Ein Projektantrag von BUND, NABU, WWF sowie TU Berlin 28. Mai 2010



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1 Perspektive lebendige Unterems: Praxis- und umsetzungsnahes Konzept zur Renaturierung der Unterems als Impuls für eine nachhaltige Entwicklung der Region Ein Projektantrag von BUND, NABU, WWF sowie TU Berlin 28. Mai 2010

2 Inhaltsverzeichnis Seite 1 Kurzfassung des Gesamtvorhabens 3 2 Angaben zum Antragsteller und zu den Kooperationspartnern 4 3 Darlegung der Kompetenzen und Qualifikationen; Nennung von Referenz- Projekten 7 4 Anlass der Antragstellung 12 5 Übergeordnete Zielstellung 14 6 Einordnung des Vorhabens in die Förderrichtlinien der DBU 14 7 Aktueller Stand in Forschung und Praxis 15 8 Beschreibung des Untersuchungsgebietes 17 9 Regionale Verankerung des Vorhabens 19 10 Einbindung des Vorhabens in überregionale, bundesweite/ internationale Aktivitäten/ Programme 20 11 Übertragbarkeit der Maßnahmen des Konzeptes 20 12 Zielsetzung des Vorhabens 21 13 Lösungskonzept 22 13.1 Teilprojekt Naturschutz 22 13.2 Teilprojekt Wasserbau 26 13.3 Teilprojekt Visualisierung 28 13.4 Teilprojekt Kommunikation /Integration 30 13.6 Weitere Projektbearbeitung durch die Umweltverbände 34 14 Arbeitspakete der Umweltverbände 36 Anlagen 1 Publikationen WWF; TU Berlin (Auswahl) 2 Referenzprojekte DHI-WASY 3 Projektauswahl Bioconsult 4 Teilprojekt: 3D Visualisierung der Szenarien als Kommunikationsinstrument Quellenangaben zum Stand der Forschung 5 Übersicht über die bestehenden Gremien und Aktivitäten an der Ems 6 Übersichtskarte Untersuchungsgebiet 7 Kurzbeschreibung MIKE 3 FM 8 Position Paper of WWF and Natuurpunt 9 Gesamtfinanzierungsplan 10 Arbeits- und Zeitplan

3 Allgemeine Projektangaben Titel: Perspektive lebendige Unterems: Praxis- und umsetzungsnahes Konzept zur Renaturierung der Unterems als Impuls für eine nachhaltige Entwicklung der Region Visualisierung und Kommunikation/ Integration Projektgesamtkosten: 827.297,- Euro Beantragter Fördermittelanteil: Emsfonds: 342.307,- Euro Eigenanteil: 236.190,- Euro Bewilligte Mittel DBU: 248.800,- (250.000,-) Projektlaufzeit: 01. August 2010 bis 30. April 2013 Komplementäres Projekt bei der DBU: Perspektive lebendige Unterems: Praxis- und umsetzungsnahes Konzept zur Renaturierung der Unterems als Impuls für eine nachhaltige Entwicklung der Region Naturschutz und Wasserbau (Gesamtfinanzierungsplan, siehe Anlage 9) 1 Kurzfassung des Gesamtvorhabens: Das Vorhaben soll die Perspektive einer lebendigen renaturierten Unterems entwickeln und visualisieren sowie Möglichkeiten zu deren Umsetzung aufzeigen. Im Dialog mit Natur- und Umweltschützern vor Ort sowie in Abstimmung mit den Aktivitäten zur Machbarkeitsstudie Emskanal/ Renaturierung der Ems sollen praxis- und umsetzungsnahe Renaturierungskonzepte für die Unterems erarbeitet und konkrete Schritte zur Umsetzung der Renaturierung vorbereitet werden. Im Einzelnen soll das Projekt folgende Aktivitäten umfassen: Konkretisierung der übergeordneten Naturschutzziele für die Unterems auf der Basis naturschutzrechtlicher Grundlagen, insbesondere unter Berücksichtigung der WRRL und

4 FFH-Richtlinie, und des ökologischen Entwicklungspotenzials der Ems unter Berücksichtigung hydromorphologischer Parameter Entwicklung und Visualisierung von folgenden drei Renaturierungsszenarien: Szenario A: Renaturierung der Unterems zwischen Leer Papenburg (vollständige Verlagerung der Berufsschifffahrt auf den Kanal) Szenario B: Renaturierung der Ems zwischen Leer Dörpen (vollständige Verlagerung der Schifffahrt auf den Kanal) Szenario C: Renaturierung der Ems unter Beibehaltung der Schifffahrtsnutzung Aufbau eines Dialogprozesses mit Natur- und Umweltschützern vor Ort zur Positionsfindung und Definition der Naturschutzziele, Interaktive Weiterentwicklung der Szenarien für eine renaturierte Unterems gemeinsam mit Natur- und Umweltschützern vor Ort und den Gremien zur Prüfung der Machbarkeit eines Emskanals (Projektgruppe, ggf. Projektbeirat), Vergleich und Bewertung der Szenarien hinsichtlich der Erreichung der Naturschutzziele, der Auswirkungen auf die Nutzungen an der Ems, des Entwicklungspotenzials, der Realisierbarkeit, Unterhaltungsaufwand und der Eingriffsminimierung, Vorbereitung der Umsetzung von Renaturierungsmaßnahmen. Das Vorhaben soll begleitend zu den laufenden Prozessen zur Entwicklung eines nachhaltigen Gesamtkonzepts für die Entwicklung der Unterems durchgeführt werden und zur Klärung der Frage beitragen, inwieweit die naturschutzfachlichen Renaturierungsziele mit den unterschiedlichen Lösungsvarianten erreicht werden können. Die Projektergebnisse sollen in die Prozesse und Gremien zur Machbarkeitsstudie Emskanal/ Renaturierung der Ems eingebracht werden und umgekehrt soll das Projekt die Erkenntnisse und Ergebnisse aus den Gremien nutzen. Um redundante Gremien zu vermeiden sowie um die Verzahnung und den Informationsaustausch zwischen diesem Vorhaben und der Projekt AG Machbarkeitsstudie Emskanal/Renaturierung der Ems sicherzustellen soll kein zusätzlicher Projektbeirat eingerichtet werden, sondern dieses Vorhaben mit den Gremien zur Machbarkeitsstudie Emskanal/Renaturierung der Ems vernetzt werden. Für die Öffentlichkeitsarbeit sollen die Ergebnisse und Zwischenergebnisse ansprechend in Form von Faltblättern und Broschüren aufbereitet werden. Das Gesamtprojekt wird gleichzeitig in zwei komplementären Projekten bei der DBU und beim Emsfond beantragt. Im DBU-Projekt werden die Naturschutzziele definiert, die naturschutzfachlichen und hydrologischen Grundlagen erarbeitet und die Renaturierungsszenarien entwickelt. Die Visualisierung und schrittweise Anpassung der Szenarien sowie der Aufbau eines Kommunikationsnetzes vor Ort sind Gegenstand des beim Emsfond beantragten Projektes.

