HESSISCHER LANDTAG. An welchen hessischen Hochschulstandorten wird das Studium Generale umgesetzt?



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19. Wahlperiode HESSISCHER LANDTAG Drucksache 19/1774 29. 04. 2015 Kleine Anfrage der Abg. Dr. Sommer (SPD) vom 24.03.2015 betreffend Studium Generale und Antwort des Ministers für Wissenschaft und Kunst Vorbemerkung der Fragestellerin: Das Studium Generale als zweisemestrige Orientierungsphase hat zum Ziel, dass Studienanfängerinnen und - anfänger Lehrveranstaltungen verschiedener Fachrichtungen zugleich besuchen, um damit einerseits eine bessere Entscheidung bei der Studienfachwahl zu ermöglichen und andererseits den Übergang vom reinen Lernbetrieb der Schule zum wissenschaftlichen Arbeiten an der Universität zu erleichtern. Das Studium Generale als Auftrag der Hochschulen, die umfassende Allgemeinbildung zu fördern, will Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aller Fachgebiete zusammenbringen, um Fragen von allgemeinem Interesse zu erörtern. Was die verschiedenen Wissenschaften mit ihren jeweils eigenen Möglichkeiten zu deren Erhellung beizutragen haben, soll über die Fachgrenzen hinweg in allgemein fasslicher Form einer inner- und außeruniversitären Öffentlichkeit nahegebracht werden. Damit soll Studierenden und Lehrenden Gelegenheit gegeben werden, Einblick in die Arbeit anderer Wissenschaften als ihrer eigenen zu nehmen. Zugleich sollen der Öffentlichkeit, d.h. interessierten Mitbürgerinnen und Mitbürgern, Ergebnisse der neuesten Forschung zugänglich gemacht werden. Vorbemerkung des Ministers für Wissenschaft und Kunst: Eine allgemein gültige Definition eines Studium Generale, entsprechend der in der Vorbemerkung der Fragestellerin dargestellten Art und Weise, existiert nicht. Dies zeigen die vielfältigen Angebotsformen hessischer Hochschulen, die in der Antwort zu Frage 2 näher beschrieben sind. In der Koalitionsvereinbarung für die aktuelle Legislaturperiode ist in den Zeilen 3391 ff. festgehalten, dass ein Orientierungsstudium, das ein Semester umfassen soll, als Modellversuch eingerichtet werden soll. Damit sollen Studierende in die Lage versetzt werden, die Auswahl ihres Studienfaches zu überprüfen und sich fachlich gegebenenfalls neu zu orientieren. Neben dem Modellversuch für ein allgemeines Orientierungsstudium an den Hochschulen soll an geeigneten Standorten darüber hinaus ein modellhaftes Orientierungsstudium speziell für die MINT-Fächer eingeführt werden. Die hessischen Hochschulen haben hierzu in 2014 bereits Ideenskizzen erarbeitet und im Rahmen der gemeinsamen Landeshochschulentwicklungsplanung mit der Landesregierung erörtert. Zwei Hochschulen haben in der Folge im Rahmen der aktuellen Ausschreibung zum Studienstrukturprogramm des Landes Anträge zu einer weitergehenden Konzeptionierung gestellt. Darüber hinaus planen zwei weitere Hochschulen zukünftig noch entsprechende Anträge zu stellen. Diese Vorbemerkung vorangestellt, beantworte ich die Kleine Anfrage wie folgt: Frage 1. Frage 2. An welchen hessischen Hochschulstandorten wird das Studium Generale umgesetzt? Welche hochschulpolitische Bedeutung wird dem Studium Generale zugeschrieben und wie lautet die hochschulspezifische Definition von Studium Generale? Fragen 1 und 2 werden zusammen beantwortet. Ein Studium Generale im Sinne der in der Vorbemerkung erfolgten Definition wird an keiner hessischen Hochschule angeboten. Soweit die hessischen Hochschulen ein hochschulspezifisches Studium Generale anbieten, gilt folgendes: Eingegangen am 28. April 2015 Ausgegeben am 4. Mai 2015 Herstellung: Kanzlei des Hessischen Landtags Postfach 3240 65022 Wiesbaden www.hessischer-landtag.de

