Die Fusionitis griff um sich

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Transkript:

Die Geschichte der Health -IT Krankenhaus-IT Anbieter Marktbereinigung: Die Zahl der KIS-Anbieter sank gewaltig Die Fusionitis griff um sich Frankfurter Presserunde 2004: v. l.: Fritz Diekmann, ID-Berlin; Stefan Burkart, NEXUS; Dr. Wolrad Rube, Fliegel Data; W.D. Lorenz, KH-IT Journal; ITB-Vorstand Frank Hildebrandt, Erwin Jobst, NovaCom Ähnlich wie auf dem Markt für Praxis-EDV begann Ende der 90er Jahre, Anfang 2000 auch auf dem Markt für Klinik-IT, namentlich bei KIS-Anbietern, ein nicht zu übersehender Konzentrationsprozess. Die Zahl der Anbieter sank dramatisch durch Firmenaufkäufe und Unternehmens-Verschmelzungen. Der Begriff Fusionitis machte in dieser Zeit die Runde. Betrachtete man eine Fusion damals als etwas Gutes oder etwas Schlechtes? Fragte man einen Aufkäufer, der gerade einen anderen Anbieter übernommen hatte, so hörte man oftmals den schillernden Begriff Synergieeffekt. Seltener fiel der etwas unfeinere Wort Marktbereinigung. Jedoch fehlte nie der Hinweis, dass nur ein großer, marktstarker Anbieter in der Lage sei, die Herausforderungen der Zukunft erfolgreich meistern zu können. 162 Die Geschichte der Health-IT

Krankenhaus-IT Anbieter Eine Diskussion über das Thema Internationalisierung auf dem KIS-Markt, haben die Global Player die bessere Software? führten Anfang 2005 diesmal im Arabella Grand Hotel in Frankfurt am Main Vertreter der marktführenden Unternehmen Siemens, GE, isoft, GWI und Cerner. Frankfurter Presserunde 2005: v.l.: Bernhard Calmer, Siemens Medical, Jürgen Reyinger, GE, Jörg Trinemeier isoft Kleinere Anbieter verurteilten regelmäßig derartige Zusammenschlüsse. Sie verwiesen auf die Gefahren, die durch Oligopole oder gar Monopole entstehen können. Die Vielfalt geht verloren. Aber können und wollen die Kleinen überhaupt weiter auf dem Markt bleiben, fragte man sich. Ist das individuelle Angebot, durch einen Verkauf richtig Kohle zu machen, nicht so verlockend, dass es bei Lippenbekenntnissen bleibt? Die weitere Entwicklung ließ zumindest diesen Eindruck entstehen. Nach und nach verschwanden Firmen wie Laufenberg, Fliegel Data, BOSS, micom, Torex GAP, Tiani, Laufenberg, Waldbrenner, ITB AG, Medos, um nur einige zu nennen. Ein Grund für die Unternehmensverkäufe war nach damaligen Untersuchungen von McKinsey & Company auch, dass die Mehrzahl der Häuser der technischen Entwicklung hinterher hinkte und aus eigener Kraft hier nicht mehr weiter kam. Tante-Emma-Läden können nicht überleben Zusätzliche Schärfe in die Diskussion brachte der damalige GWI-Chef Dr. Jörg Haas. Er bezeichnete kurzerhand alle kleineren Anbieter als Tante- Emma-Läden die nicht überlebensfähig seien. Mit Worten wie Wer zuletzt kommt, den beißen die Hunde und v.l.: Dr. Jörg Haas, Agfa HealthCare; Dr. Christian Ummerle, Cerner; Wolf-Dietrich Lorenz, Krankenhaus-IT Journal Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben rundete er sein Meinungsbild noch ab. Die Reaktion der Vertreter der sogenannten Tante-Emma-Läden war erwartbar. Man reagierte darauf natürlich äußerst empfindlich. Über dieses Thema diskutierten 2004 im Hotel Frankfurter Hof einige angesprochenen Mittelständler engagiert. Der österreichische Vertreter der Firma systema blieb im Bild und bezeichnete die Kleinen der Branche eher als exklusive Feinkostläden. Doch das nützte natürlich nichts, die Marktkonsolidierung nahm und nimmt immer noch seinen Lauf. Allein von den fünf teilnehmenden Firmen sind drei in dieser Form nicht mehr existent. Auch die Global Player diskutierten Eine ähnliche Diskussion unter dem Motto Internationalisierung auf dem KIS-Markt, haben die Global Player die Die Geschichte der Health-IT 163

Die Geschichte der Health -IT Krankenhaus-IT Anbieter bessere Software? führten Anfang 2005 diesmal im Arabella Grand Hotel in Frankfurt am Main Vertreter der marktführenden Unternehmen Siemens, GE, isoft, GWI und Cerner. Hitzige Rededuelle lieferten sich besonders Jürgen Reyinger von GE Healthcare und Dr. Jörg Haas von Agfa HealthCare, die gerade GWI übernommen hatte. Reyinger trug die etwas sperrige Bezeichnung General Manager Imaging & Information Systems Technologies Europe, Middle East & Africa. Die Diskussion zeigte, welche Verständnisprobleme es geben kann. Denn signifikante Marktanteile in den wichtigen Märkten Nordamerika, Asien und Europa, wie es Reyinger definierte, kennzeichnete ihn nach Ansicht von Haas offenbar nicht allein. Nach seiner Meinung muss die Software einheitlich und nicht atomisiert sein, und er fügte hinzu Noch gibt es keinen Global Player im Healthcare-Enterprise-Bereich. War denn Cerner mit seinem damaligen Umsatz von rund 100 Millionen Dollar ein Global Player? Dr. Christian Ummerle, Vertriebsdirektor bei Cerner Image Devices, meinte ja und gab bekannt, dass Cerner immerhin komplette KIS-Lösungen in 19 Ländern habe und in fünf Kontinenten aktiv sei. Aber auch das zerpflücke Haas. Wenn ein Unternehmen wie Cerner einen Marktanteil von 95 Prozent in den USA und nur 5 Prozent in allen anderen Ländern habe, sei man eben kein Global Player, basta! Auch zu Siemens hatte Haas eine klare Meinung: Wenn jemand ein Global Player sei, dann am ehesten noch Siemens, allerdings sei das Unternehmen etwas schief mit den Produkten weltweit aufgestellt. Das anschließende gemeinsame Mittagessen verlief friedlich. Gemeinsames Mittagessen nach kontroverser Diskussion Wie sehr das Thema damals an Relevanz besaß, erkennt man auch aus einem Buchprojekt der Autoren Brigitte Winkler und Stefan Dörr. Sie verrieten eine mentale Strategie für betroffene Mitarbeiter und Manager, wie man Fusionen überleben kann Dieses Praxishandbuch wendete sich speziell an die besonders betroffene Zielgruppe der Mittelmanager, die sich genau in der Sandwichposition befanden zwischen den Anweisungen und Erwartungen des Top-Managements und den Erwartungen und Belangen der Mitarbeiter. Brigitte Winkler, Stefan Dörr Fusionen überleben Strategien für Manager 340 Seiten, Hardcover ISBN 3-446-21487-9 39,90 Euro (D), 41,10 Euro (A) 164 Die Geschichte der Health-IT

