Palliativmedizin und Psychosomatik Das Delir eine psychosomatische Erkrankung in der Palliativmedizin?



Ähnliche Dokumente
Palliativtherapie durch den Hausarzt

Die letzten Tage und Stunden

DemTect. Vorgehen. Beurteilung. 58 DemTect

Technische Universität München. Patienteninformationstag Prostatakrebs. TU München. P. Herschbach Roman-Herzog-Krebszentrum München

Psychosen. By Kevin und Oliver

Sedierung am Lebensende ethische Aspekte

Psycho-Onkologie. Warum Wofür Wer für wen Wie

Pharmakologische Behandlung von psychotischen Symptomen und Delirien im Alter

Palliative Care bei demenzkranken Menschen

PSYCHOTISCHE STÖRUNGEN FRÜH ERKENNEN. Prof. Dr. med. Anita Riecher-Rössler Zentrum für Gender Research und Früherkennung Kornhausgasse 7

Spezialisierte. versorgung. Ambulante Palliativ. Ein Angebot des Palliative Care Teams Düsseldorf

Palliative Care und die häusliche Versorgung von Menschen mit Demenz am Lebensende

Freiheitsbeschränkung durch Medikation. C. Miller

Tag der offenen Tür, 9. Oktober Psychiatrie erleben und verstehen. Depression. erkennen und behandeln. Klaus-Thomas Kronmüller

Bis zu 20% aller Menschen erkranken im Laufe ihres Lebens an Depression. Damit ist Depression eine der häufigsten seelischen Erkrankungen.

Osteoporose. Ein echtes Volksleiden. Schon jetzt zählen die Osteoporose und die damit verbundene erhöhte Brüchigkeit der Knochen

(Früh-)Diagnostik der Demenz. Prof. Dr. Andreas Fellgiebel Universitätsmedizin Mainz Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie

Palliativmedizin in der ambulanten Versorgung

Medizinische Rehabilitation bei Epilepsie

Palliative Care Anspruch, Möglichkeiten und Grenzen

Wege aus Krise und Hoffnungslosigkeit

Faktenbox Kombinationsbehandlung (Antidepressiva und Psychotherapie) bei schweren Depressionen

Erster Deutscher Kongress für Patientenorientierte Arzneimittelinformation Köln, Januar 2009

Beobachtungsergebnisse über die Wirksamkeit von Schaukelbewegungen bei Demenzpatienten. Veröffentlicht durch Sagepublications

Hausärztliche Palliativmedizin. Dr. med. Roland Kunz Chefarzt Geriatrie + Palliative Care

Erfolg beginnt im Kopf

Cytomegalie & Co. Häufige Virusinfektionen in der Schwangerschaft. Deutsches Grünes Kreuz e.v.

Was haben Beweglichkeit im Alter und Psyche mit einander zu tun?

Depressionen meistern. Apotheken-Service für Gesundheit und Wohlbefinden

Depressive Patienten in der stationären Entwöhnungsbehandlung

Demenz Gestern heute morgen? G. Gatterer Geriatriezentrum am Wienerwald Abteilung für Psychosoziale Rehabilitation

Interdisziplinäre Zusammenarbeit bei chronisch kranken Patienten Wunsch und Realität aus der Sicht des Hausarztes

Alzheimer Demenz. Demenz - Definition. - Neueste Forschungsergebnisse - Neuropathologie der Demenz n=1050. Alzheimer Krankheit: Neuropathologie

Toxische, drogeninduzierte und endogene (funktionelle)

Stress ein Krebsrisiko?

Trockenes Auge. Haben Sie Trockene Augen?