5 2 Angaben zum Antragsteller und zu den Kooperationspartnern: WWF-Deutschland (Antragsteller) Der WWF Deutschland ist eine unabhängige, gemeinnützige, überparteiliche und rechtsfähige Stiftung des bürgerlichen Rechts mit Sitz in Berlin (bis 31.12.2009: Frankfurt a.m.). Die Adresse lautet: WWF Deutschland; Reinhardstr. 14 10178 Berlin Der WWF Deutschland wurde 1963 als unabhängige, eigenständige, nationale deutsche Organisation des global operierenden "World Wide Fund For Nature" (WWF) gegründet und am 23. März 1973 offiziell als gemeinnützige, unabhängige, überparteiliche "Stiftung für den Schutz und die Entwicklung der natürlichen Umwelt" registriert. Hauptsitz ist Frankfurt am Main. Sie ist Teil einer der größten unabhängigen Naturschutzorganisationen der Welt mit einem weltweiten Netzwerk von 27 nationalen und fünf Partnerorganisationen sowie 24 Programmbüros. Hauptziel des WWF Deutschland ist die Erhaltung der natürlichen Diversität der Pflanzen und Tiere sowie ihrer natürlichen Lebensräume. Weiterhin fördert der WWF Deutschland die nachhaltige Nutzung von natürlichen Ressourcen und ist im Bereich Klimaschutz aktiv. Er konzentriert seine Naturschutzaktivitäten auf drei großräumige Ökosysteme: Ozeane und Küsten, Flüsse und Feuchtgebiete sowie Wälder. Um seine Klima- und Naturschutzziele zu erreichen, übt der WWF Deutschland Einfluss auf Regierungen, Unternehmen, Handel und Verbraucher aus und bringt seine Forderungen und Vorschläge in öffentliche Debatten und nationale bzw. internationale Konferenzen zu Natur und Umweltschutz ein. 2008 war der WWF Deutschland in 48 internationalen und 30 nationalen Projekten aktiv - von der konkreten Naturschutzarbeit im Feld zur Rettung des Indonesischen Regenwaldes über Naturschutzarbeit zum Erhaltung der mittleren Elbe bis zur strategischen Lobbyarbeit in Brüssel und in Berlin. Der WWF Deutschland ist Mitglied mehrer nationaler und internationaler Initiativen oder Arbeitsgruppen. Zur Bewahrung der biologischen Vielfalt investierte der WWF Deutschland von 1963 bis 2008 über 260 Millionen Euro in Projekte zum Schutz von Arten und Lebensräumen im In- und Ausland. Der Jahresumsatz belief sich 2008 auf rd. 40 Mio. Euro. Neben der Zentrale in Frankfurt a.m. bestehen Vertretungen und Projektbüros in Berlin, Hamburg, Dessau, Husum, Mölln und Stralsund. Ansprechpartnerin für dieses Projekt ist Beatrice Claus im Internationalen WWF-Zentrum für Meeresschutz in Hamburg. Tel.: 040 530200-119 ; Email: Beatrice.Claus@wwf.de.

6 Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), Niedersachsen (Kooperationspartner) Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) wurde auf Bundesebene 1975 gegründet. Einige Landesverbände sind schon wesentlich älter: Rechnet man die Vorläufer- Organisation mit, gibt es den BUND-Landesverband seit über 45 Jahren. In Niedersachsen unterstützen inzwischen rund 23.000 Mitglieder und Förderer die Arbeit des BUND in 130 Kreis- und Ortsgruppen. Ein großer Teil von ihnen ist selbst aktiv, schützt und bewahrt Natur und gestaltet moderne Umweltpolitik mit. Der BUND ist Anwalt der Natur. Regen Kontakt zu den Menschen im Lande hält der BUND durch seine zahlreichen Informationszentren: In den Niedersächsischen Nationalparken betreiben wir sechs Nationalparkhäuser, die zusammen weit mehr als 200.000 Besucherinnen und Besucher pro Jahr haben. Einige Kreisgruppen besitzen gut besuchte Umweltzentren und leisten wichtige Informationsarbeit in Sachen Ökologie. Mit Burg Lenzen besitzt der BUND ein attraktives Besucherund Informationszentrum mitten in der einzigartigen Natur der Elbtalauen. Neben seiner umweltpolitischen Arbeit zeigt der BUND in vielen Projekten, wie sich umweltpolitische Ansprüche umsetzen lassen und wie z. B. der sperrige Begriff Nachhaltigkeit mit Leben gefüllt werden kann. Es geht dabei um die Agrarwende im Kleinen, Umweltbildung, Entwicklungszusammenarbeit, Energiesparen bis hin zum klassischen Naturschutz. Eine Auswahl dieser Projekte, die der BUND initiiert hat, finden Sie hier: http://www.bundniedersachsen.de/content/aktiv/1537.php. Der BUND Niedersachsen hat sich in der Vergangenheit immer wieder auch in Fällen und Situationen engagiert, bei denen es darum ging, Naturschutzziele mit der Bevölkerung zu entwickeln und mit der Bevölkerung abzustimmen, so z. B. in der Diepholzer Moorniederung, der Hannoverschen Moorgeest sowie im Rahmen des GR-Projektes Meerbruch/Steinhuder Meer. Ansprechpartner beim BUND: Carl-Wilhelm Bodenstein-Dresler. Tel.: 0511 96569-0; Email: cwbd@bund.net. Naturschutzbund (NABU), Niedersachsen (Kooperationspartner) Der NABU Niedersachsen e.v. ist seit über 60 Jahren für Mensch und Natur aktiv. Er hat rund 30 hauptamtliche Mitarbeiter mit 13 Außenstellen und 65.000 Mitglieder verteilt über ca. 160 Gruppen, die flächendeckend, so auch im gesamten niedersächsischen Emseinzugsgebiet agieren. Das Spektrum der Tätigkeiten reicht vom Pflanzen einzelner Gehölze bis hin zur Renaturierung von Hochmoorkomplexen, Bach- und Flussauen. Der NABU Niedersachsen besitzt eine Vielzahl von Eigentums-, Pacht- und Betreuungsflächen. Beispielsweise werden Beweidungsprojekte mit alten Haustierrassen gepflegt und landesweite Artenschutzprojekte für Laubfrosch und Steinkauz durchgeführt. Ansprechpartner beim NABU: Dr. Holger Buschmann. Tel.: 0511 911050; Email: holger.buschmann@nabu-niedersachsen.de.

7 Technische Universität Berlin (Kooperationpartner) Kooperationspartnerin ist das Institut für Landschaftsarchitektur und Umweltplanung, Fachgebiet Geoinformationsverarbeitung in der Umweltplanung, der Technischen Universität Berlin unter Leitung von Prof. Dr. Birgit Kleinschmit. Im Fachgebiet Geoinformationsverarbeitung sind 9 wissenschaftliche Mitarbeiter und 5 studentische Mitarbeiter beschäftigt. Vor dem Hintergrund des globalen Wandels stellt die TU Berlin innovative Methoden der Geoinformatik zur Unterstützung und Optimierung von Planungsprozessen bereit. Geodatenintegration, Erdbeobachtung und 3D-Techniken bilden die methodischen Grundpfeiler für die Erfassung, Beobachtung und analytische Beschreibung der realen Welt in ihrer aktuellen Dynamik. Ansprechpartnerin TU Berlin: Prof. Dr. Birgit Kleinschmit. Tel.: 030 31472847; Email:birgit.kleinschmit@tu-berlin.de. 3 Darlegung der Kompetenzen und Qualifikationen; Nennung von Referenzprojekten Umweltstiftung WWF-Deutschland Der WWF hat im Oktober 2009 eine internationale Tagung Ästuar 21: Zukunftsfähig für Mensch und Natur Europäische Beispiele der Ästuarentwicklung mit Blick auf die Tideelbe durchgeführt (Ästuar = Flussmündung). Thematisch ging es auf der Veranstaltung um die Fragen: Wie können und sollten Ästuare in Europa entwickelt werden, um die Auswirkungen des Klimawandels und der boomenden Schifffahrt zu verkraften? Wie können Hochwasser-, Gewässer- und Naturschutz in den hochempfindlichen Gebieten des Übergangs vom Fluss ins Meer verknüpft werden, um die Sicherheit der Menschen sowie den Vogel- bzw. Gebietsschutz zu berücksichtigen? Welche Rolle können Hafenbetreiber bei der Entwicklung integrierter Maßnahmen spielen? Experten, Behördenvertreter und Naturschützer stellten integrierte Maßnahmen in Ästuargebieten Großbritanniens, der Niederlande, Belgiens und Deutschlands vor. Derzeit baut der WWF eine weltweite Allianz zum Schutz von Flussmündungen auf, mit den Zielen Erfahrungen und Forschungsergebnisse auszutauschen und für globale Probleme, wie zum Beispiel die Auswirkungen des Klimawandels auf Ästuare und den Ausbau von Ästuaren für die Schifffahrt, international tragfähige Lösungen zu finden. Der WWF beschäftigt sich lange mit dem Schutz von Flussmündungen und hat neben einer Tagung 1994 Wasser zwischen Land und Meer - Flussmündungen unter Druck die Studien Zur Situation der Ästuare von Ems, Weser und Elbe (1995) und Länderübergreifendes Schutzkonzept für die Ästuare Elbe, Weser und Ems (1998) herausgegeben. Weitere Veröffentlichungen des WWF zum Thema Ästuare und Ems befinden in Anlage 1. WWF ist Mitglied der Expert Group on Estuaries bei der EU-Kommission, die derzeit eine Guidelinie zur Umsetzung von Natura 2000 in Flussmündungen und Küstengebieten unter besonderer