Krankenhaus-IT Anbieter Die Marktbereinigung beginnt Ab 2000 begann die Marktkonsolidierung In der Krankenhaus-IT- Branche herrschte seit Anfang der 2000er Jahre ein Verdrängungswettbewerb. Oftmals ging das nicht ohne Reibungsverluste ab vor allem für die Anwender. Bereits nach dem Kauf von SMS Dataplan durch Siemens und MAI durch GWI im Jahr 2000 stellte sich so mancher Beobachter die Frage, wohin die weitere Reise auf dem Krankenhaus- Softwaremarkt gehen wird. Es kam, wie man es vorausgesehen hat. Die Zeit der Fusionen, Übernahmen oder Mergers & Aquisitions hatte begonnen. Der damalige GWI-Vorstand Dr. Haas, selbst ein kräftiger Aufkäufer, begründete damals die Fusions-Motivationen mit einer Lektion in Betriebwirtschaftlehre: Der betriebswirtschaftliche Grundsatz der Degression der fixen Kosten begründet die Motivation, möglichst viele Kunden mit dem gleichen Produkt auszustatten. Umso höher die fixen Kosten und umso größer der Stückdeckungsbeitrag bei der Produktion eines Gutes, umso wichtiger ist es, möglichst viele Stücke dieses Produktes abzusetzen. Oder um es salopp zu sagen Tante-Emma-Läden haben kein Chance zu überleben. Auf den nachfolgenden Seiten sind einige bekannte Unternehmen aus der Health- IT Branche aufgeführt, die vom Markt verschwunden oder in einem anderen Unternehmen aufgegangen sind. Doch hierbei handelt es sich nur um einen Bruchteil der Fälle. Viele neu gegründete Firmen und Startups sind längst sangund klanglos vom Markt verschwunden. Besonders hart traf es die Firmen der sogenannten Dotcom-Blase im Jahr 2000. Auch in der Healthcare-IT versuchte die New Economy mit unausgereiften Strategien und Produkten Fuß zu fassen. Kommen Die Schrecklichen Fünf auch in die Health-IT? Ein Blick in andere Branchen Immer weniger, dafür immer größere multinationale Konzerne kontrollierten wichtige Märkte. Die Oxfam- Expertin Marita Wiggerthale hatte die Gefahren übermächtiger Konzerne untersucht. Sie hatte berechnet, dass Google in Deutschland 90 Prozent des Suchmaschinenmarkts und Facebook 75 Prozent der mobilen Kommunikationsdienste beherrschten. Amazon kontrollierte nicht nur 65 Prozent des Online-Buchhandels, der Konzern breitete sich auch in andere Geschäftsfelder wie den Lebensmittelhandel aus. Im deutschen Lebensmitteleinzelhandel teilten sich Edeka, Rewe, Schwarz (Lidl und Kaufland) und Aldi bereits 85 Prozent des Absatzmarktes. Die Schrecklichen Fünf Die Schrecklichen Fünf So nannte ein Tech-Experte der New York Times die fünf Internetgiganten Alphabet (Google), Apple, Microsoft, Amazon und Facebook. Ein Spitzname, den sich die Konzerne mit ihren Geschäftspraktiken, ihrem Steuergebaren und ihrer Undurchsichtigkeit seiner Meinung nach redlich verdient hatten. Fusionen hatten das Entstehen ihrer übermäßigen Marktmacht befördert. In den vergangenen 10 Jahren hatten diese fünf Internetgiganten zusammen 436 Übernahmen im Wert von 131 Milliarden US-Dollar getätigt. Big Data spielte eine immer größere Rolle, auch bei Fusionen. Zusammenschlüsse mit Big-Data- Bezug waren von 55 im Jahr 2008 auf 134 im Jahr 2012 gestiegen. Quelle: https://www.oxfam.de/blog/uebermaechtige-konzerne-achtung-marktkonzentration Die Geschichte der Health-IT 165

