In dieser Woche hat der Berliner



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Transkript:

Ausgabe 41 23. Oktober 2015 powered by Finanzen Berlin will Investitionspauschalen für Krankenhäuser einführen Die Berliner Krankenhausgesellschaft warnt vor der Illusion, die Finanzierungslücke so schließen zu können In dieser Woche hat der Berliner Senat die Vorlage zur Krankenhaus-Verordnung von Gesundheits- und Sozialsenator Mario Czaja (CDU) erlassen. Die Umstellung auf die Investitionspauschalen ist zukunftsorientiert und bringt den Berliner Plankrankenhäusern viele Vorteile, begrüßte Czaja die Umstellung. Damit erhalten die Krankenhäuser in Berlin nun feste jährliche Pauschalbeträge. Diese können sie dann eigenverantwortlich für Geräte und andere Ausstattungsgüter, Baumaßnahmen und auch Darlehensfinanzierungen einsetzen. Bisher hatte Berlin Investitionskosten pauschal und größere Baumaßnahmen auf Antrag hin gefördert. Darüber hinaus habe man die Investitionspauschalen als erstes Bundesland auf einer neuen Grundlage berechnet. Diese auf wissenschaftlicher Grundlage erstellten Bewertungen sollen erstmals den individuellen Investitionsaufwand der Fallpauschalen abbilden, so Czaja. Diese werden dann jedes Jahr weiterentwickelt und sollen eine gerechte Zuweisung der Fördermittel garantieren. Ich bin froh, dass wir neben der Umstellung auf diese Art der Förderung mit dem Doppelhaushalt 2016/2017 auch eine erhebliche Erhöhung der Fördermittel für die Krankenhausinvestitionen erzielen konnten, erklärte der Gesundheitssenator. Der Doppelhaushalt sieht derzeit eine Steigerung der Krankenhausinvestitionen um 40 Prozent vor. Außerdem sollen zwischen 2016 und 2018 noch einmal etwa 55 Millionen Euro aus dem Sondervermögen Infrastruktur der Wachsenden Stadt (SIWA-Programm) in die Krankenhäuser fließen. Das Gesamt-Investitionsvolumen für die Berliner Krankenhäuser für den Zeitraum 2016-2019 würde dann insgesamt mehr als 425 Millionen Euro betragen. Die Berliner Krankenhausgesellschaft (BKG) begrüßt die Umstellung auf Investi- Analyse Versandhandel wird sich verdoppeln In den ersten acht Monaten lag der Umsatz der Medikamente, die über den elektronischen bzw. telefonischen Bestellweg vertrieben wurden, bei 549 Millionen Euro. Das sind sieben Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Vor allem die rezeptfreien Arzneimittel wurden noch stärker nachgefragt (+11 %). 17 Länder in Europa erlauben den Arzneimittelversand. Eine aktuelle Hochrechnung der Sempora Unternehmensberatung geht davon aus, dass sich der Umsatz des europäischen Non-RX Versandmarktes (rezeptfreie Produkte) sowie der Freiwahlprodukte bis 2018 auf 5,02 Milliarden Euro verdoppeln wird. Das entspricht einem Umsatzwachstum von 122 Prozent gegenüber 2013. Im Jahr 2013 lag der Umsatz noch bei 2,26 Milliarden Euro. Das entspricht einem Marktanteil von 4,8 Prozent am Non-RX-Markt. Von den 2,26 Milliarden Euro Umsatz wurden über 800 Millionen Euro Umsatz in Deutschland generiert. 