oekom Industry Focus Transport & Logistics April 2012 Die Branche auf einen Blick 1. Hintergrund oekom Universe Transport & Logistics



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Transkript:

oekom Industry Focus Transport & Logistics April 2012 Die Branche auf einen Blick oekom Universe Transport & Logistics Gesamtzahl der analysierten Unternehmen 69 Anzahl der Unternehmen mit oekom Corporate Scouting Anzahl der Unternehmen mit oekom Corporate Rating Schlüsselthemen der Nachhaltigkeit Klimaschutz Entwicklung nachhaltiger Transportlösungen Lärm und Luftverschmutzung Transportsicherheit oekom Prime Status Anzahl der Unternehmen mit oekom Prime Status 4 Anteil der Prime-Unternehmen 5,8% n=69 56 13 1. Hintergrund Die Transport- und Logistikbranche trägt wesentlich zur globalen Wirtschaftsleistung bei, indem sie Akteure und Wertschöpfungsketten weltweit vernetzt. Allein der europäische Logistikmarkt erreichte im Jahr 2010 ein Volumen von rund 930 Milliarden Euro. Mit 210 Milliarden Euro war Deutschland der größte Einzelmarkt, gefolgt von Frankreich (122,7) und Großbritannien (92,3). Insgesamt 19 Milliarden Tonnen wurden im Jahr 2010 in Europa transportiert, davon mehr als 15,1 Milliarden Tonnen auf der Straße. Bis 2050 wird der Frachtverkehr, gemessen in Tonnen-Kilometern, nach Prognosen des Weltverkehrsforums der OECD um das 2,5 bis 3,5-Fache zunehmen. Die Globalisierung der internationalen Wirtschaft und die Verlagerung von Fertigungskapazitäten insbesondere in den asiatischen Raum spiegelt sich auch in der Zusammensetzung des oekom Universe Transport & Logistics wider. Allein Taiwan, Südkorea, Japan und China stellen zusammen knapp 40 Prozent der Unternehmen dieser Branche. 13 Prozent der Unternehmen haben ihren Sitz in den USA, 5,8 Prozent in Großbritannien. Deutschland ist mit drei Unternehmen vertreten, Österreich und die Schweiz jeweils mit einem Unternehmen. Top 3-Unternehmen Firstgroup (GB) C+ Air France-KLM (FR) C+ Lufthansa (DE) C+ Durchschnittsnote aller Unternehmen (n=62) D+ 42,1! 13,0! 11,6! 11,6! USA! Taiwan! Südkorea! Japan! China! Häufigste Verstöße gegen Ausschlusskriterien Kontroverse Wirtschaftspraktiken 53,8% 5,8! 7,2! 8,7! Großbritannien! Sonstige! n=13 Zusammensetzung des oekom Universe Transport & Logistics nach Ländern; in %; Quelle: oekom research (2012) 1

2. Schlüsselthemen der Nachhaltigkeit Mit der wachsenden Nachfrage nach Transportleistungen geht eine steigende Umweltbelastung einher, da der Transport von Gütern und Passagieren Staus, Lärm, Luftverschmutzung und Unfälle verursacht und zur globalen Erwärmung beiträgt. Hier liegen die wesentlichen Nachhaltigkeitsherausforderungen der Branche, auch wenn sie für die Unterbereiche Luftfahrt, Straßentransport und Schifffahrt mit unterschiedlichen Schwerpunkten verbunden sind. Während Fluggesellschaften die Kundennachfrage im Wesentlichen selbst bedienen, greifen Post- und Logistikdienstleister vor allem für Straßen- und Schiffstransport vermehrt auf Subunternehmer zurück. Diese Auslagerung von Kerndienstleistungen an Subunternehmen verschärft die Situation, da dort häufig schlechtere Arbeits- und Umweltstandards vorherrschen. Vor diesem Hintergrund sieht oekom research für die Branche folgende Schlüsselthemen der Nachhaltigkeit: Klimaschutz Aufgrund der ungebrochenen Abhängigkeit der Transportund Logistikbranche von fossilen