Die Geschichte der Health -IT prompt! wird 2002 an GWI verkauft Der Verkauf des KIS-Anbieters prompt! wurde 2003 in Flensburg bekanntgegeben. Von links: Viktor Edelmann, medical partners AG; Dr. Jörg Haas, GWI AG; Prof. Dr. Roland Trill; FH Flensburg; Rüdiger Lang, agens Consulting KgaA; Jens Brendel, prompt! GmbH Komplizierter Deal: Die GWI AG hatte Anfang Februar 2002 die prompt! GmbH mehrheitlich übernommen. Außerdem hatten die GWI AG und eine Firma namens agens GmbH & Co. KGaA eine strategische Kooperation beschlossen. Die GWI erwarb von agens rückwirkend zum 1. Januar 2002 64 Prozent der Gesellschafteranteile an der prompt! GmbH. Im Gegenzug erwarb agens 50,2 Prozent der GWI Consulting GmbH, einer Tochter der GWI AG. GWI und agens gründete als Joint Venture das Beratungshaus medical partners AG, in dem die GWI Consulting und die Beratungssparte Gesundheitswesen der agens Consulting aufgingen. prompt! beschäftigte seinerzeit 76 Mitarbeiter einen Großteil davon am Standort Hamburg. Die GWI erwarb 100 % von den Gesellschaftern der prompt!, das waren 64 % der agens KGaA, 26 % des Instituts Reinbeck und 10 % der Mitarbeiter GbR der prompt! GWI begrüßte die neuen prompt!-kunden mit einer ganzseitigen Anzeige Die agens Gruppe war mit 27 Millionen Euro Umsatz und einem EBIT DA von 12 % (Geschäftsergebnis 2001) eine erfolgreiche Unternehmensberatung und beschäftigte 260 Mitarbeiter. Kerngeschäft der agens Gruppe waren Beratungsleistungen für die Finanzbranche (Versicherungen/Banken), die Öffentliche Hand und das Gesundheitswesen. 166 Die Geschichte der Health-IT

micom ging 2004 an NEXUS Ralf Heilig, Geschäftsführer unter NEXUS Das Münchner Unternehmen micom GmbH war Anfang der 2000er Jahre mit seinem Produkt MediCare.plus ein bekannter KIS-Anbieter. Anfang 2003 erfolgte eine Restrukturierung mit einem neuen Investor. Der Investor war die Deutsche Effecten- und Wechsel-Beteiligungsgesellschaft AG (DEWB AG). Sie ersetzte den bisherigen Geschäftsführer Oliver Klähn zum 15.04.03 durch Marion Duus, allerdings nur auf Zeit. Sie wechselte von der DEWB AG, Jena, und war schon in den zwei Jahren zuvor intensiv ins strategische und operative Geschäft der micom GmbH eingebunden, allerdings nur als Interims-Managerin. DEWB AG verkaufte an NEXUS Aber auch die DEWB AG trennte sich 2004 von micom. Die Nexus AG hat am 8. Juni 2004 von der DEWB AG 100% die Anteile von micom gegen Ausgabe junger NEXUS- Aktien erworben. Ralf Heilig wurde als neuer Geschäftsführer eingesetzt. Gemeinsam mit Irina Neuberger, die vom bisherigen Anteilseigner DEWB AG als Nachfolgerin von Marion Duus bestellt war, sollte er die Geschäftsführung ausüben. Sie war zuständig für die Integration der micom GmbH in die NEXUS-Gruppe. Marion Duus, wurde als Geschäftsführerin von DEWB eingesetzt Imageanzeige von micom Anfang der 2000er Jahre Die Geschichte der Health-IT 167

Die Geschichte der Health -IT fliegel data jetzt bei CompuGROUP Gruppenbild anlässlich der fd-klinika Herbstakademie 2004: von links: Uwe Fliegel, Thomas Herold, IHK, Dr. Wolrad Rube Die fliegel data GmbH entwickelte seit 1979 am Firmensitz in Höxter das Krankenhaus-Informationssystem fd-klinika, eine Komplettlösung für damals insgesamt ca. 200 Krankenhäuser, Rehakliniken und Heime. fd-klinika zählte mit zu den führenden Softwarelösungen in Deutschland. Am 22. September 2004 feierte das Unternehmen sein 25jähriges Jubiläum auf Schloss Corvey im Herzen des Weserberglandes. Dr. Wolrad Rube war Geschäftsführer der fliegel data GmbH und Vorstand des Mehrheitsgesellschafters dahm AG. Die CompuGROUP erwarb Anfang 2008 alle Geschäftsanteile der fliegel data GmbH (Höxter) und der herbert dahm datensysteme GmbH (Düsseldorf) durch die CompuGROUP- Tochter systema Deutschland. Die Integration war 2009 abgeschlossen. Ab diesem Zeitpunkt hieß die fliegel data GmbH systema Kliniksoftware GmbH. Herbstakademie 2005 mit dem Publizisten Hajo Schumacher. Von links: Martina Hartmann, Hajo Schumacher, Dr. Wolrad Rube Am 22. September 2004 feierte fliegel data sein 25jähriges Jubiläum auf Schloss Corvey Dr. Wolrad Rube und Dr. Frank Schirrmacher (2014 verstorben) auf der 25-jährigen Jubiläumsfeier auf Schloss Corvey 2004 168 Die Geschichte der Health-IT

BOSS wird Teil von GWI Messestand auf der ITeG Hier war BOSS noch selbständig Johannes Friedlbinder, ehem. Geschäftsführer und Firmengründer Mit Wirkung zum 1. September 2004 übernahm die GWI AG 100 Prozent der Anteile an der BOSS AG. Beide Unternehmen zusammen hatten mit mehr als 700 KIS-Installationen in deutschen Krankenhäusern jetzt einen Marktanteil von rund 32 Prozent. So lautete die damalige lakonische Presseerklärung, die längst nicht allen BOSS-Anwendern gefiel. Die GWI hatte nämlich angekündigt, die BOSS-Software nicht weiter anbieten zu wollen. Den Anwendern wurde stattdessen angeboten, das GWI- Programm ORBIS zu übernehmen. Die 1981 gegründete BOSS AG aus Bremen erwirtschaftete 2003 mit 140 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 14 Millionen Euro. Auch nach dem Zusammenschluss sollte die BOSS AG als eigenständiges Unternehmen unter dem Dach der GWI-Gruppe bestehen bleiben. Der bisherige zweiköpfige Vorstand von BOSS, besetzt mit den Unternehmensgründern Johannes Friedlbinder und Wolfram U. Stinner, wurde durch Christoph Becker, Prokurist und Chief Migration Officer bei der GWI AG, ergänzt. In der Folgezeit hielt man eine Reihe gemeinsamer Veranstaltungen also sowohl für ORBISals auch für BOSS-Anwender ab. So wurde jährlich in Bremen das gemeinsames BOSS Symposium und GWI- Forum-Gesundheitwesen veranstaltet. Wolfram U. Stinner, ehem. Geschäftsführer und Firmengründer Unten: Gemeinsames BOSS Symposium und GWI-Forum-Gesundheitwesen 2005 in Bremen Die Geschichte der Health-IT 169

