VORWORT 7 SABINA BOCKEMÜHL DIE KUNST DER KLAREN HALTUNG 10 JA ZUM LEBEN, MIT ALLEN SINNEN IM HIER UND JETZT 14

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Transkript:

inhalt VORWORT 7 Rolf Jessewitsch SABINA BOCKEMÜHL DIE KUNST DER KLAREN HALTUNG 10 Katrin Hoerner JA ZUM LEBEN, MIT ALLEN SINNEN IM HIER UND JETZT 14 Sabina Bockemühl PORTRÄTS. GESICHTER SIND MEINE LANDSCHAFT 16 mit einer Einführung von Katrin Hoerner AUS STELLUNG WORK & WOMEN. FRAUEN MUSEUM BONN 42 HEIMAT ALS SEHNSUCHTSORT SOLINGEN 44 mit einer Einführung von Katrin Hoerner GEFÜHLT HEIMAT LAND SCHAFTS BILDER UND FLORALES 70 mit einer Einführung von Katrin Hoerner FIGURATIVE MALEREI MIT BILDERN GESCHICHTEN ERZÄHLEN 106 mit einer Einführung von Katrin Hoerner HOT COWS & TIERISCHES DIE NATUR IM AUGE DES TIERES 182 mit einer Einführung von Katrin Hoerner OHNE ZEIT UND RAUM. INTERVIEW MIT SABINA BOCKEMÜHL 274 Katharina Strodtkötter AUSSTELLUNG STARKE WESEN, ZARTE SEELEN IM MUSEUM FÜR ZEITGENÖSSISCHE KUNST DIETHER KUNERTH 298 SABINA BOCKEMÜHL STARKE WESEN ZARTE SEELEN. WERKE, WIRKEN & VITA 306 Frauke Constantin DANKE / SPONSOREN 311

porträts gesichter sind meine landschaft Die Frau auf dem Porträt weckt sofort unsere Neugier. Die Dargestellte sieht in Richtung des Betrachters, doch blickt sie über uns hinweg in die Ferne. Das könnte arrogant erscheinen, doch ihre offenen Gesichtszüge, das Lächeln, das ihre Lippen umspielt und ihre deutliche Konzentration widerlegen den Eindruck sofort. Vergangenes und Zukünftiges, Gefühltes und Erlebtes spiegeln sich in ihrem Gesicht wider. Ihr Ausdruck schwankt zwischen Unnahbarkeit und Offenheit. Farblich fügt sie sich in eine eigene Welt, deren gegenständliche Beschaffenheit die Malerin Sabina Bockemühl nur sparsam andeutet. Die Figur gewinnt durch die Intensität der fein abgestuften und modulierten Farbtöne erstaunliche Kraft. Rot und Grün im Hintergrund bauen als Komplementärkontrast eine polare Spannung auf. Dazwischen vermittelt der warme Hautton, auf dem die komplementären Farben zarte Lichter setzen. Wir erkennen die große deutsche Schauspielerin Hannelore Elsner natürlich sofort. Doch ist es mehr als die offensichtliche Ähnlichkeit, die uns an dem Porträt fasziniert. Es ist der Ausdruck einer selbstbewussten Frau, die ein erfülltes Leben geführt hat, jetzt mutig und erwartungsvoll in die Zukunft blickt. Das menschliche Gesicht ist in Sabina Bockemühls Werk das zentrale Thema, das sie seit 30 Jahren nicht loslässt. Die Malerin bildet nicht nur ab, was sie sieht, sondern was ihr Modell fühlt und in sich trägt. Sensibel schaut sie hinter die Fassade, spürt in ihren Bildern das Wesen und das Seelenleben ihres Gegenübers auf. Deshalb porträtiert sie Menschen, die sich ihr öffnen und zu denen sie eine innere Beziehung aufbauen konnte. Beispielsweise sind das Starke Frauen, so der Name ihrer umfangreichen Serie, zu der auch Hannelore Elsners Porträt gehört. Ich kann mich in Frauen am besten hineinversetzen, sagt die Künstlerin. Die Köpfe der Abgebildeten nehmen meist den Hauptteil der metergroßen Leinwände ein. Ihre körperliche Präsenz zieht den Betrachter unweigerlich in Bann. Attribute aus ihrem Leben ergänzen die Darstellung. Damit stellt die Künstlerin sich in die Tradition klassischer Porträtmalerei. In Renaissancebildern kennzeichneten etwa Zepter oder Reichsapfel als Insignien die Macht eines Herrschers. Ein Buch und ein Stundenglas gaben Hinweise darauf, dass der Dargestellte ein Gelehrter war. Sabina Bockemühl adaptiert dieses Konzept für die heutige Zeit. Etwa indem sie eine Hamburger Hafenansicht auf den Kragen der Schauspielerin Hannelore Hoger malt und die Dargestellte damit in ihrer Geburtsstadt verortet. Oder indem sie in Veronica Ferres Haar den Wipperkotten als Symbol für ihre anhaltende Verbundenheit mit Solingen zeigt. Mit der Silhouette eines Filmstudios und der Hollywood Hills spielt die Künstlerin auf die schöpferische Zukunft der Schauspielerin an. Gesichter sind meine Landschaft, sagt Sabina Bockemühl und meint damit, dass sie in der Topografie des Gesichts ihres Gegenübers Spuren seines ganzen Lebens, der Träume und Enttäuschungen erkennen kann. Dabei malt sie zuerst die Augen, weil ich mit meinem Gegenüber kommunizieren muss. Das Porträt gilt als Offenbarungseid eines Künstlers in Hinblick auf das formale Verfahren und die malerischen Mittel. Ähnlichkeit zu erzielen, ist eine Frage des Handwerks, das die Malerin zweifelsfrei beherrscht. Das künstlerische Können zeigt sich, wenn es gelingt, eigentlich nicht Sichtbares zu zeigen: Seele, Charakter, Gefühl. Bestenfalls kommt, wie in den von Sabina Bockemühl geschaffenen Porträts, das gesamte Wesen des Dargestellten zum Ausdruck. Katrin Hoerner M. A. Kunsthistorikerin

18 Veronica Ferres 170 140 cm 2018

20 Mario Adorf 160 140 cm 2018

48 Ohligser Heide Solingen 80 100 cm 2018

50 Wipperkotten Solingen 140 140 cm 2018

Drei-Insel-Teich Ohligser Heide Solingen 80 100 cm 2018 52

120 Großes Hühnertheater 100 140 cm 2012

152 Spicy 100 80 cm 2011

Pointed Paula 120 60 cm 2017 Out of frame pointed cow 160 120 cm 2017

Hühner mit Obst Stillleben 40 120 cm 2012 260 261