Von: Dr. Manfred Weber Dezernatsleiter Schwein, Landesanstalt für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau, Iden

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Transkript:

Betriebsangepasste Diversifizierung eine landwirtschaftliche Genossenschaft entwickelt sich Von: Dr. Manfred Weber Dezernatsleiter Schwein, Landesanstalt für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau, Iden Die Produktivgenossenschaft Altmark e.g. Neuferchau hat sich in den letzten Jahren ein neues Gesicht gegeben und ist weiterhin in der Entwicklung, so sieht Henry Hartmann, der Geschäftsführer der PG Neuferchau sein Unternehmen in der Vergangenheit und Zukunft. Bildeten früher der Ackerbau, die Milcherzeugung und die Schweinemast den Schwerpunkt der Produktion, beschäftigt man sich heute neben dem Ackerbau mit der Sauenhaltung, der Schweinemast, der Jungrinderaufzucht und dem Betreiben einer Biogasanlage. Die Milchviehhaltung war weder personell noch stalltechnisch ausbaufähig, sodass wir uns zwar schweren Herzens, aber ökonomisch sinnvoll, im letzten Jahr von den Milchkühen getrennt haben, berichtet der Geschäftsführer. Wir wollen und müssen uns auf unsere Stärken konzentrieren, damit das Unternehmen auch in Zukunft konkurrenzfähig bleibt. Hinzu kommt im Acker- und Futterbau, dass ein großer Teil der 600 ha LN im Naturschutz- (85 ha) und Landschaftsschutzgebiet (180 ha) des Drömlings liegt, die zum Teil nur unter hohen Auflagen bewirtschaftet werden können (siehe Betriebsspiegel). Betriebsspiegel PG Neuferchau LN 591 ha, davon 180 ha Grünland 150 ha Winterroggen, 35 ha Raps, 210 ha Silomais, 16 ha Stilllegung Niederschläge: 560 mm Arbeitskräfte: 11 Rinder: 200 Kälber, 450 Rinder Schweine: 195 Sauen, 1900 Mastplätze Biogas: 537 kw/h (Gülle, Maissilage, AWS, GPS, Mist) Energieerzeugung, der neue lohnenden Geschäftszweig Schon im Jahr 2000 wurden die entscheidenden Weichen gestellt, als man sich dazu entschloss, aus der reinen Schweinemast ein geschlossenes System zu erstellen und dazu einen Sauenstall mit 200 Sauenplätzen und entsprechender Ferkelaufzuchtkapazität gebaut hat. Dieser Sauenstall ist jetzt Hauptabnehmer der in der neu errichteten Biogasanlage anfallenden Wärme. Im Jahr 2007 wurde diese Anlage (500 kw elektrisch) mit einem Investitionsvolumen von 1,4 Mio errichtet. Für uns kam nur eine Biogasanlage mit kompletter Wärmenutzung in Frage. Dies ist nicht nur betriebswirtschaftlich, sondern auch volkswirtschaftlich hoch effektiv, so Hartmann. Der Standort der Biogasanlage wurde gezielt ausgewählt, nämlich in unmittelbarer Nähe der Sauenanlage. Wichtig waren hier zur Vermeidung von Wärmeverlusten die kurzen Wege des warmen Wassers bis zum Endverbraucher. Bisher wurde der gesamte Sauenstall mit Flüssiggas beheizt. Sowohl im Sauen- wie auch im Ferkelbereich erzeugen Heizungssysteme auf Warmwasserbasis die Grundlast. Nur im Bereich der Serviceperiode (Trocknen und Aufheizen) und zur Vorraumheizung wurden Gaskanonen zusätzlich eingesetzt. Im gesamten Sauenbereich sorgen Wastra-Wandprofile für die benötigte Wärme. In der Abferkelung kommen die Ferkelnester aus Polymerbeton hinzu. In den Ferkelaufzuchtställen, hier wird eine 2-phasige Aufzucht durchgeführt, stehen den Ferkeln in den ersten 2-3 Wochen eine Zonenheizung mit Fista-Platte zur Verfügung. Im