2 Hessischer Landtag 19. Wahlperiode Drucksache 19/1774 An der Technischen Universität Darmstadt (TUD) wird darauf geachtet, dass jeder Studiengang interdisziplinäre Anteile enthält. Diese Inhalte sind immer vorhanden, werden aber nur am Fachbereich Maschinenbau explizit als "Studium Generale" benannt. Nach den 2009 verabschiedeten Grundsätzen für Studium und Lehre können die fachübergreifenden und interdisziplinären Studienanteile unterschiedlich organisiert sein: Import vorhandener Veranstaltungen der jeweils komplementären Disziplinkultur; Serviceveranstaltungen einer komplementären Disziplin werden für Studiengänge anderer Disziplinen entwickelt und angeboten; Kooperationsveranstaltungen werden von Dozenten und Dozentinnen verschiedener Disziplinen im Teamteaching gemeinsam entwickelt und durchgeführt (insbesondere interdisziplinäre Projektkurse); ausdrücklich als interdisziplinäre Angebote entwickelte Veranstaltungen. Im Sinne eines Orientierungs- bzw. Vorstudiums wird an der TUD im Studienbereich Mechatronik ein zweisemestriges Studium zum Ausgleich fehlender Kompetenzen beim Übergang zum Masterstudium angeboten. An der Universität Kassel (UKS) gibt es Schnupperstudienangebote und Planungen zu einem Orientierungsstudium MINT. Interdisziplinär relevante Inhalte zu "Fragen von allgemeinem Interesse" im Sinne der Anfrage, die sich auch als Ausgangs- oder Kristallisationspunkt fachübergreifender Diskurse eignen, werden vom Institut für Philosophie mit einer entsprechenden Stoßrichtung organisiert. Diese Angebote in Form von Ringvorlesungen, Seminaren und Vorträgen werden aus hochschulzentralen Mitteln ermöglicht und richten sich an eine Hochschulöffentlichkeit, sind aber auch für eine weitere Öffentlichkeit von Interesse. Die Bezeichnung Studium Generale wird an der UKS hierfür nicht systematisch genutzt und eine Definition ist weder für die Bezeichnung noch für die Inhalte vorgegeben. Die in Absatz 2 der Vorbemerkung der Fragestellerin benannten Ziele verfolgt die UKS zudem unter anderen Bezeichnungen wie Orientierungsangebote vor Studienbeginn, fachübergreifende Modulangebote, die unter Schlüsselkompetenzen transparent gemacht werden und allen Studierenden offen stehen, fachübergreifende Studienprogramme und Vortragsreihen, die parallel zum Studium absolviert werden können. Des Weiteren gibt es eine Vielzahl interdisziplinärer Studiengänge, Projekte und Forschungsverbünde. An der Philipps-Universität Marburg (UMR) wird jedes Semester ein thematisches Studium Generale als Ringvorlesung für alle Studierenden angeboten. Es wird jedes Semester als dreistündige Veranstaltung angeboten. Das Studium Generale an der Universität Marburg wird von Lehrenden organisiert und ist als extracurriculare Überblicksveranstaltung über ein jeweiliges interdisziplinäres Feld von Studierenden und Lehrenden anerkannt: "700 Jahre Boccaccio" im Wintersemester 2013/2014, "Weltliteraturen" im Sommersemester 2014, "Sammeln schafft Wissen" im Wintersemester 2014/15. Das Studium Generale soll Lehrende und Lernende der Universität zusammenführen und die akademische Kultur allgemein verständlich auch für ein größeres Publikum darstellen. Es richtet sich aber nicht nur an die Interessenten der unterschiedlichen Fachbereiche, sondern steht ebenso den Marburger Bürgerinnen und Bürgern außerhalb der Universität offen. Zur Verbesserung des Übergangs von Schule zur Hochschule konzentriert sich die UMR auf andere Maßnahmen, z.b. das i.r. des Bund-Länder-Programms "Qualitätspakt Lehre" geförderte Projekt "Für ein richtig gutes Studium". Die Hochschule Darmstadt (h_da) bietet als "Darmstädter Modell" für die natur- und ingenieurwissenschaftlichen, aber auch die planerisch sowie die gestalterisch ausgerichteten Studiengänge, eine spezifische Form des integrierten Studium Generale an: Das Begleitstudium Sozial- und Kulturwissenschaften (SuK). Ziel dieser Veranstaltungen ist es, nicht nur einen Beitrag zur Persönlichkeitsbildung zu leisten, sondern auch berufsrelevante Fähigkeiten zu vermitteln, die neben den fachspezifischen Studieninhalten angesiedelt sind. Als übergreifendes Begleitstudium bietet SuK für andere Fachbereiche und Studiengänge an: ein interdisziplinäres sozial- und kulturwissenschaftliches Begleitstudium, spezielle Veranstaltungen für einzelne Studiengänge und Fachbereiche, das Zertifikat "Internationale Studien".