Wissenswertes und Aktuelles zur GOÄ

Vinzenz Pallotti Hospital Bensberg Die Palliativstation

Demenz verstehen/ Menschen mit Demenz begegnen

Methicillin Resistenter Staphylococcus Aureus (MRSA)

Depression im Alter. Dr. med. Ch. Alber Dr. med. M. Hafner

1. Protokollnotiz. zur. Vereinbarung zur Umsetzung therapiebegleitender Maßnahmen. zur Prognoseverbesserung bei Typ 2 - Diabetikern

Inhalt. Vorwort 10. Zum Thema 15. Stimmungstief Trauer Depression 17. Mögliche Ursachen von Depressionen 33

Erratum Benkert, Pocket Guide, Psychopharmaka von A bis Z. 3.Aufl. ISBN (print): / DOI /

Klinik für Kinder und Jugendliche

Darum geht es in diesem Heft

alle Bilder: Google-Suche Unterstützung von Angehörigen Krebskranker

Besser leben mit Gicht. Seite 3 Seite 4 Seite 5 Seite 6. Zu starke Schweißbildung. besser natürlich behandeln. Gicht-Telegramm

Arbeit zur Lebens-Geschichte mit Menschen mit Behinderung Ein Papier des Bundesverbands evangelische Behindertenhilfe e.v.

Depression das vernachlässigte Problem. Imke Strohscheer Asklepios Klinik Barmbek Abt. Onkologie & Palliativmedizin

5 Jahre Mobiles Palliativteam Hartberg

Screening Das Programm. zur Früherkennung von Brustkrebs

an Masern erkrankt. an Mumps erkrankt. mit Röteln infiziert

Sumatriptan Antrag auf Freistellung von der Verschreibungspflicht mit Beschränkungen

Clever investieren und für den Pflegefall vorsorgen: Gothaer PflegeRent Invest

Persönlich. Engagiert. Veränderungen am Lebensende

Erfahrungen mit Hartz IV- Empfängern

Ist Fernsehen schädlich für die eigene Meinung oder fördert es unabhängig zu denken?

Das macht mich kaputt Was macht die Pflege demenzkranker Menschen so schwierig?

Validation nach Naomi Feil - Einführung - Wolfgang Hahl Validation-Teacher (VTI-Level 3)

Zahn gesundheit von Pflegebedürftigen

Erwachsenen- Psychotherapie

Deutliche Mehrheit der Bevölkerung für aktive Sterbehilfe

Übersicht Verständnisfragen

WAS TUN BEI ANGST & DEPRESSION? von. Hans Kottke

Die Wirtschaftskrise aus Sicht der Kinder

Palliative Care im Clienia Bergheim. Leben bis zuletzt

Haltung in Palliative Care Neuer Ansatz oder alter Hut? Martina Kern

Medikamentenabhängigkeit im Alter

Palliative care-supportive care.

Meinungen zum Sterben Emnid-Umfrage 2001

Sterben in Würde für jedermann?

» Ihre Bedürfnisse stehen im Mittelpunkt» Alle Fachdisziplinen in einem Haus» Medizinische Diagnostik & Therapie wissenschaftlich fundiert

Zur Früherkennung von Störungen aus dem autistischen Spektrum. Dr. phil. Maria Schubert Dipl.-Psych. Leiterin der Autismusambulanz Region Rostock

Sterben in Deutschland Wissen und Einstellungen zum Sterben

Intraoperative Strahlentherapie bei Brustkrebs

Delir beim Palliativpatienten

DER ERSCHÖPFTE MENSCH - WEGE AUS DER DEPRESSION * Therapie bei Depressionen. DP Julia Schwendner

Hautkrebsscreening. 49 Prozent meinen, Hautkrebs sei kein Thema, das sie besorgt. Thema Hautkrebs. Ist Hautkrebs für Sie ein Thema, das Sie besorgt?

Fernausbildung Fachberater/in für holistische Gesundheit. Modul 6

Fragebogen Weisse Liste-Ärzte

Medikationsfehler eine ständig lauernde Gefahr

Abhängigkeit von Schlafund Beruhigungsmitteln: Herausforderung für Arzt und Apotheker

Wenn Ihnen etwas auf den Magen schlägt, dann schlagen Sie zurück! Aber fragen Sie vorher besser Ihren Apotheker!

Leichte kognitive Beeinträchtigung, Demenz und Depression Leichte kognitive Beeinträchtigung, Demenz und Depression

10 Antworten zum Thema Generika

Gutes Leben was ist das?

Depression Die Krankheit Nr. 1!!!

Was ist ein Grauer Star?

Behandlungsstrategien und -taktiken bei schwerer Depression

Familiale Pflege. Herzlich Willkommen zur Demenzschulung für Angehörige und Interessierte

INHALT DANKSAGUNGEN INHALT. Über dieses Buch ALLGEMEINE FRAGEN. Was ist eine Depression? Welche Symptome treten bei einer Depression auf?

