I N F O R M A T I O N zur Pressekonferenz mit Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger, Präsident ÖR Ing. Franz Reisecker, Landwirtschaftskammer OÖ, Ludwig Schurm, Obmann Biomasseverband OÖ am 31. August 2012 zum Thema "Biomasseverband OÖ 20 Jahre nachhaltige Energieerzeugung: Bioenergie, eine Chance für Oberösterreich!"
LR Hiegelsberger, Präs. Reisecker, Obmann Schurm Seite 2 Oberösterreich ist im Bereich der Biomassenutzung führend. Dieser Erfolg war möglich, weil viele Landwirte, Firmen, das Land Oberösterreich, die Landwirtschaftskammer OÖ (LK OÖ), der Biomasseverband OÖ, der Biomassefonds OÖ und nicht zuletzt die Bioenergie OÖ ihren Beitrag geleistet haben. Mit 311 bäuerlichen Heizwerken in den oberösterreichischen Gemeinden und 70 Biogasanlagen beweisen die Landwirte, dass sie verlässliche Energieproduzenten sind. Das Land OÖ, die LK OÖ, der Biomasseverband OÖ, der Biomassefonds OÖ und die Bioenergie OÖ haben durch intensive Beratungs- und Informationsarbeit die Grundsteine für die erfolgreiche Umsetzung ökologisch sinnvoller und wirtschaftlicher Bioenergieprojekte gelegt, sind sich Präsident Franz Reisecker und Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger einig. "Oberösterreichs Landwirte verwirklichten mit ihren Projekten eine regionale, nachhaltige und CO 2 -neutrale Energieversorgung. Mit den Projekten wird auch das Ziel des Landes Oberösterreich, die Stromund Wärmeversorgung langfristig zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energieträgern bereitzustellen, maßgeblich unterstützt." Die Land- und Forstwirtschaft war in den letzten Jahrzehnten oftmals mit sinkenden bzw. niedrigen Produktpreisen konfrontiert. Der Absatz von Schwachholz bzw. Blochholz minderer Qualität war häufig nur zu Billigstpreisen möglich. Ziel war es daher, beim Rohstoff Holz umfassend in die Energieproduktion zu gesicherten wenn möglich sogar höheren Preisen einzusteigen und damit gleichzeitig umweltfreundliche Energie aus nachwachsenden Rohstoffen zu erzeugen. Nach fast 30 Jahren lässt sich sagen, dass diese Strategie von Erfolg gekrönt ist. Die Rohstoffpreise begannen durch die starke Nachfrage nach Hackgut und Brennholz in den letzten Jahren wieder zu steigen.
LR Hiegelsberger, Präs. Reisecker, Obmann Schurm Seite 3 Das Land OÖ und die Landwirtschaftskammer OÖ haben seit fast 30 Jahren auf die großen Herausforderungen im Bereich der Energieversorgung hingewiesen und konstruktive Lösungsansätze erarbeitet. Der rasche und sozial verträgliche Umbau des Energiesystems wurde konsequent gefordert und gefördert. Obwohl viel im Bereich der erneuerbaren Energieträger erreicht wurde, ist die weltweite Entwicklung nach wie vor Besorgnis erregend. Der weltweite Energieverbrauch steigt in einem atemberaubenden Tempo weiter an. Sobald mehr Energie nachgefragt wird, als überhaupt angeboten werden kann, wird sich Energie stark verteuern. Die Frage, welchen Beitrag die Land- und Forstwirtschaft zur Energieproduktion leisten wird, hat schon in den vergangenen Jahren zu intensiven Diskussionen geführt. Die Themen Bioenergieoder Lebensmittelerzeugung werden auch derzeit heftig diskutiert. Derzeit werden in Österreich weniger als zwei Prozent der landwirtschaftlichen Flächen für die Energieproduktion verwendet. Aufbauarbeit bei Beratung und Betreuung von Biomasseprojekten Die Bäuerinnen und Bauern sahen sich