Warum ist die 10 Pfg. Heuss grün? Vortrag von Wolfgang Greiner am 10.10.2011 im Verein der Briefmarkenfreunde Rheingau in Geisenheim



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Transkript:

Warum ist die 10 Pfg. Heuss grün? Vortrag von Wolfgang Greiner am 10.10.2011 im Verein der Briefmarkenfreunde Rheingau in Geisenheim Heute will ich etwas über die Postvereinsfarben der Briefmarken erzählen. Begonnen hat das Ganze 1850 mit der Gründung des Deutsch-Österreichischen Postvereins. Die Länder Deutschlands und Österreich vereinbarten mit diesem Vertrag den Austausch von Postsendungen und die Verwendung von Briefmarken zur Freimachung. In diesem Zusammenhang wurde auch die Gebühr für Poststücke innerhalb des Gültigkeitsbereiches festgelegt dies war das sogenannte Postvereinsporto. Es löste als Einheitstarif die nach unterschiedlichen Entfernungen gestaffelten Einzeltarife ab (z. B. bis 3 Meilen, 3 bis 10 Meilen, über 10 Meilen). Das führte z. B. dazu, dass ein Brief innerhalb des Taxis-Gebietes teurer sein konnte als in die Länder des Postvereins trotz ggf. kürzerer Entfernung. Um die Kontrolle der richtigen Frankatur zu erleichtern (die Länder hatten damals zum Teil eigene Währungen), wurden für die Wertzeichen der häufigsten Versendungsarten Farben festgelegt (Vereinbarung von 1861/62 auf Anregung des Kgl. Preußischen General- Postamts vom März 1861): Ortspost (später Postkarten) Brief der ersten Gewichtsstufe, 1. Entfernungszone Brief der ersten Gewichtsstufe, 2. Entfernungszone Brief der ersten Gewichtsstufe, 3. Entfernungszone grün rot blau braun Daneben gab es auch interne Standardfarben einzelner Postverwaltungen (z. B. für Drucksachen). Im Grossen und Ganzen hielten sich die einzelnen Postverwaltungen an dieses Farbschema. Thurn und Taxis z. B. änderte 1862 mit der 3. Ausgabe die Farben seiner Briefmarken auf die Postvereinsfarben (wahrscheinlich deshalb so spät, weil noch genügend Marken vorrätig waren damals war man noch sparsam!). 2 Werte der Kreuzer-Ausgabe von Thurn und Taxis: oben die 3- und 6-Kreuzer der zweiten, unten die in den Farben geänderten Werte der dritten Ausgabe Österreich tauschte die Farben der 10 und 15 Kreuzer (braun und blau) mit der Ausgabe 1863 aus.

1875 wurde der Weltpostverein gegründet, der unter anderem auch die Farbempfehlungen des Deutsch-Österreichischen Postvereins in etwas geänderter Form übernahm: Grün für Postkarten, Rot für Inlandsbriefe der ersten Gewichtsstufe, Blau für Auslandsbriefe der ersten Gewichtsstufe. Natürlich gab es auch Mitglieder, die sich nicht an die Empfehlungen hielten, doch zeigen viele Ausgaben die oben erwähnten Farben für die entsprechenden Werte. Erkennbar ist dies insbesondere bei Dauermarkenserien, die über mehrere Portoperioden in Verwendung waren. Unterschiedliche Wertstufen haben die gleiche Farbe, da das Porto für die jeweilige Versendungsart geändert wurde. Deshalb gibt es auch die gleiche Wertstufe in unterschiedlichen Farben (altes Briefporto wurde zum Postkartenporto). Dazu das Beispiel einer modernen Ausgabe Frankreichs, die über mehrere Jahre lief: Ausgaben Frankreichs für Postkarten und Inlandsbriefe Natürlich gab es auch Ausreißer so ist der 6-Pfg.-Wert der Hitlerserie von 1941 (vorgesehen für Postkarten) nicht grün sondern violett (auch auf Ganzsachen, im Gegensatz dazu die Hindenburg-Ganzsache), obwohl sich Deutschland ansonsten an die Postvereinsfarben gehalten hat. Im Lauf der Zeit haben die meisten Postverwaltungen diese Farbgebung aufgegeben. Gerade auch deshalb, weil neuere Ausgaben mehrfarbig gedruckt wurden. In Deutschland hielten sich die Postvereinsfarben bei den Dauermarken bis zur Serie Burgen und Schlösser (erkennbar u. a. an der Farbänderung der Werte zu 50 und 60 Pfennig oder bei den beiden blauen Werten zu 70 und 90 Pfennig). Farbänderung des 50 Pfg.-Werts der Burgen und Schlösser Aber nicht nur die Dauerserien-Ausgaben zeigen die Postvereinsfarben. Viele Sondermarkenausgaben sind in ihren Grundtönen den empfohlenen Farben angelehnt oder weisen diese als Farbe der Wertziffer oder des Rahmens auf. Beispiele dafür sind unter anderen Ausgaben des Deutschen Reichs bis 1945. Auch Sondermarkenausgaben von Bund, Berlin, DDR und anderen Ländern zeigen die

