Brückenschlag zwischen Hochschulforschung und industrieller Umsetzung: Beispiele aus dem Energiesektor

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Transkript:

Brückenschlag zwischen Hochschulforschung und industrieller Umsetzung: Beispiele aus dem Energiesektor 7. Thurgauer Technologietag Dr. Philipp Dietrich Geschäftsführer CCEM (Competence Center Energy & Mobility) 7_TG_TechTag, DP05, March 2007

Inhalt Randbedingungen wissenschaftlicher Arbeit Tücken des Transfers 3 + 1 Beispiele

Randbedingungen und Arbeits-Kultur Arbeitskultur (Misserfolg als Alltag, Neugier als Antrieb) Anerkennung (Publikationen, Kongresse vs. Befugnisse, Geld) Entscheidungsprozesse Ziele Umgebung (Seniors, Post doc, Doktoranden) Ausbildung

Transfer von der Wissenschaft zur Wirtschaft Wissenschaft Anwendung Entscheidungsraum zwischen Entdeckung und Produkt Kommerzielle Ressourcen Neue Prinzipien Materialien Managementkapazität Funktionen Wissenschafter Venture Capital Businessplan Marketing, Verkauf Entwicklung Serviceanbieter/Firmen

Technologie-Transfer Sendeleistung der Wissenschaft vs. Empfänger der Wirtschaft auf der richtigen Frequenz Wille Ergebnisse weiter zu geben Vermeidung von not invented here Adäquate Partner mit ähnlicher Fach-Sprache Vertrauen zwischen den Partnern Geduld ist meist auch erforderlich Es ist ein People-to-People Business

Fallbeispiel 1: Zink-Luftbatterie Kathode: 1/2 O2 + H2O+ 2 e- 2 OH- Luftdiffusionselektrode, Elektrolyt ist hochkonzentrierte Kalilauge Anode: Zn + 4 OH- Zn(OH)42- + 2 e- Anode aus elementarem Zink Zn(OH)42- ZnO + H2O+ 2 OH- Brutto: Zn+1/2 O2 ZnO E0 = + 1,667 V Arbeitsspannung meist 1,0 bis 1,2 V; hohe spezifische Energie von weit über 150 Wh/kg. Die Aktivmaterialien sind kostengünstig, nicht toxisch und nicht umweltbelastend.

Potenzial der Technologie Hohe Energie- und Leistungsdichte Dadurch kleine Volumen und Gewichte möglich Kombination von wiederaufladbar und Notreserve in Zn Flexibilität und Modularität im Design möglich Material ist vollständig wiederverwendbar Preiswertes Material (ähnlich Blei)

Beiträge vom PSI Ausgangslage mechanische Aufladung Batterie wird ausgebaut und das ZnO zu Zn reprozessiert Elektrisch wiederaufladbare Batterie - Entwicklung einer Kathode, die die elektrische Wiederaufladung ermöglicht (Prozess zum Patent angemeldet) - Unterstützung von Messungen/Messtechnik bei der Umsetzung in die Produktion

Prinzipmuster 10 Zellen 12 V und 20 Ah Teilnahme an Venture 2000 Preisgewinner

Vom Labor zum Industriepartner Anpassungen für Anwendungen Teilnahme an europäischem Forschungsprojekt FP5 Ziel: Für welche Anwendungen; mit welchen Bedürfnissen ChemTEK GmbH war Partner Venture 2000 Gewinner Marketing Ausstellung an der Hannovermesse Anwendungen Stationäre und mobile Langzeitversorgung mit mittlerem Energiebedarf Telekommunikation Sicherheitsinstallationen UPS Patent angemeldet Verwertungspartner: ZOXY Energy Systems AG

Zusammenarbeit mit ZOXY AG Know-how der Elektroden vom PSI Gewinner des Wettbewerbs Venture 2000 Gemeinsame Implementierung von Entwicklung und Patentierung In Seriengebrauch ab Sommer 2003 2005 Zoxy AG geht Konkurs wegen Missmanagement

Fallbeispiel 2: Mobile Brennstoffzelle Wasserstoffbetriebene BZ wandelt Wasserstoff mit Sauerstoff in Strom Leise, emissionsfrei, effizient, mobil

Zukunftsweisender, ultraleichter, beweglicher Energie Generator mit Brennstoffzellen- Technologie Preisgewinner 2003: Eigenschaften Skalierbare Leistung von 0.5 2 kw Hohe Dynamik Niedriges Volumen und Gewicht Tiefe Produktionskosten Einfache Skalierung Modular-Bauweise Einfacher Aufbau und Service Entwickelt durch das Paul Scherrer Institut und die ETH Patent angemeldet Eidgenössische Technische Hochschule Zürich Swiss Federal Institute of Technology Zurich

Transfer der Technologie an die FH Bern/Biel Weiterentwicklung des Systems mit dem Ziel der Kostenreduktion Projektunterstützung des BfE

Kostengünstige Stapelstruktur

Transfer zu CEKA Stapel als Kernelement des Produkts: Lancierung Sommer 2007: Serien von 2-100 max 10'000/Jahr 200W -1200W Leistung, H2 oder Reformat nicht mehr ein System (öffnet Kundenbasis) KTI-Projekt als Transferunterstützung

Fallbeispiel 3: SCR-Katalysator für Mobildieselkran Eindüsung von Harnstoff NO X -Emissionen um 85% reduziert Metallkatalysator anstelle Keramik Betriebstemperatur bis < 200 C

Technologietransfer Die Technologie fand keine direkte Anwendung in einem Projekt Verbesserung und Kostenvorteil zu gering für Wechsel der Mainstreamtechnologie (adblue und bluetech) aber Ergebnisse haben verschiedene Kontakte zu Zulieferern und OEM geschaffen Arbeiten und Kompetenzen des PSI wurden einem breiteren Kreis bekannt Fazit: - Erarbeitete Technologie hat den Sprung in den Markt nicht geschafft - Neue Forschungszusammenarbeiten initiiert - Messungen als Dienstleistungen ausgeweitet

Fallbeispiel 4: Aus einem anderen Bereich Sensor zur Aufzeichnung von Röntgenstrahlen 1 Pixel ist 200 x 200 Micrometer Einzelne Bilder mit 40 MHz Detektor mit 6 Mega Pixeln Entwickelt für Teilchenphysik Spinoff für Synchrotronlicht 0.3 mm 0.2 mm Pixel Detector (2D) Pixel Sensor 0.2 mm Pixel Read-out Chip X-rays Sensor Chip Bump Bonds

Hybrid Pixel Detectors Particle / X-ray Pixelated Particle Sensor Indium Solder Bumpbonds Q signal Data Outputs Power Clock Inputs Amplifier & Readout Chip CMOS Connection wire pads Power Inputs Outputs Particle / X-ray Signal Charge Electr. Amplifier Readout Digital Data

Bump Bondautomat Erkennt Lage (xy/alpha) Platziert Sensoren auf Mikrometer genau Kompensiert billige Optik und Positioniereinheit mit Software

Test des Auslesechips und Positioniereinheit

Transfer in die Mikroelektronik Firma Hilpert entwickelte Flip Chip Bonder Montageroboter für hohe Präzision Software ermöglicht kostengünstige Teile Tiefer Preis eröffnet neue Anwendungen

Schlussfolgerungen Technologieentwicklungen können länger dauern Technologietransfer gelingt bei genügend grossem Gap (Technik/Business) Sende- und Empfangsleistung sowie Frequenz müssen übereinstimmen Technologietransfer ist ein Geschäft von Person zu Person Meist braucht es Geduld