Die Geschichte der Health -IT SBG wurde an 3M verkauft Der Softwaremarkt zur Diagnosen- und Prozedurenverschlüsselung, kurz DRG-Software genannt, war Anfang der 2000er Jahre hart umkämpft. Platzhirsch ID-Berlin (ID-DIACOS) bekam starke Konkurrenz von der Firma SBG mit ihrer Software KODIP. Bekannteste Produkte waren die unter dieser Marke KODIP zusammengefassten Softwarelösungen für das DRG- Management in Krankenhäusern sowie das ONE STEP CODING mit Semfinder als Produkt ihres Schweizer Kooperationspartners, der Semfinder AG. Geschäftsführerin war Dr. Christine Kolodzig, die mit ihrem Partner und Mathias Kirste das Unternehmen führte. Die 3M Deutschland GmbH in Neuss gab am 3. Mai 2006 den Erwerb der SBG Software und Beratung im Gesundheitswesen GmbH bekannt. Die Marken der SBG blieben unter der Dachmarke 3M erhalten. Das künftige Produkt- und Leistungsspektrum sollte gemeinsam kontinuierlich weiterentwickelt werden. Die SBG GmbH sollte im Laufe des Jahres vollständig in die 3M Deutschland GmbH integriert werden der Standort Berlin blieb erhalten. Das Produkt ist noch heute unter dem Namen 3M KODIP Suite verfügbar. Oben: Dr. Christine Kolodzig, ehem. Geschäftsführerin links: Mathias Kirste 170 Die Geschichte der Health-IT

ITB verkauft 2005 an TietoEnator Dipl.-Kaufm. Dr. Frank Hildebrand Mitarbeiter von ITB im Jahr 2003 im Kölner Firmensitz Das KIS imedone und damit das Kölner Unternehmen ITG AG galten in den 90er Jahren als äußerst innovativ. Sie setzten bereits damals die Webtechnologie ein. Die ITB AG wurde 1993 von Dr. Markus Volpers, Dipl.-Kaufm. Dr. Frank Hildebrand und Dr. Marc Cremer gegründet. Geschäftsführerin war neben den Gründern auch Dr. Britta Böckmann. Anfang der 90er Jahre beschäftigten sie etwa 35 Mitarbeiter am Standort Köln sowie 100 Software-Entwickler im indischen Puna. Kerngeschäft der ITB AG war die Entwicklung von imedone. 1995 traf das Unternehmen die Entscheidung, die Produktion von imed-one nach Indien zu verlegen. Dr. Marc Cremer, selbst aus Indien stammend, übernahm die Leitung der ITB India. Im November 2004 verkündete ITB die Übernahme durch TietoEnator zum 1.1.2005. TietoEnator war einer der größten IT-Dienstleister Skandinaviens und hatte selbst mehr als 30 Jahre Erfahrung im Gesundheitswesen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ITB rund 130 Krankenhäuser als Kunden (Gesamtinstallation mit modularem Aufbau, keine Stand- Alone-Lösungen). Dr. Britta Böckmann Dr. Markus Volpers Die Geschichte der Health-IT 171

Die Geschichte der Health -IT Auch TietoEnator wurde verkauft Turbulent ging es nach der Übernahme von ITB für TietoEnator weiter. Im Jahr 2006 wurde zunächst zusätzlich noch der KIS-Anbieter Waldbrenner AG übernommen. Dieser vertrieb das System KISSMED. Waldbrenner betreute etwa 60 Krankenhäuser, hauptsächlich in Deutschland, hatte aber auch einige weitere Referenzen in Luxemburg. Neues Management Board bei TietoEnator Healthcare Mit Wirkung zum 1.3.2007 wurde ein neues Management Board vorgestellt. Andreas Lange wurde zum Vice President und hauptverantwortlichen Manager für die Business Unit Zentraleuropa von TietoEnator Healthcare ernannt. Lange war von 2009 bis 2011 auch Vorsitzender des VHitG (Verband der Hersteller von IT-Lösungen für das Gesundheitswesen e.v.), dem Vorgänger des heutigen bvitg. Im Management-Board waren auch Michael Waldbrenner, der für die Entwicklung im Software Center India verantwortlich zeichnete, und Dr. Reinhard Biehl, der die Verantwortung als Standortleiter in Frechen übernommen hatte Andreas Lange, langjähriger Manager bei TietoEnator AURELIUS kaufte Tieto Deutschland Im Jahr 2013 wurde die Tieto Deutschland GmbH (in der Zwischenzeit umbenannt) an den Münchner Finanzinvestor AURELIUS verkauft. Die neu gegründete Firma brightone führte die Geschäfte von Tieto Deutschland weiter. Dr. Dirk Markus, Vorstandsvorsitzender der AURELIUS AG: Zu der Auswahl und operativen Begleitung der Unternehmen in unserem Portfolio gehört, dass wir alle Möglichkeiten am Markt analysieren, aufbauen und nutzen. MEDICA 2005: TietoEnator, ITB AG, Frank Hildebrand und Dr. Britta Böckmann und die Vorstände der Waldbrenner AG, Andreas Waldbrenner und Bernhard Geist, gaben die Übernahme bekannt. T-Systems übernahm BrightOne 2014 schließlich übernahm die T-Systems International GmbH ein Tochter der Deutschen Telekom AG von der Aurelius AG das Healthcare IT-Geschäft der BrightOne GmbH. 200 Tieto-Mitarbeiter aus Deutschland, den Niederlanden und dem Entwicklungsstandort Indien wechselten im Rahmen der Akquisition zur Telekom. 172 Die Geschichte der Health-IT

