Anforderungen und Tätigkeitsfelder bei einem Träger stationärer und ambulanter Pflegeeinrichtungen

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Transkript:

Expertentagung Multiprofessionelle Handlungsfelder in der Versorgung 26. u. 27. 03. 2015 Witten Anforderungen und Tätigkeitsfelder bei einem Träger stationärer und ambulanter Pflegeeinrichtungen Dr. Klaus Bartl Mission Leben, Darmstadt Expertentagung Multiprofessionelle Handlungsfelder Witten, 27.03.2015

Unsere Herausforderungen und Multiprofessionalität Die Fragestellung Was bedeuten unsere Herausforderungen für das Thema Multiprofessionalität? Schritte auf dem Weg zu einer Antwort Wer sind wir (Mission Leben)? Inwiefern sind wir exemplarisch? Was sind unsere Grundpositionen und Ziele? Zwei Antworten Unsere generellen Anforderungen an multiprofessionelles Arbeiten Drei Beispiele für komplexe Aufgaben, die Multiprofessionalität erfordern. Expertentagung Multiprofessionelle Handlungsfelder Witten, 27.03.2015 2

Das diakonische Unternehmen Mission Leben Alte Innere Mission aus dem Jahre 1859 (1859 bis 2007: Hessischer Landesverein für Innere Mission ) 19 Standorte, 35 Einrichtungen davon 17 Altenpflegeheime (plus BH, KJH, WLH, Berufliche Bildung) rund 1.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Umsatzerlöse ca. 60 Mio Euro Summa: selbständiger, traditionsreicher, werteorientierter, mittelgroßer Träger in der Wohlfahrtspflege, der ein diakonisches und innovatives Unternehmen werden will Expertentagung Multiprofessionelle Handlungsfelder Witten, 27.03.2015 3

Standorte Wohnen und Pflegen im Alter Ambulante Betreuung Hilfen für Menschen in sozialen Notlagen Hilfen für Menschen mit Behinderungen Hilfen für Kinder und Jugendliche Berufliche Bildung Zentrale Bau / in Planung Expertentagung Multiprofessionelle Handlungsfelder Witten, 27.03.2015 4

Inwiefern sind wir exemplarisch? Werteorientierung verbindet die meisten Träger der Freien Wohlfahrtspflege - d.h. ca. 50% stat. Altenhilfe - ca. 30% amb. Altenhilfe Mittlere Größe sehr viele Träger in Größenordnung zwischen 1000 u. 3000 MA - (keine Zahlen von BAGFW zu bekommen) Diversifiziert Die mittelgroßen gemeinnützigen Träger sind meist keine Monoanbieter (sondern Komplexeinrichtungen ) Quartiersorientierung ( Inklusion als Leit-Paradigma) verbindet uns u.a. mit allen alten Komplexeinrichtungen ( Anstalten ) Expertentagung Multiprofessionelle Handlungsfelder Witten, 27.03.2015 5

Was sind unsere eigenen Grundpositionen und Ziele? Wir möchten als diakonisches Unternehmen die eigene Werteorientierung zugunsten der Gesellschaft in den Sozialmarkt einbringen. Es gibt eine eigene religiöse Verankerung im evangelischen Christentum (historisch, institutionell, z.t. persönlich) Diese christliche Verankerung ermöglicht und verpflichtet uns, dem Unternehmen eine Werteorientierung zu geben. Dieses werteorientierte, christlich fundierte Unternehmen richtet sich grundsätzlich an alle Menschen und es steht zur Mitarbeit allen Menschen offen, die diese Werteorientierung teilen. Zu unserer eigenen Orientierung haben wir 2010 Leitsätze und unsere Mission formuliert, damit unsere Werteorientierung wirksam werden kann generell für die Selbststeuerung als Basis von Widerstandskraft gegenüber Zwängen und Verlockungen (Staat, Markt) als Dauerverpflichtung zur eigenen Urteilsbildung als Ausgangsbasis für die Formulierung von eigenen Zielen Expertentagung Multiprofessionelle Handlungsfelder Witten, 27.03.2015 6