8 Berücksichtigung der Hafenentwicklungen erarbeitet und ist daher mit der aktuellen Auslegung von Natura 2000 in Ästuaren eng vertraut Das Positionspapier des WWF und einer belgischen Naturschutzorganisation befindet sich in Anlage 8. Durch die europäischen und internationalen Aktivitäten zu Ästuaren, gekoppelt mit den nationalen Erfahrungen zum Beispiel durch die Begleitung von Rückdeichungsmaßnahmen an der Elbe hat WWF einen guten Überblick über Renaturierungsmöglichkeiten, -notwendigkeiten und maßnahmen in Ästuaren und wird diese Erfahrungen in das geplante Vorhaben einbringen. Referenzprojekte: Großschutzprojekt zum Erhalt der Auenwälder an der Mittelelbe im Biosphärenreservat zwischen Saale- und Muldemündung: Unter Leitung des WWF wird auf 36 Flusskilometern mit Auewiesen und wäldern ein Lebensraum für seltene Arten wie Biber, Schwarzstorch, Mittelspecht oder dem Eichenbock gesichert und wo nötig renaturiert. Renaturierung des Lödderitzer Forstes an der Mittelelbe: Auf einer Strecke von 7 km soll der Deich um mehrere 100 m zurückverlegt werden. Dies ist ein Modellfall in Deutschland für ökologischen Hochwasserschutz und ist Teil der Hochwasserschutzkonzeption des Landes Sachsen-Anhalt. WWF-Naturschutzprojekt Millingerwaard am Rhein in den NL: An der Mündung des Rheins wurden Hochwasserschutz, Kleiabbau und Renaturierung miteinanderverbunden, siehe http://assets.panda.org/downloads/policyguidegeldersepoortdef.pdf. Heute hat das Projekt eine hohe Bedeutung für die Regionalentwicklung. Hotels und anliegende Gemeinden werben mit der neu entstandenen, attraktiven Natur. BUND Niedersachsen Im Zusammenhang mit der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie in Niedersachsen betreut der BUND Landesverband federführend das Wassernetz Niedersachsen / Bremen und koordiniert die Mitwirkung der Naturschutzvertreter in den niedersächsischen Gebietskooperationen. Aufgabe des Wassernetzes ist es auch, die Ziele und die erforderlichen Maßnahmen zur Umsetzung der WRRL zu kommuniziere, um die Bevölkerung zur Unterstützung zu motivieren. Referenzprojekte: An der Mittelelbe ist der BUND Niedersachsen derzeit zusammen mit dem Europäischen Zentrum für Auenökologie und dem Trägerverbund Lenzen Träger des größten europäischen Rückdeichungsprojektes an einer Bundeswasserstraße. Im Groß-/Ballungsraum Hannover wirkt der BUND Landesverband derzeit an dem GR-Projekt Hannoversche Moorgeest mit, bei dem es darum geht, Entwicklungsziele des Naturschutzes in Entwicklungsmaßnahmen umzusetzen, die mit der örtlichen Bevölkerung und den Stakeholdern entwickelt und abgestimmt werden.

9 NABU Niedersachsen Der NABU und seine Untergliederungen sind bereits seit Jahrzehnten bei der Renaturierung von kleineren Fließgewässern der III. Ordnung aktiv und besitzen eine entsprechende langjährige Expertise. Der NABU begleitete und begleitet zudem alle Verfahren intensiv, die mit Eingriffen in das Regime sowohl von Fließgewässern höherer als auch niederer Ordnung zu tun haben. Dies können Vertiefungen, Kanalisierungen und Deichbaumaßnahmen, aber auch Renaturierungen und Rückdeichungsmaßnahmen sein. Das Projekt Lebendiger Rhein wurde von der NABU- Naturschutzstation Kranenburg bis Ende 2007 geleitet und derzeit ist der NABU Projektträger des umfangreichsten Flussrenaturierungsprojektes Deutschlands an der Havel. Diese Erfahrungen und Kenntnisse wird der NABU in das beantragte Projekt einbringen können. Referenzprojekte: NABU-Großprojekt Renaturierung der Unteren Havel (www.nabu.de/aktionenundprojekte/unterehavel/) Projekt Lebendiger Rhein (www.lebendiger-rhein.de) Bachrenaturierungen (beispielhaft des NABU HessischOldendorf/Hameln unter www.nabu-hm.de) TU Berlin In dem Fachgebiet Geoinformationsverarbeitung in der Landschafts- und Umweltplanung liegen aus verschiedenen Forschungs- und Studienprojekten Erfahrungen zum Thema 3D-Visualisierung von Landschaftsräumen vor. Die Projekte wurdenin enger Kooperation mit Prof. Döllner vom Hasso- Plattner-Institut an der Universität Potsdam, Fachgebiet Computergrafische Systeme und der Lenné3D GmbH durchgeführt. Referenzprojekte Visualisierung von Landschaftsszenarien vom Anbau nachwachsender Rohstoffe, (DBU, Januar 2007 bis Dezember 2007) Flächeninformationssysteme auf Basis virtueller 3D-Stadtmodelle (BMBF, Verbundvorhaben REFINA, Juni 2007 bis Mai 2009) Interaktive 3D-Geovisaulisierung in der Freiraumplanung Konzepte und Verfahren der Modellierung, Editierung und Visualisierung urbaner Landschaften (Diplomarbeit Lutz Ross) Weitere Informationen über das Fachgebiet unter www.geoinformation.tu-berlin.de Auftragnehmer: Bioconsult, Teilprojekt Naturschutz Bioconsult arbeitet seit knapp 15 Jahren in den Bereichen Umweltplanung, Gewässerkunde sowie Umweltforschung v.a. im Küstenraum und den Ästuarien. Bioconsult ist in allen Wattenmeer- Ästuarien mit Untersuchungen und Monitoring (v.a. Benthos, Fischfauna), Gutachten, Renaturierungskonzepten, Umweltverträglichkeits- und FFH-Studien und Landschaftspflegerischen