Energieträgern prägt der Klimawandel sehr stark die Diskussion um eine nachhaltige Entwicklung der Branche. So verursacht der Transportsektor ungefähr 13 Prozent der weltweiten CO2 Emissionen. Davon entstehen ca. 75 Prozent im Straßenverkehr, Luft- und Schifffahrt tragen jeweils rund zehn Prozent bei. Neben ordnungspolitischen Maßnahmen wie der Einbindung der Luftfahrt in den europäischen Emissionshandel sorgen steigende Energiepreise für verstärkte Klimaschutzanstrengungen in der Branche. Zudem fragen immer mehr Geschäftskunden im Rahmen ihrer eigenen Klimaschutzprogramme nach dem CO2-Fußabdruck ihrer Transporte und zeigen Interesse an klimafreundlichen Beförderungsmethoden. Daher bieten viele Unternehmen Möglichkeiten zur CO2-Kompensation an, Klimastrategie! Deutsche Post! Firstgroup! UPS! AP Moeller Maersk! La Poste! Air Berlin! FedEx! Bewertung der Klimastrategie; Skala: 0 bis 100 (Bestnote); Stand 10.04.2012; Quelle: oekom research (2012) 38,0! 44,0! 63,0! 68,0! 67,0! 74,0! 88,0! 0! 20! 40! 60! 80! 100! deren Kosten der Kunde trägt. Viele Spediteure sind allerdings erst dabei, den CO2-Fußabdruck ihrer gesamten Flotte über alle Regionen und Subunternehmer hinweg zu ermitteln. So haben bislang nur die Deutsche Post und La Poste umfassende konzernweite Klimaschutzziele, die auch die Zuliefererflotte einbeziehen. Entwicklung nachhaltiger Transportlösungen Wichtiger Bestandteil einer umfassenden Klimastrategie ist die Steigerung der Transporteffizienz, um den Treibstoffverbrauch und somit die Treibhausgasemissionen zu senken. Alle untersuchten Unternehmen setzen dafür im operativen Betrieb an, indem sie Routen, Kapazitätsauslastung und Geschwindigkeit optimieren. Beispielsweise berechnen Paketdienste tagesaktuell die effizienteste Zustellroute, Fluglinien passen Route und optimale Tankfüllung den aktuellen Wetterbedingungen an und Reedereien drosseln beim Slow Steaming routinemäßig die Geschwindigkeit. Neben Telematik können auch intelligente Verkehrsleitsysteme zur Steigerung der Transporteffizienz beitragen, weshalb sich viele Unternehmen an Entwicklungskooperationen beteiligen. Logistikanbieter können ihre Effizienz durch intermodalen Lösungen steigern, indem sie zumindest auf Teilstrecken sparsame Transportmodi einsetzen. Weitere Effizienzpotenziale liegen im Fahrzeugdesign. Leichtbaufahrzeuge, aerodynamische Anpassungen wie Winglets an Flugzeugtragflächen oder strömungsoptimierte Schiffe versprechen große Effizienzgewinne, doch ihr flächendeckender Einsatz setzt hohe Investitionen voraus und erfolgt nur schrittweise im Zuge der Flottenerneuerung. Insgesamt zeigen sich bei den untersuchten Unternehmen deutliche Unterschiede hinsichtlich Innovationsgrad und Umfang der Effizienzmaßnahmen. Viele Lösungen sind noch regional oder auf einzelne Geschäftsbereiche beschränkt. Im Gesamtbild hervorzuheben sind die Maßnahmen der Fluglinien Lufthansa, Air Berlin, Air France-KLM sowie die der Deutschen Post. Alternative Treibstoffe und Antriebssysteme bilden ein weiteres Kernelement nachhaltiger Transportlösungen. Herkömmlicher Biosprit der ersten Generation hat aufgrund des Landverbrauchs, der unzureichenden CO2-Bilanz und der Nahrungsmittelkonkurrenz keine Zukunft. Das haben viele Unternehmen erkannt und suchen nach nachhaltigeren Alternativen beispielsweise auf Basis von Müll oder Algen. Ehrgeizige Ziele zum Einsatz von