2018 soll der Umsatz in Deutschland bei 1,645 Milliarden Euro liegen. Marktführer in Deutschland ist derzeit die Shop-Apotheke, die bereits 2002 gegründet wurde. Die Apo-Rot ist ebenfalls sehr erfolgreich. Mehr als 7.500 Bestellungen werden hier jeden Tag abgewickelt. Die Versandapotheken werden zunehmend professioneller und können von der Industrie genutzt werden, um Verbraucher und Patienten zu erreichen, zitiert die Pharmazeutische Zeitung den geschäftsführenden Gesellschafter von Sempora, Tobias Brodtkorb. Bei den Herstellern selbst wächst das Interesse am Versandhandel daher stetig. In einer Umfrage gaben mehr als 70 Prozent der Hersteller an, dass die Bedeutung des Versandhandels noch weiter ansteigen werde. Im Gegensatz zu manch anderem Produkt spricht beispielsweise die Online- Apotheke jede Altersstufe an. Selbst bei den Kunden im Alter von über 65 Jahren haben 49 Prozent bereits Arzneimittel online bestellt. Bei den 50- bis 64-Jährigen sind es mit 59 Prozent noch deutlich mehr. Allerdings nimmt mit der Zunahme des Versandhandels derzeit auch die Zahl der Medikamentenfälschungen zu. Das Zollfahndungsamt Essen spricht von einem Steuerschaden durch gefälschte Medikamente in Höhe von einer Million Euro. Die Möglichkeit des rezeptfreien Bestellens zu relativ günstigen Preisen mache das Erwerben von Medikamenten über das Internet für Käufer attraktiv und das Internet zur Hauptquelle für Arzneimittelkriminalität. 1

Berlin will in Sachen neuer Krankenhausinvestitionen die Vorreiterrolle übernehmen. Foto: Flickr/Ana Rey/CC by sa 2.0 tionspauschalen. Allerdings behebe diese neue Maßnahme nicht die gravierenden Probleme in der Investitionsfinanzierung in Berlin, sagte die Vorstandsvorsitzende der Berliner Krankenhausgesellschaft, Brit Ismer. Zwar seien Investitionen von 70 Millionen 2014 und 77 Millionen für 2015 im Doppelhaushalt vermerkt worden, aber das reiche nicht. Vielmehr habe eine gemeinsame Analyse der Senatsgesundheitsverwaltung und der BKG aus dem Jahr 2011 gezeigt, dass deutlich über 200 Millionen Euro pro Jahr benötigt würden. Das Land Berlin ist bei der seit Jahren anhaltenden unzureichenden Investitionsfinanzierung Schlusslicht im Ländervergleich. Während beispielsweise in Hamburg die Investitionsfinanzierung fast 50 Euro je Einwohner beträgt, sind es in Brandenburg sogar 55 Euro. In Berlin liege diese bei lediglich 16,4 Euro je Einwohner. Das Land Berlin muss zumindest in einem ersten Schritt das bundesdurchschnittliche Investitionsniveau in Höhe von rund 140 Mio. Euro erreichen, fordert Uwe Slama, der Geschäftsführer der Berliner Krankenhausgesellschaft. Ohne ausreichende Investitionsmittel, wie wir sie seit Jahren fordern, werden die Investitionspauschalen die bauliche Situation der Krankenhäuser weiter verschärfen und könnten so die Versorgungsqualität der Berliner Gesundheitslandschaft gefährden, sagt auch Anke-Britt Möhr, Geschäftsführerin Stationäre Versorgung der AOK Nordost. Sicherheit Behandlung von Kindern mit Codein-Hustensaft verboten Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte hat den Einsatz von codeinhaltigen Hustenmitteln untersagt Bei der Einnahme von codeinhaltigem Hustensaft besteht dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) zufolge bei Kindern die Gefahr einer Atemdepression. Das Risiko einer verlangsamten Atmung sei zu groß, so das Institut. Aus diesem Grund ist die Behandlung von Kindern unter 12 Jahren mit codeinhaltigen Arzneimitteln gegen Husten nicht mehr erlaubt. Ab sofort dürfe der Codeinsaft-CT 5 mg/5 ml nicht mehr in den Verkehr gebracht oder abgegeben werden. Zudem dürfen flüssige, codeinhaltige