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Transkript:

Liebe Leserin, lieber Leser, dieser Ratgeber soll Ihnen helfen, etwas mehr über das Thema Blasen- und Darmschwäche sowie die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten zu erfahren. Vor allem soll er Ihnen Mut machen, offen mit diesem Thema umzugehen. Sollten Sie selbst betroffen sein, sprechen Sie mit Ihrem Arzt. Kennen Sie einen Betroffenen in Ihrem näheren Umfeld? Machen Sie ihm Mut, einen Arzt anzusprechen. Der erste Schritt ist immer der schwerste, er wird Sie jedoch befreien. 2

Wer ist betroffen? Schätzungen gehen davon aus, dass in Deutschland etwa 10 Millionen Menschen an einer behandlungsbedürftigen Blasenschwäche (Harninkontinenz) oder Darmschwäche (Stuhlinkontinenz) leiden, d.h. jeder 8. (!) Bundesbürger ist mehr oder weniger stark betroffen. Inkontinenz kann in jedem Lebensalter und in allen Bevölkerungsschichten und Berufsgruppen auftreten. Der Anteil der Frauen überwiegt jedoch deutlich, auch steigt mit zunehmendem Alter die Wahrscheinlichkeit, an Inkontinenz zu erkranken. Besonders auffallend Inkontinenz ein Tabuthema ist, dass fast 2/3 aller Männer 62% Betroffenen zu diesem Frauen 58% Thema schweigen, obwohl das Inkontinenzleiden ihr tägliches Leben stark beein- Zahl der Patienten, die ein Inkontinenzleiden verschweigen trächtigt, teilweise sogar den Tagesablauf bestimmt. Im Hinblick auf die sehr guten Möglichkeiten, die Inkontinenzerkrankung nach genauer Diagnose in den Griff zu bekommen, stellt sich die Frage, warum es immer noch so viele Menschen gibt, die nicht den Mut haben, dieses Thema mit ihrem Arzt zu besprechen. 3

Welche Formen und Ursachen der Inkontinenz gibt es? Die Belastungsinkontinenz (früher auch Stressinkontinenz genannt) ist die am häufigsten anzutreffende Inkontinenzerkrankung. Hier kommt es zu Urinverlust bei körperlicher Anstrengung, z.b. beim Husten, Niesen, Lachen, Treppensteigen oder beim Heben schwerer Gegenstände. Ursache hierfür ist meist eine geschwächte Muskulatur des Beckenbodens und des Verschlusssystems der Harnröhre, möglicherweise bedingt durch Operationen, Geburten oder auch durch hormonelle Veränderungen in den Wechseljahren. Bei Männern ist häufig die Operation an der Vorsteherdrüse (Prostata) Auslöser für den unfreiwilligen Harnverlust. Die Dranginkontinenz, auch Urgeinkontinenz (sprich: örtsch) genannt, findet ihre Ursache in einer überaktiven Blase. Typisches Kennzeichen für diese Erkrankung ist ein plötzlich auftretender, nicht beherrschbarer Harndrang. Obwohl oft nur kleinste Mengen Urin ausgeschieden werden, wird die nächste Toilette meist nicht mehr rechtzeitig erreicht. Recht häufig ist auch eine Mischform aus beiden oben beschriebenen Inkontinenzformen, die sogenannte gemischte Belastungs-/Dranginkontinenz. 4

Verteilung der Inkontinenzformen Frauen Belastungsinkontinenz Männer 55% 14% Drang Drang Belastungsinkontinenz 39% 12% 31% 49% Drang + Belastung Drang + Belastung Neben den besprochenen Formen der Blasenschwäche stellt die Darmschwäche, auch Stuhlinkontinenz genannt, die Betroffenen ebenfalls vor große Probleme. Bei der Stuhlinkontinenz ist keine kontrollierte Darmentleerung mehr möglich. Häufige Ursache sind Verletzungen des muskulären Verschlussapparates nach Geburten, Operationen oder einfach nur Schwächungen der Verschlussmuskulatur. Darüber hinaus gibt es noch einige weitere Formen der Inkontinenz, auf die jedoch wegen ihres vergleichsweise seltenen Vorkommens hier nicht näher eingegangen wird. Wie stellt der Arzt die Inkontinenzerkrankung fest? Meist schon durch einfaches Befragen. Ein weiterer Schritt ist die Untersuchung des Urins, um mögliche Infektionen festzustellen. In Einzelfällen sind weitere Spezialuntersuchungen mit Hilfe modernster Technik nötig. 5