Schwedische Ortivus übernahm MEDOS mit der Entwicklung des ersten EDV- Systems. 1984 erfolgte die erste Installation des MEDOS-Informations-Systems. Ab diesem Zeitpunkt stand der Firmenname für MEdizinisches DOkumentations und Organisations-System. 2003 feierte MEDOS sein 25-jähriges Firmenjubiläum Sein 25-jähriges Firmenjubiläum feierte MEDOS mit 200 Kunden im Offenbacher Büsing-Palais im Jahr 2003. Gastredner war der ehemalige Arbeitsminister Norbert Blüm. Neue Führungsmannschaft von MEDOS (von links): Michael Strüter, Mikael Strindlund, Horst-Dieter Strüter, Marco Strüter NEXUS AG kauft MEDOS AG Ortivus trennte sich 2008 schließlich wieder von MEDOS. Die NEXUS AG, Villingen-Schwenningen, hatte 100% der Anteile der MEDOS AG, Langenselbold, zum 01. August 2008 erworben. Das Schwedische Unternehmen Ortivus AB, damals gelistet in der O-Liste der Stockholmer Börse, hatte im Jahr 2005 100 Prozent des Aktienkapitals der deutschen MEDOS AG sowie deren Tochtergesellschaften übernommen. Die Übernahme war Bestandteil der Internationalisierungsstrategie von Ortivus. MEDOS wurde 1982 von Horst- Dieter Strüter gegründet. Der Name MEDOS stand zu dieser Zeit für MEdizinische DOSimetrie. 1982 begann man Horst-Dieter Strüter (rechts) und Mikael Strindlund anläßlich der Firmenübernahme im Jahr 2003 v. l.: Michael Strüter, Mikael Strindlund, Horst-Dieter Strüter Marco Strüter, Firmensitz in Langenselbold Die Geschichte der Health-IT 173

Die Geschichte der Health -IT Von Laufenberg zu i-solutions isofts bewegte Geschichte Die heutige i-solutions Health GmbH hat eine bewegte Vergangenheit hinter sich. Begonnen hatte es 1968 mit der Gründung der Firma Laufenberg. Die Laufenberg Gruppe bot seit 1981 spezielle Softwarelösungen für Krankenhäuser, Krankenhaus- und Zentrallabore, arbeitsmedizinische Dienste und Gesundheitsnetzwerke an. Die Bezeichnungen der Systeme änderten sich im Laufe der Zeit. Damals trug das KIS den Namen BOKIS PROSIGHT. Lange Jahre hieß es Lorenzo und heute trägt es die Bezeichnung ClinicCentre. In den Jahren 2006 bis 2017 war Peter Herrmann Managing Directors der isoft Deutschland GmbH. Am dem 1. Mai 2006 übernahm er den Posten von Jörg Trinemeier. Am 1.7.2017 löste ihn Dr. Wolrad Rube ab. Zum Produktportfolio der heutige i-solutions Health GmbH zählen neben Krankenhaus-, Radiologie- und Labor-Informationssystemen (KIS, RIS und LIS) auch E-Health-Lösungen zur Vernetzung von Gesundheitsdienstleistern. 1968 Gründung der Laufenberg GmbH & Co. KG in Bochum 1983 Gründung der gap Organisationsberatung und Software-Entwicklung GmbH 1988 Gründung der Krankenhaus- Informationssysteme Laufenberg GmbH 1996 Gründung der Labor-Informationssysteme Laufenberg GmbH, Übernahme von NCR Zürich und Gellrich Labordatenverarbeitung GmbH 1997 Gründung der Clinic Managementsysteme (CMS) Laufenberg GmbH & Co. KG, Gründung der Arbeitsmedizinische Informationssysteme (AIS) Laufenberg GmbH & Co. KG. Übernahme der Elis und DVD GmbH 2001 Fusion der Laufenberg GmbH & Co. KG mit der britischen Torex PLC 2002 Umstrukturierung der Laufenberg Gruppe zur Torex Health Deutschland, Torex Lab und Torex CMS; Fusion der gap GmbH mit der Torex PLC Gruppe 2003 Fusion von Torex Health und gap zur TOREX GAP GmbH, Durch die Fusion von Torex PLC und isoft PLC wird TOREX GAP Teil der britischen isoft Gruppe 2004 Umfirmierung der TOREX GAP GmbH zur isoft Deutschland GmbH, Rebranding und neue Produktstrategie Lorenzo 2007 Durch die Übernahme von isoft PLC durch die australische IBA Health Gruppe wird die isoft Deutschland GmbH Teil der australischen IBA Health Gruppe 2008 Umfirmierung der isoft Deutschland GmbH zur isoft 174 Die Geschichte der Health-IT

