Kinderwunschzentrum Goldenes Kreuz Infertilität und Wunschkind Basispresseinformation 2018
Ihre Gesprächspartner: Univ. Prof. Dr. Andreas Obruca, Gründer und Leiter des Kinderwunschzentrums Goldenes Kreuz Univ. Prof. Dr. Heinz Strohmer, Gründer und Leiter des Kinderwunschzentrums Goldenes Kreuz 2
GESELLSCHAFTLICHE RELEVANZ INFERTILITÄT Jedes vierte Paar von ungewollter Kinderlosigkeit betroffen Im Jahr 2016 wurden in Österreich 87.675 Kinder geboren. Statistisch hat es bei jedem vierten Paar über zwölf Monate gedauert, bis eine Schwangerschaft eingetreten ist. Bei einem gesunden jungen Paar liegt die Chance schwanger zu werden bei 22 bis 25 Prozent pro Zyklus, erklärt Univ. Prof. Dr. Andreas Obruca, Gründer und Leiter des Kinderwunschzentrums Goldenes Kreuz. Die sogenannte trial time liegt somit bei mehreren Monaten. Nach zwölf Monaten regelmäßigem ungeschütztem Geschlechtsverkehr ohne Eintreten einer Schwangerschaft liegt nach Definition der World Health Organization ungewollte Kinderlosigkeit vor. Ursachen für das Ausbleiben einer Schwangerschaft liegen zu gleichen Teilen beim Mann und der Frau Die Ursachen für einen unerfüllten Kinderwunsch sind vielfältig und liegen zu gleichen Teilen beim Mann, der Frau bzw. bei beiden Partnern. Der häufigste Grund für vorzeitige Sterilität bei der Frau ist ein Eileiterverschluss, der dazu führen kann, dass die befruchtete Eizelle nicht in die Gebärmutter wandert, so Obruca. Weitere Ursachen sind Erkrankungen wie Endometriose, das PCO-Syndrom, Störungen der Schilddrüse oder Diabetes mellitus. Die häufigste Störung der männlichen Fruchtbarkeit ist die unzureichende Produktion normaler, gut beweglicher Spermien. Alter und Lebensstil nehmen Einfluss auf Fruchtbarkeit Auch Rauchen, ungesunde Ernährung, Pestizide und Stress können sich negativ auf die Fruchtbarkeit von Frauen und Männern auswirken. Insbesondere bei der Frau besteht ein enger Zusammenhang zwischen dem Lebensalter und der Wahrscheinlichkeit schwanger zu werden. Ab dem 33. Lebensjahr sinkt die Fruchtbarkeit der Frau, ab 38 ist diese Abnahme deutlich zu sehen. Seit dem Jahr 2001 ist das durchschnittliche Alter der Frau bei der Geburt des ersten Kindes von 27,2 Jahren auf 29,3 Jahren im Jahr 2015 gestiegen. 3
Wenn sich dieser Trend fortsetzt, wird die Bedeutung der Fertilitätsmedizin für die Geburtenrate weiter steigen, prognostiziert Obruca. Samenzellen werden laufend produziert Auch beim Mann sinkt die Fruchtbarkeit mit dem Alter allerdings später und langsamer. Bei Männern werden Samenzellen laufend durch sich teilende Stammzellen im Hoden produziert. Lebensstilfaktoren und Erkrankungen können die Samenzahl, -qualität und Beweglichkeit und somit die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Die Eizellreserve ist mit der Geburt hergestellt Eizellen hingegen bilden sich bereits und nur im Fötus. Mit der Geburt ist die Eizellreserve mit rund 300.000 bis 500.000 Oocyten hergestellt und nimmt im Laufe des Lebens ab. Die Eizellen sind so alt wie die Frau selbst, erklärt Univ. Prof. Dr. Heinz Strohmer, Gründer und Leiter des Kinderwunschzentrums. Sie unterliegen einem natürlichen Alterungsprozess, der zu genetischen Veränderungen führt. Im Alter von 35 Jahren ist bereits jede zweite Eizelle beschädigt und damit nicht mehr entwicklungssfähig. Liegt eine eingeschränkte Fertilität vor, dauert es in der Regel länger als einige Monate bis eine Schwangerschaft eintritt oder eine Schwangerschaft ist nur medizinisch unterstützt möglich. 4