Hessischer Landtag 19. Wahlperiode Drucksache 19/1774 3 Das fachliche Spektrum des Begleitstudiums SuK zeichnet sich durch eine große Bandbreite aus. Es umfasst Philosophie, ebenso wie wissenschaftliches Arbeiten, Rhetorik und Volkswirtschaftslehre, aber auch Soziologie und Recht, die Kommunikations- und Politikwissenschaften. Ziele des SuK-Angebotes sind: unmittelbare berufliche Qualifizierung/Beitrag zur Fachkompetenz, Methoden- und Orientierungswissen aus verschiedenen Disziplinen, Einblick in kulturelle, soziale und politische Zusammenhänge, Vermittlung sozialer, kommunikativer und interkultureller Kompetenzen, Vermittlung der Methoden wissenschaftlichen Arbeitens. Da das Begleitstudium SuK Studierende unterschiedlicher Studiengänge zusammen bringt, ermöglicht es ihnen auch einzuüben, in disziplinär gemischten Teams zusammenzuarbeiten. Studierende müssen in der Regel eine bestimmte Anzahl von Kursen aus SuK im Laufe ihres Studiums absolvieren. Genauere Informationen über die Anzahl der SuK-Scheine sind in der Prüfungsordnung (PO) und der Studienordnung (SO) geregelt. Der Studienbereich Sozial- und Kulturwissenschaften plant zudem aktuell drei neue eng miteinander verbundene Studiengänge, die auf einer gemeinsamen zumindest einsemestrigen Basis aufbauen und erst dann in Spezialisierungen aufgeteilt werden sollen. Darin finden sich auch Ansätze, wie sie die Fragestellerin im ersten Absatz ihrer Vorbemerkung formuliert. Diese Maßnahmen des Studienbereichs Sozial- und Kulturwissenschaften lassen sich als Versuch im kleineren Maßstab bewerten, durch eine gemeinsame Eingangsphase, die starke Elemente eines Studium Generale ausweist, den Übergang in die Hochschulausbildung zu erleichtern. Als wie erfolgreich sich das Vorhaben erweisen wird, bleibt allerdings abzuwarten. Die h_da hat überdies fächerübergreifend Modelle für ein Orientierungsstudium entwickelt, das es bisher aber noch nicht gibt. Im Rahmen des Studienstrukturprogramms wurden zwei Förderanträge zur Einführung gestellt. Daneben beteiligt sich die h_da an einer von allen Fachhochschulen, der Hochschule Geisenheim und der Evangelischen Hochschule Darmstadt getragenen Idee eines Orientierungsangebots. Die Frankfurt University of Applied Sciences (FRA-UAS) setzt ihre Form des Studium Generale verbindlich in allen Bachelor-Studiengängen um. Dies geschieht mittels eines Studiengang übergreifenden Moduls "Interdisziplinäres Studium Generale", in dem Lehrende aus drei Fachdisziplinen interdisziplinär zusammengesetzte Studierendenteams bei Projektarbeiten unterrichten und betreuen. Die Studierenden befinden sich mindestens im dritten Fachsemester, um schon eine gewisse Fachlichkeit ausgebildet zu haben, die sie in die interdisziplinären Teams einbringen. Die Studierenden sollen unterschiedliche Sichtweisen und Herangehensweisen an eine Projektaufgabe kennenlernen. Dabei werden auch die z.t. konfliktträchtigen Teambuildingphasen durchlebt und von den Lehrenden und Lerncoaches professionell begleitet. Die Studierenden lernen darüber hinaus die Aspekte ihrer Fachlichkeit gegenüber einer interdisziplinären Gruppe darzustellen, zu vertreten und zu reflektieren. Das Modul ist Bestandteil jeder Prüfungsordnung der Bachelor-Studiengänge und somit in der Verantwortung der jeweils zuständigen Prüfungsausschüsse. Zentral werden die Koordination der Lehrenden und die Zuordnung der Studierenden zu den einzelnen Modulexemplaren anteilig von zwei Mitarbeitenden unterstützt. Das Modul wird in jedem Semester angeboten. Zur Orientierung hat die FRA-UAS umfangreiche Angebote vor Studienbeginn und Unterstützungsangebote der Zentralen Studienberatung und der fachgebundenen