Stellungnahme zur geplanten Altholzverbrennungsanlage im DHE Dinslaken

Ähnliche Dokumente
Erfassung und Entsorgung von Altholz

Erfahrungen und Perspektiven der energetischen Altholzverwertung

Neue Methoden zur Materialerkennung und sortierung von Altholz

Produktblatt AS *

Produktblatt AS

ALTHOLZ AUFBEREITUNG ANWENDUNGSBEREICHE. Best Solution. Smart Recycling. Altholz Kategorie A I

Altholzverordnung Auswirkungen bei der Entsorgung von Bau- und Abbruchabfällen

Anhang C. Ergänzende Informationen Biomasse. C.1 Flächenbedarf Biomasseerzeugung

Altholz-Heizkraftwerke. Rechtliche Vorgaben für förderwürdige Projekte

Nutzung von Holzbrennstoffen in kleinen und mittleren Feuerungsanlagen. Dipl.-Ing. Michael Kralemann

Beitrag der Kreislaufwirtschaft zur Energiewende

DINSLAKENER HOLZ-ENERGIEZENTRUM

Anhang 3: Kapitel , Brennstoff Altholz A II

Qualitätssicherung durch Fachbetriebe - Umgang mit Bauabfällen. Küpper Umwelttechnik GmbH Dipl.-Biol. Sabine Käfer

Daseinsvorsorge seit über 30 Jahren

Umgang mit Bauabfällen / Baustellenabfällen

Daseinsvorsorge seit über 30 Jahren

Luftreinhalte-Verordnung

Bürgerforum Erneuerbare Energien

Wertstoffhof Kindsbach Was wird angenommen - was wird nicht angenommen Bauschutt

Baustoffe aus Recyclaten und Nebenprodukten Holz

Abfallentsorgung: Spezialfälle. Merkblatt. Holzabfälle, Abfälle von Baustellen, Brandüberreste, Leere und nicht leere Verpackungen

Hindernisse bei der Produktion von hochwertigen Brennstoffen aus Altholzsortimenten

Errichtung Ersatzkessel 2 inkl. Rauchgasreinigungsanlage und Umbau der vorhandenen Rauchgasreinigungsanlage

Beschlussempfehlung und Bericht

Unterrichtung der Öffentlichkeit nach 23 der 17. BImSchV. Jahresbericht der. Biomasse-Kraftwerk Fechenheim GmbH (BKF)

Dalkia Partner der. Die Wärmeversorgung der östlichen HafenCity

Verwertung immer besser als Verbrennung

Dipl.-Ing. Olaf Ahrens. Bau des Biomasse-Heizkraftwerkes der Stadtwerke Elmshorn

Wegfall der Heizwertklausel im Kreislaufwirtschaftsgesetz

Unterrichtung der Öffentlichkeit nach 23 der 17. BImSchV. Jahresbericht der. Biomasse-Kraftwerk Fechenheim GmbH (BKF)

MinDir. Dr. Uwe Lahl. Emissionen aus der Abfallwirtschaft Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft

Immissionsschutzrechtliche Rahmenbedingungen für Biomasseheizungen

LUBW - Kolloquium 2012: Altholzverordnung - Qualitätssicherung des Inputmaterials bei der energetischen Verwertung von Altholz

Bedeutung der Abfalltrennung in Schulen für den Klimaschutz in der Stadt

Änderungen LRV Holzbrennstoffe

Das EEG Ein Steuerungsinstrument für Abfallströme am Beispiel der Altholzverwertung

Argumentarium PE Tragtaschen

Neufahrn/Eching. Peter Ney

Umgang mit Bauabfällen / Baustellenabfällen

Wärmeszenario Erneuerbare Energien 2025 in Schleswig-Holstein

Mögliche Auswirkungen der Energiewende auf die Gesundheit

Verordnung zur Änderung der Verordnung über genehmigungsbedürftige Anlagen und zur Änderung der Verordnung über Emissionserklärungen

Müllverbrennung in Düsseldorf Klimafreundlich und zukunftsorientiert seit über 50 Jahren.