10 Begleitplänen etc. tätig. Zu unseren Auftraggebern zählen alle Wasser- und Schifffahrtsämter an der Nordseeküste, verschiedene Hafenverwaltungen, Umweltverwaltungen und verbände, Ministerien und Fachvewaltungen etc. Auch am Emsästuar hat Bioconsult eine Reihe von Projekten durchgeführt; weitere sind derzeit in Bearbeitung. Für WWF und BUND (2009) hat Bioconsult die Studie Revitalisierung der Unterems - Aspekte der ökologischen Sanierung der Unterems bearbeitet. Kontinuierlich bearbeitet Bioconsult seit vielen Jahren auch Projekte zur WRRL (Bewertungsverfahren; Maßnahmenkonzepte und planungen; Monitoring). Ein weiterer Schwerpunkt ist die Klimafolgenforschung an den Ästuarien: seit fast 15 Jahren ist Bioconsult kontinuierlich in verschiedene vom BMBF oder dem UBA geförderte Forschungsprojekte zu den Auswirkungen des Klimawandels auf die Ästuare eingebunden. Eine zentrale Veröffentlichung aus diesen Arbeiten ist SCHUCHARDT & SCHIRMER (2007) 1. Referenzprojekte: Biologisches Monitoring der Sommerstaus in der Unterems (NLWKN, 2009) Qualitätssicherung Basisdokument WRRL Fische Ems (Rijkswaterstaat, Niederlande, 2009) Revitalisierung der Unterems Aspekte der ökologischen Sanierung der Unterems (BUND/WWF, 2009) Monitoring WRRL Fische Übergangsgewässer Ems (Hamen) (Rijkswaterstaat, Niederlande, 2009) Klimawandel und Ästuare: Die Perspektiven für den Naturschutz (WWF 2008) Maßnahmen an der Bundeswasserstraße Maßnahmenideen zur Umsetzung der WRRL: Gedanken zu einer Maßnahme Integriertes Strombaukonzept Unterweser (Flussgebietsgemeinschaft Weser, 2007/8) Gutachten zur Maßnahmenplanung in den niedersächsischen Übergangs- und Küstengewässer im Zuge der Umsetzung der WRRL (NLWKN Oldenburg, 2007) Endbericht zum UFOPLAN-Vorhaben: Integriertes Küsten- und Meereszonenmanagement Anforderungen an Strategie und Umsetzung (FKZ 805 82 007) unter thematischer Ausrichtung auf den Ökosystemansatz im Integrierten Küstenzonenmanagement (IKZM) (BfN/UBA 2008) WRRL Modellprojekt Wümme: Flusslandschaft von Morgen von der guten Idee zum guten Zustand- Machbarkeitsstudie (WWF 2005). Vollständige Liste der Referenzprojekte, siehe Anlage 3. Ansprechpartner für Bioconsult: Dr. Bastian Schuchardt. Tel.: 0421 6207108. DHI WASY GmbH (Niederlassung Syke), Teilprojekt Wasserbau DHI-WASY GmbH (DHI) ist die deutsche Tochter von DHI Water Environment Health in Dänemark. DHI (Danish Hydraulic Institute) ist eine politisch und wirtschaftlich unabhängige Forschungsstiftung. DHI wurde 1964 von der Dänischen Akademie für Technische Wissenschaften gegründet. Das Institut betreibt 23 Geschäftsstellen auf allen Kontinenten und hat mittlerweile etwa 950 Mitarbeiter weltweit, von denen 70 in den deutschen Niederlassungen arbeiten. Die Hauptgeschäftsstelle von DHI-WASY in Deutschland befindet sich in Berlin. 1 SCHUCHARDT, B. & M. SCHIRMER (Hrsg.) (2005): Klimawandel und Küste: die Zukunft der Unterweserregion.- Springer Verlag Heidelberg. 341 S.

11 DHI war in Deutschland mit der DHI Wasser & Umwelt GmbH (Syke) bereits seit 2004 vertreten. Mit Übernahme der WASY GmbH besteht seit Januar 2008 das gemeinsame Unternehmen DHI-WASY GmbH. Die DHI-WASY GmbH vertritt die DHI Gruppe in Deutschland, Österreich und der deutschsprachigen Schweiz. Die Kernkompetenz von DHI deckt nahezu alle Aspekte des Vorkommens und Verhaltens von Wasser in der Umwelt ab. Die weltweit bekannte, leistungsstarke Software von DHI, mit denen der gesamte Wasserkreislauf modelliert werden kann, wird von mehr als 1000 professionellen Anwender in vielen Ländern genutzt. Die DHI Produktpalette umfasst Programme wie MIKE SHE, MIKE 11, MIKE 21, Mike 3, MIKE Flood oder MIKE Urban. Weitere Informationen über die DHI Gruppe können im Internet auf folgenden Seiten abgerufen werden: www.dhigroup.com oder www.dhi-wasy.de Durch erfolgreiche Projekte für unterschiedliche Auftraggeber konnte die DHI-WASY GmbH intensive Erfahrungen beim Aufbau und Betrieb numerischer Modelle für das Ems-Ästuar sammeln. Hierbei sind neben Analysen zur Tide- und Strömungsdynamik insbesondere auch Studien zur Variabilität von Wassertemperatur und Salinität in der Unter- und Außenems zu nennen. Einzelheiten sind der beigefügten umfangreichen DHI-Projektliste (Anlage 2) zu entnehmen. Daraus ist auch ersichtlich, dass DHI weltweit Erfahrung mit der Untersuchung morphodynamischer Fragestellungen im Küstenbereich besitzt. Referenzprojekte Studie zum Sedimenttransport für den Bau eines Kühlwassereinlaufs zum geplanten Kohlekraftwerk in Wilhelmshaven (GDF Suez, 2009) Kavernenspeicher Jemgum: Nummerische Modellierung von Soleeinleitungen in die Ems im Staufall (EWE / WINGAS 2009) Sedimentmanagement für Hamburg Projektmanagement (Hamburg Port Authority, 2008) Wärmelastplan Elbe: Strömungen, Wärme und Sauerstoffgehalt (ARGE Elbe, 2008) Eine umfassendere Projektreferenzliste befindet sich in Anlage 2. Ansprechpartner für DHI-WASY GmbH: Dr. Oliver Stoschek, Tel.: 04242 16380 Lenné3D GmbH; Teilprojekt 3D-Visualisierung der Szenarien Die Lenné3D GmbH entwickelt Softwareprodukte zur interaktiven Darstellung von Landschaften und Gärten sowie Dienstleistungen zur Modellierung und 3D-Visualisierung von vergangenen und künftigen Landschaften. Die Firma ist führend im Bereich der realistischen, vegetationskundlichen 3D-Modellierung und Visualisierung von mitteleuropäischen Landschaften und verfügt hier über die größte Datenbank an botanisch akkuraten 3D-Pflanzenmodellen. Für beste Wiedergabequalität und 3D-Landschaftserfahrung kombiniert Lenné3D neuste Computergrafik mit Botanik. Der hohe Detailgrad und Realismus von Pflanzen und Vegetation sind einzigartig im Bereich der Echtzeitvisualisierung. Eine ebenso einmalige Besonderheit der Firma gegenüber reinen Dienstleistern