Welche Therapiemöglichkeiten stehen zur Verfügung? Sicherlich mehr, als Sie vermuten mögen und fast alle mit guten Aussichten, Sie von der Inkontinenzerkrankung zu befreien oder zumindest eine deutlich spürbare Besserung herbeizuführen. Wir verzichten im Folgenden auf eine Beschreibung der Ihnen sicherlich bekannten versorgenden Hilfsmittel, wie z.b. Vorlagen, Windeln oder sonstige aufsaugende oder ableitende Systeme. Diese mögen vielleicht für einen Übergangszeitraum akzeptabel sein, ändern jedoch an der Ursache der Inkontinenz rein gar nichts. Bei der Therapie der Belastungsinkontinenz steht die Kräftigung des Verschlusssystems der Harnröhre und der umgebenden Beckenbodenmuskulatur im Vordergrund. Eine Kräftigung dieser Muskelgruppen erreicht man bspw. durch regelmäßige Beckenbodengymnastik auch unter Zuhilfenahme spezieller Trainingsgeräte, wie z.b. dem ELPHA 4 CONTI-System. Das ELPHA 4 CONTI-System (Abb. 1) sendet therapeutische Ströme über Spezialelektroden, mit denen man Abb.1: Das ELPHA 4 CONTI-System 6

die geschwächte Muskulatur sehr gezielt trainieren kann. Die hier verwendeten Ströme sind völlig ungefährlich und nach entsprechender Einweisung in der Praxis/ Klinik Ihres Arztes können Sie die Therapie zuhause allein regelmäßig durchführen. Eine weitere Therapiemöglichkeit steht Ihnen mit Biofeedback-Systemen (sprich: biofietbäck) zum aktiven Beckenbodentraining zur Ver- Abb. 2: Pelvimax Control fügung. Bei jeder An- und Entspannung der Beckenbodenmuskulatur bekommen Sie ein sichtbares und/oder hörbares Signal als Rückmeldung, dass Sie die richtigen Muskelgruppen trainieren. Sie können somit jederzeit den Erfolg Ihrer Übungen überwachen. Auch die Therapie mit Biofeedback-Systemen (z.b. Pelvimax Control, Abb. 2) kann nach entsprechender Einweisung in den Gebrauch von Ihnen allein in der häuslichen Umgebung durchgeführt werden. Die Behandlung der Dranginkontinenz kann ebenfalls mit Hilfe der therapeutischen Ströme des ELPHA 4 CONTI-Systems durchgeführt werden. Das ELPHA 4 CONTI-System verfügt über spezielle Programme, welche die überaktive Blase beruhigen und somit dafür sorgen, dass der für dieses Krankheitsbild typische 7

plötzliche Harndrang und der häufig damit einherge plötzliche Harndrang und der häufig damit einhergehende Urinverlust unterbleiben. Das ELPHA 4 CONTI-System bietet somit die Möglichkeit, sowohl die Belastungs- als auch die Dranginkontinenz gleichzeitig zu behandeln. Sollte die Ursache für eine Stuhlinkontinenz in einer Schwäche des Schließmuskels oder des Beckenbodens begründet liegen, kann auch hier die Behandlung mit den therapeutischen Strömen des ELPHA 4 CONTISystems oder mit einem Biofeedback-System sinnvoll sein. Je nach Art der Erkrankung kann möglicherweise auch die Kombination aus beiden zuvor genannten Therapieformen (therapeutische Ströme + Biofeedback, siehe Abb. 3) zur Anwendung gelangen. Mit neuester Technik und in einem Therapiesystem vereint, lassen sich, z.b. bei muskulären wie auch bei neurologischen Erkrankungen, durch individuelle Trainingsvorgaben sehr gute Therapieergebnisse erzielen. Abb.3: Das Contiva+ 8