Biokerosin finden sich vor allem bei den Fluglinien, da sie seit Januar 2012 in den EU-Emissionshandel miteinbezogen sind. Vereinzelt testen Airlines bereits auf regulären Strecken Biotreibstoffe. Es fehlt allerdings noch an überzeugenden Konzepten zur Deckung des immensen Bedarfs an Biokerosin, das über ein akzeptables Nachhaltigkeitsprofil verfügt. Im Straßenverkehr setzen mehrere Post- und Paketdienstleister (La Poste, TNT Express, Deutsche Post) auf Elektrofahrzeuge in der Auslieferung, während andere Unternehmen wie PostNL darin kaum Potenzial erkennen. Die meisten mit alternativen Energien betriebenen Straßenfahrzeuge haben La Poste, Deutsche Post, Post 2

NL und UPS. Allerdings liegt ihr Anteil an der gesamten Flotte einschließlich der Subunternehmer noch unter drei Prozent. Luftverschmutzung und Lärm Verkehrslärm birgt eine häufig unterschätzte Gesundheitsgefahr für Anwohner. Zudem belasten Verbrennungsmotoren die Luft mit Feinstaub, Ruß, Stickoxid und Schwefeldioxid. Als besonders großer Luftverschmutzer gilt ausgerechnet der energieeffiziente Schiffstransport, da das preiswerte aber hochgiftige Schweröl mit seinem sehr hohen Schwefelanteil für sauren Regen und Luftverschmutzung insbesondere an den Küsten sorgt. Eine Kombination technischer Lösungen könnte die schädlichen Abgase um bis zu 80 Prozent mindern, doch in der Praxis beschränken sich Reedereien aus Kostengründen häufig auf den Einsatz einzelner Technologien, deren Einführung zudem schrittweise erfolgt. So verfügen zum Beispiel bislang nur wenige Schiffe über Rußfilter. Die untersuchten Fluglinien schneiden dagegen aufgrund ihrer modernen Flotten bei der Beurteilung der Stickstoff- und Lärmemissionen relativ gut ab. Allerdings werden Lärmschutzmaßnahmen an Flughäfen durch die Zunahme der An- und Abflüge weitgehend kompensiert. Zudem sind die Unternehmen selten bereit, weiterführende Betriebseinschränkungen wie Nachtflugverbote hinzunehmen. Im Straßentransport gibt es auf Seiten der Unternehmen kaum Lärmschutzbemühungen. Zudem weisen viele Fuhrparks noch einen recht hohen Anteil von LKWs auf, die nicht den höchsten Abgasnormen entsprechen. Für Fahrzeuge außerhalb des Heimatmarktes oder von Subunternehmern liegen diese Daten meist gar nicht vor. Es ist davon auszugehen, dass gerade in Schwellenländern alte Fahrzeuge mit hohen Emissionswerten im Emissionen! Dienst der globalen Konzerne Güter befördern. Air Berlin! Firstgroup! AP Moeller Maersk! Deutsche Post! UPS! PostNL! FedEx! 10,0! 17,0! 16,0! 22,0! 36,0! 33,0! Bewertung der Maßnahmen und Performance in den Bereichen Emissionsund Lärmreduzierung; Skala: 0 bis 100 (Bestnote); Stand 10.04.2012; Quelle: oekom research (2012) 53,0! 0! 20! 40! 60! 80! 100! Transportsicherheit Unfälle von Transportfahrzeugen können schwere Folgen für Passagiere, Güter und die Umwelt haben, vor allem wenn Gefahrengüter involviert sind. In Punkto Gefahrengüter verweisen die Unternehmen in der Regel auf die Einhaltung nationaler und internationaler Vorschriften, liefern aber kaum Informationen zur deren Umsetzung oder zu weiterführenden Vorsorge- und Notfallmaßnahmen. Ein weiteres sicherheitsrelevantes Thema ist die Prävention von Übermüdung, die als eine der Hauptunfallursachen gilt und durch Personaleinsparungen und Termindruck verschärft wird. Am aktivsten gehen noch die Fluggesellschaften das Thema an. Alle nennen