Qualifizierung für Pädagoginnen: Sprachbildung 0-3 Nicola Böcker Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Fachhochschule Koblenz im Projekt Bewegung in der frühen Kindheit (BiK)
Praxis 2 Guten Morgen (zitiert nach Dagmar Röhm) Gu- klatschen Was Schritt nach rechts ten klatschen machst überkreuzen links (vorne) Mor- schnipsen du überkreuzen rechts (hinten) gen schnipsen bis Schritt nach links Gu- klatschen um überkreuzen rechts (vorne) ten klatschen acht überkreuzen links (hinten) Mor- schnipsen Singen Hände trommeln auf den Beinen aufwärts gen schnipsen tanzen Hände trommeln auf den Beinen aufwärts Bin klatschen spielen Hände trommeln auf den Beinen aufwärts schon klatschen lachen Hände trommeln auf den Beinen aufwärts lange Hände reiben bis es 2x klatschen aufgewacht Hände reiben kracht Springen + Arme anwinkeln + Hände zu Faust ballen Ho und Ha Spiel
3 Auswertung Welche Aspekte aus dem Bereich Bewegung lassen sich beobachten? Welche Aspekte aus dem Bereich Sprache lassen sich beobachten?
Motorische Entwicklung Das erste Lebensjahr - Selbstaufrichtung Phase der ungerichteten Massenbewegungen Phase der Aneignung erster koordinierter Bewegungen 1. Entwicklung des Greifens 2. Vorgang des Aufrichtens 3. Aneignung der ersten selbstständigen Fortbewegungen
Greifen/Hantieren Der Säugling entwickelt eine Vorstellung von der Lage der Hände im Raum. nutzt seine Finger + Hände als Wahrnehmungsinstrumente. ergreift die Gegenstände gezielt und beschäftigt sich intensiv damit. erlernt die Planung von Handbewegungen (Handlungen). greift Gegenstände mit den Fingerspitzen und später im Pinzettengriff. sammelt differenzierte Wahrnehmungserfahrungen (schwer/leicht, etc.) und bezieht diese aufeinander. erlernt das bewusste Greifen + Loslassen von Gegenständen. erlernt das unkoordinierte Wegwerfen von Gegenständen.
Aufrichten/Fortbewegung Der Säugling vollzieht die Entwicklung hin zum aufrechten Gang von Geburt an. kann seinen Kopf früh kontrollieren und hebt ihn in der Bauchlage leicht an. führt Drehbewegungen von der Bauch- in die Rückenlage (und später umgekehrt) aus. sitzt frei (ca. ab dem 8. Monat). robbt, kriecht und krabbelt. hält im Stand die Balance. kann sich eigenständig aufrichten und unternimmt erste Gehversuche (an Möbeln entlang, etc.).
7 Das zweite/dritte Lebensjahr Kinder entdecken ihren Körper und ihre Umwelt selbsttätig. Sie eignen sich koordinierte Bewegungen an: Greifen, Kriechen, Krabbeln, Stehen, Gehen, Steigen, Rollen, Hüpfen, Purzeln, Balancieren, zufälliges Fangen, auf einem Bein stehen, Laufen, Hüpfen, Klettern, Niederspringen, Springen, Heben, Tragen, Treppen steigen, Werfen, etc. eignen sich die dingliche Umwelt an: Aufreihen, Sortieren, Sammeln, Stapeln, Aufheben, Drücken, Ziehen, Rollen, Werfen, Ineinanderstecken, Füllen und Umfüllen, etc. bewegen sich im Raum und sammeln dabei vielfältige Erfahrungen. erkunden Beziehungs- und Verständigungsmöglichkeiten mit anderen und erfahren die Resonanz auf ihr Handeln.
8 1. Lebensjahr Erforschen des/der eigenen Körpers/Gegenstände mit allen Sinnen Verbinden der unterschiedlichen Informationen und Bezugnahme auf ein Objekt Verbinden von eigenen Erfahrungen mit sprachlicher Beschreibung der Bezugspersonen (Ende 1. Lj.) 2. Lebensjahr: Aufbau von Vorstellungen (Gegenstände/ Bild von sich selbst ) ein/e Objekt/Person ist auch dann noch da, wenn man es/sie nicht mehr sieht ermöglicht die Kommunikation über die Vorstellung Ab 3. Lebensjahr: Wortschatzerweiterung und Grammatikentwicklung stehen im Mittelpunkt
9 1. Von der Lust auf Bewegung zur Wirkung durch Bewegung Gestik, Mimik, Gebärden Körpersprache erst nach der sinnvollen körperlichen Erforschung von Dingen erfolgt die sprachliche Begleitung durch die Kinder 2. Von der Exploration mit der Stimme zur Wirkung durch die Sprache Füllen der Worte mit eigenen/selbst gesammelten Erfahrungen Vgl. Zimmer, Renate: Bildung durch Bewegung Bewegung in der Bildung in: motorik; 3. Jahrgang. Band 1, Hofmann Verlag, Schorndorf März 2007
Der Unterschied zwischen Wörter und Begriffen 10
Motorische Entwicklung - Sprachentwicklung Relevanz für sprachliche Aneignungsprozesse Bewegung + Wahrnehmung sind die Basis der menschlichen Entwicklung Bewegung beeinflusst die kognitive, emotionale und soziale Entwicklung. stimuliert die neuronalen Zentren im Gehirn (Aufbau bzw. Verstärkung von Nervenverbindungen). Grundlage für abstrakte und symbolische Denkprozesse Sprache erweitert den Handlungsspielraum der Kleinkinder. ermöglicht es, in der Interaktion erste Selbstwirksamkeitserfahrungen zu sammeln.