zweiten Aufzuchtabschnitt, der dann bis ca. 40 kg geführt wird, erzeugen die Wastra- Wandprofile für die benötigten Temperaturen. Der Anschluss des Stalles an die Wärmeversorgung aus dem BHKW erfolgte zeitnah zum Produktionsbeginn. Dabei werden zwei Strategien verfolgt. Zum ersten wurden die Flüssiggasbrenner durch einen Wärmetauscher (Leistung 500 kw), der die Wärmeenergie des vom BHKW kommenden Wassers (Vorlauftemperatur 82 C) auf den Warmwasserkreislauf im Stall (auch Versorgung Büro und Rinderstall) überträgt, ersetzt. Daneben installierte man noch drei warmlufterzeugende Wärmetauscher (zusammen 189 kw) in den Zentralgängen des Stalles. Von dort aus wird sowohl die Luft für die Sauenabteile, wie auch die der Ferkelaufzucht erwärmt. Im Bereich der Ferkelaufzucht befinden sich an beiden Seiten des Zentralganges, um eine gleichmäßige Erwärmung der Luft zu gewährleisten, je ein Wärmetaucher (Wasser-Luft) mit 63 kw Leistung. Die eingebaute Leistung und die Warmwasserheizung in den Abteilen ermöglicht es, auch im Winter etwas höhere Luftraten in den Ställen zu realisieren. Dies hat wiederum positive Auswirkungen auf die Qualität der Stallluft. Durch das zusätzliche Anbringen von Wandheizelementen an den dem Zentralgang gegenüber liegenden Außenwänden, konnte der bis dahin bestehende Temperaturgradient (vorn wärmer, hinten kälter) im Abteil beseitigt werden. Auch das im Stall benötigte warme Wasser (Dusche etc.) wird über den zentralen Wasser- Wasser-Wärmetauscher erzeugt. Der bisher mit Kaltwasser betriebene zentrale Hochdruckreiniger erhielt ebenfalls einen Anschluss an die Warmwasserleitung. Diese Maßnahme bringt nach den Angaben von Herrn Hartmann deutlich bessere Reinigungserfolge, und dies in einer deutlich kürzeren Zeit. Immerhin wurden im Stall bisher ca. 330.000 kw/h pro Jahr benötigt und diese durch Flüssiggasverbrennung bereitgestellt. Rechnet man 6,6 ct pro kw/h ergeben sich 21.500 pro Jahr, die komplett eingespart werden können. Die zusätzliche Investition (Anbindung Stall, Wasser-Wasser-Wärmetauscher, 3 Wasser-Luft-Wärmetauscher) kostete 34.500, sodass bis heute eine Amortisation schon gegeben ist. Mittlerweile wurde durch den Wegfall der Milchviehhaltung weitere LN zur Erzeugung von Gärsubstraten frei. Wir sind in der Planung einer Erweiterung unserer Biogasanlage um 400 kw. Die Strom- und Warmwassererzeuger sollen diesmal in Dorfnähe aufgebaut werden und damit 40-60 Haushalte im Dorf Neuferchau aus dieser Anlage mit Warmwasser und Heizenergie versorgt werden, berichtet Hartmann über die Zukunftspläne des Betriebes. Personalmanagement wird groß geschrieben Auch in der Schweinhaltung beweist der Geschäftsführer Weitsicht. Nach wie vor behält zwar Joachim Trittel, der seit Beginn der Sauenhaltung in Neuferchau dabei ist, die Zügel im Stall fest in seinen Händen, aber für eine Nachfolge wird frühzeitig gesorgt. Nachdem Julia Guzinski im Sommer ihre Ausbildung zum Tierwirt Fachrichtung Schweinehaltung mit Auszeichung abgeschlossen hat, möchte man sie für länger ans Unternehmen binden. Gutes Personal für die Schweinehaltung zu finden, ist zurzeit nicht einfach, deshalb haben wir Frau Guzinski eine Perspektive im Unternehmen aufgezeigt, die neben Weiterbildungsmaßnahmen auch perspektivisch die Leitung der Schweinehaltung im Unternehmen vorsieht. Daneben wird auch momentan einer weiteren Auszubildenden die Chance gegeben, einen Beruf mit Perspektive zu erlernen. Die Sauenhaltung Die Sauenhaltung wird aufgrund der geringen Sauenzahl, aber auch aus Kapazitätsgründen, in der Mast im 4-Wochen-Ryhthmus betrieben. Mit 35-40 Sauen werden alle 4 Wochen 400-500 Mastferkel erzeugt. In der dreiwöchigen Säugezeit werden mittlere Absetzgewichte von 6,5 kg erreicht. In den letzten drei Jahren erreichte man in Neuferchau stabil zwischen 26 und 27

