Sexuelle Gewalt gegen Mädchen und Jungen in Institutionen

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Transkript:

Sexuelle Gewalt gegen Mädchen und Jungen in Institutionen Abschlusstagung des DJI-Projektes, 13.7.2011, Berlin Elisabeth Helming, Dr. Heinz Kindler, Alexandra Langmeyer, Marina Mayer, Christine Entleitner, Dr. Peter Mosser Unter Mitarbeit von: Dr. Sabina Schutter, Prof. Dr. Mechthild Wolff

Das Forschungsprojekt Laufzeit: 01..2006 31.12.2008 Förderung: UBSKM, BMBF Zentrale Fragestellungen Wo und wie ist sexuelle Gewalt in den Institutionen bekanntgeworden, wie viele Verdachtsfälle gab es? Um welche Form/ welchen Grad der Übergriffigkeit geht es dabei, wie werden Übergriffe definiert? Wie war der Umgang mit Verdachtsfällen? Welches Vorgehen, welche Regelungen, welche Kooperationsstrukturen der Prävention und Intervention gibt es? Welchen Bedarf sehen die Institutionen hinsichtlich der Weiterentwicklung von Präventionsmaßnahmen und Qualitätsstandards? 2

Methodisches Design / Konzeption Drei Module: Literaturexpertisen zum Forschungsstand Standardisierte Institutionen-Befragung Fokusgruppen 3

Modul 1: Literaturexpertisen Zum Forschungsstand zu sexueller Gewalt und Aufarbeitung der aktuellen Praxisdiskurse Expertise zu sexueller Gewalt in der Familie, im familialen und privaten Umfeld Expertise zu sexueller Gewalt in Institutionen Expertise zur Wirksamkeit von Prävention und Intervention bei sexueller Gewalt gegen Kinder in Familie und Institutionen Die Expertisen stehen unter www.dji.de/sgmj als Download zur Verfügung 4

Modul 2: Standardisierte Institutionen-Befragung Zum Vorkommen sexueller Gewalt und zum Umgang mit sexueller Gewalt Verfahren(sregeln), Standards, Kooperationen 1.128 Schulleitungen und 702 Vertrauenslehrkräfte (in zufällig ausgewählten Schulen in allen deutschen Bundesländern bis auf Bayern) 324 Heimleitungen (Zufallsauswahl) 97 Internatsleitungen (Vollerhebung) 53 aktuelle Schülervertretungen und 24 ehemalige Schülervertretungen. 5

Modul 3: 11 Fokusgruppen 5 Interviews mit ExpertInnen Vereine von Missbrauchsopfern, Betroffene u.a. aus ehemaligen Kinderheimen der DDR und aus einem diakonischen Heim für behinderte Kinder Jugendämter, Kirchen, Jugendverbände, Heimaufsicht, Einrichtungsleitungen, Flüchtlingsunterkünfte, spezialisierte Beratungsstellen, Organisationsberaterinnen, Erziehungsberatungsstellen 6

Vorkommen und Tatkonstellationen sexueller Gewalt in Institutionen 7

Prävalenz sexueller Gewalt gegen Kinder International (Stoltenborgh et al., 2011; Pereda et al., 2009) Frauen: knapp 20 % Männer: ca. 7 % Europa (Lampe, 2002) Frauen: 6-36 % Männer: 1-15 % Deutschland (Wetzels, 1997) Frauen: 18,1 % (bis 14 Jahre: 10,7 %) Männer: 7,3 % (bis 14 Jahre: 3,4 %) weitere kleinere Studien, z.b. BZgA 8

Sexuelle Gewalt in Institutionen wenig empirische Studien wenige kleinere internationale Studien (USA und Irland) belegen Vorkommen in stationären Maßnahmen der Kinder- und Jugendhilfe, Internaten und Sportvereinen Deutschland: kleinere Studien und Zusammenstellungen von Fällen in bestimmten, bekannt gewordenen Institutionen (z.b. Jesuitenorden: Raue, 2010; Odenwaldschule: Burgsmüller & Tilmann, 2010) Grundlagenforschung am Beginn: noch keine systematische Erfassung von sexualisierter Gewalt in institutionellen Kontexten vermehrte Wahrnehmung des Bedarfs 9

Stichproben DJI-Studie Schulen Schulleitungen Lehrkräfte Heime Internate Teilnehmer 1128 702 324 97 Anteil Frauen 57 % 78 % 53 % 33 % Alter in Jahren Anstellungsdauer in Jahren Einrichtungsgröße Mädchenanteil 53 SD = 8 14 SD = 10 304 SD = 274 45 SD = 10 12 SD = 9 376 SD = 340 -- -- 47 SD = 9 10 SD = 8 33 SD = 41 48 SD = 9 12 SD = 9 86 SD = 65 44 % 39 % Sexuelle Vorbelastung -- -- 21 % SD =20 -- 10

Überblick Verdachtsfälle Schulleitung Lehrkraft Heim Internat 70% 43 % 40% 49% 49% 40% 20% 21% letzten drei Jahren vor mehr als drei Jahren 11