seit den 70er-Jahren mit der Entwicklung konfrontiert, dass der Energieträger Holz zunehmend von den modernen und komfortablen Energieträgern Öl und Gas verdrängt wurde. Die hohen Ölpreise Anfang der 80er Jahre veranlassten die ersten Pioniere nachzudenken, wie man unabhängig vom Öl werden und gleichzeitig die massiven Holzvorräte bzw. das Abfallholz aus der Waldbewirtschaftung nutzen könnte. Die LK OÖ hat im Interesse ihrer Mitglieder den Ausbau der Biomasseprojekte von Beginn an unterstützt. Durch die guten
LR Hiegelsberger, Präs. Reisecker, Obmann Schurm Seite 4 Rahmenbedingungen seitens des Landes OÖ, des Bundes und der EU ist die erfolgreiche Umsetzung vieler Biomasseprojekte gelungen. Bioenergie-Bilanz 1985 bis 2012: 381 bäuerliche Biomasseprojekte (Nahwärme und Biogas) Gesamtleistung thermisch von rund 296 Megawatt (Nahwärme und Biogas) Netzlänge rund 750 Kilometer 11.700 Wärmeabnehmer 7.000 Landwirt/innen liefern Brennstoff 60 neue Projekte in der Planungs- und Umsetzungsphase 70 Biogasanlagen mit einer elektrischen Leistung von rund 11 Megawatt 2 Holzverstromungsanlagen mit 330 Kilowatt elektrischer Leistung 40.000 Hackgut- und Pelletsanlagen 68.000 Scheitholzanlagen 26.000 Einzelöfen 1.270 Biomassegroßprojekte inkl. Gemeinschaftsanlagen Immer mehr Gemeinden und Industriebetriebe setzen auf umweltfreundliche Wärme aus Holz. Derzeit werden in Oberösterreich etwa 40.000 automatische Biomasse-Einzelfeuerungen, 68.000 Scheitholzanlagen, 26.000 Einzelöfen und 1.270 Biomassegroßprojekte (inkl. Gemeinschaftsanlagen) betrieben. Diese Anlagen benötigen jährlich etwa 4,3 Mio. Kubikmeter Biomasse, die in Wärme und teilweise Strom umgewandelt wird. Damit werden rund 750 Millionen Liter Erdöl ersetzt, was einer Kette an Öltank-LKWs von Ried bis Wien und wieder retour oder von Linz bis Triest entspricht. Weiters werden damit zwei Millionen Tonnen CO 2 eingespart.
LR Hiegelsberger, Präs. Reisecker, Obmann Schurm Seite 5 Steigende Beliebtheit von Biomasseheizanlagen und Nahwärme Der Startschuss für die Nahwärme fiel Anfang der 80er-Jahre zu einem Zeitpunkt sehr hoher Ölpreise und einem vergleichsweise billigen Rohstoff Holz. Die Bioenergie bietet mittlerweile für die heimische Land- und Forstwirtschaft Einkommenschancen und bringt auch zahlreiche Arbeitsplätze in Industrie und Gewerbe. Die LK OÖ und das Land OÖ haben daher seit 1985 die Bäuerinnen und Bauern bei der Erschließung des Zukunftsmarktes Bioenergie maßgeblich unterstützt. Derzeit sind in Oberösterreich 311 von Bauern organisierte Nahwärmeanlagen in Betrieb, mit einer Gesamtleistung von 285.000 Kilowatt und einem Brennstoffbedarf von ca. 365.000 Festmeter, der im Wesentlichen in Form von bäuerlichem Waldhackgut aufgebracht wird. Die entsprechenden Förderprogramme der öffentlichen Hand haben zur positiven Entwicklung der Biomasseprojekte maßgeblich beigetragen. Oberösterreich hat im Bundesländervergleich die meisten automatischen Holzfeuerungsanlagen. Die Vorteile der Hackgutfeuerungsanlagen wurden bald von den Landwirten erkannt, geschätzt und genutzt. Die seitens der LK OÖ angebotenen Seminare für Kleinfeuerungsanlagen waren stets gut besucht. Die gute Zusammenarbeit mit den heimischen Kesselfirmen brachte auch für die Kesselindustrie erhebliche Vorteile. Mittlerweile sind die oberösterreichischen Kesselfirmen weltweit Marktführer im Bioenergiebereich.
