Schatzsuche zwischen Saale und unstrut

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Schatzsuche zwischen Saale und unstrut Mit Illustrationen von Sabrina Pohle Jörg F. Nowack Biber & Butzemann

Jörg F. Nowack Sabrina Pohle Schatzsuche zwischen Saale und unstrut Lilly, Nikolas und die Himmelsscheibe von Nebra Biber & Butzemann

Die schönsten Ausflugsziele zwischen Saale und Unstrut: Für Doris Küttner, meine verehrte Lehrerin, die mir die Freude am Schreiben und Lesen zeigte. Ohne sie gäbe es dieses Buch nicht. JFN Besuchen Sie uns im Internet unter www.biber-butzemann.de oder auf Facebook unter www.facebook.com/biberundbutzemann Kinderbuchverlag Biber & Butzemann Geschwister-Scholl-Str. 7 15566 Schöneiche 2. Auflage, Oktober 2018 Alle Rechte vorbehalten. Die vollständige oder auszugsweise Speicherung, Vervielfältigung oder Übertragung dieses Werkes, ob elektronisch, mechanisch, durch Fotokopie oder Aufzeichnung, ist ohne vorherige Genehmigung des Verlags urheberrechtlich untersagt. Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter http://dnb.ddb.de abrufbar. Text: Jörg F. Nowack Illustrationen: Sabrina Pohle (www.splinteredshard.com) Layout und Satz: Mike Hopf Lektorat: Steffi Bieber-Geske, Martina Bieber Lektoratsassistenz: Lisa Jaekel, Pia Kollmer, Eva Ribstein, Hanja Runge, Tatjana Schmischke, Leonie Schultz, Romina Szepansky, Jennifer Trapp Korrektorat: Peggy Büttner Druckund Bindearbeiten: TZG Zapolex Sp. z o. o., Polen ISBN: 978-3-95916-047-6 2

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Inhaltsverzeichnis 1. Auf Schatzsuche im einstigen Land der Frühaufsteher 5 2. Die Arche Nebra 9 3. Die Nachtwanderung 15 4. Auf den Spuren der Vergangenheit auf Schloss Neuenburg 23 5. Der Dom zu Naumburg 36 6. Das Sonnenobservatorium 47 7. Das Schlossgespenst von Goseck 51 8. Wilde Tiere und Schokolade 60 9. Die Rabensage und die Zaubersprüche von Merseburg 77 10. Der Bücherschatz von Zeitz 91 11. Halloren und Himmelsscheibe 98 4

1. Auf Schatzsuche im einstigen Land der Frühaufsteher Frühaufsteher wie Lilly dieses Wort hasste! Vor allem jetzt gerade! Obwohl Ferien waren, mussten sie und ihr Bruder Nikolas heute zeitig aufstehen um nach Sachsen- Anhalt zu fahren. Früher hatte man die Region das Land der Frühaufsteher genannt. Heute war es das Ursprungsland der Reformation, hatte Mama erzählt, aber das mit den Frühaufstehern kam Lilly immer noch ziemlich verdächtig vor. Man sagte zwar, Der frühe Vogel fängt den Wurm, aber Lilly war definitiv eher eine Eule als eine Lerche und der frühe Vogel konnte sie mal gern haben. Mama hatte manchmal echt komische Ideen. Seit ihr Kollege vor einigen Monaten von einer Motorradtour zurückgekommen war und ihr von der Saale-Unstrut-Region erzählt hatte, wollte sie unbedingt dorthin fahren und mit dem Rest der Familie auf Schatzsuche gehen. So richtig überzeugt war Lilly davon nicht. Trotzdem quälte sie sich aus dem Bett und schlich ins Bad. Dort war Papa noch dabei, sich zu rasieren und pfiff ein fröhliches Lied. Auch das noch! Lilly blieb heute wirklich nichts erspart. Eine halbe Stunde später saß sie gemeinsam mit ihrem 5

