesses Behandlung im Krankenhaus. Im CCC kann flexibel auf aktuelle externe und interne Erfordernisse reagiert werden. Es erweitert wesentlich das Spektrum möglicher ärztlicher Organisationsstrukturen im Krankenhaus. Zitierweise dieses Beitrags: Dtsch Arztebl 2008; 105(21): A 1124 7 Anschrift für die Verfasser PD Dr. Michael Schroeter M. Sc. Klinik und Poliklinik für Neurologie Universitätsklinik zu Köln Kerpener Straße 62, 50924 Köln E-Mail: michael.schroeter@uk-koeln.de Literatur im Internet: @ www.aerzteblatt.de/lit2108 Studiendekanat der Medizinischen Fakultät der Universität des Saarlandes, Homburg: Prof. Dr. Graf Schulzentrum, Coordination Center Homburg elearning in Medicine (CHELM), Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg: Dr. Hohenberg Competence Center VISU, Universität des Saarlandes, Saarbrücken: Priv.-Doz. Dr. Igel Vizepräsidium für Lehre und Studium, Universität des Saarlandes, Saarbrücken: Prof. Dr. Herrmann E-LEARNING IN DER MEDIZIN Nachfrageorientiert statt angebotsbasiert Perspektiven für den Einsatz neuer Technologien zur Informations- und Wissensvermittlung im Rahmen der medizinischen Lehre, Weiterbildung und Forschung Norbert Graf, Gregor Hohenberg, Christoph Igel, Mathias Herrmann W ebbasierte medizinische Trainingssysteme (1) zählen zu den Schlüsseltechnologien für die medizinische Informationsverarbeitung der Zukunft. Hierdurch erwarten Experten nicht nur eine verbesserte Qualität von Lehren und Lernen, sondern auch eine höhere Effizienz der Informationsund Wissensvermittlung und eine bessere Vorbereitung auf die Erfordernisse des lebenslangen Lernens. Die systematische und breite Nutzung dieser Technologien ist notwendig, um das Innovationspotenzial für Lehre, Prüfungen und Forschung auszuschöpfen und um diese zukunftsweisend aufzustellen (2 6). Erforderlich ist daher eine Neuund Reorganisation von Lehr- und Lernprozessen einerseits sowie der Informations- und Wissensvermittlung andererseits (2 6, 8, 9). Eine Modernisierung von Lehren, Lernen und Prüfen an Einrichtungen des tertiären Bildungssektors ist nicht ohne Strukturentwicklungen, vor allem im Bereich von Rechenzentren, der Informatik und der Bibliotheken, und einen Paradigmenwechsel in der Lehre zu erreichen. Dieser Prozess muss die Lehre wieder deutlicher in den Mittelpunkt stellen. Das bislang vornehmlich angebotsbasierte Bildungsportfolio muss zugunsten von nachfrageinduzierten Lehr-Lern-Prozessen grundlegend neu ausgerichtet werden. Im Folgenden wird die Entwicklung innerhalb der Medizinischen Fakultät der Universität des Saarlandes dargestellt. Durch die Gründung des Coordination Center Homburg elearning in Medicine (CHELM) und die Integration eines Skills-Lab (studentisches Lern- und Trainingszentrum) mit einem CIP- Pool * zum medizinischen Lernzentrum ( Central Learning Lab ) sollen die Ausund Weiterbildung in Medizinberufen nachhaltig verbessert werden. An dieser Stelle sei ausdrücklich betont, dass in der Strukturentwicklung zur nachhaltigen Etablierung von E-Learning stets zu berücksich- * Computer-Investitionsprogramm der Bundesregierung. Dabei handelt es sich um ein in den 90er-Jahren eingerichtetes Förderprogramm von Bund und Ländern, mit dem Hochschulen die Finanzierung von Rechnerarbeitsräumen erleichtert wird. Fotos: Peter Wirtz Deutsches Ärzteblatt Jg. 105 Heft 21 23. Mai 2008 A 1127

