Internetausgabe des Tagungsbandes zum 12. Rehabilitationswissenschaftlichen Kolloquium erschienen im März 2003 innerhalb der DRV-Schriften als Band 40 Herausgeber Verband Deutscher Rentenversicherungsträger, Frankfurt am Main
12. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium Rehabilitation im Gesundheitssystem vom 10. bis 12. März 2003 in Bad Kreuznach März 2003
12. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium Rehabilitation im Gesundheitssystem vom 10. bis 12. März 2003 in Bad Kreuznach veranstaltet von Verband Deutscher Rentenversicherungsträger (VDR) Landesversicherungsanstalt Rheinland-Pfalz in Zusammenarbeit mit Deutsche Gesellschaft fürrehabilitationswissenschaften (DGRW) Deutsche Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention(DGSMP) Arbeitsausschuss Interdisziplinäre Forschung der DVfR Wissenschaftliche Leitung: Dr. F. Schliehe, PD Dr. M. F. Schuntermann Rehabilitationswissenschaftliche Abteilung des VDR Örtliche Tagungsleitung: Klinikübergreifender Qualitätszirkel: Dr. U. Droste, Dr. M. Keck, Dr. J. Oepen, Prof. Dr. H. Rüddel, Dr. B. Zöller Programmkomitee: Prof. Dr. C.-P. Bauer (Gaißach), Prof. Dr. Dr. J. Bengel (Freiburg), Prof. Dr. W.-F. Beyer (Bad Füssing), Prof. Dr. R. Brennecke (Berlin), Prof. Dr. C. Bühler (Wetter/Ruhr), Prof. Dr. M. Bullinger (Hamburg), Dr. R. Buschmann-Steinhage (Frankfurt/M.), Prof. Dr. H. Delbrück (Wuppertal-Ronsdorf), Prof. Dr. Dr. H. Faller (Würzburg), Prof. Dr. E. Fikentscher (Halle), Prof. Dr. W. Gaus (Ulm), Prof. Dr. B. Greitemann (Bad Rothenfelde), Dr. E. Grosch (Laatzen), Dr. H.-G. Haaf (Frankfurt/M.), Prof. Dr. W. H. Jäckel (Bad Säckingen), Prof. Dr. G. Klein (Bernried), Prof. Dr. Dr. U. Koch (Hamburg), Dr. C. Korsukéwitz (Berlin), Dr. H. Meier-Baumgartner (Hamburg), Prof. Dr. W. Müller-Fahrnow (Berlin), Prof. Dr. Dr. H. H. Raspe (Lübeck), Dr. H.-M. Schian (Köln), Dr. W. Schupp (Herzogenaurach), Prof. Dr. W. Slesina (Halle), Prof. Dr. J. Wasem (Greifswald), Prof. Dr. A. Wirth (Bad Rothenfelde), Dr. E. Zillessen (Bad Neuenahr-Ahrweiler), Dr. Ch. Zwingmann (Frankfurt/M.). Tagungsband
Datenmanagement und Dokumentation RehaDok: Ein Dokumentations- und Evaluationssystem für das Assessment in der Rehabilitationsmedizin Urban, M. (1), Osthus, H. (1), Jacobi, E. (1), Gaus, W. (2) (1) Forschungsinstitut für Rehabilitationsmedizin an der Universität Ulm, (2) Abteilung Biometrie und Medizinische Dokumentation, Universität Ulm Der ärztliche Entlassungsbericht ist das zentrale Dokument in der medizinischen Rehabilitation. Ihm werden einige Funktionen, z.b. der Einsatz im Qualitätsmanagement oder als Baustein für Planungen im Rehabilitationswesen (Bundesversicherungsanstalt für Angestellte, 2001) zugeschrieben, für die er jedoch nur unzureichend geeignet scheint. Insbesondere im Kontext der aktuellen politischen Diskussion um die Einführung von Fallpauschalen werden Dokumentationssysteme, die den rehabilitativen Prozess ohne erheblichen Mehraufwand und mit hinreichender Präzision abzubilden im Stande sind, unerlässlich. Sie sollten routinefähige Operationalisierungen der relevanten Begriffe in den Indikationsgebieten der Rehabilitationsmedizin darstellen und das funktionelle Assessment (d.h. Funktionsuntersuchungen, Funktionsmessungen und Outcomes) unterstützen. Mit diesem Ziel wurde am Forschungsinstitut für Rehabilitationsmedizin an der Universität Ulm mit Unterstützung der Abteilung Biometrie und Medizinische Dokumentation der Universität Ulm das Dokumentationssystem REHADOK - zunächst für den Bereich der Reha- Orthopädie/-Rheumatologie - entwickelt. Es umfasst ca. 300 relevante Deskriptoren, die durch einprägsame Vorzugsbenennungen (3-Letter-Codes) identifiziert werden. Als Quelle dienten sowohl die mit Experten durchgeführten computerlinguistischen Analysen von ca. 10.000 Entlassungsberichten der LVA Baden-Württemberg, als auch die empfohlenen generischen