Hintergrundartikel MEDICA 2015 MEDICA thematisiert die Neuheiten der Ultraschall-Bildgebung Eine Diagnose-Technik mit großem Potenzial die Ultraschall- Elastographie Ultraschall-Verfahren haben seit Jahren einen überaus großen Stellenwert in der Medizin gewonnen und noch längst ist kein Stillstand bei der Entwicklung neuer Methoden und Anwendungen eingetreten. Nur ein Beispiel dafür ist die Elastographie, ein Verfahren, mit dem, ganz allgemein formuliert, die Elastizität eines Gewebes beurteilt werden kann. Welche Fortschritte es zum Beispiel bei Ultraschall-Verfahren und anderen bildgebenden Methoden gibt, wird auch in diesem Jahr ein zentrales Thema der MEDICA sein, der mit fast 4.800 Ausstellern weltgrößten Medizinmesse, und auch der begleitenden MEDICA EDUCATION CONFERENCE. Stattfinden wird die MEDICA 2015 in Düsseldorf vom 16. bis 19. November, ab diesem Jahr erstmals an den Lauftagen Montag bis Donnerstag. Die Beurteilung der Elastizität krankhafter Veränderungen mit der tastenden, palpierenden Hand ist viele tausend Jahre alt. Ob krankhafte Organe wie etwa die Prostata oder Leber härter oder weicher sind als normal" und ob zum Beispiel ein Knoten in der Brust hart" ist, ist traditionelles Wissen in der Heilkunde. Heute stehen Ärzten mehr als die eigenen Hände zu Verfügung, um eine mechanische Eigenschaft eines Organs wie die Elastizität zu messen und zu beurteilen. Moderne Optionen dafür sind etwa die Ultraschall-Elastographie (USE) und die Magnetresonanz-Elastographie (MRE), mit denen die herkömmliche bildgebende Diagnostik (z. B. bei Leberfibrosen) erweitert werden kann. Die Vorteile insbesondere der USE liegen vor allem darin, dass sie kostengünstig, schnell, nicht invasiv und klinisch leicht verfügbar ist. Ein schon länger verfügbares Ultraschall-Elastographie-Verfahren ist die so genannte transiente Elastographie, mit dem insbesondere das Ausmaß Seite 1 von 5
einer Leberfibrose und -zirrhose der Leber erfasst werden kann (S2k Leitlinie: Nicht- alkoholische Fettlebererkrankungen (Version Januar 2015, Erstauflage, AWMF Register Nr. 021-025). Der Schallkopf sendet dabei eine niederfrequente Welle mit einer Ausbreitungsgeschwindigkeit von 1m/s. Diese Geschwindigkeit der erzeugten Impulswelle im Lebergewebe wird mittels Ultraschall gemessen. Je fester und unelastischer das Gewebe ist, desto schneller laufen die Wellen hindurch und verformen hierbei das Gewebe. Anders formuliert: Je höher die Ausbreitungsgeschwindigkeit ist, desto größer ist der Fibrosegrad der Leber. Ebenso wie bei der transienten Elastographie werden auch bei einem anderen Verfahren zur Elastizität-Beurteilung Scherwellen verwendet. Vorteil dieser Verfahren, etwa dem Acoustic Radiation Force Impulse- Imaging (Siemens) oder der ElastPQ shear wave elastography (Philips), ist ihre Integration in Routine-Ultraschallgeräte. In einem Arbeitsgang können so herkömmliche monographische Bilder und quantitative Informationen zur Elastizität eines Gewebes oder Organs gewonnen werden. Ein Schwerpunkt: Lebererkrankungen Ein Anwendungsgebiet der USE sind insbesondere diffuse Lebererkrankungen. Hier kann das nicht-invasive Verfahren teilweise Leber-Biopsien ersetzen oder bei unklaren Biopsie-Befunden weiterführende Informationen liefern. Bislang galt die Leberpunktion als Goldstandard, um das Fortschreiten einer Lebererkrankung zu beurteilen, sagt die Gastroenterologin Professorin Mireen Friedrich-Rust (Uniklinik Frankfurt am Main). Zahlreiche Studien haben aber gezeigt, dass die Ultraschall-Elastographie den Krankheitsverlauf ebenso gut beurteilen kann wie eine Gewebeuntersuchung und auch bei der Diagnose der Leberfibrose verlässlich ist. Europäische Leitlinien zur chronischen Hepatitis C empfehlen eine Elastographie zur Beurteilung des Leberfibrose-Stadiums und zur Überwachung bei nicht erfolgreich behandelten Patienten. Nur vereinzelt müsse der Arzt noch Gewebeproben nehmen um die Diagnose zu sichern und abzuklären, ob Seite 2 von 5
