Unikurs in Zürich Grundlagen Akupunktur TCM Acht Leitkriterien Dr. med. K. Buchholz / Dr. med. V. Meier Postfach 2003 8021 Zürich Tel. 0844 200 200 Fax 031 332 41 12 info@sacam.ch www.sacam.ch
Die 8 Leitkriterien Ba Gang Prakt. med. Klaus Buchholz / Dr. med. Verena Meier Mit ihrer Anwendung kann eine erste Differenzierung der Krankheitszeichen vorgenommen werden, um sich so einer medizinischen Diagnose anzunähern. Yin&Yang Yin und Yang werden in dieser Näherung als übergeordnete Begriffe verwendet, die eigentlich die folgenden drei Paare subsumieren. Yang: aussen, Hitze, Fülle Aber auch i.s.: Aktives Yin: innen, Kälte, Leere Aber auch i.s.: struktives (Beachte hierzu insbesondere Vortrag und Skript Yin / Yang ) Aspekte Yin: Gesicht schmutzig wirkend oder blass. Spannungslose, gebückte Haltung, kraftlos. Bewegungsunlust. Stimme leise, schwach, Atem schwach und mühsam gehend. Kurzatmigkeit. Appetit und Durst vermindert. Verlangen nach warmen Getränken. Körper und Gliedmassen kalt. Schmerzen im Unterleib, bessernd auf Druck Zk: blass, gedunsen, weich. Zb: feucht, glatt, schlüpfrig. Pp: tief, verschwindend, leer. sacam,, Dr. med. Klaus Buchholz / Dr. med. Verena Meier, 2013 1
Aspekt Yang: rotes Gesicht, trockenen Lippen. Unruhe und gesteigerter Bewegungsdrang. Geschwätzigkeit. Atem laut. Keuchatmung, Schleimrasseln, Irreden, Schreien. Gliedmassen heiss. Hitzegefühl, Verlangen nach Abkühlung. Schmerzen im Unterleib werden durch Druck verschlechtert. Zk: tiefrot bis scharlachrot. Zb: gelb, trocken, rissig. Pp: Schnell, überfliessend, voll. (Die erwähnten Begriffe Zk für Zungenkörper, Zb für Zungenbelag, Pp. für die chinesischen Pulse werden im Einzelnen und in ihrer jeweiligen Bedeutung in den Vorlesungen über Diagnostik 1-3 besprochen und erklärt.) Yin und Yang stehen in Relationen zu einander: Skizzen zeichnen: Ist Yang relativ in Leere, so empfindet der Patient Kälte von Aussen. Ist Yin relativ in Leere, so ist die Empfindung innere Hitze, periodisches Fieber stellt sich ein. Ist Yang in Fülle, so ist die Empfindung äussere Hitze, Hitze ohne Schweiss. Ist Yin in Fülle, so empfindet man innere Kälte, kalter Schweiss tritt auf. sacam, Dr. med. Klaus Buchholz / Dr. med. Verena Meier, 2013 2
Yin Affektion Yin als Struktives, Stoffliches, Materielles kann angegriffen sein indem es zerstört, vermindert, aufgebraucht oder geschmälert ist und dann das struktive Widerlager verringert und beschädigt erscheint. Wir sehen dann die Yin Leere z.b. bei ulzerösen oder konsumierenden Prozessen Oder aber die Affektion äussert sich durch Akkumulation, Anlagerung, Ablagerung, Zusammenballung des Substantiellen, z.b. in Form von Neoplasie, Ergüssen, Keloiden. Yang Affektion Yang als Aktives, Dynamisches, Bewegtes, kann ebenso in zweierlei Hinsicht geschädigt sein Ist sie geschwächt, verringert, erschöpft, kommt es zu Antriebsschwäche, verminderter Lebenswärme, verlangsamten Reaktionen Bei übermässiger Entfaltung kommt es zu hyperergischen Prozessen, wie Entzündung, Erregtheit, Raserei Yang Kollaps Hierunter versteht man den vollständigen Verlust der aktiven Energien Yang Kalter, klebriger Schweiss. Kalte Extremitäten, Zunge weiss und feucht, Pp. leer, schnell, zwiebelstängelartig. Haut kalt, kaum hörbarer Atem, Durstlosigkeit. Verlangen nach warmen Getränken. Kälte verschlechtert. Apathie, Bewusstseinseintrübung. Yin Kollaps Es besteht ein völliger Zusammenbruch der struktiven Energieaspekte Yin Heisser Schweiss, salzig schmeckend, nicht klebrig. Warme Extremitäten, Zg: rot und trocken. Pp: leer, beschleunigt, u.u. überfliessend und voll. Haut warm. Schwergehender Atem. Durst und Verlangen nach kalten Getränken. Befinden durch Hitze verschlechtert. sacam, Dr. med. Klaus Buchholz / Dr. med. Verena Meier, 2013 3