und indikationsspezifischen Assessmentinstrumente (Biefang et al., 1999). Zur Untersuchung der relevanten Diagnosen wurde die Internationale Klassifikation der Krankheiten (ICD-10) herangezogen. Die Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) war Basis für die Definition der für diesen Indikationsbereich relevanten Aspekte funktioneller Gesundheit. Als Ordnungsprinzip verwendet das Dokumentationssystem die Begriffskombination, die im Vergleich zum herkömmlichen Prinzip der Klassifikation durch ihre kombinatorische Vielfalt zweckmäßiger ist. Die Kombination der Begriffe erlaubt eine flexiblere und detailliertere Indexierung der Dokumentationseinheiten bei einer insgesamt relativ geringen und überschaubaren Anzahl zur Verfügung stehender Deskriptoren (Gaus, 2000). Um funktionale Messungen auf den verschiedenen Niveaus adäquat abbilden zu können, wurde die gradierte Zuteilung von Deskriptoren (Merkmale oder Variablen im dokumentarischen Sinne) eingeführt. Ein Deskriptor kann mehr oder weniger zutreffen, mehr oder weniger zugeteilt werden. Als mathematische Grundlage wurde die Fuzzy-Theorie verwendet. Sie liefert geeignete Einbettungen mit entsprechenden Abstandsmaßen, welche für die effiziente und pragmatische klinische Anwendung angepasst wurden. Auf die Kompatibilität mit etablierten Klassifikationen der Rehabilitationsmedizin wurde besonderen Wert gelegt. Die Deskriptoren von REHADOK sind dort wo dies möglich war - 101
Datenmanagement und Dokumentation auf die Klassen des ICF und des ICD gemappt, so dass für jede Dokumentationseinheit die entsprechenden ICF und ICD Codierungen ausgegeben werden können. Es ist hierbei zu beachten, dass die einfachen Begriffe des REHADOK allgemeiner sind als die entsprechenden ICF-Klassen. Die notwendige Spezifität wird hier durch die Kombination der Deskriptoren erreicht. Die Gradierungen der Deskriptoren im REHADOK können entsprechend den Beurteilungsmerkmalen des ICF abgebildet werden. Sowohl das Rehabilitationsergebnis als auch die Zielerreichung werden als Messgrößen für das Reha-Management angeboten. Zusätzlich wurde zur Unterstützung der Arztbriefschreibung die lexikalischen Informationen zu den Deskriptoren in der Datenbank gespeichert. Ein Nominalphrasengenerator erzeugt natürlichsprachlichen Text, der als übersichtliche Zusammenfassung des Rehabilitationsprozesses dienen kann. Ziel dieses Beitrags ist die Präsentation des REHADOK-Systems und insbesondere des im Rahmen des Projektes entstandenen Softwareprototyps. Der potentielle Benutzerkreis des Dokumentationssystems erstreckt sich auf vier Ebenen: Der behandelnde Rehabilitationsmediziner hat während des Rehabilitationsprozesses stets eine prägnante Darstellung der für den Patienten zutreffenden Sachverhalte. Übersichtliche Graphiken können bei der Kommunikation mit den Patienten eingesetzt werden. Die Rehabilitationseinrichtung kann die Dokumentationen für das interne Qualitätsmanagement und für den Erfolgsnachweis der erbrachten Rehabilitationsleistungen nutzen. Der Rentenversicherungsträger bekommt durch die Dokumentationen ein vielseitiges Instrument, welches für das externe Qualitätsmanagement genutzt werden kann. Rehabilitationswissenschaftler können mittels geeigneter Recherche gezielt die für eine bestimmte Fragestellung relevanten Fälle selektieren und untersuchen, da die rehabilitationsrelevanten Begriffe nicht mehr nur im Arztbrief linguistisch, sondern explizit und strukturiert vorliegen. Literatur Biefang, S., Potthoff, P., Schliehe, F. (1999): Assessmentverfahren für die Rehabilitation, Hogrefe, Göttingen. Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (2001): Der Ärztliche Reha-Entlassungsbericht. Leitfaden zum einheitlichen Entlassungsbericht in der medizinischen Rehabilitation der gesetzlichen Rentenversicherung, Berlin. Gaus, W. (2000): Dokumentations- und Ordnungslehre, Springer, Berlin. 102