Bericht über den Erasmus-Studienaufenthalt an der Erciyes University in Kayseri, Türkei WS 2006/2007 von Yasemin Mutlu (unter Verwendung von http://de.wikipedia.org/wiki/kayseri) Kayseri ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz Kayseri in Kappadokien in der Türkei. Die Stadt hat etwa 500.000 Einwohner und ist eine der wenigen Großstädte der Türkei, deren Einwohnerzahl seit Jahrzehnten stabil bleibt. Kayseri liegt 1054 m über NN am Fuße des erloschenen Vulkanes Erciyes (3917 m), der mit seinen Eruptionen für die Tuffsteinschichten von Kappadokien verantwortlich war. Der Standort der heutigen Stadt war noch bis in das 4. Jahrhundert mit Salzseen und von Sümpfen durchsetzt, die teilweise erst im letzten Jahrhundert drainiert wurden. In hethitischer Zeit hieß der Ort Mazaka. Eine städtische Siedlung entstand um 150 v. Chr., sie erhielt den Namen Eusebia nach Ariarathes V. Eusebes, dem König von Kappadokien. 77 v. Chr. wurde sie von König Tigranes II. von Armenien erobert, der ihre Bewohner nach Tigranokerta (Silvan) im nördlichen Mesopotamien umsiedelte. Erst nach der Eroberung dieses Ortes durch Pompeius konnte die deportierte Bevölkerung wieder zurückkehren. Nach dem Tode des letzten kappadokischen Königs Archelaos wurde die Stadt 17 n. Chr. unter Kaiser Tiberius unter den Namen Caesarea (Kaisereia) Hauptstadt der Provinz Cappadocia. Nach der Teilung Kappadokiens unter Kaiser Valens war Caesarea die Hauptstadt von Cappadocia prima. Wie dem ersten Brief des Apostels Paulus an die erwähnten Fremdlinge hin und her in Pontus, Galatien, Kappadokien, Asien und Bithynien (1. Petr. 1,1) zu entnehnmen ist, fand das Christentum bei den Bürgern der Stadt früh Anklang. Zu Beginn des 3. Jahrhunderts war Caesarea ein Mittelpunkt christlichtheologischer Bildung.
Seine Blüte erlebte Caesarea im 4. Jahrhundert. Die Sozialwerke (Spitäler, Altersheime, Armenspeisung), die Basilius von Caesarea in der zweiten Hälfte des vierten Jahrhunderts dort einrichtete, waren in der Antike berühmt. Die neue Siedlung wuchs rasch, während die alten Viertel allmählich verfielen (Reste sind noch erkennbar). Nach unruhigen Zeiten ging die Stadt um 1077 dem Byzantinischen Reich verloren. 1082 kam sie in den Besitz der Danischmenden, während des 1. Kreuzzuges (1096-1099) vorübergehend auch in den der Kreuzfahrer unter Gottfried von Bouillon. Im 12./13. Jahrhundert war sie zeitweilig Residenz der Seldschuken und erlebte eine zweite Blütezeit. Nach weiteren Eroberungen wurde sie von den Mongolen regiert. Das anschließend osmanische Kayseri wurde 1401 unter Timur Lenk erneut mongolisch und ab 1468 wieder osmanisch. Die folgende lange Friedenszeit ermöglichte eine Aufwärtsentwicklung als Provinzstadt. Um 1900 erfolgte der Bau der Neustadt nördlich der Zitadelle. Aus dieser Zeit sind viele historische Gebäude erhalten. Hier findet man auch die älteste psychiatrische Klinik der Zeitgeschichte, in der mit Hilfe von Musik therapiert wurde - eine damals revolutionäre Behandlungsmethode. In der Innenstadt finden sich die Mauern der Festung und mehrere seldschukische Moscheen vom Typus der Ulu cami (Zentrumsloser Säulensaal). Der Berg Erciyes (türk. Erciyes Dağı) ist ein erloschener Vulkan und mit 3917 m Höhe der fünfthöchste Berg der Türkei. Er liegt 25 km südlich von Kayseri in der türkischen Landschaft Kappadokien. Der antike Name des Erciyes Dağı war Argaios. Der Berg ist auch ein Symbol von Kayseri. Da Kayseri ca. 