13. Januar 2016 Fachkonferenz Evangelische Jugendarbeit und Schule: Das Kreuz mit der Schule



Ähnliche Dokumente
mehrmals mehrmals mehrmals alle seltener nie mindestens **) in der im Monat im Jahr 1 bis 2 alle 1 bis 2 Woche Jahre Jahre % % % % % % %

Das Freiwillige Soziale Jahr. Der Bundes-Freiwilligen-Dienst

Meinungen zum Sterben Emnid-Umfrage 2001

Sichere Anleitung Zertifikate / Schlüssel für Kunden der Sparkasse Germersheim-Kandel. Sichere . der

Mobile Intranet in Unternehmen

ONLINE-AKADEMIE. "Diplomierter NLP Anwender für Schule und Unterricht" Ziele

Die Online-Meetings bei den Anonymen Alkoholikern. zum Thema. Online - Meetings. Eine neue Form der Selbsthilfe?

Eva Douma: Die Vorteile und Nachteile der Ökonomisierung in der Sozialen Arbeit

Lehrer: Einschreibemethoden

Vorsätze für das Jahr 2015

Glaube an die Existenz von Regeln für Vergleiche und Kenntnis der Regeln

Informationssystemanalyse Problemstellung 2 1. Trotz aller Methoden, Techniken usw. zeigen Untersuchungen sehr negative Ergebnisse:

Vorsätze für das Jahr 2015

AGROPLUS Buchhaltung. Daten-Server und Sicherheitskopie. Version vom b

Hinweise in Leichter Sprache zum Vertrag über das Betreute Wohnen

Bedeutung der Netzwerke für hörbehinderte Kinder

Umgang mit Schaubildern am Beispiel Deutschland surft

Ausgangssituation und Schulentwicklung

Management Summary. Was macht Führung zukunftsfähig? Stuttgart, den 21. April 2016

Pflegedossier für die kreisfreie Stadt Frankfurt (Oder)

Wahrnehmung der Internetnutzung in Deutschland

Was meinen die Leute eigentlich mit: Grexit?

Statuten in leichter Sprache

Das Schulsystem in Deutschland (Band 2, Lektion 1)

Erfahrungen mit Hartz IV- Empfängern

Dann zahlt die Regierung einen Teil der Kosten oder alle Kosten für den Dolmetscher.

FAMILIENSTAND ALLEINERZIEHENDE MÜTTER

SCHRITT 1: Öffnen des Bildes und Auswahl der Option»Drucken«im Menü»Datei«...2. SCHRITT 2: Angeben des Papierformat im Dialog»Drucklayout«...

Darum geht es in diesem Heft

Zwischenergebnisse der Befragung der Träger der Jugendarbeit in Worms

Vergleiche der Daten aus der Eingangs- Mittel- und Abschlussbefragung. Oktober 2010

Lineargleichungssysteme: Additions-/ Subtraktionsverfahren

Resultate GfS-Umfrage November Wie bekannt ist das Phänomen Illettrismus bei der Schweizer Bevölkerung?

BEDIENUNGSANLEITUNG: EINREICH-TOOL

Selbstcheck: Praktiziere ich einen gesundheitsförderlichen Führungsstil?

Wir machen neue Politik für Baden-Württemberg

Befragt wurden Personen zwischen 14 und 75 Jahren von August bis September Einstellung zur Organ- und Gewebespende (Passive Akzeptanz)

Die Post hat eine Umfrage gemacht

Was ist Journalismus? Basis-Stilform: Die Nachricht. Metall. Macht. Medien. Eine Plattform der IG Metall Jugend

DOKUMENTATION WLAN VOR ORT FREIFUNK UND OFFENES WLAN IN DEN STÄDTEN UND GEMEINDEN KOMMUNALPOLITISCHER RATSCHLAG

Repräsentative Umfrage zur Beratungsqualität im deutschen Einzelhandel (Auszug)

Die Bedeutung der Kinder für ihre alkoholabhängigen Mütter

Die Qualifikationsphase der gymnasialen Oberstufe

Cybermobbing. Müssen wir uns Sorgen machen?

Wie ist das Wissen von Jugendlichen über Verhütungsmethoden?

Senioren ans Netz. schreiben kurze Texte. Lektion 9 in Themen aktuell 2, nach Übung 7

Das Festkomitee hat die Abi-Seite neu konzipiert, die nun auf einem (gemieteten) Share Point Server

Örtliche Angebots- und Teilhabeplanung im Landkreis Weilheim-Schongau

Allensbach: Das Elterngeld im Urteil der jungen Eltern

Weil Ihre Sicherheit für uns an erster Stelle steht.

Großbeerener Spielplatzpaten

allensbacher berichte

Meinungen zur Altersvorsorge

Info Ganztagsschule 2011/2012. Welche Grundsätze sind wichtig für die GTS?

Arbeitshilfe "Tipps für Gespräche mit Vorgesetzten und KollegInnen" Was gilt für mich?