Studienberatung während des Studiums. Weitere Orientierungsangebote vor Studienbeginn sind in Kooperation mit den hessischen Fachhochschulen, der Hochschule Geisenheim und der Evangelischen Hochschule Darmstadt geplant. Die Hochschule Fulda (HFD) misst der Vermittlung überfachlicher Kompetenzen und Soft Skills sowie generell der Förderung breiter Interessen und Veranstaltungen, die den fachlichen Blick erweitern, Bedeutung mit Blick auf die Aufgeschlossenheit ihrer Studierenden bei. Entsprechende Angebote auch für fachfremde Studierende erfolgen dabei nicht immer unter der Benennung "Studium Generale", erfüllen jedoch inhaltlich diesen Zweck. Traditionelle Ausprägung eines freien, interessengesteuerten Lernens ist die Gasthörerschaft. Für alle Studierende und auch Externe offene, zentral oder dezentral organisierte Ring-, Gastvorlesungen und Vortragsreihen sind regelmäßiger Bestandteil des Angebots der HFD. Außercurricular werden zentral oder dezentral Veranstaltungen zum Erwerb zusätzlicher fachlicher wie überfachlicher Kompetenzen angeboten. Alle Studierenden der HFD können Sprachkurse im Sprachenzentrum des Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften (mit und ohne Zertifikatserwerb) besuchen. Einige Studiengänge erfordern oder ermöglichen die Belegung von Lehrveranstaltungen nach Wahl und Interesse über Fächergrenzen hinaus auch in creditierter Form als Teil des Curriculums. Auch zusätzliche, nicht für das Curriculum eines Studiengangs anrechenbare Leistungen können im Allgemeinen im Zeugnis mit angeführt werden. Der Blick "über den Tellerrand"

4 Hessischer Landtag 19. Wahlperiode Drucksache 19/1774 wird zudem in allen Fachbereichen über Praxisphasen, Praxissemester, Auslandssemester oder Projekte gefördert. Der Fachbereich Angewandte Informatik bietet eine Veranstaltungsreihe "Studium Generale" aus verschiedenen Sonderlehrveranstaltungen in Kompaktform regelmäßig vor bzw. zu Semesterbeginn an. Auch der Fachbereich Pflege und Gesundheit bietet in den letzten Jahren in Kompaktform regelmäßig ein umfangreiches "Studium Generale" in der Vorlesungszeit an. Daneben beteiligt sich die HFD an einer von allen Fachhochschulen, der Hochschule Geisenheim und der Evangelischen Hochschule Darmstadt getragenen Idee eines Orientierungsangebots. Die Hochschule RheinMain (HSRM) bietet ihren Studierenden in verschiedenen Studiengängen ein "kleines" Studium Generale an. Den Studierenden wird dabei jeweils in unterschiedlichem Umfang ermöglicht, gemäß ihren Neigungen andere Veranstaltungen, auch fachfremde, der Hochschule zu besuchen, z.b. Im Studiengang "Interdisziplinäre Ingenieurwissenschaften" (FB Ingenieurwissenschaften) gibt es in der Studienrichtung Mechatronik das Modul "Querschnittskompetenzen" mit Lehrveranstaltungen aus dem gesamten Katalog der HSRM (7 CP). Im Studiengang "Internationales Wirtschaftsingenieurwesen" (FB Ingenieurwissenschaften) gibt es die Wahlpflichtfächer I (Sprachen/Sozialkompetenz) mit einer Auswahlliste der Sprach- und Sozialkompetenz-Lehrveranstaltungen aus dem Gesamtangebot der HSRM (8 CP). Im Studiengang "Physikalische Technik" (FB Ingenieurwissenschaften) gibt es ein Wahlpflichtmodul, bei dem alternativ zum Wahlkatalog des Studiengangs jedes an der HSRM angebotene Fach belegt werden kann (7 CP). Im Studiengang "Soziale Arbeit" (FB Sozialwesen) gibt es das Modul "Studium Generale" mit einer Auswahlliste des Fachbereichs oder alternativ aus dem gesamten Katalog der Hochschule (5 CP). Daneben beteiligt sich die HSRM an einer von allen Fachhochschulen, der Hochschule Geisenheim und der Evangelischen Hochschule Darmstadt getragenen Idee eines Orientierungsangebots. Auch an