Health GmbH, Gründung der Geschäftseinheit isoft Continental Europe 2009 Umfirmierung von IBA Health Group zu isoft Group Akquisition von Hatrix Systems, Akquisition von BridgeForward, Akquisition von Patient Safety International, Gründung der US-amerikanischen Niederlassung in Boston 2010 Akquisition von UltraGenda 2011 isoft wurde von CSC übernommen 2012 isoft ist der Teil der Healthcare Group von CSC 2014 SOFT Health GmbH wurde von Radiomed übernommen Dr. Andrea Fiumicelli, Chief Operating Officer isoft Health Peter Herrmann, langjähriger Managing Directors der isoft Deutschland GmbH Jörg Trinemeier, Vorgänger von Peter Herrmann im Amt NEXUS AG übernahm isoft Switzerland Die NEXUS AG erwarb 100% der Anteile der isoft Switzerland GmbH zum 31. Mai 2006. Zukünftig sollte die isoft Switzerland als NEXUS / SCHWEIZ AG am Markt als Gesamtanbieter für administrative und medizinische Lösungen auftreten. Das Unternehmen wollte die administrative Produktpalette HOSPiS intensiv ausbauen und gemeinsam mit den medizinischen Informationssystemen NEXUS / MEDFOLIO, Labor- und Radiologielösungen anbieten. Mit NEXUS / MEDFO- LIO vertrieb die NEXUS / SCHWEIZ AG das medizinische Informationssystem am Schweizer Markt. Mehr als 100 Spitalkunden sollten von den verstärkten Entwicklungsinvestitionen und den Integrationsvorteilen profitieren, war in einer damaligen Presseerklärung der Nexus AG zu lesen. Hauptsitz, Service- und Entwicklungsstandort der rund 50 Mitarbeiter war Schwerzenbach in der Schweiz. Das Lösungskonzept LORENZO der isoft Gruppe sollte zukünftig in der Schweiz weiterhin über die NEXUS / SCHWEIZ AG angeboten und insbesondere in Verbundlösungen und integrierten Kantonslösungen Einsatz finden. Die bestehenden LORENZO-Projekte wurden weitergeführt. von links: Dr. Ingo Behrendt (Vorstandsvorsitzender NEXUS AG), Dave Gregory (isoft Group plc), Albert Besewski (isoft Switzerland GmbH) Die Geschichte der Health-IT 175

Die Geschichte der Health -IT Spin-off des Fraunhofer Instituts versucht sein Glück auf dem KIS-Markt Ehemaliger Marketingsleiter von TOREX gründet CoM.Med Zu Beginn der 2000er Jahre gab es noch ein Reihe engagierter Unternehmens-Neugründer, die von ihrem Produkt überzeugt waren und sich große Chancen auf dem KIS- Markt ausrechneten. Zu dieser Zeit war der Healthcare-Softwaremarkt noch heiß umkämpft. Einer von Ihnen war Martin Zünkeler, der 2003 mit der CoM.Med GmbH sein eigenes Unternehmen im Bereich von Krankenhaus-Informations-Software (KIS) gründete. Die CoM.MeD GmbH war ein Spin-off des Fraunhofer Instituts. Zünkeler war zuvor Marketing-Leiter von TOREX (heute i-solutions) und sammelte dort drei Jahre Erfahrungen auf dem deutschen Markt. Das Produkt CoM.Med-Messestand auf der ITeG 2006 in Berlin hieß Care-Station und war ein webbasiertes Prozessmanagement-Programm zur Optimierung der Arbeitsabläufe und stellte nach eigenen Angaben durch seine umfassende Ressourcenverwaltung ein komplett javabasiertes Enterprise Resource Planning (ERP) System für Krankenhäuser, Pflegeheime und die integrierte Versorgung dar. Zünkler damals in einem Interview: So sind bei uns Middleware, Java, objektorientierte Modellierung, ASP und Workflow-Engine selbstverständlich. Die Behandlungspfade und Geschäftsprozesse lassen sich im Workflow-Editor beschreiben, welcher über XPDL / BPML und damit die Workflow-Engine der CareStation verbunden ist. Damit folgt die IT den Geschäftsprozessen des Krankenhauses. In dieser Durchgängigkeit haben wir auch außerhalb von Deutschland kein vergleichbares Produkt ausmachen können. CoM.Med gelang es auch, einige Systeme zu verkaufen, etwa im Marienhospital in Akum, St. Vinzenz Krankenhaus Haselünne und St. Antonius Stift in Emstek. ARZ Haan AG beteiligt sich an CoM.Med 2006 beteiligte sich die ARZ Haan AG, ein führendes Unternehmen im Apothekenbereich, mehrheitlich an der CoM.MeD GmbH. Man versprach sich, dass der Partner ARZ im Bereich der Softwarevermarktung für MVZs und die integrierte Versorgung helfen könnte. Zünkeler gründete 2008 als Charité- Spin-off die Firma Kairos, eine Forschungsplattform für Universitätskliniken. 29 der 35 Unikliniken setzen inzwischen das System im Biobanking zur Datenintegration und/oder im Studienmanagement ein. von l. n. r: Damalige CoM.Med-Führungsmannschaft, Martin Zünkeler, Gisbert Wimper, Wolfgang Frase 176 Die Geschichte der Health-IT

Kodak verkaufte seine Health-Care-Sparte Aus Kodak Health wurde Carestream Health als 100 Jahre Erfahrung in der Imaging- Technologie, über eine Vielzahl von richtungsweisenden Patenten im Bereich Forschung und Entwicklung und über Produkte und Services, die im Bereich Healthcare marktführend waren. Carestream Health führte die Produktlinien der Kodak Health Group unter den bekannten Produktnamen weiter. Foto KODAK Bürogebäude in Rochester, N.Y. Zum 1.1.2007 verkaufte die Eastman Kodak Company ihre Health Group an den kanadischen Finanzinvestor Onex Healthcare Holdings. In diesem Jahr wurde auch die Carestream Deutschland GmbH gegründet. Die Onex Corporation mit Sitz in Toronto war ein breit gefächertes Unternehmen und eine der größten Firmen Kanadas mit einem Gesamtjahresumsatz in Höhe von ca. 20 Milliarden CAD und einem Gesamtbetriebsvermögen von ca. 20 Milliarden CAD. Der Kaufpreis betrug 2,55 Milliarden USD. Der Preis setzte sich aus 2,35 Milliarden USD zum Vertragsabschluss zuzüglich 200 Millionen USD in weiteren späteren Zahlungen zusammen, falls Onex gewisse Ergebnisse in Bezug auf ihre Investition erreichen sollte. Kodak erhielt eine Zahlung von 25 % des überschüssigen Ertrags bis zu 200 Mio. USD, wenn die Investoren von Onex Healthcare eine Verzinsung in Höhe von 25% ihrer Investition erzielten. Carestream Health Deutschland In Deutschland hatte seit 1. Mai 2007 die neugegründete Carestream Health Deutschland GmbH mit Sitz in Stuttgart, das operative Geschäft übernommen. Mit weltweit rund 8.100 Mitarbeitern und einem Umsatz von 2,7 Mrd. US-Dollar zählte die Carestream Health Inc. zu den führenden Unternehmen in den Bereichen Medical Imaging, Dental Systems und Healthcare-IT-Lösungen. Die aus der Kodak Health Group hervorgegangene Carestream Health verfügte über mehr Antonio Perez, damaliger CEO von Eastman Kodak Company Wolfgang Menrad, Geschäftsführer Carestream Health Deutschland GmbH Die Geschichte der Health-IT 177

