Breite Unterstützung für natureplus



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Transkript:

Breite Unterstützung für natureplus Auf der Fachtagung Instrumente für nachhaltiges Bauen in Europa am 21.06.2012 in Berlin wurde der große Stellenwert von natureplus in der Green-Building-Bewegung deutlich. Im Rahmen der Veranstaltungen zur Feier des zehnjährigen Bestehens des natureplus Qualitätszeichens war die Fachtagung Instrumente für nachhaltiges Bauen in Europa sicher der inhaltliche Höhepunkt. Fachreferenten aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Belgien und Großbritannien erläuterten die verschiedenen Methoden zur ökologischen und gesundheitlichen Bewertung von Gebäuden und Bauprodukten sowie die Rolle, die dem natureplus Qualitätszeichen in diesem großen Zusammenhang zufällt. Hierbei wurde deutlich, dass natureplus schon heute einen hohen Stellenwert für die internationale Green Building Bewegung hat und wachsende Unterstützung erfährt. Die Veranstaltung fand in Berlin im Tagungszentrum der Heinrich Böll Stiftung statt. Eingeleitet wurde der Vortragsreigen durch ein Grußwort von Regierungsdirektor Johann Georg Dengg vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV), der im Namen des Ministeriums Glückwünsche zum zehnjährigen Jubiläum aussprach und unterstrich, dass die Bundesregierung dieses Umweltzeichen zur Verbraucheraufklärung und zur Orientierung auf eine verstärkte Verwendung nachwachsender Rohstoffe im Baubereich unterstützt. So sei es natureplus in den vergangenen 10 Jahren gelungen, zur Wahrheit und Klarheit in einer oft verwirrenden Vielfalt von Kennzeichen und Zertifikaten beizutragen. Dass natureplus auf Basis wissenschaftlich belastbarer Kriterien und Schwellenwerte arbeitet, in einem transparenten Verfahren mit unabhängigen Kontrollstellen, sichere eine hervorragende Ausgangsposition für seine weitere Entwicklung. Den Einstieg in die Präsentation der Instrumente zum Nachhaltigen Bauen leistete DI Nikolas Kerz, Leiter der Geschäftsstelle Nachhaltiges Bauen im Bundesinstitut für Bau, Stadt und Raumplanung (BBSR). Im Auftrag des Bundesbauministeriums (BMVBS) stellte er die Ziele und Instrumente der Bundesregierung in diesem Feld vor, basierend auf dem seit mehr als zehn Jahren bestehenden Leitfaden Nachhaltiges Bauen, insbesondere das Bewer Veranstaltungsbericht 10 Jahre natureplus Qualitätszeichen 21.06.2012 in Berlin Seite 1

tungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB) für Bundesgebäude, welches in Kooperation mit der DGNB entstanden ist und seit kurzer Zeit für alle Neu oder Umbauten des Bundes mit einem Volumen größer als eine Mio. EUR verbindlich zur Anwendung kommen muss. Hier fließen, wenngleich nur zu einem Anteil von 22,5 %, Ökobilanz Daten von Bauprodukten in die Gebäudebewertung ein. Diese könnten und sollten auch von natureplus bereitgestellt werden. Im Informationsportal Nachhaltiges Bauen www.nachhaltigesbauen.de werden über die Datenbanken ökobau.dat und WECOBIS diese Baustoffinformationen kostenlos bereitgestellt. Mit der neu beim Innenministerium eingerichteten Kompetenzstelle nachhaltige Beschaffung bestehe die Möglichkeit, Nachhaltigkeitsaspekte in das öffentliche Beschaffungswesen einzubeziehen, allerdings ist diese Stelle derzeit noch nicht im Bereich Bauprodukte aktiv. Zusammenfassend bot Kerz eine künftig engere Zusammenarbeit des Bauministeriums mit natureplus im Bezug auf Nachhaltige Bauprodukte