Chancen der Energiewende für Kommunen Dipl.-Ing. Thomas Steidle Weisenbach im Murgtal 16.07.2015 Inhalt Was haben wir mit Klimaschutz zu schaffen? Was können Kommunen bewegen? Wie soll Weisenbach vorgehen? 1 1
KEA Die Landesenergieagentur seit 1994 Mitwirkung an der Klimaschutzpolitik des Landes Baden-Württemberg durch Unterstützung von Kommunen und KMU bei Energieeinsparung Rationeller Energieverwendung Nutzung erneuerbarer Energien Gesellschaftsanteile der KEA Land Baden-Württemberg VfEW Baden-Württemberg 16 1 % GbR 3 (BWHT, Verbände, ) Landesnaturschutzverband 25 58 derzeit 30 Mitarbeiter/innen in sechs Arbeitsbereichen 2 Konzeption Klimaschutzkonzepte eea-european Energy Award Teilkonzepte, Energieversorgungskonzepte Quartierskonzepte Gebäudeanalysen & Energiediagnosen Nicht-investive Maßnahmen Energiemanagement - Verbrauchscontrolling - Betriebsoptimierung - Nutzersensibilisierung - Schulungen Hausmeister Schulprojekte Energie-Effizienztische Umsetzung Finanzierung Anlagencontracting Einsparcontracting Förderprogramme Öffentlichkeitsarbeit Öffentlichkeitsarbeit und Kampagnen Energieberatung Informations- und Motivationskampagnen Bürgerbeteiligung KEA-Portfolio Investive Maßnahmen Gebäudesanierung Nah- und Fernwärmenetze Kraft-Wärme-Kopplung Erneuerbare Energien 2
Die globale Temperatur steigt 4 5. Bericht des Weltklimarates 27.9.2013 Menschlicher Einfluss auf Weltklima ist erwiesen: Indizien sind steigende Konzentration der Treibhausgase und beobachtete Erwärmung CO 2 Konzentration der Atmosphäre ist die höchste seit 800.000 Jahren. Anstieg des Meeresspiegels verlief in den vergangenen 2000 Jahren noch nie so stark wie heute und wird in Zukunft sehr wahrscheinlich schneller steigen Ozeane werden sich weiter erwärmen und Meeresströmungen beeinflussen. Eisbedeckung Grönlands und der Antarktis werden weiter abnehmen 5 3
Weltbank Bericht der Weltbank November 2012: Wir kennen die vor uns liegende Bedrohung Es wird zunehmend wahrscheinlich, dass wir das 2 Ziel nicht erreichen und dass 3,5 bis 4 Erwärmung drohen Diese Welt wird dramatisch anders aussehen als die heutige Eine vier Grad wärmere Welt kann und muss vermieden werden 6 Gletscher schmelzen: die Pasterze 2000 1900 Quelle: Gletscherarchiv 7 4
Wetterextreme nehmen zu 8 Zukünftige Gesamtausgaben der deutschen Energieverbraucher wir haben die Wahl Gesamtausgaben Energieverbraucher *), Mrd. EUR (2010)/a 400 300 200 100 *) ohne Steuern 0 2000 2005 2010 2015 2020 2025 2030 2035 2040 2045 2050 Quelle: BMU 2012 ( Leitstudie 2011 ), S. 240, aktualisiert mit 2011er Daten Prof. Dr. Frithjof Staiß, Dr. Joachim Nitsch SZEN12/KOSGES-A; 15.10.12 Ohne Energiewende: Konstanter Energieverbrauch; keine zusätzlichen Effizienzund EE-Investitionen Energiewende, Teil 1: Halbierung des Energieverbrauchs durch zusätzliche EFF- Investitionen Energiewende, Teil 2: Ersatz fossiler Energien durch zusätzliche EE- Investitionen Die zukünftige Energierechnung ist nach einer Übergangszeit stabil bzw. kann je nach Technikfortschritt sinken Die heutigen investiven Vorleistungen in EE- und EFF-Technologien sind die entscheidende Voraussetzung für eine zukünftig nachhaltige und erschwingliche Energieversorgung. Die Vorleistungen bewegen sich zwischen 5% bis max. 8% der Gesamtausgaben für Energie und werden bei einer konsequenten Klimaschutzstrategie bis etwa 2025 benötigt. Die damit verbundenen Investitionen (für D jährlich etwa 70-80 Mrd. /a) sichern stetige Wertschöpfung und Arbeitsplätze in zukunftsfähigen Wachstumsfeldern. 5