Emissionsreduktion durch smarte kommunale Wärmeversorgung Uwe Mietrasch Stadtwerke Zehdenick GmbH

Energetische Verwertung von Altholz in der Schweiz. R. Quartier / Forum Biogene Abfälle 2018 /

Abfallwirtschaft im Land Berlin Nutzung der Abfälle als neue Rohstoff- und Energiequelle

EXKURS ANFORDERUNGEN AN EMISSIONEN UND WIRKUNGSGRADE BEI DER PRÜFUNG VON HEIZKESSEL NACH EN 303-5:2012. Anforderungen der EN 303-5:2012

Richtlinien Altholz Sorte A I

BDSAV. Die Umwelt klar im Vorteil. Effektive Schadstoffbeseitigung bei gleichzeitiger Energiegewinnung

Foto: Harald Heinritz/abfallbild.de. Landkreis Neustadt a.d.aisch Bad Windsheim. Abfälle am Bau.

DINSLAKENER HOLZ-ENERGIEZENTRUM

Eine Einrichtung der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen im Landwirtschaftszentrum Haus Düsse

AII entspricht den Brennstoffen nach 3, Nr. 6 und 7, der 1. BImSchV:

Feuereifer oder Nebenwirkungen der Behaglichkeit. Amt für Umweltschutz, Abteilung Stadtklimatologie

Ökobilanzielle Bewertung der stofflichen CO 2 -Nutzung

Vorlesung D/Kapitel 6: Altholz

Das Biomassekraftwerk Lünen Energie aus Altholz

Wege zu Energieeffizienz und Nachhaltigkeit Winfried Binder

SEKTORKOPPLUNG UND SYSTEMINTEGRATION - SCHLÜSSELELEMENTE AUF DEM WEG IN DAS ZUKÜNFTIGE ENERGIESYSTEM

Heizen mit Holz - Messung von Staub, CO - neue Grenzwerte - Umwelttipps vom Schornsteinfeger

Ökobilanz der Prozesskette

Energiewende und Klimaschutzpotenziale der Abfallwirtschaft am Beispiel Berlin

Nutzung von Festbrennstoffen. Voraussetzungen um nachwachsende Rohstoffe (z.b.holz) nutzen zu können

18. Österreichischer Biomassetag Heizwerkbetreibertag Brennstoff Reststoff Müll? Ing. Martin Mayer

Biomassemitverbrennung in KWK-Anlagen Vattenfall Europe Wärme AG. Controller Arbeitskreis Berlin

Anlagen zur Aufbereitung von Altholz in Baden-Württemberg - Erhebung, Stand August

Das Energiesystem der Zukunft

Verordnung für kleine und mittlere Feuerungsanlagen 1. BImSchV

Institut für Energietechnik, Professur Verbrennung, Wärme- und Stoffübertragung. Energietechnik. Dr.-Ing. Marco Klemm

Biomassefeuerungen kleiner Leistung Übersicht über Arbeiten in Wieselburg

. BiomasseVerordnung Seite 1 von 8

LR DI Hans Lindenberger informiert zum Thema: NEUE PERSPEKTIVEN FÜR DIE TIROLER ABFALLWIRTSCHAFT

Rollenspiel Arbeitsmaterial für Schüler und Schülerinnen. Deutsches Museum Sonderausstellung

Exergiebilanz der stofflichen & energetischen Abfallverwertung: Fallbeispiele

1. SIG in Kürze. 2. Energiewende : die grossen Veränderungen. 3. SIG : Strategie eines Multi-Energie-Verteilers. 4. Schlussfolgerungen

Transition énergétique / Energiewende : am Beispiel der Stadt Metz

Ressource Holz nachhaltig nutzen

Freiwilliges Rücknahmesystem. zur Wahrung der. Produktverantwortung. für. imprägnierte Hölzern

Eine landesweite Informationskampagne des Schornsteinfegerhandwerks in Hessen und Hessenforst. Feinstaub reduzieren und die Umwelt entlasten!