CHELM- Marktplatz die E-Learning- Plattform tigen ist, dass Letzteres den erfahrenen Arzt in der Lehre nicht ersetzen, sondern nur ergänzen kann. Virtuelle Saar Universität Mit der Initiierung des Projekts Virtuelle Saar Universität (VISU) im Jahr 1999 und der Etablierung des Competence Center VISU (CC VISU) 2002 an der Universität des Saarlandes hat das Präsidium die Virtualisierung der Hochschule frühzeitig aufgegriffen. In diesem auf Nachhaltigkeit, Systematik und Durchgängigkeit ausgerichteten Prozess wurden digitale Informationsund Kommunikationstechnologien in bestehende universitäre Aufgabenund Tätigkeitsfelder funktionsorientiert implementiert. Das CC VISU wurde im Sommer 2007 erfolgreich evaluiert. Ein Angebot des Kompetenzzentrums besteht in der flächendeckenden Bereitstellung des Lernmanagementsystems CLIX Campus (CLIX: Corporate Learning and Information Exchange), das im Rahmen eines Innovationsprojekts der Landesregierung und der Universität des Saarlandes seit dem Sommersemester 2007 an allen Fakultäten und Einrichtungen eingeführt und über standardisierte Schnittstellen auch in die IT-Anwendungsarchitektur der Hochschule integriert wird. Mit Beginn des Wintersemesters (WS) 2007/08 steht diese Plattform prinzipiell allen Studierenden und Dozenten zur Verfügung. Erste Analysen zeigen, dass bis zum jetzigen Zeitpunkt 238 Hochschullehrer und wissenschaftliche Mitarbeiter an Schulungen teilgenommen haben und in 114 Lehrveranstaltungen das System nutzen. Insgesamt haben sich seit Beginn der Vorlesungszeit mehr als 3 300 Studierende auf der Lernplattform angemeldet und arbeiten unter anderem in virtuellen Arbeitsgruppen, etwa der Rechtsund Arbeitsmedizin, zusammen. Zusätzlich wird durch ein Förderprogramm seit dem WS 2005/06 die Entwicklung von E-Learning-Inhalten an der gesamten Universität maßgeblich unterstützt. In der Medizin wurden in der ersten Stufe Projekte etwa zu Themen der zahnärztlichen Prothetik, der Anästhesiologie, der Pathologie, der Kinder- und Jugendmedizin sowie weiterer Teilbereiche der Human- und Dentalmedizin gefördert. In der jetzigen zweiten Stufe werden E-Learning-Projekte, zum Beispiel zur Neurophysiologie, Arbeits- und Umweltmedizin, Anatomie, Zellbiologie, Rechtsmedizin und Pädiatrie, finanziell unterstützt. Die Besonderheit liegt dabei in der obligatorischen Nutzung des Lernmanagementsystems. Koordinationszentrum CHELM Innerhalb der Medizinischen Fakultät der Universität des Saarlandes ist durch die Änderung der Approbationsordnung für Ärzte mit der Forderung nach mehr fächerübergreifender Lehre, dem Wegfall von zwei staatlichen Prüfungen und der Möglichkeit von Modellstudiengängen die Notwendigkeit erwachsen, die Lehre neu zu gestalten und zu strukturieren. Die Nutzung der neuen Medien und Informationstechnologien bietet sich hierzu gerade an. Die Umsetzung dieses Prozesses erforderte zunächst eine Bestandsaufnahme vorhandener E-Learning- Angebote und struktureller Ressourcen. Hierbei stellte sich schnell heraus, dass die alleinige und unkoordinierte Entwicklung von E- Learning-Programmen oder das alleinige Angebot von E-Learning- Inhalten nicht zukunftsweisend sein können, da diese Aktivitäten immer vom Engagement einzelner Personen abhängig sind. Weder die Qualität noch die Nachhaltigkeit von E-Learning können so gewährleistet werden. Daher wurde an der Medizinischen Fakultät zunächst über eine sinnvolle Struktur nachgedacht, die die folgenden Merkmale aufweisen sollte: Einbindung in die Struktur des CC VISU Nutzung vorhandener Ressourcen Umsetzung der E-Learning- Aktivitäten im gesamten Bereich der Lebenswissenschaften (Universität, Schulzentrum des Universitätsklinikums) Aufbau eines CIP-Pools mit Integration eines Skills-Lab Berücksichtigung von und Koordination mit E-Science-Aktivitäten Einbindung von Aus- und Weiterbildung und Setzen eines Fokus auf Lebenslanges Lernen. Im April 2006 haben die Medizinische Fakultät und das Schulzentrum des Universitätsklinikums gemeinsam mit dem CC VISU das Coordination Center Homburg elearning in Medicine (CHELM) gegründet (15). Leiter des Koordinierungszentrums ist der jeweilige Studiendekan der Medizinischen Fakultät der Universität des Saarlandes. Sein Stellvertreter kommt aus dem Schulzentrum des Universitätsklinikums. Beide werden in Absprache zwischen Fakultät und Schulzentrum bestätigt. Da sich das an der Medizinischen Fakultät seit 2005 bestehende Kompetenzzentrum Molekulare Medizin (KOMM) zum Ziel gesetzt hat, die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses durch Aus- und Weiterbildung von Absolventen zu A 1128 Deutsches Ärzteblatt Jg. 105 Heft 21 23. Mai 2008