Bruder, Mama und Papa beim Frühstück und alle ließen es sich schmecken. Jetzt sah der Tag schon etwas besser aus. Die Koffer, Taschen und Rucksäcke waren gepackt und gleich nach dem Frühstück lud Papa das Gepäck in den Kofferraum des Autos. Sobald alle angeschnallt waren, gab er auch schon Gas. Lilly und Nikolas vertrieben sich die Zeit mit Lesen. Gibt es hier wirklich echte Schätze?, wollte Lilly wissen, nachdem sie die Landesgrenze zwischen Brandenburg und Sachsen-Anhalt überquert hatten. 6

Natürlich, antwortete Mama. Die liegen zwar nicht in dunklen Höhlen in Kisten versteckt wie im Märchen, aber ich verspreche euch, wir werden in den nächsten Tagen gemeinsam einige Schätze entdecken. Lilly spürte so ein Kribbeln in der Bauchgegend, wie immer, wenn sie aufgeregt war. Auch Nikolas wurde unruhig und fragte neugierig: Woher wissen wir denn, wo die Schätze liegen? Das werden wir schon herausfinden, wenn wir da sind, beruhigte ihn Papa. Ich bin auch schon ganz gespannt auf die ältesten Zaubersprüche der Welt und würde gerne mehr darüber erfahren, sagte Mama. Richtige echte Zaubersprüche?, wollte Lilly ganz aufgeregt wissen, und auch Nikolas sah man die Neugier schon an der Nasenspitze an. Ja, echte Zaubersprüche!, bestätigte Mama. Und richtig alt sind sie auch. Aber bis wir sie kennenlernen, vergehen noch ein paar Tage. Heute erkunden wir erst mal eine uralte Darstellung des Himmels und dann ziehen wir in unser Hotel ein. Papa verließ die Autobahn und sie durchfuhren eine hügelige Gegend. Schließlich kamen sie am Rande einer Stadt entlang und fuhren bald in einem Dorf über eine kleine Brücke. Seht ihr, wie komisch das Haus dort oben aussieht?, fragte Mama, aber Papa war schon weitergefahren und die Kinder hatten nichts mehr sehen können. 7

Macht nichts, gleich sehen wir es von Nahem!, versprach er. Nach ein paar hundert Metern bog er auf einen Parkplatz ein und alle stiegen aus. An einem Imbiss stärkten sie sich mit Rostbratwürsten. Als sie aufgegessen hatten, schulterten sie ihre Rucksäcke und machten sich auf den Weg. Es ging bergauf. Immer wieder kamen ihnen Leute entgegen, die sich angeregt unterhielten. Nach einer Weile sahen sie links auf dem Berg ein außergewöhnliches Gebäude. Es war gelb und seine Enden wie die einer Banane leicht nach oben gebogen. Das ist das Haus von Herrn Kakmann!, rief Lilly begeistert. Wie bitte?, fragte Papa verwirrt, während Mama anfing zu lachen und Nikolas zustimmend nickte. 8

2. Die Arche Nebra Hier in der Arche Nebra wurden einige Szenen für,bibi & Tina gedreht. Im Film ist sie das Haus des fiesen Geschäftsmannes Herr Kakmann, klärte Mama Papa auf. Papa wiederum erzählte, dass es sich in Wirklichkeit um ein Gebäude handelte, das in der Nähe der Fundstelle eines großen und bedeutenden Schatzes als Besucherzentrum errichtet worden war. Als Lilly und Nikolas mit ihren tausend Fragen nicht lockerließen, setzten sie sich auf halbem Weg auf eine Bank und Papa begann zu erzählen. Vor einigen Jahren ihr wart beide noch nicht geboren machten sich zwei Schatzjäger auf, um am Mittelberg in der Nähe von Nebra nach Orden und Münzen zu suchen, um sie zu Geld zu machen. Dazu benutzten sie Metallsuchgeräte, sogenannte Detektoren. Sie staunten nicht schlecht, als sie statt kleiner Gegenstände auf einmal einen großen Teller aus Metall und außerdem zwei Schwerter, Beile, einen Meißel und Armreifen fanden. Das Gesetz besagt, dass Schätze jeder Art dem Bundesland gehören, auf dessen Territorium sie gefunden wurden. Doch das interessierte die beiden Männer nicht. Sie verkauften die Gegenstände weit unter ihrem Wert. Vermutlich hatten sie nicht die blasseste Ahnung, welch bedeutenden Fund sie 9