SEPA-Umstellungshilfe für die VR-NetWorld-Software zur Nutzung von SEPA-Lastschriften

Anleitung über den Umgang mit Schildern

Staatssekretär Dr. Günther Horzetzky

Individuelle Lernbegleitung für Jugendliche. Ehrenamtliche geben ihre Kompetenzen weiter

Entrepreneur. Der Aufbruch in eine neue Unternehmenskultur

Erhalt und Weiterentwicklung beruflicher Kompetenzen der Lehrerinnen und Lehrer

Mehr Arbeits-Plätze für Menschen mit Behinderung auf dem 1. Arbeits-Markt

Wechselbereitschaft von. Bevölkerungsrepräsentative Umfrage vom 07. Januar PUTZ & PARTNER Unternehmensberatung AG

Deutliche Mehrheit der Bevölkerung für aktive Sterbehilfe

Erfolgsfaktor Peer-Mediation Fachtagung zur Kompetenzstärkung und zur Vernetzung ausgebildeter Coaches für Peer-Mediation

Psychosoziale Gesundheit. Schulentwicklung. Suchtprävention. Bewegung. Ernährung

Wege zur Patientensicherheit - Fragebogen zum Lernzielkatalog für Kompetenzen in der Patientensicherheit

Persönliches Kompetenz-Portfolio

Die richtigen Partner finden, Ressourcen finden und zusammenführen

Sparen in Deutschland - mit Blick über die Ländergrenzen

FORSA-STUDIE ARBEIT, FAMILIE, RENTE WAS DEN DEUTSCHEN SICHERHEIT GIBT

Zukunftsvertrag. vom Kindergipfel am 24. September in Tambach-Dietharz

Ausfüllen eines Überweisungsträgers zum bargeldlosen Zahlungsverkehr (Unterweisung IT-Systemkaufmann / -kauffrau)

Herzlich Willkommen zum Vortrag: Mitarbeiterführung und Ausbildung. für UNITEIS e.v. Andrea Mills M.A.

InteGREATer e.v. Berlin vor Ort

Nicht über uns ohne uns

Mein Recht. im Netz. Der Ratgeber für die digitale Selbstbestimmung


2.1 Präsentieren wozu eigentlich?

Ihr Partner für Personal mit Qualität

Personal der Frankfurter Pflegeeinrichtungen 2005

)XQNWLRQVWDVWH8PEXFKHQ

TAGESABLAUF IM KINDERGARTEN

Bürgerhilfe Florstadt

Modalitäten der LSF-Belegung für die Lehrveranstaltungen

Verankerung des Themas Unternehmensnachfolge in KMU

Möglichkeiten der Umsetzung von Precisions Farming im grünen Bildungsbereich. Andreas Heym, BMELV

2. Im Admin Bereich drücken Sie bitte auf den roten Button Webseite bearbeiten, sodass Sie in den Bearbeitungsbereich Ihrer Homepage gelangen.

Andreas Joppich Weitlingstr Berlin Tel: Mail: - Web:

Was bedeutet Inklusion für Geschwisterkinder? Ein Meinungsbild. Irene von Drigalski Geschäftsführerin Novartis Stiftung FamilienBande.

Microsoft (Dynamics) CRM 2020: Wie verändern sich Markt, Eco-System und Anwendungsszenarien nach Cloud & Co?

infach Geld FBV Ihr Weg zum finanzellen Erfolg Florian Mock

Catherina Lange, Heimbeiräte und Werkstatträte-Tagung, November

Deswegen fordern wir Falken ein Lernen mit Lust, statt Notenfrust!

11. Handbuch Online-Tool Stufe II. Wie die Daten ins Online-Tool eingegeben werden.

Ergebnisse der Veranstaltung

Ideen werden Wirklichkeit

Fast jeder zweite Deutsche würde gerne abnehmen

Transkript:

13. Januar 2016 Fachkonferenz Evangelische Jugendarbeit und Schule: Das Kreuz mit der Schule

Schule und Jugendalter gehören insoweit auf das Engste zusammen, als Schule in ihrer allgemein bildenden Form nahezu exklusiv im Grundsatz eigens für diese Altersgruppe geschaffen worden ist und sich um diese Altersgruppe her konfiguriert. In diesem Sinne ist Schule eine altersspezifische Einrichtung, die nicht nur durch Heranwachsende maßgeblich charakterisiert wird, sondern die zugleich auch ausgesprochen prägend für Kinder und Jugendliche ist. 14. Kinder- und Jugendbericht. Berlin 2013, S. 157

Mit dem flächendeckenden Auf- und Ausbau der Ganztagesschule bzw. der ganztägigen Angebote geht eine grundlegende Neuformatierung des Aufwachsens und damit eine Neubestimmung der öffentlichen Verantwortung der Schule für das Aufwachsen der Kinder und Jugendlichen einher. Die Schule wird hier für die Heranwachsenden, mehr als bei der herkömmlichen halbtägigen Unterrichtsschule, nicht nur zu einem kognitiv ausgerichteten Lernort, sondern zugleich zu einem erweiterten Lebensort, dem weit mehr Bedeutung auch für die anderen Seiten des Aufwachsens zukommt. 14. Kinder- und Jugendbericht. Berlin 2013, S. 167

