Erstelldatum: März 2011/ Version: 1 Trend-Splitter von der ITB 2011 Mafo-News 06/2011 Oberösterreich Tourismus Tourismusentwicklung Freistädter Straße 119, 4041 Linz Tel: +43 (0)732 72 77-163 Fax: +43 (0)732 72 77 9-163 E-Mail: rainer.jelinek@lto.at www.oberoesterreich-tourismus.at
Erstelldatum: März 2011/ Version: 1 INHALTSVERZEICHNIS: 1. Einleitung 3 2. Auf neue Bedürfnisse einstellen 3 3. Globalisierung auch Europa bleibt vorne 4 4. Demographischer Wandel mehr als alte Gäste 5 5. Vom Wissen der Crowd zum Wissen der Freunde 6 6. Mobile Endgeräte auf dem Vormarsch 6 Quellen: Talwar, Rohit: Die Zukunft der Reiseindustrie Szenarien für 2020. Ergebnisse der Zukunftsforschung zu Entwicklungen bei Hotels, Destinationen und Verkehrsträgern, Präsentation, ITB Berlin Kongress, Berlin, 09.03.2011 Böllhoff, Christian: Demographischer und sozialer Wandel. Einflüsse von Alterung und Einstellungswandel auf Gesellschaft und Unternehmen, Präsentation, ITB Berlin Kongress, Berlin, 09.03.2011 Petersen, Christine: Kommunikations- und Buchungsverhalten in Zeiten von Social Media. Was müssen Reiseunternehmen tun, um Kundenkommunikation zukünftig optimal zu gestalten, Präsentation, ITB Berlin Kongress, Berlin, 09.03.2011 Fauser, Dr. Bernd: Technologischer Wandel. Welche technologischen Innovationen kommen noch und wie können Reiseunternehmen die Potenziale nutzen, Präsentation, ITB Berlin Kongress, Berlin, 09.03.2011 Seite 2 von 7
1. Einleitung Der Kongress auf der Internationalen Tourismus-Börse (ITB) in Berlin stand am 9. März 2011 unter dem Titel ITB Future Day. Zukunftsforscher und Technologie-Experten präsentierten und diskutierten die neuesten Trends und Entwicklungen in der Tourismusbranche. Dieses Mafo-News bietet Ihnen quasi als kompakte Zusammenfassung einige interessante und spannende Trend-Splitter aus den Beiträgen und Präsentationen. 2. Auf neue Bedürfnisse einstellen Die heutigen Touristen verhalten sich anders und haben andere Bedürfnisse als noch vor einigen Jahren. Megatrends wie die Individualisierung, eine völlig veränderte Arbeitswelt (New Work) oder die ständige Vernetzung (Connectivity) und gestiegene Mobilität hinterlassen deutliche Spuren im Verhalten der Menschen. In der oftmals hektischen und komplexen Arbeitswelt sind viele Menschen too busy to care sie sind zu beschäftigt um sich um sich selbst oder die Planung eines Urlaubsaufenthalts zu kümmern. Daher werden sämtliche unterstützenden Dienstleistungen, die zu Zeitersparnis führen oder fertige aber dennoch individuell abgestimmte Angebotsbündel bieten, dankbar angenommen. Die gestiegene Komplexität in einer technologisierten, globalisierten Welt führt auch zu einer wachsenden Sehnsucht der Menschen nach Einfachheit. Immer mehr Menschen suchen daher wieder den Kontakt zur Natur. Gleichzeitig entstehen in einer immer komplexeren Arbeitswelt mit einer wachsenden Anzahl von prekären Arbeitsverhältnissen laut Rohit Talwar, CEO Fast Future Research, zwei gegensätzliche Gruppen. Einer größer werdenden Anzahl von Wohlhabenden, die eine schwer zufriedenzustellende Touristengruppe darstellen, stehen immer mehr Menschen gegenüber, die finanziell unter Druck geraten und daher einfache, kostengünstige Urlaubsangebote suchen. Auf der Suche nach Individualität und Differenzierung werden sich nach Talwar auch die Hotels deutlich verändern. Innerhalb der Kettenhotellerie werden Co-Branded und Co- Designed Hotels entstehen, die das Image bzw. das Design bekannter Marken mit nutzen Seite 3 von 7