12 für Landschaftsvisualisierungen ist eine eigene, zusammen mit dem Zuse-Institut Berlin entwickelte Open-Source-Softwareplattform: Biosphere3D. Die Firma Lenné3D wurde 2005 aus dem gleichnamigen DBU-Projekt und als Spin-off des Leibniz- Zentrums für Agrarlandschaftsforschung, Zuse-Instituts Berlin, Hasso-Plattner-Instituts Potsdam und der Universität Konstanz gegründet. Seit 2007 ist die Firma Businesspartner des weltgrößten Herstellers von Geografischen Informationssystemen ESRI. Referenzprojekte Landschaftsvisualisierung von geplanten Hochwasserschutzmaßnahmen an der Selke im Auftrag des Talsperrenbetriebs Sachsen-Anhalt, Visualisierung von Standortvarianten eines geplanten Hochwasserschutzbauwerks Bohrertal im Auftrag der Stadt Freiburg, Visualisierung eines geplanten Kohlekraftwerks bei Dörpen im Auftrag der Univ- Dortmund und der FICHTNER GmbH & Co. KG, Vegetationsmodellierung und 3D-Visualisierung von Szenarien der Landschaftsentwicklung für 30 Europäische Landschaftsräume im Auftrag des EU-FP6-Projekts SENSOR. Weitere Informationen über die Lenné3D GmbH unter www.lenne3d.de Ansprechpartner: Philip Paar 4 Anlass der Antragstellung Naturschutzfachlicher Rahmen Der Anlass für die Antragstellung ist der dringende Renaturierungsbedarf der Ems sowie die Tatsache, dass verschiedene Akteure begonnen haben, gemeinsam nach Lösungsmöglichkeiten für den Konflikt zwischen Ökologie und Ökonomie an der Ems zu suchen. Die Ökologische Situation der Ems Noch Ende der 1970er Jahre galt das Emsästuar als ökologisch intakte Flussmündung und relativ naturnah. Seit 1984 wurde die Unterems zwischen Papenburg und Emden zunehmend für die Überführung von Kreuzfahrtschiffen ausgebaut und ausgebaggert und seit 2001 regelmäßig für die Schiffsüberführungen aufgestaut. Als Folge dieser Maßnahmen hat sich die Gewässergüte innerhalb der 90iger Jahre um drei Güteklassestufen verschlechtert. Seit Jahren sind die Sauerstoffwerte in den warmen Monaten des Jahres so niedrig, dass das Emsästuar seine Funktion als Fischlebensraum und wanderweg verliert. Flusstypische Lebensräume sind durch Uferbefestigungen, Verschlickung und Absinken der Wasserstände in großem Umfang verloren gegangen. Heute gilt das Emsästuar als ein Beispiel dafür, wie fortlaufende wasserbauliche Veränderungen das hydromorphologische und ökologische Gleichgewicht eines Gewässers zerstören können. Dennoch ist die Unterems ein Naturraum mit besonderem Wert bzw. Entwicklungspotenzial für die Natur geblieben. So liegen umfangreiche europäische Vogelschutzgebiete im Vorlandbereich der

13 Unterems und der Fluss selbst wird voraussichtlich gemäß der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie als europäisches Naturschutzgebiet für den Lebensraumtyp Ästuar ausgewiesen. Der Konflikt um die Ems Während der letzten 25 Jahre haben die wirtschaftlichen Belange im Zusammenhang mit der Meyerwerft die Entwicklung der Unterems dominiert und die ökologische Situation kontinuierlich verschlechtert. Inzwischen ist die Region zunehmend gespalten in Menschen, deren Arbeitsplatz von der Meyerwerft abhängt und in Menschen, die von den negativen Folgen der ständigen Ausbaggerungen des Flusses betroffen sind, wie Kommunen/Hafenbetreiber/Emsanrainer, Wassersportler, Touristikinitiativen und Landwirte. Die Umweltverbände BUND, NABU und WWF engagieren sich seit 25 Jahren intensiv für den Schutz der Unterems. Gemeinsame Suche nach einer nachhaltigen Gesamtlösung Nach 25 Jahren Konfrontation und juristischen Auseinandersetzungen haben WWF und BUND das Gespräch über Lösungsmöglichkeiten für den Konflikt zwischen Ökonomie und Ökologie an der Unterems mit der Meyerwerft und Landesregierung gesucht. Als ersten konkreten Schritt haben Umweltverbände und Meyerwerft im Juni 2009 eine Vereinbarung zum Vogelschutz geschlossen. Im Rahmen dieser Vereinbarung respektiert die Werft die Brutzeiten der geschützten Vögel und verpflichtet sich für mindestens 30 Jahre keine Schiffe im Zeitraum vom 1.4. bis zum 15.7. eines Jahre zu überführen, für die die europäischen Vogelschutzgebiete überflutet werden müssen. Zur Lösung des Gewässergüteproblems und zur Renaturierung des Emsästuars haben WWF und BUND im Herbst 2008 den Bau eines Kanals parallel zur Unterems auf einer Strecke von 15 km von Leer bis Papenburg vorgeschlagen. Ziele sind die vollständige Verlagerung des Schiffsverkehrs auf den Kanal und eine Verflachung der Ems in diesem Bereich auf die natürliche Tiefe von ca. 2 m, einschließlich Renaturierung. Basis für diesen Vorschlag ist u.a. die Annahme, dass durch die Verflachung der Ems oberhalb von Leer die negativen Auswirkungen der bisherigen Vertiefungen auf Strömungsverhältnisse und Wasserstände in der Ems in großem Umfang rückgängig gemacht werden und dadurch das Schlick- und Sauerstoffproblem für die gesamte Unterems auf ca. 45 Kilometern gelöst wird. Seitens des Landes Niedersachsens, der Meyerwerft und der Landkreise wurde dieser Vorschlag positiv aufgegriffen mit dem Vorschlag, den Kanals um weitere ca. 15 Kilometer bis nach Dörpen zu verlängern. Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie sollen nun innerhalb der nächsten zwei Jahre die tatsächliche Wirksamkeit dieses Vorschlags für die Lösung des Gewässergüte- und Schlickproblems, die Kosten, sowie die Auswirkungen auf Umwelt, Wasser- und Landwirtschaft, Tourismus, Verkehr und Industrie untersucht werden. Mit der rechtsverbindlichen Vereinbarung zum Vogelschutz zwischen den Umweltverbänden und der Werft sowie die gemeinsame Prüfung des Baus und der Wirksamkeit eines Kanals zur Lösung des Konflikts zwischen Ökonomie und Ökologie an der Ems hat eine Kooperation langjähriger Gegner

14 begonnen. Jetzt gilt es, diese Kooperation zu festigen und insbesondere mit Naturschutzinhalten zu füllen sowie die angestoßene Entwicklung fachkompetent zu begleiten 5 Übergeordnete Zielstellung Übergeordnetes Ziel für dieses Vorhaben ist die Verbesserung der ökologischen Situation an der Ems unter Berücksichtigung der europäischen Umwelt- und Naturschutzrichtlinien. Das Vorhaben soll die Perspektive einer lebendigen, renaturierten Unterems entwickeln und Möglichkeiten zu deren Umsetzung aufzeigen. Im Dialog mit Akteuren vor Ort, Politik und Verwaltung soll Akzeptanz für ein nachhaltiges Renaturierungskonzept für die Unterems aufgebaut und konkrete Schritte zur Umsetzung der Renaturierung vorbereitet werden. 6 Einordnung des Vorhabens in die Förderleitlinien Beitrag zur Umweltentlastung und Bewahrung des nationalen Naturerbes Die (interaktive) Entwicklung von Szenarien für eine Renaturierung der Unterems ist der erste Schritt zu einer grundlegenden ökologischen Verbesserung der Situation an der Unterems. Mit den in diesem Projekt entwickelten Maßnahmen sollen der Sauerstoffhaushalt in der gesamten Unterems verbessert, die Funktion als ganzjähriger Lebensraum und Wanderweg für Fische wiederhergestellt und ästuartypische, stark gefährdete Lebensräume und Prozesse entwickelt sowie die Voraussetzungen für ästuar- und auentypische Lebensgemeinschaften verbessert werden. Es sollen umsetzungsreife Konzepte erarbeitet werden. Modellcharakter der vorgesehenen Lösungswege Die Entwidmung einer Bundeswasserstraße und anvisierte Renaturierung eines Ästuars dieser Größe auf einer Strecke von 15 bzw. 30 km ist bisher in Europa und vermutlich weltweit einzigartig. Die Erfahrungen hierbei sind hilfreich für den europaweiten Schutz und die Wiederherstellung ökologischer Funktionen von und in Ästuaren. Die Kooperation zwischen Umweltverbänden, Wirtschaft und Landesregierung zur Lösung des Konflikts zwischen Ökologie und Ökonomie an der Unterems nach jahrzehntelanger Konfrontation ist modellhaft. Sie ist ein positives Beispiel für die Umsetzung europäischer Umweltrichtlinien, insbesondere der Flora-Fauna-Habitat-(FFH)-Richtlinie, Vogelschutzrichtlinie und Wasser-Rahmen- Richtlinie im Sinne einer nachhaltigen regionalen Entwicklung. Möglichkeiten zur Renaturierung unter gleichzeitiger Berücksichtigung v.a. der Belange der Hafenwirtschaft und Schifffahrt werden aktuell in verschiedenen Ästuaren national und international bearbeitet (z.b. COX et al. 2006 2 ; MARIS et a. 2007 3 ). Die Antragsteller bzw. Auftragnehmer sind in 2 COX, T. et al. (2006) Flood control areas as an opportunity to restore estuarine habitats.- Ecological Engineering 1027: 1-9. 3 MARIS, T. et al. (2007) Tuning the tide : creating ecological conditions for tidal marsh development in a flood control area.- Hydrobiologia 588: 31-43