aussen (biao) / innen (li) Die Aussagen Aussen/innen geben eine Auskunft darüber, ob sich eine Krankheit oberflächlich oder in der Tiefe entfaltet. Aussen Erkrankungen sind i.d.r. akut, leichterer Natur, die Haut und die oberflächlich liegenden Leitbahnsysteme betreffend. Innen Erkrankungen (li= Inneseite, bedeutet das Futter eines Mantels) sind tiefsitzend, langwierig, chronisch. Hohlorgane (Fu) und Speicherorgane (Zang) befallend. Aussen Erkrankungen sind i.d.r. auf äussere Krankheitsauslöser zurück zu führen. Innen Erkrankungen finden ihre Ursache i.d.r. in den 7 Emotionen oder den neutralen Auslösern, wie Übermüdung, Diät- und Lebensführungsfehlern. Natürlich können Innen Erkrankungen auch bedingt sein durch fortgeleitete Aussenstörungen Aussen Symptome sind: Fieber leicht oder intermittierend, Schüttelfrost. Kopfschmerzen. Zb: dünn oder fehlend. Nase verstopft. Pp: oberflächlich. Urin reichlich und hell. Appetit und Ausscheidung normal. Innen Symptome sind: Fieber anhaltend und hoch, mit quälender Hitze. Schmerzen v.a. in Bauch und Brust. Zb: gelb, grau. Mund trocken. Pp: tief. Urin wenig und dunkel. Brechreiz, fehlender Appetit, Spannungsgefühl. Äussere Kälte: Fieber mit Frostschauer, Kopfschmerzen ohne Schweiss, Nackensteifigkeit, Ischialgie, Gelenkschmerzen. Äussere Hitze: Schüttelfrost, Kopfschmerzen, Schweiss kann vorhandnen sein oder fehlen, ebenso Durst. Äussere Fülle: Fieber mit Frostschauer, Schmerzen im ganzen Körper, schweisslos, Pp: oberfächlich und voll oder oberflächlich und gespannt. Zb: dünn, weiss Äussere Leere: grosse Erkältungsanfälligkeit, Schweisse anfallsweise oder andauernd. Pp: kraftlos, oberflächlich. Zk: blass. Innere Kälte: Kälte verschlechtert, kalte Extremitäten, Bauchschmerzen mit Durchfall, Übelkeit, Erbrechen, wenig Durst. Pp: tief und langsam. Zb: weiss, schlüpfrig. sacam, Dr. med. Klaus Buchholz / Dr. med. Verena Meier, 2013 4
Innere Hitze: quälende Hitze ohne Frostschauder, Schweiss, Durst. Skleren gerötet, Lippen tiefrot. Pp: schnell. Zk: hellrot. Zb: gelb Innere Fülle: Fieber mit Unruhe, keuchender Atem, Obstipation, geblähter Unterbauch. Eventuell wirre Reden bis Tobsuchtsanfälle. Pp: tief und voll. Zb: gelb und trocken. Innere Leere: allgemeine Schwäche, leise Stimme, Wortkargheit, wenig Appetit, Schwindel, kalte Extremitäten, Durchfall, Urininkontinenz. Zk: rosa, blass. Zb: farblos bis weisslich. Halb aussen- halb innen Symptome treten insbesondere bei den kälteinduzierten Krankheiten, wie sie im Shang Han Lun beschrieben werden, auf. Ihre Symptomatik sind: Alternanz von Fieber und Frieren, Völlegefühl im Thorax, Unruhe, Nausea, bitterer Mundgeschmack. Pp: gespannt Beispiel einer Entwicklung von Aussen nach Innen: reichlich klarer Urin, dann Übelkeit, bitterer Mundgeschmack, Druck auf der Brust, Appetitverlust. Später dann Unruhe, Schlaflosigkeit, Durst, trockener Mund, wirre Reden, Obstipation oder Bauchschmerzen mit Durchfall. Beispiel einer Entwicklung von Innen nach Aussen: innere Hitze und Unruhe, Hustenreiz, Druck auf der Brust. Dann Fieber mit Schweissausbruch, auch Exanthem Hitze (re) / Kälte (han) Hitze und Kälte meint nicht einfach eine gemessene Temperatur, sondern insbesondere auch gesteigerte Dynamik, beziehungsweise verminderte Dynamik. Somit die Symptomatologie: Hitze: Patient liegt ausgestreckt da, ist unruhig und geschwätzig. Es findet sich ein gerötetes Gesicht, die Augen sind weit geöffnet, die Lippen trocken und rissig. Es liegt eine Obstipation vor. Der Auswurf ist dick, gelb, klebrig, grün. Die Haut fühlt sich warm an. Zb: dick gelb. Pp: oberflächlich, schnell. Kälte: Patient liegt zusammengekrümmt da, mit grossem Ruhebedürfnis. Das Gesicht ist blass, die Augen klar und feucht, die Lippen bleich und bläulich. Es besteht Durchfall. Auswurf ist reichlich, dünn, klar. Die Haut kühl. Urin klar und reichlich. Zb: weiss schlüpfrig. Pp: tief, klein, langsam. sacam, Dr. med. Klaus Buchholz / Dr. med. Verena Meier, 2013 5
