Tiefenpsychologische Ansätze. Begriff: Tiefenpsychologie. Schwerpunkte dieses Seminars:



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Transkript:

A.1.d. Einführung in die Problemgeschichte und Stammbaum der Psychotherapie und ihrer Schulen, nach Stumm/Wirth Entwicklung der psychotherapeutischen Schulen: Das tiefenpsychologische Paradigma Psychotherapeutisches Propädeutikum der APG 1 2 Begriff: Tiefenpsychologie Überbegriff für verschiedene Ansätze Unbewusste Kräfte Konfliktorientierte, psychodynamische Ansätze Konzept der Übertragung Einsichtsorientierte Verfahren Aufdeckende Methoden Hermeneutisches Wissenschaftsverständnis Tiefenpsychologische Ansätze Psychoanalyse Individualpsychologie Analytische Psychologie Vegetotherapie Bioenergetik Transaktionsanalyse Katathym Imaginative Psychotherapie 3 4 Schwerpunkte dieses Seminars: Wichtige Entwicklungen nach Sigmund Freud Psychoanalyse Sigmund Freud Individualpsychologie Alfred Adler Analytische Psychologie C.G. Jung Ich-Psychologie Objektbeziehungstheorie Selbstpsychologie Der Einfluss der Säuglingsforschung 5 6 1

Entwicklungsphasen vor Entstehung der Psychotherapie Historischer Abriss Von primitiver Heilkunst zum Magnetismus Vom Magnetismus zum Hypnotismus Vom Hypnotismus zur Psychoanalyse (nach H. Ellenberger 1973, Die Entdeckung des Unbewussten) 7 8 Frühe Vorstellungen zu psychischem Leid Verlust der Seele Eindringen eines Geistes Verletzung eines Tabus Hexerei Besessenheit 9 und deren Behandlung Finden und Zurückbringen der verlorenen Seele Mechanische Extraktion des fremden Geistes Geisterbeschwörung Geständnis, Buse, Hinrichtung Exorzismus 10 1775: ein Zusammenstoß Johann J. Gassner, Exorzist Traditionalist Sehr beliebt und erfolgreich im Namen der Religion Sein Sturz stellt einen Wendepunkt Franz A. Messmer Arzt Revolutionär Erfolgreich in Dienste der Aufklärung Anstoß zur dynamischen Psychiatrie dar 11 2. Hälfte des 19. Jhdt: Vom Körper zur Psyche Jean M. Charcot 1825-1893 Josef Breuer 1842-1925 Hippolyte M. Bernheim 1840-1919 12 2

ab 1900 1899 Freuds Traumdeutung 1911 3. Internationaler Psychoanalytischer Kongress in Weimar nach 1939 Die Vertreibung der Psychoanalyse aus Teilen Europas nach 1950 Entstehung der Humanistischen Psychologie in den USA 13 14 nach 1970 Für die Entwicklung der Psychotherapie bedeutsame Einflüsse (nach J. Kriz) Schrittweise Rückkehr* vieler neuer Therapiemethoden (u.a. auch einer veränderten Psychoanalyse) nach Europa 1990 Österreich: Psychotherapiegesetz * viele Gründerpersonen waren Europäer 15 16 Psychoanalyse Wien 1880, Katharsis oder The Talking Cure Sigmund Freud Sg 1856-1939 17 Dr. Josef Breuer Bertha Pappenheim (Anna O.) entdeckte die karthartische Methode und nannte sie the talking cure 18 3

Freuds erste große Orientierungsleistung Er hat sich psychischen Prozessen zugewendet Obwohl er als Mediziner ganz von der mechanistisch-somatischen Naturwissenschaft geprägt war Mechanistische Modelle vorherrschend Hoffte auf physiologische und biochemische Erkenntnisse 1880 galten psychische Beeinträchtigungen als Gehirnkrankheit Fortschritt gegenüber Geisteskrankheit als Gottesstrafe Anschluss an Hippokrates somatogenetische Einteilung: Melancholie, Manie, Phrenitis 19 20 Vom Körper zur Psyche Wien 1892,Schritte in Richtung freier Assoziation Eine Patientin sagte während der Erinnerungsarbeit zu Freud, er solle aufhören sie zu stören, und sie einfach nachdenken und reden lassen. Jean M. Charcot 1825-1893 Josef Breuer 1842-1925 Hippolyte M. Bernheim 1840-1919 21 Sigmund Freud und eine namentlich nicht genannte Patientin 22 Freuds zweite große Orientierungsleistung Heilung durch Sprache Heilung durch Zuhören Worte waren einst Zauber 23 24 Anzeige von Freuds Ordinationsbeginn 1886 4