Zusammenfassung Zusammenfassend lassen sich die Vorteile der Behandlung mit therapeutischen Strömen und mit Biofeedback wie folgt beschreiben: nebenwirkungsarm die Therapie bekämpft die Ursachen, nicht nur die Symptome sehr gute Erfolgsaussichten bei regelmäßiger Anwendung bei entsprechender Diagnose durch den Arzt werden die Kosten in der Regel von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen Medikamentöse Therapie Relativ neu auf dem Markt ist ein Medikament, das Patienten mit Belastungsinkontinenz helfen soll. Dieses Medikament soll lt. Herstellerangabe einen stärkeren Verschluss der Harnröhre während der Harnspeicherungsphase bewirken und somit das unbeabsichtigte Entweichen von Harn bei körperlicher Belastung reduzieren. Die Wirkungsweise ist jedoch noch nicht vollständig geklärt und es wird von teilweise starken Nebenwirkungen berichtet. So sollen die therapierten Frauen häufig unter Übelkeit und Schlaflosigkeit leiden. Bei Dranginkontinenz hingegen werden fast immer so genannte Anticholinergika (entkrampfende Medikamente) eingesetzt. Diese Medikamente greifen in den Regelkreis zwischen Nerven und Blasenmuskel ein. Sie sorgen dafür, dass sich die überaktive Blase beruhigt. 9

und den Blasenmuskel veranlassen, sich zusamund Die Substanzen, die von den Nerven abgegeben werden und den Blasenmuskel veranlassen, sich zusammenzuziehen, werden durch die Medikamente blockiert, der Blasenmuskel erschlafft und das Fassungsvermögen wird vergrößert. Zu ihren möglichen Nebenwirkungen gehören Mundtrockenheit, unregelmäßiger Pulsschlag, Verstopfung. Grundsätzlich jedoch ist allen medikamentösen Therapieformen eines gleich: Die Erkrankung, gerade nach Absetzen der Medikamente, bleibt bestehen. Operationen Als Standardoperation bei starker weiblicher Belastungsinkontinenz hat sich mittlerweile das operative Einsetzen eines Bandes durchgesetzt. Häufig fällt in diesem Zusammenhang der Name TVT-Band und das steht für Tension Free Vaginal Tape. Dabei handelt es sich um ein Kunststoffband, das ohne Spannung in den weiblichen Beckenbodenbereich eingelegt wird. Dazu wird das Kunststoffband durch die Bauchdecke hindurch mit einer Nadel bis zur Harnröhre geführt, um sie herumgelegt und wieder durch die Bauchdecke herausgezogen. Das Band stabilisiert dann die Harnröhre, indem es wie eine Hängematte hinter ihr liegt. Dadurch kann die Harnröhre bei Belastung, also Husten oder Niesen, nicht mehr nach hinten wegknicken und so Druck auf den Schließmuskel ausüben. Das Material des Bandes ist so beschaffen, dass es sich im Gewebe festhakt und nicht mehr verrutscht. Nach und nach verwächst es mit seiner Umgebung. Die Risiken sind laut den vorliegenden Studien zu diesem Thema gering, 10

dennoch kann im ungünstigsten Fall das Band zu Vernarbungen führen oder sogar in die Harnröhre einschneiden. Mittlerweile gibt es neben TVT eine Vielzahl weiterer verschiedener Bänder. Zu allen Bändern jedoch liegen bis heute nur sehr wenige Langzeitstudien vor, so dass zur Nachhaltigkeit der meisten Operationsmethoden mit Bändern noch keine verlässlichen Aussagen getroffen werden können. Neben der Operationsmethode mit den Bändern gibt es noch eine Vielzahl anderer Operationsmethoden, auf die hier wegen der Umfänglichkeit nicht näher eingegangen werden soll. 11

Gymnastik Beckenbodengymnastik Wenn Sie die Übungen auf den folgenden Seiten regelmäßig und konsequent durchführen, möglicherweise auch mit zeitweiser Unterstützung der zuvor genannten Therapiesysteme, können Sie eine Kräftigung Ihrer Beckenbodenbodenmuskulatur und damit auch Ihres Schließmuskelsystems erzielen. 12