der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) wird kein Studium Generale im Sinne der Definition einer "zweisemestrigen Orientierungsphase" angeboten. Allerdings bietet die THM eine Reihe von Orientierungshilfen zur Vorbereitung von Schülerinnen und Schülern auf das Studium an. Diese Angebote sind allerdings dem Studienbeginn vorgelagert, z.b.: Die Zentrale Studienberatung stellt unter dem Titel "studieren probieren" in Kooperation mit engagierten Professorinnen/Professoren spezielle Angebote für Lehrerinnen/Lehrer und Schülerinnen/Schüler bereit, u.a. auch für Lehrerinnen/Lehrer zusammen mit ihren Lerngruppen. Die THM-Bibliothek bietet fachübergreifende Angebote zum wissenschaftlichen Arbeiten wie die "Schreibwerkstatt" und "Citavi-Schulung" sowie "Literatur recherchieren" an. Der Fachbereich Bauwesen bietet seit dem WS 2014/15 für Studieninteressierte die Online- Studienorientierung "Campus Tour Bauwesen" an. Daneben beteiligt sich die THM an einer von allen Fachhochschulen, der Hoch-schule Geisenheim und der Evangelischen Hochschule Darmstadt getragenen Idee eines Orientierungsangebots. Frage 3. Frage 4. Frage 5. Welche Ziele impliziert das Studium Generale und welche Zielgruppen sollen angesprochen werden? In welcher Organisationseinheit (Dezernat, Fachbereich etc.) ist das Studium Generale an den einzelnen Standorten angesiedelt? a) Welche Angebote umfasst es dort? b) In welchem Rhythmus finden diese Angebote statt? Welche Herausforderungen gibt es bei der Umsetzung des Studiums Generale in Hessen? Fragen 3 bis 5 werden zusammen beantwortet. Ein Studium Generale im Sinne der in der Vorbemerkung erfolgten Definition wird an keiner hessischen Hochschule angeboten. Im Übrigen wird auf die Antworten zu Fragen 2 und 6 verwiesen.

Hessischer Landtag 19. Wahlperiode Drucksache 19/1774 5 Frage 6. An welchen hessischen Hochschulstandorten wird aus welchen Gründen das Studium Generale nicht umgesetzt? An der Goethe-Universität Frankfurt am Main (GU) wird ein Studium Generale nicht umgesetzt. Aufgrund der konstant hohen Studierendenzahl sieht die GU ihre Hauptaufgabe darin, den Studierenden in den regulären Studienprogrammen ein qualitativ hochwertiges Studium zu bieten. Gleichwohl wird derzeit die Möglichkeit und Gestaltung eines Orientierungsstudiums geprüft: Angesichts einer wachsenden Anzahl von Studienangeboten, bei gleichzeitig tendenziell jünger werdenden Studienanfängerinnen und -anfängern, erkennen die Fachbereiche den grundsätzlichen Nutzen einer zusätzlichen Orientierung von Studieninteressierten und jungen Studierenden an. Für die GU als Volluniversität mit traditionell starkem geistes- und sozialwissenschaftlichem sowie naturwissenschaftlichem Schwerpunkt wären grundsätzlich sowohl ein naturwissenschaftliches wie auch ein geistes- und sozialwissenschaftliches Orientierungsstudium denkbar. An der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) wurde bislang kein Studium Generale umgesetzt, da eine hochschulweite Diskussion über die Bedeutung und Funktion des Studium Generale noch nicht geführt wurde. In diesem Kontext sollten auch Evaluationsergebnisse von Modellversuchen und Erfahrungen mit dem Studium Generale an anderen Universitäten einbezogen werden, um die Chancen und Grenzen, die Nachfrage nach einem solchen Angebot, Funktion und Wirkung sowie die administrativen Herausforderungen einschätzen zu können. Die wesentliche Herausforderung besteht aus Sicht der JLU in der Beantwortung der Frage, ob ein Studium Generale im Sinne der Vorbemerkung der Fragestellerin in den Umfang bestehender Bachelor-/Lehramtsstudiengänge integriert werden kann oder ob mit einem vorangestellten Studium Generale die