verbessern, hat man sich entschlossen, CHELM in KOMM zu integrieren. Hieraus ergibt sich eine weitere Vernetzungschance im Kontext technologiebasierter Aus- und Weiterbildung, die mit einem Mehrwert für die Kompetenzzentren, die Fakultät und das Schulzentrum des Universitätsklinikums einhergeht. Wichtig sind in diesem Zusammenhang auch die Möglichkeiten der leichteren Verknüpfung von E-Science- und E- Learning-Inhalten. Für CHELM wurde ein eigener Beirat berufen. Die Dauer des Koordinierungszentrums ist zunächst auf fünf Jahre befristet. Vor Ablauf dieser Frist werden Aufgabenstellung, Leistungen und Ergebnisse evaluiert. Auf der Grundlage dieser Bewertung entscheiden die Fakultät und das Schulzentrum, ob und wie die Arbeit des Zentrums weitergeführt wird. Da eine solche Infrastruktur personelle und finanzielle Ressourcen bindet, um leistungsfähig zu sein, wird ein Profitcenter als integraler Bestandteil von CHELM etabliert. Dieses soll die notwendige Finanzierung des Einsatzes von IT-Technologie für Lehre und Weiterbildung (E-Learning) sowie Forschung (E-Science) gewährleisten. Hauptaufgabe von CHELM ist die Unterstützung der Medizinischen Fakultät und des Schulzentrums des Universitätsklinikums Homburg in der Verbesserung von Lehre und Forschung durch den Einsatz neuer Medien. Hierbei werden sowohl die Aus- als auch die Weiterbildung berücksichtigt. Im Vordergrund stehen dabei die Förderung, strategische Planung, Bündelung, Koordination, Unterstützung und Beratung von E-Learning- und E-Science- Aktivitäten und -Projekten. Zentral richten sich die Aktivitäten auf die wissenschaftliche Begleitung und die nachhaltige Einbindung neuer Informations- und Kommunikationstechnologien in Lehre und Forschung. Besonders berücksichtigt werden dabei Fragen der Produktion digitaler Lehr-Lern-Inhalte, Mediendidaktik und Lernpsychologie (Kasten). Um diesen Aufgaben gerecht zu werden, nehmen die Dozenten an Schulungen teil, die gemeinsam von AUFGABEN VON CHELM Verzahnung und Kooperation mit dem Competence Center VISU Integration in das Kompetenzzentrum Molekulare Medizin Unterstützung der Einführung eines Lernmanagementsystems und der Nutzung von Softwarewerkzeugen zur Produktion von digitalen Lehr-Lern-Inhalten Impulsgebung zu Einsatz und Vernetzung neuer Medien Information und Hilfestellungen über Fördermöglichkeiten zu E-Learning und E-Science Beratung bei der Konzeption und Antragstellung für E-Learning- und E-Science- Projekten Akquisition von und Mitwirkung in E-Learning- und E-Science-Projekten Erstellung von Vorschlägen zur Verbesserung der Qualität von Lehr-Lern-Prozessen in Studium und Weiterbildung durch E-Learning Entwicklung und Förderung elektronischer Prüfungssysteme und Mitwirkung bei der Verbesserung von Prüfungen durch den Einsatz neuer Medien Durchführung von Informations- und Weiterbildungsveranstaltungen der Fakultät und dem Schulzentrum getragen werden. Mehrwert in Lehre und Forschung Seit Beginn des WS 2007/08 ist an der Medizinischen Fakultät ein CIP- Pool mit 60 Arbeitsplätzen in Verbindung mit einem Skills-Lab in Betrieb. Dieses zentrale Lernstudio steht sowohl Studierenden der Human- und Zahnmedizin und der Molekularbiologie als auch Schülerinnen und Schülern des Schulzentrums des Universitätsklinikums zur Verfügung. Durch die Verzahnung von