Verdachtsfälle A: Verdachtsfälle auf sexuellen Missbrauch durch Personen, die an der Institution tätig waren oder sind B: Verdachtsfälle auf sexuelle Übergriffe unter Kinder und Jugendlichen, C: Verdachtsfällen, die an der Institution bekannt geworden sind, bei denen aber der sexuelle Missbrauch außerhalb der befragten Institution, z. B. innerhalb der Familie, geschehen sein soll 12

bereits früher letzte drei Jahre Überblick Verdachtsfälle Verdachtsfall Schulen Schulleitungen Lehrkräfte Internate Heime A 4% 4% 3% 10% B 16% 17% 28% 39% C 32% 31% 34% 49% mindestens einen Fall A, B oder C 43% 40% 49% 70% A 6% 6% 18% 18% B 7% 6% 24% 30% C 14% 14% 17% 29% mindestens einen Fall A, B oder C 20% 21% 40% 49% 13

Verdachtsfall A Betroffene Kinder meist ein einzeln betroffenes Kind Geschlecht: überwiegend Mädchen (Schulleitungen: 82 %, Lehrkräfte: 93 %, Internate: 50 %, Heime: 78 %) Alter: Schulen und Internat: meist unter 14; Heime: meist zwischen 14 und 16 Verdächtigte Personen meist männliche Fachkraft (Schulleitungen: 88 %, Lehrkräfte: 86 %, Internate: 100 %, Heime: 85 %) andere männliche Person (Schulleitungen: 15 %, Lehrkräfte: 11 %, Internate: 0 %, Heime: 12 %) weibliche Fachkräfte selten (Schulleitungen: 3 %, Lehrkräfte: 4 %, Internate: 0 %, Heime: 3 %) 14

Vorkommnisse im Verdachtsfall A Schulen Internate Schulleitungen Lehrkräfte Heime Berührungen am Körper 70% 64% 0% 67% Berührungen an den Geschlechtsteilen Verbale sexuelle Übergriffe Missbrauch ohne Körperkontakt 23% 18% 100% 42 % 33% 40% 0% 21% 3% 7% 33% 9% erfolgte Penetration 3% 0% 0% 18% versuchte Penetration 0% 0% 0% 6% physische Verletzungen 0% 0% 0% 6% andere Form des sexuellen Missbrauchs 13% 11% 0% 9% 15

Verdachtsfall B Betroffene Kinder meist ein einzeln betroffenes Kind Geschlecht: überwiegend Mädchen (Schulleitungen: 76 %, Lehrkräfte: 78 %, Internate: 85 %, Heime: 62 %) Alter: Schulen und Heime: meist unter 14; Internat: meist zwischen 14 und 16 Verdächtigte Kinder meist ein allein handelndes Kind, 1/3 mehrere Kinder Geschlecht: wenig Mädchen (Schulleitungen: 19 %, Lehrkräfte: 24 %, Internate: 0 %, Heime: 33 %) Alter: Schulen und Heime: meist unter 14; Internate: meist zwischen 14 und 16 16

Vorkommnisse im Verdachtsfall B Schulen Internate Schulleitungen Lehrkräfte Heime Berührungen am Körper 55 % 63 % 56 % 59 % Berührungen an den Geschlechtsteilen Missbrauch ohne Körperkontakt 47% 41% 37 % 65 % 24% 21% 15 % 11 % erfolgte Penetration 4 % 7 % 7 % 17 % versuchte Penetration 9 % 11 % 7 % 25 % physische Verletzungen 5 % 7 % 0 % 4 % andere Form des sexuellen Missbrauchs 14 % 16 % 37 % 13 % 17

Verdachtsfall C Betroffene Kinder Geschlecht: überwiegend Mädchen (Schulleitungen: 80 %, Lehrkräfte: 81 %, Internate: 76 %, Heime: 78 %) Alter: Schulen, Internat und Heime: meist unter 14; Verdächtigte Personen Schule: meist Vater oder Mutter (Schulleitungen: 43 %, Lehrkräfte: 39 %, Internate: 27 %, Heime: 33 %) Heime und Internate: meist andere erwachsene Person aus privatem Umfeld (Schulleitungen: 38 %, Lehrkräfte: 40 %, Internate: 55 %, Heime: 44 %) fremde Person (Schulleitungen: 7 %, Lehrkräfte: 11 %, Internate: 12 %, Heime: 20 %) 18

Spezifische Befunde Schulen Fallzahlen beachtlich genug; es besteht Handlungsbedarf: Kompetenzen stärken und Ressourcen aufbauen Grundschulen sind in allen drei Fallkonstellationen weniger belastet als Sekundarstufe I und/ oder II Unterschiede weitgehend unabhängig von Schulgröße und Dienstalter Ganztagsschulen nennen mehr Verdachtsfälle A, B und C Schulen mit Schulsozialarbeit decken mehr Verdachtsfälle auf Integration von Schulsozialarbeit (auch für Eltern als Ansprechpartner) Vernetzung mit externen Beratungsstellen 19