gemacht hatten. Zudem zerstörten sie die Fundstelle, als sie die Gegenstände selbst ausgruben. Das taten sie sehr stümperhaft, sodass die große Scheibe, die sie zuerst für einen alten Deckel gehalten hatten, am Rand sogar beschädigt wurde. Auf allerlei Umwegen gelangten die Scheibe und die anderen Gegenstände in die Schweiz. Dort konnte ein mutiger Mann sie mit Hilfe der Schweizer Polizei den Kunstschmugglern entreißen und so kam die Scheibe schließlich ins Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle. Hier entpuppte sich dieser Fund als eine wahre Sensation. Die bronzene Scheibe enthielt goldene Einlegearbeiten und war mindestens 3.600 Jahre alt. Sie entstand also, noch bevor die ägyptischen Pyramiden gebaut wurden. Außerdem, so stellte 10

sich bei den Untersuchungen der Wissenschaftler des Museums heraus, handelte es sich bei der Abbildung auf der Bronze scheibe um die älteste bekannte konkrete Darstellung des Himmels weltweit. Die Schatzdiebe wurden vor Gericht gestellt und verurteilt. Die Scheibe aber gilt seitdem als Weltsensation. Sie gehört zum UNESCO-Dokumentenerbe,Memory of the World, was so viel wie,erinnerung der Welt bedeutet. Und weil sie hier im Wald bei der Stadt Nebra gefunden wurde, bekam sie den Namen,Himmelsscheibe von Nebra. Hier in der Arche Nebra kann man mehr über die Geschichte der Himmelsscheibe erfahren. Das Gebäude wurde extra für die Ausstellung entworfen und gebaut. Aber nun lasst uns weitergehen! Also stiefelten sie weiter den Hügel empor. Auf dessen Spitze wuchs das Gebäude immer weiter in die Höhe. Als sie davorstanden, war es viel größer als es von unten ausgesehen hatte. Papa kaufte Karten für die Ausstellung und machte mit der Kassiererin gleich einen Termin für die Vorführung im Planetarium aus. Gemeinsam kraxelten sie die steilen Stufen in die Ausstellungsetage hinauf. Die Vorstellung begann in fünf Minuten, also konnten sie gleich in den Saal. Lilly und Nikolas waren ja schon einmal im Planetarium in Jena gewesen. Aber das, was sie in diesem Kuppelsaal mit den roten Stühlen erlebten, war etwas völlig anderes. Ein spannender Film erzählte ihnen viel über das Aussehen, die Geschichte und die Besonderheiten der Himmelsscheibe. 11

Lilly und Nikolas waren beeindruckt, welch umfangreiches Wissen die Menschen in der Bronzezeit gehabt hatten und wie sie ihre Kenntnisse in der Himmelsscheibe verschlüsseln konnten. Mama schwärmte noch beim Hinausgehen von der schönen Gestaltung dieser bronzezeitlichen Arbeit. In der Ausstellung erfuhren sie noch mehr Interessantes über die Himmelsscheibe. Papa fotografierte Nikolas mit einer Nachbildung der Himmelsscheibe in der Hand. Die war ganz schön schwer und hing an einer Kette. Lilly fand den kleinen Geist in den Vitrinen am coolsten, der viel Spannendes über 12

die Himmelsscheibe wusste. Der sieht ein bisschen aus wie Dobby, der Hauself aus,harry Potter, meinte Nikolas. Dann staunten sie an der Laterna magica darüber, wie früher Bilder zum Laufen gebracht worden waren und lösten das große Quiz an der Wand. Als sie alles gesehen hatten, verließen sie die Ausstellung und nahmen an der Kasse noch ein paar Andenken mit. Nikolas wollte von seinem Urlaubstaschengeld gern ein Poster von der Himmelsscheibe kaufen, Lilly suchte sich einen Schlüsselanhänger aus, Mama nahm ein Mauspad mit und Papa einen Anstecker. Kurze Zeit später hatten sie den Weg hinunter zum Auto zurückgelegt und stiegen ein. 13