RSV. RSV kennen. Das Virus, das Eltern kennen sollten. Informationen. Kinder schützen

Fragebogen Kopfschmerzen

Deutsches Rotes Kreuz. Kopfschmerztagebuch von:

Lausanne, den XX yyyyy Sehr geehrte Frau/ Herr,

Hirnödeme bei HAE was Patienten wissen sollten

Inhouse-Schulung For tbildung.mal-alt-werden.de

Transkript:

Priv.-Doz. Dr. med. Johanna Anneser Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Palliativmedizinischer Dienst Palliativmedizin und Psychosomatik Das Delir eine psychosomatische Erkrankung in der Palliativmedizin? 1

Was ist ein Delir? Delirium (lat.) von: de lira ( lira = Furche, Spur, Rille, de = von, aus ) Aus der Spur geraten

Delir ICD-10 (F05) A) Bewusstseinsstörung B) Störung der Kognition C) Psychomotorische Störung D) Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus E) Plötzlicher Beginn und Tagesschwankungen F) Objektiver Nachweis ( ) einer zugrundeliegenden zerebralen oder systemischen Krankheit

Delir: eine relevante Diagnose (auch) in der Palliativmedizin? Bis zu 85% der onkologischen Patienten entwickeln in der Terminalphase ein delirantes Syndrom Delir bei Aufnahme auf Palliativstation: 28-48% aber: 61% aller Delire bei Palliativpatienten wurden nicht erkannt oder falsch diagnostiziert (De la Cruz et al. Support Care Cancer 2015)

keine Veränderungen der Psychomotorik (?) Mischformen 43-54% Delir- Psychomotorik Hypoaktive Form Hyperaktive Form 29-43% 2-21% Apathie, Bewegungsarmut Kaum Kontaktaufnahme Halluzinationen und Desorientiertheit erst auf Befragen Geringe vegetative Symptome Psychomot. Unruhe bis Agitiertheit Irritierbarkeit Halluzinationen Angst Deutliche vegetative Symptome

Behandlung des Delirs Delir: making the diagnosis, improving the prognosis (?) Delir bei Aufnahme auf eine Palliativstation ist mit einer schlechten Prognose verbunden Persistenz des Delirs ist mit einer schlechten Prognose verbunden: Überleben reversibles Delir: 39.7 +/- 69.8 Überleben irreversibles Delir: 16.8 +/- 10.0 (Leonard et al. Palliat Med 2008)

Behandlung des Delirs Delir: making the diagnosis, improving. QoL Belastung für Patienten: 74% der Palliativpatienten erinnern Delir als unangenehmes Erlebnis (Hui et al. J. Pain Symptom Manag 2010) 92% der Patienten geben an, dass geistige Klarheit für sie in der letzten Lebensphase sehr wichtig ist (Steinhausser et al. JAMA 2000) Belastung für Angehörige: Delir ist der häufigste Grund, warum bei Tumorpatienten eine häusliche Pflege nicht fortgesetzt werden kann (Cobb et al. Cancer Pract 2000)

Ursachen- Befragung von Hospizmitarbeitern (Pflege, Ärzte, Sozialarbeiter, Seelsorger. N= 130) (Head & Faul, Am J Hosp. Pall. Med 2005) Somatische Ursachen Atemnot (50) Schmerz (35) NW von Medikamenten (16) Krankheitsprogress (10) Metabolische Ursachen (10) Psychosoziale Ursachen Unerledigte Dinge (49) Familiäre Angelegenheiten (24) emotionale Ursachen (7) Spirituell/psychosozial Angst vor dem Sterben (17) Noch nicht bereit zu sterben (16) Nicht im Frieden mit sich selbst (16)

Die häufigsten Ursachen für Verwirrtheit/Delir in der Palliativmedizin Metabolisch: Infektion, Dehydratation, O 2 /CO 2, Stoffwechselstörung Medikamente und deren Entzug Physisch: Schmerz, Müdigkeit, Trauma, Apoplex Terminal: Organversagen, ZNS-Ausweitung der Grunderkrankung Psychosozial: Umgebungswechsel, Angst, Depression Spirituell: Todesängste