(zb ARMANI Hotel Dubai), um innerhalb der Hotelkette ein eigenständigeres Profil zu bekommen. Auch werde in Zukunft durch die Möglichkeiten des Internets und von Social Media nicht bloß das Hotel, sondern vielmehr ein konkretes Zimmer mit individueller Möblierung und individuellem Design ausgesucht. Hotelzimmer von der Stange werden also bald der Vergangenheit angehören, vielmehr werden sich in ein und demselben Hotel völlig unterschiedlich eingerichtete und ausgestattete Zimmer finden. 3. Globalisierung auch Europa bleibt vorne Seit Jahren spricht man im Zuge der Globalisierung davon, dass die Länder in Asien zu den Gewinnern zählen, während Europa und Nordamerika an wirtschaftlicher und damit auch touristischer Bedeutung verlieren werden. Christian Böllhoff, CEO der Prognos AG, konnte mit anschaulichen Grafiken die wirtschaftlichen Zusammenhänge darstellen und so manche übertriebene Voraussage für die touristische Entwicklung relativieren. So wird zwar Asien beim Wirtschaftswachstum dominieren rund 50% des globalen BSP- Wachstums von 2010-2030 werden auf diesen Kontinent entfallen. Aber auch auf Nordamerika werden in diesem Zeitraum 20% und auf Europa 12% des Wirtschaftswachstums entfallen. Gleichzeitig ist aber die Wohlstandslücke zu beachten. Das BSP-Wachstum wird zwar in China und Indien am größten sein, aber das Wohlstandsniveau pro Kopf wird auch weiterhin in den USA und in Europa am höchsten bleiben, wie die Wealth gap-chart anschaulich zeigt. Es wird also laut Böllhoff noch Jahre dauern bis sich die breite Masse in Asien touristische wird leisten können. Ausgaben Abbildung 1: Wohlstandslücke - Industrieländer bleiben vorne (Quelle: Böllhoff, Christian: Demographischer und sozialer Wandel, Präsentation, ITB Berlin Kongress, Berlin, 09.03.2011) Seite 4 von 7
4. Demographischer Wandel mehr als alte Gäste Auch auf das Thema demographischer Wandel ging Böllhoff in seinem Vortrag ein und Abbildung 2: Alterung ist nicht auf Industrieländer beschränkt (Quelle: : Böllhoff, Christian: Demographischer und sozialer Wandel, Präsentation, ITB Berlin Kongress, Berlin, 09.03.2011) zeigte auf, dass die Länder unterschiedlich stark von der Alterung betroffen sind. So schrumpft und altert zb Deutschland wesentlich stärker als Österreich, Frankreich Großbritannien. oder Auch sind nicht ausschließlich die Industrieländer von der Alterung betroffen. Und die Auswirkungen für den Tourismus sind nicht auf eine wachsende Zahl von älteren Gästen beschränkt. Denn der demographische Wandel wird zu einem Kampf um Arbeitskräfte führen, mit deutlichen Auswirkungen auf die Beschäftigung der Menschen. Man wird in Zukunft länger Arbeiten sowohl in Wochenarbeitszeit, aber auch in Lebensarbeitszeit gemessen. Auch die Arbeitsintensität wird zunehmen. Dh. die Menschen werden weniger Zeit (am Stück) für Reisen haben, was zu einer weiteren Zunahme der Kurzreisen und zu einem immer stärkeren Verschwimmen der Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit führen wird. Durch dieses Mehr an Arbeit wird zwar das verfügbare Einkommen steigen, dieses wird aber verstärkt für die (Gesundheits-) Vorsorge und Pflege ausgegeben werden. Seite 5 von 7