Ferkel. Der Sprung über die 27 Ferkel soll uns in diesem Jahr gelingen, so Joachim Trittel. In erster Linie sieht er dabei die Senkung der Ferkelverluste als zielführend. Wir haben dafür unser Abferkelmanagement nach dem Beispiel eines im Sommer besuchten Betriebes umgestellt, so der Stallleiter. Da in der Vergangenheit viele Sauen schon früh abgeferkelt haben (vor dem 115. Tag), hat man sich in Neuferchau dazu entschlossen, schon am Abend des 113. Trächtigkeitstages bei den noch nicht abgeferkelten Sauen die Geburt einzuleiten. Das hat uns im letzten halben Jahr 4 Prozent weniger Ferkelverluste beschert, freut sich Trittel. Er führt die geringeren Verluste auf ein besseres Versetzmanagement (es stehen mehr Sauen zum gleichen Zeitraum zum Wurfausgleich zur Verfügung) und die effektivere Betreuung während der kürzeren Abferkelperiode und der eingeführten Nachtschicht (alle 4 Wochen zwei Nächte) zurück. Trotz der früheren Geburtseinleitung sind nach Angaben von Herrn Trittel die Geburtsgewichte nicht abgesunken und liegen weiterhin im Durchschnitt bei ca. 1,4 1,5 kg. Probleme in der Jungsauenfruchtbarkeit Das, was wir bei den Ferkelverlusten gewinnen, verlieren wir im Moment bei der Jungsauenfruchtbarkeit, zeigt Trittel auch Probleme auf. Jungsauen kommen alle 4 Wochen mit einem Gewicht von 90-100 kg aus einem Betrieb des Mitteldeutschen Zuchtverbandes nach Neuferchau. Die ersten drei Wochen verbringen sie in der Gruppe am Fütterungssystem (Beladosstation), an dem sie auch in der kompletten Tragezeit versorgt werden, zur Eingewöhnung. Anschließend werden sie einzeln aufgestallt und zur Besamung vorbereitet (Zyklussynchronisation mit Regumate). Nach der erfolgreichen Besamung (TU nach 4 Wochen) gehen die tragenden Jungsauen in den Wartestall in eine separate Jungsauengruppe. Erst in der zweiten Trächtigkeit werden sie mit Altsauen gemeinsam aufgestallt. Im Wartestall sind die Vorgaben der neuen Tierschutz-Nutztierhaltungsverodnung schon umgesetzt, nur im Deckstall bestehen noch Probleme, die aber zurzeit mit der Veterinärverwaltung diskutiert und einer Lösung zugeführt werden. Wir müssen die Probleme jetzt angehen, damit wir auch noch eine Firma finden, die Kapazitäten hat, um Umbauten zu realisieren. In ein oder zwei Jahren kann es sicherlich zu Engpässen kommen, so der Geschäftsführer. Fütterung der Sauen Im Fütterungsbereich wird seit vielen Jahren mit einem benachbarten Futterwerk zusammen gearbeitet und für alle Produktionsstufen Fertigfutter bezogen. Die momentan eingesetzten Futtermittel für Sauen sind in Tabelle 1 dargestellt. Tabelle 1: Zusammensetzung der Sauenfuttermittel (%) Komponente Sauenfutter laktierend Sauenfutter tragend Gerste 36 55 Weizen 35,5 Triticale 7 Sojaextraktionsschrot 20 7,5 Weizenkleie 13 Melasseschnitzel 4 15 Sojaöl 1 Mineralmischung (Lysin) 3,5 (0,2) 2,5 (0,07) Energie (MJME) 12,8 11,4 Rohprotein 17,0 13,5 Lysin 0,95 0,65 Rohfaser 4,5 7,2

Alle Futtermittel sind zusätzlich mit Phytase angereichert. Vor einem halben Jahr hat man das Fütterungsmanagement umgestellt. Da uns die Kotqualität bei den Sauen nicht gefallen hat, wollten wir übergangsweise versuchen, den Futterwechsel von tragendem auf säugendes Futter erst nach der Abferkelung vorzunehmen. Da der Kot um die Abferkelung tatsächlich weicher geworden ist, haben wir das System beibehalten, so der Stallleiter. Machbar war dies auch mit geringem technischen Aufwand durch das 4-Wochen-System. Hierbei steht immer nur eine Gruppe im Abferkelstall. Durch einen zusätzlichen Anschluss der Fütterungsleitung im Abferkelstall an das Silo für tragendes Futter konnte die Umstellung realisiert werden. In Betrieben, in denen mehrere Gruppen im Abferkelstall stehen, ist dies nur mit technisch höherem Aufwand zu lösen (zweite Futterkette oder Handfütterung). Gleichzeitig haben die Neuferchauer den Einsatz von Ferkeljoghurt getestet. Die Erfahrungen damit sind noch nicht so richtig einzuschätzen. Bisher haben sie keine Leistungssteigerung (Absetzgewichte) feststellen können, wollen den Joghurt aber dennoch beibehalten, da ihrer Meinung nach doch ein stabilisierender Effekt aufgetreten ist. In der Ferkelaufzucht bestehen noch Reserven In der Ferkelaufzucht liegen noch große Reserven. Besonders die Futteraufnahme ist nicht befriedigend, umschreibt Joachim Trittel die Situation in