Ursachen - Medikamente: Die üblichen Verdächtigen (?) Opioide OR 2.5 X Benzodiazepine OR 3.0 X Dihydropyridine (Ca 2+ -Kanalblocker) OR 2.4 X Antihistaminika OR 1.8 X Neuroleptika OR 0.9 Digoxin OR 0.5 Trizyklika? NSAR? Parkinson-Medikation? Steroide? (Clegg & Young: Age and Ageing 2011)

Viele Ursachen führen zu einem (relativ) einheitlichen Bild - gibt es eine gemeinsame Endstrecke? Acetylcholin (Ach)

Pathogenese Benzodiazepine Alkoholentzug Dopamin Reduktion der Ach-Freisetzung dopaminerge Medikation Alter/Demenz Infektion Prädisponierende Faktoren (Alter, vorbestehende Neurodegenerative Erkrankung) Entzündungsmediatoren Antidepressiva Hepatische Enzephalopathie Infektion

Benzodiazepine Alkoholentzug Pathogenese Dopamin Reduktion der Ach-Freisetzung dopaminerge Medikation Alter/Demenz Infektion Prädisponierende Faktoren (Alter, vorbestehende Neurotransmitter beim Delir: Verminderung von Acetylcholin, Anstieg von Dopamin Neurodegenerative Erkrankung) Antidepressiva Hepatische Enzephalopathie Infektion Entzündungsmediatoren

Diagnose des Delirs: 3D-CAM (Confusion Assessment Method) Der Untersucher verwendet ein strukturiertes Interview, um 4 Fragen (Fremdbeurteilung) beantworten zu können Zeitbedarf : ca. 3 min Sensitivität 95%, Spezifität >90% Kriterien: 1. ACUTE ONSET/FLUCTUATING COURSE 2. INATTENTION 3. DISORGANIZED THINKING or: 4. ALTERED LEVEL OF CONSCIOUSNESS

Diagnose des Delirs: SQiD ( single question in delirium ) 21 Tumorpatienten in palliativer Situation Fremdbeurteilung durch Angehörige: Ist der Patient stärker verwirrt als früher? Sensitivität 80%, Spezifität 71% (Sands et al. 2010, Palliat. Med.)

Delir Behandlung - allgemein Umgebung: ruhig, sicher Beibehaltung des Tag-Nacht- Rhythmus (evtl. kognitive Stimulation v.a. bei Demenzpatienten) wenige, bekannte Gesichter (v.a. hyperaktiver Typ) Reduktion der Schläuche und Strippen (Monitor, Sauerstoff, DK, i.v.- Zugänge) auf das unbedingt notwendige Maß Erleichterung der Reorientierung (Brille, Hörgerät, Uhr, Kalender ) Anpassung der Kommunikation Verständnis für veränderte Wahrnehmung

Delir Behandlung Beseitigung von Ursachen Bei Palliativpatienten besonders denken an: Volle Blase, Obstipation, Schmerz Bei Opioiden: Rotation erwägen Kritische Überprüfung der Medikamente (besonders auf mögliche anticholinerge Wirkung)

Behandlung des Delirs - Medikamente Medikament Dosis beim Palliativpatienten Haloperidol Goldstandard Start mit 0.5-1 mg (Haldol) Risperidon (Risperdal) 0.5 mg 2x tgl. Quetiapin kurze t1/2 12.5-5 mg 2x tgl. (Seroquel) Olanzapin (Zyprexa) 2.5-5 mg tgl. Benzodiazepine anxiolytisch, Sedierung (i.d.r. nur als Co-Medikation

Delir Pharmakotherapie: atypische Neuroleptika Quetiapin (Seroquel), Risperidon (Risperdal), Olanzapin (Zyprexa): wirksam in der Therapie des Delir Aripiprazol (Abilify): wirksam bei deliranten Tumorpatienten, evtl. besonders geeignet bei hypoaktivem Delir Risperidon, Olanzapin, Haloperidol, Aripiprazol etwa vergleichbar, höheres EPS-Risiko von Haloperidol wohl erst bei Tagesdosis > 4.5 mg Keine klare Überlegenheit der atypischen Neuroleptika gegenüber Haloperidol