Entwicklung der Psychoanalyse 1900 Traumdeutung 1902 Psychoanalytische Mittwochs- Gesellschaft 1908 1. Kongress für PA in Salzburg 1910 in Nürnberg Internationale Gesellschaft für PA gegründet 1911 Trennung von Alfred Adler 1913 Bruch mit C.G. Jung 1912/13 Gründung des Komitees 25 3. Internationaler Psychoanalytischer Kongress 1911 in Weimar wachsender Erfolg nach jahrelanger wissenschaftlicher Isoliertheit 26 dass Sie nun dieser kleinen, aber auserwählten Gesellschaft angehören, in deren Händen das weitere Schicksal der Psychoanalyse ruht, Brief von Freud an Eitingon 22.10.1919 stehend: Rank, Abraham, Eitingon, Jones sitzend: Freud, Ferenczi, Sachs Das (geheime) Komitee 27 Psychoanalyse ist ein Erkenntnisprozess 1. Ein Verfahren zur Untersuchung seelischer Vorgänge 2. Eine Behandlungsmethode neurotischer Störungen, die sich auf diese Untersuchung stützt 3. Eine Reihe von Einsichten, die zu einer neuen wissenschaftlichen Disziplin zusammenwachsen (Freud GW XIII, S.211) 28 Kritik an Freud: ob diese Aufklärung auch therapeutischen Wert besitzt, muss sich noch erst zeigen, Freud Universalität des Ödipuskomplexes Psychologismus Überbewertung der Sexualität Unterschätzung des real vorkommenden sexuellen Missbrauchs 29 30 5

Freuds letzte noch lebende Patientin: Frau Margarethe Lutz (geb. Walter) Entwicklung der Psychoanalyse 1936 2006 Sigmund Freud war der erste Mensch in meinem Leben, der wirklich Anteilnahme an mir gezeigt hat seine Anteilnahme hat mich umhüllt Der Standard, 6. Mai 2006 31 1886-1896 voranalytische Zeit 1896-1910 grundlegende Entdeckungen 1910-1919 Zeit der Konsolidierung 1919-1926 Neuformulierung der Triebtheorie, Entwicklung der Strukturtheorie 1926-1939 Psychoanalytische Ich- Psychologie 32 Psychoanalytische Theorie Psychischer Apparat Phasen psychosexueller Entwicklung 3 Infantile Phasen der Libido: Orale Phase Anale Phase Phallische Phase 33 Freud1932: Neue Folge der Vorlesungen zur Einführung in die PA 34 Phasen psychosexueller Entwicklung Latenzphase: soziale Antriebe Pubertät Ödipuskomplex Symptombildung Konflikt: Zwei oder mehr gegensätzliche Forderungen Wunsch und Abwehr Neurotisches Symptom: Abwehr, Versuch der Kompromissbildung Entwicklungshemmung: Fixierungen, Regression 35 36 6

Persönlichkeitstypen, Abwehrmechanismen, Charakterfixierungen Der narzisstische Typ Oraler Typ Analer Typ Phallischer Typ 37 Abwehrmechanismen des Ichs Sublimierung Verdrängung Konversion Verschiebung Projektion Regression Verleugnung Vermeidung Identifikation Reaktionsbildung 38 Traumdeutung Die Traumarbeit des Ich Verdichtung: Zusammenfassung mehrerer Figuren oder Ereignisse Verschiebung (stark affektiver Ereignisse) auf (harmlose) Deckerinnerungen Der Traum als Wunscherfüllung Psychoanalytische Therapie 1 Freie Assoziation Psychoanalytische Grundregel Patient soll sich seinen spontanen Einfällen hingeben, sie dem Therapeuten mitteilen, auch wenn unangenehm, unsinnig, unwichtig usw. 39 40 Psychoanalytische Therapie 2 Psychoanalytische Therapie 3 gleichschwebende Aufmerksamkeit und ihr Pendant beim Analytiker: Das Gegenstück zur Grundregel besteht auf seiten des Analytikers in der Haltung der sogenannten: Deutung unbewusster Sinnzusammenhänge Intrapsychisch Interpretation Interpersonell Intervention 41 42 7