der Ferkelaufzucht. Für die in Grußgruppen von ca. 35 Tieren gehaltenen Ferkel stehen zur Futteraufnahme Trockenfutter- Automaten zur Verfügung. Neben gesundheitlichen Problemen werden diese für eine geringe Futteraufnahme verantwortlich gemacht. Mit dem Tiergesundheitsdienst und dem Futtermittelberater werden momentan Lösungswege diskutiert und ausprobiert. Neben der Optimierung des Impfregimes, insbesondere dem Zeitpunkt der Circoimpfung, stellt sich die Frage nach der Fütterungstechnik. In Kürze sollen probeweise zwei Abteile mit Breifutterautomaten mit einem größeren Tier-Fressplatzverhältnis eingebaut werden. Ebenfalls wird, zumindest in diesem Haltungsabschnitt, der Wechsel des Futterlieferanten erwogen. Zudem steht auch die Sauenherkunft (siehe Jungsauenfruchtbarkeit) momentan in Frage. Mastschweine stehen in alten und neuen Ställen. Nach der Ferkelaufzucht kommen die Tiere in die betriebseigene Mast. Neben der Nutzung von Altställen, zumeist auf Tiefstreu, wurde im letzen Jahr ein neuer Maststall (Optiklimastall) mit Vollspaltenhaltung neu errichtet. Hier scheinen sich die Leistungen zu stabilisieren und es lassen sich Zunahmen über dem derzeitigen Betriebsdurchschnitt von 730 g realisieren. Neu ist hier auch die Luftzufuhr, die komplett unter dem Stall erfolgt. Messungen in diesem Stall zeigen, dass im Winter dadurch ein Wärmetauschereffekt von bis zu 10 C erzielt werden kann. Besonders im Sommer zeigen uns die gemessenen Werte, dass auch bei sehr hohen Außentemperaturen die Luft mit bis zu 5 C weniger in den Stall hinein kommt, so Frau Guzinski, die in Zusammenarbeit mit der LLFG die Versuchsmessungen begleitet. Gefüttert wird in der Mast 2-phasig. Die eingesetzten Futtermittel sind in Tabelle 2 dargestellt. Neben Sojaextraktionsschrot als Eiweißträger wird in Neuferchau auch Rapsextraktionsschrot eingesetzt. Momentan sind dies 7% in der Vormast und 12% in der Endmast. Damit erreicht die Produktivgenossenschaft annähernd die von vielen Experten und der UFOP empfohlenen Mengen.

Tabelle 2: Zusammensetzung der Futtermittel für Mastschweine (%) Komponente Vormastfutter Endmastfutter Roggen 5 Weizen 51 25 Triticale 20 45 Sojaextraktionsschrot 12 8 Rapsextraktionsschrot 7 12 Weizenkleie 3,5 2 Getreidemüsli 3,3 Mineralmischung (Lysin) 3,2 (0,5) 3 (0,25) Energie (MJME) 13,0 12,8 Rohprotein 17,0 17,0 Lysin 1,1 0,9 Rohfaser 4,0 3,9 Wir setzen ganz gezielt in Zusammenarbeit mit unserem Mischfutterhersteller auf Rapsextraktionsschrot als Eiweißkomponente. Zum ersten handelt es sich um eine hiesige Futterkomponente und zweitens macht es die Futtermischungen in der Regel auch preisgünstiger. Mit diesen Argumenten trifft Henry Hartmann auch weiterhin die Entscheidung pro RES im Schweinefutter. Vermarktung der Schweine nur regional Auch in der Vermarktung der Schweine bleibt die Produktivgenossenschaft ihrer regionalen Identität treu. 70% ihrer Schweine gehen an zwei Landfleischereien in der unmittelbaren Nähe. Dabei darf das Schlachtgewicht nicht unter 95 kg fallen, da für die Direktvermarktung unbedingt große Teilstücke benötigt werden. Vergütet wird dabei nach Schlachtgewicht und ISN-Basispreis. Auch wenn nicht nach Magerfleisch abgerechnet wird, legen die Fleischereien großen Wert auf magere Schweine. Mit der momentanen Genetik und Fütterung konnten diese Anforderungen bisher immer erfüllt werden. Die übrigen 30% gehen an einen regionalen Schlachthof und werden von dort aus weiter verwertet. Neben dem Bau der nächsten Biogasanlage steht für die nächsten Jahre der Ersatz der alten Mastschweineställe auf dem Wunschzettel der Genossenschaft. Wenn diese mit gleichem Weitblick wie bisher wirtschaftet, werden solche Ziele auch erreicht und in diesem wirtschaftlich stabilen Betrieb noch auf lange Zeit Arbeitsplätze in der strukturschwachen Region erhalten.