Hitze und Kälte kombinieren sich klinisch stets mit den anderen Leitkriterien, insbesondere mit Aussen und Innen, sowie mit Fülle und Leere. Somit ergeben sich folgende Muster: Fülle Hitze: hohes Fieber, Verwirrtheit, Durst, Völlegefühl schlechter auf Druck. Zk: rot Zb: gelb Pp: schnell, voll, schlüpfrig. Leere Hitze: Wechselfieber, Nachtschweiss, Schwäche, fünf Zentren Hitze, trockener Pharynx und Mund. Zk: rot, geschrumpft. Pp: schnell, leer. Fülle Kälte: Kälteaversion, Kalte Gliedmassen, Kälte im Abdomen mit Schmerz. Zb: weisslich, schlüpfrig. Pp: tief, fadenförmig. Leere Kälte: Kälteaversion, reversible kalte Extremitäten, ängstlich, klarer wenig riechender Durchfall, reichlich klarer Urin. Zk: breit. Zb: dünn, weisslich. Pp: leer, fein, langsam Leere (xu) Fülle (shi) In Leere sind die rechtläufigen Lebensfunktionen geschmälert, geschwächt, erschöpft. Dies zeigt sich in kraftlosen, tief liegenden Pulsen, der Zungenkörper ist blass und geschrumpft, die Stimme leise und undeutlich, der Körper abgemagert und von roter Hautfarbe. Fülle meint, dass die Kraft oder energetische Entgleisung eines Systems bedeutsam an Umfang gewonnen hat, also ins Pathologische gesteigert ist, das System überfüllend. Dies zeigt sich durch kraftvolle, hoch liegende Pulse. Der Zungenkörper ist füllig und intensiv gefärbt, die Stimme dröhnend und laut, die Körpermasse füllig. Fülle und Leere können sowohl die aktiven Energien Qi betreffen, als auch die struktiven Aspekte Blut und Bauenergie. Die Unterscheidung ist insbesondere in der Akupunktur wichtig, die Symptome können aber vermischt auftreten und darüber hinaus gilt es für den Fortgeschrittenen zwischen echter und unechter Fülle oder Leere zu unterscheiden, was sich auch für Hitze und Kälte sagen lässt. sacam, Dr. med. Klaus Buchholz / Dr. med. Verena Meier, 2013 6
Der Weg zur Diagnose Der rationale Weg zur chinesischen Diagnose erfolgt nach der Befunderhebung in 3 Schritten: Die erhobenen Daten werden nach den Acht Leitkriterien (ba gang) geordnet. Krankheit auslösende Agenzien müssen eruiert werden. Sodann werden die betroffenen Funktionskreise bzw. die betroffenen Leitbahnen ausfindig gemacht. Zur Diagnose Findung und Formulierung stehen uns zur Verfügung: Die 4 Diagnostischen Verfahren: Betrachtung (wang zhen) Befragung (wen zhen) Hören und Riechen (wen zhen) Betastung (Qie zhen) Die Normkonventionen, also Yin und Yang und die 5 Wandlungsphasen (Wu Xing) Die Diagnose kann aus den erhobenen Befunden hergeleitet und in den Normkonventionen formuliert werden. Daraus ergibt sich dann die Anleitung zur Therapie, das Therapieprinzip. Die Wahl des Therapie Verfahrens legt der Therapeut/die Therapeutin nach Erfahrung und Können fest und achtet darauf welche Methode am Geeignetsten ist. Beispiel einer Diagnose: aufsteigendes Leber Yang bei Blut Schwäche infolge Ostwindes (Migräne bei Bise) Daraus leitet sich das Therapieprinzip folgerichtig ab, nämlich: Stärkung des Blutes, absenken des Leber Yang. (Siehe hierzu insbesondere auch die Vorlesungen über Diagnostik 1-3) sacam, Dr. med. Klaus Buchholz / Dr. med. Verena Meier, 2013 7