Skills-Lab und CIP-Pool können Fertigkeiten, die im Skills-Lab erlernt wurden, unmittelbar mithilfe von E-Learning-Programmen und -Tools weiter vertieft werden. Unterricht in beiden Einrichtungen sind im Curriculum der Medizinischen Fakultät integriert. Über die Unterrichtsveranstaltungen hinaus können Studierende dort zusätzlich auch selbstständig lernen. Durch die Anbindung an CLIX Campus ist E-Learning für Studierende rund um die Uhr an jedem Ort möglich. Hierzu wurde ein virtueller Marktplatz für CHELM eingerichtet (www.chelm.uni-saarland. de; Screenshot). Über dieses Lernportal werden für Lernende folgende Funktionalitäten angeboten: systematischer E-Learning- Inhalt fallbasiertes Lernen Evaluation der Veranstaltungen Möglichkeit von Videokonferenzen (virtueller Klassenraum) elektronische Beantragung von Projekten aus Studiengebühren Wiki (Web-Technologie, die es Autoren ermöglicht, gemeinschaftlich an Texten zu arbeiten) zur Optimierung des Curriculums. Der systematische E-Learning- Inhalt kann über ein einfach zu bedienendes Autorentool von den Dozierenden der Fakultät erstellt und über die Lernplattform mit den Veranstaltungen verlinkt werden. Mit der Software lassen sich Inhalte so klassifizieren, dass eine Zuordnung zu Basis- oder Spezialwissen möglich ist. Darüber hinaus lassen sich die Inhalte für Schüler/innen des Schulzentrums, für Studierende, für Ärzte in Weiterbildung oder für kontinuierliche Weiterbildung/Fortbildung kennzeichnen. Nach dem Einloggen auf der Lernplattform wird dem Lernenden zunächst nur der seiner Rolle entsprechende Inhalt angezeigt. Erst im zweiten Schritt kann er weitergehenden Lernstoff abrufen. Entsprechend ist die Nutzung von Lerninhalten in unterschiedlichen Lernszenarien möglich. Hierdurch wird die Integration der Lehre in den unterschiedlichen Bereichen und Lernszenarien maßgeblich gefördert. Für das fallbasierte Lernen wurden die bewährten Programme CASUS (16) und CAMPUS (17, 18) lizenziert und auf dem Marktplatz integriert. Es ist vorge- Deutsches Ärzteblatt Jg. 105 Heft 21 23. Mai 2008 A 1129

ren und zu fördern. Gleichzeitig wurde das Curriculum des Medizinstudiums in Zusammenarbeit mit Studierenden überarbeitet und zur Verbesserung der didaktischen Qualifikation der Dozenten ein Teachthe-teacher -Seminar erneut aktiviert. Die Teilnahme an diesem wird für Habilitanden der Medizinischen Fakultät verpflichtend vorgeschrieben. Dieses Seminar wurde Anfang 2007 mit dem Landespreis Hochschullehre der Saarländischen Landesregierung ausgezeichnet. E-Learning und Skills-Lab werden im Rahmen von CHELM miteinander verknüpft. Der Einsatz von IT soll zudem nicht nur für E-Learning, sondern auch für E-Science gefördert werden. sehen, in beide Programme eigene Fälle zu integrieren. Aus einer Verknüpfung zwischen dem Klinikinformationssystem und einer Integration anonymisierter patientenbezogener Daten in die fallorientierten E-Learning-Programme ergeben sich zudem Möglichkeiten der Weiterentwicklung dieser Systeme sowie zur Übernahme von Aufgaben aus dem E-Science-Bereich. Sobald die juristischen und technischen Voraussetzungen dafür umgesetzt sind, wird der CIP-Pool auch für die Durchführung von strukturierten fallbasierten elektronischen Prüfungen zur Verfügung stehen. Sämtliche Veranstaltungen wie auch das zentrale Lernstudio und die Umsetzung des E-Learning- Konzepts an der Medizinischen Fakultät können mit einer kommerziellen Software evaluiert werden. Da eine Evaluation für die Verbesserung der Lehre unabdingbar ist, wird diese bei zu geringer Beteiligung verpflichtend eingeführt werden. Im Rahmen von Videokonferenzen können sowohl Studierende untereinander als auch mit Dozenten Kontakt aufnehmen, um Fragen zu Lerninhalten zu diskutieren. Dieses Tool steht über die