Gesundheitliche Auswirkungen einer Massivholzausstattung in der Hauptschule Haus im Ennstal



Ähnliche Dokumente
Gesundheitliche Auswirkungen einer Massivholzausstattung in der Hauptschule Haus im Ennstal

Massief hout vermindert stress bij scholieren

Studie SOS Schule ohne Stress 1. Studie SOS Schule ohne Stress: Täglich Herzschläge dank Holz gespart!

Lehrer: Einschreibemethoden

Versetzungsregeln in Bayern

ZART KEIMT DIE HOFFNUNG FÜR 2005

Lebenserwartung nach Sterbetafel 2003/2005

Glaube an die Existenz von Regeln für Vergleiche und Kenntnis der Regeln

Auswertung JAM! Fragebogen: Deine Meinung ist uns wichtig!

Deutliche Mehrheit der Bevölkerung für aktive Sterbehilfe

Deutsches Rotes Kreuz. Kopfschmerztagebuch von:

Korrelation (II) Korrelation und Kausalität

Erfahrungen mit Hartz IV- Empfängern

Politikverständnis und Wahlalter. Ergebnisse einer Studie mit Schülern und Studienanfängern

Aussage: Das Seminar ist hilfreich für meine berufliche Entwicklung

Würfelt man dabei je genau 10 - mal eine 1, 2, 3, 4, 5 und 6, so beträgt die Anzahl. der verschiedenen Reihenfolgen, in denen man dies tun kann, 60!.

Drei Fragen zum Datenschutz im. Nico Reiners

KinderPlus. Mit KinderPlus wird Ihr Kind zum Privatpatienten im Krankenhaus.

Markus Demary / Michael Voigtländer

Umfrage zum Rauchererlass. des Teletta-Groß-Gymnasiums Leer. im Schuljahr 2004/2005

Strom in unserem Alltag

Wichtiges Thema: Ihre private Rente und der viel zu wenig beachtete - Rentenfaktor

Personal der Frankfurter Pflegeeinrichtungen 2005

Allensbach: Das Elterngeld im Urteil der jungen Eltern

Schuldenbarometer 1. Q. 2009

Praxisteil Woche 23. Visuell: Memory

100 Mikrokredite und Abschluss der Pilotphase. Ruedi Winkler, Präsident Verein GO! Ziel selbstständig

Studienresultate Mediennutzung und Werbeverweigerung bei unadressierten Werbesendungen

Denken und Träumen - Selbstreflexion zum Jahreswechsel

Pflegedossier für die kreisfreie Stadt Frankfurt (Oder)

Die Wirtschaftskrise aus Sicht der Kinder

Berechnung der Erhöhung der Durchschnittsprämien

Presseinformation. Wenn der Beruf krank macht. AOK Niedersachsen stellt neue Fehlzeiten-Analyse vor

Möbel kaufen. Qualität erkennen. 4. Auflage

Grundschule Kleibrok. Elternbrief

Rententafelgarantie. Langlebigkeit: Fluch oder Segen?

Dem Schimmel Keine Chance

Umsatz-Kosten-Treiber-Matrix Woodmark Consulting AG

Fremdwährungsanteil bei Tilgungsträgerkrediten bei 86 % eine Analyse der Fremdwährungskreditstatistik 1

3. Frauenstudie der DAB bank: Frauen schlagen Männer bei der Geldanlage

Kinder- und Jugend- Gesundheitsbericht 2010 für die Steiermark

Schuldenbarometer 2015: Privatinsolvenzen sinken um 6,4 Prozent vierter Anstieg in Folge bei den älteren Bundesbürgern

Statuten in leichter Sprache

Pflege Ihrer implantatgetragenen Krone

Aktuelle Entwicklungen bei den Strom- und Gas-Systemnutzungstarifen

Namibiakids e.v./ Schule, Rehoboth, Namibia

Umgang mit Schaubildern am Beispiel Deutschland surft

Behandlung und Beratung von Alkoholabhängigen

GÖTEBORG. Möbel zum Leben SPEISEZIMMER BÜRO DIELE

FAQ Unsere Fachkräfte von morgen!

Schattenwurf von Windkraftanlagen: Erläuterung zur Simulation

PIXMA MG3500. series. Einrichtungshandbuch

Information zum Projekt. Mitwirkung von Menschen mit Demenz in ihrem Stadtteil oder Quartier

FIT durch Lernen - Nachhilfeschule

Die Zentralheizung der Stadt Wer heizt wie?