Farben der Basisentgelte für die entsprechende Verwendung. Hier einige Beispiele im Bild: Dt. Reich 1935 Ausgabe Schütz-, Bach- und Händelfeier Dt. Reich 1941 ex Ausgabe Wiener Frühjahrsmesse Bund ex Jugendserie 1967 Bund 1972 ex Ausgabe zu den olympischen Spielen vor der Portoerhöhung

Bund 1972 ex Ausgabe zu den olympischen Spielen nach der Portoerhöhung vom 1.7.1972 Bund 1973 ex Jugendmarken die Postvereinsfarben erscheinen in der Wertziffer Bund 1977 ex Jugendmarken die Postvereinsfarben erscheinen als Hintergrund Bund 1980 ex Jugendmarken die Postvereinsfarben erscheinen als Rahmen Nachfolgend eine kleine (nicht vollständige) Aufstellung von Tarifen (Portobetrag in Pfennig, bei Briefen jeweils für die erste Gewichtsstufe) und zugehörigen Briefmarkenausgaben von Dauerserien für das Sammelgebiet Bundesrepublik Deutschland bis 1979. Natürlich kann man das auch für andere Sammelgebiete und Perioden machen.

Portoperiode Postkarte Brief Inland Brief Ausland ab 01.09.1948 10 20 30 ab 01.07.1954 10 20 40 Erhöhung Auslandsporto ab 01.03.1963 15 20 40 Erhöhung Postkarten-Porto ab 01.04.1966 20 30 50 ab 01.09.1971 25 30 60 Erhöhung Postkarten- und Auslandsporto ab 01.07.1972 30 für diese Wertstufe gibt es keine Ausgabe in der Postvereinsfarbe 40 70

ab 01.07.1974 40 50 70 Erhöhung Postkarten- und Inlandsporto ab 01.01.1979 50 60 90 Erläuterungen zur Tabelle: 1.9.1948 Ausgabe ab 20. Juni 1951 (Posthorn) 1.7.1954 Ausgabe ab 31. Januar 1954 (Heuss I) 1.3.1963 Ausgabe ab 15. Dezember 1964 (kleine Bauwerke) 1.4.1966 Ausgabe ab 7. Januar 1966 (große Bauwerke) 1.9.1971 Ausgabe ab 23. Juli 1970 (Heinemann) 1.7.1972 Ausgabe ab 10. September 1971 (Unfallverhütung) 1.7.1974 Ausgabe ab 15. März 1975 (Industrie und Technik) Ausgabe ab 13. Januar 1977 (Burgen und Schlösser) 1.1.1979 Ausgabe vom 11. November 1979 (90 Pfg.) Ausgabe vom 14. November 1979 (60 Pfg.) Ausgabe vom 4. Februar 1980 (50 Pfg.) Um die Übereinstimmung der Farben mit den Verwendungsarten feststellen zu können, ist es wichtig, entsprechende Tarifinformationen verfügbar zu haben. Die Spezialkataloge (Michel, Austria-Netto-Katalog) enthalten Informationen über die Posttarife der entsprechenden Länder. Wenn man sich mit dieser Thematik näher befassen will, geben die Arbeitsgemeinschaften gerne Auskunft. Man sollte allerdings bei Anfragen einen frankierten Rückumschlag beilegen (ggf. vorherige telefonische Anfrage). Ein Verzeichnis der Arbeitsgemeinschaften ist beim BDPh erhältlich (auch im Internet unter http://www.bdph.de ).

Wie sammle ich die Postvereinsfarben? Wenn man sich mit diesem Gebiet beschäftigt, sollte man die Ausgaben nicht nur lose sammeln. Aussagekräftiger sind Ganzstücke und Ganzsachen (Briefe, Karten) in Ausnahmefällen auch Briefstücke, die die Verwendung der Postvereinsfarben für Postwertzeichen dokumentieren. Der Titel einer solchen Sammlung könnte z. B. sein Die Verwendung der Postvereinsfarben auf Dauerserien der Bundesrepublik Deutschland von 1949 bis 1980. Dabei kann man auch ohne weiteres Mehrfach-, Bunt- und Mischfrankaturen in die Sammlung aufnehmen, wenn die zusätzlichen Marken für besondere Versendungsarten und/oder höhere Gewichte erforderlich waren. Ein Beispiel wäre eine 10 Pfg. Heuss für eine Postkarte mit einer 5 Pfg.- Marke als Ergänzungsporto für Luftpostbeförderung. Mischfrankaturen werden normalerweise von Sammlern nicht so sehr geschätzt, deshalb kann man solche Belege zu erschwinglichen Preisen finden. Solche Belege sind, weil sie als Massenware vorhanden sind, auch aus diesem Grunde erschwinglich (auch ältere Semester!). Vor allem sollte man aber auf periodengerechte Frankaturen achten (eine 50 Pfg. Burgen und Schlösser in rot auf einer Postkarte ab 1979 sollte nicht in der Sammlung auftauchen! Auch Auffrankaturen von Ganzsachen in späteren Portoperioden passen nicht in solch eine Sammlung.). Weitere Negativbeispiele wären: 10 + 20 Pfg. Posthorn für einen Auslandsbrief 2 mal 20 Pfg. Heuss für einen Auslandsbrief 2 mal 10 Pfg. Heuss für einen Inlandsbrief 20 + 30 Pfg. große Bauten für einen Auslandsbrief