Der Zusammenhang von Bewegung und Sprache 12
13 Sprachbereiche und ihre Bedeutung in der Bewegung (vgl. DJI Kinder-Sprache stärken!) Wörter und ihre Bedeutung Laute und Prosodie Kommunikation Grammatik Kognition
14 Sprachbereiche und ihre Bedeutung in der Bewegung (vgl. DJI Kinder-Sprache stärken!) Laute und Prosodie lautliche Untermalung von spontanen Bewegungshandlungen geplante Bewegungsangebote z.b. Reim-, Sing-, Kreis-, Finger- und Kniereiterspiele Mehrsprachigkeit: Spiele, mit relevanten Schwerpunkten auswählen (auditive Wahrnehmung)
Noch zu: Reime, Verse, Abzählspiele 15
Sprachbereiche und ihre Bedeutung in der Bewegung (vgl. DJI Kinder-Sprache stärken!) Wörter und Ihre Bedeutungen Erste Worte sind mit Bedeutungen gefüllt, die Kinder selbst erfahren haben. Substantive, mit denen sie sich auseinandergesetzt haben (Ball, Tuch, ). Handlungsverben (gehen, machen, essen, etc.). relationale Wörter (da, auf, ab, etc.)
17 Sprachbereiche und ihre Bedeutung in der Bewegung (vgl. DJI Kinder-Sprache stärken!) Wörter und Ihre Bedeutungen Bewegungshandlungen ermöglichen ein sinnvolles Erleben z.b. von - Substantiven/Fachbegriffen (Ball, Matte, Bank, Hand, Fuß, etc.) - Präpositionen (auf, neben, unter, etc.) - Adjektiven (glatt, rau, rund, eckig, etc.) - Verben (gehen, kriechen, essen, etc.) - Personenbezeichnungen (mein, dein, ich, du) - Raumrichtungen (oben, unten, etc.) Mehrsprachigkeit: Wortschatz fördern (z.b. Wortfeld Körperteile)
18 Sprachbereiche und ihre Bedeutung in der Bewegung (vgl. DJI Kinder-Sprache stärken!) Grammatik in Bewegungsspielen werden z.b. komplexe grammatikalische Strukturen handelnd erprobt Bewegungsspiele ermöglichen das aufmerksame Verfolgen von (längeren) sprachlichen Sequenzen Bewegungsanlässe werden zu Sprachanlässen Mehrsprachigkeit: Bewegungsanlässe schaffen, in denen z.b. die Verbzweitstellung einen sprachlichen Schwerpunkt bildet Kognition Symbolspiel: Sprache als Zauberstab, um Situationen umzudeuten (so tun, als ob ) Spielidee Anregung der Vorstellungskraft/Fantasie durch Sprache und Bewegungshandlung z.b. Puppen-, Theater- und Rollenspiel
Die Bedeutung des Spiels 19
20 Sprachbereiche und ihre Bedeutung in der Bewegung (vgl. DJI Kinder-Sprache stärken!) Kommunikation Bewegung ermöglicht es den Kindern, untereinander und mit der Bezugsperson in den Dialog zu kommen Sprache wird zum Inhalt des Spiels und damit der Bewegung z.b. Aushandeln von Spielregeln und Spielhandlungen, Planung in der Bewegungsbaustelle
21 1. aus der Bewegung heraus zur Sprache kommen Bewegung steht im Vordergrund z.b. Rhythmisieren von Bewegungsabläufen: surren, brummen bzw. Lautbildungen wie Hui-hui-hui, bum - bum 2. Bewegungsaktivitäten, bei denen Sprache eine wichtige Rolle spielt Bewegung und Sprache sind gleichrangig z.b. Bewegungslieder, regelgeleitete Spiele 3. über Bewegungsaktivitäten ins Gespräch kommen Sprache steht im Vordergrund z.b. gemeinsames Planen einer Bewegungslandschaft, Reflexion einer Bewegungshandlung, bewegte Bilder als Sprachanlass
22 Sprachförderung in Bewegung alltagsintegrierend stärkend handlungsorientiert
23 Filmbeispiel - Reflexionsbögen Blätter
24 Literatur Böcker, Nicola: Bewegungsentwicklung bei Kindern von 0 3 Jahren in ihrer Relevanz für sprachliche Aneignungsprozesse, Expertise Deutsches Jugendinstitut, München 2010 Dornes, Martin: Der kompetente Säugling: Die präverbale Entwicklung des Menschen. Geist und Psyche., Fischer, Frankfurt 1994 Flitner, Andreas: Spielen Lernen. Praxis und Deutung des Kinderspiels, Beltz Verlag, München 1996 Kálló, Éva, Balog, Györgyi: Von den Anfängen des freien Spiels, Pikler Gesellschaft Berlin, Berlin 2008 Largo, Remo H.: Kinderjahre. Die Individualität des Kindes als erzieherische Herausforderung, Piper Verlag, München 1999 Strub, Ute, Tardos, Anna (Hrsg.): Im Dialog mit dem Säugling, Pikler Gesellschaft Berlin, Berlin 2006 Zimmer, Renate: Bildung durch Bewegung Bewegung in der Bildung in: motorik; 3. Jahrgang. Band 1, Hofmann Verlag, Schorndorf März 2007 Filme AV1 Pädagogik-Filme: Wie Kinder zu(m) Wort kommen Sprachförderung im Alltag, 2012, www.paedagogikfilme.de Beins, Hans Jürgen: Das große kecke Zeitungsblatt - Bewegen, Spielen und Lernen mit Alltagsmaterialien, Verlag modernes lernen borgmann publishing, 2006
Diskussion/Rückfragen 25
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