CHELM-Plattform auch allen Wissenschaftlern der Medizinischen Fakultät für Projekte mit Kooperationspartnern zur Verfügung. Hierdurch wird ein Mehrwert für E-Science geschaffen ein gutes Beispiel für die Möglichkeit der Verknüpfung von Forschung und Lehre. Um vor allem den Studierenden die Beantragung von Projekten aus Studiengebühren zu erleichtern, wurde eine eigene Software entwickelt, die ebenfalls über den Marktplatz zu erreichen ist. Da diese Software nur strukturierte Anträge zulässt und mit ihr automatisiert Berichte erstellt werden können, führt dies außerdem zu einer Verringerung des Arbeitsaufwands im Studiendekanat bei der Abwicklung der Anträge zu Studiengebühren. Die Integration eines Wiki im CHELM-Marktplatz ermöglicht die kontinuierliche Weiterentwicklung des Curriculums an der Medizinischen Fakultät. Weitere Wikis sind für das Schulzentrum und die Weiterbildung angedacht. Hierdurch soll die Mitsprache von Studierenden an der Ausbildung und Lehre gestärkt werden. Die Aufgaben, die mittels Wikis bearbeitet werden können, sind vielfältig. So lassen sich zum Beispiel redundante Veranstaltungen zwischen unterschiedlichen Fächern aufzeigen für eine bessere fächerübergreifende Lehre. Daneben können studentische Aktivitäten koordiniert oder fakultätsinterne Diskussionen zwischen Lehrenden und Lernenden vereinfacht werden. Im Zusammenhang mit der Entwicklung dieser Infrastruktur wurde eine Arbeitsgruppe E-Learning am Universitätsklinikum gegründet. Diese Arbeitsgruppe, an der Dozenten der Fakultät und des Schulzentrums teilnehmen, trifft sich regelmäßig, um unter dem Dach von CHELM Aktivitäten zu koordinie- Ausblick Durch CHELM und das Central Learning Lab einer Verknüpfung von E-Learning und Skills-Lab glauben wir für die Medizinische Fakultät zusammen mit dem Schulzentrum des Universitätsklinikums eine Struktur geschaffen zu haben, die eine Nachhaltigkeit von E-Learning gewährleistet. Dies vor allem auch deshalb, weil das Konzept in die Gesamtstruktur der Universität wie auch in das Kompetenzzentrum Molekulare Medizin integriert ist. Die notwendigen Voraussetzungen zur Integration von E-Learning-Inhalten sind jetzt gegeben, die in Verbindung mit dem Erlernen von Skills für medizinische Berufe eine deutliche Verbesserung der Ausbildung erwarten lassen. Durch die Integration der Weiterbildung in diese Struktur hoffen wir auf eine breite Akzeptanz von Lernenden aller Gruppen. Wesentliche Aufgabe bleibt es, die interdisziplinäre Arbeitsgruppe E- Learning an der Fakultät zu vergrößern, denn sie stellt eine wichtige Ressource für das E-Learning dar. Durch die Einbindung von Studierenden wird die Orientierung der Lernenden an Ausbildungszielen am besten wahrgenommen. Zitierweise dieses Beitrags: Dtsch Arztebl 2008; 105(21): A 1127 30 Anschrift für die Verfasser Prof. Dr. Norbert Graf Studiendekan Medizinische Fakultät der Universität des Saarlandes, Campus Homburg 66421 Homburg E-Mail: graf@uks.eu Literatur im Internet: @ www.aerzteblatt.de/lit2108 A 1130 Deutsches Ärzteblatt Jg. 105 Heft 21 23. Mai 2008

LITERATURVERZEICHNIS HEFT 21/2008, ZU E-LEARNING IN DER MEDIZIN Nachfrageorientiert statt angebotsbasiert Perspektiven für den Einsatz neuer Technologien zur Informations- und Wissensvermittlung im Rahmen der medizinischen Lehre, Weiterbildung und Forschung Norbert Graf, Gregor Hohenberg, Christoph Igel, Mathias Herrmann LITERATUR 1. Haag M, Maylein L, Leven FJ, Tönshoff B, Haux R: Web-based Training: A New Paradigm in Computer Assisted Instruction in Medicine. Int J Med Inform 53: 79 90, 1999 2. Leven FJ, Bauch M, Haag M: E-Learning in der Medizinerausbildung in Deutschland: Status und Perspektiven. GMS Med Inform Biom Epidemiol. 