Nützliche Nebenwirkungen der atypischen Neuroleptika Olanzapin: Antisekretorische Wirkung, sedierende Wirkung Quetiapin: Sedierende Wirkung

Was beeinflusst die Höhe der Dosierung? Retrospektive Studie: Höhe der Haloperidol Äquivalentdosis bei Delir (HEDD) korreliert nicht mit: Distress für Patient oder pflegenden Angehörigen Aber korreliert mit: Symptombezogenen Distress der Pflegenden: Pat. örtlich desorientiert P=0.002 Pat. zeitlich desorientiert P=0.008 Wahrnehmungsstörungen P=0.041 Agitiertheit P<0.001 Symptombezogenen Distress der Ärzte: Halluzinatorische Symptome P=0.006 Agitiertheit P=0.006 (Hui et al. J Pain Symptom Management 2010)

Palliative Sedierung keine allgemein akzeptierte Definition (1) the presence of intractable or severe distress refractory to standard palliative treatment and (2) the use of sedative medications with the primary aim of relieving severe symptoms by reduction in consciousness. (Morita et al. 1999)

Das Delir ist der häufigste Grund für eine palliative Sedierung Maltoni et al. 2012: J Clin Oncol

Prävention des Delirs Nicht- pharmakologische präventive Maßnahmen (Metaanalyse JAMA Intern Med 2015) z.b. Information der Angehörigen Uhr, Vermeidung sensorischer Deprivation Reorientierung durch Angehörige (aktuelle Ereignisse) persönliche Gegenstände ausgedehnte Besuchszeiten Nichtpharmakologische Maßnahmen führen zu einer Reduktion der Inzidenz des Delirs ( ) mit einem Trend zur Verkürzung des stat. Aufenthaltes

Delir auf der Intensivstation Die Verwendung von Ohrstöpseln verringert die Inzidenz von Verwirrtheitszuständen auf der Intensivstation signifikant (van Rompae, Crit care 2012)

Verwirrtheit/Delir Voraussetzung für die Therapie: Verständnis für die veränderte Wahrnehmung des Patienten

Delir- was erlebt der Patient? Wahrnehmungsstörungen - Verzerrung der Wahrnehmung

Delir- was erlebt der Patient? Wahrnehmungsstörungen Optische Halluzinationen

Delir- was erlebt der Patient? Wahrnehmungsstörungen - Illusionen

. Gedankenexperiment.. Iatrogen verursachtes Delir (?)

Iatrogenes Delir Prospektive Kohortenstudie- Relatives Risiko Fixierung 3,5 Blasenkatheter 3,1 weniger als ein Mal täglich aus dem Bett 2,3 mehr als 12 Stunden auf der Notfallstation 2,1 (Inouye, 1996 JAMA)

Muss man ein Delir immer behandeln? Patient E.F. 74 J Präterminaler Patient mit kleinzelligem Bronchialkarzinom optische Halluzinationen: Patient sieht Schmetterlinge durchs Zimmer fliegen, gelegentlich versucht er einen (behutsam) zu fangen Sieht seine von ihm sehr geliebten Enkelin (im 7. Monat schwanger), die in Spanien lebt und spricht freudestrahlend mit ihr Erschrickt, wenn fremde Personen das Zimmer betreten (und vor allem laut sprechen)

Patient E.F. 74 J Behandlung? Klärung des Therapieziels: 1) Behandlung der Symptome und Versuch, das Delir zu beenden 2) Ausschließliche Symptomkontrolle

Zusammenfassung Ein Delir wird häufig nicht oder fehldiagnostiziert (insbesondere die hypoaktive Form) Das Delir am Lebensende hat häufig somatische und psychische Ursachen Präventive Maßnahmen sind effektiv Häufig können die Ursachen für ein Delir beseitigt werden Neuroleptika sind die pharmakologische Behandlung der Wahl, Haloperidol ist weiter Goldstandard aber erwünschte Nebenwirkungen anderer Neuroleptika können genutzt werden Delir am Lebensende ist der häufigste Grund für eine palliative Sedierung Die Klärung des Therapiezieles ist für die Wahl der Behandlungsstrategie wesentlich

Name der Klinik Palliativmedizinischer Dienst