TAGESABLAUF IM KINDERGARTEN

II. Zum Jugendbegleiter-Programm

Schuldneratlas Leipzig 2014

Nutzung des Retain-Archivs

Laborpraktikum Diffraktion : Versuchsdurchführung und Ergebniserfassung

1. Kennlinien. 2. Stabilisierung der Emitterschaltung. Schaltungstechnik 2 Übung 4

Konzept. Ferienbetreuung. Markt

allensbacher berichte

Vorankündigung Die Verlagsleitung und der Erfolgsautor der Blauen Business-Reihe ist auf der Frankfurter Buchmesse 2007 vertreten.

Begriff 1 Begriff 2 Datenbank 1

Dokumentation zur Versendung der Statistik Daten

HALLO UND WILLKOMMEN!

AGROPLUS Buchhaltung. Daten-Server und Sicherheitskopie. Version vom b

MODUL 5: BETRIEBLICHES GESUNDHEITSMANAGEMENT

AOK Pflege: Praxisratgeber Sturzprävention Übungen zur Stärkung des Gleichgewichts

Mit dem Tool Stundenverwaltung von Hanno Kniebel erhalten Sie die Möglichkeit zur effizienten Verwaltung von Montagezeiten Ihrer Mitarbeiter.

Auswirkungen eines Auswahlverfahrens für Medizinische Studien Erfahrungen an der Medizinischen Universität Graz

Sei dabei und schau nicht nur zu! -Freiwillige an die Schulen

Widerrufsbelehrung der Free-Linked GmbH. Stand: Juni 2014

Individuelles Qualifikationsprofil für

Dunkel- und Hellkennlinie des Solarmoduls. Beachten Sie die Anweisungen aus der Bedienungsanleitung! Messgerät + V + A. Solarmodul

So funktioniert Ihr Selbstmanagement noch besser

Mittel- und langfristige Finanzierung der Pflegevorsorge. Präsentation der Studie des WIFOs

GEVITAS Farben-Reaktionstest

Installation OMNIKEY 3121 USB

Gussnummern-Lesesystem

Wie erreiche ich was?

Gefährlich hohe Blutzuckerwerte

HOTEL BÄREN. Familie Sauter Beobachtungen & Problembereiche. Interview mit Stefan Sauter (Miteigentümer)

1. Die Maße für ihren Vorbaurollladen müssen von außen genommen werden.

Historical Viewer. zu ETC5000 Benutzerhandbuch 312/15

Fakten zur geförderten Pflegezusatzversicherung.

Outlook. sysplus.ch outlook - mail-grundlagen Seite 1/8. Mail-Grundlagen. Posteingang

Grenzen Sie sich von Ihren Wettbewerbern ab und nutzen Sie die Vorteile der 5-Jahres-Garantie der ZEMAG - kostenlos*.

MORE Profile. Pass- und Lizenzverwaltungssystem. Stand: MORE Projects GmbH

Doing Business : China Do s und Don ts

Ihr Ideen- & Projektmanagement-Tool

Screening Das Programm. zur Früherkennung von Brustkrebs

Studenten-Team der Universität Rostock erringt 2. Platz im nationalen Finale des Ricoh & Java Developer Challenge

8 Mediennutzung. 8.1 Medienausstattung

Transkript:

Kurzfassung: Gesundheitliche Auswirkungen einer Massivholzausstattung in der Hauptschule Haus im Ennstal Grote Vincent 1, Avian Alexander 1,2, Frühwirth Matthias 1, Hillebrand Christine(+) 3, Köhldorfer Peter 1, Messerschmidt Dietmar 1, Resch Verena 3, Schaumberger Karin 3, Zeiringer Claudia 1, Mayrhoffer Mario 3, Moser Maximilian 1,4 1 Human Research Institut für Gesundheitstechnologie und Präventionsforschung, Weiz, 2 Institut für Medizinische Informatik, Statistik und Dokumentation, Medizinische Universität Graz 3 arte.med Gesundheitsbildung und -entwicklung GmbH, Klagenfurt 4 Institut für Physiologie, Medizinische Universität Graz Die Erkenntnis, dass ein optimales wohn- und arbeitsphysiologisches Umfeld einen positiven Einfluss auf die Gesundheit der NutzerInnen hat, wird seit der Jahrtausendwende in Fachkreisen intensiv diskutiert (vgl. Jonas & Chez, 2004). Im Bereich der Innenausstattung beschäftigen sich die meisten Studien zum optimalen Umfeld mit Themen wie Raumklima, Luftqualität, Lärm, Licht, Farbe, ergonomischen Aspekte und Anordnung der Möblierung (vgl. Higgins et al., 2005). Wenige Studien messen die physiologische Auswirkung unterschiedlicher Materialien auf die BenutzerInnen der Räume. Die Einflüsse von Holzwerkstoffen auf Gesundheit der BewohnerInnen werden vor allem im Zusammenhang mit ihrem Einfluss auf das Raumklima untersucht (vgl. Hameury & Lindsröm, 2004). Die seit 2003 durchgeführten Studien des Human Research Institutes (ehemalig Joanneum Research) beziehen zusätzlich auch Leistungs- und Befindensaspekte des Menschen mit ein (Grote et al., 2003; Kelz et al., 2007). Die erhaltenen Ergebnisse zeigten durchwegs positive Effekte von Massivholz (Zirbe und Fichte) auf psychophysiologische Parameter, auf Befinden, Beanspruchung und Erholungsfähigkeit. In einer aktuellen Felduntersuchung mit dem Holzcluster Steiermark in der Hauptschule Haus im Ennstal wurden vier Klassenräume ohne (Standardklassen) bzw. überwiegend mit massiven Holzwerkstoffen (Massivholz-Klassen) ausgestattet. Bei 52 SchülerInnen wurden in den Sommerferien 2008 sowie zweimonatlich während des Schuljahres 2008/2009 regelmäßig psychophysiologische Messungen durchgeführt. Abb 1: Massivholzklasse (links) und Kontrollklasse (rechts) in der Hauptschule Haus im Ennstal. Es wurden jeweils zwei Klassenzimmer von jeder Einrichtungstype ausgeführt, sodass insgesamt 52 SchülerInnen verglichen werden konnten. 1

Massivholzklasse Standardklasse Boden Parkett Eiche geölt Linoleum PUR versiegelt Decke Tanne unbehandelt Gipskarton Gangwand Fichte unbehandelt Gipskarton sonstige Wände Kalkzementputz mit Innendispersion Kalkzementputz mit Innendispersion Schränke Zirbe / Buche Spanplatte mit Schichtstoff Pinnwand Weichfaserplatte stoffüberzogen Weichfaserplatte stoffüberzogen Beleuchtung Rasterleuchten mit Raster aus Zirbenholz Rasterleuchten mit Spiegelraster Vorhang Trevira CS Trevira CS Abb 2: Ausstattung der Massivholzklassen (links) und der Standardklassen (rechts) in der Hauptschule Haus im Ennstal. Die Standardklassen entsprechen einer herkömmlichen Ausstattung laut Bauausschreibung, die für alle Klassen der Schule vorgesehen war. Zwei der Klassenzimmer wurden speziell als Massivholzklassen ausgeführt. Die Möblierung, Sessel und Tische, war ident. Abb. 3: Unterschied der SchülerInnenherzfrequenz im März/Mai 2009 während des fortgeschrittenen Schuljahres im Vergleich zu den Ferien im Tagesverlauf. Rot ist ein Anstieg, blau ein Abfall gegenüber den Ferien dargestellt. In beiden Klassentypen ist ein Anstieg der Herzfrequenz um bis zu 30 Schlägen pro Minute am Morgen festzustellen, eine Folge des früheren Aufstehens der SchülerInnen während der Schulzeit. In den Massivholz-Klassen (rechts) wird dies ab Unterrichtsbeginn ausgeglichen durch eine verringerte Herzfrequenz (blau), die den ganzen weiteren Tag anhält. In den Standardklassen bleibt die Herzfrequenz auch in der Schule gegenüber den Ferien erhöht. Die Verringerung der kardialen Beanspruchung in den Massivholz-Klassen wird nicht durch eine Leistungseinbusse erkauft. 2