Was sind unsere eigenen Grundpositionen und Ziele? Unsere Mission: Wir handeln im christlichen Auftrag als ein Diakonisches Unternehmen. Unser Handeln gilt Menschen in schwierigen Lebenslagen und orientiert sich an deren Bedürfnissen. Wir fördern Selbstbestimmung, stiften Beziehungen und leisten Beistand. Wir arbeiten wirksam und wahrhaftig. Unsere aktuellen Ziele und Handlungsfelder aufgrund der Bedürfnisorientierung Weiterentwicklung bestehender und Entwicklung neuer Angebote zur biografischen Begleitung des Altwerdens im Quartier Überwindung externer und interner SGB-Versäulungen zugunsten der Klienten (AH u. BH) Förderung von sozialen Innovationen und neuen kollaborativen Geschäftsmodellen neben der traditionellen SGB-Systematik (Förderung von Intrapreneurship im Labor für Diakonisches Unternehmertum Expertentagung Multiprofessionelle Handlungsfelder Witten, 27.03.2015 7

Unsere Ziele und Handlungsfelder erfordern Multiprofessionalität Die Verfolgung der drei Ziele oder Handlungsfelder Quartiersbezug Bedürfnisgerechtigkeit, die Systemversäulung überwindet Soziale Innovation und Eigeninitiative jenseits SGB (etwas lösen von Staatsfixierung) gelingt nur im Zusammenspiel der Pflegewissenschaft mit vielen Professionen, insbesondere Betriebswirten Juristinnen Architektinnen Kommunalpolitikern und zwar bei der Neuentwicklung von Angeboten und Konzepten aber auch im laufenden Betrieb Es gibt einen extrem hohen Kooperationsbedarf Intern extern Die einzelne Fachexpertin braucht multiprofessionelle Fähigkeiten Die multiprofessionelle Kernkompetenz besteht aus Übersetzungsleistung Beurteilungsfähigkeit Der Bedarf kann nicht durch zusätzliche, multiprofessionell besetzte Organisationseinheiten gedeckt werden (Unternehmen zu klein) Expertentagung Multiprofessionelle Handlungsfelder Witten, 27.03.2015 8

Beispiel 1: Königsheide Wohngruppen für Menschen mit Demenz Expertentagung Multiprofessionelle Handlungsfelder Witten, 27.03.2015 9

Beispiel 1: Königsheide Wohngruppen für Menschen mit Demenz Passung ins Quartier: 10 Jahre multiprofessionelle Entwicklungsarbeit Gatekeeping Multiprofessionelle Aufgabe im laufenden Betrieb Expertentagung Multiprofessionelle Handlungsfelder Witten, 27.03.2015 10

Beispiel 2: Haus Priska Wohnen und Pflege von Menschen mit und ohne Behinderung Expertentagung Multiprofessionelle Handlungsfelder Witten, 27.03.2015 11

Beispiel 2: Haus Priska Wohnen und Pflege von Menschen mit und ohne Behinderung Ein Wohnbereich für Menschen mit Behinderung? Neue Wege der internen und externen Kooperation zwischen AH und BH Expertentagung Multiprofessionelle Handlungsfelder Witten, 27.03.2015 12

Beispiel 3: Labor für Diakonisches Unternehmertum Entwicklung neuer sozialer Geschäftsmodelle (Innovationen) Ein social innovation incubator, der (potentielle) intrapreneure mit deren Ideen einlädt und sie zur Ausarbeitung eines innovativen Geschäftsmodells befähigt. Finanzmittel Incubator für Intrapreneurship Ideen These: Ohne Multiprofessionalität keine soziale Innovationen/neue (hybride) Geschäftsmodelle Partner Geschäftsmodell/ Dienstleistungs -erbringung am freien Markt Expertentagung Multiprofessionelle Handlungsfelder Witten, 27.03.2015 13

Fazit: Wir brauchen Multiprofessionalität! Die Verfolgung der drei Ziele oder Handlungsfelder Quartiersbezug Bedürfnisgerechtigkeit, die Systemversäulung überwindet Soziale Innovation und Eigeninitiative jenseits SGB (etwas lösen von Staatsfixierung) gelingt nur im Zusammenspiel der Pflegewissenschaft mit vielen Professionen, insbesondere Betriebswirten Juristinnen Architektinnen Kommunalpolitikern und zwar bei der Neuentwicklung von Angeboten und Konzepten aber auch im laufenden Betrieb Es gibt einen extrem hohen Kooperationsbedarf Intern extern Die einzelne Fachexpertin braucht multiprofessionelle Fähigkeiten Die multiprofessionelle Kernkompetenz besteht aus Übersetzungsleistung Beurteilungsfähigkeit Der Bedarf kann nicht durch zusätzliche, multiprofessionell besetzte Organisationseinheiten gedeckt werden (Unternehmen zu klein) Expertentagung Multiprofessionelle Handlungsfelder Witten, 27.03.2015 14

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Expertentagung Multiprofessionelle Handlungsfelder Witten, 27.03.2015