Psychoanalytische Therapie 4 Übertragung Eine zentrale Entdeckung Freuds Wird heute nicht mehr nur als Verzerrung der Gegenwart durch Vergangenheit gesehen Sehr unterschiedliche Handhabung Video: Otto Kernberg, 1994 Das Setzen von Pi Prioritäten ität bei klinischen Interventionen 43 44 Video: Sophie Freud, Wien 1996 Die soziale Konstruktion von Normalität Video: Wege zum Menschen Am Anfang war die Couch Freuds Psychoanalyse Tobias H. Brocher 45 46 Entwicklungen nach Sigmund Freud: Ich-Psychologie 47 48 8

Anna Freud 1895-1982 Hartmann geb. 1894 in Wien gest. 1970 USA 1939: Ich-Psychologie und Anpassungsproblem 1936: Das Ich und die Abwehrmechanismen 49 50 Objektbeziehungstheorien Melanie Klein (1882 1952) Folgte Tradition von Sándor Ferenczi und Michael Balint 51 52 Freud: Triebtheorie intrapersonell Einzelwesen M. Klein: Aufmerksamkeit auf frühkindliche Entwicklung Bezugspersonen ( Objekte ) D. Winnicott Otto Kernberg 53 54 9

Selbstpsycholgie Selbstpsycholgie Heinz Kohut 1913-1981 Begriff Selbstobjekte 55 56 Kohut unterscheidet einen gesunden Narzissmus: starkes lebensfähiges Selbst von einem pathologischen Narzissmus: schwaches Selbst, stabilisiert sich über Grandiosität, bei Scheitern: Depression Säuglingsforschung 57 58 Erschütterung der Grundfesten der Psychoanalyse Daniel Stern geb. 1934 1990: Tagebuch eines Babys Säugling ist ein aktives, kompetentes, kontaktsuchendes Wesen Bisherige Annahme: autistisch, narzisstisch, inkompetent, triebgesteuert 59 60 10

The Relational Turn Conditio humana: In menschliche Beziehungen hineingeboren Durch soziale Beziehungen ein Verhältnis zu sich selbst und zur Welt Dadurch Aufbau und Veränderung der psychischen Struktur 61 Die intersubjektive Wende in der Psychoanalyse: Die postkleinianische bzw. postwinnicottianische Schule: Thomas Ogden Die relationale Psychoanalyse: Stephen Mitchel, Jessica Benjamin Intersubjektiven Tradition der Selbstpsychologie: Donna Orange, George Attwood Der systemische Ansatz in der Psychoanalyse: Beatrice Beebe, Frank Lachmann 62 Die hilfreiche Beziehung in der Psychoanalyse Übertragung und Gegenübertragung In den 70-Jahren: von einer Einpersonenpsychologie zu einer Zweipersonenpsychologie Erkenntnis: Die Seele ist intersubjektiv verfasst ursprünglich: Störung d. Realtitätswahrnehmung Regression Verschiebung Projektion einseitiger Vorgang erweitertes Konzept: Subjektivität des Analytikers ayt es Beziehung im Hier und Jetzt Dialog Interaktion 63 64 Analytische Psychologie C.G. Jung 1875-1961 1961 Carl Gustav Jung 1875-1961 1900 Assistent am Burghölzli bei Prof. Bleuler 1902 in Paris bei Janet 1906 Eintreten für Psychoanalyse, Beginn des Briefwechsels mit Freud 65 66 11