Signifikante Unterschiede zwischen den Gesundheitsparametern der SchülerInnen in den unterschiedlich ausgestatten Klassen zeigten sich vor allem in der Herzfrequenz (als Belastungsindikator), im Vagustonus (als herzschonender Erholungsindikator, Abb. 4) und in der erlebten schulspezifischen Beanspruchung. Dabei konnten durchwegs bedeutende Vorteile in den Klassen mit Massivholzausstattung festgestellt werden. Es zeigt sich, dass die SchülerInnen dieser Klassen im Laufe des Tages durchschnittlich um 8600 Herzschläge weniger aufweisen und eine deutlich höhere Vagusaktivität im Wachzustand zeigten. Der Vagustonus spielt in der Medizin eine wichtige kardioprotektive Rolle, d.h. er schützt das Herz vor Infarkt und Schädigung (Moser et al 1994). Abb. 4: Unterschied des kardioprotektiven (herzschützenden) Vagustonus im März/Mai 2009 während des fortgeschrittenen Schuljahres im Vergleich zu den Ferien im Tagesverlauf. Als rot ist ein Abfall im Sinne einer verstärkten Belastung des Herzens, als blau ein Anstieg gegenüber den Ferien dargestellt. In beiden Klassentypen ist ein deutlicher Abfall des Herzvagustonus am Morgen festzustellen, eine Folge des früheren Aufstehens der SchülerInnen während der Schulzeit. In den Massivholz-Klassen (rechts) wird dies ab Unterrichtsbeginn ausgeglichen durch einen sogar gegenüber den Schulferien erhöhten Herzvagustonus (blau), der danach bis in die frühen Morgenstunden anhält. In den Standardklassen bleibt der Vagustonus auch in der Schule gegenüber den Ferien erhöht. Auch schulspezifische subjektive Beanspruchungen ( soziale Beanspruchung der SchülerInnen durch LehrerInnen ) konnten in den Massivholz-Klassen in signifikant verringertem Ausmaß beobachtet werden (Abb. 5). Unterschiede sind langfristig und treten dann auf, wenn Schüler die Klassen betreten. Alle festgestellten Unterschiede treten allmählich nach längerer Benützung der Räume, über mehrere Monate ansteigend, auf (Abb. 5), und sind am Ende des Untersuchungszeitraumes (Mai 2009) am größten. Tageszeitlich beginnen sie mit dem Eintreffen der SchülerInnen im Klassenzimmer und halten dann teils bis zum Abend, teils bis in die frühen Morgenstunden an (Abb. 3,4). 3

Abb. 5: Entwicklung der subjektiv erlebten sozialen Beanspruchung der SchülerInnen durch die LehrerInnen im Verlauf des Schuljahres im Vergleich zu den Ferien. In beiden Klassentypen steigt die Beanspruchung zu Schulbeginn leicht an, ab Januar 2009 sinkt sie in der Massivholzklasse (grün) wieder auf Ferienniveau, in der Standardklasse steigt sie weiter an. Dieser Unterschied ist auch bei Auftrennung der Auswertung nach Geschlecht (rechts oben) und Klassen (rechts unten) stabil, ebenso wie die beobachteten physiologischen Effekte. Die Studie wurde unter Beteiligung zahlreicher Partner aus der Holzindustrie durchgeführt: 4

ANHANG Studiendesign Messmethoden: 24-Stunden EKG Messungen (Herzratenvariabilitäts-Analyse), Konzentrationsleistungstest und standardisierte Fragebögen Abbildung: Studienplan. Die Hauptschule Haus/Ennstal wurde während den Sommerferien 2008 renoviert. Im Zuge dieser Renovierung wurden zwei Klassenräume vorwiegend mit Holzmaterialien ausgestattet. Zwei erste Klassen (eine Holz- und eine Standardklasse) und zwei zweite Klassen (eine Holz- und eine Standardklasse) nahmen an der Studie teil. Literatur GROTE, V., LACKNER, H., MUHRY, F., TRAPP, M. & MOSER, M. (2003). Evaluation der Auswirkungen eines Zirbenholzumfeldes auf Kreislauf, Schlaf, Befinden und vegetative Regulation. Forschungsbericht, JOANNEUM RESEARCH Forschungsgesellschaft mbh, Institut für Nichtinvasive Diagnostik. Volltext: www.zirbe.info. HAMEURY, S. & LINDSRÖM, T. (2004). Contribution of ondoor exposed massive wood to a good indoor climate: in situ measurement campaign. Energy and Building 36, 281-292. HIGGINS, S., HALL, E., WALL, K., WOOLNER, P. & MCCAUGHY, C. (2005). The Impact of School Environments: A Literature review. The Centre for Learning and Teaching - School Education, Communication and Language Science. University of Newcastle. JONAS, W. B. & CHEZ, R. A. (2004). Toward Optimal Healing Environments in Health Care. The Journal of Alternative and Complementary Medicine 10, 1-6. KELZ, C., LACKNER, H., AVIAN, A. & MOSER, M. (2007). Solid Fir furniture reduces strain during and after concentration periods. In 7th biennal Conference on Environmental Psychology, Universität Bayreuth. MOSER, M, LEHOFER, M, SEDMINEK, A, LUX, M, ZAPOTOCZKY, H, KENNER, T, NOORDERGRAAF, A. (1994). Heart rate variability as a prognostic tool in cardiology. Circulation 90:1078 82. 5