15 diese Arbeiten z.t. konkret eingebunden; ein Beispiel ist das im Januar 2010 angelaufene Interreg- Projekt TIDE (www.tide-project.eu). Innovativer Charakter des Projektes Der innovative Charakter des Projekts liegt einerseits in der Einbettung in die oben skizzierte Entwicklung von Zukunftskonzepten für die Emsregion. Das Projekt liefert u.a. durch die 3D- Visualisierung von Szenarien der Renaturierung einer Flusslandschaft den wesentlichen naturschutzfachlichen Beitrag im Dialogprozess. Damit schafft es neben der Verständigung über Naturschutzziele auch eine unmittelbar erfahrbare Grundlage für Entscheidungen. Der interaktive Ansatz erlaubt, die Szenarien im Laufe der Diskussion zu verändern, sodass die Auswirkungen auf die Natur unmittelbar erfahrbar dargestellt werden. 7 Aktueller Stand in Forschung und Praxis o Naturschutz Derzeit werden in Niedersachsen für das Elbe- und Weserästuar integrierte Bewirtschaftungspläne zur Umsetzung der europäischen FFH-Richtlinie aufgestellt. WWF vertritt die niedersächsischen Umweltverbände (NABU ist Stellvertreter) in den Gremien in Niedersachsen für das Elbeästuar und ist direkt involviert in die aktuelle Umsetzung der FFH-Richtlinie. Die an der Unterems in den letzten 25 Jahren gelaufenen sowie die aktuellen Verfahren zum Ausbau der Unterems, Bau des Emssperrwerks und Flexibilisierung des Staufall wurden und werden sehr intensiv von BUND, NABU und WWF begleitet, so dass die Umweltverbände über die Planungen und deren ökologischen Auswirkungen sowie die bestehenden wirtschaftlichen Interessen gut informiert sind. Weiterhin arbeiten die Umweltverbände in den relevanten Gremien an der Unterems (Lenkungsgruppe Ems; AG Machbarkeitsstudie Emskanal; Emsbeirat) mit und sind über die laufenden Aktivitäten zum Aktionsprogramm Ems (Federführung Wasser- und Schifffahrtsdirektion Nord-West) und zum Probebetrieb Sperrwerkssteuerung informiert. Einen Überblick über die Gremien und laufenden Aktivitäten zeigt Anlage 5. Die von BUND und WWF in Auftrag gegebene Studie Revitalisierung der Unterems - Aspekte der ökologischen Sanierung der Unterems (Bioconsult 2009) vermittelt einen ersten Überblick über die ökologische Situation, Randbedingungen und Ziele sowie mögliche Maßnahmen. Das geplante Vorhaben wird u.a. auf dieser Studie aufbauen. o 3D-Visualisierung der Szenarien als Kommunikationsinstrument Angetrieben vom Paradigma des Fotorealismus in der Computergrafik und den Umsätzen der Computerspiele- und Filmindustrie können Softwareprogramme inzwischen virtuelle Landschaftsbilder in erstaunlicher grafischer Qualität simulieren. Das von der DBU geförderte interdisziplinäre Projekt Neue Medien in der Landschaftsplanung Lenné3D (2002-2005), aus dem die Firma Lenné3D hervorgegangen ist, hat zu einem international beachteten Qualitätssprung bei der

16 Echtzeitvisualisierung von Vegetation beigetragen (BISHOP & LANGE 2005; PAAR & REKITTKE 2005; PAAR 2006; REKITTKE & PAAR 2006). Noch wichtiger als gute Grafik sind die Regeln und Modelle, die bei der Erzeugung von 3D- Landschaftsszenen genutzt werden. Woran es hier noch mangelt, sind Praxiswerkzeuge für die schnelle, aber hinreichend exakte Modellierung von realistischen, d. h. geodaten-basierten Landschaftszuständen. Erste Ansätze für Vegetation hat RÖHRICHT (2005) im Rahmen des oben genannten DBU-Vorhabens entwickelt und im Rahmen des BMBF-Projekts Silvisio weiterentwickelt. Eine ausschließlich computergrafische Lösung führt zu hyperrealistischen oder künstlich wirkenden Bildern, die die drei fundamentalen Punkte für Landschaftsvisualisierungen (SHEPPARD, 1999) Verständlichkeit, Glaubwürdigkeit und Unbefangenheit regelmäßig verletzen. Wichtig für den Landschaftsschutz bei planerischen und womöglich auch politischen Entscheidungen ist die Gegenüberstellung von heute und morgen. So werden 3D-Visualisierungen beispielsweise eingesetzt, um Planungsvarianten zu vergleichen. In dem BfN-Projekt Interaktiver Landschaftsplan Königslutter konnte ein interdisziplinäres Team der Universität Hannover zeigen, dass neue Medien und dabei auch die 3D-Visualsierung gewinnbringend in den Planungsprozess integriert werden können, so dass alle Planungsphasen transparenter gestaltet werden konnten (HAAREN et al. 2005). WARREN-KRETZSCHMAR und TIEDTKE (2005) konstatieren ebenfalls, dass Visualisierungen die Vermittlung von planungsrelevanten Informationen in Beteiligungsverfahren unterstützen, aber sie weisen darauf hin, das fehlende Interaktivität und unrealistische Darstellungen einzelner Objekte die Akteure ablenken. Das freie Softwareprojekt Biosphere3D (CLASEN und PAAR 2008, biosphere3d.org) ist eine Weiterentwicklung des im Rahmen des DBU-Verbundvorhabens Neue Medien in der Landschaftsplanung entstandenen Visualisierungstools, das seit 2005 innerhalb von BMBF-Projekten insbesondere am Zuse-Institut Berlin und durch Visualisierungsaufträge der Firma Lenné3D GmbH fortentwickelt wird. Der interaktive Landschaftsbild-Globus stellt zurzeit die einzige ernstzunehmende freie Alternative zu Anwendungen wie Visual Nature Studio (VNS) oder auch Digitalen Globen wie dem Flaggschiff Google Earth dar. Quellenangabe siehe Anlage 4. o Wasserbau Es wurden Auftragnehmer für die Bearbeitung der einzelnen Teilprojekte (siehe S. 9 u. 10) ausgewählt, die den aktuellen Stand der Forschung in Methode und Technik anwenden und/oder bereits Projekte an der Ems durchgeführt haben sowie über aktuelle Erfahrungen und Praxis verfügen. Das hydro-numerische Modell, welches verwendet werden soll, ist das weltweit anerkannte Finite- Volumen-Modell Mike 3 FM von DHI, vgl. Anlage 7. Das numerische Modell eignet sich sowohl für zweidimensionale aber auch für dreidimensionale Untersuchungen. Detaillierte Angaben zu den Methoden befinden sich in der Beschreibung der Projektdurchführung sowie in vorangegangen Ausführungen und in den Referenzlisten, Anlagen 1-4.