Schnell war die Fahrt vorüber, die sie nach Balgstädt, einem kleinen Ort im Unstruttal, brachte. Im Café der Kaffeerösterei Moness gab es leckeres Eis für alle. Nachdem sie aufgegessen hatten, stand Mama auf und verschwand. Kurz darauf kam sie mit einer netten Frau wieder. Das war Frau Pierard, die Leiterin des Cafés und des Hotels. Sie hieß die Kinder und auch die Eltern im Hotel willkommen und zeigte ihnen ihre Zimmer. Lilly und Nikolas freuten sich, denn sie hatten ein eigenes gemütliches Zimmer gleich neben dem der Eltern. Beide Zimmer hatten einen gemeinsamen Eingang und vom Zimmer der Eltern aus gab es eine Tür zu einer Terrasse, auf der sogar ein Grill stand. Während Mama und die Kinder die Koffer und Taschen auspackten, ging Papa noch einmal in geheimer Mission zu Frau Pierard. 14

3. Die Nachtwanderung Als es langsam Abend wurde, schlug Papa vor, noch einen gemeinsamen Ausflug zu machen. Wohin es gehen sollte, verriet er nicht, obwohl sogar Nikolas vor Neugier beinahe platzte. Alle stiegen ins Auto und Papa fuhr los. Wieder ging es in Richtung Nebra, wie Nikolas schon nach einigen Kilometern bemerkte. Aber Papa, wir fahren ja wieder zu dieser Arche!, rief auch Lilly, als sie erneut über die Brücke fuhren. Ja, du kleine Schlaubergerin! Wir fahren noch einmal dorthin. Ich habe eine ganz besondere Überraschung vorbereitet! Die Arche Nebra, die mittlerweile geschlossen war, ließen sie diesmal links liegen und wanderten weiter den Mittelberg hinauf. Nach einigen hundert Metern sahen sie die Reste einer alten, verfallenen Burganlage gleich neben dem Weg. Sofort stellte sich Lilly vor, sie wäre die Prinzessin dieser Burg gewesen. Dann wärst du schon lange vermodert, kommentierte ihr Bruder, der offenbar nichts von dieser Idee hielt. Plötzlich wollte Lilly wissen, ob jetzt gerade auch Schatzräuber hier im Wald unterwegs seien. Papa zuckte mit den Schultern: Natürlich könnte das sein, obwohl es hierzulande streng verboten ist, mit Metalldetektoren nach Schätzen zu suchen. 15

Und erst recht unter Strafe gestellt ist es, wenn man die Schätze, die man findet, einfach so mit nach Hause nimmt, ergänzte Mama. Ihr wisst ja, die Archäologen können aus dem, was sie rund um den Fundort entdecken, noch viel mehr ablesen, als nur aus dem Fund selbst, fuhr sie fort. So war das ja auch bei der Himmelsscheibe. Weil man zuerst nicht genau wusste, wo sie gefunden wurde, behaupteten einige Menschen, sie wäre eine Fälschung, erinnerte sich Nikolas daran, was die Museumspädagogin in der Arche Nebra erzählt hatte. Werden wir uns eigentlich auch die richtige Himmelsscheibe an - sehen, die in Halle in diesem Museum liegt?, wollte er dann wissen. 16