an. Prof. Alexander Rudolphi vom Präsidium der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen erläuterte die Vorgehensweise der DGNB in der Gebäudezertifizierung und insbesondere das Vorzertifikat und hob hervor, dass nur vorausschauende Planung und die Berücksichtigung von Aspekten der Nachhaltigkeit bereits beim Planungs und Baupflichtenheft eine erfolgreiche Gebäudebewertung ermögliche. Hier legt die DGNB großen Wert auf ökologische und gesundheitliche Qualität der Gebäude, welche nur durch den Einsatz entsprechender Materialien zu gewährleisten sei. Künftig sollen verstärkt auch ökologische und soziokulturelle Aspekte bei der Rohstoffgewinnung eine Rolle spielen. Dazu seien aber verlässliche Informationen über die verwendeten Materialien nötig, die nur sehr schwer zu bekommen sind. In diesem Zusammenhang sei natureplus für die Auditoren der DGNB eine große Hilfe. Aus diesem Grund sprach sich Rudolphi für eine intensivere Zusammenarbeit von DGNB und natureplus aus. Über die praktischen Probleme bei der Materialauswahl in den verschiedenen Gebäude Zertifizierungssystemen wie DGNB, LEED oder BREAM sprach Jens Glöggler vom Fachingenieurbüro ATP sustain aus München. Er berichtete von den großen Schwierigkeiten der Planer, sich die relevanten Informationen über Inhaltsstoffe, Ökobilanzen, Emissionen, Lebensdauer, Recyclingangebote usw. für alle Produkte in einer möglichst einheitlichen Form und noch dazu aus vertrauenswürdiger Quelle zu beschaffen und belegte dies durch einige Beispiele. Gerade auch die weit verbreiteten Produktdeklarationen (EPD) lieferten leider mangels einheitlicher Aufbereitung keine direkt vergleichbaren Daten. Diese Informationen sind aber letztlich entscheidend für die Produktauswahl egal nach welchem Zertifizierungssystem ein Gebäude letztlich überprüft wird. Gerade bezüglich toxischer Emissionen können Material Gütezeichen wie natureplus gute Informationen liefern. Dennoch wird in den drei Zertifizierungssystemen DGNB, LEED und BREAM die Chance, auf solche Label hinzuweisen, bisher nicht genützt. Mit dem CO 2 Fußabduck stellte Rasmus Prieß vom PCF World Forum ein weiteres Instrument zur Beurteilung der Nachhaltigkeit von Produkten vor. Der CO 2 Fußabdruck eines Produktes (Product Veranstaltungsbericht 10 Jahre natureplus Qualitätszeichen 21.06.2012 in Berlin Seite 2

Carbon Footprint PCF) bezeichnet die Bilanz der Treibhausgas Emissionen entlang des gesamten Lebenszyklus eines Produkts in einer definierten Anwendung. Der CO 2 Fußabdruck stellt eine Weiterentwicklung / Vereinfachung der Öko Bilanz auf eine einzige Bezugsgröße dar, um eine bessere Vergleichbarkeit der Ergebnisse zu gewährleisten. Doch sowohl aufgrund von unterschiedlichen Handelsstrukturen als auch durch unterschiedliches Verhalten der Konsumenten können ähnliche Produkte einen sehr unterschiedlichen CO 2 Fußabdruck haben. Wie das Beispiel Frankreich belegt, gewinnt eine solche vergleichbare (!) Quantifizierung von Umweltwirkungen eines Produktes immer mehr an Bedeutung. Allerdings ist dieses Instrument in der Baubranche noch nicht verbreitet. Hildegund Mötzl vom Österreichischen Institut für Bauen und Umwelt (IBO) und Sprecherin der Österreichischen EPD Plattform für Bauprodukte beschäftigte sich in ihrem Vortrag mit der neuen Norm für Ökobilanzen, der EN 15804. Die EN 15804 gibt die Grundregeln für die Umweltdeklarationen der Produktkategorie Bauprodukte vor, um darauf aufbauend die