Digitale Transformation: Deutsche Hochschulen brauchen Freiraum// Industrie und Hochschulen müssen stärker zusammenwirken

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Transkript:

Digitale Transformation: Deutsche Hochschulen brauchen Freiraum// Industrie und Hochschulen müssen stärker zusammenwirken Prof. Dr.-Ing. Klaus Kreulich, Vizepräsident Hochschule München Statement zur VDI-Pressekonferenz auf der Hannover Messe 02. April 2019, 11:00 12:00 Uhr Convention Center (CC), Saal 18

Meine sehr geehrten Damen und Herren, im Ingenieurstudium wurde mit der Umstellung von Diplom- auf Bachelor- und Masterangebote zugleich viel Neues eingeführt. Sowohl in fachtechnischen, methodischen wie auch nicht-fachlichen Kompetenzfeldern. Mit der Digitalisierung kommt nun in kürzester Zeit die Anforderung, alles nochmal zu überdenken. Da Schritt mitzuhalten, stellt uns Hochschulen vor eine große Herausforderung. Nichtsdestotrotz bin ich ebenfalls der Meinung, dass der Zeitpunkt gekommen ist, die Ingenieurausbildung auf die digitalisierte Zukunft angemessen vorzubereiten. Rückblick Die Hochschulen brauchen für die Entwicklung von Lehrangeboten für digitale Hochschulen brauchen Zeit und Ressourcen 2

Inhalte aber vor allem Zeit und nachhaltige Ressourcen. Zeit für einzelne engagierte Akteure, denn eine durchdachte Neuordnung von Studiengängen kann nicht zwischen Hörsaal und Labor besprochen werden. Ressourcen für die Entwicklung neuer Lehrangebote und die Erprobung von Ideen. Wettbewerbliche Programme mit begrenzten Finanzierungsphasen bringen zwar großartige Impulse oder auch Forschungsergebnisse, aber für den Aufbau und die nachhaltige Aufrechthaltung von sinnvollen Strukturen werden dauerhafte Mittel benötigt - auch weil die Digitalisierung nicht stehen bleiben wird. Sowohl Länder als auch der Bund sollten mehr Kooperationen und weniger Wettbewerb zwischen Hochschulen fördern. Der schnelle Wandel und die hohe Komplexität der Digitalisierung erfordern eine Mehr Kooperationen statt Wettbewerb zwischen den Hochschulen 3

effiziente gemeinsame Nutzung von Ressourcen, die unter wettbewerblichen Bedingungen erschwert ist. In der aktuellen Diskussion um die Fortführung des Qualitätspakts Lehre besteht die Chance, eine Grundfinanzierung für Zwecke der permanenten inhaltlichen Weiterentwicklung zu verankern. Das wäre genau das, was Hochschulen brauchen. Qualitätspakt Lehre Um Digitalisierung zu einem Schwerpunktthema in der Hochschulausbildung zu machen, muss die Lehre an Hochschulen grundsätzlich aufgewertet werden. Neben der Forschung muss die Lehre zu einem gleichrangigen Qualitätsmerkmal werden, um Ressourcen und Motivation für den Wandel freizusetzen. Politik muss die Lehre an Hochschulen aufwerten Die Rolle der Industrie an den Hochschulen ist 4 Rolle der Industrie an Hochschulen

aus meiner Sicht sehr wichtig. Für die wissenschaftliche Ausbildung in den Ingenieurwissenschaften war der Praxisbezug zu den FuE-Abteilungen und auch allen anderen Geschäftsbereichen schon immer von sehr hoher Bedeutung. Das Tempo der digitalen Veränderungen erlaubt es den Hochschulen kaum noch, die jeweils aktuellen Technologien und Konzepte für Forschungsund Lehrzwecke bereitzustellen. Die Industrie wird also noch wichtiger. Auch vor dem Hintergrund des lebenslangen Lernens müssen Hochschulen und Unternehmen näher zusammenrücken. Die Dynamik der Digitalisierung erfordert auch für hochqualifizierte Ingenieure einen lebenslangen Bedarf an Weiterbildung. Hier können sowohl Lehre als auch Industrie im Sektor der quartären Bildung noch viel stärker als bisher zusammen wirken. Von der Politik Quartäre Bildung: Hochschulen und Unternehmen müssen näher zusammenrücken 5

erhoffe ich mir rechtlich einfache Regelungen und unternehmerische Freiheiten, mit denen Hochschulen ohne Einschränkungen auch Berufstätige weiterqualifizieren können. Darüber ist der Wissenstransfer von großer Bedeutung für Industrie und Hochschulen. Als Ergänzung zu klassischen Kooperationsmodellen in Form von Laborausstattungen, Industriereferenten, Abschlussarbeiten etc. besteht gerade in der digitalen Arbeitswelt viel Potenzial für Unternehmen und Hochschulen gemeinsam Innovationen zu treiben. Eine Beispiel dafür sind an Hochschulen angesiedelte Gründerzentren in denen Unternehmen, Wissenschaftler und Studierende digitale Lösungen entwickeln. Wissenstransfer Industrie und Hochschulen Aktuell werden an nahezu allen Hochschulen Beispiel Hochschule München 6

neue Studienangebote zur Digitalisierung entwickelt. In den ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen an unserer Hochschule sind wir dabei, fachspezifische Module einzuführen. Beispiele sind Bauinformatik oder generative Fertigungsverfahren (3D-Druck). In unserer Fakultät Studium Generale werden interdisziplinäre Ringvorlesungen angeboten, in denen sich Ingenieure mit den gesellschaftlichen Wirkungen zur Digitalisierung befassen. Am SCE, unserem Institut für Entrepreneurship, können Ingenieure in ein projektorientiertes Masterprogramm zur digitalen Transformation einsteigen. Ein nächster wichtiger Baustein unserer Digitalisierungsstrategie ist die Einführung interdisziplinärer Studiengänge mit der Informatik. 7 Ausblick

In drei Jahren werden wir in den Ingenieurwissenschaften und in Zusammenarbeit mit der Informatik zahlreiche Studienangebote zu KI, Robotics, Industrie 4.0 und anderen Handlungsfeldern der Digitalisierung sehen. Gleichzeitig werden neue Fortschritte der Digitalisierung aufkommen. Deshalb wünsche ich mir einen dauerhaften Innovationsprozess an unseren Hochschulen, der von der Politik gestützt und von der Industrie mitgestaltet wird. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. 8