LR Hiegelsberger, Präs. Reisecker, Obmann Schurm Seite 6 Holzverbrauch in Festmeter (ohne Lauge, d. h. für die Papierproduktion): Quelle: LK OÖ, Stand 2011 Die Grafik verdeutlicht eindrucksvoll die positive Entwicklung am Bioenergiesektor in Oberösterreich. In den letzten 20 Jahren wurde rund eine Verdreifachung des energetischen Holz-Einsatzes erreicht. Biogasanlagen - Boom durch Rohstoffpreise gestoppt Strom und Wärme aus Gülle und Mist zu erzeugen hat einige Pioniere bereits in den 80er- und 90er-Jahren dazu veranlasst, Kleinbiogasanlagen im Wesentlichen zur Eigenenergieversorgung zu errichten. Das Ökostromgesetz 2003 schuf Rahmenbedingungen, um auch größere mit landwirtschaftlichen Rohstoffen betriebene Biogasanlagen umzusetzen. In Oberösterreich sind rund 70 Biogasanlagen in Betrieb, davon 45 größere Anlagen mit Leistungen zwischen 100 und 500 Kilowatt
LR Hiegelsberger, Präs. Reisecker, Obmann Schurm Seite 7 elektrischer Leistung. Die Anhebung der Rohstoffpreise führte dazu, dass der weitere Bau solcher Anlagen nicht mehr wirtschaftlich war. Zwei Pilotprojekte zur Einspeisung von Biogas ins Erdgasnetz wurden erfolgreich umgesetzt. Technologie der Zukunft: Strom und Wärme aus Holz Zwei Holzgas-Pilotprojekte wurden 2010 und 2011 in Oberösterreich realisiert, um die Praxistauglichkeit dieser Technologie zur Herstellung von Strom zu untersuchen. Diese Projekte mit 30 Kilowatt bzw. 300 Kilowatt elektrischer Leistung, die in gemeinsamer Initiative engagierter Landwirte, der LK OÖ, des Biomasseverbandes OÖ und des Landes OÖ errichtet wurden, liefern wertvolle Erkenntnisse für zukünftige Anlagen. Holzgas-Kleinanlagen könnten in Zukunft nicht nur für Nahwärmeanlagen, sondern auch für landwirtschaftliche Betriebe oder Gewerbebetriebe interessant werden und bestehende Hackgutkessel ersetzen. Dadurch können Strom und Wärme gleichzeitig produziert werden.
LR Hiegelsberger, Präs. Reisecker, Obmann Schurm Seite 8 Der Biomasseverband OÖ: Neue Organisationen fördern die Weiterentwicklung der Bioenergie 1992 wurde auf LK OÖ-Initiative der Biomasseverband OÖ, damals unter dem Namen ARGE Erneuerbare Energie OÖ, gegründet. Es waren erst wenige Heizwerke in Betrieb. Dennoch war klar, dass diese Energieform großes Potenzial hat und es wichtig ist, einen speziellen Interessensverband dafür zu gründen. Die Ziele waren ursprünglich der gegenseitige Informationsaustausch und die Interessenvertretung, mittlerweile wird auch die intensive Projektbetreuung bis zur Planung von Biomasseheizwerken angeboten, erklärt Präsident Reisecker. Leistungsspektrum Biomasseverband OÖ: Biomassenah- und -fernwärmeanlagen zur Ortsversorgung Mikronetze in Siedlungen und Gewerbegebieten Biomasseobjektheizungen für öffentliche Gebäude und gewerbliche Objekte Biogasanlagen Projektbegleitung und -koordination Grob- und Feinstudien Kosten- und Wirtschaftlichkeitsberechnungen Planung von Biomasseheizanlagen Qualitätsmanagement Öffentlichkeitsarbeit Energieeffizienzberatung Beratung und Planung von Holzverstromungsanlagen
LR Hiegelsberger, Präs. Reisecker, Obmann Schurm Seite 9 Biomasseverband OÖ: Geld sparen durch Energieeffizienz Seit Herbst 2011 wird vom Biomasseverband OÖ die Energieeffizienzberatung für landwirtschaftliche Betriebe angeboten. Vor allem für intensiv geführte Betriebe ist die Bereitstellung von Energie in Form von Wärme, Strom und Treibstoff zu einem wesentlichen Kostenfaktor geworden. Einsparpotenziale sind immer vorhanden und sollten auch genutzt werden. Geschäftsführerwechsel beim Biomasseverband OÖ: Nach 20 Jahren Aufbauarbeit legt Ing. Günter Danninger die Geschäftsführung aus persönlichen Gründen zurück und widmet sich in der LK OÖ schwerpunktmäßig der Interessenvertretung im Energiebereich sowie der Forcierung der Photovoltaikanlagen im landwirtschaftlichen Bereich. Der neue Geschäftsführer wird ab September DI Matthias Raschka sein. Biomassefonds OÖ 1993 wurde einzigartig für Österreich der Biomassefonds OÖ ins Leben gerufen. Ziel ist die Vergabe von zinsengünstigen Darlehen für Bioenergie-Erzeugergemeinschaften. Insgesamt wurden schon über 120 Darlehen an Nahwärmeheizwerke vergeben. Am niedrigen Zinsniveau des Biomassefonds OÖ orientieren sich auch die Banken bei der Vergabe von Darlehen an die oberösterreichischen Heizwerke. Dadurch ist es gelungen, in Oberösterreich einen österreichweit besonders günstigen Zinssatz vorzugeben. Günstige Kredite haben die Umsetzung zahlreicher Heizwerke forciert.