seit 1903 diagnostische Assoziationsstudien ab 1913 Stelle für 2 Jahrzehnte aufgegeben Psychiatrische Universitätsklinik Burghölzli in Zürich 67 C.G. Jung und Freud 1907 Erste Begegnung mit Freud 1909 Vortragsreise in die USA 1911 Präsident der Internationalen Psychoanalytischen Gesellschaft 68 Differenzen Jung - Freud C.G. Jung 1912 Wandlungen und Symbole der Libido Freud verstand unter Libido die Energie des Sexualtriebes Unbewusstes: verdrängte Inhalte aus dem persönlichen Leben Jung verstand Libido als allgemeine psychische Energie Unbewusstes erweitert um kollektives Unbewusstes 69 70 Das kollektive Unbewusste Jung gab für 2 Jahrz. Dozentenstelle auf Erforschung des Unbewussten Ausgedehnte Expetitionen Jungs Fragestellung: Sind Archetypen Allgemeingut der Menschheit? Erforschung der Psychologie der Primitiven 71 72 12

Erforschung der Inhalte des kollektiven Unbewussten: Urbilder, Archetypen Reisen nach Nordafrika Zu den Pueblo-Indianern in die USA Nach Ostafrika Jungs Arbeiten im psychologischen Grenzbereich Beschäftigung mit Mandalas Studium der Alchemie parapsychologische Phänomene auf empirischer Basis 73 74 Entstehung des Begriffes Archetyp bei C.G. Jung 1912: Urbilder, die sich bei seinen Patienten und in seiner Selbstanalyse wiederholen 1917: Unpersönliche Knotenpunkte die menschliches Verhalten beeinflussen 1919: Archetyp : unbewusstes Muster Archetypus Ein angeborener Teil der Psyche, der als Muster strukturierend auf die psychologischen Leistungen der Person wirkt eine hypothetische Einheit, die nicht sichtbar und nur über ihre Auswirkungen in Erscheinung tritt 77 78 13

A.1.d. 79 80 81 82 Struktur der Psyche nach Jung Ektopsyche: Verbindungssystem zwischen den Inhalten des Bewusstseins und den Umwelteindrücken Empfinden, Denken, Fühlen, Intuition Endopsyche: Beziehungssystem zwischen den Bewusstseinsinhalten und den Prozessen die im Unbewussten ablaufen Gedächtnis, subjektive Komponenten der Funktionen, Emotionen und Affekte und Einbrüche 83 84 14

Komplementäre Funktionen Urteils- und Wahrnehmungsfunktionen als Kompass, der zum Teil im Unbewussten ruht (nach Jacobi 1975) 85 Ektopsychische Funktionen Unterstützen die bewusste Orientierung Empfindung: sagt einem, dass etwas ist (Wahrnehmung) Denken: sagt einem, was etwas ist (Urteil) Fühlen: Vermittelt Wert der Dinge (ist mit jeder Empfindung und dem Denken verbunden) Intuition: unerklärbare Eigenschaft ( um die Ecke sehen, Jung) 86 Endopsychische Funktionen auf die innerpsychischen Aspekte gerichtet Gedächtnis: Verbindung zu Dingen die aus dem Bewusstsein entschwunden sind Subjektive Komponenten der bewussten Funktion: Neigung zu reagieren Emotionen und Affekte: Ich-Kontrolle aufgehoben Einbrüche: außerordentliche Situationen 87 Jungs Typenlehre Es ist ein Unsinn, die Menschen in Kategorien einzuteilen und mit Etiketten zu versehen C. G. Jung Typen sind Orientierungsmerkmale, Krücken 88 Jungs Typenlehre 3. bipolare Dimension aus Wahrnehmungsfunktion: 1. Empfinden und Intuieren 2. Denken und Fühlen 3. Extravertierter und introvertierter Mensch Kugelmodell der Psyche Extravertierter Mensch: sein Fühlen, Denken und Handeln richtet sich auf äußere Objekte und kollektive Normen Introvertierter Mensch: lebt eher in inner Erfahrung, schlechtere Anpassung an Umwelt, fühlt sich leicht überreizt, Rückzug 89 90 15