Nachhaltigkeit von Bauwerken ermitteln zu können. Mötzl stellte fest, dass das generelle Problem der mangelnden Vergleichbarkeit von Ökobilanzen auch durch die neue EN 15804 nicht gelöst werde. So stellen sich gerade beim Vergleich von EPD Daten immer wieder die Fragen: Wurden dieselben generischen Daten verwendet? Wie wurde die Nutzungsdauer ermittelt? Welche Charakterisierungsfaktoren wurden verwendet? Insofern sind Ökobilanzen nur in einem genau definierten System vergleichbar. Der Mehrwert der 24 neuen Indikatoren, die in der EN 15804 enthalten sind, erschließt sich ihr daher nicht. Mehr Aussagekraft hätten nach Ansicht von Mötzl Prozessdaten gehabt, die aber als Betriebsgeheimnis nicht veröffentlicht werden. Dennoch kann und soll natureplus eine Schnittstelle zu EPDs bieten, indem Informationen aus der natureplus Prüfung entsprechend aufbereitet werden und sich natureplus um die Ergänzung relevanter Parameter in EPD Systemen bemüht. Das ist bei der Österreichischen EPD Plattform für Bauprodukte bereits geschehen, wo natureplus in der BAUBOOK Online Datenbank für Bauprodukte enthalten ist. Einen eher provokanten Ansatz wählte Peter Thoelen, der Direktor des Flämischen Instituts für bio ökologisches Bauen und Wohnen (VIBE Belgien). Er ging auf den unterschiedlichen Informationsbedarf von Verbrauchern, Bau Profis und Wissenschaftlern ein und kam zu dem Schluss, dass die wissenschaftlich korrekten EPD Deklarationen in der täglichen Praxis der Planer und Bauherren keine Orientierung geben und oft auch Umweltmängel der Produkte wirksam kaschieren. Da die Ergebnisse einer LCA stark von den jeweiligen Annahmen abhängig sind, liefern sie kaum vergleichbare Resultate und können so, je nach Betrachtungswinkel, ein und dasselbe Produkt als bestes oder schlechtestes seiner Klasse erscheinen lassen. Demgegenüber haben Gütesiegel wie natureplus den Vorteil, dass sie eine unmittel Veranstaltungsbericht 10 Jahre natureplus Qualitätszeichen 21.06.2012 in Berlin Seite 3

bare Produktauswahl ermöglichen und klare Qualitätskriterien garantieren. Um natureplus nun mehr Gewicht in der Bauwelt zu verschaffen, sei eine verbesserte Kommunikation, v.a. auch der zertifizierten Unternehmen und eine bessere Integration von natureplus in staatliche Lenkungsinstrumente (z.b. Informationsstellen, Förderprogramme, öffentliche Ausschreibungen) vonnöten. Zur Bedeutung der nachwachsenden Rohstoffe für das nachhaltige Bauen sprach Eckhard Klopp von der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR). Die FNR hat seit 1998 im Auftrag des Deutschen Landwirtschaftsministeriums über 2.100 Projekte begleitet und allein im Bereich des Bauens mit nachwachsenden Rohstoffen rund 100 Vorhaben mit etwa 20 Mio. gefördert, darunter auch natureplus. Eine bundesweite telefonische Fachberatung, die Wanderausstellung BAUnatour und der Wettbewerb HolzbauPlus sind aktuelle Beispiele für diese Aktivitäten. Klopp wies insbesondere auf den geschlossenen CO 2 Kreislauf durch Bauprodukte aus nachwachsenden Materialien und die damit verbundene CO 2 Senkenleistung hin. Aktuell arbeite man an der Ermittlung von Leitbildern für die öffentliche Kommunikation und Beschaffung. Von der Fachgruppe Innenraumhygiene des Umweltbundesamtes (UBA) referierte Christine Däumling auch über die Arbeit des Ausschuss für gesundheitliche Bewertung von Bauprodukten (AgBB). Wie wichtig die Überwachung von Ausgasungen aus Baustoffen ist, musste das UBA aus