Die Energiewende braucht den gestalteten Kohleausstieg

Altholz. Bayerisches Landesamt für Umwelt. infoblätter Kreislaufwirtschaft. Stand 2/2012

Anforderungen des Emissionsschutzes - Novelle 17. BImSchV -

Errichtung und Betrieb von Energieerzeugungsanlagen und Wärmenetzen auf Basis fester Biomasse. Uwe Gährs Senior Manager

VIKTOR KAPLAN-LECTURE Sicher in die Energiezukunft Dekarbonisierung und Sektorenkopplung

Forum Synergiewende Ökonomisch und ökologisch nachhaltige Wärme durch Sektorenkopplung

Biomasse-Heizkraftwerk Traunreut. Energie im Verbund.

gezielte finanzielle Unterstützung von regionalen Klimaschutzprojekten durch Eigenverantwortung für den persönlichen CO2 Fußabdruck als wirksamer

HAUS März 2012 Energieeffizientes Haus. Aber sicher! Heizen mit Holz - Tipps vom Schornsteinfeger

HAUS Februar Gebäude zukunftsfähig bauen und sanieren

zu Punkt der 949. Sitzung des Bundesrates am 14. Oktober 2016

Einwendung. gegen den vorhabenbezogenen Bebauungsplan Nr. 603 Industriekraftwerk Stade (IKW Stade)

ENERGIEBAUSTEINE DES INTEGRIERTEN KLIMASCHUTZKONZEPTES

Ökologisch Heizen mit qualitativ hochwertigen Holzbrennstoffen

Klimaschutz. Kommunale Energiepolitik

Biomasse «Katalysator» der Energiewende?! Perspektive Swisspower Schweizer Stadtwerkeverbund Thomas Peyer, Swisspower Leiter Energiedienstleistungen

Transkript:

Stellungnahme zur geplanten Altholzverbrennungsanlage im DHE Dinslaken Günter Dehoust Öko-Institut e.v. Dinslaken, 21. November 2018

Übersicht 1. Brauchen wir Altholzverbrennung? 2. Warum KWK-Fernwärme aus Altholz? 3. Sollten Althölzer nicht besser in die Müllverbrennung? 4. Wäre ein Biomasse-FHKW nicht besser? 5. Wie ist die geplante RGR-Technik einzuschätzen? 6. Wie hoch sind die zu erwartenden Zusatzbelastungen? 2

1. Brauchen wir Altholzverbrennung? Holz ist ein nachwachsender und damit nachhaltiger Rohstoff und ein sehr guter Bau- und Werkstoff, der so oft wie möglich weniger nachhaltige Rohstoffe ersetzen sollte. Die Nutzung sollte ebenfalls nachhaltig gestaltet werden: - Lange Lebensdauer der Produkte und Gewerke - weniger Schadstoffeinsatz bei der Produktion und während der Nutzung - Wiederverwendung in einem Second Life - Kaskadennutzung so lang als möglich stofflich (Recycling) danach energetische Nutzung 3

1. Brauchen wir Altholzverbrennung? Kaskade für Holz unter Berücksichtigung der Abfallhierarchie Ulrich Schieferstein Müll und Abfall 3/16 4

1. Brauchen wir Altholzverbrennung? Vergleich der Analysendaten mit den Grenzwerten* für eine stoffliche Verwertung von Altholz nach AltholzV, 2002 (*Werte gelten noch) Hamburger Umweltbericht 62/02 Schadstoffe in Altholz 5

1. Brauchen wir Altholzverbrennung? => Altholzverbrennung ist notwendig, um die nachhaltige Kaskadennutzung zu ermöglichen und um Schadstoffanreicherungen in Holz- Recyclingprodukten zu verringern! 6

2. Warum KWK-Fernwärme aus Altholz? Um Klimaschutz angemessen zu fördern ist die Umsetzung der Energiewende (100 % regenerative Energie) zwingend notwendig! Strom zu möglichst hohen Anteilen aus Wind, Wasser und Sonne! Strom erhält viele zusätzliche Anwendungsgebiete (Produktion, Mobilität, Wärme ) und wird deshalb auch zukünftig knapp bleiben Wärmeversorgung wird durch den dringend erforderliche Ausstieg aus Kohle und den langfristigen Ausstieg aus Gas schwieriger! => Alle mögliche regenerative Quellen müssen umfassend genutzt werden, sowohl die Altholzverbrennung als auch die vorhandenen Alternativen! 7