zumindest grundlegende Maßnahmen wie die Überwachung der Ruhezeiten oder die Thematisierung von Müdigkeit bei Pilotenfortbildungen. Bei den untersuchten Reedereien dagegen finden sich gar keine Maßnahmen. Die Beurteilung der Gesamtperformance im Bereich der Transportsicherheit wird durch den Mangel an entsprechenden Daten erschwert. Nur sehr wenige Unternehmen (z. B. First Group und PostNL) veröffentlichen aussagekräftige Datenreihen zu Unfallraten im Straßenverkehr. Daten zu Störfällen bei Flugzeugen sind ebenfalls nicht erhältlich, lediglich zu den sehr seltenen Unfällen mit Totalschäden und Todesfällen. Deutlich besser ist die Informationslage zu Vorsorgemaßnahmen gegen Raubüberfälle und terroristische Anschläge, die zunehmend die Sicherheit der Transportrouten bedrohen. Die meisten Unternehmen treffen hier spezielle Maßnahmen, die von Krisenzentren, Hotspot-Analysen und Videoüberwachung in Bussen (Firstgroup) bis zur Umfahrung von Piratengebieten (Maersk) reichen. 3. Fazit Das Rating der Transport- und Logistikbranche zeigt, dass bislang nur wenige der untersuchten Unternehmen allen Nachhaltigkeitsherausforderungen mit umfangreichen Initiativen begegnen. Häufig erschwert zudem das Fehlen von Details und Leistungsdaten in der Berichterstattung die Bewertung von Qualität und Umfang der Maßnahmenpakete. Grundsätzlich zeichnet sich in der Branche eine Schwerpunktsetzung auf die Themen Klimaschutz und Transporteffizienz ab. In diesem Zusammenhang fällt auch das wachsende Angebot an klimaverträglichen Transportmöglichkeiten positiv auf. Allerdings vernachlässigt der gegenwärtige Fokus auf CO2-Emissionen wesentliche Faktoren wie Lärm und Abgase, welche ebenfalls stark die Umwelt belasten. Auch der Beitrag der Subunternehmer wird bislang nur von wenigen Unternehmen erfasst, da sich die Branche erst allmählich ihrer Verantwortung bezüglich der Subunternehmer bewusst wird. Bis zu deren Einbeziehung in die Nachhaltigkeitsstrategie ist es noch ein weiter Weg. 3

4. Ausgewählte Ergebnisse Verteilung der Ratings Die besten Unternehmen aus dem oekom Universe Transport & Logistics erreichen ein C+ auf der von A+ (Bestnote) bis D- reichenden Skala. Insgesamt vier Unternehmen erhalten von oekom research den Prime Status, dies entspricht einem Anteil von 5,8 Prozent an der Gesamtzahl der analysierten Unternehmen. Mit dem Prime Status werden die Unternehmen ausgezeichnet, die in Sachen Nachhaltigkeit zu den führenden ihrer Branche zählen und die von oekom research branchenspezifisch definierten Anforderungen erfüllen. Die Prime- Schwelle liegt bei den Transport- und Logistikunternehmen bei C+, die durchschnittliche Note aller analysierten Unternehmen bei D+. Air France-KLM (FR): C+ 2 Die Fluglinie Air France-KLM kann bereits relativ große Fortschritte beim Einsatz von Biokraftstoffen vorweisen. Das Unternehmen hat umfangreiche Nachhaltigkeitsinitiativen in relevanten Bereichen und verfügt über ein nach internationalem Standard zertifiziertes Umweltmanagement. Aufgrund der relativ modernen Flotte fallen viele Flugzeuge in die beste Emissionsklasse in Bezug auf Stickstoffausstoß und Lärm. Auch verbesserte Air France-KLM über die vergangenen Jahre die Treibstoffeffizienz und senkte die Treibhausgasemissionen pro Passagierkilometer. Verbesserungsbedarf besteht beispielsweise noch bei Arbeits- und Sicherheitsstandards für Zulieferer und Subunternehmer sowie entsprechenden Kontrollmaßnahmen. 