Spezifische Befunde Schulen Handlungsbedarf: Heime höchste Fallzahlen; auch bei Übergriffen von an der Institution tätigen Personen und zwischen Kindern/Jugendlichen; Kompetenzen des gesamten Fachpersonals stärken (Ausbildung + Weiterbildung) Zieht die emotionale Bedürftigkeit von Heimkindern Missbrauchstäter an? Internate: mehr Verdachtsfälle unter Kindern/Jugendlichen; Prävention verbessern, Evaluieren, spezifisch anpassen 20

Aufdeckung 21

Wie wird sexuelle Gewalt bekannt? Viele Fälle sexueller Gewalt gegen Mädchen und Jungen werden den Erwachsenen nicht bekannt, das kann als durchgängiges Fazit etlicher Studien konstatiert werden. Aufdeckungs-Raten schwanken zwischen 58 % und 72 %, wenn man Erwachsene retrospektiv befragt, ob sie irgendwann einmal in ihrem Leben die Gewalt aufgedeckt haben. 42 % der Jugendlichen haben in einer schwedischen Studie (Priebe & Svedin 20008) angegeben, dass sie lediglich mit einer FreundIn ihres eigenen Alters gesprochen und mit sonst niemandem. 22

Wie ist der Verdacht entstanden? Ein Verdacht entsteht in etwa der Hälfte der Fälle, weil betroffene Kinder selbst aktiv werden und sich einer Lehr- oder Fachkraft anvertrauen In anderen Fällen müssen Fachkräfte aktiv werden und auf Kinder zugehen, die ihre Betroffenheit nur indirekt durch Andeutungen und/oder auffälliges Verhalten zeigen. Eine manchmal bedeutende Rolle bei der Aufdeckung sexueller Gewalt spielen informierte Gleichaltrige, die von betroffenen Kindern zunächst eingeweiht wurden. Eine weitere wichtige Quelle des Bekanntwerdens von Verdachtsfällen in Schulen sind Eltern 23

Was soll passiert sein? Sexuelle Gewalt durch an der Einrichtung tätige erwachsene Personen: überwiegend strafrechtlich schwer fassbare Vorwürfe; bei Heimen: 20 % der Fälle Penetration Sexuelle Gewalt/sexuelle Übergriffe durch andere Kinder bzw. Jugendliche: überwiegend Vorwürfe von Berührungen am Körper bzw. an den Geschlechtsteilen 24

Was soll passiert sein? Sexuelle Gewalt durch an der Einrichtung tätige erwachsene Personen: überwiegend strafrechtlich schwer fassbare Vorwürfe; bei Heimen: 20 % der Fälle Penetration Sexuelle Gewalt/sexuelle Übergriffe durch andere Kinder bzw. Jugendliche: überwiegend Vorwürfe von Berührungen am Körper bzw. an den Geschlechtsteilen 25

Aufdeckungshindernisse Alter der Kinder Behinderung Männlichkeitsvorstellungen Zugehörigkeit zu einer ethnischen Minderheit Wenig oder überfürsorglich-kontrollierender familiärer Hintergrund Die Beziehung zwischen Opfer und Täter Je schwerer die sexuelle Gewaltund je länger sie andauert, desto weniger öffnen sich Kinder 26

Was folgte aus dem Verdachtsfall? Arbeits- oder strafrechtliche Konsequenzen bei den genannten Verdachtsfällen auf Übergriffe durch erwachsene MitarbeiterInnen 33% 33% Konsequenzen bei den genannten Verdachtsfällen auf Übergriffe durch heranwachsende TäterInnen 74% 20% 67% 69% Schulen Internate Heime Schulen Internate Heime 27

Konsequenzen der Verdachtsfälle Verdachtsfall Schulen Schulleitungen Lehrkräfte Internate Heime A Arbeits- oder strafrechtliche Konsequenzen für Personal B Konsequenzen für Heranwachsende C Fälle, bei denen Jugendamt oder Polizei eingeschaltet wurden 20 % 20 % 33 % 33 % 67 % 64 % 69 % 74 % 45 % 41 % 64 % 39 % 28

Hypothetische Verdachtsfälle 2,00 1,80 1,60 1,40 1,20 1,00 0,80 0,60 0,40 0,20 0,00 Fallvignette A 1,80 1,60 1,40 1,20 1,00 0,80 0,60 0,40 0,20 0,00 Schulleiter Lehrkraft Heime Internate Schulleiter Lehrkraft Heime Internate 2,00 Fallvignette B 2,00 1,80 1,60 1,40 1,20 1,00 0,80 0,60 0,40 0,20 0,00 Fallvignette C 2,00 Hilfel holen und konfrontieren Kindzentrierte Kommunikation 1,80 2,00 1,60 1,80 1,40 1,60 1,20 1,40 1,00 1,20 0,80 Schulleiter Lehrkraft Heime Internate 1,00 0,80 0,60 Hilfel holen und konfrontieren Kindzentrierte Kommunikation Informieren 0,40 Informieren 29

Und wir waren nicht die Einzigen Dokumentarfilm von Christoph Röhl, DE 2011 30