leidvoller Erfahrung beim Neubau seines Verwaltungsgebäudes in Dessau erfahren. Als ökologisches Vorzeigeobjekt geplant, mussten nach der Fertigstellung 18.600 m² Kautschuk Bodenbelag ausgetauscht werden, da die AgBB Grenzwerte für Naphthalin und für krebserregende Lösemittel bis zu 22fach überschritten wurden. Seit 2006 ist die AgBB Emissionsprüfung im Rahmen des Zulassungsverfahrens beim DIBT verbindlich für Bodenbeläge vorgeschrieben, seit 2011 auch für Parkettlacke und Klebstoffe. Däumling kritisierte Auswahl und Grenzwerte der neuen französischen Emissions Kennzeichnung: Während hier Formaldehyd so streng bewertet wurde, dass ein Großteil natürlicher Werkstoffe nicht in die höchste Bewertung käme, sind die übrigen Stoffe entweder irrelevant oder aber zu großzügig bewertet. Der beim UBA Neubau kritisierte Bodenbelag hätte in Frankreich die beste Bewertung erreicht. Deshalb riet Däumling auch angesichts der energetischen Sanierungen dazu, nur emissionsgeprüfte Produkte einzusetzen, die wie bei natureplus hohe Vorsorgewerte erfüllen. Peter Bachmann, Geschäftsführer des Sentinel Haus Instituts aus Freiburg, erläuterte dessen Konzept, Innenraumhygiene als Ingenieursdienstleistung anzubieten. Aufbauend auf den Erkenntnissen des AgBB zur Wohngesundheit, hat Sentinel Haus ein Qualitätsmanagement entwickelt, bei dem durch eine Vorauswahl emissionsgeprüfter Baustoffe, durch Schulung von Planern und Handwerkern und durch Raumluftmessungen unabhängiger Experten Veranstaltungsbericht 10 Jahre natureplus Qualitätszeichen 21.06.2012 in Berlin Seite 4

dem Investor eine hohe Innenraum Luftqualität vertraglich zugesichert werden kann. Dadurch kann der Investor oder Betreiber auch Rechtssicherheit hinsichtlich der Haftung für eventuelle Bauschäden erhalten. Diese Ingenieursdienstleistung, verbunden mit den erwähnten Weiterbildungsveranstaltungen, bietet Sentinel Haus in verschiedenen europäischen Ländern und zunehmend auch im Auftrag von Kommunen bei staatlichen Bauvorhaben an. Uwe Welteke Fabricius, der Präsident von natureplus, fasste in seinem Beitrag nochmals die wesentliche Botschaft der Fachtagung Instrumente für nachhaltiges Bauen in Europa zusammen: Notwendig ist es, sowohl was die ökologische als auch gesundheitliche Qualität von Baumaterialien angeht, zu europaweit einheitlichen Bewertungsmaßstäben zu kommen, die eine Vergleichbarkeit und somit eine Vorauswahl der besonders ökologisch nachhaltigen und gesundheitsverträglichen Produkte erlauben. Diese Informationen brauchen die Planer, um nachhaltige und damit zukunftsfähige Gebäude zu planen. natureplus muss hier an sich arbeiten, dass es kompatibel wird in den Schnittstellen zu anderen Bewertungstools, ist aber schon auf einem guten Weg, wie die positive Resonanz zahlreicher Institutionen auf dieser Veranstaltung gezeigt hat. Nun gelte es, die öffentliche Hand in möglichst vielen Ländern Europas davon zu überzeugen, bei ihren Ausschreibungen nachweislich nachhaltigere Produkte mit natureplus Gütesiegel vorrangig zu berücksichtigen. Als Hauptrednerin der Veranstaltung 10 Jahre natureplus Qualitätszeichen konnte Renate Künast gewonnen werden, Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag und als Verbraucherministerin der rot grünen Bundesregierung diejenige, die vor zehn Jahren die ersten natureplus Zertifikate überreicht hatte. Sie hob hervor, dass für Sie natureplus immer noch das Biosiegel für Bauprodukte ist. Nachhaltiges Bauen