Auf jeden Fall!, verkündete Mama. Papa und ich wollen das Original der Himmelsscheibe unbedingt sehen, wenn wir schon einmal hier sind! Außerdem ist das Gebäude, in dem sich das Landesmuseum befindet, auch sehr interessant. Das machen wir aber erst, wenn wir wieder auf der Heimreise sind, erklärte Papa. Wir planen einen Tag für Halle ein. Vorher werden wir uns aber hier in der Gegend alles ansehen, was wir spannend finden. Schweigend gingen sie weiter, während die Dämmerung sich langsam über den Mittelberg herabzusenken begann. Nachdem sie eine ganze Weile bergauf gelaufen waren, bogen sie vom Weg ab. Nun ging der Pfad noch steiler bergauf. Lilly wurde langsam müde, sie wischte sich immer wieder über ihre Augen. Auch Nikolas musste herzhaft gähnen. Nachdem sie einige weitere hundert Meter zurückgelegt hatten, waren sie endlich am Ziel: Sie befanden sich auf dem Gipfel des Mittelbergs, dort, wo damals die Himmelsscheibe gefunden wurde. Genau an der Fundstelle der Scheibe entdeckten sie im Boden das Himmelsauge. Wenn man in die polierte Metallplatte hineinsah, blickte man gleichzeitig in den Himmel, an dem sich vereinzelt schon Sterne zeigten. Nikolas blieb so lange über das Himmelsauge gebeugt, bis Lilly ungeduldig wurde. Ich will jetzt auch mal!, forderte sie. Als ihr Bruder endlich Platz gemacht hatte, konnte auch Lilly nicht genug von diesem 17

Anblick bekommen. Erst als sie Papas Stimme rufen hörte, wurde sie wieder aufmerksam. Nun wollen wir doch mal nachsehen, welche Überraschung Mama und ich in den Rucksäcken haben!, rief er vom Rand der Lichtung aus. Schnell hatten sich die Kinder um ihre Eltern geschart, die die großen Rucksäcke bereits geöffnet hatten. Die waren den Kindern bisher noch gar nicht aufgefallen. Die Eltern mussten sie bis hierher auf ihren Rücken getragen haben. Oder hatte Papa sie etwa gerade aus dem Gebüsch dort drüben gezogen? Mama breitete eine Decke aus, auf die Papa allerlei Leckereien stellte, die in Schachteln verpackt waren. Mama holte derweil das Geschirr und die Getränke aus ihrem Rucksack und schon konnte das Picknick beginnen. Erst beim Essen merkten die Kinder, welch großen Hunger sie hatten. 18

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Was meint ihr, wollen wir hier bleiben, bis es richtig dunkel ist?, fragte Mama. Hierher kommen sogar Astronomen von weit her, weil die Sicht auf die Sterne so gut ist, verriet sie. Dürfen wir auch mal auf den Aussichtsturm?, flehte Nikolas. Ja bitte, Mama!, bat auch Lilly. Na gut, aber nur, wenn ich nicht mit hinauf muss, willigte Mama ein. Also los, sagte Papa, nachdem sie mit dem Essen fertig waren, wagen wir den Aufstieg und einen Blick ins weite Land! Mama blieb unten und räumte alles wieder in die Rucksäcke, die Frau Pierard ihnen im Hotel zurechtgepackt hatte. Als die Kinder atemlos zurückgerannt kamen, war Mama gerade fertig mit dem Aufräumen. Das Licht hat gerade noch ausgereicht, dass wir alles genau sehen konnten!, rief Lilly schon von Weitem. Wir haben den Kyffhäuser gesehen und sogar den Brocken!, berichtete Nikolas ganz aufgeregt. Den Brocken konnten wir zwar nicht mehr genau sehen, aber den Harz haben wir ganz sicher erkannt, ergänzte Papa. Das ist aber schön, dass ihr noch so viel erkennen konntet, freute sich Mama mit ihnen. Und nun warten wir die Dunkelheit ab, um die Sterne zu beobachten. Gemütlich auf den Decken ausgestreckt und die Arme hinter den Köpfen verschränkt, blickten sie in den wolkenlosen Himmel. 20