es sich um einen Tumor handelt. Außerdem: Eine Leberbiopsie erfasst nur etwa 1/50.000 des gesamten Lebergewebes und ist somit nur bedingt repräsentativ. Mit der Elastographie hingegen könne ein etwa 100-fach größerer Abschnitt der Leber erfasst und zugleich mit ein und demselben Gerät eine normale Ultraschall-Untersuchung vorgenommen werden, erklärt Friedrich-Rust. Darüber hinaus könnte die USE auch eine Option zur intraoperativen Diagnostik bei Leber-Tumoren werden, also auch hier die bereits angewendete intraoperative Ultraschall-Diagnostik erweitern (Ultrasonography 2015 Apr 6. doi: 10.14366/usg.15014.). Eine Option ist die USE inzwischen nicht allein bei erwachsenen Patienten mit Leber-Erkrankungen, sondern auch bei Kindern mit chronischen Leber-Erkrankungen, etwa bei Kindern mit Morbus Wilson, Mukoviszidose oder Alpha-1-Antitrypsin-Mangel sowie angeborener Veränderungen der Gallengänge. Eine mögliche Bereicherung bei einer Vielzahl von Erkrankungen Die USE ist außerdem nicht auf die Diagnostik von Leber-Erkrankungen beschränkt. Die Ultraschall-Elastographie könne die konventionelle Sonographie um weitere Informationen ergänzen und die Ultraschall- Diagnostik bei einer Vielzahl von Erkrankungen verbessern, so das Fazit von Radiologen der Harvard Medical School (Boston) in einem aktuellen Beitrag zur Sonoelastographie (Abdom Imaging 2015; 40(4):709-22). Zu diesen Erkrankungen, bei deren Diagnostik der Nutzen der USE erforscht wird, zählen unter anderen Tumoren von Prostata, Pankreas und Brust. Eine Option kann die Elastographie darüber hinaus für Patienten mit chronischen Darmentzündungen sein bzw. werden. Bei Morbus-Crohn Patienten könne das krankhaft veränderte Darmgewebe verlässlich erkannt werden, meldeten dieses Jahr Wissenschaftler der Charité um Professor Daniel C. Baumgart. Gezeigt habe dies eine Studie, die im Juni dieses Jahres im Fachjournal Radiology (DOI: http://dx.doi.org/10.1148/radiol.14141929) erschienen ist. Der Einsatz dieser Methode könne künftig dabei helfen, den medikamentösen Behandlungserfolg zu objektivieren oder den optimalen Zeitpunkt für eine Seite 3 von 5
Operation festzulegen, so eine Schlussfolgerung der Berliner Wissenschaftler. Erforscht wird das Verfahren unter anderen auch bei Herz-Erkrankungen, zum Beispiel zur Beurteilung von diastolischen Funktionsstörungen, und auch bei Schilddrüsen-Erkrankungen, etwa Tumoren und Autoimmunerkrankungen. In der Erprobungs-Phase ist das Verfahren darüber hinaus bei der Beurteilung der Plazenta-Funktion und auch bei Varikozelen (Andrologia. 2015 May 25. doi: 10.1111/and.12440). In Zukunft ein ähnlicher Stellenwert wie die Doppler-Sonographie? Ultraschall-basierte Elastographie-Verfahren hätten allerdings auch Grenzen, betonen die Autoren eines aktuellen Übersichtsbeitrages zur USE in der Gastroenterologie (World Journal of Gastroenterology 2015; 21(16): 4809-4816). Dazu zählen starke Abhängigkeit vom jeweiligen Untersucher, manchmal mangelnde Reproduzierbarkeit der Ergebnisse und fehlende Standardisierung. Konsens ist daher, dass die Elastographie nicht das Ende der Feinnadel-Biopsien bedeutet. Aber trotz noch vorhandener Einschränkungen ist die US-Elastographie eine sich entwickelnde Technik mit großem Zukunfts-Potenzial, von der angenommen werden könne, dass sie bei weiterer Entwicklung einen ähnlichen Stellenwert einnehmen werde wie die Doppler-Technik, so kürzlich die Autoren einer Leitlinie der World Federation for Ultrasound in Medicine & Biology (Ultrasound in Medicine & Biology 2015; 41 (5): 1126-1179). Verschiedenen Optionen der Bildgebung in der Diagnostik von Lebererkrankungen widmet sich im Rahmen der MEDICA EDUCATION CONFERENCE zum Beispiel ein Symposium am 17. November von 09:00 bis 10:30 Uhr im Congress Center Düsseldorf (CCD Süd, Raum 017). Informationen zur Konferenz sind fortlaufend aktualisiert abrufbar online unter: http://www.medica.de/mec1. Allgemeine Informationen zur MEDICA 2015 sowie zu Ausstellern und ihren Neuheiten (z. B. Ultraschall-Systeme) sind online abrufbar unter: http://www.medica.de. Seite 4 von 5
Autor: Dr. med. Thomas Kron, freier Medizinjournalist (Worms) Bei Veröffentlichung freuen wir uns über ein Belegexemplar. Messe Düsseldorf GmbH Pressereferat MEDICA 2015 Martin-Ulf Koch / Larissa Browa Tel. +49 (0)211 4560-444 / -549 E-Mail: KochM@messe-duesseldorf.de MEDICA EDUCATION CONFERENCE/ Pressestelle DGIM Anne-Katrin Döbler / Stephanie Priester Postfach 30 1 20 70451 Stuttgart Telefon: 0711 8931-605 Telefax: 0711 8931-167 E-Mail: priester@medizinkommunikation.org Düsseldorf im Juli 2015 Seite 5 von 5