Die Liquorveränderungen in den einzelnen Stadien der Syphilis.
Die Liquorveränderungen in den einzelnen Stadien der Syphilis. Ein Beitrag zur Biologie des Syphilisvirus im menschlichen Körper und eine Mahnung zur Vermeidung oberflächlicher Salvarsanbehandlung. Von Dr. Wilhelm Oennerich, Marine-Oberstabsarzt. Mit 12 Tabellen. Springer-Verlag Berlin Heidelberg GmbH 1913
Alle Rechte vorbehalten. ISBN 978-3-662-34329-6 ISBN 978-3-662-34600-6 (ebook) DOI 10.1007/978-3-662-34600-6
Vorwort Inhaltsverzeichnis. 1. Allgemeines über Hirnsyphilis und Liquordiagnostik 2. Die Liquorbefunde bei primärer Syphilis. 3. Die Liquorveränderungen des frischen Sekundärstadiums 4. Die Liquorbefunde bei rückfälliger Sekundärsyphilis 5. Die Liquorbefunde bei Tertiärsyphilis 6. Die Liquorbefunde bei Syphilis latens A. Ohne frühere Behandlung B. Mit früheren Hg-Kuren. C. Nach früheren Hg-Kuren und späterer Salvarsanbehandlung. D. Mit reiner oder kombinierter Salvarsanbehandlung 7. Resume über den Verlauf der latenten meningealen Infektion. Die logischen Grundlagen. 8. Die meningozerebrale Syphilis. A. Die Liquorbefunde bei den Neurorezidiven. B. Die Liquorveränderungen bei manifester Hirnsyphilis C. Die Liquorveränderungen bei Paralyse D. Die Liquorveränderungen bei Tabes 9. Schlusswort. Tabelle I =IN. II = IIN. III = IIR. IV = IIIR. V - Latens I VI II VII - III VIII IX = Neurorezidive X = Hirnsyphilis XI = Paralyse XII =Tabes IV bio- Seite VII 1 4 8 14 14 16 16 17 20 23 24 29 29 33 35 36 37 42 56 68 70 71 73 76 83 85 85 87 88
Vorwort. Die Salvarsanära bat manche Irrtii.mer erzeugt. Zu diesen gehörten in erster Linie die übertriebenen Erwartungen, welche sich an eine oberflächliche Behandlung knüpften, nicht weniger aber auch die Behauptung von einer nervenschädigenden Wirkung des Salvarsans. Es bedurfte eben genügender Zeit, um die Wirksamkeit und auch die sonstigen Einflüsse des neuen Heilmittels auf die Infektion kennen zu lernen. Zum Studium dieser Fragen, wie auch zur Klärung des Syphilisverlaufes überhaupt war ein konstantes Krankenmaterial, wie das unsrige, besonders geeignet. Ergab schon die serologische N achbeobacbtung wichtige Anhaltspunkte für den V er lauf der Erkrankung und die Wirksamkeit unserer Therapie, so bildet die Liquorkontrolle eine wertvolle Ergänzung unserer diagnostischen Methoden, insofern sie uns über eine der schwerwiegendsten Lokalisationen des Krankheitsgiftes, über die meningeale Infektion zu orientieren vermag. Die Frage der Neurorezidive ist durch die Arbeiten von Ehrlich selbst, Be~ario, Wechselmann, Dreyfus, Zaloziecki und anderer längst geklärt. Ein Umstand aber ist es, der uns dazu drängt, unsere Erfahrungen über Liquorkontrolle bei der Salvarsanbehandlung in grösserem Umfange zur allgemeinen Kenntnis zu bringen. Es stellt sich nämlich heraus, dass in jedem Stadium der Lues die angewendete Behandlung binsichtlich ihrer Intensität bzw. Dauer dem Alter der Infektion entsprechen mpss. Andernfalls tritt eine bevorzugte Entwicklung der meningozerebralen Herde ein. Die Ursachen dieses Vorganges sind bei einer Würdigung des biologischen Verhaltens des syphilitischen Virus im Körper (siehe Berliner klin. Wochenschr. 1912. Nr. 23-25) unschwer zu erkennen. Die nachfolgenden Beobachtungen bilden aber eine Mahnung an alle, die Salvarsanbehandlung ausüben, sie im Sinne unseres Altmeisters Neisser zu einer ausreichenden zu gestalten und dort, wo Zweifel bezüglich der Ausheilung vorliegen können, auch den Liquor nachzukontrollieren, um ein drohendes Verhängnis noch abzuwenden. Kiel, April 1913. Gennerich.