Arzneimittel künftig nur in einer kindersicheren Verpackung abgegeben werden, um Medikationsfehler und Fehlanwendungen (z.b. durch Überdosierungen) zu vermeiden. Das Bundesinstitut wies im Zuge dessen darauf hin: Diese Maßnahmen sind das Ergebnis einer Neubewertung des Nutzen-Risiko- Verhältnisses codeinhaltiger Arzneimittel, die auf europäischer Ebene stattfand. Zuvor waren in Europa mehrere tödliche oder lebensbedrohliche Fälle einer Atemdepression (Abflachung bzw. Herabsetzung der Atmung) bei Kindern bekannt geworden. Daraufhin wurde bereits 2013 zunächst die Anwendung codeinhaltiger Arzneimittel zur Schmerztherapie bei Kindern deutlich begrenzt. In Deutschland gab es im Zeitraum zwischen Januar 1978 und August 2012 einen Todesfall im Kindesalter, der im Zusammenhang mit Codein stand. Aus diesem Grund hatte das Institut zur Beurteilung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses ein weiteres Risikobewertungsverfahren auf europäischer Ebene in Gang gesetzt. Seit Jahrzehnten wird Codein zur Schmerzbehandlung und zur Therapie bei Reizhusten eingesetzt. Im Körper wird Codein zu Morphin verstoffwechselt. Dadurch tritt die schmerzstillende Wirkung ein. Trotz des langen Einsatzes liegen insgesamt nur sehr wenige klinische Daten vor, die die Wirksamkeit zur systematischen Behandlung von Husten nachweisen. Auch liegen dem Bundesinstitut zufolge keine Hinweise vor, dass Codein bei Kindern bei akutem Husten wirksamer ist als ein Placebo. Die Neubewertung des Nutzen-Risiko- Neue Untersuchungen zeigten, dass das Risiko von codeinhaltigen Hustensäften bei Kindern den Nutzen überwiegt. Foto: Flickr/SashaW/Cc by 2.0 2

Verhältnisses zeigte, dass die tödlichen oder lebensbedrohlichen Fälle im Zusammenhang mit Codein bei denjenigen Kindern auftraten, die ultraschnelle Metabolisierer waren. Das Morphin wurde in ihrem Körper sehr schnell umgewandelt. Der so entstandene hohe Morphingehalt im Körper wirkte betäubend und führte schließlich zu schwerwiegenden Nebenwirkungen wie der eingeschränkten Atmung. Da keine Schnelltests zur Überprüfung auf das Vorliegen einer entsprechenden genetischen Veranlagung verfügbar sind, kann man nicht voraussehen, wie ein Patient Codein verstoffwechselt. Daher wurden nun Einschränkungen bei der Verwendung des Arzneimittels beschlossen. Aus diesem Grund darf Codein zur Behandlung von Husten bei Kindern unter 12 Jahren nicht mehr angewendet werden. Entsprechend ist eine Anwendung von codeinhaltigen Arzneimitteln bei stillenden Müttern abzulehnen. Forschung Auf dem Weg zum künstlichen Gehirn Zehn Jahre lang bauten 81 Wissenschaftler an 30.000 Neuronen Einem internationalen Forscherteam ist es erstmals gelungen, einen Teil eines Rattenhirns künstlich nachzubauen. Das so genannte Blue Brain Project bildet die Hirne verschiedener Säugetiere mittels Software auf einem Supercomputer nach. Der Projektleiter Henry Markram von der polytechnischen Hochschule in Lausanne gab in der Fachzeitschrift Nature bekannt, dass er und seine 81 Kollegen nach einem Jahrzehnt Forschungsarbeit endlich das Abbild eines voll funktionsfähigen Hirnteils mit rund 30.000 Neuronen und etwa 37 Synapsen rekonstruiert hätten. Im Vergleich zu den 85 Milliarden Neuronen, die ein menschliches Hirn enthält, ist das zwar etwa so viel wie ein Sandkorn. Dennoch