Die Geschichte der Health -IT GSD wird von Siemens erworben Zum 1. Januar 2007 hatte Siemens Medical Solutions die Gesellschaft für Systemforschung und Dienstleistungen im Gesundheitswesen mbh (GSD) mit Sitz in Berlin übernommen. Die GSD hatte über 160 Mitarbeiter und entwickelte seit mehr als 20 Jahren Softwarelösungen für Krankenhäuser und Klinikträgergesellschaften und betreute diese bei deren Implementierung und Einführung. Aufbauend auf der Technologie von SAP entwickelte die GSD mit ihrem Partner T-Systems Austria die vollständig integrierte klinische Anwendungslösung IS-H*MED. IS-H*MED bot eine vollständige integrierte Softwarelösung für alle Bereiche der Klinik von der Anmeldung bis zum Abschluss der Behandlung. In einem der letzten Jahre erwirtschaftete die GSD einen Umsatz von 22 Millionen Euro und erzielte somit einen Zuwachs von 8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 10 Jahre IS-H*MED von links: Reinhard Vigue, T-Systems Austria, Karin-Marie Tretter, GSD, Dr. Bernhard Thibaut, SAP AG Stefan Herm, Geschäftsführer der GSD Nicole Weider, langjährige Marketingleiterin bei GSD In Verbindung mit IS-H und R / 3 ließ GSD ein Krankenhausinformationssystem zu einer breit angelegten Komplettlösung werden. Nach Unternehmensangaben gab es damals über 230 weltweit lizenzierte Standorte in Österreich, Deutschland, Belgien, Italien, Spanien, Türkei, Niederlande, Israel, Neuseeland, Singapur, Mexiko und Saudi Arabien. Am 17./18.6.2004 wurde noch das 10-jährige Jubiläum in München gefeiert. Rund 130 Interessenten folgten der Einladung von der GSD und der T-Systems Austria zur internationalen IS-H*MED-Anwendertagung nach München. 178 Die Geschichte der Health-IT

Markt für Kommunikationsserver in Bewegung Sun Microsystems übernimmt Sun Microsystems und SeeBeyond hatten 2005 eine Vereinbarung zur Übernahme von SeeBeyond zu 4,25 US- Dollar je Aktie geschlossen. Der Kaufpreis betrug rund 387 Millionen US-Dollar in bar, die bestehenden Aktienoptionen der Mitarbeiter wurden eingeschlossen. SeeBeyond wurde komplett in die Sun Microsystems Inc. integriert. Dr. Günter Steyer, Director Healthcare Central Europe SeeBeyond Scott McNealy, Chairman and Chief Executive Officer Duch die Übernahme von SeeBeyond einer der führenden Systemintegratoren mit einem Jahresumsatz von circa 167 Millionen US-Dollar im Geschäftsjahr 2004 und weltweit 2.000 Kunden konnte Sun ein komplettes Angebot für die Entwicklung, den Einsatz und das Management von Unternehmensanwendungen und Service-orientierten Architekturen (SOA) bereitstellen. Die Transaktion wurde vorbehaltlich der Zustimmung der SeeBeyond-Aktionäre sowie der Aufsichtsbehörden im Frühherbst 2005 abgeschlossen. Scott McNealy, Chairman and Chief Executive Officer, Sun Microsystems Inc, kommentierte: Die kommende Herausforderung wird sein, Business-Systeme zu integrieren. Die angekündigte Übernahme von SeeBeyond ist ein früher und konsequenter Schritt auf dem Weg hin zu einer führenden Position in diesem Marktsegment. Zusammen sei man nun in der Lage, das zu liefern, was andere Anbieter lediglich in visionären Dokumenten zu Papier brächten eine ideale Plattform für Business- und Systemintegratoren zur Entwicklung der nächsten Generation von Geschäftsanwendungen. Seit letztem Jahr arbeiten wir zusammen mit Sun an einer gemeinsamen, SOA-basierten Architektur und vertikalen Lösungen, unterstrich Jim Demetriades, Gründer und Chief Executive Officer, SeeBeyond. Diese Transaktion vereinigt den führenden Anbieter von Java-Technologien und Web-Services mit einem der etabliertesten Anbieter von Integrationslösungen. Damit bieten wir dem Markt wie wir glauben eine der umfassendsten und produktivsten Plattform-Suiten für die Anwendungsentwicklung, die derzeit verfügbar ist. Die Perspektiven für den deutschen Healthcare-Unternehmenszweig waren bis dato unkommentiert. Noch gab es keine Antwort, wie etwa die webbasierte Integrationsplattform für medizinische Prozesse, integrierte Versorgung und die Gesundheitskarte von Seebeyond in das neue Bild eingefügt werden sollte. Die Fragen direkt zu beantworten, ist erst dann möglich, wenn die Übernahme vollzogen ist und erste Gespräche stattgefunden haben, merkte Dr. Günter Steyer an:. Ich verspreche mir eine Stärkung unserer Position (nicht nur im Gesundheitswesen) in Deutschland und international, weil wir auch auf SUN-Vertriebsstrukturen zurückgreifen können, so der Director Healthcare Central Europe. Welches der beiden Unternehmen mit Blick auf das komplexe technologische Thema Integration in diesem Entwicklungs-Konzert künftig den Taktstock schwingen wird, war ebenfalls noch unausgesprochen. Technologisch passt das sowieso ganz gut zusammen, meinte Günter Steyer. SUN sei stark in der JAVA-Entwicklung, die Produkt suite ist voll JAVA-orientiert (J2EE-zertifiziert). Andererseits bekommt SUN eine darauf aufbauende Applikation. Da in allen Bereichen EAI (Enterprise Application Integration), Kommunikationsplattformen, Middleware u. a. (z. B. auch die künftige Telematikplattform im Gesundheitswesen im Zusammenhang mit der Einführung der Gesundheitskarte) Schwerpunkte darstellen, ergeben sich Synergien für beide Unternehmen. Die Geschichte der Health-IT 179