Regelstudienzeit verlängert werden müsste. Beide Varianten erfordern tiefgehende Umstrukturierungen von Studiengängen. Im Falle von Bachelorstudiengängen wären bei derartig tiefgreifenden Veränderungen zusätzliche Akkreditierungsverfahren außerhalb des regulären Rhythmus erforderlich. Im Bereich der Lehramtsstudiengänge müssten entsprechende Rahmenbedingungen im HLbG und der Durchführungsverordnung geschaffen werden. Die Hochschule Geisenheim (hs-gm) als themenfokussierte Hochschule bietet kein Studium Generale an. Es wird allerdings allen Studierenden ermöglicht, fächerübergreifend Lehrveranstaltungen zu besuchen, um innerhalb des begrenzten Fächerangebots einen Austausch zu unterstützen. Zudem wird an einem Konzept zu sogenannten "Querveranstaltungen" gearbeitet. Für einen besseren Übergang von Schule zu Studium beteiligt sich die hs-gm am "Integrationsprogramm" der hessischen Fachhochschulen. Für die Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main sowie die Hochschule für Gestaltung Offenbach ist die angefragte Thematik aufgrund ihrer besonderen Ausrichtung nicht einschlägig. Frage 7. Ist es geplant, das Studium Generale an weiteren Hochschulen als interdisziplinäre und umfassende Allgemeinbildung einzuführen? Die Umsetzung oder Einführung eines Studium Generale im Sinne der in der Vorbemerkung erfolgten Definition ist aktuell an keiner hessischen Hochschule geplant. Im Übrigen wird auf die Antworten zu Fragen 2 und 6 verwiesen. Frage 8. Wie bewerten die Hessische Landesregierung sowie die hessischen Hochschulen das in der Vorbemerkung skizzierte Studium Generale bzw. sehen sie darin eine Möglichkeit, eine bessere Entscheidung bei der Studienfachwahl und einen leichteren Übergang von Schule zu Studium zu ermöglichen? Das in der Vorbemerkung skizzierte Studium Generale fokussiert nicht nur die Möglichkeiten einer besseren Entscheidung bei der Studienfachwahl und eines leichteren Übergangs von Schule zu Studium. In Absatz 2 der Vorbemerkung wird vielmehr ebenso auf die Aufgabe der Realisierung einer umfassenderen Allgemeinbildung (auch außerhochschulischer Akteurinnen und Akteure) abgestellt. Ein der umfassenden Allgemeinbildung dienendes Studium Generale verfolgt jedoch ein anderes Anliegen als ein Studium Generale im Sinne eines Orientierungsstudiums zur Validierung der Studienfachwahl von Studienanfängerinnen - und anfängern. Eine diesbezügliche Verzahnung erscheint mithin nicht sinnvoll. Dies zeigen auch die Rückmeldungen der hessischen Hochschulen, die belegen, dass sowohl im Bereich der Studienorientierung/Übergangsgestaltung einerseits als auch im Bereich fachübergreifender Diskurse und allgemeinbildender Wirkung sowohl für hochschulische wie außerhochschulische Gruppen bereits

6 Hessischer Landtag 19. Wahlperiode Drucksache 19/1774 vielfältige Maßnahmen und Überlegungen existieren. Diese werden jedoch nicht künstlich unter einem Dachkonstrukt Studium Generale zusammengefasst oder zwingend so benannt. Soweit es den Orientierungscharakter betrifft, werden die hessischen Hochschulen darüber hinaus in Umsetzung der Koalitionsvereinbarung für die aktuelle Legislaturperiode gemeinsam mit der Landesregierung Modelle für ein Orientierungsstudium entwickeln. Insoweit wird auf die Antworten zu Fragen 2 und 6 verwiesen. Frage 9. Sind Maßnahmen bezüglich dieser beiden Nutzungsformen des Studiums Generale an den einzelnen Hochschulen geplant? Die Umsetzung oder Einführung eines Studium Generale im Sinne der in der Vorbemerkung erfolgten Definition ist aktuell an keiner hessischen Hochschule geplant. Im Übrigen wird auf die Antworten zu Fragen 2, 6 und 8 verwiesen. Wiesbaden, 15. April 2015 Boris Rhein