Laborschule des Landes Nordrhein-Westfalen an der Universität Bielefeld Primarstufe und Sekundarstufe I. Ulrich Bosse für das gesamte Dokument



Ähnliche Dokumente
Laborschule des Landes Nordrhein-Westfalen an der Universität Bielefeld Primarstufe und Sekundarstufe I. Ulrich Bosse für das gesamte Dokument

Dr. Christine Biermann. Individuelle Lernwege dokumen1eren Por4olioarbeit an der Laborschule. Fachforum auf dem 1. Kölner Bildungstag am 15.9.

Wir machen neue Politik für Baden-Württemberg

Statuten in leichter Sprache

Weiterbildungen 2014/15

KEINE SEXUELLEN ÜBERGRIFFE IM OL-SPORT. Merkblatt Kinder und Jugendliche oder AthletInnen

AGROPLUS Buchhaltung. Daten-Server und Sicherheitskopie. Version vom b

Bernadette Büsgen HR-Consulting

Menschen und Natur verbinden

Durch Tanz und Bewegung zum Arbeitsplatz. Bundesweites inklusives Musicalprojekt 2015

Checkliste. zur Gesprächsvorbereitung Mitarbeitergespräch. Aktivität / Frage Handlungsbedarf erledigt

Erlebnisorientiertes Lernen mit Pferden

Teilnahme-Vertrag. Der Teilnahme-Vertrag gilt zwischen. dem Berufs-Bildungs-Werk. und Ihnen. Ihr Geburtsdatum: Ihre Telefon-Nummer:

Professionelle Seminare im Bereich MS-Office

Deswegen fordern wir Falken ein Lernen mit Lust, statt Notenfrust!

Woche 1: Was ist NLP? Die Geschichte des NLP.

Hausaufgabenkonzept der Brenscheder Schule

Welche Bereiche gibt es auf der Internetseite vom Bundes-Aufsichtsamt für Flugsicherung?

Erhalt und Weiterentwicklung beruflicher Kompetenzen der Lehrerinnen und Lehrer

Landes-Arbeits-Gemeinschaft Gemeinsam Leben Gemeinsam Lernen Rheinland-Pfalz e.v.

Auslotung der Gefühle & Wünsche von Eltern und SchülerInnen zum Schuljahr 2011/2012

Auswertung JAM! Fragebogen: Deine Meinung ist uns wichtig!

Hinweise in Leichter Sprache zum Vertrag über das Betreute Wohnen

Sei dabei und schau nicht nur zu! -Freiwillige an die Schulen

Informationsblatt Induktionsbeweis

Reizdarmsyndrom lindern

Elternzeit Was ist das?

Lehrer: Einschreibemethoden

Widerrufsbelehrung der Free-Linked GmbH. Stand: Juni 2014

Konzentration auf das. Wesentliche.

Bekommen durch Ansteckung. H Human Beim Menschen. Acquired I D. Schwäche des Immunsystems. Schwäche des Immunsystems.

lernen Sie uns kennen...

Übergang von der Grundschule in die weiterführende Schule

Das Recht auf gesundheitliche Versorgung ein Menschenrecht!

Fragebogen zur Erhebung der Zufriedenheit und Kooperation der Ausbildungsbetriebe mit unserer Schule

Was ist das Budget für Arbeit?

Das Werk einschließlich aller seiner Texte ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts

Professionelle Seminare im Bereich MS-Office

ONLINE-AKADEMIE. "Diplomierter NLP Anwender für Schule und Unterricht" Ziele

Förderzentrum am Arrenberg

Was sind Jahres- und Zielvereinbarungsgespräche?

Was bedeutet Inklusion für Geschwisterkinder? Ein Meinungsbild. Irene von Drigalski Geschäftsführerin Novartis Stiftung FamilienBande.

Übergänge- sind bedeutsame Lebensabschnitte!

Örtliche Angebots- und Teilhabeplanung im Landkreis Weilheim-Schongau

Der Klassenrat entscheidet

Der BeB und die Diakonie Deutschland fordern: Gesundheit und Reha müssen besser werden. So ist es jetzt:

Eingewöhnung. Wie ein guter Start gelingt

FRAGE 39. Gründe, aus denen die Rechte von Patentinhabern beschränkt werden können

Wichtiges Thema: Ihre private Rente und der viel zu wenig beachtete - Rentenfaktor

Qualität und Verlässlichkeit Das verstehen die Deutschen unter Geschäftsmoral!

Hautkrebsscreening. 49 Prozent meinen, Hautkrebs sei kein Thema, das sie besorgt. Thema Hautkrebs. Ist Hautkrebs für Sie ein Thema, das Sie besorgt?

an die Hochschule und ihre Studierenden. Er gibt auch inhaltlich eine Linie vor: Um ihr gerecht zu werden, muss sie innovative Studiengänge anbieten.