VOM KINDERWUNSCH ZUM WUNSCHKIND Rechtzeitige Abklärung empfohlen Eisprung bis Befruchtung Kommt es nach zwölf Monaten regelmäßigem ungeschütztem Geschlechtsverkehr zu keiner Schwangerschaft, empfehlen wir dies medizinisch abklären zu lassen, sagt Strohmer. Auf Basis umfangreicher Befunde erläutert das Ärzte-Team des Kinderwunschzentrums die Behandlungsmöglichkeiten und Chancen auf eine Schwangerschaft. Wenn bei einem jungen Paar eine eingeschränkte Fertilität, aber sonst gute Werte vorliegen, spricht auch nichts dagegen zuzuwarten wenn das Paar es noch nicht eilig hat, erklärt Strohmer. Bei manchen Diagnosen sind die Chancen auf eine spontane Empfängnis jedoch sehr gering und ab dem 38. Lebensjahr heißt es, sich nicht mehr zu viel Zeit lassen. Die Voraussetzung für eine Schwangerschaft ist der Eisprung. Dabei wird in den ersten Tagen des Monatszyklus ein Eibläschen gebildet, das die Eizelle enthält. Die Behandlungsmöglichkeiten des Kinderwunschzentrums reichen von der detaillierten Beobachtung des Monatszyklus und unterstützender Hormonbehandlung über Insemination bis zu In-vitro Fertilisation (IVF). Bei der IVF unterscheiden wir zwischen der traditionellen IVF und der Intracytoplasmatischen Spermien Injektion (ICSI), so Strohmer. Bei der ICSI wird die Samenzelle in die Eizelle injiziert. Bei der traditionellen IVF werden die Samenzellen einem Kulturmedium zugesetzt, in dem sich eine Eizelle befindet. Wir haben in den vergangenen Jahren eine Abnahme der Samenqualität beobachtet, deshalb ist ICSI bei heterosexuellen Paaren mittlerweile die am häufigsten angewandte Methode, so Strohmer. Bei lesbischen Patientinnen reicht oft eine Insemination, da meist keine reduzierte Fertilität vorliegt. 5
Seit Fortpflanzungsmedizinrechts-Änderungsgesetz 2015 auch genetische Untersuchungen erlaubt Mit der Novelle des Fortpflanzungsmedizingesetzes im Jahr 2015 wurden unter bestimmten Umständen genetische Untersuchungen mittels Polkörperbiopsie oder Trophoblastbiopsie zugelassen. Die Polkörperdiagnostik ermöglicht eine Feststellung von embryonalen Chromosomenanomalien des mütterlichen Anteils. Bei der Trophoblastbiopsie im Rahmen einer Präimplantationsdiagnostik (PID) kann der ganze Embryo untersucht werden. Die PID darf jedoch nur nach drei Aborten bzw. drei IVF-Fehlversuchen oder bei schweren vererbbaren Krankheiten der Eltern angewandt werden. Da nur wenige Zellen untersucht werden, sind Diagnosen nie zu 100 Prozent sicher. Allein aus diesem Grund sollten genetische Untersuchungen nur bei vorliegender Indikation durchgeführt werden, erläutert Strohmer. Finanzielle Zuschüsse durch IVF-Fonds Unter bestimmten Bedingungen werden Fertilitätsbehandlungen in Österreich durch den IVF- Fonds teilfinanziert. Die Kostenrückerstattung ist an bestimmte Kriterien gekoppelt, was eine besonders engmaschige Qualitätskontrolle ermöglicht. Wir sehen den IVF-Fonds als einen außergewöhnlichen Steuermechanismus. In keinem anderen Sektor gibt es so klare Qualitätssicherungsmaßnahmen und gleichzeitig eine so transparente Datenlage, erklärt Strohmer. Seit seiner Gründung im Jahr 2001 wurden 104.172 Behandlungsversuche mit Unterstützung des IVF-Fonds durchgeführt. Die Anzahl der Versuche pro Jahr steigt