5. Vom Wissen der Crowd zum Wissen der Freunde Zwei unübersehbare Entwicklungen sind es für Christine Petersen, President TripAdvisor, die die Tourismusbranche in Zukunft stark beeinflussen werden. Zum einen ist eine Verlagerung from wisdom of crowds to wisdom of friends bemerkbar. Sammelte sich früher das Wissen von einander zumeist unbekannten auf diversen Plattformen, wie etwa TripAdvisor, zu einem Wissen der Menge, so führen heute die Social Media zu einem stärkeren Wissen der Freunde. Durch die Verknüpfung von zb Facebook mit TripAdvisor werden auch auf den Reiseplattformen plötzlich die eigenen Freunde sichtbar der Information wird als noch vertrauenswürdiger eingestuft. Immer häufiger werden auch Antworten in Echtzeit erwartet, indem eine Frage direkt auf einer Social Media-Plattform innerhalb des eigenen Freundes-Netzwerk gestellt wird. Die Bedeutung der Freunde in den Social Media, wie etwa Facebook, wächst demnach. Es entwickelt sich eine neue Form des Empfehlungs-Marketings. Hotels müssen sich also zukünftig verstärkt in die Social Media einbringen, denn like it (gefällt mir) und share (teilen) sind wichtige, neue Kommunikationsmöglichkeiten. 6. Mobile Endgeräte auf dem Vormarsch Die zweite Entwicklung zum anderen ist laut Christine Petersen das Movement from desktop to second screens, also die Verlagerung vom Desktop-Computer zu mobilen Endgeräten (tablets, smart phones). So wird mittlerweile TripAdvisor zu mehr als 50% auf mobilen Geräten genutzt. Auch Dr. Bernd Fauser, google, schlägt in dieselbe Kerbe und ruft das Motto Mobile first aus. Das heißt, in Zukunft werden neuen Entwicklungen zuerst für mobile Anwendungen konzipiert, erst dann für die Desktops. Auch mit weiteren Aussagen unterstreicht er, dass die mobile Technologie ist die Technik der Zukunft ist: So sei das Handy ein Jahrhundert- Gerät, das wesentlich mehr als ein simples Telefon ist und heute über mehr Rechenleistung verfügt, als das Space-Shuttle beim Flug zum Mond. Die Tablets (zb ipad) und Smartphones werden als Reisebegleiter genutzt sei es beim Check-In für den Flug oder im Hotel, als Übersetzungshilfe im Restaurant oder Taxi, oder als Reiseführer durch eine fremde Stadt. Durch die Mobilgeräte werden Reiseerfahrungen heute auch sofort on Seite 6 von 7
the go gezeigt, nicht mehr bei Dia-Abenden mit Freunden. Dr. Fauser nannte auch einige beeindruckende Zahlen zur großen Bedeutung der mobilen Endgeräte: eine von vier Internet-Minuten wird bereits auf mobilen Geräten verbracht, im vierten Quartal 2010 wurden mehr Smartphones als Laptops/PCs ausgeliefert, 46% der Suche nach Flügen, Bahnverbindungen oder Hotels werden mobil durchgeführt. Zum Abschluss präsentierte Google noch einige Anwendungsbeispiele für die Smartphones, etwa google places als Augmented-Reality-Anwendung, die die Suchergebnisse in einer Karte auch in 3D darstellt und Informationen zu den jeweiligen Hotels, Restaurants, Sehenswürdigkeiten usw. liefert. Oder google goggles, das ein mit der eingebauten Kamera aufgenommenes Foto identifiziert und so Informationen zb zur fotografierten Sehenswürdigkeit liefert. Auch google translate ist eine nützliche mobile Anwendung: man spricht einen Text auf, das Programm übersetzt in die ausgewählte Sprache und gibt den nun übersetzten Text mittels Sprachausgabe wieder praktisch auf Reisen, zb im Taxi. Rohit Talwar, Fast Future Research, wagte zur Augmented Reality sogar einen Blick in die Zukunft. Er sieht die Augmented Reality-Oberflächen schon in Brillen oder in Auslagenscheiben integriert somit haben wir nützliche Informationen unmittelbar im Blickfeld oder wir sehen wie uns das Kleid in der Auslage passt Abbildung 3: Augmented Reality der Zukunft (Quelle: Talwar, Rohit: Die Zukunft der Reiseindustrie Szenarien für 2020, Präsentation, ITB Berlin Kongress, Berlin, 09.03.2011) Seite 7 von 7