Die Geschichte der Health -IT Weiterverkauf an CompuGroup erfolgte 9 Jahre später MCS übernahm Schweizer Parametrix MCS-Vorstandssprecher Siegfried Noll MCS-Firmenzentrale in Eltville Im Jahr 2002 vollzog MCS eine damals ungewöhnliche Firmenübernahme. Der Hersteller von Arzt- und Laborsoftware MCS aus Eltville hatte sich im April 2002 maßgeblich an der Schweizer Parametrix Solutions AG, die das Programm PHOENIX vertrieb, beteiligt. Parametrix galt als Marktführer in der Schweiz. MCS-Vorstandssprecher Siegfried Noll und Dietmar Wienand, Vertriebsleiter der MCS Parametrix Deutschland GmbH gaben sich 2002 optimistisch, was die Zukunft von Parameterix in Deutschland anbelangte. Doch 2011 erfolgte der Verkauf an CompuGroup und das Fazit war ernüchternd. Aus dem MCS-Vorstand war zu hören, dass der Hintergrund für den Verkauf die nicht zufriedenstellende Entwicklung sowie das nach Ansicht des MCS-Konzerns begrenzte Wachstumspotenzial des Geschäftsbereichs, insbesondere in Deutschland war: Die Ergänzung unseres Produktportfolios durch ein KIS hat uns neue Kunden und Marktanteile eingebracht unsere Erwartungen jedoch haben sich trotz erheblicher Investitionen, speziell im deutschen Markt, nicht erfüllt., so Annette Suttarp, MCS- Vorstand damals. Anders sah es Frank Gotthard, Vorstandsvorsitzender von Compu- Group Medical: Die Übernahme von Parametrix ist ein strategisches Investment in den Akut- und Rehamarkt und ein weiterer Schritt auf unserem Weg an die Spitze des weltweiten ehealth-markts, betonte er Unsere Expansionsstrategie hat sich bewährt. Wir werden den eingeschlagenen Weg konsequent fortsetzen und weiter wachsen, damit wir auf internationaler Ebene noch mehr Krankenhäuser und Klinikzentren mit optimalen Lösungen versorgen können. so der Unternehmensgründer weiter. Dietmar Wienand, Vertriebsleiter der MCS Parametrix Annette Suttarp, MCS-Vorstand 180 Die Geschichte der Health-IT

Systema kauft NovaCom CompuGROUP kauft Systema Im Januar 2007 übernahm die CompuGROUP Holding AG das österreichische Unternehmen Systema Human Information Systems GmbH, den österreichischen Marktführer für Krankenhausinformationssysteme. Das Unternehmen war seit 1972 auf dem Softwaremarkt für den Gesundheitsbereich tätig. Mit den Workflow-Lösungen für Krankenhäuser erzielte Systema mit etwa 200 Mitarbeitern im Jahre 2005 einen Umsatz von 22,5 Millionen Euro. Über den Kaufpreis wurden damals keine Angaben gemacht. Robert Leitner (rechts), Leiter Mittelstandsvertrieb SAP Österreich und Systema-Chef Leopold Födermayr bei der Überreichung des Preises Aufsteiger des Jahres im Jahr 2003. Das Geschäftsführertrio Erwin Jobst, Bernd Appel und Bert Brüggen (v. l. n. r.) führte nach dem Aufkauf das vorerst noch selbstständige Unternehmen NovaCom ab 2004. Im Jahr 2004 hatte Systema die Gesellschaftsanteile an der Nova Com GmbH aus Kaarst aufgekauft, so dass diese Lösungen auch mitverkauft wurden. Nach dem Aufkauf wurde der Firmenname zunächst fortgeführt. Die Firma hieß zunächst NovaCom ein Unternehmen der systema Gruppe. Nach der Übernahme durch CompuGROUP wurden die Firmen NovaCom, ConVis, CompuPlan und CliniVision zur neu gegründeten Systema Deutschland GmbH verschmolzen. Aufsteiger des Jahres Die SAP Österreich zeichnete 2003 Systema Human Information Systems als Aufsteiger des Jahres aus. Jedes Jahr vergab SAP Österreich an den Partner mit dem höchsten Potential diesen Titel. Im Rahmen einer umfangreichen internen Bewertung der SAP Österreich nach den Hauptkriterien Beratungsqualität und Umsetzungspotential wurden damit die Leistungen und Markterfolge von Systema ausgezeichnet. Die Überreichung der Auszeichnung fand Ende 2003 in Baden, Niederösterreich, durch Robert Leitner, Leiter Mittelstandsvertrieb SAP Österreich im Rahmen des SAP Partnerkongresses statt. Der Preis wurde durch Leopold Födermayr (Eigentümer und GF der Systema Holding) entgegengenommen. Frank Ladendorf, Geschäftsführer der Systema Deutschland GmbH nach dem Aufkauf durch CompuGROUP Die Geschichte der Health-IT 181