ist die Entwicklung ein großer Schritt, da es um das Muster geht: Ist erst einmal ein kleiner Teil nachgebaut und funktioniert, so kann das Bauprinzip für den Nachbau der übrigen Teile angewendet werden. Die Forscher haben dazu die Daten aus bestimmten Hirnzellen der Ratten genutzt, um zu berechnen, wie mehrere Hirnzellen in einem Hirnteil zusammen funktionieren. Danach haben sie die Hirnaktivität simuliert, indem sie die Bewegung eines Schnurrhaars als eine Art Testprogramm auf der Hardware laufen ließen. Dabei stellten die Wissenschaftler fest, dass ihre Hirnkopie sich exakt so verhält wie ein richtiges Gehirn und dieselben Muster an elektronischen Signalen entstehen das digitale Hirn also funktioniert. Hinter der Entwicklung steht das Human Brain Project, das zehn Jahre Forschungsarbeit und rund eine Milliarde Der digitale Nachbau bildet bisher nur einen kleinen Teil eines Rattenhirns nach, funktioniert jedoch bereits exakt wie ein natürliches Gehirn. Foto: Flickr/Allan Ajifo/CC by 2.0 Dollar an Forschungsgeldern investiert hat. Das Projekt ist eines der größten und längsten wissenschaftlichen Projekte in dem Bereich. Die schiere Länge des nun veröffentlichten Berichts hielt bisher auch viele Forscher davon ab, eine Einschätzung dazu abzugeben, da es einige Zeit braucht, um sich ein qualifiziertes Urteil über die Ergebnisse bilden zu können. Trotz oder gerade wegen der schieren Unmöglichkeit, alle Synapsen eines Gehirns künstlich nachzubauen, gilt die Erschaffung eines künstlichen Hirns oder einer menschenähnlichen künstlichen Intelligenz derzeit als eines der meistverfolgten Ziele in der Wissenschaft. Dabei verfolgen nicht mehr nur Universitäten, sondern zunehmend auch private Institute und Unternehmen dieses Ziel. Microsoft-Mitgründer Paul Allen hat jüngst für 500 Millionen Dollar zwei Teams von Hirnforschern angeheuert, um das menschliche Hirn zu dekonstruieren und mittels Reverse Engineering von Grund auf nachzubilden. Ziel des Allen Institute for Artificial Intelligence in Seattle sei es, eine künstliche Intelligenz zu erschaffen und diese zu befähigen, dass sie eine High-School-Prüfung bestehen könne, so ein Bericht der Washington Post. Auch Tesla-Gründer Elon Musk hat zusammen mit Facebook-Gründer Mark Zuckerberg und Hollywood-Schauspieler Ashton Kutcher ein ähnliches Projekt namens Vicarious finanziert, um die weltweit erste menschenähnliche künstliche Intelligenz (engl. artificial intelligence, AI) zu erschaffen, so ein Bericht vom Techinsider. Neben den Tech-Riesen gibt es auch Projekte wie Nara.me, die AI vermarkten wollen, berichtet das Magazin Wired. 3

Wissenschaft Anzahl der Leberflecke entscheidend für höheres Krebsrisiko Wissenschaftler haben nun nachgewiesen, dass vor allem die Anzahl der Leberflecke am rechten Arm in der Diagnostik hilfreich sein kann Die Zahl der an Hautkrebs Erkrankten steigt. Dabei spielt nicht nur eine Rolle, ob die Haut ungehemmt der Sonneneinstrahlung ausgesetzt wird, sondern es gibt auch genetische Dispositionen. Wie Forscher am King s College London jetzt nachweisen konnten, scheint die Zahl der Leberflecke am rechten Arm bei der Diagnostik eine viel größere Rolle zu spielen. Demnach gibt es einen Zusammenhang mit dem Risiko, Melanomzellen zu entwickeln. Hierfür werteten die Wissenschaftler die Daten von