Die größte Sorger aller befragten Jugendlichen betrifft, Schule, Ausbildung und Jobs. (.) Die Angst vor Schulversagen, der Druck, gute Noten schreiben zu müssen, um einen guten Abschluss zu erreichen lastet auf allen, auch auf den Jüngsten, die noch eine längere Schulzeit bis zur mittleren Reife bzw. zum Abitur vor sich haben. (Shell Deutschland Holding (Hrsg.)(2015): Jugend 2015. Eine pragmatische Generation im Aufbruch. Frankfurt/ Main, S. 351 u. 352)

Schüler Soziale Lage Identitätsaufbau Jugendkultur Neue Medien Peers Sexualität Jobs Freundschaft Entwicklungsaufgaben Anerkennung Jugendlicher Familie Drogen Sport Facebook Pubertät

Valtin, R./ König, J./Darge, K. (2015):Schulzeit zwischen Freude und Verdrossenheit Schule aus Sicht von Schülerinnen und Schüler. In: Rademacher/ Wernet (Hrsg.): Bildungsqualen. Kritische Einwürfe wider den pädagogischen Zeitgeist. Wiesbaden, S. 49-67

http://www.sueddeutsche.de/bildung/jugendmedizin-die-schule-macht-die-schueler-krank-1.1907311; Südd. Zeitung vom 13.03.2014

König, J./ Wagner, C./ Valtin, R. (2011): Jugend Schule Zukunft. Psychosoziale Persönlichkeitsentwicklung. Ergebnisse der Längsschnittstudie AIDA. Münster

Schule macht auch die Lehrer krank:

LBS-Kinderbarometer 2015 https://www.lbs.de/presse/p/presseinformationen/details_3042950.jsp

Wohlbefinden in der Schule: Einflussfaktoren Langeweile und Angst Klassenklima Mitgestaltungsmöglichkeiten Pädagogische Beziehungsqualität Angemessenes Unterrichtstempo Hascher, T./ Hagenauer, G. (2010): Schulisches Wohlbefinden im Jugendalter. Verläufe und Einflussfaktoren. In: Jahrbuch Jugendforschung, S.15-46; vgl. auch Valtin u.a. 2015

Quelle: Dt. Kinder- und Jugendstiftung (2013): Kooperationen und Wirkungen der Ganztagsschule. Eine aktuelle Zwischenbilanz. Berlin

Wer vor die Aufgabe gestellt würde, mit einem Federmesser einen Urwald zu fällen, müsste vermutlich dieselbe Ohnmacht der Verzweiflung empfinden, die den Reformeifer vor dem bestehenden Schulsystem ergreift diesem undurchdringlichen Dickicht von Torheit, Vorurteilen und Missgriffen, wo jeder Punkt sich zum Angriff eignet, aber jeder Angriff mit den zu Gebote stehenden Mitteln fruchtlos bleibt. Ellen Key (1905): Das Jahrhundert des Kindes. Berlin, S. 221

Eine Partizipationskultur scheint aus Sicht der Schüler/-innen allerdings eher wenig vorhanden zu sein. Das gilt sowohl mit Blick auf ihre Beteiligungsmöglichkeiten als auch hinsichtlich der Rolle der leitenden Personen in den AGs/Kursen. Bezogen auf das Angebotsspektrum und die inhaltliche Ausrichtung der Angebote fühlen sich Schüler/- innen zudem wenig einbezogen. (Börner u.a. 2014: Bildungsbericht Ganztagsschule NRW 2014 Institut für Soziale Arbeit/ Forschungsverbund TU Dortmund/ Deutsches Jugendinstitut. Dortmund, S.48)

Quelle: Deinet/ Nelke 2015

Seckinger, M. u.a. (2016): Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit. Eine empirische Bestandsaufnahme. Weinheim, S. 250

Quelle: www.ganztagsschulen.org 31.10.2015

Augenhöhe ist Augenwischerei! Die Schulen haben mehr Macht, da sie allein entscheiden, ob sie kooperieren wollen oder nicht. Eigentlich gibt es vielerorts eine Kultur des gepflegten Nebeneinanders Schulen haben ( ) gar kein Interesse an einer Kooperation auf Augenhöhe, da sie nur Träger bzw. Anbieter suchen, die die vorbestimmten Zeiten im Tagesablauf des Ganztags gestalten nicht mehr, aber auch nicht weniger. Der Ganztag wird weiterhin bei vielen kommunalen Entscheidungsträgern ( ) als schulische Angelegenheit verstanden und damit der Schulverwaltung zugeordnet. Landschaftsverband Rheinland (2015): Was geht? Beratung zu Gestaltungsspielräumen von Jugendarbeit und Schule im Ganztag der Sekundarstufe 1. Dokumentation. Köln/ Münster

Einflussoptionen für die Jugendarbeit: sozialpädagogische Aneignungslogik statt schulpädagogische Vermittlungslogik Arrangieren jugend- und kommunalpolitische Strategie: Kommune als Schulträger aktive und offensive Bearbeitung der Schulkultur