Übung 1 im Stehen Stehen Sie aufrecht mit leicht gespreizten Beinen. Beide Füße sind gleichmäßig belastet und zeigen leicht nach außen. Die Knie sind locker, das Becken ist leicht gekippt. Der Oberkörper ist aufgerichtet. Atmen Sie tief ein und aus. Bei jeder Ausatmung spannen Sie sich bewusst in obiger Haltung. Der Unterbauch wird kurz, der Beckenboden schließt sich. Halten Sie die Spannung im Beckenboden aufrecht und gehen Sie dabei auf der Stelle. Versuchen Sie diese Übung regelmäßig bewußt zu wiederholen, auch beim Spaziergang, Einkauf usw. 13

Übung 2 im Sitzen Setzen Sie sich auf das vordere Drittel eines Stuhls oder Hockers mit einer nicht zu weichen Sitzunterlage. Die Beine sind beckenbreit gespreizt. Stemmen Sie sich nun in Richtung Stand und atmen Sie gleichzeitig aus - Sie fühlen, dass sich der Beckenboden schließt. Während der Einatmung halten Sie die Spannung und während der Ausatmung setzen Sie sich wieder auf den Stuhl zurück. 14

Übung 3 in Rückenlage Sie legen sich auf den Rücken, stellen die Füße beckenbreit auf, spannen das Gesäß fest an und heben es langsam vom Boden, dabei langsam ausatmen. Bitte achten Sie darauf, dass Sie nicht im Hohlkreuz sind. Diese Bewegung wirkt zusammen mit der Bauch- und Rückenmuskulatur auf die Beckenbodenmuskulatur der Beckenboden schließt sich. Mit der Einatmung legen Sie das Gesäß langsam wieder auf den Boden zurück und entspannen die Beckenboden- und Gesäßmuskulatur. Sofern möglich, können Sie die oben beschriebene Übung noch steigern, indem Sie die Füße im Wechsel wenige Zentimeter vom Boden abheben. Achten Sie auch hier auf die waagerechte Haltung des Beckens. 15

Übung 4 in Rückenlage Sie legen sich auf den Rücken und gehen mit Ihren Füßen so weit nach vorn, dass die Vorfüße den Boden noch gerade berühren. Ziehen Sie dann die Vorfüße hoch. Nähern Sie mit der Ausatmung das Kreuzbein dem Boden - der Beckenboden spannt, das Brustbein hebt sich, der Nacken wird lang. Mit der Einatmung in den Bauch löst sich die Spannung. Heben Sie aus gleicher Ausgangsstellung das rechte Knie in die rechte Hand. Beim Ausatmen stemmen Sie das Knie fest in die Hand der Beckenboden spannt. Lösen Sie mit der Einatmung die Spannung und wiederholen Sie die Übung mit dem linken Knie und der linken Hand. Heben Sie nun das linke Knie und drücken Sie während der Ausatmung die rechte Hand gegen die Innenseite des linken Knies - der Beckenboden spannt. Mit der Einatmung lösen Sie wiederum die Spannung und wiederholen die Übung mit dem rechten Bein und der linken Hand. 16

Entspannungsübung Stützen Sie sich mit Knien und Unterarmen auf dem Boden ab, die Knie sind leicht geöffnet, die Füße zusammen. Atmen Sie ruhig und gleichmäßig. Bewegungen des Beckenbodens und der Bauchdecke können nun beim Ein- und Ausatmen deutlich verspürt werden. 17

Wir wünschen uns, dass Ihnen die Lektüre dieses kleinen Ratgebers Mut gemacht hat, offen mit der Inkontinenzerkrankung umzugehen. Sollten Sie weitere Fragen zu diesem Thema haben, so wenden Sie sich bitte an Ihren Urologen oder Gynäkologen. Bei Fragen zu unseren Produkten werden wir Sie gern vertraulich beraten. Kappusstiege 13 D-46282 Dorsten Telefon: 0 23 62 / 9 99 62-0 Telefax: 0 23 62 / 9 99 62-22 E-Mail: info@bosana.de www.bosana.de Version 03/15 18

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