mehr als 3.500 Zwillingen aus. Das Ergebnis: Wer mehr als elf Leberflecke am rechten Arm hat, weist ein größeres Hautkrebsrisiko auf. Der rechte Arm kann als Indikator genutzt werden, um die Gesamtzahl der Leberflecke auf dem Körper zu ermitteln. Das spart sehr viel Zeit. Die Zwillinge wurden auf ihren Hauttyp, ihre Sommersprossen, ihre Haar- und Augenfarbe und ihre Leberflecke hin analysiert. Die Untersuchungen zeigten, dass Frauen mit mehr als sieben Leberflecken dazu neigten, am ganzen Körper mehr als 50 Leberflecke zu haben. Wer mehr als elf Leberflecke am rechten Arm aufwies, tendierte dazu, über 100 Leberflecke am ganzen Körper zu haben. Damit hatten diese Patienten ein deutlich höheres Risiko, ein Melanom zu entwickeln. Vor allem im Bereich des Ellenbogens ist die Anzahl der Leberflecke besonders aussagefähig. Die Ergebnisse könnten erhebliche Auswirkungen auf die Grundversorgung haben, sagt Simone Ribero vom King s College. Die Ärzte könnten die Gesamtzahl der Leberflecke genauer und über einen leicht zugänglichen Körperteil schätzen. Das würde bedeuten, dass mehr Patienten mit einem Risiko, Melanome zu entwickeln, identifiziert und überwacht werden könnten. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass weltweit jedes Jahr Technik Künstlicher Zahn bekämpft Bakterien Die neuen Erkenntnisse helfen, schneller Aussagen über die Gesamtzahl der Leberflecken und deren Hautkrebsrisiko zu machen. Foto: Flickr/SuperFantastic/CC by 2.0 Ein Zahn aus Kunstharz aus dem 3D-Drucker soll zukünftig nicht nur Zahnlücken schließen zwei bis drei neue Fälle von hellem Hautkrebs und 250.000 neue Fälle mit malignem Melanom auftreten. In Mitteleuropa erkranken jedes Jahr 10 bis 20 Personen pro 100.000 Einwohner. In den meisten westlichen Ländern werden darüber hinaus ca. 4 Prozent mehr Melanomfälle pro Jahr festgestellt, sodass das maligne Melanom die Krebserkrankung mit der weltweit stärksten Zuwachsrate darstellt, so die Deutsche Krebsgesellschaft. Wer einen neuen Zahn benötigt, ist davon meist nicht so begeistert. Wer redet schon gern über die so genannten Dritten. Doch Wissenschaftler der niederländischen Rijksuniversiteit Groningen haben nun einen Zahn entwickelt, der mehr kann als seine Vorgänger: Er schützt die anderen Zähne vor Karies. Der Zahnersatz stammt aus Kunstharz und wird mit einem 3D-Drucker hergestellt. Das Besondere: Das Kunstharz enthält ein spezielles Salz. Kommen Bakterien damit in Berührung, sterben sie. Das Salz besitzt eine positive elektrische Ladung und sorgt dafür, dass die negativ geladenen Membranen der Bakterien kaputt gehen. Tests zeigten, dass bei einem künstlichen Zahn ohne das Salz kaum mehr als 1 Prozent der Bakterien abstarb. Bei dem Zahn mit speziellem Salz waren es immerhin 99 Prozent. Der Prototyp befindet sich gerade in einer klinischen Testphase. Die Wissenschaftler der Universität Groningen haben sich aber diesbezüglich nicht nur auf Zahnersatz konzentriert. Auch an einer Zahnspange mit antibakteriellem Polymer wird gearbeitet. Die Forschung habe gezeigt, dass 60 Prozent aller kieferorthopädisch 4