kontinuierlich. Im Jahr 2016 dokumentierte der IVF- Fonds erstmals über 10.000 Versuche innerhalb eines Jahres. Alter beim ersten Kind steigt, damit auch die Bedeutung von IVF Im Jahr 2015 wurden 84.381 Geburten erfasst, darunter 2.410 Geburten, die nach einer IVF-Behandlung an den IVF-Fonds gemeldet wurden. Dies entspricht einem Anteil von 2,8 %. Nicht berücksichtigt sind darunter jene Geburten nach IVF-Behandlungen, die privat finanziert wurden Andreas Obruca schätzt, dass weitere 30 % der Zyklen nicht erfasst sind. Damit wären 3,7 % aller Geburten in Österreich Ergebnis einer IVF-Behandlung. 6
Über das Kinderwunschzentrum Das Kinderwunschzentrum Goldenes Kreuz ist Österreichs Spitzeninstitut zum Thema Kinderwunsch. Es wird von den Gründern des Zentrums Univ. Prof. Dr. Andreas Obruca und Univ. Prof. Dr. Heinz Strohmer geleitet. Expertenteam QuinniWeb Öffnungszeiten Kontakt 9 Gynäkologinnen und Gynäkologen 2 Ärztinnen für Allgemeinmedizin 1 Facharzt für Urologie und Andrologie 2 Psychotherapeutinnen 12 Labormitarbeiterinnen 6 Diplomkrankenschwestern 12 organisatorische Mitarbeiterinnen Das Kinderwunschzentrum entwickelte 2013 die Software QuinniWeb, die Informationsverarbeitung und Ablaufplanung vereinfacht zwei entscheidende Faktoren in der Kinderwunschbehandlung. Erleichterung bringt das System auch für die PatientInnen. Sie können sich durch die online Erfassung ihrer Daten umfassend auf das Erstgespräch vorbereiten und alle nötigen Informationen zusammenstellen. QuinniWeb ist über Software-Lizenzen in sechs weiteren Zentren in Europa im Einsatz. Neben den Öffnungszeiten ist das Kinderwunschzentrum rund um die Uhr für die Patientinnen erreichbar. Behandlungen werden je nach Bedarf auch an Wochenenden durchgeführt. Kinderwunschzentrum Goldenes Kreuz Lazarettgasse 16 1090 Wien Tel. +43 1 40 111-5400 Web www.kinderwunschzentrum.at FB www.facebook.com/ KinderwunschzentrumGoldenesKreuz/ YouTube www.youtube.com/user/ivfwien 7
Lebenslauf Univ. Prof. Dr. Andreas Obruca Geboren 1967 in Wien, eine Tochter (*1995) Medizinstudium an der Universität Wien, 1992 Promotion zum Doktor der gesamten Heilkunde Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Lehrpraktikant am Institut für Sterilitätsbetreuung (Univ. Prof. Dr. W. Feichtinger); erfolgreiche Etablierung der Mikromanipulation und Erzielung der ersten Schwangerschaft mittels Intracytoplasmatischer Spermien Injektion in Österreich; erste Schwangerschaft mit testikulären Spermien in Österreich. Aufenthalt im IVF Zentrum des Herzeliya Medical Center, Israel (Dr. A. Kogosowski) Etablierung der Mikromanipulation bei IVF mittels LASER Aufenthalt im Royal Women Hospital, Melbourne, Australien (Prof. Dr. I. Johnston) Erlernen der ICSI (Intracytoplasmatic Sperm Injection) Vertragsassistent, dann Universitätsassistent an der Universitätsfrauenklinik Wien Abteilung für gynäkologische Endokrinologie und Sterilitätsbehandlung (Prof. DDr. J. Huber); Neuaufbau der IVF Ambulanz der Universitätsfrauenklinik, erfolgreiche Etablierung der Mikromanipulation. Seit 2000 Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe. November 2002 Verleihung der Venia docendi an der medizinischen Fakultät der Universität Wien ( Mikrochirurgie an der menschlichen Eizelle Optimierung der Fertilisation und Implantation im Rahmen der In-vitro Fertilisation ). März 2000 Außerordentlicher Universitätsprofessor Juni 2000 Gründung des Kinderwunschzentrum im KH Goldenes Kreuz (gemeinsam mit Univ. Prof. Dr. Heinz Strohmer) Juni 2002 Tagungspräsident der 18. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Reproduktionsmedizin und Endokrinologie 28. 29. Juni in Wien 2003 Gründung der Österreichischen IVF Gesellschaft gemeinsam mit Univ. Prof. Dr. Heinz Strohmer als gemeinnützige Interessensvertretung der österreichischen IVF Zentren Zahlreiche Publikationen, Buchbeiträge und Vorträge zum Thema Reproduktion und Kontrazeption Spezialgebiete und Forschungsschwerpunkte: Reproduktionsmedizin, Ovarielle Stimulation: Optimierung und neue Ansätze; Embryonalentwicklung: Verbesserung der Kulturbedingungen; Verbesserung der Auswahlkriterien des optimalen Embryos zur Vermeidung höhergradiger Mehrlingsschwangerschaften 8
Lebenslauf Univ. Prof. Dr. Heinz Strohmer Geboren 1964 in Wien, zwei Töchter (*1996) Medizinstudium an der Universität Wien, 1990 Promotion zum Doktor der gesamten Heilkunde Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Lehrpraktikant am Institut für Sterilitätsbetreuung (Univ. Prof. Dr. W. Feichtinger) Erzielung der ersten Schwangerschaft nach Mikromanipulation mittels LASER Universitätsassistent an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde Wien (Univ. Prof. Dr. P. Husslein) Aufbau der IVF-Ambulanz, Aufbau einer Spezialambulanz zur Betreuung von Mehrlingsschwangerschaften. Konsulent in der Pharmaindustrie (Organon GesmbH) Spezialgebiete Reproduktion, Kontrazeption, Hormonersatz 1998 Facharzt für Geburtshilfe und Gynäkologie 1999 Habilitation und Verleihung der Lehrbefugnis als Universitätsdozent für Geburtshilfe und Gynäkologie ( Der Einfluss verschiedener Faktoren auf die Kinderwunschbehandlung mit In-vitro Fertilisation Embryo Transfer (IVF-ET) ) März 2000 Außerordentlicher Universitätsprofessor Juni 2000 Gründung des Kinderwunschzentrums in der Goldenes Kreuz Privatklinik gemeinsam mit Univ. Prof. Dr. Andreas Obruca 2003 Gründung der Österreichischen IVF Gesellschaft gemeinsam mit Univ. Prof. Dr. Andreas Obruca als gemeinnützige Interessensvertretung der österreichischen IVF Zentren Entwicklung der EDV-Software Quinni QuinniWeb und QuinniMatch zur Dokumentation und Qualitätskontrolle von Kinderwunschbehandlungen. Diese ist mittlerweile in mehreren nationalen und internationalen IVF-Zentren eingeführt. April 2017 Ernennung zum Universitätsprofessor und Lehrstuhlinhaber für Reproduktionsmedizin an der Medizinischen Fakultät der Sigmund Freud Privatuniversität in Wien Zahlreiche Publikationen und Vorträge zum Thema Reproduktion und Kontrazeption Consultant von internationalen medizinischen Einrichtungen Spezialgebiete und Forschungsschwerpunkte: Dialogstoffe (Proteine und Steroidhormone), über die Eierstock, Eileiter, Gebärmutter mit der Eizelle bzw. dem Embryo kommunizieren; In-vitro Maturation (=Reifung der Eizellen außerhalb des Körpers, damit wäre die Behandlung mit künstlicher Befruchtung möglich, ohne dass die Patientin mit Hormonen stimuliert werden muss); Kinderwunsch im höheren Lebensalter, Evolution und Funktion der Sexualität, Geburtshilfe, Mehrlingsschwangerschaft 9
Rückfragen Pressestelle Kinderwunschzentrum Goldenes Kreuz Ketchum Publico Mag. (FH) Nicolette Szalachy Tel. +43 1 717 86 145 Mobil +43 664 808 69 145 E-Mail nicolette.szalachy@ketchum-publico.at 10