Es dauerte nicht lange, bis immer mehr Sterne am Firmament auftauchten. Schließlich erkannten sie die Sternbilder des Großen und des Kleinen Wagens und entdeckten sogar die Milchstraße. Sie sah wirklich aus, als hätte jemand eine Kanne Milch verschüttet. Über jede Entdeckung unterhielten sie sich angeregt und merkten gar nicht, wie schnell die Zeit verging. 21

Irgendwann wurde Lilly immer stiller. Bevor sie ganz einschlief, standen alle auf und machten sich bereit für den Rückweg. Mit einer Taschenlampe leuchtete Papa noch einmal den Platz ab, auf dem sie gelagert hatten. Beinahe hätten sie ein kleines Folienstück übersehen. Das glänzte im Licht der Lampe und Nikolas konnte es aufheben und einpacken. Dunkel lag der Wald rechts und links des Weges. Hin und wieder hörten sie ein Knacken im Unterholz oder den Schrei eines Tieres. Lilly drängte sich ängstlich an Papa. Plötzlich ertönte der Schrei eines Nachtvogels. Ein Käuzchen ließ seinen typischen Ruf vernehmen. Sicher war es auf der Jagd nach einer Maus oder es wollte die anderen Tiere vor den Menschen warnen, die in ihrem Revier unterwegs waren. Sie liefen zügig und hatten bald schon den überwiegenden Teil des Weges zurückgelegt. Das große Haus mit den gebogenen Enden lag in tiefe Dunkelheit getaucht. Nur schemenhaft konnten sie seine Umrisse erkennen. Der Mond und die Sterne spiegelten sich in den großen Scheiben der Arche. Nun hatten sie es fast geschafft. Bis zum Auto waren es nur noch wenige Minuten. Eine gute halbe Stunde später lagen alle in ihren Betten im Hotel und schliefen tief und fest. 22

Der Autor Jörg F. Nowack, Jahrgang 1963, stammt aus Nebra (Sachsen-Anhalt) und hatte das große Glück, in einer Buchhandlung aufzuwachsen. Daher war seine Beziehung zu Büchern schon immer eine ganz besondere. Bereits in der Schule schrieb er gern Geschichten. Mittlerweile wohnt und arbeitet der Mediengestalter, Lektor und Buchautor in Rudolstadt (Thüringen). Die Illustratorin Sabrina Pohle, Jahrgang 1984, stammt aus Sachsen-Anhalt und entdeckte in ihrer frühen Jugend ihr Interesse am Zeichnen, aus dem sich über die Jahre eine Leidenschaft für Illustration und sequenzielle Kunst entwickelte. Sie experimentierte zunächst viel mit traditionellen Maltechniken und Materialien wie Aquarell, Kohle und Pastellkreiden. Seit einiger Zeit nutzt die Mutter eines Sohnes auch digitale Medien, um ihre Werke zu erstellen. Die studierte Japanologin arbeitet als freiberufliche Illustratorin in Hamburg und hat bereits zahlreiche Kinderbücher illustriert. 112

Ferien in Sachsen-Anhalt? Lilly und Nikolas sind von dieser Idee zunächst nicht so richtig überzeugt. Doch dass es zwischen Saale und Unstrut uralte Schätze und sogar echte Zauber sprüche geben soll, macht sie dann doch neugierig. So entdecken sie auf ihrem Streifzug durch die Region spannende Schlösser und Burgen, ein Sonnenobservatorium, die Saline der Halloren, eine verwunschene Bibliothek und nicht zuletzt einige Kunstwerke, die so besonders sind, dass sie zum Weltkulturerbe der Menschheit gehören. Der Spaß kommt auch diesmal nicht zu kurz: Es gibt Kletterabenteuer, wilde Tiere, ein Schlossgespenst und viel Schokolade. So wird der Urlaub für Lilly und Nikolas zu einem einzigen großen Abenteuer. ISBN 978-3-95916-047-6 14,50 www.biber-butzemann.de