1000 m hoch liegt, ist auch dementsprechend von dort ca. 2917 m Höhenlänge des Erciyes zu beobachten. In diesem trockenen Gebiet sorgt der Erciyes für mehr als 1000 m² großes, fruchtbares Land. Die berühmten und einmaligen Tuffsteinlandschaften bzw. Mondlandschaften von Göreme in Kappadokien mit ihren typischen Felskegeln - von den Einheimischen Feenkamine (türkisch peri bacalar) genannt - sind vorwiegend durch die Ausbrüche des Erciyes und zum Teil auch des Hasan Dağı (nahe Aksaray) entstanden. William John Hamilton im Jahre 1837. Die Erstbesteigung erfolgte durch Der Erciyes ist ein wichtiges Wintersport- und Skigebiet. Das Schulsystem der Türkei Am 29.10.1923 wurde in der Türkei die Republik ausgerufen. Die Nationalversammlung wählte Mustafa Kemal Atatürk (früher Mustafa Kemal Pascha) zum ersten Präsidenten. Atatürk führte sodann weitreichende Reformen durch: u.a. Trennung von Religion und Staat, Gleichstellung der Frau, Europäisierung von Bildung, Schrift und Kleidung. Er orientierte sich an den liberalen und republikanischen Ideen Europas
und richtete sich so mit seinen Maßnahmen besonders gegen die vom Islam bestimmte Gesellschaftsordnung des Osmanischen Reiches. Mit diesem durch die kemalistische Revolution zu Beginn der zwanziger Jahre bedingten Wandel der Gesellschaft änderte sich auch das türkische Schulsystem. Bis zu diesem Zeitpunkt beruhte das Schulwesen weitgehend auf dem klassischen System der medrese, in dem vor allem islamistischen Fächer wie Koran- und Traditionslehre im Vordergrund standen. Erst fortgeschrittene Schüler wurden in Fächern wie Mathematik unterrichtet. 1928 wurde die arabische Schrift, die nicht zur Phonetik der türkischen Sprache passte, abgeschafft und an ihrer Stelle dìe lateinische eingeführt. Ferner wurde eine Reinigung des Türkischen durchgeführt; es wurde das sog.öztürkce (das reine Türkisch) eingeführt: Wörter mit persischem oder arabischem Ursprung wurden durch türkische Ausdrücke ersetzt. Auf diese Weise wurde neuen nationalen Ideologien und nationalen Bildungsinhalten mehr Ausdruck verliehen. Außerdem wurde die Grundlage für eine Alphabetisierung des türkischen Volkes gelegt. Atatürk prägte das türkische Schulsystem durch seine Reformen weitestgehend (-> 1). Er begründete es und auf ihn gehen die wesentlichen Prinzipien des türkischen Schulwesens zurück. Seit ihrer Gründung haben die türkischen Regierungen der Verbreitung der Schulbildung große Bedeutung beigemessen. Dies belegen die folgenden Zahlen: 1960 gab es 17100 Grundschulen, die von ca. 1,6 Mill. Schülern besucht wurden. 1985 waren es 49000 Schulen mit 6,6 Mill. Schülern. Jedoch ist die Entwicklung der Höheren Schulen besonders hervorzuheben: 1950 gab es 88 Höhere Schulen mit 21000 Schülern. 1981 waren es dann 1166 Schulen mit 530000 Schülern und 1985 schließlich 1300 Schulen mit ca. 628000 Schülern. Der Hochschulbereich musste neu eingerichtet werden, denn bis zu Atatürks Reformen gab es keine Universitäten im europäischen Sinne in der Türkei. Bis Anfang der achtziger wurden 310 Institutionen wie Universitäten, Fachhochschulen und Akademien aufgebaut, an denen u.a. Studiengänge für Ingenieure, Lehrer und Geistliche belegt werden können. Grundlagen des türkischen Schulsystems Das Grundziel der türkischen Erziehung ist alle im türkischen Staat zu Individuen zu erziehen (The Development of Education in Turkey, Republic of Turkey, Ministry of National Education). Das Ziel der jungen Bürger soll es sein, die türkische Nation zu einem konstruktiven und elitären Partner der zeitgenössischen Kultur zu machen. Die Schulordnungen fußen auf die Verfassung und sind nach Angaben des Ministery of National Education in den unten angeführten Artikeln festgeschrieben: -Artikel 10: Gleichheit vor dem Gesetz -Artikel 24: Religions- und Glaubensfreiheit -Artikel 42: Rechte und Pflichten in der Erziehung