Ein kleiner Blick ins Lexikon: Einzelfrankatur: das gesamte Entgelt wird mit einer Briefmarke dargestellt. Mehrfachfrankatur: das Entgelt wird durch zwei oder mehr gleiche Briefmarken dargestellt. Massenfrankatur: wie Mehrfachfrankatur, jedoch mehr als 10 Marken. Treppenfrankatur: Sonderform der Massenfrankatur, bei der die einzelnen Marken überlappend geklebt werden. Solche Frankaturen waren z. B. während der Inflationszeit (1919 bis 1923) üblich und durften nur von Postbeamten vorgenommen werden, um eine Wiederverwendung von bereits gebrauchten Postwertzeichen zu verhindern. Buntfrankatur: das Entgelt wird durch zwei oder mehr unterschiedliche Briefmarken aus der selben Serie dargestellt. Wird auch als Zwei-, Drei- oder Mehrfarbenfrankatur bezeichnet. Dabei können die Einzelwerte auch mehrfach vorkommen (z. B. 2 x 10 und 1 x 5 Pfennig für eine 25 Pfennig-Frankatur). Mischfrankatur: die Frankatur besteht aus Marken unterschiedlicher Ausgaben (z. B. Sondermarke und Dauerserie, Marken aus verschiedenen Dauerserien). Ganzstück: vollständiger Briefumschlag, Karte, Paketkarte und ähnliches mit aufgeklebten und entwerteten Briefmarken, ggf. mit entsprechenden Zusatzinformationen (Durchgangsstempel, Kodierung, Taxvermerk, usw.). Ganzsache: Umschlag oder Karte mit eingedrucktem Wertzeichen (auch Wertstempel genannt). Sonderformen der Ganzsache sind z. B. Kartenbrief und Aerogramm. Briefstück: Ausschnitt aus einem Ganzstück, der meist aus Platzersparnis (oder weil die Marke bzw. der Stempel wasserempfindlich ist oder der Gummi sich nicht lösen lässt) erfolgt und zumindest den Entwertungsstempel vollständig zeigt. Auch die Vorderseite eines Umschlags oder eine ausgeschnittene Paket-/Päckchenadresse wird als Briefstück bezeichnet. Briefstücke werden normalerweise niedriger bewertet als Ganzstücke. Ganzsachenausschnitt: ausgeschnittener Wertstempel einer Ganzsache. Ganzsachenausschnitte waren und sind in einigen Ländern als Frankatur zugelassen. In früherer Zeit verwendeten Absender Ganzsachenausschnitte auf den damals üblichen Faltbriefen (das sind z. T. gesuchte Belege, die entsprechend Geld kosten!).

Porto: ursprünglich die vom Empfänger zu bezahlende Gebühr für die Beförderung. Heute generell für Beförderungsentgelt verwendet. Das alte Porto wird heute als Nachgebühr oder Strafporto bezeichnet. Franco: Vermerk auf Poststücken, dass der Absender die Beförderungsgebühr oder einen Teil davon bezahlt hat. Dokumentiert wurden Porto und Franco mit sogenannten Taxvermerken auf den Poststücken; ursprünglich handschriftlich (wobei für Porto blaue und für Franco rote Farbe verwendet wurde), später auch mit Stempeln (z. B. T, PD ). Heute wird nur noch ein evtl. erforderliches Porto vermerkt, da das Franco i. d. R. mit Briefmarken, Freistempeln o. ä. entrichtet wird. Deshalb waren früher Absenderfreistempel in rot (= Franco), in neuerer Zeit wurde die Farbe auf blau umgestellt, da die optischen Lesegeräte blau besser erkennen können als rot! Im internationalen Verkehr findet man auch häufig Portovermerke in Form einer Bruchzahl, wobei im Zähler der fehlende Anteil und im Nenner das Grundentgelt für eine Auslandssendung (meist Briefporto) stehen. Dieser Bruch wird mit dem im empfangenden Land geltenden Porto für Auslandssendungen multipliziert und ggf. erhöht (z. B. Verdoppelung in Österreich, fester Zuschlag in Höhe eines Briefentgeltes in Deutschland). Der so ermittelte Betrag wird auf der Sendung festgehalten und vom Empfänger als Nachgebühr erhoben.