8 Ausrichtungen der Psyche Denktyp Fühltyp Intuitionstyp Empfindungstyp Weitere Unterscheidung nach Introvertiert extravertiert Das Unbewusste nach Jung Persönliche Unbewusste Kollektive Unbewusste 91 92 Kollektives Unbewusstes und Archetypen Die zwei wichtigsten Archetypen: Anima Animus Zwei Phasen der Individuation In der ersten Phase: Begegnung mit dem Schatten In der zweiten Phase: Auseinandersetzung mit Anima und Animus 93 94 Analyse nach C. G. Jung Traumarbeit nach C. G. Jung Ziel: Wachstum und Selbstverwirklichung (nicht symptombezogene Heilung) Zentrales Mittel: Traumarbeit Arbeit mit Symbolen Träume haben kompensatorische Funktion Sie symbolisieren was dem Träumer helfen kann Methode: Amplifikation (statt Analyse) Unterscheidung Objektstufe- Subjektstufe 95 96 16

Video: James Hillman Jungsche Traumarbeit Individualpsychologie Alfred Adler 1870-1937 97 98 Alfred Adler 1870-1937 1870 geboren in Wien Als Kind schwere Krankheiten Daher angeblich früher Entschluss Arzt zu werden 1895 Promotion Praxiseröffnung nahe dem Prater Alfred Adler, der junge Arzt und Sozialmediziner 99 100 Adler und Freud Ab 1902 bei Freuds Mittwochabendgesellschaft Adler formulierte bald eigene, kontroverse Ideen Kritisierte Freuds Sexualtheorie 1911 Bruch mit Freud Alfred Adler 1870-1937 Seit 1926 regelmäßig in den USA 1934 Emigration 1937 Tod während einer Vortragsreise in Schottland Berggasse 19, Wohnung, Ordination und Treffpunkt der Anhänger Freuds 101 102 17

Unterschiede Adler Freud persönlicher Lebenshintergrund Nach Alfred Adlers Tod wurde die Individualpsychologie u.a. von seinen Kindern Alexandra und Kurt Adler weiterentwickelt und verbreitet. 103 Adler, etwa 1924 Freud, etwa 1909 104 Unterschiede Adler Freud Theoretische Grundlagen Unterschiede Adler Freud Neurosekonzeption teleologisch, Ziele, Funktion: Wozu dient es? Ganzheit der Person Wachstum soziale Aspekte kausal, Ursache, Gründe: Woher kommt es, dass Einzelaspekte Konflikt individuelle Aspekte Abwehr gegen Anforderungen der Umwelt Ausgangspunkt Minderwertigkeitsgefühl unbewusst (als Attribut) Sexuelle Konflikte Kämpfe zwischen den Instanzen Es, Ich und Überich Verdrängung von Triebansprüchen ins Unbewusste 105 106 Unterschiede Adler Freud Setting und Therapeutenhaltung Therapeut und Patient gegenüber sitzend Therapeut aktiv Vertrauensbeziehung Natürlichkeit der Begegnung Analytiker sitzt hinter dem auf der Couch liegenden Patienten Abstinenz Übertragung und Gegenübertragung 1907 Studie über die Minderwertigkeit von Organen 107 108 18

Teleologische Denkweise bei Alfred Adler Frage nach Zielen und Motiven (anstatt nach Ursachen und Gründen) Frage nach Funktion der Symptome Wozu dient es? Wozu habe ich Angst? (anstatt: Warum habe ich Angst? ) 109 Minderwertigkeitsgefühl Als Kern des Minderwertigkeitsgefühls: Zunächst reale organische Ursachen Später immer stärker (sozial-) psychologische Ursachen M. kann gesteigert oder vermindert werden: Durch Materielle Situation, Geschwisterposition, Geschlechterrolle 110 und Kompensation... ist ein allgemein menschlicher (kein pathologischer) Vorgang Kompensation von Ohnmacht Geltungsstreben t Antwort auf die Herausforderung des Schicksals Lebensstil Grundmuster und Grundvorstellungen sich der Welt zu stellen individuelle Möglichkeit das Minderwertigkeitsgefühl zu überwinden bis zum 4./5. Lebensjahr festgelegt Funktion: dient dem Sicherungsbedürfnis 111 112 Aus Kriz 2007 113 Zwei Bezugssysteme für den Lebensstil (nach Titze): Primäres Bezugssystem: In der frühen Kindheit entwickelt, gefühlszentriert, egoistisch, das kleine Kind in uns Sekundäres Bezugssystem: im Laufe der Sozialisation entwickelt, intersubjektiv, vernünftig, der Erwachsene (Gewissen) in uns 114 19