3. Sollten Althölzer nicht besser in die Müllverbrennung? Bundesweit durchschnittliche Wirkungsgrade von MVAs sind zu gering: Strom: um 10 % Wärme: um 30 % Wirkungsgrade Altholz-FWHK: Strom: ca. 15 % Wärme ca. 55 % => Heute wird noch zu viel Altholz in MVAs verbrannt, und damit regenerative Energie zu schlecht genutzt! 8

4. Wäre ein Biomasse-FHKW nicht besser? Biomasse-FHKW könnte bei Verbrennung von Altholz I und II etwas bessere Wirkungsgrade realisieren Aber: Biomasse-FHKWs arbeiten mit deutlich einfacheren - meist einstufigen - Rauchgasreinigungen und würden z.t. deutlich höhere Emissionen aufweisen 9

4. Wäre ein Biomasse-FHKW nicht besser? Kategorie A I: naturbelassenes oder lediglich mechanisch bearbeitetes Altholz, das bei seiner Verwendung nicht mehr als unerheblich mit holzfremden Stoffen verunreinigt wurde, Kategorie A II: verleimtes, gestrichenes, beschichtetes, lackiertes oder anderweitig behandeltes Altholz ohne halogenorganische Verbindungen in der Beschichtung und ohne Holzschutzmittel, Kategorie A III: Altholz mit halogenorganischen Verbindungen in der Beschichtung ohne Holzschutzmittel, Kategorie A IV: mit Holzschutzmitteln behandeltes Altholz wie Bahnschwellen, Leitungsmasten, Hopfenstangen, Rebpfähle sowie sonstiges Altholz, das aufgrund seiner Schadstoffbelastung nicht den anderen Altholzkategorien A I, A II oder A III zugeordnet werden kann, ausgenommen PCB-Altholz*. 10

4. Wäre ein Biomasse-FHKW nicht besser? Beispiel Quecksilber: Bundesweit mittlerer Jahresmittelwert 2016 für Hg aus 33 Altholzverbrennungsanlagen nach 17. BImSchV liegt zwischen 0,001 und 0,002 mg/m 3 90 % der Werte liegen unter 0,003 mg/m 3 11

4. Wäre ein Biomasse-FHKW nicht besser? -> Daten zu Hg für Biomasseanlagen liegen kaum/bisher nicht vor! -> Beispiele für Staubkonzentrationen nach Messungen der BLfU in Bayern: Pelletkessel 15 bis 40 mg/m 3 Scheitholzkessel 20 bis 60 mg/m 3 => Für die Anwohner bietet eine Anlage nach 17. BImschV mehr Sicherheit und für die meisten Parameter auch weniger Belastung! Zusätzlich Positiv: Keine Altholz A IV 12

4. Wie ist die geplante RGR-Technik einzuschätzen? Die geplante 4-stufige RGR-Anlage übersteigt z.t. deutlich den Stand, der heute üblicherweise in vergleichbaren Anlagen - auch MVAs - realisiert wird. => Sehr geringe Betriebswerte können damit sicher erreicht werden! Weil aber auch der Betrieb einen relevanten Einfluss auf die Emissionswerte hat, sollten abgesenkte Grenzwerte und eine intensivere Kontrolle (für Schwermetalle und Dioxine) freiwillig beantragt bzw. ausgehandelt werden! 13

4. Wie hoch sind die zu erwartenden Zusatzbelastungen? => Die vorgestellten, sehr geringen Zusatzbelastungen, stimmen mit unseren Erfahrungen aus Immissionsprognosen für vergleichbare Anlagen überein. Dabei ist zu berücksichtigen, dass mit den beantragten Grenzwerten gerechnet wurden, die teilweise im Betrieb sicher unterschritten werden. Das Beispiel für Quecksilber zeigt, dass die tatsächlichen Zusatzbelastung im Betrieb vs. um Faktor 3 bis 10 geringer sind, als nach der Immissionsprognose. 14

Vielen Dank! 15