Staatssekretär Dr. Günther Horzetzky

Deutliche Mehrheit der Bevölkerung für aktive Sterbehilfe

Strom in unserem Alltag

MORE Profile. Pass- und Lizenzverwaltungssystem. Stand: MORE Projects GmbH

Führung und Gesundheit. Wie Führungskräfte die Gesundheit der Mitarbeiter fördern können

KinderPlus. Mit KinderPlus wird Ihr Kind zum Privatpatienten im Krankenhaus.

Würfelt man dabei je genau 10 - mal eine 1, 2, 3, 4, 5 und 6, so beträgt die Anzahl. der verschiedenen Reihenfolgen, in denen man dies tun kann, 60!.

FAMILIENSTAND ALLEINERZIEHENDE MÜTTER

Geld Verdienen im Internet leicht gemacht

Zwischenablage (Bilder, Texte,...)

Informationen zum Ambulant Betreuten Wohnen in leichter Sprache

Das Praxis-Projekt das Gesellenstück Lehrerbogen

DOWNLOAD. Wortfeld Recht. Fachausdrücke des Alltags verstehen und anwenden. Jens Eggert. Downloadauszug aus dem Originaltitel:

Kulturelle Evolution 12

Offen für Neues. Glas im Innenbereich.

Arbeit zur Lebens-Geschichte mit Menschen mit Behinderung Ein Papier des Bundesverbands evangelische Behindertenhilfe e.v.

Ausgangssituation und Schulentwicklung

Ist Fernsehen schädlich für die eigene Meinung oder fördert es unabhängig zu denken?

Was ich als Bürgermeister für Lübbecke tun möchte

Arbeitslos Wohnen in den Niederlanden, Arbeiten in Deutschland

Kreativ visualisieren

Papa - was ist American Dream?

Pflegedossier für die kreisfreie Stadt Frankfurt (Oder)

Gutes Leben was ist das?

Die Post hat eine Umfrage gemacht

Arbeit Bildung Wohnen Tagesstruktur Freizeit offene Angebote. Der orange LEITFADEN. Das Leitbild unserer Harz-Weser-Werkstätten

Ein neues System für die Allokation von Spenderlungen. LAS Information für Patienten in Deutschland

Umgang mit Schaubildern am Beispiel Deutschland surft

Hans-Günter Rolff. Zielvereinbarungen

Meinungen zur Altersvorsorge

(1) Während der Probezeit kann das Berufsausbildungsverhältnis jederzeit ohne Einhalten einer Kündigungsfrist gekündigt werden.

Information zum Projekt. Mitwirkung von Menschen mit Demenz in ihrem Stadtteil oder Quartier

Anleitung über den Umgang mit Schildern

WP-Fach Informationen für Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 5

offene Netzwerke. In diesem Sinn wird auch interkulturelle Kompetenz eher als Prozess denn als Lernziel verstanden.

Management Summary. Was macht Führung zukunftsfähig? Stuttgart, den 21. April 2016

Ernährung im 1. Jahr

Dr. Hans-Ulrich Rülke. Der nächste Schritt für unser Land Das Kurz-Wahlprogramm in Leichter Sprache

D.E.O. Die Erwachsene Organisation. Lösungen für eine synergetische Arbeitswelt

Mit dem Tool Stundenverwaltung von Hanno Kniebel erhalten Sie die Möglichkeit zur effizienten Verwaltung von Montagezeiten Ihrer Mitarbeiter.

4. Das neue Recht der GmbH ein Überblick

Widerrufrecht bei außerhalb von Geschäftsräumen geschlossenen Verträgen

Eva Douma: Die Vorteile und Nachteile der Ökonomisierung in der Sozialen Arbeit

Outlook. sysplus.ch outlook - mail-grundlagen Seite 1/8. Mail-Grundlagen. Posteingang


Nützliche Werkzeuge für das Coaching

Deutsches Rotes Kreuz. Kopfschmerztagebuch von:

Erfahrungen mit Hartz IV- Empfängern

Transkript:

Laborschule des Landes Nordrhein-Westfalen an der Universität Bielefeld Primarstufe und Sekundarstufe I Ulrich Bosse für das gesamte Dokument

Leistungsbewertung und Lernberichte 1. Die äußere Struktur der Schule 2. Die pädagogischen Leitgedanken 3. Lernen an und aus Erfahrungen 4. Gedanken zum Leistungsverständnis 5. Unsere Kritik an Zensuren und Noten 6. Formen der Leistungsbewertung an der Laborschule 7. Die Berichte zum Lernvorgang

Die äußere Struktur der Schule Staatliche Versuchsschule und Wissenschaftliche Einrichtung Angebotsschule Aufnahmeschlüssel entsprechend der sozialen Population Dreizügig mit 65 Schülerinnen und Schülerin pro Jahrgang Jahrgänge 0 bis 10 Alle Abschlüsse von Regelschulen Ganztagsschule

Die pädagogischen Leitgedanken Schule als Lebens- und Erfahrungsraum Eine Schule für alle Kinder Schule als Gesellschaft im Kleinen Stufung Mit Unterschieden leben Leistungsorientierung an individuellen Möglichkeiten der Kinder Schule ohne Noten

Lernen an und aus Erfahrungen (1) So wenig Belehrung wie nötig, so viel Erfahrung wie möglich. Je jünger die Kinder, desto ganzheitlicher der Unterricht. Mit zunehmendem Alter wächst die fachliche Gliederung.