50 40 30 20 10 0 D- D D+ C- C C+ B- B B+ A- A A+ Deutsche Lufthansa (DE): C+ 3 Lufthansa berichtet über gute Maßnahmen zur Verbesserung der Transporteffizienz. Auch hat die Fluggesellschaft ein konzernweites Klimaziel und entsprechende Aktionspläne aufgelegt. Die in den vergangenen Jahren erfolgte Senkung der CO2-Intensität pro Passagierkilometer spricht für die Erreichbarkeit des Ziels. Bezüglich des Einsatzes von Biokraftstoffen nimmt Lufthansa unter den Airlines zwar eine Vorreiterrolle ein, allerdings ist die Fokussierung auf den Biokraftstroff Jatropha aus Nachhaltigkeitssicht umstritten. Verteilung der Bewertungen auf der Skala A+ (Bestnote) bis D-; Rating (dunkelgrau), Scouting (hellgrau); in %; n=69; Quelle: oekom research (2012) Die besten Unternehmen der Branche Firstgroup (GB): C+ 1 Das Unternehmen betreibt neben den Greyhound Überlandbussen weitere Bus- und Zuglinien in den USA und Großbritannien und leistet allein durch dieses Produktportfolio bereits einen Beitrag zum nachhaltigen Personentransport. In den letzten Jahren hat Firstgroup die Unfallraten kontinuierlich gesenkt und gute Maßnahmen zum Schutz der Fahrer und der Passagiere vor Überfällen und Anschlägen ergriffen. Im Umweltbereich engagiert sich das Unternehmen im Klimaschutz und konnte zumindest in Großbritannien den Schadstoffausstoß sowohl im Bus- als auch im Schienenverkehr senken. Defizite bestehen noch in der Datenerhebung, beispielsweise zu den Emissionsklassen der US-Fahrzeugflotte. Auf- und Absteiger Die Ergebnisse entsprechen im Wesentlichen denen des vorherigen Branchenratings. Der stärkere Einfluss der Schlüsselindikatoren auf das Gesamtrating sowie die Zunahme von Kontroversen führte aber insgesamt zu einer leichten Verschlechterung der Ratingergebnisse. So verlor beispielsweise UPS den Prime Status. Verbesserungen gab es bei der Deutsche Post und auch anderen Post- und Paketdiensten, die vielversprechende, wenn auch nur vereinzelte Initiativen in Schlüsselbereichen vorzuweisen haben. Gleiches gilt für die dänische Reederei Maersk, die sich erstmals für ein ausführliches Rating qualifizierte. Verstöße gegen Ausschlusskriterien oekom research analysiert laufend alle Unternehmen aus dem oekom Rating Universe in Hinblick auf mögliche Verstöße gegen insgesamt 18 Ausschlusskriterien. Dabei wird zwischen kontroversen Geschäftsfeldern, z. B. Alkohol, Grüne Gentechnik oder Rüstung, und kontroversen Geschäftspraktiken, z. B. Arbeits- und Menschenrechtsverletzungen unterschieden. 4

Ausschlusskriterien können von den Nutzern der oekom Ratings individuell für ihre Kapitalanlagen aktiviert werden. Bei den Transport- und Logistikunternehmen dominieren Verstöße im Bereich der kontroversen Wirtschaftspraktiken, insbesondere im Wettbewerbsbereich aufgrund von Preisabsprachen. Verstöße gegen andere Ausschlusskriterien liegen nur vereinzelt vor. Zwar gibt es häufig Vorwürfe bezüglich schlechter Arbeitsbedingungen oder Missachtung von Arbeitnehmerrechten von Mitarbeitern, doch führen sie aus Mangel an Belegen zumeist nicht zur Aktivierung von Ausschlusskriterien. Kontroverse Wirtschaftspraktiken 53,8% 5. Ausblick n=13 Der zunehmende Druck von Politik, Kunden und Zivilgesellschaft sowie steigende Energiepreise haben in der Branche eine Intensivierung der Klimaschutzbemühungen ausgelöst. Im