17 8 Beschreibung des Untersuchungsgebietes Eine kartographische Darstellung des Untersuchungsgebietes befindet sich in Anlage 6. Das Untersuchungsgebiet umfasst die tidebeeinflusste Unterems (inneres Ästuar) auf einer Strecke von 45,4 km vom Emssperrwerk in Gandersum (Ems-km 32) bis zum Wehr Herbrum (Ems-km 212,4) sowie flussaufwärts weitere ca. 4,5 km der tidefreien Mittelems bis Dörpen. Damit liegen ca. 50 km der Ems zuzüglich Seitenbereiche der insgesamt 371 km langen Ems und ca. 90% der Unterems bzw. des inneren Ästuars im Untersuchungsgebiet. Flussaufwärts wird das Emsästuar durch das Ende des Tideeinflusses am Wehr Herbrum begrenzt. Insgesamt besteht das Emsästuar aus einem tidebeeinflussten Süßwasserbereich, einem mittleren Bereich mit Brackwasserlebensräumen und aus brackigen und marinen Lebensräumen im äußeren Bereich. Die Brackwasserzone (1,8 PSU bis 18 PSU) wandert je nach Tide und Oberwassermenge hin und her. Die natürliche Brackwassergrenze in der Ems liegt bei Leer (Ems-km 14,7). Das Untersuchungsgebiet umfasst somit den gesamten Süßwasserbereich und einen wichtigen Teil der Brackwasserzone des Ästuars. Nutzung der Ems als Schifffahrtsstraße Die Ems im Untersuchungsgebiet wird auf der Strecke von Dörpen (Ems-km 208) bis Papenburg (Ems-km 225,8) als Binnenschifffahrtsstraße (Dortmund-Ems-Kanal; DEK) und unterhalb von Papenburg als Seeschifffahrtsstraße genutzt. 13,4 km der ca. 18 km langen Binnenschifffahrtsstraße im Untersuchungsgebiet sind tidebeeinflusst. Die Länge der tidebeeinflussten Seeschifffahrtsstraße im Untersuchungsgebiet beträgt 32 km. Oberhalb von Dörpen mündet der Küstenkanal (Tiefe 3,5 m) in die Ems bzw. den Dortmund-Ems- Kanal und stellt so die Verbindung des Wasserstraßennetzes zur Weser her. In der Unterems mündet bei Oldersum (Ems-km 30) der Emsseitenkanal (immer noch DEK, Tiefe 2 m) in die Ems, der 9 km parallel zur Ems nach Emden führt. Von diesem Abschnitt des DEK führt auch eine Verbindung zum Ems-Jade-Kanal (Tiefe ca. 2 m), der Emden mit Wilhelmshaven verbindet. Seit 1984 wird die Unterems von Papenburg bis Emden für die Überführung von Kreuzfahrtschiffen ausgebaut. Die Seeschifffahrtsstraße wurde von 4,7 auf 5,7 m vertieft. 1994 wurde die bedarfsweise Vertiefung für ein 7,3 m tiefgehendes Bemessungsschiff genehmigt. In Kombination der Bedarfstiefe mit dem Anstau der Ems durch das Emssperrwerk können seit 2002 8,5 m tiefgehende Schiffe überführt werden. Die ökologischen Auswirkungen wurden weiter oben bereits erläutert, vgl. S. 12. Naturschutzfachliche Bedeutung des Untersuchungsgebietes Die Mündungen der großen Flüsse, Ästuare genannt, haben naturschutzfachlich eine sehr hohe Bedeutung. Der von Ebbe und Flut beeinflusste Übergang vom Süß- ins Meerwasser schafft die Voraussetzungen für ganz besondere Lebensräume und daran angepasste Lebensgemeinschaften. Zu den Lebensräumen, die nur in Ästuaren vorkommen, gehören tidebeeinflusste Süßwasserlebensräume wie Tideauwald, Süßwasserwatt und Tideröhrichte sowie Brackwasserlebensräume wie Brackwasserröhricht und Brackwasserwatt. Durch die hohe Bedeutung der Flussmündungen für

18 Schifffahrt, Industrieansiedlung, Landwirtschaft und Hochwasserschutz sind alle ästuartypischen Lebensräume heute in ihrem Vorkommen stark gefährdet und stehen unter nationalem und internationalem Naturschutz. Die wichtigsten Funktionen von Ästuaren wie die Emsmündung lassen sich wie folgt zusammenfassen: Sie sind Standort für bedrohte Lebensräume, die daran gebundenen Lebensgemeinschaften und Arten, die teilweise nur in Ästuaren vorkommen. Aufgrund der Vielzahl der verschiedenen Lebensräume sind sie in der Summe sehr artenreich. Sie haben eine internationale Bedeutung für den Vogelzug. Die Wattflächen und Flachwasserzonen sind Nahrungsgebiet für viele Wat- und Wasservögel. Weite Bereiche der Vorländer an der Ems sind EU-Vogelschutzgebiet oder als Feuchtgebiet internationaler Bedeutung unter Schutz gestellt. Sie sind Lebensraum und Wanderweg einer produktiven Fischfauna. Geschützte Arten wie Fluss- und Meerneunauge, Finte, Alse, Lachs und Schlammpeitzger kommen im Emsästuar vor, und für Arten wie Nordseeschnäpel und Stör ist die Ems potenzieller Lebensraum und Laichgebiet. Aufgrund der hohen ökologischen Bedeutung ist das Emsästuar in weiten Teilen von Deutschland als Schutzgebiet gemäß der europäischen Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie an die EU-Kommission gemeldet worden. Der Dollart und der Bereich oberhalb von Papenburg sind bereits ausgewiesene Schutzgebiete. Die Ausweisung als FFH-Schutzgebiet vom Dollart (Ems-km 36) bis Leer (Ems-km 14,7) wird derzeit beklagt. Ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs zu den Vorlagebeschlüssen des Verwaltungsgerichts in Oldenburg hat allerdings inzwischen bestätigt, dass bei der Ausweisung FFH- Gebieten ausschließlich naturschutzfachliche Kriterien zu berücksichtigen sind. Vor diesem Hintergrund ist mit der Ausweisung als Schutzgebiet zu rechnen. Der ca. 15 km lange Süßwassertidebereich von Leer bis Papenburg ist zur Zeit nach nationalem Naturschutzrecht geschützt. Das Emsästuar ist eins von fünf Ästuaren, die in das von Dänemark, Deutschland und den Niederlanden geschützte Wattenmeer münden. Der Schutz und die Wiederherstellung verloren gegangener ökologischer Funktionen hat deshalb auch für den Erhalt des Ökosystems des Weltnaturerbes Wattenmeer eine hohe Bedeutung. Fische des Wattenmeeres wie z.b. Flundern nutzen die Ästuare als Nahrungs- und Aufwuchsgebiet, und viele Fische wie Lachs, Meerforellen, Stör, Aal und Meerneunaugen verbringen Teile ihres Lebens sowohl im Süß- wie auch im Meerwasser. Die Bedeutung dieses Vorhabens für den Erhalt und die Wiederherstellung des nationalen Naturerbes ergibt sich aus der oben beschriebenen hohen naturschutzfachlichen Bedeutung dieses Gebietes, dem dringenden Bedarf zur Verbesserung der ökologischen Situation (vgl. S. 12) und den Zielen dieses Vorhabens. Ziele des Vorhabens sind mit den in diesem Projekt entwickelten Maßnahmen den Sauerstoffhaushalt und die Voraussetzungen für ästuartypische Lebensgemeinschaften zu verbessern, die Funktion als ganzjähriger Lebensraum und Wanderweg für Fische wiederherzustellen und ästuartypische, stark gefährdete Lebensräume und Prozesse zu entwickeln.