Gemeinschaftsgefühl die allgemein nützliche Seite Sinn der Evolution ist die ideale Gemeinschaft Kompensation der Minderwertigkeit = Streben nach Macht, nach Besonderheit und Überlegenheit = für die Menschheit insgesamt förderlich, wenn im Dienst der Gemeinschaft Gemeinschaftsgefühl gefördert: wesentlich: vertrauensvolle Beziehung zur Mutter weitere vertrauensvolle soziale Beziehungen u.a. beeinträchtigt: vernachlässigte oder überstreng erzogene Kinder verzärtelte, verwöhnte Kinder u.a. 115 116 und Machtmensch die allgemein unnützliche Seite Fehlentwicklungen: Kinder die kein oder nur geringes g G. entwickeln Streben nach persönlicher Überlegenheit Versuch Minderwertigkeitskomplex durch Überwertigkeitskomplex zu verdecken Funktion der Symptome: Neurose hat eine zielstrebige Dynamik: Verantwortlichkeit des Individuums aufzuheben Rückzug aus den Lebensanforderungen zu kaschieren Neurose schützt: vor Einbuße des Selbstgefühls vor Entlarvung der Minderwertigkeit 117 118 Neurotische Symptome Kein Gemeinschaftsgefühl, private Logik, Angst vor Scheitern Gewinn durch Symptome alle Aspekte auch bei Gesunden Gradueller Übergang von Gesunden, zu Neurotikern, zu Psychotikern Therapie zentrales Interventionsprinzip: Ermutigung Förderung der eigenen Fähigkeiten Wert der Person (immer auf Gemeinschaft ausgerichtet Erweiterung der Handlungsräume Sich der Gefahr des Versagens stellen 119 120 20

Therapie: Arbeit mit Bezugssystemen mit sekundären Bezugssystem: kognitive Arbeit an Modifikation des Lebensstils, wachsende Einsicht i des Patienten, t Gefahr des Widerstandes mit primären Bezugssystem: Verbündung mit dem kleinen Kind im Patienten, Adler als Vorläufer der Humanistischen Psychologie Plädoyer gegen Aufsplitterung Annahme zur menschlichen Natur Vertrauen in die Möglichkeit der Weiterentwicklung Humanität sozialer Systeme 121 122 Weiterentwicklung und Annäherung zwischen PA und IP Aus Kompensation von Minderwertigkeitsgefühlen wird Überwindung subjektiv erlebter Mangellagen IP wird teilweise als Teil der PA gesehen Vegetotherapie Wilhelm Reich 1897-1957 123 124 Freud 1895: es tritt keine psychische Krankheit auf, wenn die affektive Energie abgeführt werden kann. Später rückte Freud von diesem energetischem Konzept der Triebunterdrückung ab Sein neues Konzept: psychischer Apparat mit abwehrenden Instanzen Reich untersuchte die Prozesse von Abfuhr und Speicherung der Energie genauer Seelische Gesundheit und orgastische Potenz Fähigkeit sich dem Strömen der biologischen Energie ohne Hemmungen hinzugeben 125 126 21

Bioenergetik Neurosen und bürgerliche Zwangsmoral Sexualaufklärung und Gesellschaft Politische Dimension Alexander Lowen 1910-2008 Körperpanzer und Körperarbeit Charakterstruktur und Charaktertypen 127 128 Amerikanischer Arzt, jüdischer Abstammung Lehrtherapie bei Wilhelm l Reich Medizinstudium in der Schweiz Bioenergetische Analyse Entwickelt aus Reichs Vegetotherapie Katathym-Imaginative Psychotherapie (KIP) Hanscarl Leuner 1919 1996 130 Transaktionsanalyse Eric Berne 1910 1970 131 22