Zuge der Realisierung der noch beträchtlichen Einsparpotenziale wird der Treibstoffverbrauch weiter sinken und die Transporteffizienz steigen. Vom flächendeckenden Einsatz alternativer Treibstoffe und Antriebstechnologien ist die Branche allerdings noch weit entfernt, insbesondere seit sich die Biokraftstoffe der ersten Generation aufgrund ihres unzureichenden Nachhaltigkeitsprofils als Sackgasse erwiesen haben. In den Bereichen Lärmschutz und Luftverschmutzung zeichnet sich eine Verschärfung gesetzlicher Auflagen ab, z.b. eine deutliche Senkung des Schwefelgehalts im Schiffstreibstoff. Allerdings ist aufgrund großzügiger Übergangsfristen, schwerfälliger Regulierungsbehörden und gegenläufiger Wirtschaftsinteressen nur mit langsamen Fortschritten zu rechnen, zumal sich die Branche hier bislang nicht durch proaktives Vorgehen hervorgetan hat. In Bezug auf Subunternehmer weist die vom Markt verlangte Erhebung von Treibhausgasemissionen von Subunternehmerfahrzeugen den Unternehmen den Weg. Vorreiter können die neu aufgebauten Datensysteme zur Erhebung weiterer Daten nutzen und damit eine Grundlage für aktives Monitoring und nachhaltige Produktangebote schaffen. Folgende Unternehmen wurden einem oekom Corporate Rating unterzogen: Air Berlin (DE) Air France-KLM (FR) AP Moeller - Maersk (DK) Deutsche Lufthansa (DE) Deutsche Post (DE) FedEx (US) Firstgroup (GB) IAG - International Airlines Group (ES) La Poste (FR) Mitsui OSK Lines (JP) PostNL (NL) TNT Express (NL) United Parcel Service (US) 5

Untersuchungsfelder im oekom Corporate Rating der Transport & Logistics Branche Social Rating Staff - freedom of association - work-life balance - safeguarding of jobs - health and safety - equal opportunities - training and education Suppliers - supplier standards - supplier monitoring Society - human rights - community involvement - governmental relations and public advocacy - social reporting Product Responsibility - responsible marketing - data protection - customer feedback management - transport safety Corporate Governance - independence and effectiveness of the board - shareholder democracy - executive compensation - shareholder structure Business Ethics - code of conduct - implementation of the code Environmental Rating Environmental Management - environmental policy - environmental management system - environmental reporting - environmental performance indicators - climate change - travel and transport Products & Services - transport emissions - transport efficiency - renewable/ alternative fuels - hazardous goods transport - shipping: flag state of vessels - environmentally friendly disposal of the fleet Eco-Efficiency - fuel consumption - greenhouse gas emissions - NOx emissions - particulate matter emissions Hintergrund: das oekom Corporate Rating oekom research bewertet derzeit rund 3.100 Unternehmen, wobei sowohl internationale Indizes wie der MSCI World, MSCI Emerging Markets und der Stoxx 600, als auch zahlreiche nationale Indizes abgedeckt werden. Zusätzlich umfasst das oekom Universe nicht börsennotierte Bond-Emittenten sowie Unternehmen aus Branchen, deren Produkte einen wichtigen Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung liefern, z. B. aus den Bereichen erneuerbare Energien. Im Rahmen des oekom Corporate Scoutings werden aus dieser Grundgesamtheit die Unternehmen identifiziert, die ein Mindestmaß an