Zähneputzen will gelernt sein. Antibakterielles Kunstharz soll nachhelfen und vor Karies schützen. Foto: Flickr/makelessnoise/CC by 2.0 behandelten Patienten Komplikationen aufgrund von Mundbakterien erleben, betonten die Forscher. Dieses Problem tritt vor allem bei jungen Menschen auf, so der Professor für Kieferorthopädie Yijn Ren. Kinder haben Schwierigkeiten, ihre Zähne zu putzen. Eine Klammer mache das noch komplizierter. Allein in Amerika entstünden nur aufgrund der Nachsorge Kosten in Höhe von 500 Millionen Dollar. Ein großer Markt für neuartigen Zahnersatz und Zahnspangen. Und auch in China, Brasilien und in der Türkei hat sich die Kieferorthopädie in den vergangenen Jahren zu einem wachsenden Markt entwickelt. Neben dem Einsatz in der Kieferorthopädie können sich die Wissenschaftler aber auch vorstellen, das Material im Bereich der Wasserreinigung und beispielsweise bei Kinderspielzeug einzusetzen. Für Menschen sollen die Salze komplett ungefährlich sein. Forschung Erstes künstliches Herz aus Schaumstoff entwickelt Mithilfe eines neuen Polymers haben amerikanische Wissenschaftler das erste Schaumstoff-Herz der Welt hergestellt Wie wichtig die Materialforschung im medizinischen Bereich ist, zeigen derzeit Wissenschaftler der Cornell University in New York. Diese haben ein Material entwickelt, das in seiner Konsistenz Schaumstoff gleicht. Die Materialeigenschaften des neuen Polymers erlauben es, den Schaumstoff in sehr verschiedene Formen zu gießen. Mit einem 3D-Drucker hatten die Wissenschaftler der Universität zunächst die Form eines Herzens gedruckt, um dann Das neue Material erlaubt es auch, Flüssigkeit durch das künstliche Herz zu pumpen. Foto: Cornell University den bis dahin flüssigen Schaumstoff in die Form zu gießen. Im Anschluss daran kann die Form durch die Zugabe von Luft noch weiter verformt werden. Allein die Länge lässt sich um bis zu 300 Prozent erhöhen. Mit dieser Methodik wurde das erste Schaumstoff-Herz der Welt entwickelt. Über die feinen Poren im künstlichen Herz können nämlich auch Flüssigkeiten gepumpt werden. In naher Zukunft könnten sich mit dem neuen Polymer schnell und speziell auf den Patienten zugeschnittene Organe herstellen lassen. Während die Anwendung des Schaums beispielsweise in Form eines künstlichen Herzens allerdings noch der Zulassung und Prüfung durch die staatlichen Behörden bedarf, arbeiten die Wissenschaftler bereits an Prothesen. Wir sind derzeit ziemlich weit mit der Herstellung einer Handprothese, sagt Rob Shepherd von der Cornell University. Eine Anwendung im Bereich der Das Material ist extrem dehnbar. Foto: Cornell University Entwicklung von leichten Robotern können sich die Forscher ebenfalls vorstellen. Zurzeit arbeiten sie aber auch daran, den Schaumstoff zukünftig nicht mehr in eine gedruckte Form fließen und aushärten zu lassen. Vielmehr wäre das direkte Drucken des Polymers mittels eines 3D-Druckers noch effizienter. Impressum Geschäftsführer: Christoph Hermann, Karmo Kaas-Lutsberg. Herausgeber: Dr. Michael Maier (V.i.S.d. 55 II RStV). Chefredakteurin: Jennifer Bendele. Redaktion: Anika Schwalbe, Gloria Veeser. Sales Director: Philipp Schmidt. Layout: Nora Lorz. Copyright: Blogform Social Media GmbH, Kurfürstendamm 206, D-10719 Berlin. HR B 105467 B. Telefon: +49 (0) 30 / 81016030, Fax +49 (0) 30 / 81016033. Email: info@blogformgroup.com. Erscheinungsweise wöchentliches Summary: 52 Mal pro Jahr. Bezug: abo@blogformgroup.com. Mediadaten: media@blogformgroup.com. www.deutsche-gesundheits-nachrichten.de 5