19 9 Regionale Verankerung des geplanten Vorhabens Das Vorhaben soll begleitend zu den laufenden Prozessen zur Entwicklung eines nachhaltigen Gesamtkonzepts für die Unterems durchgeführt werden und zur Klärung der Frage beitragen, inwieweit die naturschutzfachlichen Renaturierungsziele mit den unterschiedlichen Lösungsvarianten erreicht werden können. Daher werden die Projektergebnisse fortlaufend in die Prozesse (z.b. Machbarkeitsstudie Emskanal/ Renaturierung der Ems, Emsrat (Mittelvergabe Emsfond), Lenkungsgruppe zur Ems, vgl. Anlage 5) eingebracht. Umgekehrt soll das Projekt die Erkenntnisse und Ergebnisse aus den Gremien nutzen. Durch die Mitarbeit der Umweltverbände in den relevanten Gremien an der Ems ist der Austausch zwischen den Akteuren und der Ergebnisse gewährleistet. Die Verzahnung mit den Gremien zur Machbarkeitsstudie Emskanal/Renaturierung der Ems wird im Teilprojekt Kommunikation/ Integration dargestellt (S. 30). Das beantragte Vorhaben Perspektive lebendige Ems soll die Naturschutzverbände u.a. in die Lage versetzen, einen fachlich qualifizierten Beitrag zur Erstellung und Beurteilung des Renaturierungskonzeptes in der Machbarkeitsstudie Emskanal/ Renaturierung der Ems zu leisten. Das im Rahmen der Machbarkeitsstudie zu erstellende Renaturierungskonzept wird beispielsweise die politischen Interessen stärker berücksichtigen als ein Naturschutzprojekt der Umweltverbände, weil in der Arbeitsgruppe zur Begleitung der Machbarkeitsstudie sowie in dem Entscheidungsgremium (Lenkungsgruppe Ems) über Machbarkeitsstudie eine Vielzahl von Ressorts und Interessen vertreten sind (vgl. Anlage 5). Mit diesem Vorhaben haben die Umweltverbände die Möglichkeit, eine naturschutzorientierte realistische Vision für eine renaturierte Ems zu entwerfen und zur Diskussion zu stellen. Diese kann letztlich als ein wesentlicher unabhängiger Fachbeitrag des Naturschutzes in die Abwägung der zuständigen Gremien und Behörden einfließen und als Vorschlag für ein praxisund umsetzungsnahes Konzept zur Renaturierung der Unterems in die Erstellung der Machbarkeitsstudie einfließen. Um redundante Gremien zu vermeiden sowie um die Verzahnung und den Informationsaustausch zwischen diesem Vorhaben und der Projekt AG Machbarkeitsstudie Emskanal/Renaturierung der Ems sicherzustellen soll kein zusätzlicher Projektbeirat eingerichtet werden, sondern dieses Vorhaben mit den Gremien zur Machbarkeitsstudie Emskanal/Renaturierung der Ems vernetzt werden. Weiterführung des Vorhabens nach Projektabschluss Ziel des Vorhabens ist Vorbereitung der Umsetzung von Renaturierungsmaßnahmen zur Verbesserung der ökologischen Situation. Unter Berücksichtigung der Ergebnisse der Machbarkeitsstudie Emskanal/ Renaturierung der Ems sollen aufbauend auf den Ergebnissen dieses Vorhabens Renaturierungsmaßnahmen umgesetzt werden. Es soll geprüft werden, inwieweit aus diesem Vorhaben heraus ein Naturschutzgroßprojekt gesamtstaatlich repräsentativer Bedeutung an der Ems etabliert werden kann.

20 10 Einbindung des Vorhabens in überregionale, bundesweite/ internationale Aktivitäten/ Programme Die Lösung des Konfliktes zwischen Ökonomie und der Umsetzung der europäischen Umwelt- und Naturschutz-Richtlinien im Emsästuar hat eine überregionale bis hin zur europaweiten Bedeutung für den Natur- und Umweltschutz und könnte Präzedenzcharakter bekommen. Dieses Vorhaben soll einen wichtigen naturschutzfachlichen Beitrag für die Entwicklung eines nachhaltigen Gesamtkonzeptes für die Unteremsregion leisten Zur Vernetzung und fachlichem Austausch mit ähnlichen nationalen und europäischen Projekten ist ein Workshop geplant. Die Antragsteller bzw. Auftragnehmer sind in aktuelle europäische Arbeiten z.t. konkret eingebunden; ein Beispiel ist das im Januar 2010 angelaufene Interreg-Projekt TIDE (www.tideproject.eu). 11 Übertragbarkeit der Maßnahmen/ des Konzeptes Die drei großen Ästuare in Deutschland, Elbe, Weser und Ems, befinden sich alle insbesondere durch den Ausbau zur Schifffahrtsstraße und die Verkleinerung der jeweiligen Überschwemmungsgebiete durch einen flussnahen Deichbau in einem schlechten ökologischen Zustand. Mit dem Szenario C in diesem Vorhaben, vgl S. 22, soll ein Maßnahmenkonzept erarbeitet werden, mit dem die Naturschutzziele für das Emsästuar unter Beibehaltung der heutigen Nutzung erreicht werden können. Der Ansatz der Maßnahmenkonzeption, einschließlich der grundsätzlichen hydromorphologischen Bewertung und Konfliktanalyse der Renaturierungsmaßnahmen ist auch auf andere Ästuare übertragbar.

21 Projektdurchführung 12 Zielsetzung des Vorhabens Übergeordnetes Ziel für dieses Vorhaben ist die Verbesserung der ökologischen Situation an der Ems. Um dieses Ziel umzusetzen, müssen zunächst folgende Teilziele erreicht werden: Aufbau eines Kommunikationsnetzes mit Umwelt- und Naturschutzverbänden vor Ort; Formulierung übergeordneter Naturschutzziele für die Unterems auf der Basis naturschutzrechtlicher Grundlagen und des Entwicklungspotenzials der Ems im Dialog mit den Umweltschützern vor Ort; Beitrag zur Umsetzung europäischer Richtlinien wie WRRL und FFH-RL; Entwicklung und Visualisierung von Renaturierungsszenarien sowie Maßnahmenvorschläge im Dialog mit Umweltschützern vor Ort unter folgenden Rahmenbedingungen: Szenario A: Renaturierung der Unterems zwischen Leer Papenburg (Entwidmung als Bundswasserstraße; Voraussetzung dafür ist der Bau eines Kanals) Szenario B: Renaturierung der Ems zwischen Leer Dörpen (Entwidmung als Bundeswasserstraße; Voraussetzung dafür ist der Bau eines Kanals) Szenario C: Renaturierung der Ems unter Beibehaltung der Schifffahrtsnutzung Hydromorphologische Bewertung der möglichen wasserbaulichen Varianten; Darstellung der Auswirkungen der Renaturierungsszenarien auf die Nutzungen in und an der Ems; Interaktive Weiterentwicklung der Szenarien für eine renaturierte Unterems gemeinsam mit Natur- und Umweltschützern vor Ort und den Gremien zur Prüfung der Machbarkeit eines Emskanals; Vergleich und Bewertung der Szenarien hinsichtlich der Erreichung der Naturschutzziele, des Entwicklungspotenzials, der Realisierbarkeit (z.b. Flächenverfügbarkeit), des Unterhaltungsaufwands und Eingriffsminimierung; Vorbereitung zur Umsetzung von Renaturierungsmaßnahmen (Recherche von Finanzierungsmöglichkeiten und Möglichkeiten für ein Naturschutzgroßprojekt gesamtstaatlich repräsentativer Bedeutung an der Ems.