2(3): Doc28, 2006; www.egms.de/en/journals/mibe/2006-2/mibe000047.shtml 3. Collis B, van der Wende M: Models of Technology and change in higher education. An international comparative survey on the current and future use of ICT in education In: cheps, 2002; www.utwente.nl/ cheps/documenten/ictrapport.pdf 4. Kubicek H, Breiter A, Fischer A, Wiedwald C: Organisatorische Einbettung von E- Learning an deutschen Hochschulen, ifib, Bremen, 2004; http://www.ifib.de/ publikationsdateien/mmkh_endbericht_ 2004-05-26.pdf 5. Euler D, Seufert S: Change Management in der Hochschullehre: Die nachhaltige Implementierung von e-learning-innovationen. ZFHD S. 3 15, 2005; www.zfhd.at/resources/ downloads/zfhd_03_01_euler_seufert_ ChangeMan_1000317.pdf 6. Seufert S, Euler D: Nachhaltigkeit von elearning-innovationen. Ergebnisse einer Delphi Studie. SCIL-Arbeitsbericht 2. Swiss Centre for Innovations in Learning (SCIL), St.Gallen 2004; www.scil.ch/publi cations/docs/2004-01-seufert-eulernachhaltigkeit-elearning.pdf 7. Marginson S, van der Wende M: Globalisation and Higher Education. Education Working Paper No. 8, Paris: OECD/CERI, 2007; www.oecd.org/dataoecd/33/12/ 38918635.pdf 8. Werner B: Status des E-Learning an deutschen Hochschulen, e-teaching.org, 2006; www.e-teaching.org/projekt/ fallstudien/status_des_elearning.pdf 9. Albrecht R, Frommann U, Phan Tan TT: Integrierte e-learning-services als Grundlage von qualifiziertem e-learning an Hochschulen. ZFHD S. 64 79, 2005; www.zfhd.at/resources/downloads/ ZFHD_03_05_Albrecht Integr_eL_ Services_1000369.pdf 10. Ehmke A: Kommentar des Präsidiums. HRK Online-Newsletter der Hochschulrektorenkonferenz für Dozenten. 18. Ausgabe, 3. März 2004; www.hrk.de/hrk_online_doz_18.pdf 11. Schwarz C: elearning und Bildungspolitik: Von der Nachhaltigkeit hoher Erwartungen. Vortrag auf der Jahrestagung der gmw in Hildesheim, 20.09.2001; http://w2.wa.uni-hannover.de/vort/ gmw_hihei/cschwarz.pdf 12. BMBF: Neue Medien in der Bildung - Hochschulen. Kursbuch elearning 2004. Produkte aus dem Förderprogramm. www.bmbf.de/pub/nmb_kursbuch.pdf 13. Arbeitsgruppe Reformstudiengang Medizin und Arbeitsgruppe Progress-Test Medizin (Hrsg.). Der Reformstudiengang Medizin an der Charité Universitätsmedizin Berlin. Abschlussbericht für die Bund-Länder- Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung (BLK). Berlin 2005: Selbstverlag; www.reformstudiengangmedizin.de/attachment/ 1d598b30fe438f8e6a4d33a28e495d40/f 93b547c3a2b1acfbae10b17d9923e96/B LK_Abschlussbericht-2006.pdf 14. Pehl K, Dietsche B in Abstimmung mit der BLK Ad-hoc-AG Strategiepapier Lebenslanges Lernen : Dokumentation von Aktivitäten zur Förderung Lebenslangen Lernens durch Länder und Bund. Anhang 5 zur Strategie für Lebenslanges Lernen in der Bundesrepublik Deutschland. Deutsches Institut für Erwachsenenbildung. Juli 2005; www.die-bonn.de/esprid/ dokumente/doc-2005/dietsche05_01.pdf 15. Graf N, Hohenberg G, Igel C: Konzeption Coordination Center Homburg elearning in Medicine (CHELM ). Medizinische Fakultät der Universität des Saarlandes, 5. April 2005 16. Casus Lernsystem, instruct AG, München, www.instruct.de 17. Huwendiek S, Köpf S, Höcker B, Heid J, Bauch JM, Bosse HM, Haag M, Leven FJ, Hoffmann GF, Tönshoff B. Fünf Jahre Erfahrung mit dem curricularen Einsatz des fall- und webbasierten Lernsystems CAMPUS-Pädiatrie an der Medizinischen Fakultät Heidelberg. GMS Z Med Ausbild 23(1):Doc10, 2006. www.egms.de/ en/journals/zma/2006-23/zma000229. shtml 18. Haag M, Singer R, Bauch M, Heid J, Hess F, Leven FJ: Challenges and Perspectives of Computerassisted Instruction in Medical Education. Lessons Learned from Seven Years of Experience with the CAMPUS System. Methods Inf Med 46: 67 69, 2007 19. Learning World 2007, Berlin, 14. 15. Juni 2007; www.e-learning-congress.de Deutsches Ärzteblatt Jg. 105 Heft 21 23. Mai 2008 A 1