Klimaschutz ist Global Weisenbach: 13,4 t/ew Rang Land CO 2 / Einwohner 1 Katar 40,37 12 USA 16,5 36 Deutschland 9,4 59 China 6,18 130 Indien 1,64 210 Lesotho 0,01 Anteil Deutschland ca. 2,5 % Pro Kopf ca. 1,5 x China; Anteil ca. 27% Pro Kopf ca. 5,7 x Indien; Anteil ca. 7% Klimafolgen - Klimawandel 11 Klimaschutz ist Global Historischer Beitrag Wer wenn nicht Wir? - sollte jetzt vorbildlich agieren Die (zeitweiligen) Mehrkosten sind tragbar Neue Exportchancen entstehen Jetzt investieren ist billiger als später Folgekosten vom Klimawandel tragen Klimafolgen - Klimawandel 12 6
Klimaschutz und Energie Öffentlichkeit und Politik»WIR HABEN KEIN ERKENNTNISPROBLEM, SONDERN EIN UMSETZUNGSPROBLEM«Mojib Latif, Klimaforscher Helmholz-Institut, Kiel Kommunaler Klimaschutz 13 Klimaschutzziele des Landes ZSW-Gutachten zum Klimaschutzgesetz 14 7
Entwicklung des Endenergieverbrauchs in Weisenbach CO 2 -Einsparungen in den Sektoren 31% Baden-Württemberg Weisenbach: 13,4 t/ew Hoher Anteil Industrie Anforderungen an Einsparungen in den anderen Sektoren wie bei durchschnittlichen Gemeinden Alle Sektoren müssen ihre Beiträge leisten Direkter Beitrag der Kommune relativ klein Information, Beratung, Motivation der Bürger und Betriebe Größter Beitrag durch Gebäudesanierung Persönlicher CO 2 -Fußabdruck Land, Bund und EU müssen weiter die richtigen Rahmenbedingungen setzen Engagement der Stadt und der lokalen Akteure essentiell 8
Aufgaben der Kommunen im Klimaschutz Konzeption Umsetzung Kommunen Bürger Öffentlichkeitsarbeit Motivation der Bürger 20 Rolle der Kommune Die Kommune als Vorbild und Akteur: politisches Selbstverständnis (Leitbild o. Ä.) Selbstverpflichtungen (Klimabündnis u. a.) Teilnahme an Wettbewerben Inanspruchnahme von Fördermitteln Energiemanagement / Energieeinsparungen in eigenen Liegenschaften Nutzung von Contracting-Modellen European Energy Award (eea) Die Kommune als Gestalter: Vorgaben für Bauleitplanung / Grundstücksverkauf / Nahwärme kommunale Klimaschutzkonzepte, Potenzialanalysen, Mobilitätskonzepte Stadtplanung, Quartierssanierungen, Entwicklung von konkreten Projekten Die Kommune als Dienstleister und Motivator: Bürger informieren und motivieren (Öffentlichkeitsarbeit) Zusammenarbeit mit regionaler Energieagentur Die Kommune als Unterstützer: Förderprogramme (über eigene Stadtwerke oder auch selbst) Unterstützung für Netzwerke und Bürgerenergiegenossenschaften 21 9
Aktivitätenprofil Weisenbach 22 Handlungsfelder für Kommunen Kommunaler Bereich Eigene Liegenschaften Energiemanagement (> 10% Einsparung) Verbrauchskontrolle Betriebsoptimierung Nutzersensibilisierung Projekte an Schulen: Stop Standby, 50/50 Sanierungsstrategie: Energiestandards Passivhaus 2020 Grob- und Feinkonzepte alle Gebäude Finanzierung z.b. über Contracting Eigener Fuhrpark Verbrauchsarme Fahrzeuge Energiesparendes Fahren Dienstfahrräder 23 10
