Behinderung und Migration: Behinderungsbilder in der Türkei und in Russland



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Transkript:

Behinderung und Migration: Behinderungsbilder in der Türkei und in Russland Veranstaltung Interkulturelle Unterschiede im Umgang mit Behinderungen 13. März 2014, München Filiz Kutluer, Diplom-Soziologin

Chronologie (1) Hintergrund 2005: Problemanzeige: Angehörige mit Migrationshintergrund 2005/06: Befragung der Einrichtungen zur Anzahl der Personen mit Migrationshintergrund 09.2006: Fachtagung des Behindertenbeirats der Stadt Bielefeld zum Thema Behinderung und Migration

Chronologie (2) 06.2007: Workshop Behinderung und Migration Hintergrund 2008: Antragstellung bei der Stiftung Wohlfahrtspflege des Landes NRW zur Förderung des Projektes Behinderung und Migration. 09.2009: Start des Projektes

ca. 30% der Bielefelder haben einen Migrationshintergrund Hintergrund ca. 32% der Schüler/innen an Förderschulen stammen aus Migrantenfamilien 2006: ca. 2% der im Stiftungsbereich Behindertenhilfe betreuten Klient/innen waren Menschen mit nicht-deutscher Staatsangehörigkeit

Fragestellung 1. Was hindert die behinderten Menschen mit Migrationsgeschichte und ihre Familien Unterstützungsangebote anzunehmen? 2. Wie können diese Familien besser unterstützt werden?

Zielgruppe: Zielgruppe Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit Behinderung und ihre Familien vorwiegend mit türkischem und russischem Hintergrund

Vorgehensweise Interviews und Gespräche mit: Migrantenfamilien mit behinderten Angehörigen Mitarbeitenden in den Einrichtungen, Diensten und Beratungsstellen in Bethel und in Bielefeld Begleitung und Erfahrungsaustausch in der türkischen und russischen Selbsthilfegruppe Einzelfallbezogene Beratung und Begleitung von Familien Unterstützung von Mitarbeitenden und Führungskräften in Bethel

Zugangsbarrieren Mangelnde Informationen über das deutsche Hilfesystem Wenige Informationen über das Gesundheitssystem bzw. Unterstützungs- und Hilfesystem in Deutschland Übertragung der Unterstützungsstrukturen des Herkunftslands auf das deutsche System

Fehlendes Vertrauen gegenüber Institutionen Zugangsbarrieren negative Vorerfahrungen vs. Vertrauen Zugang zu den Institutionen über Personen Erwartung: ein/e Ansprechpartner/in für alle Probleme

Begrenzte Deutschkenntnisse Zugangsbarrieren erschwerte Kommunikation zwischen den Migrantenfamilien und Einrichtungen kulturelle Missverständnisse

Zugangsbarrieren Unterschiedliche Interpretationen der Behinderung in verschiedenen Kulturen Behinderung entsteht erst dann, wenn entsprechende gesellschaftliche Bewertung vorgenommen wird Behinderung als zu heilende Krankheit

Zugangsbarrieren Wahrnehmung von Versorgung von behinderten Angehörigen als familiäre Pflicht Versorgung von behinderten Angehörigen als Aufgabe der Familie Wenn die eigenen Ressourcen ausgeschöpft sind: Suche nach sofortiger Unterstützung

Zugangsbarrieren Diskrepanz zwischen den Angeboten der Behindertenhilfe und den Bedarfen der Familien Erwartungen an die Einrichtungen: geschlechtsspezifische Betreuung, Familienersatz Muttersprachliche Mitarbeitende als Kulturvermittler

Empfehlungen: Interkulturelle Öffnung der Einrichtungen Anpassung der Angebote an die Bedürfnisse der Klient/innen und Angehörigen, z. B.: o Geschlechtsspezifische Betreuung o Berücksichtigung von Essgewohnheiten o Möglichkeiten zur Ausübung der eigenen Religion o Kultursensible Freizeitangebote o Überarbeitung und Erstellung von Infomaterials okultursensible Familienunterstützung o Kulturelle und sprachliche Unterstützungen

Empfehlungen: Interkulturelle Öffnung der Einrichtungen oetablierung von Kultur- und Sprachvermittler/innen, z. B. Dolmetscherdienst o Kultursensible Personalpolitik. o Nutzung der muttersprachlichen Medien zum bekanntmachen der bestehenden Angebote in den Migrantencommunity o Durchführung von zielgruppeorientierte Infoveranstaltungen, z.b. mehr Aufklärungsarbeit zu diesem Themenfeld, auch in der Muttersprache ofortbildungskonzepte zur transkulturellen Sensibilisierung von Mitarbeitenden

Öffentlichkeitsarbeit und Vernetzung Empfehlungen: Vernetzung gezielt zum Thema Migration und Behinderung. Erweiterung des MiMi-Projekts zum Thema Migration und Behinderung Initiierung und Begleitung von muttersprachlichen Selbsthilfegruppen

Abschlussbericht des Projektes Behinderung und Migration : Empfehlungen: http://www.bethel.de/fileadmin/bethel/downloads/zum_thema/abschlussbericht_ Projekt_Behinderung_und_Migration.pdf

Behinderung und Migration Vielen Dank! Thanks! Tesekkür ederim! Merci! Mille Grazie! Obrigade! Kontakt: Filiz Kutluer Bethel.regional Fachstelle Behinderung und Migration Herbergsweg 10, 33617 Bielefeld Tel: 0521 1442874 filiz.kutluer@bethel.de Ellen Karacayli ellen.karacayli@bethel.de