Wesentliche Prinzipien sind: -Alle Schulen unterwerfen sich dem türkischen Schulministerium und sind an dessen Curricula gesetzlich gebunden. -Die ersten fünf Schuljahre sind obligatorisch (seit August 1997 die ersten acht). Danach endet die Schulpflicht und der Besuch der Schule ist freiwillig. -Das Tragen von Schuluniformen ist vorgeschrieben. -Mädchen müssen ihr Haar zum Zopf gebunden tragen. Jungen müssen ihr Haar kurz schneiden lassen. -Das Tragen von Kopftüchern ist außer an Anatolian Imam and Preacher High Schools und an Imam and Preacher High Schools untersagt (=>Atatürks Reformen). Universität Der Name der Universität kommt von dem fünfzehn Kilometer südwestlich der Universität liegenden Berges Erciyes. Der überaus große Campus ist wie eine kleine Stadt mit 17 Fakultäten (Faculty of Medicine, Faculty of Economics and Administrative Sciences, Faculty of Theology, Faculty of Engineering, and Faculty of Arts and Sciences etc.), 14 Hochschulen und einem überaus großem Krankenhaus mit 1000 Betten. Die durchschnittliche Studiendauer beträgt vier Jahre (8 Semester). Seit 2004/2005 studierten 27.303 Studenten für den Bachelor und ca. 7.300 Studenten nahmen am Abendstudium teil. Die Erciyes Universität beschäftigt ca. 1500 Akademiker insgesamt und ca. 1500 Personen in der Administration. Anreise: Direktflug von Stuttgart nach Kayseri: Onur Airlines Kosten: ca. 500,00 Hin- und Rückflug Der Flughafen befindet sich am Stadtrand ca. 15 min von der Universität entfernt; Öffentliche Verkehrsmittel: Gut ausgebautes Verkehrsnetz: fast alle Buslinien führen zum Campus Nach Anforderung eines Studentenausweises an der Universität hat jeder Student die Möglichkeit bei der Kreisverwaltung eine Vorteilskarte für günstige Bustickets zu erwerben. Wohnen: Es besteht die Möglichkeit im Campus direkt zu wohnen. Da ich jedoch bei meiner Familie untergebracht war, kann ich dazu leider keine näheren Informationen geben.
Kosten pro Monat: Lebensmittel: einheimische Lebensmittel sind sehr preiswert; importierte Lebensmittel wie z. B.: Schokolade sind teurer Ansonsten entsprechen die Lebenserhaltungskosten den europäischen Verhältnissen. Kurse: Die Ausbildung zum Grundschullehrer dauert vier Jahre. Ich hatte die Möglichkeit, sämtliche Kurse vom ersten bis zum vierten Studienjahr zu besuchen. Die von mir besuchten Lehrveranstaltungen: Written Communication History of Turkish Republic Drama in Primary Education Introduction to Teaching Profession Turkish Literature in Republic Period Phonetics and Morphology Allgemeine Informationen zu den Lehrveranstaltungen / Kursen: http://egitim.erciyes.edu.tr/ Betreuung/Kontakte: Für die Angelegenheiten der Austauschstudenten gibt es ein Internationales Office. (leider sehr selten besetzt ) Betreuer an der Fakultät: Dekan Murat Saracoglu hat für alle Austauschstudenten immer ein offenes Ohr; Resümee: Da ich überhaupt die erste Austauschstudentin an dieser Fakultät war, gab es anfänglich organisatorische Probleme, die sich jedoch im Laufe der Zeit alle lösen ließen.