LR Hiegelsberger, Präs. Reisecker, Obmann Schurm Seite 10 Bioenergie OÖ egen: Reduziert organisatorischen Aufwand für Betreiber Viele Landwirte hatten Interesse, kleine Heizwerke zu bauen. Um die Kosten zur Gesellschaftsgründung und den organisatorischen Aufwand beim laufenden Betrieb der Anlagen zu reduzieren, wurde die Bioenergie OÖ egen im Jahr 2001 gegründet. Auf Initiative der LK OÖ, unterstützt vom Raiffeisenverband OÖ und dem Biomasseverband OÖ, wurde ein Konzept erarbeitet, welches jetzt durch die Bioenergie OÖ umgesetzt wird. Jedes Heizwerk wird als eigene Kostenstelle geführt. Somit liegt der wirtschaftliche Erfolg in den Händen der Betreibergruppen, eine größtmögliche Eigenständigkeit ist gegeben. Im Jahr 2012 gehen mit Kronstorf und Steegen die Heizwerke 20 und 21 in Betrieb. Alle Anlagen wurden von der Bioenergie OÖ errichtet und befinden sich in deren Eigentum. Bisher wurden 6 Millionen Euro investiert, erklärt Ludwig Schurm, Obmann des Biomasseverbandes OÖ. Die Anlagengröße bewegt sich zwischen 110 und 2.000 Kilowatt. Bei den Anlagen handelt es sich um Objektheizungen oder Nahwärmeanlagen mit Leitungsnetzen. Die Gesamtleistung aller Anlagen beträgt über 7.000 Kilowatt. Als Primärenergieträger wird 100 Prozent bäuerliches Waldhackgut eingesetzt (über 17.000 Schüttraummeter). Leitungsnetze mit einer Gesamtlänge von über sechs Kilometern Länge bringen die Wärme zuverlässig zu den Kunden. Die Heizwerke der Bioenergie OÖ beheizen öffentliche Gebäude (Gemeinden, Fachschulen etc.), Pfarren, Banken, Gewerbebetriebe und private Objekte. Den Kundinnen und Kunden wird ein Komplettservice im Bereich der Wärmeversorgung mit Biomasse geboten, wobei sich das Angebot nach den individuellen Bedürfnissen der Kunden und den örtlichen Gegebenheiten richtet.
LR Hiegelsberger, Präs. Reisecker, Obmann Schurm Seite 11 Biomasse sichert Arbeitsplätze Die Forcierung von Biomasseprojekten bringt nicht nur Vorteile für die Landwirtschaft, sondern für die gesamte Gesellschaft. Beim Bau von Nahwärmeanlagen fließt Geld in die Wirtschaft, die Landwirte haben durch die Hackgutlieferungen ein regelmäßiges Einkommen und die Wärme-Abnehmer/innen profitieren von der Bereitstellung sicherer und umweltfreundlicher Energie. Arbeitsplätze werden so zu gleichen Teilen in der Landwirtschaft und in der Wirtschaft geschaffen. Ohne das intensive Engagement der LK OÖ, des Landes OÖ, des Biomasseverbandes OÖ, des Biomassefonds OÖ und der Bioenergie OÖ gäbe es wohl viele positive Errungenschaften und erfolgreiche Projekte im Bereich der Bioenergie nicht, erklären Landesrat Max Hiegelsberger und Präsident Franz Reisecker abschließend. Kontakt zum Thema: Ing. Günter Danninger, Auf der Gugl 3, 4021 Linz Tel.: 050/6902-1236, E-Mail: Guenter.Danninger@lk-ooe.at