sei eine wesentliche Voraussetzung für die Energiewende. Nachhaltige Baumaterialien und deren Energiebilanz würden immer wichtiger für Investoren und Bauherren. Dämmstoffe schneiden beispielsweise je nach Ausgangsmaterial ganz unterschiedlich ab. Nachwachsende Rohstoffe müssten künftig eine noch viel bedeutendere Rolle in der Bauwirtschaft spielen. Der ökologischen Baubranche riet Renate Künast, sich noch stärker mit Ideen und Innovationen in die Debatte um den ökologischen Umbau unserer Städte einzubringen. Mit einer großen Zahl von Kurzbeiträgen wurde anschließend die Bedeutung von natureplus für die die verschiedenen Interessengruppen am Bau hervorgehoben: Katrin Krueger von der Verbraucher Initiative (Bundesverband) lobte natureplus als ein aus Verbrauchersicht verlässliches Umweltzeichen, das in der Datenbank label online als empfehlenswert charakterisiert ist. Prof. Tom Woolley aus Nordirland (Foto) schilderte aus Architektensicht das Image Desaster für große Investoren in Großbritannien, Veranstaltungsbericht 10 Jahre natureplus Qualitätszeichen 21.06.2012 in Berlin Seite 5

die sich auf Bauprodukte von DOW Chemicals eingelassen hatten, welche unter moralisch fragwürdigen Umständen hergestellt wurden mit natureplus Produkten wären sie besser gefahren. Charly Müller vom bekannten Fertighaus Hersteller Baufritz zog Parallelen zwischen der Vorgehensweise und der Firmenphilosophie von natureplus und Baufritz. Gudrun Siemens, Verkaufsleiterin des Dämmstoff Herstellers Gutex, zog gleichfalls Parallelen zur Waldshuter Traditionsfirma, welche in diesem Jahr als Hauptsponsor der Tagung fungierte. Ulrich Röhlen vom Lehmbauspezialisten Claytec berichtete, wie die natureplus Prüfung auch zu einer verbesserten technischen Normierung der Produkte geführt hat. Zum Abschluss hob Gerhard Koch von Wienerberger den internationalen Charakter von natureplus nochmals hervor, der gerade einem international tätigen Unternehmen große Vorteile bietet. Zum Abschluss der ganztägigen Veranstaltung wurde erstmals der natureplus award verliehen, eine undotierte Ehrung für eine Persönlichkeit, die sich um das Nachhaltige Bauen in besonderer Weise verdient gemacht hat. Geehrt wurde Carmen Hock Heyl vom mittelständischen Dämmstoffhersteller Hock Thermohanf für ihre unermüdliche Pionierarbeit im Bereich der Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen. Die Laudatio hielt Bosco Büeler von der Schweizerischen Interessengemeinschaft Baubiologie/Bauökologie, auch Vizepräsident von natureplus. Der Preis wurde durch Renate Künast überreicht, die zehn Jahre zuvor Frau Hock bereits als allererste Zeichenträgerin von natureplus ausgezeichnet hatte. Anschließend fand zum Ausklang der Veranstaltung ein Sektempfang statt, bei dem sich die Tagungsteilnehmer noch bis in die Nacht hinein über die interessanten Vorträge austauschen konnten. Insgesamt bewerteten sie diese Veranstaltung zum zehnjährigen Jubiläum des natureplus Zertifikats als rundum gelungen und würdig dem Anlass, wozu auch die hervorragend geeigneten Räumlichkeiten des Tagungszentrums beletage im Herzen von Berlin beitrugen. Interessenten können gegen einen kleinen Unkostenbeitrag von 10 die Tagungsmappe der Veranstaltung bestellen bei: natureplus Geschäftsstelle Hauptstraße 41 69151 Neckargemünd [T] +49 6223 861147 [F] +49 6223 863646 [e] office@natureplus.org. Veranstaltungsbericht 10 Jahre natureplus Qualitätszeichen 21.06.2012 in Berlin Seite 6