Handlungsfeld Stadtentwicklung Stadtplanung Effiziente Gebäude Kompakte Gebäude, Solare Optimierung B-Plan Hoher Effizienzstandard vertragliche Regelung Energieversorgung, Wirtschaftliche Versorgungsnetze Kompakte Bebauung, Mischnutzung B-Plan Nah-/Fernwärmevorrang FW-Satzung Erneuerbare Energien Standortsicherung Regionalplan, B-Plan Flächenschonung (Innenentwicklung) Mobilität Kompakte Bebauung kurze Wege Mobilitätsstationen (Pkw, Rad, ÖPNV, Car-Sharing..) Anpassung an Klimawandel Grünflächen, Baumschatten, Frischluft B-Plan Was heißt Energieeffizienz im Wärmebereich? Dämmen!! bedarfsgerecht lüften bedarfsgerecht regeln Anspruchsniveau hinterfragen Wärmeverbrauch vermeiden Wärme effizient erzeugen (Erneuerbare Energien nutzen) Geräte mit bestmöglichem Wirkungsgrad Aus Brennstoff nicht nur Wärme sondern auch Strom machen Abwärme nutzen Das ist Aufgabe der Bürger Solarenergie Biomasse Umweltwärme Energetisch sanieren Sinn oder Unsinn 26 11
Handlungsfelder für Kommunen Private Bereiche Haushalte, Gewerbe und Industrie: Öffentlichkeitsarbeit, Information, Beratung und Netzwerke Energieberatung Energieeffizienz in Haushalten Erneuerbare Energien Konsum, Ernährung und Freizeit Nachhaltige Mobilität Energieeffizienz in Industrie, Gewerbe, Handel und Dienstleistungen ÖPNV, Radverkehr, Fußwege 27 Herausforderungen in Weisenbach Strom pro EW pro EW D 2010 Faktor Wind 5.857 462 12,7 Wasser 6.184 256 24,2 PV 135 143 0,9 2050? Windkraft und PV-Anlagen! in [MWh] Lokale Stromerzeugung Lokaler Stromverbrauch Anteil [%] Stromverbrauch lokal 29.245 Windenergie 15.000 Wasserkraft 15.837 PV-Anlagen 3.447 Gesamt 34.284 29.245 117% Kommunaler Klimaschutz 34 12
Herausforderungen in Weisenbach Wärme Waldfläche ungefähr doppelt so groß wie Durchschnitt Baden- Württemberg Erhöhung der Sanierungsrate Wohngebäude Reduzierung des Wärmeverbrauchs der Haushalte um 50 bis 60% auf ca. 50kWh/m² a Solaranlage auf jedem Gebäude Mehr Brennholz? Nahwärmenetz Einsparpotenzial Industrie? Kommunaler Klimaschutz 35 Zusammenfassung Klimaschutz ist unbedingt erforderlich Kommunen haben dabei vielfältige Aufgaben Gemeinderat und Verwaltung haben große Einflussmöglichkeiten Wichtig ist es die Bürger mitzunehmen und zu motivieren Systematische Arbeitsweise aufbauend auf Klimaschutzkonzept und mit kontinuierlich überprüftem und weiterentwickelten Arbeitsprogramm Projekte und Kosten werden jährlich im Arbeitsprogramm festgelegt (Gemeinderat behält die Kontrolle) Ohne zusätzliche Mitarbeiter (Klimaschutzmanager/in) und entsprechende Mittel können keine wesentlichen Fortschritte erwartet werden. Fördermittel stehen zur Verfügung Kommunaler Klimaschutz 40 13
Uns Allen viel Erfolg bei unseren weiteren Bemühungen! KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg GmbH Kaiserstr. 94 a, 76133 Karlsruhe Tel. (07 21) 9 84 71-0 Fax (07 21) 9 84 71-20 info@kea-bw.de Thomas Steidle 41 14