Lernen an und aus Erfahrungen (2) Ganzheitlich offener Unterricht in der Primarstufe Spezialisierung der Erkenntniswege führt zur zunehmenden Herausdifferenzierung von Fächern Erfahrungsbereiche als erste Gliederung der Lernbereiche

Gedanken zum Leistungsverständnis (1) Es ist normal, anders zu sein. Es ist gerecht, Unterschiede zu machen. Die Menschen stärken, die Sachen klären. Wunder dauern etwas länger.

Gedanken zum Leistungsverständnis (2) Eine Schülerin erbringt dann eine gute oder auch sehr gute Leistung, wenn sie mit all ihrer Kraft das zeigt und schafft, was in ihr steckt. Niemand kann mehr leisten, als er im Stande ist. Aber jeder kann sich für das ihm Mögliche mehr oder weniger anstrengen und bemühen. Nicht allein das Ergebnis, sondern auch der Prozess des Schaffens prägen die Leistung einer Schülerin, eines Schülers.

Unsere Kritik an Zensuren und Noten (1) Noten berücksichtigen das Leistungsergebnis nicht den Leistungsprozess. Noten orientieren sich am Durchschnitt einer Klasse, eines Jahrgangs, einer Nation, nicht am Leistungsvermögen des Einzelnen. Noten vergleichen Unvergleichliches: Individuen. Gute Noten sind angenehm, aber nicht genug. Schlechte Noten fördern nicht, aber sie können hemmen.

Unsere Kritik an Zensuren und Noten (2) In einer Schule mit Noten ist der Lehrer immer gleichzeitig Arzt und Richter (Ruf/ Gallin). Leistungsbeurteilung hat zwei Funktionen: Entwicklungsfunktion und Leistungsfunktion. Diese Funktionen sind im Notensystem nicht miteinander vereinbar. (Bartnitzky)

So bitte nicht!

Formen der Leistungsbewertung an der Laborschule Leistungsorientierung an den individuellen Möglichkeiten der Kinder Aktive Mitwirkung der Kinder Dialogischer Austausch im Alltag Selbstreflexion und Leistungspräsentation, z.b. Portfolio Zum Halbjahr: Verbindliche Eltern-Schüler-Lehrer- Beratungsgespräche Zum Schuljahresende: Schriftliche Berichte zu Entwicklung des einzelnen Kindes Noten erst ab Ende des 9. Schuljahres

An der Laborschule: Berichte zum Lernvorgang Die Berichte zum Lernvorgang sind das der Pädagogik der Laborschule adäquate Instrument der Leistungsbewertung. Sie erlauben, im Gegensatz zu normierenden Bewertungssystemen, Schülerinnen und Schüler als Individuen zu würdigen, ihre Leistungen nicht nach einer eindimensionalen Messlatte zu bewerten, sondern als Bestandteil und Ergebnis eines Entwicklungsprozesses unter verschiedenen Aspekten in den Blick zu nehmen.

Die Berichte als mehrfunktionale Textsorte sie dokumentieren, was die Schülerin oder der Schüler in diesem (Halb-)Jahr gelernt und geleistet hat. sie informieren zugleich die Eltern sie würdigen die Leistung sie stellen somit ein Mittel und eine besondere Form der Kommunikation zwischen den beteiligten Personen dar.

Adressaten der Berichte Die Berichte richten sich sowohl an das Kind als auch an die Eltern. Sie richten sich in der Regel unmittelbar an das Kind und sind in einer entsprechenden Sprache abgefasst. Die Eltern werden also mittelbar informiert. Sie können auch in der er/sie-form abgefasst sein, wenn die Lehrerinnen und Lehrer diese Form für adäquater halten.

Die Berichte im Kontext der pädagogischen Arbeit Sie enthalten nichts wesentlich Neues, sondern dokumentieren und fassen zusammen, was den Schülerinnen und Schülern bereits bekannt ist: was und wie sie gearbeitet haben und wie die Lehrerinnen und Lehrer dies beurteilen. Sie beschreiben das Kind beziehungsweise den Jugendlichen und seine Leistungen vor dem Hintergrund seiner Entwicklung: Sie beziehen sich auf das, was war und sind auch auf die Zukunft gerichtet. Sie beschreiben und bewerten nicht nur, sondern geben auch Beratung, Unterstützung, Hilfe, Ermutigung. Sie dürfen nie ver-urteilen, also nichts fest-schreiben, was das Kind als unabänderlich verstehen muss, z. B. Charaktereigenschaften. Sie beschreiben und würdigen vielmehr einen Lern- und Entwicklungsprozess ("Berichte zum Lernvorgang"). Sie sind Bestandteil und Ergebnis eines kommunikativen Prozesses zwischen Erwachsenen und Kindern und können als solche auch veränderbar sein.