sozialen und umweltbezogenen Maßnahmen bzw. Transparenz darüber erkennen lassen. Unternehmen, die diesen Anforderungen nicht genügen, werden im oekom Scouting Universe zusammengefasst. Dies sind aktuell rund 2.100 der insgesamt 3.100 bewerteten Unternehmen. Für sie führen die Analysten von oekom research ein indikatives Rating durch. Für Unternehmen, die das Potenzial haben, mit Prime bewertet zu werden oder zumindest in die Nähe der Prime-Schwelle zu kommen, wird ein umfassendes oekom Corporate Rating durchgeführt. Sie werden im oekom Rating Universe zusammengefasst, das derzeit rund 1.000 Emittenten umfasst. Im Rahmen des oekom Corporate Ratings werden Unternehmen im Hinblick auf ihre sozialen, umwelt- und governancebezogenen Leistungen bewertet. Das Rating erfolgt auf der Basis von bis zu 100 Einzelkriterien, von denen rund ein Drittel branchenspezifische Aspekte bewertet, insbesondere die soziale und/oder umweltbezogene Qualität der Produktion und Produkte. Informationsquellen für die Erstellung der Corporate Ratings sind zum einen die Unternehmen selbst, zum anderen unabhängige Quellen, z. B. Umwelt- und Verbraucherverbände. Die Ergebnisse des oekom Corporate Ratings werden in detaillierten Rating Reports dokumentiert. Über die Einzelergebnisse der 13 detailliert analysierten Unternehmen können Sie sich über unsere Datenbanklösung ORBIT - oekom Responsibility Benchmarking & Information Tool oder ganz klassisch über den englischsprachigen oekom Industry Report Transport & Logistics informieren. Beide Instrumente geben einen umfassenden Überblick über die Aktivitäten der Branche, ORBIT ermöglicht darüber hinaus ein nutzerfreundliches Benchmarking mit einer individuell zusammengestellten Peer Group auf Ebene aller Einzelindikatoren. Bei Interesse senden wir Ihnen gerne weitere Informationen zu diesen beiden Angeboten zu. Kontakt Client Relations Saskia Themans, Manager Client Relations themans@oekom-research.com Kontakt Research Marlen Rürup, Branchenverantwortung Transport & Logistics info@oekom-research.com oekom research AG, Goethestraße 28, 80336 München, Tel: +49/(0)89/544184-64, www.oekom-research.com Disclaimer 1. Die oekom research AG analysiert und bewertet die ökologische und soziale Performance von Unternehmen und Ländern auf der Basis eines wissenschaftlich fundierten Rating-Konzepts. Dabei orientieren wir uns an den höchsten Qualitätsstandards, die im Bereich des Nachhaltigkeits-Research weltweit üblich sind. 2. Dennoch weist die oekom research AG darauf hin, dass sämtliche in diesem Research Report dargestellten Informationen keinen Anspruch auf Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität erheben, von Seiten der oekom research AG wird dafür keine Gewähr übernommen. Jegliche Haftung im Zusammenhang mit der Nutzung dieses Rating Reports, der dort angebotenen Informationen und ihrer Nutzung ist ausgeschlossen. 3. Sämtliche von uns abgegebenen Beurteilungen und Werturteile stellen grundsätzlich keine Kauf- oder Anlageempfehlungen dar. 4. Wir weisen darauf hin, dass dieser Research Report, insbesondere die darin befindlichen Bilder, Texte, Grafiken, das Layout und das Logo der oekom research AG dem Urheber- und Markenrecht unterliegen. Jegliche Nutzung bedarf der ausdrücklichen vorherigen schriftlichen Zustimmung der oekom research AG. 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