Experienced Involvement (Einbeziehung Psychiatrieerfahrener) Wie Psychiatrie-Erfahrene die ambulante Versorgung verbessern können SpDi-Tagung Irsee September 2011 1
Europa Projekt EX-IN 2005-2007 EU Projekt: Leitung F.O.K.U.S. Bremen und Universitätsklinik HH-Eppendorf, Beteiligung von 7 Ländern (BE, DE, UK, NL, NO, SE, SI) Aufgabe: Entwicklung von Methoden zur Nutzbarmachung von Erfahrung psychischer Krisen als professionelle Kompetenz Schaffung neuer beruflicher Perspektiven für Psychiatrieerfahrene (Stiefkind der Psychiatriereform) Innovativer Beitrag zur Verbesserung der psychiatrischen Versorgung Ausführliches Curriculum + Textbuch angepasst an länder-spezifischen und kulturellen Gegebenheiten. 2
Umsetzungsstand Deutschland Kurse laufen in: Hamburg, Bremen (je 6x), Berlin (4x), Niedersachsen, Baden- Württemberg, Nordrhein-Westfalen (3x), Schleswig-Holstein In Vorbereitung: Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen, Bayern Ca. 100 Absolventen ca. 50% fanden, sofern angestrebt, bezahlte Arbeit Spektrum von Selbständigkeit (Lebensberater) bzw. alle Abstufungen von Teil- bis Vollzeitanstellung 3
Evaluation Alle Teilnehmer berichten über persönliches Wachstum Mehr Selbstvertrauen Neues Verhältnis zur seelischen Erschütterung Ziele nach Abschluss: Bessere Selbstvertretung (kein berufliches Interesse) Stärkeres Engagement in der Selbsthilfe Vorträge, Dozententätigkeit Gruppenarbeit Begleitung/Beratung Mitarbeit in bestehenden Teams bzw. eigene Projekte 4
Einsatz der Absolventen Betreutes Wohnen Therapeutische WGs Tagklinische Betreuung Krisenintervention Patientenfürsprecher Qualitätsmanagement Kursbesuch aber auch: Zur persönlichen Entwicklung ohne Berufswunsch Zur Stärkung für Wiedereinstieg in alten Beruf bzw. Zum Ergreifen neuer Job-Initiativen 5
Ziele und Methodik der EX-IN Ausbildung Reflektion von Erfahrung Entwicklung von Ich-, Du-, Wir-Wissen Aneignung von Wissen und Fähigkeiten und Haltungen, die an Erfahrungswissen anknüpfen und es nutzbar machen Ausbildung für Psychiatrieerfahrene als GenesungsbegleiterIn und DozentIn 6
Konditionen Teilnahmevoraussetzungen: seelische Krise durchlebt und bewältigt, relative Stabilität Teilnahme an Psychoseseminar bzw. Trialog resp. Erfahrungen in der Selbsthilfe Ausbildungsdauer: 1 Jahr, 300 Kursstunden, plus 2 Praktika in psychiatrischer Versorgung, Forschung oder Lehre (80-100 Stunden) Krisenplan und Ausbildungsbegleitende Supervision Kosten: 180 pro Modul plus Reise-/Übernachtungskosten 7
EX-IN Ausbildungsinhalte Basismodule (100 Std.): Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden Empowerment Erfahrung und Teilhabe Trialog Recovery Aufbaumodule (200 Std.): Betroffenen Fürsprecher (peer advocacy) Selbsterforschung Recovery orientiertes Assessment Unterstützen und Begleiten Krisenintervention Lehren und Lernen Counseling, Gesprächsführung, Moderation, Gruppenprozesse Portfolio: eigene Möglichkeiten, Stärken, Ziele erarbeiten und das eigene professionelle Profil arbeitsfeldbezogen beschreiben 8
Eingliederungserfahrungen Passung Person - Einsatzstelle von besonderer Bedeutung Rollenfindung/Loyalitäten des Peer Experten zwischen Klienten oder Kollegen will gelernt und begleitet sein Widerspruch: professionelle Distanz versus Teilen von Erfahrungen Peereinsatz erleichtert Perspektivwechsel im Team Teilnahme ausgebildeter Peers verursacht eine Veränderung der Teamatmosphäre (mehr Respekt für Klienten) und der Organisation (Entlastung im Team?) Vorurteile bauen sich schrittweise ab 9
Erfolgsvoraussetzungen Leitung muss von EX-IN überzeugt sein, Schaffung geeigneter Teamstruktur und atmosphäre Tätigkeitsbeschreibung unter Berücksichtigung des Portfolios des Peers Abklärung des Belastungsniveaus und möglichen Arbeitsumfanges Klarer Arbeitsvertrag mit Rechten und Pflichten Supervision/Intervision für Peer Spezialisten unerlässlich Vernetzung der Peers bzw. mehr als ein Peer im Team / in der Organisation erforderlich 10
EX-IN - Umgesetzte Inklusion Gesellschaftliche Fixierung auf Gesundheit und Normalität führt zu Ausgrenzung, hier psychisch Erkrankter Spiegelung in Psychiatrie und psychosozialer Versorgung durch Exklusivität gesunden und normalen Personals Brückenfunktion von EX-IN Beschäftigung von Menschen mit Erfahrung in und Verarbeitung von psychischen Krisen o Erlaubt Abbildung realer menschlicher Vielfalt und Menschlichkeit (Art 3) auch in psychosozialer Versorgung o Erleichtert Anpassung der Einrichtung an die Bedürfnisse der Betroffenen statt umgekehrt o Diese tritt nicht mehr als monolithischer, ausgrenzender Block sondern Eigenart respektierend und aufnehmend gegenüber Ihre volle und wirksame Teilhabe in diesem wichtigem Bereich (v.a. gerade für sie) wirkt stärkend in die Gesellschaft zurück 11
Weiterführende Infos www.ex-in.info www.krisenpension.de www.offene-herberge.de Buch: Jörg Utschakowski, Gyöngyvér Sielaf, Thomas Bock: Vom Erfahrenen zum Experten Wie Peers die Psychiatrie verändern, Psychiatrieverlag Film: Wer wenn nicht wir www.cine-ci.com Geschäftsführender Ausschuß der Trialogischen Arbeitsgemeinschaft EX-IN Bayern almutig@yahoo.de t.meinhart@gmx.de eva.ziegler-krabel@gmx.de drmichael.herrmann@web.de 12
Die Trialogische AG EX-IN Bayern Geschäftsführender Ausschuß Almuth Rönner Vorstand BayPE Mitbegründerin PSG Ilm (SH-Gruppe) Thomas Meinhart Master Mental Health (MMH), Dipl.Soz.Päd. (FH) Vorstand Bayerische Gesellschaft für soziale Psychiatrie (BayGSP e.v.) Eva Ziegler-Krabel Mitglied ApK München Mitglied BASTA Michael Herrmann Diplom Physiker EX-IN Genesungsbegleiter 13
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! 14